SINNLICHKEIT (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

SINNLICHKEIT meint besonders die Erlebnisfähigkeit und -bereitschaft des Menschen mit allen seinen Sinnen auch und gerade, doch keinesfalls nur im Bereich der Sexualität. Ein wirklich sinnlicher Mensch erfährt sein Leben und das Schöne und Anregende dieser Welt mit allen seinen Sinnen und die Sexualität nicht nur mit seinem Unterleib, sondern sozusagen mit dem Kopf und mit Haut und Haaren. So weiß er, wie er Menschen des anderen Geschlechts in einer bewußten Enthaltsamkeit ohne jegliches Besitzdenken erfahren kann, und er freut sich schließlich am Anblick eines geliebten Partners, er hört beglückt seine Stimme, er nimmt berauscht seinen besonderen Körpergeruch wahr, er schmeckt seine unvergleichlichen Küsse, er ist wie elektrisiert von seiner Umarmung und seinen Berührungen und er empfindet Stolz, daß der Partner ohne Ängste in seiner Gegenwart wirklich er selbst sein kann (siehe Manselbstsein). So kann er umsichtig und stilvoll und ohne sinnlose Überstürzung das Erlebnis der Einheit von Leib und Seele mit einem geliebten Partner erwarten.

Ein Mensch kann sich auf diese Sinnlichkeit vorbereiten, indem er unabhängig von jeglichem sexuellen Beigeschmack schon einmal bewußt die Schönheiten dieser Welt in sich aufnimmt und genießt, und zwar ganz gleich, ob es sich um die Schönheiten in der Natur oder in der Kultur handelt (siehe Ästhetik). Schon Kinder zeigen Sinnlichkeit, wenn sie zum Beispiel Dinge und Lebewesen ansehen und anfassen, die sie gern haben oder schön finden, wenn sie gerne musizieren, wenn sie herumtollen, wenn sie neugierig sind und die Natur erleben können. Die Freude an der Nacktheit weist dabei durchaus auch auf gesunde sexuelle Sinnlichkeit hin und man sollte sie Kindern nicht durch Verbote und Tabus und Ängste verleiden, sondern ihnen Informationen und Tips und Hinweise geben und vor allem diejenige Menschenkenntnis vermitteln, wie und wann sie ohne Gefahr sich daran freuen können (siehe konkludentes Handeln).

In Zeiten, die eher als unmoralisch gelten, gibt es üblicherweise nicht zu viel an Sinnlichkeit, sondern zu wenig!

Denn gerade die befreiende und unschuldige Sinnlichkeit, die vor allem bei einer bewußten Enthaltsamkeit möglich ist und für die im menschlichen Organismus entsprechende körpereigene Hormone gebildet werden, ist leider als Geilheit verpönt und wird überhaupt nicht kultiviert.

Da der Mensch jedoch nun einmal von Natur aus zum Erlebnis von Grenzerfahrungen und Rauscherlebnissen von seinen eigenerzeugten Hormonen her veranlagt ist, drängen sich andere Triebe ins Spiel, die wir als Notgeilheit bezeichnen und die wirklich problematisch sind, weil sie eher etwas mit Verantwortungslosigkeit bis hin zur Verachtung anderer zu tun haben und die Ängste und Zwänge mit sich bringen und jede wirklich befreiende Sinnlichkeit schließlich verleiden. Das Rezept in der Adam-und-Eva-Erzählung zum Umgang mit dem Paradies, von allen Früchten zu essen und nur die in der Mitte des Gartens zu meiden, ist schon gar nicht so schlecht! Schaut doch mal in das Gespräch 9 zwischen Beatrix und Martina hinein, welche Steigerung der Sinnlichkeit möglich ist, gerade wenn man "enthaltsam" ist... Oder das Gespräch 16 "Den Orgasmus testen - Petting richtig"...

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)