RÜCKSICHTNAHME. Lange habe ich mit mir gerungen (wirklich!), inwieweit ich Dinge knallhart ansprechen kann, die manchen Menschen geschehen sind (siehe etwa Gespräch 2), unter denen sie leiden, und die man nicht mehr ändern kann. Ich bin hier wirklich in einem argen Dilemma. Wenn denen ihre Dummheit und Naivität voll bewußt wird, womit sie Einzigartiges in ihrem Leben "vergeudet" haben, nimmt man ihnen nicht die letzte Hoffnung, erleben sie dann nicht einen zerstörerischen Streß und werden sie dann nicht total verstört? Nehme ich den Menschen nicht den Sinn ihres Lebens? Doch zwangsläufig mußte ich irgendwann in meinem Religionsunterricht auch diese heiklen Dinge ansprechen. Es kam eben zu Diskussionen mit den jungen Leuten wie: "Das geht doch gar nicht, was Sie sagen, wenn man in jemanden verliebt ist, dann gibt es eben kein Halten mehr..." Und dann konnte ich doch nur darauf antworten: "Sehen Sie, so sind Sie doch gar nicht der Natur ausgeliefert, was wäre, wenn Sie etwa rechtzeitig (siehe Kairos) von dem Gespräch 2 gehört hätten, wenn Sie passende Lebenskonzepte hätten aufbauen können, wenn Sie Vorstellungen von einer Phase der Ästhetik gehabt und wenn Sie erst einmal ein solches Erlebnis angestrebt hätten? Hätte dann nicht alles anders laufen können? Die jungen Leute hatten offenbar keine Probleme... Und ich stellte fest, ich stieß keinesfalls auf verbissene Konfrontation, sondern auf Nachdenklichkeit und bisweilen sogar auf positive Resonanz: "Endlich mal einer, der sagt, was Sache ist...!" Es schien, als ob meine Schilderungen eine Art Befreiung waren... Eindrucksvoll war schließlich eine zustimmende Mail eines Besuchers von basisreligion (siehe auch Stichwort Beichte)
Tolle Seiten, die im Aufarbeiten "Moral" uns sehr geholfen haben. Wichtig ist also vor allem wohl keine sinnlose Herumwühlerei in den Enttäuschungen und Fehlern anderer mit dem Zweck, sie vor sich selbst und vor anderen zu blamieren, sondern Konzepte zu entwickeln, anderen zu helfen. Und wenn das geschieht und die Betreffenden diese Anbsicht merken, dann kommen sie auch mit Offenheit und Direktheit klar. Eine Rücksichtnahme auf etwaige Empfindlichkeiten ist also dann nicht notwendig. Einfacher ist natürlich alles bei Kindern, sie haben noch keine schlimmen Erfahrungen, hier braucht es also von vornherein überhaupt keine entspechende Rücksichtnahme zu geben! in Bearbeitung! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |