KERYGMA (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

KERYGMA (griechisch) meint Verkündigung oder modern ausgedrückt Marketing*) eines Jesus, den es vermutlich so nie gab!

Die Bibel berichtet nur den "Jesus des Kerygmas" oder den "Jesus der Verkündigung" oder "...des Glaubens", oder den "Christus des Glaubens", also das was sich und anderen die frühen Christen erzählten, das wissen die Theologen längst. Doch den "wirklichen" (siehe auch Leben-Jesu-Forschung) sollte man auch finden können, vielleicht muß man nur wollen!

Offiziell: Kerygma meint den Glauben an den Jesus der Auferstehung, so wie wir ihn von der Überlieferung der vier Evangelien und der Briefe her kennen und wie die christliche Urgemeinde oder Urkirche ihn als Gemeindetradition bekannt hat. Sinn all dieser Überlieferung ist nicht die Darstellung der Wirklichkeit, sondern ein Glaubenszeugnis, das Glauben wecken will; eine moderne Übersetzung dieses Begriffs könnte etwa „Marketing“ sein oder vielleicht auch Werbung. Und bei "so etwas" geht es nun einmal auch heute nicht und ging es gewiß auch damals nicht um (geschichtliche) Wahrheit!

Anmerkung: Plausibel finde ich den Hinweis eines Besuchers nach seiner Lektüre von Dan Bursteins "Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code" (Goldmann-Taschenbuch - Oktober 2004). Ich kombiniere hier einmal seinen Hinweis mit dem, was ich ansonsten so weiß:

In den typischen "Götterreligionen" werden die Göttergeschichten in sogenannte Mysterienspielen dargestellt. Wir kennen solche "Spiele" etwa überall aus Südostasien und vor allem auch aus Indien, insbesondere also Theateraufführungen usw. nach dem Ramayana-Epos. Und was lag näher, als dass die frühen Christen "ihre Geschichte" auch in Mysterienspielen darstellten? Und es ist doch eigentlich klar, dass ein christliches Mysterienpiel, das ja auch den Zweck einer Werbung für die neue Religion hat, nicht mit einem grausligen Tod am Kreuz enden darf! Und da in Ägypten, wo nach Burstein diese christlichen Mysterienspiele wohl zuerst begannen, die Auferstehung eines Gottes nun einmal üblich war, kam eben auch die Auferstehung Jesu in die christlichen Mysterienspiele und damit in die Gemeindetradition - und von da in das Neue Testament der Bibel. Die Bibel also als "lockeres Drehbuch"? (Ich werde mich noch näher mit diesem Ansatz auseinandersetzen...)

Nach den Spielregeln der Plausibilität würde hier einiges passen oder eben nicht::

Zu viele völlig ungewöhnliche Begebenheiten im Zusammenhang mit Leben und Tod dieses Christus des Glaubens haben beispielsweise so auffällige Parallelen in der Mythologie der damaligen antiken Welt, daß eine reine Zufälligkeit ausgeschlossen werden kann, die Verfasser der Evangelien haben sich offensichtlich ganz bewusst an die zu ihrer Zeit bekannten und auch allgemein akzeptierten Ideen von besonders herausragenden Menschen oder auch Göttern angelehnt.

Siehe hierzu auch unter  Religionsgeschichtlicher Ansatz und Synkretismus.

So war eine Jungfrauengeburt nichts Ungewöhnliches, denn so mancher ägyptische Pharao stammte angeblich komplett aus göttlichem Samen und war wenigstens offiziell ohne Zutun eines menschlichen Mannes gezeugt und galt so als direkter Sohn Gottes. In dem Bericht von den Heiligen Drei Königen, die angeblich einem Stern gefolgt waren, erkennen wir unschwer die Suche nach dem Nachfolger eines Priesterfürsten, wie es in Gebieten mit dem Glauben an eine Wiedergeburt üblich ist (siehe Astrologie). Die Heilwunder wurden in ähnlicher Weise auch vom griechischen Heilgott Asklepios und von anderen menschlichen Wundertätern erzählt und eine Geschichte wie die von der Hochzeit zu Kanaa gab es auch beim griechischen Weingott Dionysos. Und leider sind auch Auferstehung und Himmelfahrt Jesu so ungewöhnlich nicht, denken wir nur an das Fest der Auferstehung des ägyptischen Gottes Osiris in Abydos am Nil, nachdem er im Kampf gegen das Böse umgekommen war, und an die angebliche Himmelfahrt von einem der Pharaonen!

Das alles ist auch unseren Theologen heute weitgehend bekannt, und so unterscheiden sie auch den "Christus des Kerygmas beziehungsweise der Verkündigung" oder den "geschichtlichen und "biblischen" Christus" vom "historischen Jesus" (seit Martin Kähler / 1835-1912 und Rudolf Bultmann /1884-1976). Doch sind sie der Auffassung, daß wir dennoch an diesen unglaubwürdigen und auch nicht geschichtlich wahrscheinlichen Christus glauben müßten, weil wir einfach keinen anderen hätten.

Das ist jedoch eine merkwürdige Logik: Da sollen wir also an etwas glauben, obwohl wir genau wissen, daß es nicht stimmt? Jede halbwegs seriöse Unternehmung, die feststellt, daß ihre Geschäftsgrundlage entfallen ist, meldet fairerweise Konkurs an und stellt den Betrieb ein. Und so wäre auch eigentlich die richtige Folgerung unserer Kirchen, daß wir zugeben, daß wir nichts wissen und die Kirchen auflösen! Und kann es wirklich einem Gott (oder einem gottgleichen Menschen) dienlich und recht sein, daß wir etwas von ihm weitergeben, obwohl wir genau wissen, daß es nicht der Wahrheit entspricht? Wie kommen wir eigentlich dazu zu erwarten, daß darauf dann noch höhere Gnade ruht? Die Begründung, daß wir mit dem Glauben an den Christus des Kerygmas ja immerhin in der Tradition der urchristlichen Gemeinde stünden, ist schwach, denn was besagt das nicht nur angesichts unserer heutigen Probleme mit der Gemeindetradition schon? Einerseits dürfte diese Gemeinde das Anliegen des wirklichen Jesus nämlich bereits verfälscht haben, wenn sie es etwa in Ägypten nicht schaffte, die Beschneidung der Mädchen wenigstens bei den eigenen Gemeindemitgliedern zu unterbinden, andererseits beweisen die zahlreichen Spaltungen, die es bereits in der Urkirche gab, daß man sich durchaus nicht einig über den wirklichen Jesus und seine Botschaft war.

Doch es gibt nichts, was man nicht durch "wissenschaftliche" Argumente wieder hinbiegen kann, so daß alles doch wieder beim alten bleibt! Immerhin gesteht Herbert Vorgrimler in seinem "Neuen Theologischen Wörterbuch" unter "Kerygma" zu: "Bei aller Rückbindung an das geschichtliche Ereignis steht das Ankommen u. Wirksamwerden in der Situation des Hörenden im Vordergrund." Man fragt sich allerdings, warum schon bei den frühen Christen überhaupt so eine dichterische oder eben kerygmatische Verkündigung notwendig war, wenn mit dem "geschichtlichen Ereignis" angeblich ohnehin doch alles klar war? Hätte man dann nicht besser nach dem Motto "klipp und klar" berichtet, schließlich konnten die damals sich ja wohl denken, daß spätere Generationen ihre Schwierigkeiten haben würden?

Wegen aller dieser Ungereimtheiten sieht es schon längst so aus, daß heutzutage vor allem diejenigen Menschen an diesem Christus des Kerygmas Interesse haben und festhalten, für die er vor allem bequem ist und die die Suche nach dem Glauben an den wirklichen Jesus, also nach sozusagen echtem christlichen Glauben, daher schon längst aufgegeben oder verdrängt haben.

Und das sind dann vermutlich vorzugsweise solche Menschen, für die die Verkündigung Jesu von Berufs wegen Aufgabe ist und die damit ihr Geld verdienen, also die Profis, und diejenigen Menschen, die von Kind an von keinem anderen Jesus erfahren haben und die sich aus unterschiedlichsten Gründen an eine übersinnliche Macht klammern (siehe Übersinnliches).

Dabei gibt es weitab von allen möglichen irrationalen Klimmzügen durchaus einen nahe liegenden Zugang zu dem geschichtlich wirklichen Jesus - nur der paßt nicht in das Klischee von einer schönen und auf Harmonie und Wohlgefallen im nicht überprüfbaren Jenseits hinauslaufenden Religion, weil seine Nachfolge manchen Christen weh tun würde und mit dem auch keine (Vergebungs-)Geschäfte zu machen sind.

Siehe auch Jesus, Jesus und die Sünderin, Leben-Jesu-Forschung oder auch das Gespräch 12 und Eentmythologisierung Theologie. Haben wir Mut zu einer ungewohnten Interpretation! 

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*) Anmerkung: Mir wurde vorgeworfen, daß es sich beim Begriff "Marketing" immer nur um etwas "Niedrigeres" dreht, also etwas besser "gegen Geld zu verkaufen". Dabei wird übersehen, daß einerseits Geld nicht unbedingt etwas "Niedrigeres" ist, es kommt eben darauf an, wie man es gebraucht - siehe Gebrauch und Mißbrauch - und andererseits wird der Begriff Marketing durchaus auch im übertragenen Sinn gebraucht: Auch für eine gute Sache muß man entsprechende Werbung machen, wenn man etwa für die Gebote Gottes keine gute Werbung - oder eben kein gutes Marketing - macht, hält sich doch irgendwann niemand mehr dran! Und wenn wir über diesen Mangel hinwegsehen und uns stattdessen über den Begriff Marketing entrüsten, dann sieht das doch sehr nach Dienst nach Vorschrift aus. Was sind wir doch nur noch heuchlerische Gutmenschen!

Unter Religionsunterricht finden Sie den pädagogischen Ansatz, der ohne den „Christus des Kerygmas“ auskommt!

Und wie eine christliche Erziehung im Kindergarten ohne Wunderglauben, die sich jedoch an den Zehn Geboten orientiert, aussehen kann, siehe unter Kindererziehung und vor allem unter Kindergarten den Essay "Das Rätsel der heiligen Drei Könige und der `Nacktkindergartenskandal´ von Duisburg".

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter English !

Anmerkung: Bei einer "Anhörung" bei der bischöflichen Kommission, die mit der Überprüfung meiner Lehrerlaubnis beauftragt ist, wurde mir vorgeworfen, ich hätte die Problematik des Begriffs "Kerygma" nicht verstanden, es ginge doch um die "Verkündigung" wirklich erlebter Ereignisse. Dabei hatte ich in Exegese/Neues Testament doch ein "gut" und ich hatte auch nicht gepfuscht! Leider habe ich versäumt, mir die "Korrektur" als Zusatz für diese Website hier geben zu lassen.

 

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