FEGEFEUER (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

FEGEFEUER (lat. "purgatorium"). Mit der Umdeutung des Sinns des christlichen Glaubens in einen Jenseitsglauben kam es wie auch in vielen anderen Religionen zu Vorstellungen, daß die guten Menschen in den Himmel, die schlechten Menschen jedoch in die Hölle kommen. "Gut und böse" heißt dabei, wie viele Sünden auf ihnen im Moment des Todes "lasten". "Knüller" des umgedeuteten christlichen Glaubens war nun, daß diese Sünden - allerdings noch zu Lebzeiten - zunächst durch die Taufe, später durch die Beichte - sozusagen abgewaschen werden konnten. Das bedeutete nun auch, daß ein Mensch, der kurz vor seinem Tod getauft wurde oder der die Gelegenheit zur Beichte (zunächst nur einmalig!) hatte, schnurstracks in den Himmel kam, während die anderen Sünder, die diese Gelegenheiten nicht nutzen konnten, in die Hölle kamen. Sowohl für die Seelsorge als auch für das Einkommen der Kirche erwiesen sich diese Glaubensvorstellungen nun als sehr nachteilig, denn einerseits gaben die "Sünder", die die Chancen der Taufe und der einmaligen Beichte vertan hatten, gleich ganz auf, andererseits sparten sich viele Menschen ihren Übertritt zum Christentum und damit auch ein sittliches Leben überhaupt bis kurz vor ihrem Tode auf.    

Vor etwa 1200 Jahren kamen nun schottische Mönche bei ihrer Missionierung in Deutschland auf die Idee der wiederholten Beichte, durch die immer wieder die inzwischen begangenen Sünden abgewaschen werden konnten und somit auch ein "Wiederholungstäter" im Falle seines Todes immer noch in den Himmel gelangen konnte.

Da jedoch Strafe sein muß, wurde bei der Vergebung in "Sünden" und "Sündenstrafen" unterschieden: Der Mensch ist durch Taufe und Beichte zwar von den "Sünden" befreit, doch die Strafen dafür muß er natürlich noch abbüßen. Und dafür wurde dann im Leben nach dem Tod neben dem Himmel und neben der Hölle ein besonderer Ort geschaffen: das Fegefeuer! Je nach Schwere und Zahl seiner Sünden muß der Verstorbene nun eine mehr oder weniger lange Zeit dort verbringen, gepeinigt wird er wie in der Hölle, doch er hat die Aussicht, nach Verbüßung der Strafe doch noch in den Himmel zu gelangen!

Der Vorteil dieses Systems für die Kirche ist, daß die Sündenstrafen schon hier auf Erden abgegolten werden können, etwa durch Werke der Buße, zu denen auch Stiftungen für die Kirche gehören. Hierzu zählen auch Ablässe. Die Lehre vom Fegefeuer und von den Ablässen und der Glaube der Menschen an das alles wurde somit bis zur Einführung der Kirchensteuer zu der Geldquelle für die Kirche schlechthin!

Aus der Sicht eines wirklichen christlichen Glaubens ist die Lehre vom Fegefeuer wie auch überhaupt die Lehre von einer Belohnung und Bestrafung in einem Leben nach dem Tod nicht nur überholt, sondern sogar Unfug. Hier ist etwas in unseren Glauben gekommen, was nun wirklich absolut nichts mit dem Anliegen des wirklichen (historischen) Jesus zu tun hat!

Meine (buddhistische) (Adoptiv-)Tochter erzählte mir, daß ihre (katholische) Religionslehrerin im Unterricht die Lehre vom Fegefeuer erklärt hätte, und da sei ihr herausgerutscht: "Wie bei uns im Buddhismus!" (Das habe die Kollegin allerdings offensichtlich gar nicht hören wollen...) Ist also am Ende auch diese Lehre Gedankengut vieler Religionen?  (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)