PUBERTÄT (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Die PUBERTÄT (lat. Mannbarkeit) oder Geschlechtsreife ist ein Abschnitt des Jugendalters, der als die Reifezeit des Heranwachsenden bezeichnet werden kann. In dieser Zeit erreichen die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane ihre volle Funktionstüchtigkeit; dadurch werden auch weitere Geschlechtsmerkmale von Junge (Bartwuchs) und Mädchen (Brust) beeinflußt. Diese Entwicklung beginnt meist mit dem 10. Lebensjahr und dauert mehrere Jahre. Das äußere Zeichen der Geschlechtsreife ist das Auftreten der ersten Menstruation beim Mädchen und der erstem Ejakulation beim Jungen.

Neben der biologisch-körperlichen Veränderung des jungen Menschen hat die Pubertät vor allem auch noch eine entscheidende seelisch-geistige Bedeutung. Wir müssen uns diese etwa so vorstellen wie den Backprozess beim Backen eines Kuchens: Damit wird alles das, was vorher an unterschiedlichsten Zutaten zusammengekommen ist und vermengt wurde, zu einer neuen Einheit fest verbacken.
Anmerkung hierzu im April 2020: Ich bezweifle inzwischen diese These, die ich vor vielleicht vor 30 entwickelt habe. Heute würde ich das so sehen, dass es im Menschen Ideen oder gar Träume von Verhaltensweisen gibt, die von der jeweiligen Kultur verschüttet werden, also nicht gelebt werden können. Doch diese Verhaltnsweisen sind immer noch latent vorhanden. Ich denke etwa an die Freude an paradiesischer Nacktheit. Es muss nur die passende Situation da sein und der richtige Auslöser kommen. Daher ist das Folgende mit Vorsicht zu lesen!

Und so wenig sich dieser Prozess bei einem gesunden Menschen aufhalten lässt, so wenig kann auch beliebig noch etwas hinzugefügt werden, wenn der Prozess erst einmal an- und vor allem abgelaufen ist.

Konkret bedeutet das: Wenn junge Leute vor ihrer Pubertät in einer Scheinwelt lebten, wenn sie die Moral mit Leibfeindlichkeit und Verklemmtheit und Ängsten und Zwängen wie Scham und Tabus oder auch mit gar nichts zu verbinden lernten statt mit Realitätsbewusstsein und den sich daraus ergebenden Strategien, dann hat sich daraus eben ihre Moral gebildet und sie werden in und nach der Pubertät kaum mehr für lebensnähere Lebenskonzepte zu begeistern sein.

Da wir nun als Erzieher den Zeitpunkt des Verbackens nicht in unserer Verfügungsgewalt haben, weil er von Hormonen abhängig ist, müssen alle "Zutaten" dazu vorher im Menschen vorhanden sein" Und dazu gehören nun einmal vor allem gerade die entsprechenden Informationen (nicht nur im Hinblick auf die Anatomie sondern vor allem auch auf Menschenkenntnis) und die Freiheit von irrationalen Ängsten. Sicher, dass dies erreicht ist, können wir nur sein, wenn den jungen Menschen schon vorher wirkliche Moral und wirklicher christlicher Glauben ganz offensichtlich auch wirklich Spaß machen, sie also regelrecht scharf auf das Erlebnis einer Phase der Ästhetik mit einer richtigen Reihenfolge sind! Von den typischen Kennzeichen für eine Sklavenmoral darf einfach nichts mehr zu erkennen sein, und dessen kann man sich nur sicher sein, wenn sie auch schon vorher danach leben. Natürlich muss das alles in der Kindheit anfangen, hier werden die Weichen gestellt - siehe Kind und Sexualität.

Ein anderes Beispiel für die Wichtigkeit des Vorbereitetseins auf die Situation - solange noch Zeit ist (siehe Kairos, der rechte Zeitpunkt) - ist das der Soldaten, die ja auch nicht ohne vernünftige Ausbildung in die Schlacht geworfen werden sollten.

Die jungen Menschen da mit irgendwelchen Tabus, und seien sie noch so "normal", abzuspeisen und ansonsten im Grunde ahnungslos zu belassen, ist eine "Manipulation durch Auslassen". Und das ist gewiss genauso verantwortungslos, wie einem jungen Menschen eine Waffe zu geben und ihm nicht auch mit aller nur erdenklicher Mühe und Sorgfalt beizubringen, wie er damit umzugehen hat und welche Folgen sich aus einer falschen Benutzung ergeben.

Leider wird auch heute immer wieder noch dieser günstige Zeitpunkt versäumt und die jungen Menschen werden in einer unwirklichen Scheinwelt belassen. Die inzwischen immer mehr in die Kritik geratende Tiefenpsychologie hat solcher Konzeptlosigkeit auch in neuerer Zeit Vorschub geleistet mit der Auffassung von der Wichtigkeit einer unbeschwerten Kindheit für das spätere Leben, egal wie gut oder schlecht es schließlich gemeistert wird. (Nach den Regeln der Menschenkenntnis lässt das natürlich auf diejenigen schließen, die so denken und reden...)

Und was ist, wenn der günstige Zeitpunkt versäumt wurde, wenn junge Menschen in der Pubertät sind und offensichtlich "ver-rückt spielen"? In manchen Kulturen werden Mädchen beschnitten (siehe Beschneidung), damit genau solche Ver-rücktheit nicht passiert, und bei uns wurden sie früher bisweilen eingesperrt und streng bewacht - doch das alles ist bei uns heute unmöglich. Sinnvoll könnte ein positiver Gruppeneffekt, wenn es Kameraden mit anderen Einstellungen gibt, denen der junge Mensch vertraut und die ihn mitreißen. Ideal wäre natürlich vor allem der Fall, dass der junge Mensch bei seiner ersten Verliebtheit (für wirkliche Liebe wird er ja gar nicht empfänglich sein, denn die braucht ja gerade das Konzept, das nicht vorhanden ist) auf einen Menschen stößt, der schonend das Versäumte nachholt. Doch wird es einen solchen selbstlosen “Nachholer” überhaupt geben und wird der junge Mensch für ihn auch noch offen sein?

Pubertät und Scham

Immer wieder wird mir erzählt, dass junge Menschen als Kinder ganz offen und frei waren und auch keine Probleme mit der Nacktheit hatten, doch als dann die Pubertät kam, dann fingen sie an, sich zu schämen, sie brauchten auf einmal Badeanzüge und schlossen sich im Badezimmer ein... Und als Begründung dient, dass das offenbar ganz natürlich und normal sei. Ich kann mich natürlich mit einer solchen Begründung nicht abfinden, schließlich haben einerseits bei den Naturvölkern in den warmen Ländern die jungen Menschen diese Probleme nicht und dann wäre es doch andererseits auch wieder normal, wenn die jungen Menschen stolz "zeigen", wie sie jetzt erwachsen werden (was sie ja schon immer wollten) und was sich bei ihnen verändert.

Der Grund für die Scham in der Pubertät ist also vermutlich der, dass die jungen Menschen jetzt auf einmal Bedarf nach einer Moral haben (also ein Gefühl für die "hohe Liebe" und für Partnerschaft und Treue bekommen) - und da sie aber keine richtige haben, nehmen sie eben die Ersatz- oder Scheinmoral der Scham. Das würde heißen: Wenn wir ihnen eine richtige Moral der Menschenkenntnis mit den entsprechenden Informationen beibringen, dann würde sich das  mit der Scham in der Pubertät von alleine erledigen! Packen wir´s also an!

Schauen Sie hierzu einmal in das Stichwort Sexualerziehung! Wenn Sie die nämlich sinnvoll machen, dann werden Sie staunen, wie gut Sie gerade mit Ihren pubertierenden Mädchen auf einmal reden können und viele Probleme sich von alleine lösen!

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)

Eine mögliche Lösung, wenn der Kairos verpasst wurde und alles schief zu laufen beginnt.

Hierzu sei auf einen Artikel in der WELT  "Sit-in gegen jugendliche Tyrannei" vom 30. September 2004 hingewiesen.

Eltern sollten mit gewaltlosem Widerstand reagieren - Kongress in Berlin

Dass Kinder schwach und schützenswert sind, weiß jeder Vater und jede Mutter. Doch in der Pubertät kann es umgekehrt sein: Eltern haben ihre beste Zeit schon hinter sich, Kinder sprühen vor Kampfgeist. Mittlerweile gibt es sogar Jugendliche, die ihre Familie tyrannisieren - bis hin zur körperlichen Gewalt. Die Eltern sind hilflos, resignieren oder biedern sich an, fürchten sich vor ihren Kindern. "Aber damit verwischen sie die Generationengrenzen", sagt der Familienpsychologe Haim Omer von der Universität Tel Aviv, "sie geben ihren Kindern keine Orientierung und verlieren ihre Präsenz als Eltern"...

Omer empfiehlt in seinem "Eltern-Coaching" eine erstaunliche Strategie: Sie basiert auf dem Prinzip des gewaltlosen Widerstandes von Mahatma Gandhi. Dabei lernen die Eltern in erster Linie, wie sie die Eskalation in der Familie verhindern. Bei einem so genannten Sit-in ist es zudem möglich, Eltern-Präsenz ohne Kontrollverlust zu praktizieren. Es ist eine Art "fürsorglicher Belagerung", bei der die Eltern sich - notfalls mehrere Tage hintereinander - für etwa eine Stunde in das Kinderzimmer setzen, um damit ihre Entschlossenheit zu zeigen, das problematische Verhalten ihres Kindes nicht mehr hinzunehmen - zum Beispiel gewalttätige Ausschreitungen. Sie machen deutlich, dass sie auf Vorschläge des Kindes warten, wie das Problem zu lösen ist. Es kann nicht ausweichen, wird aber auch nicht durch zu viele Worte so belagert, dass es sich als Verlierer fühlt. Selbst wenn ein solcher Vorschlag nicht kommt, zeigt sich in vielen Fällen, dass die elterliche Entschlossenheit und Präsenz eine konstruktive Änderung zur Folge hat, ohne dass viel geredet wird....

Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2004/09/30/339422.html.