WERBUNG (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

WERBUNG gehört genauso zum Leben wie Essen und Trinken und ist zunächst einmal völlig wertneutral. Wer etwas will oder etwas anzubieten hat, muß sich schlicht und einfach so geschickt äußern, dass er mit seinen Wünschen auch auf andere trifft, die genau das haben wollen, was man anzubieten hat. Zur Manipulation wird Werbung erst, wenn dem anderen etwas beigebracht wird, wovon letztlich nur derjenige einen Vorteil hat, "der da beibringt" und der andere nur oder überwiegend einen Nachteil hat, selbst wenn dieser erst viel später eintrifft. Eine solche Werbung nennen wir "fremddienlich", dagegen ist eine Werbung für etwas, wovon der Beworbene einen Vorteil hat "eigendienlich". Am besten ist es natürlich, wenn beide einen Vorteil haben oder wenn "der andere" gar einen größeren Vorteil hat als man selbst (Vorsicht: Zuviel Altruismus <das ist so eine Art Nächstenliebe> funktioniert - außer vielleicht von Eltern gegenüber ihren Kindern - selten auf Dauer!).

Eine heikle Frage: Muss derjenige, der für eine Sache wirbt, selbst von der Sache so überzeugt sein, dass er sie selbst auch gebraucht?

Bei Allerweltsprodukten verschiedener Anbieter, die sich im Grunde nicht unterscheiden, ist das sicher nicht unbedingt erforderlich, hier kommt es vielleicht doch am ehesten auf den guten Gag an, denn wodurch sonst soll sich das eigene Produkt hervorheben? Doch was ist, wenn es um eine Angelegenheit geht, die mit sittlichem Verhalten verbunden ist? Hier merken wir doch genau, dass die Einstellung der Verkündiger sich überträgt... Wenn jemand selbst Wein trinkt und anderen immer nur Wasser predigt, dann merken wir schon irgendwann, dass irgendetwas faul ist, und so machen wir schließlich auch, was wir wollen, und halten uns nicht mehr an seine Predigt. Also trifft hier mehr oder weniger bald vermutlich das Sprichwort zu "Wie der Herr, so ´s Gescherr" - oder die Aussage Jesu: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen..." Und wenn es um die christliche Ehemoral geht, dann ist es gewiss nicht von Bedeutung, wenn jemand für sie "wirbt", der "noch" nicht den Partner fürs Leben gefunden hat, denn der kann ja noch Ideale haben von einer idealen Partnerschaft, die es einfach bisher noch nicht gegeben hat. Doch was ist, wenn derjenige einen Ehepartner grundsätzlich für sich ausschließt - siehe Zölibat? Kann der überhaupt die Problematik des Menschen im Zusammenhang von Liebe und Partnerschaft mit einem anderen Menschen richtig einschätzen? Kann der so richtig gute Werbung dafür machen, so dass Menschen auch wirklich danach leben?

Als Verfasser dieser Website bin ich hier in einer ganz großen Zwickmühle - oder auch nicht. Ich kann doch nur etwas anderen raten, was ich auch selbst tue oder wovon ich selbst träume. Alles andere hat entweder von vornherein oder zumindest auf Dauer keine Chance. Also darf ich auch nicht leibfeindlich sein (wie schön!)... Sehen Sie einmal unter diesem Gesichtspunkt, was hier unter Initiative, unter Reihenfolge, unter Phase der Ästhetik, unter Gandhi-Methode, ja auch unter Schamrasur geschrieben steht - aber eben auch unter Ehre und Enthaltsamkeit! Klar, das alles finde auch ich gut - oder würde es gut finden! Und ich darf es ja auch, denn ich bin Junggeselle. (Eine Frage: Kann es sein, dass alle die Moralprediger, die nicht solche Träumereien zugeben, also die sind, die immer nur Wasser predigen, aber selbst Wein trinken - siehe auch Moralapostel...?)

Kennzeichen einer guten Werbung ist, dass sie dem Produkt oder der sonstigen Leistung angemessen ist.

Ich erinnere mich an meine Ausbildung bei einem großen Elektrokonzern, wo ausdrücklich Vorschrift war, dass alles, was aus dem Haus herausgeht, jedes Schriftstück, jedes Werbeplakat, jede sonstige Werbebroschüre, genau das ausstrahlt, was man als Elektrokonzern nun einmal seinen Kunden bieten will, nämlich Seriösität, Zuverlässigkeit und Präzision. So war natürlich auch für den Briefkopf des Firmenpapiers eine dünne, technische, nüchterne, präzise Schrift gewählt, ebenso natürlich auch für die Schreibmaschinen, die in der Firma benutzt wurden, und Briefe selbst mit den kleinsten Fehlern mussten neu geschrieben werden, heute mit den Computern kein Problem, damals mit den Schreibmaschinen viel Arbeit. Und vor allem durfte ausgesprochene Werbung auf keinen Fall schreiend, vordergründig oder mit irgendeinem unangemessenen Gag sein. Ich erinnere mich, wie der Werbeleiter einem Kunden untersagte, Heinzelmännchen, mit denen er auf einer Ausstellung seinen Stand geschmückt hatte (eigentlich eine hübsche Idee), mit dem Firmenemblem zu verzieren.

"Kombiwerbungen" taugen nichts.

Man könnte ja auf die Idee kommen, Geld für die Werbung zu sparen und sich mit einer Firma mit einem völlig anderen Angebot zusammentun und gemeinsam für verschiedene Produkte zu werben, denn schließlich macht sich nicht mögliche Kunden gegenseitig abspenstig, weil man ja völlig andere Produkte anbietet. So könnte ja eigentlich etwa die Lufthansa zusammen mit einer Whiskey-Marke werben, was ja sogar Sinn ergäbe, dass man eben seinen Flug in der First Class so gemütlich wie zuhause im Wohnzimmer verbringen kann oder dass man in der niedrigeren Klasse wenigstens das Gefühl hat, man säße zuhause im Wohnzimmer. Dennoch vermeiden Firmen solche "Kombi-Werbungen", weil das zweifelhaftere Produkt (und Whiskey kann nun einmal auch für Alkoholismus und Verkehrsunfall stehen) immer das seriösere Produkt (und eine Luftfahrtgesellschaft lebt nun einmal vom Eindruck der Seriosität) "herabzieht".

Und vor allem ist eine negative Werbung die Todsünde in der Werbebranche schlechthin!

Das bekannteste Beispiel ist wohl die Werbung für die Trockenpflaumen in Vance Packards "Die geheimen Verführer". Und zwar suchten in den Zwanziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhundert die kalifornischen (?) Trockenpflaumenproduzenten eines Tages einen Werbepsychologen auf, der herausfinden sollte, warum kaum jemand Trockenpflaumen kaufte und was man machen könnte, um den Umsatz zu steigern. Der Psychologe machte zunächst einmal eine Marktanalyse, was die Konsumenten so unter Trockenpflaumen verstanden, welches Image die Trockenpflaumen oder auch die Pflaumen überhaupt hatten. Und das Ergebnis war katastrophal! Im Sprachgebrauch waren die Pflaumen und auch die Trockenpflaumen absolut negativ "befrachtet", so etwa war "vertrocknete alte Zwetschge" ein Schimpfwort für eine geizige, hässliche und widerwärtige alte Frau, und Trockenpflaumen galten als Abführmittel, also auch etwas Negatives. (Da gab es in den U.S.A. einmal eine entsprechende Werbung, die zwar zuerst eine gewisse Umsatzsteigerung herbeiführte, doch schließlich nur noch negativ wirkte, nein ein Abführmittel konnte man keinem anbieten!). Dabei sind diese Pflaumen doch eigentlich gesund und praktisch! Der Psychologe "ordnete" also einen totalen Imagewechsel an, den die Werbung leisten musste: Jetzt machte eine fesche Eiskunstläuferin Werbung für diese Pflaumen und verband sie so mit Kraft, Energie und Jugend. Und damit die Konsumenten, die ja noch die Werbung vom Abführmittel im Kopf hatten, sich nicht verschaukelt fühlten, kam man diskret auch darauf zu sprechen, allerdings jetzt positiv: "Und Sie fühlen sich wohl obendrein!".

Und siehe, die Trockenpflaumen fanden auf einmal reißenden Absatz! Und als die Wirtschaftsdepression Ende der Zwanziger Jahre kam, waren die Trockenpflaumenproduzenten die einzigen, die keine Absatzschwierigkeiten hatten und wo es sogar noch eine Steigerung des Absatzes gab!  

Unter dem Aspekt einer vernünftigen Werbung ist das, was unsere Religionen machen und auch unsere christliche Religion (denn schließlich ist ja auch die "Verkündigung" des Glaubens Werbung), geradezu katastrophal.

Denn da passieren sozusagen alle Fehler, die nun wirklich noch nicht einmal einem Anfänger unterlaufen dürfen! Gehen wir einmal einzelne Punkte durch:

1.  Für Glauben und für Gott kann man im Grunde überhaupt nicht werben, weil Glauben und Gott immer etwas Irrationales sind, und wenn für Irrationales geworben wird, so macht das irgendwie immer den Eindruck von Dummenfängerei, zumindest auf Dauer. Außerdem: Auf welches Niveau begeben wir uns denn damit? Andere Religionen haben doch Vergleichbares anzubieten, wodurch unterscheiden wir uns denn? Also vom Werbeeffekt her äußerst negativ!

2. Dogmen und andere Glaubenswahrheiten können vernunftmäßig nicht nachvollzogen werden. Sie werden damit in die Nähe von Märchen und schließlich sogar Lügen gerückt. Sie sind ja auch Opfer des Verstandes (also Geschichten, die schon Kinder für unglaublich halten, siehe sacrificium intellectus). Also vom Werbeeffekt her äußerst negativ!

3. Als Sinn der Religion wird vor allem die Aussicht auf ein glückliches Leben nach dem Tod im Jenseits gesehen und gelehrt. Das Wichtigste im Leben also etwas, was mit dem Tod zu tun hat? Vom Werbeeffekt her äußerst negativ!

4. Was lässt sich an den Gottesdiensten wirklich machen? Was da immer so passiert, ist doch Schnullifax. Wie kann man auch aus etwas machen, was nur ein künstlicher zusammengebatwlter Mix ist? Mit der Landessprache wird das auch nicht besser. Wer jemals in einer Mozart- oder Haydn-Messe mit Orchester, Chor und Solisten war, der kennt den Rausch, den eine solche Messe bringen kann. Die Texte sind in Lateinisch, doch was soll´s? Es sind ja typische religiöse Sprüche, die ohnehin im Grunde leere Worte sind. Zum Latein: was könte man aus dieser alten Kirchensprache machen, wenn man nur wollte!

4. Wenn man für Gott und für Glaubenswahrheiten also schon nicht oder nur schlecht werben kann, dann wenigstens für die "Produkte". Für junge Menschen ist das in erster Linie die Sexualmoral. O je! Die wird nun befrachtet mit Sünde und Teufel und Hölle, zumindest Fegefeuer, mit Gefühlen wie Scham und Ekel -  negativer geht´s wohl nicht mehr! Und wenn Sexualmoral schon positiv hingestellt wird, dann etwa mit Aktionen wie "kein Sex vor der Ehe" so abgehoben und unrealistisch und moralinsauer-beweihräuchernd-betschwesterhaft-verklemmt, dass sie schon von daher eher abschreckend als motivierend wirkt. Also vom Werbeeffekt her äußerst negativ!

5. Doch auch, wenn es um eine Moral geht, um Abtreibungen, Belastungen des weiblichen Körpers mit körperfremden Hormonen und Beziehungskisten zu vermeiden, ist immer noch etwas Negatives! Also vom Werbeeffekt her auch negativ!

Warum nicht positiv "werben"? Das geht doch!

1. Was wäre, wenn wir den Spaß an der (Sexual-)Moral und Spaß an der Überwindung der Leibfeindlichkeit und das Selbstbewusstsein, das diese Moral bringt, in den Mittelpunkt stellten?
2. Was wäre, wenn wir die Sakramente lebensnah und unverkrampft den jungen Menschen nahe bringen würden? Siehe etwa die Taufe, wie ich sie bei meiner Tochter "vollzogen" habe?
3. Was wäre, wenn wir den Kindern statt der "Opfer-des-Verstandes-Glaubenswahrheiten" etwa ein realistisches Jesusbild beibringen würden - eingebettet in schöne Feste?
4. In England gibt es oder gab es eine Lateinschule für Kinder, die haben dabei gerne mitgemacht. Was wäre, wenn es eine solche Lateinschule ganz allgemein gäbe und hinter ihr eine weltweite Institution wie die katholische Kirche stünde?

Jedenfalls wird die Werbung nicht besser, wenn sie modern aufgemotzt ist (etwa mit rhythmischen Gottesdiensten) oder von sympathischen "Verkäufern" (= netten und lieben Propagandisten, also Priestern) vertreten wird! Dass diese Art "Werbung" einmal in anderen Zeiten funktioniert hat (siehe Kerygma), ist kein Grund, dass sie auch heutzutage funktionieren muss, genauso wenig wie eine Werbung, die heute in England oder in Italien bei den Leuten ankommt, auch bei unseren Leuten hier in Deutschland ankommen muss.

Wenn wir dann noch klagen, weil die jungen Leute nicht hören wollen, so ist das schlichtweg Ignoranz. Die jungen Leute können einfach nicht die guten Lehren der Religion annehmen, weil die "Werbung" "total daneben" ist!

Basisreligion schafft ein neues "Image" der Moral: "Wer sie nicht lebt, bringt sich Probleme!" Doch das wichtigste sind die positiven Dinge: Sie schafft denen, die sie leben, ein positives Lebensgefühl, sie können gerade mit ihr aktiv etwas erleben, nämlich vor allem den Rausch der  Ästhetik, also eine Phase im Leben, den andere in ihrem ganzen Leben verpassen. Und nicht zuletzt zeigen alle die, die sie leben, dass sie Durchblick und Menschenkenntnis haben! Das also wäre die wahre Katechese, die ja auch immer eine Art Werbung ist...

Daher auch das Gespräch 9 zwischen Martina und Beatrix oder auch Gespräch 16, die Ausführungen im Wörterbuch über Hautkontakt und Petting, den jungen Lesern muss sozusagen das Wasser im Munde zusammen laufen, wenn sie davon erfahren, was hier ohne die bei anderen übliche Leibfeindlichkeit alles möglich ist - und alles ohne die problematischen vollendeten Tatsachen!

Passen wir also die Werbung für unsere gute Ethik (und das ist es, was wir doch wollen - oder wollen wir die gar nicht wirklich?) dem Verständnis unserer heutigen Menschen an. Werben wir nicht gegen etwas, sondern für etwas! Sagen wir also auch nicht, wir sind "gegen die Pille, weil sie unseren Körper belastet", sondern "wir leben mit der Natur" und sind für einen wirklichen "Lebensgenuss" und vor allem für wirkliche Freiheit und wirkliche Emanzipation! (Kann wirklicher Lebensgenuss denn überhaupt gegen die Natur sein???)

Doch diese positive Einstellung kann natürlich nur "rüber kommen", wenn die, die davon reden, auch an das glauben und das selbst machen, wofür sie werben! Wir haben doch ein seriöses Produkt und "verkaufen" wir das also auch seriös! Und befrachten wir ein gutes Produkt nie und nimmer negativ (vor allem nicht mit Hinweisen auf Strafe, die keiner nachprüfen kann) sondern positiv! Und was gibt es da noch alles Positives: Wirkliche Kameradschaftlichkeit zwischen den Geschlechtern, Vorbereitung auf funktionierende Ehen, wirkliche Liebe, kein Reinfallen, nicht betroffen von diesen Blondinenwitzen, wirkliche Ahnung von Tuten und Blasen (und daher weiß man, worum es geht und macht man eben nicht alles...)!

Allerdings: Vorläufig gibt´s hier noch kein Interesse bei der Kirche oder besser Amtskirche! Warum sonst wurde mir, dem Webmaster, die Lehrerlaubnis vom Bischof von A. entzogen? Wenn das nicht Lebensfeindlichkeit ist, eine schaurige Dekadenz unseres Glaubens!

(Zur Seriösität einen Hinweis in eigener Sache: Deswegen ist diese Website basisreligion so nüchtern wie möglich gehalten, jegliche popige Aufmachung würde letztlich nur nachteilig sein oder auf alle Fälle recht schnell - etwa bei einer Geschmacksänderung - nachteilig werden!)

(Wörterbuch von basisreligion)