MÄRTYRER (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Ob MÄRTYRER (bzw. deren Existenz) als Beweise für die Wahrheit eines Glaubens dienen können, ist mehr als fraglich. Es ehrt zwar Menschen, für ein hohes Ziel zu kämpfen und sogar dafür zu sterben, doch wofür sind nicht schon alles Menschen gestorben?

So wie alles Mögliche zum Sinn des Lebens werden kann, kann leider Gottes auch alles Mögliche zum Grund eines Märtyrertodes werden.

Also Vorsicht! Und schließlich dürften sich auch in sehr vielen anderen Religionen außer der christlichen Religion Martyrer finden lassen, wir kennen typische Märtyrer vor allem im Islam, jedoch muß man gerechterweise nicht selbst die Priester der Azteken und der Inkas als Märtyrer ansehen, die bei der Eroberung Südamerikas durch die christlichen Spanier umgebracht wurden?

Aber zumindest die ersten christlichen Märtyrer, vor allem die Apostel Jesu, sind sie nicht wenigstens sozusagen ganz konkrete Beweise für die Wirklichkeit der Existenz Jesu und vor allem für seine Auferstehung?

Auch hier Vorsicht! Es gibt noch andere Gründe, warum eine Nachfolge Jesu einen Sinn haben kann - außer der Hoffnung auf eine Auferstehung, wie sie im vordergründigen christlichen Glauben verstanden wird. Wenn wir den kriminologischen Ansatz bedenken, lohnt sich für eine größere Harmonie unter uns Menschen nicht auch ein Engagement gegen die Heuchelei und die Hartherzigkeit und für ein Leben in der Einheit von Leib und Seele, der auf einen Martyrertodes hinauslaufen könnte? Oder anders herum: Solange jemand nichts weiß von den Chancen einer phantastischen Liebe und Partnerschaft zwischen Mann und Frau, wird er sicher nicht dafür kämpfen und schon gar nicht dafür sterben, ja er wird vermutlich sogar die Prostitution oder auch das Leben in einem Kamasutra-Harem als durchaus akzeptable Alternative empfinden, das Leben zu gestalten, doch wenn er erst einmal eine konkrete Vorstellung davon hat, könnte es dann nicht auch möglich sein, dass er nach den Spielregeln von Alles oder Nichts das auch erreichen will? Und weil er das alleine ja nicht erreichen kann, dann wird er doch auch für eine allgemeine Verwirklichung kämpfen?

Eine zwar etwas meolodramatische und erbauliche Erzählung des Kirchenvaters Ambrosius (um 339 - 397) berichtet auch von den Hintergründen eines frühchristlichen Martyriums (zitiert nach "Bibliothek der Kirchenväter", Kösel, Kempten & München, 1917 S. 353ff). Von der heiligen Theodora, die um 305 in Alexandria gestorben sein soll, wird Ähnliches berichtet. Auch sie war (unter Kaiser Diokletion) dazu verurteilt worden, in einem Bordell zu arbeiten, und ist dann durch einen Mitchristen begreit worden, der dafür dann hingerichtet wurde. Es kann auch durchaus sein, dass es dieselbe Geschichte ist.

Von der antiochenischen Märtyrer-Jungfrau. Ihr Entschluß zur Jungfräulichkeit macht sie zum Opfer der Verfolgung. Ihrer Standhaftigkeit im Glauben folgt als Strafe die Prostitution. Ihre wunderbare Befreiung durch einen Krieger. Der beiden Wettstreit um die Märtyrerkrone. Beiden fällt sie zu.

22. Zu Antiochien lebte unlängst eine Jungfrau, die geflissentlich den Blicken der Öffentlichkeit sich entzog. Doch je mehr sie den Augen der Männerwelt aus dem Weg ging, umso mehr entfachte sie deren Lüsternheit. Doppelt heftig entbrennt ja das Verlangen nach einer Schönheit, von der man nur zu hören, nichts zu sehen bekommt, weil von einem zweifachen Stachel der Leidenscbaften geschürt, denn der Liebe und dem dar Neugier. Was weniger gefällt, springt  nicht ins Auge, was gefällt, wird to der Einbildung übertrieben, weil nicht das Auge als Richter nach Befund, sondern das verliebte Herz nach Wunsch darüber urteilt. Damit nun nicht länger lüsterne Gier sich mit der Hoffnung auf ihren Besitz nährte, entschloß sich die heilige Jungfrau für den Stand unversehrter Jungfräulichkeit. Doch damit dämpfte sie das Feuer (der Leidenschaft) in den Verruchten nur soweit, daß sie fürder nicht mehr, geliebt, wohl aber preisgegeben wurde.

23. Sieh, eine Verfolgung bricht los! Das Mädchen denkt nicht an Flucht, ist aber doch voll Bangen. Um nicht ein Opfer der Nachsteller ihrer Keuschheit zu werden, bereitete sie ihr Herz mit solcher Gottergebenheit zur Standhaftigkeit vor, daß sie den Tod nicht fürchtete, mit solcher Reinheit, daß sie ihn ersehnte. Der Tag, der mit der Siegeskrone winkt, bricht an. Alles steht in gespanntester Erwartung. Das Madchen wird vorgeführt, entschlossen für den zweifachen Kampf der Jungfräulichkeit wie des Glaubens. Doch da man sich überzeugt hatte von der Standhaftigkeit in ihrem Berufe, ihrer ängstlichen Beflissenheit für die Keuschheit, ihrer Entschlossenheit zu Martern, ihrem Erröten vor bloßen Blicken, begann man auszuklügeln, wie man ihr unter dem Schein der Keuschheit den Glauben nehmen könnte: hätte man erst die Hauptsache weggenommen, würde man auch das übrige wegnehmen können. Entweder, so heischen sie, die Jungfrau muß opfern, oder sie wird als Prostituierte einem öffentlichen Hause überwiesen. Wie muß die Gottesverehrung von Leuten beschaffen sein, die also verfahren? Oder wie das Leben derer, die also richten?

24. Da nun sprach die Jungfrau zu sich selbst, nicht als ob sie in ihrer religiösen Überzeugung irre wurde, sondern aus Besorgnis für ihre Keuschheit: Was tun? Ich stehe heute vor der Wahl: entweder Märtyrin oder Jungfrau! Eine der beiden Kronen auf unserem Haupte will man uns nicht gönnen. Doch wo der Urheber der Jungfräulichkeit verleugnet wird, kann selbst dem Namen nach von einer Jungfrau nicht die Rede sein. Wie denn Jungfrau, wenn man eine buhlerische Gottheit verehrt? Wie Jungfrau, wenn man ehebrecherische liebt? Wie Jungfrau, wenn man nach deren Liebe begehrt? Lieber noch die Jungfräulichkeit des Geistes denn des Fleisches. Beides ist, geht es an, ein Gut; geht es nicht an, mögen wir wenigstens, wenn nicht vor den Menschen, so doch vor Gott als keusch gelten. Auch Rachab war eine Buhlerin, fand aber, nachdem sie Gott geglaubt hatte, Heil. Auch Judith schmückte sich, um einem Wüstling zu gefallen; doch da sie dies um Gottes willen, nicht aus sinnlicher Liebe tat, hielt sie niemand für eine Ehebrecherin. Das Beispiel fügte sich trefflich. Denn wenn jene, welche sich um Gottes willen preisgab, sowohl ihre Reinheit wie ihr Vaterland rettete, werden vielleicht auch wir mit der Wahrung der Religion auch die Keuschheit wahren. Hätte Judith die Unversehrtheit höher stellen wollen als die Religion, würde sie mit dem Verluste des Vaterlandes auch die Unversehrtheit eingebüßt haben.

25. Durch solche Beispiele nun belehrt und zugleich im Geiste die Worte des Herrn festhaltend, worin er beteuerte: „Wer immer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden", fing sie zu weinen an und schwieg, daß kein Wüstling auch nur einen Laut von ihr vernähme. Nicht die Entehrung der Jungfräulichkeit wählte sie, sondern die Entehrung Christi wies sie ab. Urteilt selbst: war die imstande, den Leib zu schänden, die nicht einmal ein schändliches Wort über ihre Lippen brachte?

26. Schon längst errötet mein Wort und sträubt sich gleichsam, an den schandbaren Verlauf der folgenden Geschehnisse heranzutreten und ihn aufzuzeigen. Schließt das Ohr, Jungfrauen! Man führt das gottgeweihte Mädchen ins Haus der Schande. Doch nein, öffnet das Ohr, Jungfrauen! Christi Jungfrau kann wohl preisgegeben, kann aber nicht entehrt werden. Wo immer eine gottgeweihte Jungfrau ist, da ist Gottes Tempel. Die Stätten des Lasters nehmen der Keuschheit nicht den guten Ruf, vielmehr die Keuschheit der Stätte den schlechten Ruf.

27. Eine ungeheure Menge von Lüstlingen strömt zusammen ins Hurenhaus. Merket euch, heilige Jungfrauen, die Wunder der Märtyrer, merket euch nicht die Namen jener Stätten! Die Taube schließt man drinnen ein, die Habichte kreisen draußen; sie hadern sich, wer zuerst über die Beute herfallen soll. Jene indes erhebt ihre Hände zum Himmel, als wäre sie in ein Bethaus gekommen, nicht in ein Haus der Lust. Christus, so fleht sie, der Du dem jungfräulichen Daniel die wilden Löwen gebändigt hast, Du kannst auch den wilden Sinn der Menschen bändigen. Den chaldäischen Jünglingen taute das Feuer Kühlung. Den Juden staute sich die Flut kraft Deines Erbarmens, nicht kraft ihrer Natur. Susanna beugte schon das Knie zum Todesstreich und triumphierte über die Ehebrecher. Die Rechte verdorrte, die an Deines Tempels Weihegaben sich vergriff. Jetzt legt man an Deinen Tempel selbst Hand an. Dulde seine frevle Schändung nicht, der Du seine Beraubung nicht geduldet! Auch jetzt werde Dein Name gepriesen, daß ich als Jungfrau von hinnen gehe, die ich zur Entehrung gekommen bin.

28. Kaum hatte sie das Gebet geendet, sieh, da stürzte ein Mann, dem Aussehen nach ein Krieger, herein. Entsetzt wich die Menge vor ihm zurück. Wie entsetzte sich erst die Jungfrau vor ihm! Doch diese vergaß nicht, was sie gelesen. Auch Daniel, sagte sie sich, war gekommen, um Augenzeuge der Hinrichtung Susannas zu sein; und er allein befreite sie, während das Volk sie verurteilte. Auch in dieser Wolfsgestalt kann ein Schäflein sich bergen. Auch Christus hat seine Streiter, selbst Legionen hat er. Oder vielleicht auch trat ein Scherge ein. Fürchte nicht, Seele! Ein solcher pflegt Märtyrer zu machen. — O Jungfrau, dein Glaube hat dir geholfen!

29. „Fürchte dich nicht, Schwester," beschwichtigte sie der Krieger. „Als Bruder bin ich hierher gekommen, dein Leben zu retten, nicht zu nehmen. Hilf mir zum Heil, daß auch du heil hinwegkommst! Anscheinend ein Lüstling, kam ich herein, als Märtyrer werde ich, so du willst, weggehen. Laßt uns die Kleider vertauschen! Mir geziemen die deinigen, dir die meinigen, doch beide Christo. Dein Gewand wird mich zum wahren Streiter machen, das meinige dich zur Jungfrau. Für dich mag die Bekleidung gut sein, für mich besser die Entkleidung, daß der Verfolger mich erkenne. So nimm das Gewand: es berge das Weib! Reiche (das deinige): es weihe den Märtyrer ein! Wirf den Mantel um: er verheimliche den jungfräulichen Leib und bewahre dessen Unversehrtheit! Nimm den Helm: er bedecke das Haar, verberge das Gesicht! Es pflegen sich Lüstlinge zu schämen, wenn sie ein öffentliches Haus betreten haben. Freilich, wenn du entkommen, schau nicht zurück, der Frau des Lot gedenkend, die ihre Natur einbüßte, weil sie, wenn auch keuschen Auges, auf die unkeuschen (Bewohner Sodomas und Gomorrhas) zurückblickte. Fürchte auch nicht, es möchte deinem Opfer Eintrag geschehen! Ich biete für dich Gott ein Schlachtopfer dar, du für mich Christo eine Streiterin: da hast du den guten Kampf der Keuschheit, der für unvergänglichen Sold die Waffe schwingt; den Panzer der Gerechtigkeit, daß er mit geistiger Wehr den Leib umschließe; den Schild des Glaubens, um damit Verwundung abzuschlagen; den Helm des Heils, weil da, wo Christus, die Schutzwehr unseres Heils ist; ,denn des Weibes Haupt ist der Mann', das der Jungfrau Christus."

30. Während dieser Worte nun zog er den Mantel aus. Noch ließ jedoch sein Gebaren sowohl den Schergen wie den Lüstling vermuten. Die Jungfrau bietet den Nacken, der Krieger den Mantel dar. Welches Schauspiel war das, welch herrlicher Anblick, als sie an der Stätte des Lasters um die Palme des Martyrium« stritten! Man stelle sich die Personen gegenüber: einen Krieger und eine Jungfrau, von Natur einander so unähnlich, doch durch Gottes Erbarmen ähnlich! Es sollte sich der Ausspruch erfüllen: „Dann werden Wölfe und Lämmer mitsammen weiden". Doch sieh, Lamm und Wolf weiden nicht bloß, sondern opfern sich auch mitsammen! Wozu noch mehr? Nach Vertauschung des Kleides entrinnt das Mädchen dem Fallstrick, nicht mehr wie von eigenen, nein, wie von geistigen Fittichen getragen, und verläßt, was keine Jahrhunderte je geschaut, als Jungfrau, freilich als Christi Jungfrau, die Stätte der Lust.

31. Jene aber, die mit Augen sahen und nicht sahen, schnaubten wie Raubtiere nach dem Lamme, oder aber wie Wölfe nach der Beute. Einer von ihnen, ein besonders Unverschämter, trat ein. Doch sobald er mit den Augen die Sachlage überschaut. hatte, rief er aus: „Was bedeutet das? Ein Mädchen ist eingetreten, ein Mann steht vor meinem Auge. Sieh, es ist keine Fabel: eine Hirschkuh statt der Jungfrau (Anmerkung: Anspielung auf die Iphigenie, an deren Statt eine Hirschkuh der Artemis geopfert wurde), in Wirklichkeit jedoch: ein Krieger aus einer Jungfrau! Doch auch das hatte ich vernommen, aber nicht geglaubt, daß Christus Wasser in Wein verwandelte: jetzt beginnt er auch die Geschlechter zu verwandeln. Laßt uns von hinnen eilen, solange wir noch sind, was wir gewesen! Bin ich selbst schon verwandelt, weil ich anderes sehe als ich glaube? Zum Hause der Lust kam ich, ich schaue einen Bürgen: und dennoch will ich umgewandelt fortgehen, will als Liebhaber der Keuschheit abziehen, der ich als Schandbube gekommen bin."

32. Mit einem "schuldig" wurde der Krieger, weil einem so herrlichen Sieger die Krone gebührte, statt der Jungfrau verurteilt, nachdem er auch statt der Jungfrau ergriffen ward. So gingen aus dem Hause der Schande nicht bloß eine Jungfrau, sondern auch Märtyrer hervor. Es heißt, das Mädchen habe sich an der Richtstätte eingefunden, zwischen beiden habe sich ein Wettstreit um den Tod entsponnen. Er machte geltend: „Mich traf der Todesbefehl, dich gab das Urteil in dem Augenblick, da es mich band, frei." Sie hingegen hub mit lauter Stimme zu versetzen an: „Nicht zum Bürgen, um für mich zu sterben, habe ich dich erkoren, sondern zum Behüter der Unschuld dich erlesen. Steht die Unschuld in Frage, hat's beim Geschlecht sein Bewenden; wird das Blut gefordert, verlange ich mir keinen Bürgen, da kann ich selbst die Verbindlichkeit einlösen. Gegen mich ward dieses Urteil gefällt, das gegen meinen Stellvertreter gefällt wurde. Fürwahr, hätte ich dich in einer Geldforderung zum Bürgen bestellt, und hätte der Richter, weil ich nicht erschienen, dein Vermögen dem Gläubiger zugesprochen, du würdest der gleichen Ansicht sein wie ich: ich müßte deine Verbindlichkeiten mit meinem Vermögen begleichen. Würde ich es verweigern, wer würde mich nicht eines entwürdigenden Todes für würdig erachten? Ein wie unvergleichlich höheres Interesse steht bei diesem Kapital (Haupt – Anm.: Die Übersetzung vermag den Doppelsinn des Ausdrucks caput/Haupt, bzw. Kapital nicht wiederzugeben) in Frage! Ich will unschuldig sterben, um nicht schuldig sterben zu müssen. Ein drittes gibt es hier nicht: entweder werde ich mich heute deines Blutes schuldig machen oder selbst Blutzeuge werden. Wenn ich schnell wiederkehrte: wer darf es wagen, mich zurückzuweisen? Hätte ich gezaudert: wer dürfte äs wagen, mich freizusprechen? Um so mehr verfiele ich dem Gesetze, wenn ich nicht bloß der eigenen Flucht, sondern auch fremden Blutes mich schuldig machte. Dem Tode mag der Leib sich darbieten, der sich der Schande nicht darbot. Für Todeswunde ist Raum gegeben an der Jungfrau, der für Schändung nicht gegeben war. Der Schmach bin ich aus dem  Weg gegangen, nicht dem Martyrium. Das Kleid trat ich dir ab, nicht das Bekenntnis wechselte ich. Nimmst du mir den Tod vorweg, hast du mich nicht befreit, sondern betrogen. Hüte dich doch zu widerstreiten! Hüte dich verwegen zu widersprechen! Reiß die Wohltat nicht an dich, die du mir erwiesen! Während du mir dieses Strafurteil vereitelst, gibst du mich dem früheren anheim: das Urteil wandelt sich in das frühere: bindet mich das letzte nicht, bindet mich das erste. Wir können beide dem Urteile Genüge tun, wenn du mich zuerst in den Tod gehen läßt. Für dich verbleibt ihnen keine andere Strafe zu vollziehen: bei einer Jungfrau läuft die Keuschheit Gefahr. Ehrenvoller wirst du sonach dastehen, wenn du aus einer Prostituierten eine Märtyrin machst, als wenn du eine Märtyrin von neuem zu einer Prostituierten machst."

33. Welchen Ausgang nun erwartet ihr? Beide stritten und beide siegten. Nicht geteilt wurde die Krone, sondern verdoppelt So erwiesen sich die heiligen Märtyrer beiderseits eine Wohltat: die eine machte den Anfang im Martyrium, der andere den Schluß.

Im Missale Romanum, also dem Buch der Messtexte der katholischen Kirche gibt es einen Messtext für eine "Jungfrau und Märtyrerin". Üblicherweise wird das immer so interpretiert, als ob solche Jungfrauen, zu deren Gedenken dieser Messtext ist, aus Liebe zu Jesus den Martyrertod erlitten haben. Das Motiv kann aber auch etwas sein wie in dieser Erzählung von der antiochenischen Jungfrau, also durchaus Eigeninteresse an der "wirklichen Liebe". Es war aber auch bisweilen so, dass Mädchen zwangsverheiratet werden sollten (was auch auf eine Macho-Gesellschaft hinweist), und sie sich dagegen gewehrt hatten. Und dafür mussten sie nun bestraft werden, denn wohin würde das führen, wenn so ein Beispiel Schule machte? Dann würden ja die guten alten Geschäftsverhältnisse, dass nämlich Töchter als Vermögenswerte vom Besitz des Vaters in den  des Ehemannes - natürlich gegen Bezahlung - übergingen, nicht mehr möglich wäre. Also wehret den Anfängen - und Köpfe ab solcher widerspenstiger Mädchen! Und dass sie nun aus Liebe zu Jesus starben, ist Interpretation aus der Sicht "frommer Machos", eine andere Sicht wäre eben, dass diese Mädchen von den Gedanken des historischen Jesus motiviert wurden, ihr Menschsein auch in der Liebe zu leben und auch mit hoher Moral. Wir können wohl am besten ermessen, was damals los war, wenn wir etwa das Buch "Die fremde Braut" von Necla Kelec lesen, wie also Mädchen aus der Türkei (also aus dem heutigen Orient) an Männer mit Geld verschachert werden. Oder schauen Sie auch einmal in den Beitrag in der WELT vom 8. November 2008 "Böse Überraschung", siehe http://www.welt.de/welt_print/article2691881/Boese-Ueberraschung.html. Und so wie sich heute manche Mädchen dagegen wehren, wird es auch früher gewesen sein.

Interessant ist, wie Römer etwa zu derselben Zeit der Erzählung von der antiochenischen Jungfrau so verklemmt waren, daß sie sogar die Bikinis erfanden, klicken Sie einmal auf Verklemmtheit!

Können nicht solche unmenschlichen Zustände nicht sogar Begründung für eine gefährliche Mission sein?

Denn was hätten wir davon, wenn wir selbst in Glück und Harmonie leben, andere Menschen jedoch nicht? Ob der Terrorismus mit den Selbstmordattentaten nicht auch damit zusammenhängt, dass wir nur immer an uns selbst denken?

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)