Jesus und die Sünderin:  Dritter Akt

 

Samson, Jonathan und Benjamin - in demselben im Raum wie 1. Akt, 2. Auftritt.

SAMSON: Du Dorftrottel, du Vollidiot - kann man denn euch auch gar nichts allein machen lassen? Laßt euch von diesem Spinner voll aufs Kreuz legen! War denn irgendeine Rede davon, daß ihr den anmachen sollt? War das nicht klar genug mit der Steinigung dieser Mieze? Ich will überhaupt keine Entschuldigung hören, das war einfach die totale Scheiße!

Ich sag euch nur noch eins: Jetzt reicht's mit diesem Menschen, der Mann ist absolut gefährlich, der muß weg! Und zwar so gründlich und so mit Stumpf und Stiel, daß allen, die solche Fisimatenten noch einmal versuchen sollten, absolut die Lust vergeht.

JONATHAN: Ich seh ja ein, daß ich Mist gebaut habe. War nicht gut. Ich hab halt gedacht...

SAMSON: Denken ist Glückssache! Alles muß man selbst machen.

Ezechiel kommt. Benjamin versteckt sich. 

SAMSON: Gut daß Sie kommen, Herr Ezechiel. Ich habe von meinem Freund Jonathan von der Pleite erfahren, die Sie da im Zusammenhang mit der Verurteilung zur Steinigung dieser Prostituierten hatten. Die hatte Ihnen dieser Jesus ja leider höchst persönlich durch die Schuld unseres Freundes Benjamin hier vermasselt. Da muß ich wohl auch das jetzt selbst in die Hand nehmen mit diesem Jesus! Der kriegt jetzt das, was dieser Prostituierten zugedacht war oder so etwas Ähnliches. (Macht die Geste des Halsabschneidens.)

EZECHIEL: Ist das nicht etwas hart für den. Eigentlich ist das doch gar nicht so verkehrt, was der da alles macht und redet, na ja, vielleicht ein bißchen überspannt und verrückt.

Inzwischen habe ich auch erfahren, wie es genau zum Ertappen auf frischer Tat dieser Prostituierten gekommen war. Hand aufs Herz. So ganz fair war das ja auch nicht, wie Sie dieses Weib da haben auflaufen lassen und sozusagen uns Tempelleuten ins Messer geschickt haben. Klar, verdient hatte sie es schon, doch ich weiß nicht so recht, wir haben solche Trickserei doch nicht nötig, ein bißchen Fairneß sollte schon sein.

SAMSON: Fairneß? Ist die überhaupt bei so etwas noch angebracht? Wer ist denn hier fair - Fairneß kann doch nur jemand erwarten, der selbst fair ist! Überlegen Sie doch einmal, anders kommt man denen doch nie bei, den Zufall, daß man so ohne weiteres jemanden bei so etwas ertappt, gibt es wohl nie. Eine kleine Provokation ist da wohl immer notwendig. Uns deswegen einen Vorwurf zu machen, ist doch nicht gerecht. Wenn wir Sie nicht mit der Nase auf so etwas gestoßen hätten, würde doch nie etwas unternommen werden! Und wir mußten ja ein wenig Geheimdiplomatie treiben, sonst hätte die doch von unserer Aktion erfahren und wäre gewarnt gewesen. Denken Sie doch einmal an unsere Verantwortung gegenüber der Jugend, müssen wir nicht auch deswegen etwas unternehmen? So wie das heute läuft, kann das ja mit der gar nicht gut gehen, wenn die sozusagen hautnah in einem solchen Sündenpfuhl leben muß.

EZECHIEL: Irgendwie haben Sie natürlich recht.

SAMSON: Und zu dem Jesus. Der unterstützt doch diese ganze Hurerei. Haben Sie nicht gesehen, wie da mit dem am Tisch noch zwei von den stadtbekannten verruchten Weibern saßen? Und dann hockte da auch noch dieser Zachäus, dieser Blutsauger im Dienste der Römer (24). Eine wirklich feine Gesellschaft. Die haben doch nur im Sinn, alles durcheinander zu bringen.

Haben Sie nicht mitgekriegt, was dieser Jesus alles so behauptet, daß die ganzen Gottesdienste und die Opfer nutzlos wären, daß Gott davon sowieso nichts hätte, daß die Tempelsteuer sinnlos wäre, die Speisegesetze überholt und überflüssig, am Sabbat könnte man sogar arbeiten, die Frauen und Mädchen brauchten in Wirklichkeit keinen Schleier, sie könnten sogar wie Adam und Eva nackt herumlaufen! Und er hat sich sogar über König Salomo lustig gemacht, weil der das nicht getan hat!

Also so etwas hat es doch noch nie gegeben, das ist doch alles unerhört, unglaublich, skandalös!

Der will doch nur unsere Frauen und Töchter scharf machen, um sich dann selbst an ihnen aufzugeilen, oder der ist ganz abnormal einseitig mit seinen Prostituiertenproblemen, als ob es nichts anderes gäbe, das ist doch schon krankhaft, wahrscheinlich ist der selbst abartig.

Und daher verstößt der auch ganz eindeutig gegen alles, was normal und was uns heilig ist, was uns von unseren Vätern überliefert wurde, was sich bewährt hat. An die Bestrafung der Bösen in der Hölle und an die Belohnung der Guten im Himmel glaubt der doch auch nicht, und nicht an die Versöhnung mit Gott und an dessen Vergebung, der nimmt unseren Menschen doch ihren ganzen Glauben, ja glaubt der selbst überhaupt an etwas, glaubt der überhaupt an Gott? Nein, mein lieber Ezechiel, wenn der durchkommt, wenn diesem Rattenfänger immer mehr Leute nachlaufen, dann gibt es ein heilloses Chaos, das ist das Ende jeder Ordnung und Religion und Moral, und Sie können den Tempel niederreißen, so etwas Ähnliches hat er doch selbst gesagt, dieser Glaubenszerstörer, und die Leute werden Sie Priester und Tempelleute verhöhnen und Sie können betteln gehen - wenn Ihnen überhaupt noch jemand etwas gibt.

EZECHIEL: Vermutlich würde es so kommen, wie Sie sagen.

SAMSON: Nicht nur vermutlich, das kommt so!

EZECHIEL: Und was sollen wir jetzt machen?

SAMSON: Ich sagte es schon bevor Sie kamen, der muß weg!

EZECHIEL: Und wie?

SAMSON: Über die Römer. Ich habe da Beziehungen, da läßt sich sicher etwas machen. Wenn wir da etwa eine einigermaßen gute Anklage wegen Vorbereitung einer Aufwiegelung oder so etwas Ähnliches zusammenschmieden, dann dürfte das keine Schwierigkeiten geben. So ungefähr stimmt das ja auch (25).

EZECHIEL: Das könnte dann aber für den eine Kreuzigung geben.

SAMSON: Na und? Die paßt doch gerade für den. Und dann sehen vor allem seine Weiber und seine Freunde wie dieser Zachäus, wie der Hase läuft, und sie vergessen alles, was der ihnen erzählt hat. Kreuzigung ist als Abschreckung gerade richtig, die Römer wußten schon, warum sie so etwas eingeführt haben (26).

EZECHIEL: Ganz überzeugt haben Sie mich zwar nicht, doch machen Sie, was Sie für richtig halten. Sagen Sie mir und meinen Mitbrüdern, was wir machen sollen.  (Geht ab.)

Benjamin kommt hervor: Hi, hi, hi....

SAMSON: Bist du ruhig! Das hört der doch noch, wie du über den lachst!

BENJAMIN: Irre, wie du den verarscht hast, einfach Klasse!

JONATHAN: Und der glaubt das auch noch alles!

SAMSON: So einfach ist das für den nun auch nicht. Der ahnt schon etwas. Doch der will das eben alles glauben. Was bleibt ihm denn auch anderes übrig? 

JONATHAN: Er hat ja auch von dem, wie es jetzt läuft, seine Vorteile. Nur so bekommt er auch mal was Junges ins Bett und verdient dann noch am Geschäft mit der Vergebung. Wenn das durchkäme, was der Jesus will, dann hätte der beides nicht mehr!

SAMSON: Nein, nein, ich glaube, der ist nicht von der Sorte. Der glaubt wirklich, was er sagt, und der ist auch nicht der Typ, der anders handelt als er redet. Bei dem geht es um etwas Existentielles: Wenn der sich wirklich bewußt machte, was hier gespielt wird, dann müßte der sich einen Strick nehmen und sich umbringen. Denn dann müßte er einsehen, daß sein ganzes Leben und vor allem das, wofür er sich immer engagiert hatte, umsonst war. Der sitzt sozusagen in einem Gefängnis, das er sich selbst gebaut hat und aus dem er nicht mehr heraus kann. In dessen Haut möchte ich nicht stecken.

JONATHAN: Und so geht es vermutlich auch anderen, die nicht mehr von ihrem falschen Denken loskommen, wenn sie erst einmal ihr Leben danach leben. An den Ideen dieses Jesus scheint vielleicht doch etwas dran zu sein. Hast du schon einmal überlegt, daß der ja auch noch Freunde hat. Was wird, wenn die nicht klein beigeben und weitermachen, wenn der Jesus tot ist?

SAMSON: Keine Angst! Erst einmal wird die Kreuzigung ihre Wirkung tun und seine Anhänger werden daher ihre Schnauzen aus lauter Angst halten. Und wenn die sich dann wieder erinnern, dann bringen die doch sowieso alles durcheinander, was ihnen ihr Jesus gesagt hat. Und auf den wirklichen Grund, warum der sterben mußte, kommt irgendwann ohnehin niemand mehr. Das vorauszusehen, dafür braucht man nun wirklich kein Hellseher zu sein. Denn das sind doch alles ungebildete kleine Krauter und Bauern und Pipimädchen, die dem hinterherlaufen. Glaubt ihr wirklich, da bleibt etwas bei denen von dem hängen, was der will?

Und ich sag's euch: Sollte da doch etwas haften bleiben, dann kommen bei denen recht bald auch solche Typen wie der Ezechiel ans Ruder und da wird aus dem Jesus eines Tages eine Kultfigur mit Legenden und Wundern, die dann verehrt und vielleicht sogar angebetet wird, die aber niemandem mehr weh tut. Und das weiterzuverfolgen, was diesen Jesus heute bewegt, das werden die nie tun, dafür sind auch die doch viel zu spießig. Die werden dann allenfalls eine Art Religion aufmachen und von einer Welt träumen, in der seine Ziele verwirklicht werden, vermutlich in einer illusionistischen Welt der Toten, also in einem Jenseits. Und genau mit einer solchen Hoffnung läßt sich seit jeher ein phantastisches Geschäft aufbauen, nämlich sie denjenigen zu verkaufen, die hier auf Erden zu kurz gekommen sind. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es Menschen gibt, die sich dieses Geschäft entgehen lassen, wenn sie erst einmal die Gelegenheit dazu haben.

Und könnt ihr euch außerdem vorstellen, daß spießige Leute das, was der wollte, auch noch Kindern rüberbringen, denn bei denen müßten die ja anfangen, wenn das was werden soll? Das gibt es einfach nicht, daß sich Leute bei so etwas, was mit "den Dingen zwischen den Beinen" zusammenhängt, in ihre Erziehung hineinreden lassen, da könnte auch ein neuer Gott nichts dran ändern! Eher erfinden die in dessen Namen noch weiteren Hokuspokus, den sie dann noch zusätzlich etwa zur Beschneidung bei den Mädchen machen, als daß sie diese Verstümmelung abschaffen (27). Daß sie gar bei einem besseren Denken der jungen Menschen anfangen, das schaffen die nie, das garantiere ich euch. Denn wenn sie denen da etwas Vernünftiges beibringen wollten, müßten sie ja zugeben, daß sie selbst nicht vernünftig waren. Wer blamiert sich schon so vor Kindern? Lieber arbeiten die alle uns in die Hände. Und je mehr sie dies leugnen, desto wahrer ist es.

Und wenn einmal einer bei denen eines Tages sich doch noch an den wirklichen Ideen dieses Jesus versuchen sollte, dann wird der sowieso nie verstanden und eher noch gesteinigt! Ich kenne die Menschen, ich weiß, wie's läuft, also keine Sorge!

Also - packen wir's an, damit wir den ersten Schritt tun und schon mal Stimmung gegen diesen Jesus machen - ihr wißt ja jetzt, wie das geht!

Weiter zu den Anmerkungen

 BASISDRAMA     1.AKT  2. AKT  HOME    BASISWÖRTERBUCH

Diese Site gehört zum DRAMA der Website basisreligion.

Siehe auch www.michael-preuschoff.de