KLASSENGESELLSCHAFTEN (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

KLASSENGESELLSCHAFTEN gab oder gibt es nicht nur zeitlich weit von uns entfernt in der Vergangenheit unseres Kulturkreises (Freie - Sklaven) oder räumlich entfernt in anderen Kulturkreisen (wie im heutigen Indien mit dem Kastenwesen), sondern sie gibt es praktisch mehr oder weniger offen in allen menschlichen Gemeinschaften. Es ist sozusagen Kennzeichen jeder Kultur, dass es Herrschende und Beherrschte, Freie und Abhängige gibt. Dabei ist wahrscheinlich die wirtschaftliche Abhängigkeit nur die auffälligste, jedoch längst nicht die einzige oder gar die bedeutendste. Gewaltsame Befreiungsversuche von wirtschaftlicher Abhängigkeit haben in der Vergangenheit daher wohl auch nirgendwo auf Dauer Verbesserungen gebracht (siehe Marxismus) und dürften daher auch wenig erfolgversprechend für die Zukunft sein.

Die Direktorin des Instituts für Demoskopie in Allensbach, Renate Körber, sagt etwa in dem Gespräch mit ihr "Die Deutschen werden in der Atomfrage abkühlen" in der "Welt" vom 18. April 2011 auf die Frage "Haben die Deutschen gelernt, Ungleichheit auszuhalten?":

Renate Körber: Wenn man die Bevölkerung fragt, was die Menschen trennt, dann nennt sie vor allem die soziale Schicht. Wir haben heute zwar keine sichtbare ständische Ordnung mehr, die beispielsweise an der Kleidung oder dem Habitus ablesbar wäre. Doch die Oberschicht entkoppelt sich allmählich von der allgemeinen Lohn- und Gehaltsentwicklung, da Vermögenseinkünfte und Erbschaften nach der jahrzehntelangen Friedenszeit auch bei uns eine wachsende Rolle spielen - wie schon lange in der Schweiz. Weite Teile der Unterschicht sind dagegen abhängig von staatlichen Transfers und legen teilweise einen ausgeprägten Statusfatalismus an den Tag.

Hinweise auf das Klassendenken bei uns.

Deutlichstes Kennzeichen, was man von einer gesellschaftlichen Klasse oder auch Menschengruppe wirklich hält, ist, wie man mit deren Frauen umgeht. Frauen aus der gleichen oder aus einer höheren gesellschaftlichen Gruppe wie der, in der man selbst ist, "lässt man entweder in Ruhe" oder heiratet sie (selbst wenn keine Liebe dabei ist), Frauen in einer unteren Gruppe, die fickt man, um es einmal ganz krass und deutlich auszudrücken (ich bitte um Entschuldigung für das derbe Wort, doch es gibt wohl am besten die Verachtung für denjenigen (oder besser diejenige) wieder, der auch noch freiwillig das mit sich machen lässt, siehe gerade hierzu auch das Stichwort zu den indischen Kasten). So ist es in den Zeiten der Sklaverei gewesen, so ist der Umgang mit armen Menschen (heute etwa in Thailand und Kambodscha, wo die Töchter armer Bauern in die Prostitution verkauft werden) und so war es immer in den Kriegen, in denen man zeigt, wer hier der Sieger ist - siehe etwa Vergewaltigung. Und irgendwie ist es auch bei uns heute noch, leider Gottes, nur eben etwas anders. Und damit das alles reibungslos abläuft, sorgt man noch dafür, dass die Frauen und Mädchen auch noch "willig" bei alldem sind. Das einfachste und bequemste ist also, wenn schon Mädchen sich einbilden, es gehört zur Freiheit und zur Emanzipation und zur sexuellen Selbstbestimmung und zu einer sinnvollen Partnersuche, wenn sie Sex haben, und dass sie meinen, sie verpassen etwas, wenn sie ihn nicht haben. Allenfalls bringt man ihnen bei, wie sie sich dabei gegen Geschlechtskrankheiten und gegen ungewollte Schwangerschaften schützen, damit sich die Herren nicht auch noch anstecken oder sie in den demokratischen Gesellschaften, wo man nicht umhin kommt, dass gewisse Rechtsvorstellungen allgemeingültig sind, nicht auch noch Alimente bezahlen müssen.

Ich wundere mich immer wieder, wie es die jungen Mädchen nichts anzugehen scheint, wenn ich ihnen erzähle, wie abfällig Männer über Mädchen denken, deren Jungfernschaft sie knacken oder mit denen sie sonst unverbindlichen Sex haben können. Das scheint jedenfalls die Mädchen ziemlich unberührt zu lassen. Und sie scheinen auch geradezu resistent zu sein, wenn ich versuche, ihnen als Alternative mit einem anderen Niveau die Ideen von einem Spaß an der Nacktheit und/oder von einem Miteinander-Kuscheln zu vermitteln. Nein, ganz anders als der Sex ist das alles doch für sie unmoralisch und ekelhaft, so etwas machen sie nicht!

Inzwischen bin ich geneigt, diese Unzugänglichkeit, die nun wirklich nicht mehr rational ist, mit dem Denken in Klassen zu erklären und dass dieses Klassendenken so festbetoniert ist, dass es gar nicht oder kaum möglich ist, daran zu rütteln. Pech ist nur, dass sich inzwischen auch viele Frauen der Mittelschicht und der Oberschicht an den Verhaltensweisen der Unterschicht orientieren - und sich ebenfalls von den angeblichen Vorteilen einer sexuellen Freiheit blenden lassen. In der Mode ist diese Orientierung an der Kleidung der Unterschicht ja längst gang und gäbe: Ja, was sind denn die Blue Jeans anderes als die Kleidung der Stallburschen - oder eben der Cowboys, also nun wirklich einfachster Menschen?

Dass die Fähigkeit zur Nacktheit auch ein Kennzeichen einer Oberklassenzugehörigkeit sein kann, erfuhr ich von Freunden in Vietnam. Ich hatte dort einmal von meinen Ideen der Nacktheit am Meeresstrand erzählt und etwas verwirrt haben die sich wohl herumgehört, was sie von mir halten sollen, denn "so etwas" ist bei ihnen völlig unmöglich. Bei ihren Erkundigungen waren sie auch bei einem Bekannten gelandet, der in Europa war - und der meinte, dass die Nacktheit eher in der Oberschicht üblich sei... Oh, da hatte ich gleich ein (noch) besseres Ansehen!

Oder auch: Ich unterhielt mich über das Thema Nacktheit kürzlich mit einer "Freifrau", also mit einer Adligen, in meinem Bekanntenkreis. Also die glaubte mit nicht so recht, wie andere Menschen absolute Schwierigkeiten mit der Nacktheit hätten, sie sähe jedenfalls nur Menschen, die offensichtlich keine solche Schwierigkeiten haben. Na klar, sie geht ja eher dorthin, wo der entsprechende Personenkreis ist.

Ich habe an anderer Stelle darauf hingewiesen, wie sich die Einstellung gerade zu Mädchen seit vielen Zeiten nicht verändert hat, dass man sie eben zu dumm und zu triebhaft für eine höhere Moral hält und es daher als verschwendete Zeit ansieht, ihnen etwas anderes als Kondome und Verhütungsmittel vermitteln zu wollen. Irgendwo wird eben doch deutlich, was gedacht wird!

Und das ist das Erstaunliche: Die "unteren Schichten" machen da auch noch mit!

Allerdings: Haben nicht die Menschen aller Klassen gleichermaßen unter seelischer Zerstörtheit oder zumindest Gestörtheit zu leiden (siehe Trauma), die ja mit solchem Sexualverhalten verbunden ist? Gibt es nicht überall auf der einen Seite die Menschen, vor allem die Frauen, die man seit frühester Jugend für dumm verkauft und denen man genau die Informationen vorenthält, die nun einmal notwendig sind, damit sie vor allem ihr seelisches Leben von Anfang an wirklich selbstverantwortlich gestalten können (siehe Dummheit und Emanzipation)? Und fehlen nicht auf der anderen Seite den Menschen, die sich einbilden, etwas Besseres zu sein, die geeigneten Partner? Es sieht so aus, daß dies nicht nur leichtfertig übersehen wird, sondern als ob hier sogar etwas bewußt manipuliert wird. Brauchen wir nicht Menschen mit einer Sklavenmoral, die zwar gut für die Arbeit sind, aber denen gleichzeitig jedes höhere Selbstwertgefühl (siehe auch Ehre) fehlt, damit sie immer Unterschicht bleiben? Ist es also gar nicht einmal Zufall, wenn Menschen nicht mit zutreffendem Realitätsbewußtsein, sondern mit zum Aberglauben verkommenen Christentum versorgt werden, wenn sinnlose Ängste wie die (Sexual-)Scham anerzogen werden, die nur eine Scheinmoral vorgaukeln, wenn die bedeutendere Kulturproduktion ihnen geschickt vorenthalten wird und wenn sie bei ihrem Konsum von Drogen (Rauchen) auch noch durch entsprechende Steuern überproportional ausgebeutet werden? Bedenken wir weiter, dass in keiner Zeitung oder Zeitschrift, die für höhere Schichten gemacht wird, Horoskope enthalten sind, in den Zeitungen für eher untere Schichten gehört solche Manipulation mit Aberglauben dagegen zur Normalität.

Immerhin rächt sich die Arroganz oberer Schichten auch ganz allgemein auf sehr makabre Weise: Auch sie können sich schließlich nicht mehr von dem Aberglauben und der Dummheit, die sie aussäen, befreien. Unter den Folgen von Ängsten und mangelndem Realitätsbewusstsein haben irgendwann einmal alle zu leiden. Gerade eine Demokratie kann auf Dauer nur funktionieren, wenn alle merken, dass sie in einem Boot sitzen und sich füreinander verantwortlich fühlen.

Ganz werden sich Klassengesellschaften unter uns Menschen wohl nie vermeiden lassen, zu unterschiedlich sind da einfach die Kinderstuben.

Doch vielleicht geht es auch gar nicht darum, ob der eine in die Oper geht, der andere auf den Fußballplatz, einer zum Pferderennen und ein anderer zum Hunderennen (in England beispielsweise sagt gerade das viel über die Klassenzugehörigkeit aus). Sollten wir vielleicht nicht das alles vergessen und uns vielmehr um die Heranbildung einer neuen Klasse von Menschen bemühen, der Klasse der Menschen, die bewusst ihre Einheit von Leib und Seele erreichen wollen, denen seelisches Glück wichtiger ist als materielles? Das ist doch so unmöglich gar nicht, wenn wir vor allem unseren Kindern die nötigen Informationen zukommen lassen, damit gerade sie lernen, eine Sklavenmoral von der Moral eines freien Menschen zu unterscheiden und diese freie Moral in ihrem Leben auch zu verwirklichen - siehe Emanzipation und Freiheit? So könnten wir dann zu einer Aufhebung der Klassenunterschiede und zu jener neuen Klasse von Menschen kommen, die mit der Botschaft Jesu ernst macht, also der Klasse der wirklichen Christen! Nicht umsonst waren die Täuflinge in der frühen Kirche nackt - ja, mit der Taufe werden sie doch Miterben am Reiche Gottes und gehören damit zu der geistigen Oberschicht!