Mit ZÖLIBAT wird die verordnete Ehelosigkeit bezeichnet, wie sie noch heute für die katholischen Priester verpflichtend ist. Diese Ehelosigkeit wurde vor etwa tausend Jahren eingeführt, um u.a. zu verhindern, dass die eventuellen rechtmäßigen Söhne der Priester automatisch die Arbeitsstellen ihrer Väter erbten (wie das damals bei vielen Berufen üblich war), damit möglicherweise ungeeignete oder gar unwürdige Männer nicht zum Priesterberuf kämen. Ein entscheidender Vorteil dieses Verfahrens ist heute noch, dass jedenfalls so keine Priesterkasten entstehen können, in denen es schließlich vor allem darum geht, Besitz und gesellschaftliche Stellung zu erreichen, um dieses alles dann an die eigenen Nachkommen zu vererben. Denn dadurch würde dann - zumindest auf Dauer - wie in typischen heidnischen Vielgöttereien - jede menschliche, kulturelle und zivilisatorische Entwicklung gebremst oder gar nachhaltig verhindert werden. In Adolf Hitlers "Mein Kampf" befindet sich in diesem Sinn wohl die beste (!) Begründung für den Zölibat (Studienausgabe, Seite 481): "Hier kann die katholische Kirche als vorbildliches Lehrbeispiel gelten. In der Ehelosigkeit ihrer Priester liegt der Zwang begründet, den Nachwuchs für die Geistlichkeit statt aus den eigenen Reihen immer wieder aus der Masse des breiten Volkes holen zu müssen. Gerade diese Bedeutung des Zölibats wird aber von den meisten gar nicht erkannt. Sie ist die Ursache der unglaublich rüstigen Kraft, die in dieser uralten Institution wohnt. Denn dadurch, dass dieses Riesenheer geistlicher Würdenträger sich ununterbrochen aus den untersten Schichten der Völker heraus ergänzt, erhält sich die Kirche nicht nur die Instinkt-Verbundenheit mit der Gefühlswelt des Volkes, sondern sichert sich auch eine Summe von Energie und Tatkraft, die in solcher Form ewig nur in der breiten Masse des Volkes vorhanden sein wird. Daher stammt die staunenswerte Jugendlichkeit dieses Riesenorganismus, die geistige Schmiegsamkeit und stählerne Willenskraft." Ob Hitler nicht auch hier daneben liegt? Ein wenig ist vielleicht schon dran, doch was ist, wenn auch das Volk sich einer verfallenen Kirche angepasst hat und dekadent ist? Die Wahrheit ist, dass Priester und Kirchenvolk sich wohl gegenseitig bedingen, so wie sich auch politische Führung und Volk gegenseitig bedingen dürften, was also im Volk nicht drin ist, können auch die Priester kaum bringen... Nicht ganz, aber in dieser Richtung passt auch eine andere Begründung: Vor etwa 1000 Jahren, als das Zölibat eingeführt wurde, war die Situation der Frauen völlig "bescheiden", jedenfalls konnte von einer Freiheit oder Emanzipation der Frauen keine Rede sein. Frauen wurden verheiratet oder besser verschachert, benutzt und ausgebeutet, wie es eben den damaligen etablierten Schichten passte (siehe auch Frauenhandel und arrangierte Ehe - sowieso). Eine Partnerschaft von Mann und Frau gab es schon gar nicht. Wenn sich nun Priester auf zu enge Beziehungen mit Frauen eingelassen hätten, hätten sie sich zu sehr in dem ganzen damaligen System verstrickt und wären nun wirklich nicht mehr frei gewesen und hätten sozusagen gar nichts mehr machen können. Das Zölibat brachte also zumindest eine gewisse Unabhängigkeit von den damaligen Macht- und Unterdrückungsstrukturen. Ein Argument für diese These ist durchaus, dass in den skandinavischen Ländern das Zölibat auch zu katholischer Zeit gar nicht so recht durchgesetzt wurde und wo das ganz offensichtlich auch von Rom toleriert wurde. Hier waren diese Macht- und Herrschaftsstrukturen nicht so übermächtig, hier gab es also durchaus freiere und emanzipiertere Frauen. Die Begründungen für den Zölibat, dass dadurch ein Priester mehr Zeit für seine priesterliche Aufgabe habe, dass er Gott näher sei oder dass er durch seinen Verzicht auf die Ehe ein besonderes Zeichen von Tugend setze, sind Begründungen aus dem Nachhinein, die weder biblisch noch menschlich haltbar sind. Allerdings ist auch der Vorwurf unbegründet, dass ein für sich allein lebender enthaltsamer Mensch grundsätzlich keine Ahnung von Ehe und Liebe und Partnerschaft mit einem andersgeschlechtlichen Partner haben könne, zumindest braucht das ja nicht zu stimmen, wenn der Grund der ist, dass jemand bei der heutigen Oberflächlichkeit einfach nicht mitmachen möchte und dass ihm auch daher der passende Partner noch nicht begegnet ist. Denn wenn der Vorwurf der Ahnungslosigkeit wegen mangelnder eigener Erfahrung berechtigt wäre, dürfte auch kein Mensch Richter oder Anwalt werden, wenn er nicht mindestens vorher genau von dem eigene kriminelle Erfahrungen hätte, über was er da urteilt, dass er also auch ein paar Verbrechen tatsächlich selbst begangen haben müsste. Und es stellt sich auch die Frage, ob jemand, der zwar verheiratet ist, jedoch schon einmal dabei einen Seitensprung macht, eine Ahnung von wirklicher Liebe hat also von der in der Einheit von Leib und Seele, die allein die christliche ist und auf die es doch ankommt. Können also wirklich nur Menschen mit entsprechenden eigenen Erlebnissen anderen helfen oder sind nicht doch gerade Menschen ohne solche eigenen Erlebnisse am Ende dazu viel eher motiviert und geeignet? Der evangelische Theologe Helmut Thielicke (1908 - 1986) hat einmal gesagt, dass es gewiss nichts ausmacht, wenn Menschen ohne die konkrete Erfahrung von Liebe und Ehe leben, doch dass es sicher nicht sinnvoll ist, wenn sie diese Erfahrung aus welchen Gründen auch immer für sich ganz grundsätzlich ausschließen. Das Problem des Zölibats ist ja nicht, dass jemand ehelos lebt, sondern dass er die wohl bedeutendste konkrete irdische Aufgabe durch eine irrationale Zielsetzung ersetzt, und das dürfte auch seine ganze Einstellung zu dieser irdischen Aufgabe irrational machen. Der pharisäische Ansatz für die Vermittlung von Glauben und Moral ist sozusagen programmiert. Und kann überhaupt jemand, der einen andersgeschlechtlichen Menschen grundsätzlich niemals und unter keinen Umständen als ganz persönliches Geschenk Gottes für sich erkennen und annehmen will, überhaupt ein christliches Gottesbild haben? Steht ein solcher Mensch nicht schon allein deswegen der Gnosis näher als wirklicher Nachfolge Jesu? Oder praktiziert er nicht sogar - falls er den Zölibat doch noch übertreten sollte - eine Art kultische Prostitution, weil er ja intime Beziehungen ohne eindeutige Bindung hat, und beweist damit, dass er letztlich einem anderen Gott als dem christlichen dient (siehe Tempelprostitution)? Ob er sein Fehlverhalten nun bereut oder nicht, spielt dabei dann keine Rolle mehr, entscheidend ist die Tatsache an sich. Es kann nicht im Sinn von wirklichem christlichen Glauben sein, wenn jemand Geschlechtsverkehr hat, den möglicherweise auch noch als sündhaft empfindet und bereut, doch es als gottwohlgefällig ansieht, keine Verantwortlichkeit dafür in einer Ehe zu tragen! Der "Haken des Zölibats" ist vor allem auch der eines über-ich-gesteuerten Gewissens. Und von daher ergibt sich dann noch eine Problematik: Letztlich gibt es ja im praktischen Umgangs mit dem Zölibat nur zwei Möglichkeiten: Ein Priester lebt ihn oder lebt ihn nicht. Lebt er ihn, so wird man es nach der Vorstellung der Kirche vor allem mittels eines starken Über-Ichs tun, was auf Scham und andere Tabus hinausläuft, also auf irrationale Ängste. Lebt er ihn nicht (nach Angaben von Betroffeneninitiativen sollen rund 9000 der insgesamt fast 17 000 deutschen katholischen Geistlichen sexuelle Beziehungen unterhalten und jeder dritte ein Kind gezeugt haben), hat er Schuldgefühle, also auch irrationale Ängste! Eine besonders pikante Note dabei ist, dass am Ende noch derjenige, der in einer festen Beziehung mit Verantwortung für seine Partnerin lebt, was also bei der Überlegung nach Gebrauch und Missbrauch durchaus unter "Gebrauch" fällt, noch mehr Ängste hat als derjenige, der hier und dort Abenteuer hat, was zwar weniger auffällt, allerdings wohl eher "Missbrauch" ist! In jedem Fall werden also im Leben eines zölibatären Priesters Ängste eine bedeutende Rolle spielen. Abgesehen davon, dass diese Ängste sich mit Sicherheit auf die Verkündigung der Botschaft Jesu übertragen und negativ auswirken (daher kommen zölibatäre Priester auch gar nicht darauf, dass es eine von einem ich-gesteuerten Gewissem geprägte bewusste Enthaltsamkeit geben könnte, die sogar Spaß machen könnte!), bedeuten sie ja auch immer irgendwo Macht. Ist das Zölibat also nicht nur eine Verdrängung konkreter Lebensaufgaben, sondern in erster Linie ein innerkirchliches Herrschaftsinstrument? Und eine weitere Überlegung: Stellen wir uns einmal rein theoretisch vor, dass wirklicher christlicher Glaube auch weltweit wirklich gelebt würde, dass also keine Frau mehr bei einem Geschlechtsverkehr mitmachte, wenn nicht gleichzeitig wirkliches lebenslanges Gefährtesein in Einheit von Leib und Seele gegeben ist, wie es auch in den Zehn Geboten gefordert ist. Ob es dann noch viele Männer gäbe, die den Zölibat verteidigten? Ob allerdings die Weltfremdheit, mit der von kirchlicher Seite die Enthaltsamkeit außerhalb der Ehe verteidigt wird (siehe unter vorehelicher Verkehr) dem Zölibat anzulasten ist? Ich weiß es nicht, schließlich sind auch Verheiratete im allgemeinen in diesem Punkt genauso weltfremd! Und noch einige weitere Probleme: - Bisweilen wird argumentiert, dass man Priester endlich heiraten lassen sollte, damit sie sich nicht mehr an Kindern vergreifen. Dieses Argument geht von der Vorstellung aus, dass jemand, der nicht verheiratet ist, sozusagen notgeil wird oder zumindest werden kann und sich von daher an Kindern vergreift. Abgesehen von der gewiss nicht haltbaren pauschalen Verdächtigung ist diese Vorstellung auch vom Psychologischen her falsch: Jemand, der auf Kindern steht, den kann man nicht mit einer Frau zufrieden stellen. Vermutlich ist die Sachlage also anders: Ein pädophil veranlagter und gleichzeitig religiöser Mann könnte sich (für ihn) sinnvollerweise den Priesterberuf interessieren, weil er dort jungen Menschen nahe ist. - Abgesehen von allen solchen Problemen: Die Ehen evangelischer Geistlicher werden heutzutage noch öfter geschieden als der Durchschnitt (so der verstorbene Erzbischof Dyba von Fulda). Und ein evangelischer Oberer beklagte sich einmal, dass er nicht wisse, was er mit seinen geschiedenen Geistlichen machen solle, denn die Gemeinen wollten nun einmal keine geschiedenen Pfarrer. Das Problem scheint also ganz grundsätzlicher Natur zu sein: In unserer Einstellung zur Liebe, zur Sexualität, zur Partnerschaft zwischen Mann und Frau läuft etwas falsch. Und das müsste erst einmal geändert werden! Sehen wir dann weiter! Wenn ich mit Freunden über die Schwierigkeiten spreche, mit einem Priester in Kontakt zu kommen, um das Konzept basisreligion in die Praxis umzusetzen (dem müsste doch eigentlich klar sein, wie unbefriedigend und unerquicklich die derzeitige religiöse Kindererziehung ist und dass da wirklich etwas anders gemacht werden müsste), dann erfahre ich schon mal, dass der auch mit seiner Haushälterin zusammen lebt und dass die Kinder, die im Pfarrhaus herumspringen, ganz offensichtlich seine sind... O je, entfährt es mir dann, wenn das der ganze Grund ist, nichts Sachdienliches und theologisch Besseres zu unternehmen, damit unser Christentum wieder "Salz der Erde" wird! Wenn dieser Pfarrer doch zu der Frau hält, mit der er da zusammenlebt, die also sozusagen seine Frau ist, wenn er mit ihr eine Partnerschaft hat, wenn er sich um seine Kinder sorgt, dann ist das doch nun wirklich Gebrauch (s.o.) und etwas völlig anderes als der Missbrauch der Sexualität, wie er etwa hier im GESPRÄCH 2 zwischen Felix und Alexander beschrieben ist oder wie ihn auch manche Priester praktizieren, wenn sie etwa immer wieder neue Freundinnen haben! Dieser Priester führt im Grunde auch vor Gott eine Ehe, gegen die eigentlich nur eine von Menschen gemachte Amtskirche spricht! Und wenn dieser Priester aufgrund eines schlechten Gewissens wegen seiner eigenen Situation sich dann nicht gegen den wirklichen Missbrauch vorzugehen traut (nach dem Motto "Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen") und noch zur Blockierung einer zweckdienlichen Kindererziehung wird, dann ist das alles nur noch regelrecht pervers und eine Schande für die (Gesetze der) Kirche! Ein hervorragender Beitrag zum Zölibat ist der von Professor Georg Hasenhüttl im Internet: http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2002/imp020805.html. Hasenhüttl beruft sich bei seiner Verurteilung des Zölibats vor allem auf die alte Regel der Juristen: lex iniusta, lex nulla; ein ungerechtes Gesetz ist kein Gesetz. Bereits der heilige Augustinus lehrte, dass ein zu Unrecht Exkommunizierter den Ausschluss aus der Kirche nicht zu beachten braucht... Zölibat und sexueller Missbrauch Dieser Zusammenhang besteht gewiss nicht! Denn wer eine bestimmte sexuelle Veranlagung oder Prägung hat, der wird die nicht einfach los, indem er sich auf eine andere sexuelle Variante einlässt. Wer homosexuell ist, der wird sich nach einer Heirat mit einer Frau nicht ändern, wer seine Befriedigung mit Prostituierten hat, der hat die eben mit Prostituierten und dem hilft da eine treue Ehefrau gar nichts oder wenigstens nicht viel und so weiter. Das Problem ist ein anderes: Der Beruf des Priesters, der vor allem mit der Pädagogik im engeren und weiteren Bereich zu tun hat, zieht nun einmal durchaus auch Männer an, die pädophil geprägt sind. Und hier kann man nichts ändern durch Druck oder durch Schnüffelei, sondern vor allem durch ein besseres ethisches Konzept auch und gerade für die jungen Menschen. Siehe unter sexueller Missbrauch. Und nicht zuletzt schwingt bei der Forderung nach dem Zölibat immer noch etwas von einem leibfeindlichen Dualismus mit. Nach wirklich christlichen Grundvorstellungen ist nicht die Sexualität an und für sich schlecht oder zumindest minderwertig, sondern gerade sie ist eine Frage von Gebrauch und Missbrauch. Alles andere ist ein Rückfall in heidnisches Denken! Wenn Sie einmal mit Ihrem Wagen am Kamener Kreuz vorbeikommen, besuchen Sie in Hamm-Uentrop in der Nähe der Autobahnausfahrt den Hindu-Tempel. Auch als Christ können Sie den betreten, aber als Frau nur, wenn Sie nicht gerade Ihre Menstruation haben - darauf wird auf einem Schild ausdrücklich hingewiesen! Die Abwertung der Sexualität in unserer Kirche passt doch dazu! (Anmerkung zu meiner eigenen Situation,
also zur Situation des Verfassers von basisreligion:
Wenn ich zölibatär lebe, dann hat das nichts mit Ängsten vor Gott oder mit
irgendeinem Moralismus
zu tun, sondern schlicht und einfach mit besonderen
Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft! Zunächst
muss in mir wohl irgendwie von Kind an die Vorstellung
von einer Phase der Ästhetik
gewesen sein (siehe etwa unter Furcht),
und als ich dann schon in meiner Pubertät mitbekam, wie
Unwissenheit und Falschheit und Hinterhältigkeit wahre
Freiheit des Menschen und
gerade auch des Mädchens unmöglich machen und also die
wahre Ursache der
Sexgeschichten meiner Kameraden ist, dann ist der Weg
zu einer Utopie eigentlich
nicht weit. Denn man muss doch sozusagen etwas tun -
und darf dabei nicht nur an sich selbst denken. Denn
wie bei Adam Smith mit seinem Werk "Der Wohlstand der
Nationen", wonach der Wohlstand des einzelnen gerade
vom Wohlstand der anderen abhängig ist, ist auch das
eigene Glück sozusagen von
dem anderer abhängig. Na ja, und dabei bin ich nun
langsam die Zeit überlebt, in der man normalerweise
eine Frau findet und heiratet....) |