GLAUBENSBEKENNTNIS (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

GLAUBENSBEKENNTNIS. Die verschiedenen christlichen GLAUBENSBEKENNTNISSE sind im wesentlichen im vierten und fünften Jahrhundert entstandene Zusammenstellungen von Glaubensartikeln. Der Grund für die Entstehung der einzelnen Glaubensartikel war keinesfalls die Rückbesinnung auf den wirklichen oder den historischen Jesus, sondern eher die Auseinandersetzungen zwischen Christen aus dem griechischen und ägyptischen Kulturkreis mit dem letztlich von daher jeweils weitgehend übernommenen geistesgeschichtlichen Hintergrund. Dabei spielte der jüdische Hintergrund des historischen Jesus – und damit dann auch das Anliegen des historischen Jesus – überhaupt keine Rolle mehr. Wir können also sagen, dass sich unsere heutigen Glaubensbekenntnisse im wesentlichen auf den Jesus des Glaubens (oder den des Kerygmas) beziehen.

Ganz abgesehen davon, daß dieser Jesus der Glaubensbekenntnisse nicht der tatsächlich geschichtliche ist, widersprechen solches Bekenntnisse letztlich dem Gottesbild unseres christlichen Glaubens völlig. Es kommt für einen wirklichen Christen gewiß nicht darauf an, was er glaubt, sondern wie es bei ihm mit der Nachfolge Jesu steht, wie er also sein Leben zuverlässig nach der Botschaft Jesu ausrichtet. Die Christen, die in den ersten Jahrhunderten für ihren Glauben als Märtyrer gestorben sind, hatten die uns bekannten Glaubensbekenntnisse gewiß nicht im Kopf, doch sie waren ganze Christen! Vermutlich - oder besser gewiss! - hatten sie allerdings andere Vorstellungen vom christlichen Glauben als wir heute.

Und nicht zuletzt: Ob Christen sich ein geschnitztes Bild von Gott machen oder ein eher theoretisches Bild mit in Worten formulierten Vorstellungen von Gott in einem Glaubensbekenntnis, in jedem Fall sind solche Bilder Verstöße gegen die ersten drei Gebote der Zehn Gebote, nach denen ja alle Bilder von Gott verboten sind. So ist also auch unser christliches Glaubensbekenntnis ein Widerspruch in sich und im Grunde schwer sündhaft!

Seine Entstehung fällt demzufolge auch mit dem Verfall der Botschaft Jesu schon seit frühester christlicher Zeit durchaus auch unter dem Einfluß der leibfeindlichen Gnosis zusammen (siehe Dekadenz). Zumeist geht es in diesem Bekenntnis um Lehrformeln (oder besser Leerformeln) der Dogmatik, wie um Jungfrauengeburt, Auferstehung, Himmelfahrt, heiliger Geist. Es erübrigt sich also, das christliche Glaubensbekenntnis wörtlich zu nehmen. Sinnvollerweise sollten wir es als eine Übung zur lateinischen Sprache verwenden, damit wir diejenigen Wörter lernen, mit denen wir uns dann mit fremdländischen Menschen (auch Asylanten!) verständigen können, die ihrerseits dann auch mit dem Glaubenskenntnis so umgehen. So könnten wir ein Gemeinschaftsgefühl mit Menschen fremder Völker und Rassen entwickeln. Leider ist diese schönste und wichtigste Nebensache unseres Glaubensbekenntnisses nicht gesehen worden, als man vor Jahren die lateinische Kirchensprache weitgehend abgeschafft hat. Aber wir können ja wieder dazu zurückkehren!

Zur Zeit bleibt uns nichts anderes übrig, als das Glaubensbekenntnis als ein schönes Liebesgedicht an die Idee Jesu aufzufassen, allen Menschen weltweit zur Erfüllung ihrer Einheit von Leib und Seele zu verhelfen. Dazu paßt dann auch die wundervolle Musik zum lateinischen Glaubensbekenntnis von einigen unserer größten Komponisten, von Beethoven, Mozart, Haydn, Puccini, Weber, Gounod! Es reicht ja auch schon einmal, wenn wir uns eine CD oder eine Kassette anhören und den Text verfolgen - eine gute Anlage haben wir doch?

Und wenn es nun wirklich ein Glaubensbekenntnis sein soll, das sich am wirklichen Jesus orientiert – wie könnte das aussehen? Auf alle Fälle müsste das völlig anders sein als das, was wir so kennen! Sinnvoll wäre vielleicht, wenn es mit einem Hinweis beginnt, dass die Gläubigen ihre Mitmenschen wie der vermutlich wirkliche Jesus sehen (vielleicht kommt das dann auch darauf hinaus, wie die amerikanische Verfassung den Menschen sieht?). Und dann müsste kurz zusammengefasst werden, wofür der historische Jesus sich eingesetzt hat und wofür er gestorben ist und wie wir heute die Nachfolge Jesu gestalten.  

Hier also eine Idee, bei der es vor allem auch um das konkrete Anliegen Jesus geht, denn wenn das nicht erwähnt wird, dann wird gerade das nach der Methode Dünnbrettbohrer doch sehr schnell wieder vergessen:

„Ich glaube, dass alle Menschen gut geschaffen sind und von ihrem Schöpfer – oder auch von der Natur – , daß sie mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind und daß zu diesen Rechten das Leben, die Freiheit und das Streben nach Liebe gehören. Und nur in voller Freiheit können sie auch den Sinn der Gesetze Gottes erfassen und ihn leben.

Ich glaube, dass der wirkliche Jesus in einer Zeit, in der diese Rechte vor allem gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen, etwa gegenüber Frauen und Kindern, in unglaublich heuchlerischer und hartherziger Weise mit Füßen getreten wurden, in einzigartiger Weise die Initiative ergriffen hat und diesen Rechten wieder Geltung verschaffen wollte. Nicht zuletzt hatte er auch erkannt, dass im Grunde alle Menschen leiden, wenn ein wesentlicher Teil der Menschheit leidet, schließlich sind ja vernünftige Partnerschaften zwischen Mann und Frau mit wirklicher Zuneigung und Liebe unmöglich, wenn Frauen nicht anerkannt und Kinder nicht entsprechend informiert und erzogen werden.

Doch war sein Einsatz gegen die Verlogenheit und Verkommenheit nicht gefragt, weil der nämlich `die schöne scheinheilige und gleichzeitig kriminelle Gesellschaft´ seiner Zeit durcheinander gebracht hätte, und so wurde er mit einem Justizmord auf grausamste Weise beseitigt: er wurde gekreuzigt.

Doch geht die Sache Jesu damit erst richtig los! Unsere Aufgabe ist die Nachfolge Jesu, also dort weiterzumachen, wo er aufhören mußte, damit die bessere Welt, oder wie es Jesus ausdrückte, das Reich Gottes, was er begonnen hat und was immer noch nicht erreicht ist, schließlich doch noch Wirklichkeit wird. Und wir glauben fest, daß diese Wirklichkeit sehr bald möglich ist. Und der Weg dazu sind vor allem die `Spielregeln´ der Zehn Gebote. Wir bitten Gott, uns heiligen Geist zu senden, damit wir sie richtig in unser Leben umsetzen." (Wörterbuch von basisreligion)