MENSTRUATION (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Die MENSTRUATION (auch Periode, Regel oder Tage) ist die monatliche Blutung der geschlechtsreifen Frau. Sie hängt mit der Reifung und Abstoßung der unbefruchteten Eizelle zusammen. Die normale Menstruation dauert etwa drei bis sechs Tage an und weist einen Blutverlust von fünfzig bis achtzig Milliliter auf.

Wir müssen uns vorstellen, dass dieser Blutverlust von einer Art inneren Wunde herrührt und es daher nicht nur zu Krankheitsanzeichen, sondern auch zu Schmerzen kommen kann. Für manche Frauen und Mädchen ist das eine starke Belastung. Bis in die jüngste Vergangenheit und bisweilen auch heute noch wurde und wird die Menstruation und der damit verbundene Blutverlust als Zeichen der Minderwertigkeit der Frau angesehen, und Mädchen und Frauen hatten sich schon deswegen zu schämen.

Menstruation und Leibfeindlichkeit.

Eine Besucherin dieser Website (sie lehrt Sport und Geografie an einem Gymnasium in Süddeutschland) machte mich auf diesen Zusammenhang heute aufmerksam. Sie selbst hätte dank der "Basaltemperaturmethode" (siehe Zeitwahlmethode) inzwischen eine so gute Kenntnis ihres weiblichen Körpers, dass sie den Eisprung förmlich verspüre - und so ginge es auch anderen Frauen, die diese Methode anwendeten und mit denen sie Kontakt habe. Und sie genieße dieses Körpergefühl regelrecht. Doch ihre Schülerinnen hätten zu einer solchen natürlichen Körperkenntnis überhaupt keinen Zugang, sie würden alles in dieser Richtung mit ihren Pillen und Kondomen einfach zuschütten. Und sie würde es auch den jungen Leuten sagen, dass das doch Leibfeindlichkeit sei! (Und die Meinung von basisreligion dazu: Wenn Frauen und Mädchen merken, dass Männer und Jungen auf eine solche Leibfeindlichkeit der Frauen und Mädchen geradezu spekulieren, dann sollten sie doch endlich merken, woran sie bei denen sind! Mit Liebe und Sorge und Verantwortlichkeit hat das alles wohl nichts zu tun!)

Philosophie und Menstruation.

Überliefert ist, wie die alten Griechen die weiblichen Ausdünstungen "mit an Terror grenzender Panik" betrachteten. "Menstrualblut galt als lebensgefährlich. Man sagte ihm nach, dass nahezu alles, was hiermit in Berührung käme, zum Tode verdammt sei: Bienenstöcke sterben aus, Ameisen laufen davon, Hunde werden toll, Pferde abortieren, die Raute vertrocknet, der Nussbaum verliert seine Nüsse, Gurken und Kürbisse welken, Weinstöcke gehen ein, Setzlinge sterben ab, Gartenpflanzen verdorren, Obst fällt ab, der Most wird sauer, das Leinen schwarz, der Spiegel matt, das Messer stumpf, das Eisen rostig, das Elfenbein braun. Der Neuplatoniker (Anm.: also einer, der eine neuere Version der Philosophie Platos vertrat) Heraiskos gab vor, stets Kopfschmerzen zu bekommen, wenn er eine Menstruierende auch nur sprechen hörte. Priester und Opferdiener verloren ihre Amtsfähigkeit, wenn sie eine Menstruierende berührten.

Von den Wöchnerinnen in Altgriechenland glaubte das Patriarchat, sie seien genauso befleckt, wie jemand, der fremdes Blut vergossen oder einen Leichnam berührt hat. In Eleusis (Anm.: Wallfahrtsort zu einer Gottheit) blieben alle, die sich einer Wöchnerin genähert hatten, so lange von der Teilnahme an den Mysterien (Anm.: den Festspielen) ausgeschlossen, bis sie sich einer Reinigung unterzogen hatten. In Hesiods Werken und Tagen werden alle Männer davor gewarnt, sich in demselben Wasser zu waschen, das bereits von einer Frau benutzt wurde. Aus Inschriften erfahren wir, dass für eine Reihe von Tagen nach der Menstruation und der Entbindung keine Frau einen Tempel betreten durfte, und dann auch nur, nachdem sie sich durch ein Bad gereinigt hatte." (Ernest Borneman, Das Patriarchat, Fischer TM 3416, 1975/1981, S. 203)

Wer glaubt, dass dies alles Vergangenheit ist, der irrt! Wenn manche Leute heute noch behaupten, dass bei Menstruierenden die Dauerwellen nicht halten, dann kann das ja noch biologisch begründbar sein, doch warum die Gläserdeckel beim Einmachen nicht fest schließen oder die Sahne beim Schlagen nicht steif wird, wenn Menstruierende sich damit beschäftigen, dürfte in dieselbe Kategorie gehören wie die Verdächtigungen der alten Griechen. Oder gehen Sie einmal in den sehr sehenswerten Hindu-Tempel in Hamm-Uentrop (siehe Hinduismus), doch bitte nicht während Ihrer Menstruation, denn das ist ausdrücklich verboten (so steht es wenigstens auf Schildern, fragt sich nur, wie die das dort kontrollieren)! Ach ja, und die Chinesen glauben, dass Frauen, die sich während ihrer Menstruation ihre Hände in kalten Wasser waschen, krank werden, und die Vietnamesen meinen, dass eine Frau ihren Mann oder sonst wen verhexen kann, wenn sie ihm Menstrualblut ins Essen tut, überhaupt gibt es dort ganz schlimme Schimpfwörter in Verbindung mit dem Menstrualblut oder eben dem "schlechten" Blut...

Islam und Menstruation

Leider ist die Seite http://www.usc.edu/dept/MSA/fundamentals/hadithsunnah/bukhari/006.sbt.html#001.006.301 nur in Englisch, doch sie lohnt sich. Sie erfahren, wie auch heute noch die Frau im Islam mit Menstruation gleichgesetzt wird, und welches Ungeheuer sie daher ist - seit den Zeiten der alten Griechen hat sich nichts geändert...

Wie sich das Problem Menstruationsbeschwerden lösen lässt.

Gerade Mädchen sollten sich ihren Freund danach aussuchen, wie er mit ihrer Menstruation umgeht, ob sie mit ihm reden können oder ob sie gar Angst haben zu reden. Siehe unter "weibliche Sexualität"!

Anmerkung:

Dass offensichtlich nicht alles Quatsch ist, was mit geistigen Fähigkeiten und Menstruation zusammenhängt, sollte allerdings auch bedacht werden. Es gibt da eine Meldung von dpa (WELT vom 2. Mai 2003):

Räumliches Denken als Maß für weibliche Fruchtbarkeit?

Biologie: Wissenschaftler der Universität Bochum haben weiblichen Testpersonen jeweils auf dem Tiefst- und Höchststand der monatlich schwankenden Sexualhormone Aufgaben zum räumlichen Vorstellungsvermögen gestellt. Während des Tiefstands, also zur Zeit der Menstruation, schnitten die Frauen bei den Orientierungstests ähnlich gut ab wie Männer - auf dem Höchststand hingegen deutlich schlechter. Die Wissenschaftler fanden, dass die Fähigkeit räumlich zu denken mit dem Spiegel des Hormons Progesteron zusammenhängt und daher im Monatsrhythmus schwankt.  dpa
 

Doch jede falsche Interpretation bedeutet irrationale Ängste für die Frau - und Ängste auf der einen Seite bedeuten immer Macht auf der anderen Seite!

Jedenfalls ist eine Scham wegen der Menstruation nicht nur völlig überflüssig, sondern noch mehr eine Zumutung, da die Menstruation und der Blutverlust eine notwendige und natürliche Angelegenheit sind. Und Mädchen und Frauen sollten unbedingt gegen alle diejenigen Menschen und Ideologien, die eine solche natürliche Sache mit Ängsten verknüpfen, skeptisch sein. Denn Ängste gegenüber etwas Natürlichem sind immer erste Stufen für die Macht anderer und die Unterdrückung durch andere. Erst recht sollte sich ein Mädchen reiflich überlegen, ob für den Mann, den es sich als Partner aussucht, die Menstruation mit ihren Unannehmlichkeiten ein lästiges Übel ist oder ob er sie durch wirkliches Gefährtesein ganz allgemein und durch Fürsorge und Rückichtnahme insbesondere während ihrer unpässlichen Zeit und auch sonst ausreichend und ohne Übertreibung entschädigt. Und dann (und auch wenn man mit sich sonst im Klaren ist) kann die Menstruation für eine Frau oder für ein Mädchen nicht nur als erträglich, sondern sogar fast schon als beglückend empfunden werden: Sie fühlt sich so richtig als Frau. Siehe auch Hygiene. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)