BESITZDENKEN ist der Tod jeglicher Liebe und Harmonie zwischen Menschen und tötet jedes Ideal von Partnerschaft. Doch nicht alles, was nach niedrigem Besitzdenken aussieht, ist es auch, auch hier gilt: Es gibt eine positive und eine negative Variante! Wenn etwa ein Bauer seinen Acker bearbeitet, dann tut er dies ja nur, weil ja schließlich von seiner Arbeit leben will. Würde man seine Sorge um die Ernte, wenn sie schließlich ansteht, als schäbiges Besitzdenken disqualifizieren, würde man ihm den Antrieb zur Arbeit nehmen und damit letztlich jegliche Arbeit sinnlos machen. Ähnlich ist es, wenn jemand sich ein Haus baut, ein Auto kauft, ein Geschäft eröffnet, eine Fabrik errichtet und wenn jeder ungefragt und schrankenlos sich dabei einmischen und es auch nutzen oder benutzen könnte. Und wir sollten einmal diejenigen beobachten, die dennoch jegliche Sorge um Eigentum als niedriges Besitzdenken verurteilen: Wahrscheinlich darf man in deren Wohnung noch nicht einmal laut reden! Und so ist es auch im Umgang von Menschen miteinander bis hin zu ihren intimsten Beziehungen: Wenn sich jemand auf seinen Partner verlassen möchte, wenn jemand "nur" für den anderen da sein möchte, wenn er will, daß der andere nur für ihn selbst da ist, wann ist das positiv einzuordnen und zu verstehen, wann ist das negativ einzuordnen und zu verurteilen? Die Problematik ist gewiß nicht so einfach, daß wir aus äußerlichen Verhaltensweisen da schnell und flott immer auf Besitzdenken schließen könnten, ob jemand etwa rechthaberisch und patriarchalisch erscheint (siehe Patriarchat). Das alles kann ja auch sinnvolle Sorge für den anderen sein, um ihn vor Schaden zu bewahren und ihm zu helfen, sich zum wirklichen Menschsein zu entwickeln (siehe etwa "Einheit von Leib und Seele). Denn wenn das stimmen würde, wäre Besitzdenken das wichtigste Kennzeichen aller Eltern und Lehrer! Menschen mit negativem Besitzdenken sehen ihren Mitmenschen nicht als gleichberechtigten Partner oder Gefährten, dem sie mit Information zu einem sinnvollen Realitätsbewußtsein verhelfen sollten, damit er aus innerer Emanzipation heraus zu seinem Wohl handeln kann, sondern versuchen, ihn zu vereinnahmen. In intimeren Beziehungen hängt Besitzdenken eher mit Verliebtheit als mit wirklicher Liebe zusammen. Schon die oft verwendeten Wörtchen "Ich bin dein und du bist mein!" können auf solches Besitzdenken hinweisen. Selbst wenn wir zunächst einmal recht gern Gegenstand solchen Besitzdenkens eines geliebten Menschen sind oder sein möchten, so sollten wir uns doch klar machen, daß irgendwann der Rausch der Verliebtheit vorbei ist und uns dann vielleicht der Besitzanspruch des anderen ganz schön lästig wird. Daher lohnt es sich schon, gleich zu Beginn einer Beziehung zu überlegen, inwieweit eher negatives Besitzdenken vorliegt: 1. Ängste, Zwänge und Tabus weisen stets auf Unmündigkeit und Unfreiheit hin und damit auf Besitzdenken. Damit ist auch die (Sexual-)Scham in höchstem Maß problematisch, sie kann sozusagen Symbol sein für ein Eingesperrtsein, und dieses Eingesperrtsein wird auch nicht besser, wenn der Eingesperrte sich dabei noch wohlfühlt. Dort wo die Scham als unverzichtbar und unabdingbar angesehen wird, geschieht das Hingezogensein zum anderen wohl kaum in Freiheit und in vollem Bewußtsein, sondern eher auf dem Niveau einer Sklavenmoral. 2. Eine der Nebenwirkungen des Geschlechtsverkehrs ist Macht über den anderen (bisweilen auch wechselseitige Macht über einander) und damit Besitzdenken. Und wer da dann wieder ausbrechen will, hat ein schlechtes Gewissen. Wer also Besitzdenken in einer Beziehung von vornherein vermeiden will, der wird von sich aus schon Wert darauf legen, daß unter allen Umständen und von Anfang an in einer Beziehung die richtige Reihenfolge eingehalten wird! Ein Umgang mit dem anderen in bewußter Enthaltsamkeit nutzt die Freundschaft mit dem anderen ohne ihn auszunutzen und ist daher frei von Besitzdenken! 3. Eifersucht weist auf Besitzdenken hin. Muß ich um Erlaubnis fragen, wenn ich etwas - allein oder mit anderen - unternehmen möchte, wozu der Partner keine Lust hat? Das gilt besonders, wenn ich dabei ein wirklich gutes Gewissen habe, weil ich ja auch noch Anregungen für die Partnerschaft erhalten könnte. 4. Unter dem Stichwort Nacktheit wird darauf hingewiesen, daß die Bekleidung der Mädchen bei antiken weiblichen griechischen Statuen (also bei den Koren) ein Hinweis ist auf die katastrophale Stellung der Frau ganz allgemein im alten Griechenland, im Gegensatz zu den Koren wurden nämlich die Jünglinge (also die Kuroi) nackt dargestellt. Wir sehen heute darin ein Indiz, daß wenigstens von der Idee her der Mann zur Freiheit, zur Emanzipation, zum Selbstbewußtsein und zur Würde eines vollen Menschseins geboren war und er sich die Nacktheit daher leisten konnte, wogegen man diese Eigenschaften der Frau damals von vornherein absprach. Eine Frau konnte eben immer nur als Besitz eines anderen gedacht werden... Hier einige Bilder von Skulpturen in den Diokletianthermen in Rom zu dieser Theorie:
Nach Ernest Bornemann ("Das Patriarchat") waren die männlichen Skulpturen bei den alten Römern (wie auch insbesondere bei den alten Griechen) nackt, weil für sie Nacktheit ein Zeichen von Freiheit, Menschsein, ist - und das passte nur zu den Männern.
Frauenskulpturen waren dagegen bekleidet, die Bekleidung hat hier etwas damit zu tun, dass "man" sich Frauen nur als Besitztum ("eines Mannes" oder "vieler Männer") vorstellen konnte.
Ausgenommen natürlich Göttinnen (hier die Aphrodite), die waren auch vollwertig - die konnte "man" sich also auch nackt vorstellen. Hübsch dasselbe Problem in der geistigen Welt auf einem Sarkophag.
Die männlichen Putti nackt - die weiblichen bekleidet, obwohl "sie" offensichtlich dem männlichen Putto Annäherungsversuche macht. Merkwürdig die Flügel der weiblichen Putti: Erich v. Däniken würde sicher vermuten, dass sie nur Aufziehpuppen sind! Wirkliche Gefährten denken nicht in den Kategorien des Besitzens und des Habenwollens, des Vereinnahmens und des Nicht-ohne-den-anderen-sein-Könnens, sondern in Polaritäten. Sie betrachten sich etwa im übertragenen Sinn als die beiden entgegengesetzten Pole eines Magneten: Je mehr der andere seinen Pol auch wirklich lebt, desto besser kann auch ich meinen Pol leben, ja, die eigene Lebensintensität ist geradezu abhängig von der des Partners. Veräußerlichte Weiblichkeits- oder Männlichkeits- Bilder, die stets auf Besitzdenken hinauslaufen, sind da gar nicht mehr möglich. Ob das Zugeständnis des Apostels Paulus "Der Leib des Mannes gehört der Frau, und der Leib der Frau gehört dem Mann" nicht auch auf Besitzdenken hinweist, wenn auch auf gut gemeintes? Vielleicht verstehen wir den Apostel auch nicht so recht? Der Psychologe und Philosoph Erich Fromm verwendet für die Mentalität des Besitzdenkens den Begriff "Haben". Menschen mit einer Haben-Mentalität sind in ihrem Selbstverständnis davon abhängig, daß sie etwas "haben". Und das kann ihr Besitz sein, vor allem ihr teures Auto, ihr Haus, ihre Kleider, doch auch ihr Beruf, ihre Stellung, ihre schöne Frau oder sogar ihre Ängste und ihre Mauern in den Köpfen und sogar ihre Krankheiten und Macken. Ohne diese Statussymbole fühlen sie sich nicht wohl und oft sogar wirklich krank. Fromm plädiert dagegen für ein Leben aus dem "Sein", daß sich das Selbstverständnis also von etwas ableitet, was man wirklich ist, was man sich fair und ehrlich erworben hat, wohinter man steht, was wirklich Freude und Erfüllung bringt. Allerdings ordnet Fromm dabei die freien Geschlechterbeziehungen (siehe Promiskuität) eher dem Begriff "Sein" zu, was eindeutig nicht stimmen dürfte. Die Basis für wahres "Sein" kann immer nur das Konzept der Zehn Gebote sein mit bewußter Enthaltsamkeit im Umgang mit Menschen des anderen Geschlechts, die nicht die Gefährten für die Ewigkeit sind. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |