Jesus und die Sünderin:  Erster Akt

 

1. Auftritt: Der "Oberzuhälter" Samson sitzt an einem Schreibtisch mit jeder Menge Papieren. Davor sitzen die "Unterzuhälter" Jonathan und Benjamin.  

SAMSON: Dieser Typ hat uns gerade noch gefehlt. So ein Idiot - hängt sich an unsere Miezen und quetscht sie über ihr Intimleben und über ihre Kundschaft aus. Und dann lockt er den Pöbel in die Wüste, wo er alles das, was er da gehört hat, so richtig breittritt.

JONATHAN: Eine unglaubliche Frechheit.

BENJAMIN: Der macht mit den Weibern richtige Kumpanei und redet denen ein, daß sie alle nur Ausgebeutete im Namen einer verkommenen Männergesellschaft sind. Von Gleichwertigkeit und von Gefährtesein mit uns Männern schwärmt der da was vor!

SAMSON: Wirres Zeug!

Verdammt noch mal, die Weiber sind da zum bumsen und wenn sie dafür nicht mehr gut sind, zum arbeiten, mehr nicht. Was bildet der sich eigentlich ein, sich an unsere Weiber heranzumachen und sie aufzuhetzen.

BENJAMIN: Und dann erzählt der auch vor allen Leuten, wer alles bei unseren Miezen war und was für Sonderwünsche die gehabt hätten. Die Folge davon ist, daß wir die jetzt los sind. Was der da mit seiner Moralisiererei treibt, ist absolut geschäftsschädigend.

SAMSON: Genug, der meint wohl, er könnte hier den Weltverbesserer spielen, verrückt. Für wen hält der sich eigentlich? Komischer Heiliger. Soll ich euch mal sagen, wie das mit den Weibern ist? Falsch und scharf sind die doch von Natur aus alle, die wollen den Sex doch mindestens so wie die Männer. Gott sei Dank gibt es da Methoden, sie wenigstens dabei zu lenken, wie man sie braucht. Die einen fürs Kinderkriegen und für die Arbeit zu Hause und auf dem Feld - und die anderen fürs Vergnügen, beides zusammen geht nun einmal nicht.

JONATHAN: Die Weiber, die wenigstens noch einigermaßen schlau sind, sind sowieso die schärfsten.

SAMSON: Die Ägypter machen das bekannterweise mit den Weibern am geschicktesten.

Die schneiden von vornherein denen, die fürs Haus und für die Arbeit und für die Familie da sind, gleich alles, also Kitzler und Schamlippen, weg. Dann hat die liebe Seele Ruh, denn die Muschis, die noch alles haben, denken doch bloß an ihr Vergnügen, machen alles andere nur halbherzig und sind letztlich doch nicht zu halten. Wirkliche Treue gibt's bei denen einfach nicht. Die Beschneidung der Muschis ist letztlich die sinnvollste Maßnahme, daß es Treue und geordnete Familien gibt. Wir sehen ja, wohin das führt, wenn man das nicht so macht, bei den Römern, dort geht alles drunter und drüber. Dort machen die Weiber mit den Männern doch, was sie wollen.

Wer da was anderes sagt, ist entweder naiv oder hat keine Ahnung.

BENJAMIN: Ich habe diesem verrückten Weltverbesserer einmal zugehört.

Der erzählt genau das Gegenteil von dem, was du da sagst und was eigentlich jedem vernünftigen Menschen klar ist. Er meint, daß die Weiber zu schade für die Prostitution wären, und sie müßten nur von Kind an richtige Informationen über wirkliche Liebe haben, dann würden sie gar nicht mehr mit der Prostitution anfangen. Doch an solchen Informationen hätte niemand von denen, die etwas zu sagen haben, wirkliches Interesse, weder die Priester noch die Regierung, die würden alle nur so fromm tun und in Wirklichkeit mit uns unter einer Decke stecken. Und wir wären ja alle einschließlich der Priesterschaft und der Regierung selbst versaut. Unverschämt. Verrückt.

SAMSON: Was sagt der, daß Weiber denken könnten? Vielleicht wie sie uns Männer austricksen. Gefühle haben sollen sie und geil sollen sie sein, das ist ihr Zweck, und nicht denken, dazu sind wir Männer da - oder wenigstens einige von uns!

BENJAMIN: Und es brauchte auch kein Geschäft mit der Liebe mehr zu geben, sagt dieser Spinner auch. Und so einen ähnlichen Unsinn. Es lohnt sich überhaupt nicht, darüber nachzudenken.

SAMSON: Mensch-Leute, wir müssen vor allem selbst an unsere Sache glauben. Und das ist richtig, was wir machen. Wir sind doch sozusagen diejenigen, die mit unserer Arbeit die Kohlen aus dem Feuer holen. Wenn's uns und unsere Mädels nicht gäbe, könnte keine Frau abends ruhig allein über die Straße gehen und erst recht nicht eins unserer jungen Mädchen. Da gäb's doch überall bloß Vergewaltigung und Kinderschänderei.

Na gut, vielleicht helfen wir ab und zu einmal einem Mädchen etwas nach, bei uns mitzumachen, doch im Grunde wollen die ja.

Und vor allem wenn man das Gesamte sieht, hat das schon alles seine Richtigkeit. Solange die Mädchen dann auch noch tun, was man ihnen sagt, geht's ihnen doch prima und sie verdienen Geld damit und haben sogar noch ihren Spaß dabei. Ist doch eigentlich ein ideales Leben, ich wünschte, ich hätte es auch so gut, sich schön zu machen und den ganzen Tag im Bett zu liegen und Liebe zu machen. Wir kriegen das schon wieder hin.

Leute, laßt euch das gesagt sein, unser Geschäft ist das "älteste Gewerbe", das gibt es immer und das mit diesem Jesus, oder wie dieser Spinner auch immer heißt, ist nur eine vorübergehende Erscheinung. Wir werden mit dem schon fertig, wenn sich das nicht sowieso von allein erledigt. Es gibt immer einen Weg, wenn man nur will. Mich jedenfalls hat noch keiner geleimt. Und der, der mich leimen will, der muß erst einmal früher aufstehen.

BENJAMIN: Der muß einen Denkzettel kriegen, der sich gewaschen hat.

JONATHAN: Warum nicht gleich ein Messer in den Rücken?

SAMSON: Bist du verrückt, bloß das nicht, damit machen wir uns selbst strafbar.

BENJAMIN: Oder ein kleiner Unfall vielleicht?

SAMSON: Auch das nicht! So aufgehetzt, wie der Pöbel gerade ist, wird dahinter doch gleich etwas vermutet und dann gibt es erst recht Scherben. Und die Langzeitfolge ist, daß wir erst einmal für längere Zeit gar keinen Fuß mehr auf die Erde kriegen.

JONATHAN: Und was ist, wenn wir eine kleine Anklage gegen den einfädeln, etwa daß er die Leute aufgehetzt hat, dem Kaiser keine Steuern mehr zu zahlen?

SAMSON: Willst du dafür Zeuge spielen? Verbrenn dir bloß mit so etwas die Finger. Und du weißt doch: Die Kehrseite von den römischen Gesetzen ist doch deren Grundidee, etwa "im Zweifel für den Angeklagten und so weiter..." Dagegen kommen wir nicht an, wenigstens jetzt noch nicht.

BENJAMIN: Und wie ist das mit unseren alten jüdischen Gesetzen, hat der nicht gesagt, daß er den Tempel zerstören will oder daß er der Sohn Gottes ist?

SAMSON: Alles Interpretationssache. Das mit dem Zerstören des Tempels wird der wohl so gemeint haben, daß er unser bigottes und versautes System zerstören will. Und Sohn Gottes ist nach dem Glauben unserer Väter im Gegensatz zu den Heiden, bei denen nur der Pharao oder der König Sohn Gottes ist, schließlich jeder von uns, ha, ha, ha.

JONATHAN: Aber du weißt doch immer etwas!

SAMSON: Ich überlege ja schon.

Also, den Jesus müssen wir erst einmal ausklammern. Doch was wir tun können, ist, daß wir dem schon mal einen Denkzettel erteilen. Und zwar über die Weiber.

JONATHAN: Du meinst, wenn wir denen Ärger machen?

SAMSON: Ich zweifle so langsam, ob da allerdings eine einfache Maßnahme überhaupt noch reicht. Früher reichte es ja, wenn mal eine verdroschen oder wenn einer das Gesicht zerschnitten wurde. 

JONATHAN: Da stehn die aber zur Zeit drüber, vor allem wo es jetzt so gute Ärzte gibt, die alles wieder hinkriegen. Da müssen härtere Maßnahmen her.

SAMSON: Genau. Und gerade weil wir bei uns nämlich nicht die Gepflogenheiten wie in Ägypten haben, haben wir seit alters her etwas anderes, sozusagen eine Erziehungsmaßnahme aus dem Nachhinein, (nachdenkend) ja, ein äußerst wirksames und bewährtes Verfahren, um die zur Räson zu bringen, wenn einmal Not am Mann ist. Es ist zwar hart und es geht nicht ohne Tote, besser ohne eine Tote, doch in harten Zeiten helfen nur harte Bandagen.

Das Problem ist: Wir können nicht so einfach eins von den Mädels unmittelbar umbringen, was jetzt eigentlich zur Abschreckung nötig wäre, denn dann sind wir selbst dran und hetzen uns womöglich die Miliz auf den Hals. Daher machen wir das anders, indem wir eine von den Miezen sozusagen auflaufen lassen.

JONATHAN: Schieß los!

SAMSON: Da gibt es doch das Gesetz, daß Menschen, die von zwei Zeugen auf frischer Tat beim Sex mit jemandem ertappt werden, mit dem sie nicht verheiratet sind, als Ehebrecher überführt gelten und daher die Todesstrafe erhalten: Verheiratete werden erdrosselt und Unverheiratete gesteinigt (5). Und jetzt fädeln wir es schlicht und einfach so ein, daß ein Mädchen halt einmal auf frischer Tat erwischt wird. Wir lassen irgendwelche völlig unverdächtige Zeugen so eben rein zufällig in das Zimmer reinstolpern, wo die gerade mit einem vermeintlichen Kunden zugange ist, und alles Weitere wird dann sozusagen von Amts wegen erledigt. Wir brauchen uns gar nicht erst die Finger schmutzig zu machen. Uraltes Rezept. Ihr sollt einmal sehen, wie das wirkt. Das hat auch noch den Vorteil, daß die anderen Miezen merken, wie sie auf unsere Beschützerrolle angewiesen sind. Und so werden die von ganz allein wieder zahm und brav und kuschen. Die machen dann keine Sperenzchen mehr. Und wenn dieser Weltverbesserer sieht, was er so anrichtet, wird er sich seine vorwitzigen Reden künftig auch überlegen. Wenn dem an den Frauen wirklich gelegen ist, dann wird der wenigstens ruhig sein.

BENJAMIN: Klasse, mehrere Fliegen mit einer Klappe.

JONATHAN: Eine tolle Idee, wie man Gesetze, die eigentlich gegen etwas erlassen wurden, so nutzt, daß man es noch besser treiben kann. Ganz schön versaut, das gefällt mir.

SAMSON: Das ist doch mit vielen Gesetzen immer so. Die werden doch oft schon im Hinblick darauf gemacht, wie sie zum eigenen Vorteil genutzt werden können - natürlich darf der blöde Pöbel nicht dahinter kommen.

BENJAMIN: Doch da gehört doch auch ein Kerl dazu, der's mit der treibt.

Woher nehmen wir den, und muß der nicht auch bestraft werden -  genauso wie die Muschi?

SAMSON: Überhaupt kein Problem! Männer sind bei einer solchen Sache noch nie in Schwulitäten gekommen. Denn der Mann weiß natürlich Bescheid, was da läuft. Und wenn einer vorbereitet ist, dann kann der ja selbst nicht überrumpelt werden, sondern der überrumpelt eher die anderen. So kann der unerkannt abhauen. Die Zeugen sind ja auch erst einmal überrascht und kommen vermutlich so schnell gar nicht auf die Idee, gleich hinterherzulaufen und ihn festzuhalten. So etwas passiert ja nicht alle Tage. Man sollte allerdings vielleicht dafür sorgen, daß es nicht zu hell ist, daß der Macker zu genau erkannt werden kann und daß eine gute Möglichkeit zum Abhauen besteht.

JONATHAN: Und wenn die Mieze so pfiffig ist und mitabhaut?

SAMSON: Unwahrscheinlich. Doch kann ja bei den Entdeckern einer dabei sein, der weiß, worum es geht, und der die notfalls am Abhauen hindert.

JONATHAN: Das müßte eigentlich klappen.

SAMSON: Und damit ihr seht, für wie sicher ich das Ganze halte, werde ich derjenige sein, der's da treibt. So ein kleiner Quickie mit einer Vorstadtnutte tut mir auch mal wieder ganz gut.

Und welche von euren Tussis nehmt ihr? Eigentlich ist es ja egal, wer da dran glauben muß, ich kenne ja hier bei euch sowieso niemanden und mich kennt ja auch keiner. Doch für mich sollte es schon was Anständiges sein, sozusagen eine kleine Kostprobe, was bei euch so läuft.

Ich leiste auch guten Ersatz! Jung, knackig, wenig verdorben, das Angebot war noch nie so gut wie heute. Im Grunde boomt der Markt. Und denkt dran, so eine kleine Panne macht die ganze Sache geheimnisvoller und brisanter. Damit ziehen auch die Preise wieder an, da haben wir alle was davon.

Alle lachen.

JONATHAN: Ich habe da eine dafür passende, die hin und wieder aufmüpfig ist und auch noch versucht, ihre Kolleginnen anzustecken. Eigentlich trifft das also gar nicht die falsche. Und sie wird dir auch gefallen, weil sie sauber und rassig und eine Sünde wert ist. Außerdem ist sie die nächste, die in die Jahre kommt. Was meinst du, Benjamin?

BENJAMIN: Kein Einwand. Ist zwar schade um das Mädchen, doch was sein muß, das muß eben sein.

SAMSON: Das klappt ja alles wunderbar, schön, daß ihr alles so schnell begriffen habt und euch von einer eurer Miezen trennen könnt und keine Schwierigkeiten macht.

Ich krieg langsam Spaß an der Sache, der letzte Stoß einer Todeskandidatin! Das ist zwar schon ein bißchen pervers, doch irgendeine Sondereinlage muß ja für mich als Boß auch einmal herausspringen. Aber davon weiß ja niemand etwas. Und was glaubt ihr, was das für eine Wirkung überhaupt hat - das spricht sich doch bei unseren Muschis im ganzen Land herum!

Habt ihr auch schon eine Vorstellung, wie wir so eine Aktion einfädeln und wie ihr das mit den Zeugen macht? Am besten, ihr überlegt das unter euch, das braucht seine Zeit. Und wenn ihr einen Plan habt, gebt ihr mir Bescheid. Ich werde also auf nächster Geschäftstour in eure Gegend kommen, als Gewürzhändler bin ich sowieso unverdächtig, und im Grunde ist es auch ganz normal, daß ich als einsamer Geschäftsmann einmal bei einem Mädchen Entspannung suche. Wenn irgend etwas schief geht, können wir ja immer noch die Sache abblasen und uns etwas anderes einfallen lassen.

In welchem Hotel steige ich am besten ab?

JONATHAN: Im "See Genezareth", ja, das heißt so, da kommen die Leute deiner Kategorie unter.

SAMSON: Also bis auf Weiteres.

 

 

2. Auftritt: Ein düsterer Raum. Jonathan und Benjamin. Es klopft leise an der Tür. Benjamin schließt von innen die Tür auf und läßt Samson herein.

SAMSON: Eine gute Idee, daß wir uns gerade hier treffen, wie kommt ihr an den Schlüssel?  Weiß das jemand, daß ihr einen habt?

BENJAMIN: Mein Bruder ist Schlosser und hat die Türen hier neu gemacht. Da war dann eben auch ein Schlüssel überzählig. Doch mein Bruder ist in Ordnung, er plaudert darüber ganz bestimmt nicht, wieso sollte er auch? Vielleicht braucht der ja auch einmal selbst den Schlüssel für irgendeine Sache. Man kann ja nie wissen. Ha ha.

SAMSON: Also, wie sieht eure Strategie aus?

JONATHAN: Es bietet sich eine absolut günstige Gelegenheit. Dein Hotel "See Genezareth", in dem unsere Muschis zumeist ihre Kunden bedienen, gehört einem Kumpel von mir und soll an den Tempel verkauft werden. Die wollen daraus ein Hospital für kranke Pilger machen. Und da kommt morgen abend eine Tempelkommission, sich das ansehen. Das sind sogar noch mehr als zwei Zeugen. Denn zwei Zeugen könnten sich ja einig sein und weggucken, doch bei drei Zeugen kann beim besten Willen nichts mehr falsch laufen.

SAMSON: Ich sehe, ihr denkt mit.

JONATHAN: Und ich kann auch dabei sein, denn mein Freund hat mich gefragt mitzukommen, damit er nicht übers Ohr gehauen wird.

Das wäre ja auch kein Problem, denn mich kennt diese Muschi ja nicht, zumindest hat sie keine Ahnung, daß ich in dem Geschäft mit drin stecke. Ich war auch noch nicht ihr Kunde, ich würde mich überhaupt hüten, hier in unserer Vorstadt "etwas" anzufangen. So kann ich mit der Kommission erst einmal einen Tee trinken und ich kann die Ortsbesichtigung ganz unverfänglich verzögern, bis es zur abgemachten Zeit kommt, ich schlage die Dämmerung vor.

SAMSON: Eigentlich keine gute Zeit, wenn man ein Haus besichtigen will, das man kaufen will.

JONATHAN: Kein Problem, sowieso reine Formsache. Das Haus muß zudem weitgehend umgebaut werden, es kommt nur auf die Zahl und etwaige Größe der Räume an, und das kann man alles sehen, notfalls sogar mit Öllicht, ha, ha.

SAMSON: Und weiter?

JONATHAN: Im unteren Stock im rechten Zimmer nach hinten bist du dann mit der Schlampe. Sie nimmt immer dieses Zimmer, auch um durchs Fenster zu ebener Erde besser flüchten zu können, wenn es mal nötig sein sollte. Doch sie weiß nicht, daß die Schlösser schon nicht mehr richtig funktionieren, und daher stehen wir recht unversehens im Zimmer. Damit du ungefähr weißt, wann, etwa fünf Minuten, nachdem am Tempel die Sieben geschlagen hat. Also die hat dann mit Sicherheit keine Zeit mehr abzuhauen. Du aber bist ja sportlich, wenn's nötig ist, kannst du ja auch nur schnell deine Sachen packen und bei der Dämmerung nackt aus dem Fenster springen und ziehst dich draußen im Garten an. Und auf der Straße hinter dem Hotel ist dann sowieso um diese Zeit niemand mehr.

SAMSON: Klingt gut.

JONATHAN: Und wir schnappen uns dann das Hürchen und bringen es vors Gericht. Ich werde schon genügend Stimmung machen, daß es auch wirklich zu einer Verurteilung zur Steinigung kommt. Und ich bin ja auch gut angesehen, schließlich weiß niemand, daß ich in dem Geschäft mit drin stecke. Bekannt ist ja nur, daß ich Gewürzhändler mit internationalen Verbindungen bin, daß man aber davon heute nicht mal mehr seine Familie anständig versorgen kann und daher ein zweites Standbein braucht, darüber macht sich ja eh keiner Gedanken. Nach außen hin ist ja immer nur Benjamin in Erscheinung getreten... Also, da kann gar nichts mehr schief laufen.

SAMSON: Nach menschlichem Ermessen nicht, doch man soll nie zu früh jubeln. Und noch eine Frage, wie finde ich die Tussi?

BENJAMIN: Ganz einfach. Die sitzt am späten Vormittag immer in der Teestube am Marktplatz. Du wirst sie gleich erkennen, denn sie hat immer so große Königin-von-Saba-Ohrringe an. Zwar etwas exotisch, doch was soll's. Ihre Masche. Und wenn du ihr zuzwinkerst und dich dann an den Brunnen stellst und versuchst, Wasser zum Trinken heraufzuholen, wird sie bald - ganz zufällig natürlich - kommen und so tun, als ob ihr euch schon ewig kennt, und dir helfen. Dann könnt ihr alles weitere für den Nachmittag verabreden.

SAMSON: Ich habe begriffen. Also dann bis morgen. Macht eure Sache gut!

 

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