PRINZESSIN (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Als PRINZESSIN lässt sich wohl am besten ein Mädchen bezeichnen, das sich so einmalig und wunderschön vorkommt, dass es nur sich selbst sieht und sich weitgehend auf die Ausstrahlung seiner äußeren Weiblichkeit verlässt (siehe auch Egoismus-Egozentrik, Schönheit, Weibchengetue). Der Traumprinz kommt dann von alleine...

Eine "Prinzessin" hat es nicht nötig, sich um Werte wie Kameradschaftlichkeit und Gefährtesein oder Partnerschaft zu kümmern, und lebt in der Illusion, dass sie immer nur auszuwählen braucht, wen und was sie an sich heran lässt oder abweist.

Es sieht ja alles so einfach aus, weil ihm alles von allein zuzufallen scheint! Daher scheint es auch nicht notwendig, sich ein realistisches Lebenskonzept zurechtzulegen, eine eigenständige Menschenkenntnis zu entwickeln, geeignete Initiativen zu ergreifen und sich für den näheren Umgang mit Menschen des anderen Geschlechts durchdachte Bedingungen, ohne die es nicht geht, zu setzen. Man hält sich für etwas Besseres, man benutzt die anderen Menschen alle wie Dienstpersonal (das heißt, Verpflichtungen gelten nur für andere, man selbst braucht sich an nichts zu halten), kurzum es herrscht absolute Eingebildetheit! Die eigenen Ängste werden bei alledem kaum wahrgenommen, weil sich typische Prinzessinnen auch im Denken dem anpassen, "was und wie es alle machen". Daher wird dann auch die (Sexual-)Scham als besonderer Charme interpretiert, der nicht mehr hinterfragt zu werden braucht. Und so können sich dann bei ihnen auch kaum die brauchbaren Konzepte bilden, wie sie schließlich nicht doch etwa auf Macho-Typen reinfallen. Ja, es besteht sogar zwischen den Mädchen (und Frauen) mit Prinzessinnenallüren und den Machos mit Imponiergehabe eine ausgesprochene Täter-Opfer-Beziehung, beide Sorten von Menschen entsprechen geradezu einander.

Dabei ist das schöne Getue mit solchen "Puppen" oder "Tussis" und die Anstrengungen, sie zu begehren und zu erobern bis hin zu den Geschenken, die man ihnen macht, im Grunde so eine Art Köder in der Falle, die dann zuschnappt, wenn "man" hat, was man will.

Denn ewig lässt sich das ja wohl mit dem Begehren und Erobern nicht durchhalten! Welcher Mann hat denn schon das Dienstpersonal und das Geld, um die Ansprüche von so einer Prinzessin zu befriedigen? Auf was es angekommen wäre, wären Anzeichen für wirkliche Partnerschaft!

Also ist Prinzessinnengetue und schließlich Benutzung der Frau als Dienstmagd und Dirne wie Vorder- und Rückseite derselben Münze.

Das Märchen Froschkönig stellt einen Versuch dar, das Problem Prinzessin in der Volkspsychologie aufzuarbeiten: Die Prinzessin benutzt alle anderen Menschen wie Dienstpersonal, doch ein Frosch lässt sich das nicht gefallen. Ob die in dem Märchen angebotene Lösung realistisch ist, ist fraglich, vor allem lässt sich dieses Märchen wohl kaum einigermaßen folgerichtig auf die Wirklichkeit übertragen.

Die Amerikanerin Colette Dowling hat 1981 ein Buch über den Cinderella-Komplex der Frauen veröffentlicht, bei dem es um etwa dieselben Fehlentwicklungen von Frauen geht, die hier angesprochen sind.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)