KAMASUTRA (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Das KAMASUTRA ist das klassische indische “Lehrbuch der Liebeskunst”, das etwa im 3. oder 4. Jahrhundert geschrieben wurde. Wir hier in den westlichen Kulturen verbinden damit wir eine Art Sexbuch mit Anleitungen zu Liebesstellungen, die in manchen Ausgaben auch noch apart illustriert sind. Darüber hinaus enthält dieses Buch auch noch Empfehlungen, wie man überhaupt zu Frauen kommt und mit ihnen umgeht...

Wenige Mächtige und Reiche schleppen immer die schönsten und jüngsten Mädchen ab und stecken sie als "Gespielinnen" oder wohl eher "Sex-Sklavinnen" in ihre Harems.

Bleiben wir bei den Praktiken (“Stellungen”). Das Buch ist zwar erst um die 1600 Jahre alt, doch die Praktiken (siehe auch Tantrismus), die da beschrieben werden, gibt es im Orient wohl schon “erheblich länger”. Was uns da beschrieben, empfohlen und bisweilen auch deutlichst dargestellt wird, sieht aus der Ferne und für Naive ganz lustig und locker aus, doch eben nur aus der Ferne! Das Problem ist nämlich dabei, daß da in diesen orientalischen Klassengesellschaften (oder besser “Kastengesellschaften”) einige wenige Reiche und Mächtige ihren Reichtum und ihre Macht ganz schön mißbraucht haben. So haben die sich etwa die schönsten und jüngsten Mädchen entweder gekauft oder eingetauscht (Frauenhandel gab es schon immer!) oder sie haben sie als Geschenk oder als Tribut “übernommen”. In jedem Fall wurden die Mädchen damit bessere oder schlechtere Prostituierte, mit denen die “Eigentümer” dann völlig rechtmäßig all ihre Spielchen treiben konnten, die so zu treiben waren. Das Glück und die Erfüllung anderer Sehnsüchte der Frauen waren dabei völlig gleichgültig und auch auf das Glück der sonstigen Männer, denen ja dadurch eigene Frauen fehlten und die sich daher die übrig gebliebenen Frauen sozusagen teilen mußten, was dann die ordinäre Prostitution bedeutete, wie wir sie auch heute noch kennen.

Diese Kehrseite der aparten "Kamasutra-Miniaturen" oder besser Sex-Bildchen wird immer verschwiegen!

Unsere Arme haben wir zu Kissen gemacht,

Und die Beine miteinander verschlungen,

Unser Geist ist befreit von Zweifel und Scham.

Die natürlichen Triebe haben wir nicht abgekühlt,

Dem Drang unserer leidenschaftlichen Sehnsucht.

Kutini Mahatmyam

Wir erfahren üblicherweise immer nur die eine Seite der Medaille, sowohl in hübschen Bildchen wie in anmutigen Gedichten.

 

Wie die Wirklichkeit des Kamasutra aussieht, können wir heute noch in Indien sehen:

Der Frauentrakt des berühmten prunkvollen Amber-Palast bei Jaipur in Rajasthan ähnelt auf alle Fälle mehr einem Gefängnis oder einem riesigen Schweinepferch mit durch hohe Mauern abgeteilten Bezirken (oder besser “Gattern”), in denen die Frauen mit ihren Kindern lebten. Und rechts oben hinter der Mauer ist ein Gang mit kleinen Fensterchen, von dort konnte der hohe Herr von unten unbemerkbar auf den Hof und in die "Gatter" hinunterspinxen und sich aussuchen, auf wen er gerade Appetit für seine Spielchen hatte.

Ausblick gibt es von dort nur auf den Himmel und auf die Spitzen der Bergkette, an deren Hang der Palast liegt, bei den sehr oft hohen Temperaturen in dieser Gegend muß der Aufenthalt in dem Kessel wie in einem Hohlspiegel und damit schon eine Folter gewesen sein. (Fotos vom Verfasser)

 

Nach Belieben wurden die Frauen nun zusammen gelassen oder auch wieder getrennt.

Ausflüge konnten die Frauen vermutlich nur in die benachbarte Residenzstadt Jaipur zu großen Festen machen, wo sie von den Festern und Balkonen des Hawa-Mahal-Palastes den Prozessionen oder Umzügen bei diesen Festen zuschauen konnten. Mit dem “gemeinen Volk”, aus dem die Frauen gewiß zumeist stammten, kamen sie damit nicht in Berührung.

Der Hawa-Mahal-Palast in Jaipur besteht nur aus einer Fassade mit Fenstern und gerade mal den Treppen dahinter. (Foto aus der Seite bitsaa)

 

Den alten und nicht mehr so frischen Damen werden arrangierte Ehen verordnet.

Natürlich kamen für die Sex-Vergnügungen der "Herren" vor allem "knackige" junge Frauen infrage, vermutlich auch deshalb, weil die wenigstens zuerst einmal noch nicht viel nachfragten und das alles sogar spannend und abenteuerlich fanden. Und was wurde aus denen aber, wenn sie älter wurden? Das wird wohl ähnlich gewesen sein, wie bei den Haremsdamen der türkischen Sultane. Wenn diese "abgelegt" wurden, bekam sie einer der Hofbeamten oder sonst ein Günstling zur Ehefrau, die "Erlebnisse" der Mädchen mit dem Herrscher galten dabei dann nicht als "jungfernschaftsschädlich", die Mädchen galten also noch als Jungfrauen.

Wenn die Frauen bei den Spielchen, die ihnen da eigentlich aufgezwungen wurden, nun vielleicht auch noch intensiv und gierig mitmachten, so können wir das natürlich so sehen, daß sie sich genau dabei “in ihrem Element” fühlten, wir können allerdings auch überlegen, ob sie das nicht einfach nur taten, weil ihnen ja sonst nichts übrig blieb und sie ja irgendwie auf ihre Kosten kommen mussten. 

Und in derselben Zeit wurden den Frauen und Töchtern der übrigen Leute (und vor allem der Armen) mit allerlei Geschwafel von Ehre und Moral und irgendeinem Götterglauben, aus dem heraus das alles angeblich nötig und sogar gut gerade für die Frauen sein sollte, Schleier und "Moral" (sehe Kopftuch) “verordnet” (soweit die jungen Frauen sich mit so etwas nicht schon von allein häßlich machten). Jedenfalls geschah die Verschleierei ganz bestimmt nicht aus wirklicher Ethik, denn die hat ja immer etwas mit Freiheit und Emanzipation zu tun und davon konnte nun wirklich nie eine Rede sein, sondern damit sie einerseits nicht so leicht als lukratives Geschäft im Hinblick auf den Frauenhandel "entdeckt" wurden, oder andererseits “frisch und frei von Geschlechtskrankheiten" blieben, bis sie von den Herrschenden “auserwählt" werden konnten. Deutlicher als hier kann fast gar nicht aufgezeigt werden, daß Moral immer die Moral der Mächtigen ist, wirkliche Moral ist etwas ganz anderes!

 

Die Adam-und-Eva-Erzählung der Bibel ist eine pädagogische Geschichte für die Partnerschaft von Mann und Frau und durchaus auch gegen die Kamasutra-Kultur.

Wir müssen uns immer wieder vor Augen halten, daß die Adam-und-Eva-Erzählung auch und gerade gegen diese Praktiken geschrieben wurde: Die Frau ist als Gefährtin des Mannes “geschaffen” worden – und der Sündenfall ist, daß sie in der Weise oder ähnlich wie im Amber-Palast mißbraucht wird. Und auch die Zehn Gebote sind als Strategie gegen solchen Mißbrauch (siehe Gebrauch und Mißbrauch) der Frau und der Sexualität zu verstehen, überhaupt auch der ganze Monotheismus mit die hier typischen Monogamie.

Es ist klar, daß das Anliegen der Adam-und-Eva-Erzählung nicht nur gegen solche Verhältnisse wie dort in Indien geschrieben wurde, sondern gegen jeglichen Mißbrauch der Frau, wie es ihn leider Gottes auch heute immer noch in überreichlichem Maß auf der ganzen Welt gibt. Und wer meint, daß es bei uns besser ist, der sollte sich doch einmal überlegen, welche Chancen ein gesundes Mädchen bei uns hat, emanzipiert und moralisch zu leben. Da werden doch einerseits die wirklich problematischen Anfänge (siehe Gespräch 2) ihnen gegenüber tabuisiert und andererseits werden sie durch Erziehung zu Scham und Sitte und Anstand auch noch regelrecht scharf gemacht, so daß sie förmlich danach gieren (müssen) diese ganze verkommene Moral über Bord zu werfen. Die jungen Leute sind also gewiß nicht schuld. Und ich kann als engagierter Religionslehrer ein Lied davon singen, wie schwer es ist, gegen diesen Beton von Ignoranz (oder auch gegen die Hartherzigkeit) und vermutlich auch Verkommenheit der Zuständigen anzukämpfen. Die sollen doch nicht so ton, als ob sie die Probleme nicht kennen und nicht wissen, daß man etwas machen könnte, sie wollen einfach nicht: Die Kamasutra-Kultur ist einfach zu schön...

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter English