Unter SUBLIMIERUNG verstehen wir nach Sigmund Freud (1856 - 1939) die Überführung niederer Triebregungen in höhere Bereiche: "Die Kulturhistoriker scheinen einig in der Annahme, dass durch solche Ablenkung sexueller Triebkräfte von sexuellen Zielen und Hinlenkung auf neue Ziele ein Prozess, der den Namen Sublimierung verdient, mächtige Komponenten für alle kulturellen Leistungen gewonnen werden." Auch im späteren Sexualleben, so lehrt die Psychoanalyse (siehe Tiefenpsychologie), sei diese geheimnisvolle "Sublimierung" sexueller Triebe die Voraussetzung jeglicher kultureller Höherentwicklung des Individuums und mit ihm der Menschheit. Siehe hierzu die kritische Site http://www.psychotherapie.de/psychotherapie/psychoanalyse/01031202.html! Auch nach Auffassung des von der Gnosis verfremdeten Christentums (doch nicht nur da) ist der Sexualtrieb grundsätzlich als niedere Triebregung anzusehen. Seine Sublimierung scheint nur möglich, wenn sich Menschen intensiv mit geistigen Dingen beschäftigen. Vorbild - oder besser Zerrbild - ist etwa der aus manchen Scherzen bekannte durchgeistigte Professor, der ganz vergessen hat, was er eigentlich mit seiner Frau alles "noch" anstellen kann, und wir haben es gewiß schon an uns selbst beobachtet, wie wir bisweilen überhaupt keine Gedanken mehr an unsere ganze Sexualität verspürt haben, weil uns einmal eine Aufgabe besonders an Anspruch genommen hat. Ob solche grundsätzliche Ablehnung der Sexualität jedoch etwas mit wirklichem christlichem Glauben zu tun hat? Wohl kaum! Denn hier gehört die Sexualität nämlich grundsätzlich zum Menschen - allerdings wird zwischen Gebrauch und Mißbrauch unterschieden, und dieser Unterschied gilt natürlich auch schon für bloße Sexualphantasien. Und wenn die Enthaltsamkeit befürwortet wird, dann nicht, weil die Sexualität grundsätzlich anrüchig ist, sondern zur Steigerung der Erlebnisse und Empfindungen im Hinblick auf die Einheit von Leib und Seele, die damit verbunden ist. Das ist dann eine völlig andere Einstellung zur Sexualität als die Freuds, der allerdings auch keinen Anspruch erhebt, Christ oder christlich zu sein. Ich erinnere mich jedoch, daß Freuds Vorstellung von Sublimierung durchaus in der von mir erfahrenen christlichen Sexualpädagogik vorkam - nach meiner Meinung ist sie jedoch weder christlich noch sonst für eine Erziehung zu wirklicher Moral im Sinn von Sittlichkeit tauglich. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |