JUNGFERNSCHAFT (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

JUNGFERNSCHAFT (JUNGFRÄULICHKEIT) ist eine etwas saloppe Bezeichnung, wenn ein Mädchen noch keinen Geschlechtsverkehr hatte, wenn es also noch Jungfrau ist und wenn daher das Junfernhäutchen noch intakt ist. Die vornehmere Bezeichnung ist Jungfräulichkeit. Für Männer gibt es bezeichnenderweise kein entsprechendes Wort, gegebenenfalls wird dann derselbe Ausdruck verwendet.

Bei der Beurteilung der Jungfernschaft stellt sich die Frage, ob sie eine Tugend ist, die es sich aus sich heraus zu leben lohnt, oder ob sie eher ein Durchgangsstadium ist, das nur einen vorübergehenden Wert hat.

Vermutlich ist sie letzteres, denn die Vorstellung, daß die Sexualität grundsätzlich etwas Negatives an sich habe und daß daher ein ganzes Leben in Jungfräulichkeit einem Gott wohlgefällig sei, ist nicht frei von Einflüssen des Dualismus und der Gnosis, also von uralten leibfeindlichen philosophischen Fehlentwicklungen, die immer wieder aufgewärmt werden von Menschen, die ihre eigene Sexualität verdrängen (siehe Verdrängung). Wie kann etwas schlecht sein, was Gott (oder auch die Natur, wenn man so will) geschaffen hat?

Es geht also wohl eher darum - auch im Sinn von wirklichem christlichen Glauben - die Jungfräulichkeit dort einzusetzen, wo sich zwei wirkliche Gefährten gefunden haben, wo sich eine wirkliche Einheit von Leib und Seele abzeichnet und wo demnach auch die Bedingungen der Zehn Gebote erfüllt sind. Siehe auch Sublimierung und Zölibat.

In manchen Kulturen steigert sich die Hochschätzung der Jungfräulichkeit bis hin zu einem Mythos, das heißt zu einer außerhalb unserer Wirklichkeit liegenden höheren Weltordnung.

Ihr wird dann eine geradezu erlösende Kraft auch für andere zugeschrieben. Richard Wagner deutete den mittelalterlichen Parzivalmythos in seiner Oper Parsifal in diesem Sinn: Parsifal hat durch seine Enthaltsamkeit erlösende Kraft. Allerdings dürfte diese Sicht fernab von jeder Vorstellung von harmonischem Gefährtesein eher mit einer Sexualangst zusammenhängen, aus der heraus die Frau entweder als Madonna oder als Dirne gesehen wird und deren philosophischer Hintergrund auch wieder ein leibfeindlicher Dualismus ist.

Die Faszination einer Frau, die in einem ihre Umwelt verändernden Sinn Jungfrau ist (allerdings ist sie dabei nicht zimperlich), beschreibt der italienische Komponist Puccini in seiner Oper "Turandot": Eine der Vorfahren der chinesischen Prinzessin Turandot wurde schändlich vergewaltigt, daher verweigert sie sich jetzt allen Männern und läßt schließlich alle diejenigen morden, die vergeblich um sie werben. Man muß die Geschichte von der Vorfahre wohl hinterfragen: Turandot rächt im Grunde gewiß nicht ihre persönliche Vorfahre, sondern alle Frauen für das ihnen von Männern angetane Unrecht und Leid, darunter dann wohl auch die, die der Komponist in seinem eignen Leben auf dem Gewissen hatte (Puccini war da nämlich auch nicht kleinlich!) Schließlich siegt die tatsächliche, absolute Liebe. (Wie es in dieser Oper jedoch aussieht, wird allerdings eher eine typische Verliebtheit beschrieben!)

Eine merkwürdige Interpretation der Jungfräulichkeit finden wir in manchen Religionen - vor allem in denen mit dem Glauben an viele Götter. So galten die Vestalinnen, die Priesterinnen der altrömischen Göttin Vesta, als jungfräulich. Die Ausübung des Geschlechtsverkehrs im Zusammenhang mit ihrem Priesterberuf galt nicht als jungfräulichkeitsschädigend (siehe auch Tempelprostitution).

Zur Wiederherstellung der Jungfräulichkeit nach Geschlechtsverkehr siehe unter Jungfernhäutchen.

Und wer seine Jungfernschaft aufgeben möchte, der sollte einmal unter "weibliche Sexualität" nachsehen, was es noch alles gibt, was man (oder besser "es") noch alles machen kann!

Hinweis auf das Buch "Spaß und Sebstbewusstsein mit der Moral. Voraussetzung: Ein stimmiges Moralmodell!", das sich aus dieser Website ergeben hat:

Vorwort: Sehr oft flogen doch früher Mädchen, die einfach so schwanger wurden, aus dem Haus oder sie mussten in der Küche auf dem blanken Fußboden schlafen. In manchen Kulturen werden auch in unserer Zeit Mädchen an den Geschlechtsteilen verstümmelt (siehe Beschneidung). Und warum das alles? Weil ja alles oft danach aussieht, als ob die Mädchen bei ihren Wünschen nach Sex unberechenbar sind. Und das muss ihnen ausgetrieben werden, weil sonst angeblich keine geordnete Ehen und Familien möglich sind. Also Angst und Abschreckung oder gar Schmerzen beim Sex! Und wie werden denn bei uns heute die Mädchen eingeschätzt - und selbst von Frauen? Doch wohl nicht viel anders! Ja, was heißt das denn auf gut Deutsch, wenn wir ihnen selbst im offiziellen Sexualkundeunterricht vor allem Anleitungen für Kondombenutzung geben? Halten wir heute die Mädchen also nicht auch für unfähig für eine echte und hohe Sexualmoral? Und wenigstens sollen sie bei ihrem "unberechenbaren Treiben" nicht sich selbst und auch noch die Männer mit Geschlechtskrankheiten anstecken... Wenn die Einstellung, die dahinter steckt, nicht zutiefst mädchenverachtend ist! Emanzipation hat doch auch etwas mit Ehre und Würde zu tun, davon kann hier aber wohl keine Rede sein!

Es sind gewiss nicht nur die Medien, die an der Aufweichung oder gar Zerstörung unserer traditionellen Sexualmoral schuld sind (denn die würden auch etwas anderes bringen, wenn es denn erst einmal Mode wäre), sondern da ist irgendwie schon eine Tradition! Das Problem sind wohl viel eher die „alten Menschen“, die es angeblich gut mit den „jungen Menschen“ meinen. Denn die gehen immer nur von sich selbst aus und können und wollen nicht sachlich sein, was nämlich die jungen Menschen wollen und brauchen. Die jungen Menschen sind nämlich gar nicht so – und vor allem gerade auch nicht die Mädchen! Sie sind nur eben allein gelassen...

Jedenfalls gibt es auch heute noch ein absolutes Defizit an kritischer Forschung, warum etwa Mädchen mit dem Sex anfangen - obwohl sie es oft nun wirklich nicht nötig haben. Hier soll es nun gar nicht einmal um eine besondere kritische Forschung zu diesem Thema gehen, sondern einfach um etwas Sachlichkeit und um Konsequenzen für die jungen Menschen selbst.

Als sich nun einmal ein Mailwechsel mit einem jungfräulichen Mädchen ergab, das diese Mauer der Unsachlichkeit und der Tabuisierung durchbrechen wollte, na, dann hat es sich quasi von allein ergeben, daraus ein Buch zu machen. Und dass es sich um eine Jungfrau handelt, das ist nun wirklich offensichtlich, allein welche Fragen sie stellt und wie sie auf die Antworten eingeht.

TEIL 1: DIE „JUNGEN MENSCHEN“ WOLLEN DOCH MORALISCH SEIN, AUCH IM SEXUELLEN!

  1. Allerdings verpufft ihre Moral in der Angst von der Nacktheit, und die ist nun einmal nicht dasselbe wie Sexualmoral.

  2. Dabei ist der Mensch eigentlich ein hochmoralisches Wesen. Doch was ist, wenn er ein falsches Moralmodell lernt?

  3. Die Hormone machen eigentlich die Willensfreiheit zunichte, doch man kann sie sich auch zu Freunden machen.

  4. Ein Vater gibt die erfolgreiche Aufklärung seiner Tochter weiter an die Töchter anderer Väter!

  5. Es gibt auch brisante und intelligente Erfahrungen, mit denen man aber offen bleibt und keine Türen zuschlägt.

TEIL 2: WARUM DIE „ALTEN MENSCHEN“ IHNEN DABEI NICHT WIRKLICH HELFEN WOLLEN UND AUCH NICHT KÖNNEN...

  1. Gutwilligkeit, aber Hilflosigkeit der Eltern

  2. Pseudowissenschaftlichkeit in den Schulen

  3. Für die Feministinnen und für die Frauenemanzipationsbewegung ist bewusste Jungfernschaft sowieso die reine Provokation!
  4. Eigentlich sollte es doch gerade unserer christlichen Religion – und gerade auch dem historischen Jesus – um eine bessere Welt gehen, um eine Welt der Liebe...

Resümee: Ob der Ursprung des Christentums nicht eher so etwas wie eine Religion für die Jugend war, also eine Jugendreligion - allerdings auf einem hohen ethischen Niveau?

Klassische Befürwortung der Jungfräulichkeit vor der Ehe von "steph" (Beitrag vom 4. 11. 2004 aus dem Gästebuch der Website http://www.youmagazin.com):

Hallo an alle! Bin neu im Forum und möchte unbedingt auch meinen Senf dazu geben. Also:

Ich hab schon ewige Diskussionen mit Freunden geführt, weshalb ich keinen Sex vor der Ehe will, und weiß es daher ziemlich genau. Abgesehen davon, daß ich katholisch bin, denke ich, daß Sex etwas Besonderes ist, das ich einfach nicht jedem anvertrauen möchte, und so behandle ich es auch. Es ist etwas Einmaliges und Tolles - etwas, das nur mir und meinem zukünftigen Mann gehören sollte.
Sex ist etwas wunderbar Süßes, also erlaubt mir folgenden Vergleich:
Stellt euch vor ihr steht vor einem großen Kuchenbuffet. Alles, was ihr gerne eßt, ist da, nur euer absoluter Favorit – die Schokotorte – nicht. Sie ist noch nicht fertig, sie kommt erst. Klar würden euch die anderen Sachen (fast) alle schmecken, ihr würdet sie genießen und sie werden euch die Zeit vertreiben, doch wenn eure Torte – nach der ihr euch die ganze Zeit im innersten eures Herzens gesehnt habt – dann endlich fertig ist, wir euch von all den anderen Dingen so übel sein, daß ihr sie kaum noch genießen könnt.
Das muß ich wirklich nicht haben. Wie schon erwähnt warte ich ja auf etwas Ultimatives. Schließlich muß ich ja nicht jede Süßigkeit essen, nur weil sie vor meiner Nase steht und verfügbar ist, wenn ich eigentlich die Schokoladentorte essen will.

Ihr kennt möglicherweise folgendes Experiment: Ein Kind kommt in einen Raum, in dem sich lediglich ein Tisch ein Stuhl und ein Gummibärchen befinden. Dann wird es alleine gelassen mit der Info, daß, sollte das Gummibärchen später noch da sein, es eine ganze Tüte bekommt, wenn es wieder abgeholt wird. Erst versucht das Kind sich abzulenken, doch schließlich ißt es die Süßigkeit.
Mit Sex kann es ganz ähnlich sein! Wenn man es schafft zu warten, bekommt man viel mehr, und angesichts der Tatsache, daß wir unsere Triebe besser unter Kontrolle haben sollten, als Kindergartenkinder, dürfte das kein Problem darstellen.

Ich bin ebenfalls davon überzeugt, daß es einer Beziehung sicher nicht schadet, wenn man vor der Ehe keinen Sex hat. Muß man eben andere Möglichkeiten finden, sich zu beschäftigen. Gespräche sind in dieser Zeit sehr, sehr wichtig und benötigen ohnedies oft mehr Zeit, als man neben Beruf/Studium hat. Und ich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn man nicht weiß, wie man körperlich harmoniert – dieses Argument höre ich immer. Wenn man sich liebt, paßt man körperlich bestimmt zusammen, das hat Gott schon so gemacht. Mein Mann wird vielleicht objektiv gesehen (wenn das überhaupt möglich ist) nicht super im Bett sein, aber was soll’s? Erstens wird es mir mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht auffallen und zweites werde ich beim 1. Mal mit ziemlicher Sicherheit nicht besser sein – was mir so berichtet wurde ist das 1. Mal meist eh nicht so toll. Aber wer sagt schon, daß alles perfekt sein muß? Schließlich haben wir dann noch unser ganzes Leben (ich geh mal davon aus, das die Ehe etwas Unauflösliches ist) Zeit zu üben und auszuprobieren!

Kommentar von basisreligion:

Ich freue mich sehr über die Einstellung von steph. Dankeschön!

Allerdings bin ich als "alter Hase" etwas skeptisch, ob viele junge Menschen mit diesen Begründungen „durchhalten“ können. Das Problem ist, daß gerade die erwachende Sexualität zu einem anderen Menschen wie eine Naturgewalt ist, die schließlich (vergleichbar mit einem regelrechten Streß) das ganze Denken beherrscht und damit auch lenkt. Die Hormone sind einfach zu übermächtig – man muß erst einmal drin stecken, dann weiß man, um was es geht. Und so schwinden auch die klassischen Begründungen gegen den Sex vor der Ehe in einer solchen Situation normalerweise immer mehr – ja, warum soll man "es" denn nicht machen? Haben denn nicht alle diejenigen doch Recht, die "das" für sinnvoll, wenn nicht gar für notwendig halten, damit das Leben und vor allem das Leben zu zweit gelingt? Und was soll´s, was soll schon so wichtig an einem bestimmten Termin sein? Und ist die Ehe nicht eine Sache, wenn auch eine göttliche, zwischen zwei Menschen, die diese Menschen allein bestimmen sollten? Und ist Gott nicht längst schon dabei...?

Daher meine ich, daß - zumindest zusätzlich – noch eine andere Strategie erforderlich ist. Vielleicht haben wir schon einmal davon gehört, wie Feuerwehrleute einen Waldbrand bekämpfen. Sie entfachen dabei manchmal ein so genanntes (kontrolliertes) Gegenfeuer, das heißt, sie schaffen in Windeseile eine Schneise (oder nutzen eine vorhandene) und fangen von der aus mit einem neuen Feuer an, das sie eher unter Kontrolle halten können – dem verheerenden großen Feuer entgegen. Und wenn das große Feuer herankommt, trifft es bereits auf das andere Feuer und dann auf verbrannte Erde und wird verlöschen, weil es keine Nahrung mehr findet. Also eben Feuer gegen Feuer...

Das Beispiel passt natürlich nicht ganz (denn der Vergleich mit einem Feuer, das zum Verlöschen gebracht werden soll, stimmt nicht mit der Sinnlichkeit, die ja gar nicht zum Verlöschen gebracht, sondern nur gepflegt und geordnet werden soll, damit sie einen das Leben lang begeistert), doch ich will sagen, daß eine Naturkraft nur mit einer anderen kontrolliert werden kann – oder eben die einen Hormone kann man nur mit anderen Hormonen in den Griff bekommen, also Hormone gegen Hormone. Daher plädiere ich in dieser Website für das Erlebnis einer Phase der Ästhetik, für den Rausch des Erlebnisses einer brisanten Enthaltsamkeit, gegen jede Leibfeindlichkeit und für die unschuldige Freude am Körper… Und wer davon erst einmal geschmeckt hat, der hat dann auch das entsprechende Gegenfeuer und hat überhaupt keine Probleme mehr durchzuhalten, nein, er will das geradezu! Und er wird auch mißtrauisch werden, wenn andere da nicht mitmachen, und kann auch der herrschenden Meinung etwas noch Brisanteres entgegensetzen - schon ein wenig "unter der Gürtellinie". Denn alle die, die dieser herrschenden Meinung hinterherlaufen, verpassen etwas, sie verpassen die Phase des Gegenfeuers

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Und der Beitrag in der WELT vom 30. Januar 2009 "Besessen von der Jungfräulichkeit" ist eine Unverschämtheit! Als ob es bei dem Wunsch nach einer Entjungferung nur um ein idiotisches Machogehabe handelt! Leute, die so denken, haben noch nie etwas von der Sehnsucht eines Menschen nach einer großen Liebe gehört, die verbunden ist mit einer sinnvollen Menschenkenntnis, also die Menschen auszusortieren, die offenbar nicht in Frage kommen. Und es ist doch merkwürdig, wie gerade junge Frauen zumeist absoluten Horror vor unschuldiger Nacktheit haben (die bringt keine Probleme!), allerdings ganz offensichtlich keine Probleme, ihre Sexualpartner zu wechseln, was ja oft mit Seelenkater verbunden ist. Was ist denn wohl eher ein Kennzeichen für eine gelungene Emanzipation? Doch eigentlich, wenn jemand unterscheiden kann, was Probleme bringt und was nicht - und das eine eben nicht tut und dafür das andere tut?

Und wie eine christliche Erziehung im Kindergarten, die auf solche Emanzipation ausgerichtet ist, aussieht,  siehe unter Kindererziehung und vor allem unter Kindergarten den Essay "Das Rätsel der heiligen Drei Könige und der `Nacktkindergartenskandal´ von Duisburg".

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)

Hier das entsprechende Internet-Stichwort aus medizinischer Sicht. Dabei ist zu bedenken, daß dahinter nicht unbedingt dieselbe ethische Einstellung steht wie hinter BASISRELIGION, zu der diese Seite gehört:

A Med-World
Aktiengesellschaft zur
Darstellung von Medizin
und Gesundheit im
Internet.

http://www.m-ww.de/sexualitaet_fortpflanzung/lexikon/jungfraeulichkeit.html