MÄNNLICHKEIT (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Die MÄNNLICHKEIT eines Mannes zeigt sich wie auch die Weiblichkeit eines Mädchens oder einer Frau in zwei ziemlich entgegengesetzten Erscheinungsformen. Wenn schon problematisch ist, was angeblich ein Mann oder ein Junge tun oder nicht tun darf (kochen, putzen, Kinder pflegen, doch auch nicht Gefühle zeigen wie Trauer oder Liebe), so scheint es geradezu ausweglos zu werden, wenn es um männliches Verhalten gegenüber Frauen geht.

Gibt es wirklich keine Alternative zu dem, wie da eine Mutter ihrer Tochter die Situation darstellt: "Du hast im Endeffekt zwei Möglichkeiten, entweder du wählst dir einen Mann aus, der treu und brav ist, dann ist er aber auch langweilig, oder du bekommst einen Mann, der interessant ist, doch der wird dann auch bisweilen untreu werden (siehe Seitensprung)!" 

Vermutlich liegt die Ursache für diese Zwickmühlensituation in einer grundsätzlich falschen Vorstellung von Männlichkeit, die wir selbst haben und zu der wir auch unsere jungen Menschen erziehen.

Zunächst mag dabei nichts auffällig Negatives sein, doch bei näherem Hinsehen müssen wir wohl unterscheiden:

1. Negatives Männlichkeitsbild: Der Macho.

Offenkundiges Imponiergehabe mag zwar verpönt sein, fällt jedoch mit Sicherheit noch oft genug auf fruchtbaren Boden, es scheint also noch immer ein Zeichen von Männlichkeit zu sein. Dahinter verbirgt sich die Einstellung, daß Frauen keine Verstandeswesen sind, sondern daß sie ihre letzten Entscheidungen aus dem Gefühl heraus treffen, daß "man" also auf ihr Gefühl wirken muß. Wenn dabei Liebe im Spiel ist, geht es grundsätzlich nie um Gefährtesein mit einem weiblichen gleichwertigen Partner, sondern um Eroberung und Bestätigung der eigenen Sexualität und um Macht, es handelt sich also eher um Verliebtheit. Frauen und Mädchen fördern nicht zuletzt noch dieses negative Bild von Männlichkeit, indem sie ganz einfach mitmachen und derartige Männer auch noch durch ihre Gunst belohnen (siehe Female Choice).

In der Praxis sieht das dann so aus, daß ein Mann schon fast unter Zwang steht, ein Mädchen oder eine Frau anzumachen (siehe Anmache) und es ihr dann auch ordentlich zeigen zu müssen, daß er ein richtiger Mann ist: Entweder er erreicht recht bald (außerehelichen) Geschlechtsverkehr oder er hat - wie bei uns eher früher und bei anderen Völkern heute noch manchmal üblich - in der Hochzeitsnacht da seine Pflicht zu erfüllen, gleichgültig ob er dabei der Partnerin seelischen oder körperlichen Schaden zufügt. In jedem Fall werden solche Schädigungen stets nur als Kavaliersdelikt eingestuft. Wenn er dagegen eine sich bietende Gelegenheit zu einem Abenteuer nicht richtig nutzt oder besser ausnutzt, glaubt er selbst, in den Verruf zu kommen, entweder als impotent (siehe Impotenz) oder als homosexuell (siehe Homosexualität) zu gelten. Denn nach dem negativen Männlichkeitsbild liegt es ja angeblich in der Natur des Mannes, daß er den Geschlechtsverkehr im Grunde immer und mit jeder für ihn attraktiven Frau will und wenn er das nicht will, ist er eben kein richtiger Mann.

2. Positives Männlichkeitsbild: Der Kamerad.

Ein Mann mit einem solchem inneren Bild kümmert sich nur am Rande darum, wie angeblich ein richtiger Mann zu sein hat, und er lehnt vor allem alle Allüren ab, die in irgendeiner Weise wirklich sittlichen Normen widersprechen (siehe Zehn Gebote). Seine Moral ist die im Sinn von Sittlichkeit und nicht von Sittsamkeit. Bei seiner Vorstellung von Männlichkeit orientiert er sich durchaus daran, was eine wirklich positive Weiblichkeit ausmacht. So ist für ihn etwa Kennzeichen eines positiven Weiblichkeitsbildes, wenn Mädchen und Frauen bei ihrem Umgang mit Männern erst einmal wirkliche Kameraden und Gefährten sein wollen und suchen und dabei sicher gehen wollen, daß sie schließlich nicht doch noch angemacht werden und reinfallen. Somit gibt er ihnen auch ausgiebig Gelegenheit, sich selbst gut und gründlich in aller Freiheit und Offenheit kennenzulernen und vermeidet alle Überrumplungen.

Von Männern mit negativem Männlichkeitsbild unterscheidet er sich dabei durch eine entgegengesetzte Verhaltensweise: Um nicht bewußt oder unbewußt zu manipulieren und somit unfairen Druck auszuüben, hat er sich im Hinblick auf Enthaltsamkeit absolut unter Kontrolle und so weiß er auch, wie sie zu leben ist. Ihm ist einfach Verläßlichkeit und Freiheit und Ehre und Kameradschaft wichtiger als ein kurzes Abenteuer. Und das hält er dann auch durch, selbst wenn ein Partner einmal andere Vorstellungen haben sollte.

Zu einem positiven Männlichkeitsbild gehören nun einmal auch Ansprüche! Es kommt nur darauf an, welche.

Zu seinem Lebenskonzept von Ritterlichkeit und Ehre gehört dann allerdings auch, daß er seine eigenen Vorstellungen von Liebe und Moral leben und durchhalten möchte. Er stellt daher auch Ansprüche und möchte sich seine Vorstellungen nicht von Mädchen und Frauen durchkreuzen lassen, die kein solches Konzept haben oder denen menschliche Werte erst wieder einfallen, wenn sie mit ihrer Konzeptlosigkeit reingefallen sind. Schließlich fordert er ja nur von anderen, an was er sich auch selbst hält. Und so nimmt er offene oder versteckte Angebote zu Affären gar nicht erst wahr und vermeidet auch geschickt, dabei jemanden aus moralischer Eingebildetheit heraus vor den Kopf zu stoßen. Ihn ficht es auch nicht an, wenn deswegen andere bei ihm irgendwelche Fehlveranlagungen vermuten, schließlich wird er durch die eindeutigen Vorschriften der Zehn Gebote bestärkt, daß nicht er es ist, der hier falsch denkt und handelt, sondern seine Kritiker.                 

Somit ist das Verhalten eines Mannes mit positivem Männnlichkeitsbild keinesfalls nur von aufopfernder Nächstenliebe und Verantwortlichkeit anderen gegenüber bestimmt, weil er etwa die Folgen eines Liebensbeweises für ein Mädchen überschaut und so etwas daher ablehnt, sondern nicht zuletzt auch von einem handfesten gesunden Egoismus. Denn es geht es ihm durchaus darum, nicht einmal selbst reinzufallen und an die Falsche zu geraten. Nicht zuletzt möchte er sich auch nicht seine eigene Unbefangenheit verderben lassen, aus der heraus er sozusagen ohne irgendwelche Wiederholungs-Zwänge zu sexuellen Abenteuern erst einmal selbst ehrliche Kameradschaft im Umgang mit Mädchen erleben will. Dabei genießt er auch durchaus die erlaubten Früchte seiner eigenen bewußten Enthaltsamkeit und Unbefangenheit und ist durchaus aufgeschlossen für Freude an unschuldiger Sexualität (siehe auch Gandhi-Methode oder  Tantrismus) und läßt damit erkennen, daß Interessantheit und Moral durchaus miteinander zu verbinden sind. Denn neben dem Spaß, den das Erlebnis unschuldiger Sexualität bringt, sind ja derartige Erfahrungen sowohl für ihn wie für seine Partnerin(-nen) sinnvoll, um zu ermessen, was Grenzerfahrungen sind, und wer wirklich für eine beglückende immerwährende leibseelische Bindung infrage kommt, die dann auch mitnichten langweilig ist. Vollenete Tatsachen außerhalb einer vernünftigen Reihenfolge würden bei alledem die ganzen Bemühungen nur zur Farce machen...

Es ist schon merkwürdig, wie viele Zeitgenossen, die sich für gläubige Christen halten, weil sie etwa eine unverständliche Dogmatik wie die von einer Auferstehung oder einer Jungfrauengeburt glauben und verteidigen, gerade im Hinblick auf ihr Männlichkeitsbild die eindeutigen Verstöße gegen die Zehn Gebote mit bisweilen hahnebüchenen Rationalisierungen akzeptieren und auch noch dazu ermuntern. Sie lassen damit durchblicken, daß sie einerseits diese Gebote wohl auch bei sich selbst nicht so genau nehmen und daß ihr Christentum längst nur noch wie eine dünne Tünche ist, unter der sich eine typische patriarchalische Religion verbirgt (siehe Patriarchat), die rein gar nichts mit wirklichem christlichen Glauben zu tun hat. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)