DENKSCHEMA (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

DENKSCHEMA soll hier die Bezeichnung sein für eine Art und Weise der Denkens, wie sie in einer bestimmten Zeit (oder eine "zeitbedingten Atmosphäre") glaubwürdig oder akzeptabel erscheint, ohne daß sie im Grunde auch wirklich der Plausibilität entspricht (ausgenommen derjenigen in der betreffenden Zeit).

Obwohl Denkschemata nur zu oft nichts mit Folgerichtgkeit (Logik) zu tun haben und auch keiner wirklichen Überprüfung in der Praxis standhalten, prägen sie trotzdem unser Leben.

Die wichtigste Rolle spielen sie in den Dingen der Religion und der Philosophie, in (veräußerlichter) Moral (siehe Sitte und Anstand) und in Erziehung, in unserem Männlichkeits- und Weiblichkeitsbild, in unseren Illusionen und Lebenskonzepten.

Wir haben zwar als Kinder nur zu oft zunächst mit diesen eher offiziellen Denkschemata unsere Schwierigkeiten, denn Kinder sprechen eher auf Folgerichtigkeiten und auf Plausibilitäten an. Doch hat erst einmal die entsprechende kulturbedingte Gehirnwäsche stattgefunden und wir haben sie sozusagen als Gewissen verinnerlicht, entwickeln wir mit zunehmenden Alter immer stärkere Ängste, wenn sie in Frage gestellt werden, und das beginnt bisweilen noch vor der Pubertät. Viele Denkschemata lassen sich überhaupt nicht mehr verändern, zumal sie eine unentwirrbare Mischung mit durchaus Plausiblem eingegangen sind, sie bilden dann die Grundlage von Mauern in den Köpfen.

So entspricht heute dem Denkschema vieler Menschen, an die Unterteilung der Welt nach gut und böse (siehe Dualismus), an Horoskope und an Wunder zu glauben und an die moralfördernde Wirkung der (Sexual-)Scham und an die Wirksamkeit von Talismanen oder an ein Leben nach dem Tod - obwohl das alles auch heute schon oft genug mehr oder weniger keinesfalls plausibel ist. Es paßt jedoch einfach in unsere Zeit, an so etwas zu glauben, und alle diejenigen, die an so etwas glauben, würden auch die Ergebnisse jeder ernsthaften Überprüfung nicht akzeptieren, sofern sie dem widersprechen, was sie glauben. Unter dem Gesichtspunkt von solchen Denkschemata müssen wir auch viele der Berichte der Bibel, die uns heute unsinnig erscheinen, bedenken! Es paßte durchaus in das Denkschema der Menschen zur Entstehungszeit der Bibel, nicht nur an Wunder und Weiterleben nach dem Tod, sondern auch an Jungfrauengeburt und Auferstehung, an eine Schöpfung der Welt in sieben Tagen zu glauben und auch daran, daß die Welt eine Scheibe ist. Für unser heutiges Denkschema nun ist gerade der Glaube an eine Jungfrauengeburt oder daran, daß die Welt eine Scheibe ist, absolut unvorstellbar. Der Grund dafür ist, daß von Kind an heutzutage jeder Mensch einfach hier ein zu großes Detailwissen hat: Wir wachsen sozusagen mit einem Globus im Kinderzimmer auf und auch mit den Kenntnissen von der Funktion von Eizelle und Samenzelle.

Wir müssen uns immer vergegenwärtigen: Die Bibel konnte vor zweitausend und mehr Jahren alle diese Dinge von Jungfrauengeburt, aber auch von Auferstehung und Himmelfahrt nur deswegen aufgreifen, weil sie damals zu den Denkschemata der Menschen gehörten. Hätte so etwas nämlich damals nicht gepaßt, so hätte man das auch schon früher nicht geglaubt, selbst wenn es wirklich geschehen wäre!

Unser Problem heute ist, daß wir bei Berichten aus alter Zeit hinter dem, was für uns nicht mehr in unser Denkschema paßt, das zeitlose Anliegen herausfinden, das auch für uns noch von Bedeutung ist (siehe Wörtlichnahme). (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)