Hinweis auf neues Buch, das rein gar nichts mit irgendwelchen sonstigen Jungfrauenaktionen (ausgehend von den U.S.A.) zu tun hat, denn hier geht es um ein völlig anderes Moralmodell:
Jungfrauen haben keine Lobby*. Packen wir`s also selbst an! Anmerkung:
Das Buch ist gerade im Lektorat, es sind also noch Änderungen wie
Streichungen und Ergänzungen drin! Es gibt auch ein Faltblatt dazu, siehe Vorder- und Rückseite!
*)
Interessenvertretung (etwa der Wirtschaft bei einer Regierung)
Die Jungfernschaft ("vor der Ehe") kann durchaus auch ein Indiz für Durchblick und Freiheit sein. Und wer genau damit nichts zu tun hat oder haben will, der macht die Jungfernschaft natürlich schlecht und auch diejenigen, die sich für sie einsetzen. So einfach ist das. Daher stehen Mädchen, die sie leben wollen, heute auch gegen eine Phalanx** von Unverständnis über Hilflosigkeit bis Böswilligkeit: Eine Schülerin (17) erfuhr von zwei Freundinnen über deren ersten Sex. Und die beiden waren gar nicht glücklich damit, bei der einen lief nachher der Lover weg und die andere lief dem Lover weg. Und als sie sich im Internet schlau machen und einmal eine andere Meinung als die übliche hören wollte, stieß sie auf die Website www.basisreligion.de. Daraus hat sich nun ein spannender Mailwechsel mit dem Verfasser ergeben über Sinn und Unsinn unseres üblichen Moralmodells und demgegenüber mit einer im Grunde sehr einsichtigen und intelligenten Alternative. **) Schlachtordung – besonders in der Antike *******
Lieber Leser und hoffentlich auch liebe junge Leserin! Als ich mich umhörte, welcher Titel wohl am besten sei, schrieb mir eine Internetfreundin: „Schreib doch unter den Buchtitel gleich ganz deutlich: `Was wollt ihr sein, Jungfrauen oder Schlampen?´“, damit die Mädchen endlich einmal aufwachen und merken, wie wirklich gedacht wird! Aus ihren Worten sprach eine gewissen Wehmut, ja, hätte das doch jemand, als sie jung war, ihr selbst einmal so deutlich gesagt! Sie hätte sich das Leben viel einfacher machen können! Ja was soll ich machen, denn ich möchte ja nicht die Mädchen kränken, die sich auf etwas eingelassen haben, einfach weil sie es nicht besser wussten, weil mit ihnen nie jemand vernünftig geredet hatte. Im Grunde möchte ich doch nur alle diese Gutmenschen angreifen und provozieren, die sich nie zuständig fühlen, mal den Mund aufzumachen und Euch zu informieren, oder die Euch sogar die falschen Wege schicken. Im Teil 2 könnt Ihr sehen, was ich meine. Und es wird so gedacht, wie die Internetfreundin es ausdrückt! Als eine Kollegin einmal türkische Schülerinnen fragte, warum sie denn Kopftücher trügen, antwortete eine: „Um uns von den deutschen Schlampen zu unterscheiden!“ Huch, da muss man erst einmal schlucken. Versteht Ihr mich vielleicht, warum ich mich so engagiere, denn ich bin ja auch Deutscher und wenn über unsere Mädchen so abfällig geredet wird, dann geht das auch mich etwas an. (Dass die türkischen Mädchen sehr oft auch nicht so „ohne“ sind, tut hier nichts zur Sache. Die sind doch genauso allein gelassen wir Ihr. Ob wir nicht einmal etwas anfangen können, damit Ihr für die zu einem positiven Vorbild werdet?) Ich weiß längst, dass die jungen Menschen - wenigstens zunächst - unbedingt moralisch sein wollen, auch und gerade im Sexuellen. Das ist eine wichtige Erfahrung als Lehrer beim Umgang mit ihnen. Und so haben sie eine erhebliche Scheu vor der (kompletten) Nacktheit, denn diese wird im Allgemeinen gleichgesetzt mit "Unmoral“. Mir ist allerdings noch nie zu Ohren gekommen, dass vor allem ein Mädchen deswegen mit dem Sex angefangen hatte, weil es Spaß an der Nacktheit hatte – ist die Scheu vor der Nacktheit also ein Phantom? Und wäre die Nacktheit am Ende nicht sogar ein gutes Mittel der Menschenkenntnis gerade für die Mädchen bei der Suche nach Liebe und Partnerschaft? Auf alle Fälle können wir darauf vertrauen, dass die jungen Menschen dabei höchst moralisch vorgehen!
Was
wäre also – nach einem ganz wichtigen Prinzip guter Werbung, nie
mit Negativem sondern immer nur mit Positivem zu werben –
eine Alternative aufzuzeigen, in
der die Nacktheit eine Rolle spielt, und möglichst so, dass den
Angesprochenen das Wasser danach im Mund zusammen läuft und dass sie
Angst haben, etwas zu verpassen oder falsch zu machen, wenn sie das
nicht erleben? Und
denkt dran: Die Freunde, die Euch wirklich lieben, die wollen auch
nicht, dass Ihr durch sie Schlampen werdet und die machen dabei nur zu
gerne mit! Soweit also meine Einstimmung. Kerpen, 1. Mai 2011 Michael Preuschoff Religionslehrer im Ruhestand
*** Das Buch soll demnächst (also Frühjahr 2011) gedruckt werden, ca. 140 Seiten, vorgesehener Selbstkosten- und Mitnahmepreis 5 € (nein, nicht über einen Verlag, da sollte es dann 18 € kosten - mit genau derselben pdf-Datei). Ihr könnt es schon jetzt bestellen - unter KONTAKT! Ihr könnt euch auch schon einmal die pdf-Datei ansehen, an ihr wird allerdings noch (z. Zt. März 2011) gearbeitet. Die letzte Fassung findet Ihr unter http://basisreligion.reliprojekt.de/marlene.pdf.
INHALTSVERZEICHNIS. TEIL
1: DIE „JUNGEN MENSCHEN“ WOLLEN DOCH MORALISCH SEIN, AUCH IM
SEXUELLEN!
Da es sich um einen Mailwechsel handelt, wird auf die in Teil 1 angesprochenen Punkte nur "lose hingewiesen", um das Gespräch nicht zu zerstückeln:
TEIL 2: Die Jungs sind noch die harmlosesten: Jungfrauen haben keine Lobby*. Doch Jungfernschaft ("vor der Ehe") kann durchaus auch ein Indiz für Durchblick und Freiheit sein. Und wer genau damit nichts zu tun hat oder haben will, der macht die Jungfernschaft eben schlecht. So einfach ist das. Daher stehen Mädchen, die sie leben wollen, heute auch gegen eine Phalanx** von Unverständnis über Hilflosigkeit bis Böswilligkeit. *) Interessenvertretung (etwa der Wirtschaft bei einer Regierung) **) Schlachtordung – besonders in der Antike
Resümee: Ob der Ursprung des Christentums nicht eher so etwas wie eine Religion für die Jugend war, also eine Jugendreligion - allerdings auf einem hohen ethischen Niveau?
Der Mailwechsel beginnt. Am 03.10.2010 15:20, schrieb Marlene: Sehr geehrter Herr Preuschoff, ich bin heute auf Ihre Homepage gestoßen. 1.: Wie kommt es eigentlich, dass Sie mit jungen Mädchen über ihren ersten Sex reden und dieses Thema auch im Religionsunterricht behandelt haben? 2.: Sie sind, wenn ich das richtig verstanden habe, der Meinung, dass Mädchen unbedingt Sex haben wollen. Mit freundlichen Grüßen Hallo Marlene, danke für die Mail! Ich habe mich sehr gefreut, nicht zuletzt habe ich ja eigentlich für Menschen wie Dich (ich darf doch "Du" sagen?) meine Website gemacht! Du siehst, ich habe an der Antwort längere Zeit getüftelt, ich bin und bleibe nun einmal ein Lehrer... Jedenfalls überlege ich mir, ob ich meine Antwort zusammen mit Deiner Mail nicht irgendwo in die Website einbaue - natürlich ohne Deinen Namen usw. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du etwas dagegen hast, denn je mehr junge Menschen sich mit der Thematik auseinander setzen, desto besser für alle... zu 1: Ja, warum als Religionslehrer? Mein Engagement fing an, als mir Mädchen erzählten, wie sie trotz bestem Willen, alles in ihrem Leben und mit ihrer Liebe richtig zu machen, schließlich doch regelrecht reingefallen waren und dann erst mal vor den Scherben ihrer Ideale von Liebe und Partnerschaft standen. Und da ich nun meine, christlich zu sein, und als Christ nicht alles laufen lassen zu dürfen, was da irgendwie nicht richtig läuft, habe ich mich gekümmert, warum alles so läuft und was man gegen dieses „Reinfallen“ machen kann. Also habe ich Theologie studiert, weil ich meinte, dass für Seelisches am ehesten die Religion zuständig ist - und gerade mit der christlichen Religion durchaus auch eine sinnvollere Jugenderziehung von früher Kindheit an möglich ist. Motiviert wurde ich vielfach und durchaus etwa von einer Schülerin, die ihre enttäuschenden Erfahrungen beklagte (nicht ausdrücklich, doch man merkte es, dass die in ihr steckten), dass sich "dafür niemand zuständig sieht". „Ja, ich sehe mich aber zuständig“, habe ich ihr geantwortet! Ich will dem nicht ausweichen! Und wenn die jungen Menschen merken, dass es wirklich um „ihre Sache“ geht und ich ihnen nur helfen will, dass sie es besser machen, dann schwindet erfahrungsgemäß auch das Problem mit der Distanz. Allerdings haben mir Schüler auch gesagt, dass ich ja Recht hätte, doch das bei ihnen schon alles gelaufen sei, ich sollte besser an die Grundschulen gehen... Und zu 2: Nein, das sehe ich nicht so, dass Mädchen unbedingt Sex haben wollen, da musst Du etwas falsch verstanden haben. Ich meine sogar, dass sie das eigentlich gar nicht wollen und sie haben auch jede Menge guter Vorsätze (wenigstens früher war das so), doch sie überblicken einfach nicht, was da gerade durchaus auch mit ihren Hormonen auf sie zukommt. Daher bereiten sie sich auch nicht wirklich sachgerecht vor, so dass sie ihre Ideale auch in der Wirklichkeit durchhalten. Daher passiert eines Tages doch "alles" - und "auf einmal" wollen sie es ja auch geradezu! Und das ist eigentlich in allen Kulturen so - und in einigen Kulturen, wo die Jungfräulichkeit bis zur Ehe besonders wichtig ist, wissen sich die Erwachsenen nicht anders zu helfen, als dass sie den Mädchen "unten" alles wegschneiden (also diese grausliche Beschneidung der Mädchen), um ihnen so jeden Spaß daran von vornherein zu verderben... Mich
hat dieses doch so merkwürdige "Phänomen" nun nicht in
Ruhe gelassen, warum gerade Mädchen zunächst so supermoralisch sind
und schließlich dann doch ihre so schönen und guten Ideale so
völlig über Bord werfen, manchmal sogar mit einem wirklichen nun
wirklich hohlköpfigen Aufreißer (eine junge Internetfreundin sprach
sogar von "Arschloch") - und das dann hinterher auch noch
sehr oft regelrecht bedauern. Da muss doch irgendetwas ganz
grundsätzlich falsch gelaufen sein, das kann doch nicht in der Natur
der Mädchen liegen und dumm sind sie ja auch nicht. Und so bin ich
dem nachgegangen, was die Mädchen "vorher" denn an
moralischen Vorstellungen in ihren Köpfen hatten und ob ihnen die
nun wirklich geholfen haben. *** Dazu eine Ausarbeitung von mir: Ich möchte mit zwei Grafiken beginnen: Gerade der junge Mensch will Erfahrungen machen – doch die sind für ihn nur bei einem geeigneten Moralmodell sinnvoll! Der Mensch ist von der Natur aus auf Menschenkenntnis angewiesen. Und zumindest soweit der die Möglichkeit hat, will er sie nun einmal selbst erfahren. Durchaus in Anlehnung an den großen deutschen Philosophen Immanuel Kant möchte auch ich davon ausgehen, dass der Mensch ein hochmoralisches Wesen ist. Ja, warum fängt er allerdings dann gerade im Sexuellen sehr oft Dinge an, die für andere gar nicht so moralisch aussehen und die es doch auch gar nicht sind – und selbst für ihn nicht?Er sucht nämlich nach einer geeigneten Methode der Menschenkenntnis - auch und gerade für seine Partnerbeziehung. Ich habe mit jungen Menschen viel diskutiert, sie lange beobachtet, ihre Meinungen hin und her überlegt und es drängt sich mir immer mehr auf: Es ist die Suche nach Menschenkenntnis, die sie vor allem treibt. Sie meinen, dass gerade diese „Intimpartnerwechselei“ einfach sein müsste, um schließlich die Menschenkenntnis zu haben, den für sie richtigen Partner zu finden! Und irgendwann müssen sie eben mit dieser "Partnertesterei" anfangen - und da ist es im Prinzip nebensächlich, mit wem sie anfangen. Man muss eben die passende oder vermeintlich passende Gelegenheit nutzen. Selbst wenn manches hier sicher eine fromme Rationalisierung ist, ganz falsch ist das mit dem Wunsch nach Menschenkenntnis ja nicht. Natürlich: Ob es denn wirklich der Sex sein muss? Und was ich hier nicht schon alles erlebt habe! Etwa wenn ich meinen Schülern, und darunter vor allem auch viele Mädchen, erzählt habe, mit welcher Verachtung von Mädchen Freunde von mir erzählt hätten, wie sie Jungfrauen geknackt hätten, wie dumm die doch wären, den Unfug zu glauben, den sie dazu erzählt hätten – alles half nichts, es schien so, dass den Mädchen völlig egal ist, wie die Jungen denken, Hauptsache der Sex passiert. Oder wenn ich den Mädchen zur Überlegung gab, was denn wohl besser sei, mit so einem im Grunde mädchenverachtendem Typen Sex zu haben, oder bei Menschen mit Ehre, die ihnen nichts tun würden, nackt am Strand zu sein – sie waren für den Sex! Ihre Begründung kam mir fadenscheinig vor, dass sie beim Sex wenigstens entscheiden könnten, wer sie nackt sieht. Über eine solche Einstellung blieb mir förmlich die Spucke weg, doch da kannste einfach nix machen... Und wenn ich mich darüber laut wunderte, wurde mir wiederholt von jungen Leuten vorgeworfen: "Sie wollen uns unsere Erfahrungen nehmen"! Dabei ist solche Nacktheit für den, der sie erlebt hat, doch nun wirklich etwas völlig Natürliches oder gar ein vergleichsweise harmloser Spaß – was man vom Sex absolut nicht behaupten kann, denn abgesehen von der Möglichkeit einer Schwangerschaft und einer Geschlechtskrankheit hat er doch oft auch seelische Probleme zur Folge wie Schmerzen wegen einer Enttäuschung. Ja, warum nur haben die jungen Menschen, die doch sonst so rational sind, hier so eine wenig rationale Einstellung? Und wenn dann schließlich das Resultat einer solchen Begegnung nicht wirklich positiv war, wenn man den Partner also nicht wirklich gemocht hat und man die Beziehung also abbricht oder auch er oder sie, ist nicht zuletzt dabei die „Rückstellung auf die Herstellereinstellung“, um es einmal technisch auszudrücken, nach mehr oder weniger langer Pausierung doch das Normale. Ja, es kommt schließlich auch noch zu einer größeren Reife, ohne dass die Offenheit, die Spontaneität, der Optimismus vor allem auch gegenüber dem anderen Geschlecht leiden. Und Mädchen und Frauen können bei diesem Verfahren auf alle Fälle nicht mehr sagen, dass „alle Männer“ nur immer „das eine“ wollen. Bei der Menschenkenntnistesterei mit dem Sex ist das dagegen alles keinesfalls so unproblematisch. Anmerkungen zu den beiden Grafiken auf den folgenden Seiten: Nun, ich komme aus bürgerlich-katholischer Familie und kenne durchaus die übliche Hilflosigkeit, die „in solchen Kreisen“ im Umgang mit der Sexualität vorherrscht. Allerdings bekam ich in einer katholischen Jungengruppe schon die Ideale von Liebe und Partnerschaft mit. So weit so gut, diese Ideale mögen ja auch sehr gut und sehr sinnvoll sein – nur so, wie uns die Umsetzung dieser Ideale damals beigebracht wurde, nämlich auf der einen Seite sehr gläubig und gottesfürchtig zu sein und auf der anderen sehr prüde („die Scham ist die Schutzmauer der Keuschheit“), so funktioniert das nun einmal ganz offensichtlich nicht oder nur in Ausnahmefällen. Daher diese Präsentation, warum das nicht funktioniert und wie es aber funktioniert. (Es gibt zumindest einen Versuch, der genau nach diesem Konzept durchgeführt werden konnte, und da hat alles auf Anhieb phantastisch geklappt!)
Es
geht dabei also auch um die Monogamie, das heißt, nur einen
Geschlechtspartner im Leben zu haben, und dass der natürlich auch
der wirklich Richtige ist. Damit hängt auch die Unterlassung
vorehelichen Verkehrs zusammen, denn der bedeutet ja auch immer, dass
beide (oder zumindest einer) ja doch nicht so recht wissen, ob der
andere der Richtige ist, denn sonst könnte man ja auch gleich
heiraten.
Siehe auch die entsprechende Präsentation: http://basisreligion.reliprojekt.de/miim.pdf
Wir haben nun einmal ein Moralmodell im Hinterkopf, das für uns so selbstverständlich ist, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, darüber zu reden. Doch wenn wir etwas ändern sollten, müssen wir einfach hier anfangen! Zunächst einmal: Wie funktioniert das eigentlich, wenn das Gefühl den Verstand austrickst? Einer meiner Professoren brachte einmal ein Beispiel für das Problem „rosarote Brille“: Stellen wir uns einmal einen Mann vor, der ohne offensichtlichen Grund plötzlich verhaftet und in ein Gefängnis gebracht wird. Auch dort sagt man ihm nichts - und hungern lässt man ihn auch noch. Nur abends bekommt er eine Suppe hingestellt, wobei ihm jedoch der Wärter zuflüstert, dass diese vergiftet sei. Darauf glaubt unser Freund dem Wärter und isst die Suppe nicht - wird jedoch immer hungriger. Am nächsten Tag wiederholt sich alles, er bekommt wieder eine angeblich vergiftete Suppe hingestellt - auch hier weigert sich noch unser Freund zu essen. Doch er wird immer hungriger und überlegt krampfhaft, ob man ihn nun weniger durch Vergiften als mehr durch Verhungern umbringen will. Und als am dritten Tag wieder die Suppe kommt, ist er zu der Erkenntnis gelangt, dass man ihn nur testen will, wie weit er sich beeindrucken lässt und die Suppe in Wirklichkeit überhaupt nicht vergiftet ist - und er isst die Suppe! Das Gefühl - hier der immer drängendere Hunger - hatte sozusagen für eine rosarote Brille gesorgt und seinen Verstand ausgetrickst. Es spielt hier keine Rolle, ob die Suppe nun tatsächlich vergiftet ist oder nicht - es geht nur darum, dass wir Menschen bei einer starken Gefühlsregung dazu neigen, schließlich das zu glauben, was wir glauben wollen, also auch die Wirklichkeit nicht mehr zu sehen. Der Verstand begründet irgendwann eben, was das Gefühl will. Mehr noch als Hunger, Durst und Schlafbedürfnis (ja auch das bisweilen!) können alle möglichen Regungen der seelischen Seite unseres Menschseins typische rosaroten Brillen verursachen: Nicht nur Liebe und Verliebtheit, sondern auch Hass, Eifersucht, Rachegefühle, Wut, Zorn - dann handelt es sich aber eher um feuerrote Brillen! In einer solchen wirklich intensiven Gefühlsaufwallung kann auf einmal alles, an was wir uns bisher gehalten haben, wovon wir felsenfest überzeugt waren, ja, wovor wir uns sogar früher in Gedanken schämten und ekelten, überflüssig oder sogar hinderlich für unser leiblich-seelisches Wohl erscheinen - und nicht nur für das. Im Fall einer Verliebtheit sehen wir die Erfüllung der Träume von unserem gesamten menschlichen Glück in greifbarer Nähe. Und wir stürzen uns mit der felsenfesten Überzeugung, genau das Richtige zu tun, in Handlungen, die wir hinterher nie mehr rückgängig machen können. Sozusagen urplötzlich wachen wir hinterher bisweilen auf und es fällt uns nur zu oft wie Schuppen von den Augen, was wir für einen Unsinn fabriziert haben. Und dann trösten wir uns damit, dass man eben mit dem Verstand doch nicht alles in den Griff bekommen könnte und dass das wohl die Erfahrungen waren, die offensichtlich jeder im Leben machen muss. Mit diesen Selbsttröstungen beginnt nun auch der Kreislauf unserer eigenen Verdrängungen! Und wie funktioniert nun eine solch starke Emotion, wie sie gerade eine Verliebtheit ist? Der spanische Philosoph Ortega y Gasset hat es beschrieben: „Die Verliebtheit ist ein Zustand seelischer Armut, der das Leben unseres Bewusstseins verengt, verödet und lähmt. - Lassen wir die romantischen Gesten und erkennen wir in der Verliebtheit einen untergeordneten Geisteszustand, eine Art vorübergehenden Schwachsinns. Ohne eine geistige Versteifung könnten wir uns nicht verlieben. Ist der Prozess der Verliebtheit einmal im Gang, so läuft er mit verzweifelter Eintönigkeit ab. Alle, die sich verlieben, verlieben sich auf gleiche Art – die Klugen, die Dummen, die Jungen und die Alten, die Bürger und die Zigeuner..” Ortega beschreibt den typischen Beginn einer Verliebtheit sehr anschaulich (hier in der Ausgabe „Über die Liebe“, Stuttgart 1977, Seite 134 ff): „In der Gesellschaft stehen sich viele Frauen vielen Männern gegenüber. Im neutralen Zustand gleitet die Aufmerksamkeit jedes Mannes und jeder Frau gleichmäßig über die Vertreter des Gegengeschlechts hin. Aus Gründen alter Zuneigung, naher Verwandtschaft usw. mag die Aufmerksamkeit einer Frau ein wenig länger bei diesem als bei jenem Mann verweilen; aber das Missverhältnis zwischen der Beachtung des einen und der Nichtbeachtung des andern ist nicht groß; und abgesehen von diesen kleinen Unterschieden stehen alle Männer, welche die Frau kennt, gewissermaßen in gleicher Beobachtungsdistanz zu ihr, in gerader Linie. Aber eines Tages ist es mit dieser Gleichverteilung der Aufmerksamkeit aus. Die Aufmerksamkeit der Frau zeigt eine Neigung, von selbst bei einem dieser Männer zu verweilen, und plötzlich kostet es sie eine Anstrengung, ihre Gedanken von ihm zu lösen, anderen Menschen oder anderen Dingen ihre Teilnahme zuzuwenden. Die gerade Linie ist durchbrochen: einer der Männer ist hervorgetreten und steht jetzt in geringerer Beobachtungsdistanz zu dieser Frau. Verliebtheit ist in ihren Anfängen nichts als dies: ein anomales Verweilen der Aufmerksamkeit auf einem anderen Menschen. Weiß dieser seine privilegierte Lage zu nutzen und eine solche Bindung klug zu nähren, so rollt das Übrige unaufhaltsam wie ein Mechanismus ab. Er wird immer weiter vor die Reihe der anderen, der Gleichgültigen, hinaus rücken und immer mehr Raum in der gebannten Seele einnehmen, die den Blick von diesem Bevorzugten nicht mehr abzuwenden vermag. Die anderen Menschen und Dinge werden allmählich aus ihrem Bewusstsein verdrängt. Wo die Verliebte sich immer befindet, welches auch ihre scheinbare Beschäftigung ist, ihre Gedanken werden vermöge ihrer eigenen Schwere auf jenen Mann zu fallen. Und umgekehrt kostet es sie große Gewalt, ihre Aufmerksamkeit einen Augenblick aus dieser Richtung herauszureißen und auf die Bedürfnisse des Lebens zu richten...“ Fazit: Die Willensfreiheit ist ausgeschaltet! Allerdings wäre es schon eine merkwürdige Laune der Natur, wenn hier gar nichts zu machen wäre! Doch nicht nur Gefühle können uns eine rosarote Brille aufsetzen sondern auch völlig vernünftige Bedürfnisse, nämlich unser Bedarf nach Menschenkenntnis! Ob wir nun in einer freien Gesellschaft leben oder nicht: Wir können davon ausgehen, dass jeder Mensch einen für ihn passenden Partner haben und er sich bei der Suche von niemandem reinreden lassen möchte. Denn wer sonst als er selbst weiß schon, was für ihn gut ist! Also will er selbst sehen, wer der Geeignete für ihn ist. Und das ist der Hintergrund, wenn junge Menschen ihre Erfahrungen selbst machen wollen! Das Problem sind nun nicht die Erfahrungen an sich, sondern welche Erfahrungen sinnvoll sind und welche nicht, mit welchen Erfahrungen man etwas Aussagekräftiges herausbekommen kann und welche Erfahrungen nicht nur nichts bringen sondern schließlich auch noch selbstzerstörerisch sind. Irgendwie scheinen hier gerade die jungen Menschen unter einem Zwang zu stehen. Und da sie nicht von Natur aus nicht so sein können, denn die Natur schafft sicher nichts derart Irrationales, scheinen sie - um auf das Thema Menschenkenntnis zurück zu kommen - auf eine ungünstige oder sogar ausgesprochen dumme Methode der Menschenkenntnis programmiert worden zu sein. Jedenfalls habe ich mich im Laufe der Jahre bei einigen Frauen und Mädchen herum gehört und ich hatte auch meistens den Eindruck, dass sie ehrlich zu mir waren. Oft erzählen sie auch schon fast gerne von sich selbst und auch von ihren keinesfalls so beglückenden „Erfahrungen“, als ob sie etwas loswerden wollten. Und dabei habe ich festgestellt, die hatten alle vorher nichts zu tun mit schöner „Offenheit“, um es einmal so zu sagen. Oh, und soweit ich das mitbekommen habe, galt die Nacktheit nicht nur vor ihren Erfahrungen sondern ganz allgemein immer als äußerst unmoralisch und sogar ekelhaft, von Spaß an der Nacktheit am Strand in der Familie oder gar mit Freundinnen und Freunden etwa konnte schon gar keine Rede sein. Es fällt schon auf, dass es zwischen dem vorehelichen Geschlechtsverkehr und einem Spaß an der Nacktheit überhaupt keinen Zusammenhang gibt. Na ja, und da bin ich dem nachgegangen - und so bin ich drauf gekommen, dass die Scham gar keine vernünftige Moral ist, sondern nur eine Scheinmoral, eine Moral aus Ängsten und Zwängen. Und für den "Ernstfall" taugt die dann gar nichts, gerade die Mädchen finden bei passender Gelegenheit nach dem Motto „rosarote Brille“ immer die besten Begründungen, diese Moral über Bord zu werfen - und es passiert dann auch gleich immer alles. Wenn ich immer wieder die These von den Erfahrungen höre, die ein Mensch angeblich machen muss, dann bekomme ich immer wieder Bauchschmerzen, denn was heißt das im Klartext, gerade wenn es um die Erfahrungen mit dem Geschlechtsverkehr geht? Dabei bin ich ja gar nicht gegen alle Erfahrungen - auch und gerade nicht im Bereich der Sexualität! Ja, warum aber immer Holterdiepolter gleich alles? Der Geschlechtsverkehr ist doch nun wirklich etwas äußerst Problematisches und nicht in wenigen Kulturen gelten Frauen, die sich unverheiratet drauf einlassen, gleich als Prostituierte. Und wenn ich etwa in Reportagen oder auch in dem wohl berühmtesten Prostituiertenroman "Fanny Hill" lese, wie Prostituierte zu ihrem Job kamen, dann drängt sich bei mir der Eindruck auf, dass die Grenzen zwischen Nichtprostituierte mit Hobby-Affären und Prostituierte mit Profi-Affären zumindest fließend sind.
Und muss der Geschlechtsverkehr denn wirklich sein? Warum nicht ein Schritt nach dem anderen? Ja, was wollen junge Menschen eigentlich mit dem Geschlechtsverkehr herausbekommen? Ob man zueinander passt? Es geht also um Menschenkenntnis. So sagen sie jedenfalls, wenn man sie fragt. Ob der Geschlechtsverkehr jedoch die geeignete Methode ist? Was das Testen der Liebe mit der Naturwissenschaft zu tun hat. In der Chemie, der Physik, der Medizin kennen wir das Problem der Untersuchungsmethode bei besonders sensiblen Objekten. Da sind die üblichen Instrumente oft einfach zu grob, sie sind eher wie eine Art Keule, und wenn wir mit der messen, dann verändern oder zerstören wir in der Praxis genau das, was wir untersuchen wollen. Denken wir einmal an die Lichtstrahlen. Für ein winzig kleines Objekt sind diese geradezu eine Art massiver Bombardierung. Und so haben nach der Untersuchung etwas vor uns, was nicht mehr das ist, was es vorher war. Und genauso ist es auch mit der Liebe! Die Liebe ist nun einmal ein äußerst sensibles und auch zartes Pflänzchen. Und wenn es darum geht zu erkennen, ob der andere der richtige Partner ist, ist der Geschlechtsverkehr einfach zu grob, er ist unbedingt mit einer Keule vergleichbar, denn er verändert den Menschen, ja er kann durchaus etwas von der Liebe zerstören bis hin zu Ausbeutung, zur Ausnutzung, zur Verachtung, zur Herrschaft. Ja, wie ist das denn mit den so genannten Abenteuern? Bleibt von denen nicht doch irgendwo immer ein fader Beigeschmack? Und wenn ich denke, wie viele Menschen beiderlei Geschlecht von ihren früheren intimen Beziehungen nichts mehr wissen wollen und abfällig darüber reden, wenn überhaupt... So wirklich harmoniefördernd sind diese Beziehungen ganz offensichtlich doch nie oder wirklich nur sehr selten. Nicht umsonst ist der Phallus, also der erigierte Penis, das Symbol männlicher Macht, und Macht und Harmonie haben nun wirklich nicht viel miteinander zu tun. Und der Mensch ist schlicht und einfach nach solcher “Testerei“ sehr oft ein anderer, vor allem, wenn der „Versuch“ nicht positiv ausgegangen ist. Als Methode einer intelligenten, weil vor allem auch aussagekräftigen Menschenkenntnis, wer als der geeignete Lebenspartner in Frage kommt, dürfte der Geschlechtsverkehr daher wohl kaum wirklich in Frage kommen, die negativen Folgen überwiegen einfach die positiven. Was aber dann? Wichtig ist doch vor allem, dass die Erfahrungen intelligent sind! Kuscheln und Hautkontakt sind da jedenfalls bessere Methoden der Menschenkenntnis - erfordern sie doch dazu auch noch einige Intelligenz! Immerhin schafft den Sex mit einem Mann selbst die doofste Blondine, um einmal auf die Blondinenwitze anzuspielen, doch zu einer Menschenkenntnis über das Kuscheln, über den Hautkontakt, braucht es nun einmal Intelligenz! Und nicht erst beim Kuscheln merkt man, wen man da im Bett hat, sondern vor allem bei der ganzen Einstellung dazu und schon bei der Vorbereitung! Fürs Kuscheln sucht man sich schon einmal den Partner nach völlig anderen Gesichtspunkten aus als für den Sex! Denn es geht ja dabei nicht ums Habenwollen, ums Befriedigen, sondern man möchte Zärtlichkeit, man möchte Offenheit, man möchte eine natürliche Neugierde auf das andere Geschlecht stillen, doch man möchte sich dennoch geborgen fühlen und man möchte der Beschützer des Partners sein und ihm auf keinen Fall weh tun. Es ist ein ganz großer Irrtum, wenn ein Mädchen denkt, dass es Zärtlichkeit und Offenheit und Spaß mit der Neugierde bekommt, wenn erst einmal der Sex passiert ist. Die Erfahrung lehrt das Gegenteil: Hat man erst einmal mit dem Sex angefangen, dann geht es schließlich immer nur um den Sex und die Sehnsüchte nach diesen „weichen Sachen“ bleiben ungestillt. Und für das alles kommen nun einmal auch so ganz nebenbei viel weniger Menschen infrage als für den Sex. Denken wir an eine Beziehung mit einer Prostituierten: Für den Sex findet ein Mann schnell jemanden, weil es ja nur auf das sexuelle Erlebnis ankommt, und da sind Frauen ziemlich austauschbar - doch beim Kuscheln kommt es auf etwas völlig anderes an, da ist die Austauschbarkeit nicht so leicht gegeben! Und das hat dann auch etwas mit der gleichen Augenhöhe zu tun, hier schwingt ganz automatisch eine ganz andere Einstellung zum anderen mit, die vor allem etwas mit Achtung zu tun hat: Ja, ist es der andere überhaupt wert, dass ich mich so um ihn bemühe? „Oder will der männliche Partner mich als Mädchen schließlich doch nur als Samenmelkmaschine benutzen?“ Hier muss „frau“ also geschickt und gezielt fragen können, „frau“ muss selbstbewusst und mutig sein, „frau“ darf sich nicht unterkriegen lassen, muss nach Sicherheiten suchen, nüchtern sein. Ob aber aus lauter Triebhaftigkeit dabei nicht schließlich doch mehr werden kann? Dazu müssen wir uns so eine Situation, wo man mit einem geliebten Menschen intensiv zusammen ist, ganz konkret vorstellen: Beide sind doch dabei so ineinander verkeilt, dass Geschlechtsverkehr gar nicht möglich ist, ja noch nicht einmal Petting kann es dabei geben, wenigstens nicht das in seiner engen Form! Und genau dabei kann jeder von beiden herauskriegen: Wie fühle ich mich dabei – gut oder schlecht? Und ich kann auch nicht bestätigen, dass aus einer solchen Begegnung je „mehr“ wurde. Denn in allen Fällen, die mir bekannt wurden, stand gerade für das Mädchen immer schon vorher fest, dass es zum Sex kommen würde, es gab also keine Entwicklung aus einer momentanen „Triebhaftigkeit“ heraus, beziehungsweise es gab keine wirklich fundierte Einstellung gegen den Sex. Und in dem einen Fall, den ich kenne, in dem das Mädchen diesen Spaß an der Nacktheit hatte und deutlich keinen Sex vor der Ehe wollte, fand diese Einstellung der Freund einfach toll - und hat sofort das Mädchen in seiner Haltung unterstützt und selbst auch keinen Sex gewollt. Nicht zuletzt hat er das Mädchen auch so sehr geliebt, dass kein Schatten auf diese Liebe fallen sollte! Und überhaupt: Wenn mir Mädchen gerade über ihren ersten Sex erzählt hatten und sie ihn bedauerten (wenn alles wenigstens noch einigermaßen frisch war), und wir kamen auf "meine Alternative", dann sagten sie immer, ja klar, jetzt wüssten sie das auch, dass das so ginge und sie hätten eigentlich ja auch gar nicht mehr gewollt - doch das hätte ihnen niemand gesagt! Daher also sage ich es jetzt! Ein Internetfreund kann sich das alles nicht so recht vorstellen und er fragte spöttisch, ob seine Tochter also auf diese Weise erst einmal den halben Schulhof "durcherleben" müsste. Ich habe ihm darauf hin geantwortet, dass – wenn er an so etwas denkt – das ein eindeutiges Indiz ist, dass er den Geschlechtsverkehr im Hinterkopf hat. Ja, wenn ein Mädchen einmal mit dem angefangen und den dann auch noch als gut empfunden hat, dann kann es durchaus möglich sein, dass es männergierig ist und also auch viele Liebschaften einfädelt. Doch ist das beim Kuscheln völlig anders: Hier läuft alles ganz anders ab und so freut es sich, wenn sie einen passenden Partner gefunden hat - und also wird sie auch versuchen, diese Beziehung nicht leichtfertig zu stören oder gar zu zerstören. Ob dieses Miteinanderkuscheln aber nicht schon zu viel ist, ob das nicht Menschen vorbehalten bleiben soll, die schon wissen, dass sie ein Paar werden wollen, ein Paar der lebenslangen Partnerschaft und der Liebe? Natürlich wäre das schön, doch ich meine, das würde eine zu hoch gesteckte Moral bedeuten, und die ist heute, wo die jungen Menschen sehr selbständig sind, einfach nicht realisierbar. Und es geht hier vor allem auch um eine Güterabwägung! Die Güterabwägung ist nämlich ein gutes katholisches Prinzip, wenn es darum geht, zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen. Und wenn es um Sex oder Kuscheln geht, ist ein junger Mensch mit dem Kuscheln unter allen Umständen besser bedient! Gönne also Deiner Tochter doch das Kuscheln und gib ihr Tipps, wie sie herauskriegen kann, wer dafür infrage kommt und dass es auch dabei bleibt! Empfehlungen für die Praxis Habt also erst mal Spaß an unschuldiger Nacktheit und sinnvollerweise nicht im Zusammenhang mit einem Rumgeknutsche und Rumgefummle in trauter Zweisamkeit auf einem Zimmer - sondern wohldurchdacht irgendwo in schöner Natur, wo dann auch noch andere Leute in der Nähe sind und wo "man" sich nicht daneben benehmen kann und wo ihr die Erfahrungen machen könnt, ob ihr euch beschützt fühlt! Oder wie wär´s mal mit einem gemeinsamen Saunabesucht? Und wenn es dann wirklich noch etwas mehr sein soll, wie wäre es - wo das heute nun schon mal in der Mode ist – wenn Ihr Euch doch lieber mal von dem Freund eure Muschi rasieren lasst? Verrückt so ein Tipp? Doch mal sachte – denn das ist doch nun wirklich viel weniger als Geschlechtsverkehr! Und kann „frau“ nicht dabei sehr gut feststellen, wie eine Beziehung wirklich ist, ob sie etwa Angst haben müsst, dass er sie verletzt, ob er sorgfältig ist, ob sie ihm vertraut, ob sie sich bei ihm wirklich fallen lassen kann, ob sie stolz auf ihre Weiblichkeit sein kann, ob sie sich traut, mit ihm zu reden. Und nicht zuletzt: Hier wächst auch alles wieder nach, was mal entfernt wurde - ja, hierbei gibt es sinnvolle Erfahrungen! Oder ein Mädchen kann auch mal das anleiern, was mir mal eine Besucherin der Website berichtet hat und was sie ganz toll fand: Sie hatte sich mit eingeölten Brüsten quer über ihren Freund gelegt und ihn damit vorsichtig massiert. Wie, das traut Ihr euch nicht? Oder das findet Ihr ekelhaft? Na, das sollte Euch aber zu denken geben! Und immer wieder: Was ist das gegen die Erfahrungen mit dem Sex? Und "Erfahrungen" meint ja auch immer etwas "mit mehreren Partnern"- habt Ihr Euch die wirklich gut durchdacht, ist das immer noch wirklich Eure ernste Absicht? Kann man das auch nachholen? Die Frage stellt sich, ob Partner, die vorher mit anderen Menschen intim waren, die also bereits Geschlechtsverkehr hatten, auch so unproblematisch kuscheln können. Wenn ich mich nun dazu so herum höre, dann sieht es so aus, als ob Männer das leichter können, wenn das Mädchen noch Jungfrau ist. Sie finden es ganz toll, wenn hinter dem Mädchen ein ethisches Konzept steht und sie akzeptieren das auch. Dagegen finden es Mädchen, die bereits anderweitig Sex hatten, vielleicht zunächst aus toll, wenn ein Partner noch keinen Sex hatte, doch wollen sie irgendwann mehr. Sie wollen einfach mit einem geliebten Partner wiederholen, was sie - ob gut oder nicht gut - einmal woanders schon einmal erlebt haben. Daher scheint die Konstellation „erfahrene Frau – unerfahrener Mann“, wenn es um das Kuscheln geht, nicht so optimal zu sein. Vermutlich wäre das nämlich auch die Geschichte von Adam und Eva - aus religionshistorischer Sicht: Hinter der Eva verbirgt sich ja eine Kultdirne und hinter Adam der "unerfahrene" Natur- oder Urmensch. Die beiden probieren also das Paradies mit der Nacktheit in einem schönen Garten aus - und das geht nicht gut. Die Frau ist die, die den Mann schließlich also doch „herumkriegt“. So viel also zum Kuscheln! Und wer immer noch diese Erfahrung braucht, sollte bedenken: "Erfahrung ist eine teure Schule, aber Narren gehen in keine andere", lautet ein deutsches Sprichwort, und der irische Schriftsteller Oscar Wilde (1856 - 1900) schrieb, dass `Erfahrung' der Name ist, mit dem jeder seine Dummheiten bezeichnet. Der alte chinesische Denker Konfuzius sagte einmal: „Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln. Erstens durch Nachdenken: Das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmen: Das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung: Das ist der bitterste". Wir sollten an diese Worte denken, wenn jemand mit seinen Erfahrungen protzt oder wenn Erfahrungen als das Normale hingestellt werden, die einfach zum Leben dazu gehören. Wäre man wirklich intelligent gewesen, hätte man sich das doch alles sparen können. Das gilt eben auch und gerade für die sogenannten Ehe- und Geschlechtsverkehrerfahrungen mit verschiedenen Partnern, denn ein wirklicher Gewinn sind die im Grunde nie, für Jungen und Männer nicht und erst recht nicht für Mädchen und Frauen. Das Wort "Erfahrungen" ist im Grunde sehr oft ein Euphemismus für Enttäuschungen und von Traumata und von der Zerstörung des größten menschlichen Traums von Liebe und Harmonie in diesem einen jetzigen Leben hier. So ist man sich schon bewusst, dass man zum Beispiel in einer Verliebtheit nicht erkannt hatte, dass der Geliebte in Wirklichkeit die eigene Hingabe gar nicht wert war. Man will sich aber nicht selbst eingestehen, dass man nicht die richtige Menschenkenntnis hatte, das schon vorher festzustellen, und eigentlich ganz schön blind und dumm war. Also macht man sich etwas vor und glaubt es auch schließlich selbst, dass solches Vertun nun einmal die Erfahrungen sind, die zum Erkenntnisgewinn über andere Menschen nun einmal unerlässlich sind. Das ist dann eine der typischen verlogenen Rationalisierungen, mit der nicht wenige Menschen leben (müssen). Oder Pädagogen reden sich heraus, warum sie jungen Menschen nicht die geeigneten Informationen gegeben haben und Hilfestellung geleistet haben, damit die sich vernünftig verhalten und auch von sinnlosen Ängsten wie etwa die der Leibfeindlichkeit rechtzeitig befreit haben. Klar, wenn Erfahrungen sowieso zum Leben dazu gehören, braucht man nicht kritisch gegen sich selbst zu werden und sich auch keine Vorwürfe zu machen. Wenn allerdings das mit der Notwendigkeit von Erfahrungen stimmen würde, wären wir Menschen doch eine arge Fehlkonstruktion der Natur, dass wir erst immer Fehler machen müssten, um die Wirklichkeit zu begreifen. Haben wir nicht gerade deswegen unser Gehirn mitbekommen, damit wir vor allem die Fehler mit zerstörerischer Wirkung von vornherein vermeiden, vor allem,wenn wir selbst die Sache in der Hand haben? Müssen wir erst immer vom Kölner Dom mit einem aufgespannten Regenschirm hinunter springen, um zu merken, dass dieser Schirm nicht als Fallschirm taugt, müssen wir erst immer reinfallen, um zu merken, dass wir so die ersehnte große Liebe und die damit geglückte Einheit von Leib und Seele nur um so schwerer oder gar nicht erreichen? Ursache für die angebliche Notwendigkeit solcher Erfahrungen in der Praxis unseres Lebens ist vor allem erst einmal ein mangelhafter Einsatz unseres Gehirns! Und schuld daran sind in erster Linie die falschen oder überhaupt fehlenden Informationen über unser Leben und die sich daraus ergebenden Mauern in den Köpfen von Kindheit an. Zwangsläufig kommt es dadurch dann immer wieder zu ungenügender Menschenkenntnis und zu einem gestörten Realitätsbewusstsein und in der Folge davon zu einer Unfähigkeit, ein für sich sinnvolles Lebenskozept mit wirklich brauchbaren Strategien zu entwickeln, das die schmerzlichen Erfahrungen überflüssig macht. Wer trotz aller dieser Überlegungen und dem Zugeständnis einer sinnvollen Reihenfolge beim Umgang mit andersgeschlechtlichen Partnern immer noch meint, dass es gerade ohne die intimen sexuellen Erfahrungen nicht gehe, muss sich die Frage gefallen lassen, ob das mit den Erfahrungen nicht doch nur eine Schutzbehauptung ist und ob es ihm letztlich nicht doch nur schlicht und einfach um Abenteuer geht. Güterabwägung: Was bringt demgegenüber das bisher übliche Moralmodell? Vor allem gibt diese „Schammoral“ (um sie einmal so zu nennen) doch das Gefühl einer Sicherheit - aber einer trügerischen. Und dieses Gefühl der Sicherheit macht auch hochnäsig und das wirkt auf andere und gerade auch auf Männer äußerst negativ. Und so haben manche von ihnen überhaupt keine Gewissensbisse, so ein Mädchen mal „auf den Boden der Tatsachen“ zu bringen, damit sie sozusagen normal wird, also Sex zu haben. Ja, ohne diese Scham sähe manches anders aus, so würden sich vor allem gerade die Gutwilligen viel eher um eine bewusste Moral kümmern, die wirklich eine ist - und damit vielleicht auch auf die anderen ausstrahlen, die "nicht so gutwillig" sind, um es einmal so zu sagen? Vor allem hat ein vernünftiger Junge oder Mann natürlich auch ein Interesse, nicht mit einem Mädchen reinzufallen - und also wird man mit einem, der vernünftig ist, auch reden können, und so eine schöne Nacktheit macht ja auch direkt Spaß, auch merkt man schon, ob man sich bei einem einem anderen Menschen sicher und geborgen fühlt, alles Dinge, die für eine vernünftige Partnerschaft absolut wichtig sind. Wie sonst könnte man das besser testen? Und was ist, wenn man selber gute Erfahrungen mit der Nacktheit hat und sich nicht traut, mit einem möglichen Freund darüber zu reden? Nun, dann sollte das eine Warnung sein, ob man wirklich zueinander passt - denn das Nichtredenkönnen gerade über "so etwas" wird sich vermutlich in der ganzen Beziehung fortsetzen und auch mit vielen anderen Dingen... Anmerkung: Ich habe hier nicht gesagt, dass solche "Offenheit" bei gleichzeitig "festen Spielregeln" zueinander auf eine Partnerschaft hinauslaufen muss, doch sie ist m. E. schon ein Kennzeichen für eine Achtung voreinander und für eine Ehrlichkeit. Zum Thema Nacktheit sollten wir auch einmal überlegen, dass es doch seit über hundert Jahren die FKK-Bewegung gibt, und dennoch fristet die Idee der „natürlichen Offenheit“ immer noch ein Nischen- und oft sogar ein Schmuddeleckedasein, von einer Auseinandersetzung im Zusammenhang mit einer sinnvolleren Ethik für junge Menschen kann jedoch selbst in unserer angeblich doch so tabufreien Gesellschaft, in der alles Mögliche und Unmögliche hinterfragt wird, keine Rede sein – obwohl es ganz offensichtlich damit auf alle Fälle keine negativen und viel mehr noch eher durchaus positive Erfahrungen gibt? Sieht das nicht danach aus, dass hier Leute einfach gar nicht sachlich sein wollen oder können, dass hier schlicht und einfach Verklemmtheit angesagt ist? Mir sagte dazu einmal eine Schülerin, dass die Welt, von der ich redete, das Paradies wäre, doch das gebe es nun einmal nicht. Ich dagegen: „Warum denn nicht, was wäre, wenn wir es nur einmal wirklich wollten?“ Das Problem für ein Mädchen, die guten Vorsätze durchzuhalten, ist vor allem (wie der bedeutende Sexualwissenschaftler Ernest Borneman erkannt hat), dass sich die Empfindungen wie Ekel und Scham bei jungen Menschen in eine besondere Faszination und Attraktion bis hin zur Willenlosigkeit umwandeln, wenn sie in die Pubertät kommen und insbesondere wenn sie sich verlieben. Und das sollte eine sinnvolle Pädagogik schon berücksichtigen! Bisher ist davon aber nichts zu merken. Dabei bin ich nun zu einer immerhin doch interessanten Moralmodellbetrachtung gekommen! Resümee: Und daher wird in diesem Buch, nach dem Grundsatz einer guten Werbung, nicht gegen etwas zu wettern, die Methode des Kuschelns, des Hautkontakts direkt empfohlen. Für den Verfasser ist es nun nicht vorstellbar, dass junge Menschen nicht die Fähigkeit besitzen sollten, nach sinnvollen Konzepten zu leben und auch dafür rechtzeitig empfänglich zu sein. Und so gibt er sich nun nicht mit irgendwelchen Ausreden zufrieden, warum hier etwas nicht geht, sondern er sucht nach den Ursachen der Fehler und erarbeitet Konzepte, damit sie nicht mehr gemacht werden. Begonnen hatte sein Engagement vielleicht mit prägenden Erfahrungen mit (Bundeswehr-)Soldaten einerseits und mit Kindern andererseits. Zu den Soldaten siehe: http://basisreligion.reliprojekt.de/lacourt.htm, zu den Kindern siehe: http://basisreligion.reliprojekt.de/caritas69-70.htm. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Es wird mit Sicherheit mehr und harmonischere Beziehungen unter uns Menschen geben als mit den bisherigen Verfahren. Ich gebe bei meinen Überlegungen sogar dem Augenkontakt und anderen für bisher oberflächlich gehaltenen Einstiege in Beziehungen mit der Methode „Hautkontakt“ eine Chance. Erfahrungsgemäß stellt sich ja erst nach einiger Zeit heraus, ob und wie Menschen zusammen passen – über diese „Einstiege“ hinaus. Es ist nun einmal so, der eine mag ins Theater gehen und Bildungsreisen machen, ein anderer legt sich lieber an den Strand und wieder ein anderer bleibt zuhause. Oder der eine mag sich für politische Veränderungen engagieren und der andere lieber nur für den Fußball. Einer liebt diese Musik und der andere jene. Oder der eine mag Hausarbeit und der andere ist ein Messi. Natürlich kann auch das alles zusammen passen. Doch um herauszubekommen, was wirklich ist und ob man also gerade für immer zusammen passt, braucht es nun einmal einige Zeit. Wenn nun auf der Basis einer Beziehung mit Sex getestet oder probiert wird, ob Menschen zusammen passen, dann kann das Verfahren durchaus ins Negative und wenig Menschliche abgleiten. Diese Gefahr ist dagegen bei dem Kuscheln-und-Hautkontakt-Verfahren weniger oder auch gar nicht gegeben! Und man kann wirklich etwas herausbekommen! Zu den Einzelheiten des Testens, mit dem wir herausbekommen wollen, wie man zu dem anderen steht, denn das kann man ja ohne Menschenerkenntnis-Test nun wirklich nicht ohne Weiteres wissen: Wenn uns nun eine Person des anderen Geschlechts gegenüber steht, die uns gefällt und wo dieses Gefallen auch ganz offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruht, dann könnte das Erlebnis eines Orgasmus bei nur leichtesten Berührungen (nein, nicht Petting!) auf eine Mann-Frau-Beziehung hinweisen. Ist es dagegen nur einfach schön miteinander und es kommt auch nicht entfernt zu einem Orgasmus, dann könnte so etwas wie eine Bruder-und-Schwester-Beziehung vorliegen oder eben je nach Altersunterschied eine Vater-Tochter- oder eine Mutter-Sohn-Beziehung. Zudem bleibt alles offen! Und es ist ja nichts passiert, was dem widerspricht. Wenn nämlich an Orgasmus spontan nichts läuft, wenn nicht dieses befreiende leibseelische Sättigungsgefühl eintritt, na dann soll es eben ganz offensichtlich keine Mann-Frau-Beziehung sein, dann eben wohl eher ein Vater-Tochter-Beziehung, so will es also eine "nicht näher definierbare höhere Gewalt“. Und die etwas sehr „nahe Beziehung“ könnte dann eher problemlos in die sanfte geschwisterliche oder eben auch väterliche übergehen. Ich denke hier an Garcias Roman. „Erinnerung an meine traurigen Huren“ - wo der 90jährige "Titelheld" eine wunderschöne Vaterliebe über dieses „Verfahren“ entdeckt. Ich glaube nicht, dass ich hier etwas Unmoralisches unzulässigerweise rationalisiere und es in etwas Moralisches umwandle. Irgendwie muss man doch feststellen, wie man zueinander steht – so unrecht haben die jungen Menschen mit ihrem Verlangen nach objektiven Kriterien doch nicht. Allerdings: Das soll hier alles mitnichten eine Aufforderung zum Kuscheln usw. sein - es dreht sich vielmehr um die Aufforderung zu einer Güterabwägung: Ehe ihr das mit dem Sex macht, dann macht doch lieber das mit dem Kuscheln! Man muss eben wissen, wie es geht, damit es am Schluss nicht ins Negative entgleitet. Und so scheint es zu gehen, ich kann mich also auf auf den Mailwechsel mit diesem jungen Mädchen einlassen, das mich angefragt hat. Denn egal, was passiert, es wird doch etwas Positives dabei herauskommen - denn feste Spielregeln sind auf alle Fälle die Bedingungen. Dagegen sehen die ansonsten üblichen Kampagnen zur Enthaltsamkeit "Kein Sex vor der Ehe", die manche Moralapostel heute in die Welt setzen, gar nicht gut aus. Sie erreichen oft auch noch genau das Gegenteil! Eine Notiz in der WELT vom 27.10.2007 gab Anlass zur Diskussion mit Freunden: Null Bock auf „No Sex" Kampagnen, mit denen Jugendliche zur Keuschheit motiviert werden sollen, sind immer erfolglos und bewirken manchmal sogar das Gegenteil. Das ergab die Auswertung von 13 Enthaltsamkeitsstudien, an denen 15 940 Jugendliche teilgenommen haben. Kristen Underhill und ihre Kollegen von der Universität Oxford stellten fest: Keine Kampagne hatte Einfluss auf die Häufigkeit von ungeschütztem Geschlechtsverkehr, auf die Zahl der wechselnden Partner, auf die Verwendung von Kondomen oder auf das Alter beim ersten Sexualkontakt. Eine der Kampagnen bewirkte überdies einen gegenteiligen Effekt: Die daran teilnehmenden Jugendlichen hatten sogar häufiger Sexualkontakte, und auch die Zahl sexuell übertragener Krankheiten war unter ihnen erhöht. Is Dazu der Kommentar von basisreligion: Was soll ich dazu noch viel sagen, das Problem ist doch, dass die jungen Menschen nun einmal irgendwann Erfahrungen machen wollen und dass diese Erfahrungen dann eben Geschlechtsverkehrerfahrungen werden, weil das ihnen beigebrachte Moralmodell einfach nicht stimmt. Doch die Verfechter dieser Kampagnen kommen einfach nicht auf die Idee, sich einmal zu fragen, ob das nämlich nicht an ihrem Ansatz liegt. Denn nach allen üblichen Ansätzen ist die Basis für eine Moralerziehung neben dem Gottesbezug vor allem gerade die Erziehung zur Scham. Und je mehr das nicht funktioniert, desto mehr versuchen die Verfechter ihre Bemühungen um Gottesbezug und Scham noch zu intensivieren. Dass sie dabei das falsche Moralmodell nur noch verstärken und alles eher verschlimmern als verbessern, merken sie nicht. Und wenn ich versuche, mit solchen Menschen darüber zu reden, dann sind sie entweder völlig unsachlich oder blocken einfach ab. Zur Unsachlichkeit: Da wird zum Beispiel grundsätzlich Nacktheit und Geschlechtsverkehr immer in ein und denselben Topf geworfen nach dem Motto "Wer ins Weihwasserbecken spuckt, der frisst auch kleine Kinder", also wer das eine macht, der macht auch das andere. Es heißt etwa: „Wir sind gegen Sex vor der Ehe und gegen FKK.“ Dabei gibt es doch längst genügend Beweise, dass diese Verknüpfung Nacktheit und Sex einfach nicht stimmt. Oder sie sagen, dass Nacktheit scharf auf Sex macht. Dass völlige Nacktheit total natürlich und entwaffnend sein kann und dass Bekleidung, gleichgültig ob raffiniert oder nicht, viel schärfer machen kann, können oder wollen sie einfach nicht wahrhaben. Diese Moralmenschen kommen einfach nicht von ihrer Meinung runter. Für sie gehört die Scham einfach zur Würde des Menschen und gerade der Frau und des Mädchens. Dass es – nach einer Gwöhnungsphase natürlich – eher genau umgekehrt ist, dass die Scham uns noch viel schärfer macht, und nicht nur die jungen Menschen, wollen oder können sie einfach nicht wahrhaben. Durch die Scham besteht nämlich größte Gefahr, dass die bedeckten Körperteile eine derartige Faszination bekommen, so dass schließlich besonders von Seiten des Mannes die ganze Frau nur noch unter diesem Aspekt gesehen wird. Nicht umsonst wird ja in mancher ordinären Umgangssprache die Frau auch als Muschi oder gar als Fotze bezeichnet, hässliche Ausdrücke für das weibliche Genital. Die Person des Menschen wird dabei immer mehr zur Nebensache, das Geschlechtsteil drängt sich einfach in den Vordergrund. Nicht zuletzt lebt auch die Prostitution davon, dass „man“ Frauen nur noch als Geschlechtsteilwesen sieht. Würde man sie wirklich als Menschen sehen, gäbe es vermutlich recht bald keine Prostitution mehr. Was angeblich der Ehre und der Würde der Frau dienen soll, nämlich ihre Verhüllung, macht sie in Wirklichkeit viel eher zur Sache, zum Objekt, und verhindert ihre Ehre und Würde. Und wer sagt, er könne sich von den Phantasien, die durch die Scham entstehen, frei machen, den sollte man sich einmal genauer ansehen und anhören, was der sonst noch so sagt. Und welche Verachtung gegenüber jungen Menschen aus solchen Gutmenschen oft spricht! Ich habe mit dem Angehörigen einer "alternativen Kirche", die sich sehr um die Moral der jungen Menschen kümmert, einmal über die Alternative des Hautkontakts und des Kuschelns gestritten. Er hielt das alles wegen der Triebhaftigkeit junger Menschen für unmöglich. Dass junge Menschen und insbesondere Mädchen gerade ihre ersten Schritte in den Dingen der Sexualität genau überlegen und also sinnvolle Informationen dafür brauchen, um nichts falsch zu machen, war diesem Menschen völlig unvorstellbar. Und als ich schließlich nicht mehr weiter wusste, weil alles, was ich vorbrachte, an ihm abprallte, habe ich ich ihn gefragt, dass er sich doch bitteschön einmal vorstellen möchte, mit seiner Frau sich so richtig zu umarmen und zu "umbeinen", denn dann würde er doch selbst merken, dass dabei rein technisch gar kein Sex möglich sei. Oh, da hatte ich etwas gesagt! Er schimpfte nur noch, dass ich mich nicht ein sein Sexualleben einmischen sollte und dass er das Gespräch wegen meiner Frechheit abbräche. Aus der Wirtschaft kennen wir den sogenannten Kobraeffekt, mit dem wir es auch hier zu tun haben. Und zwar beschreibt der Kobraeffekt das Phänomen, dass Maßnahmen, die getroffen werden, um ein bestimmtes Problem zu lösen, dieses auch verschärfen können. Die Bezeichnung geht auf ein historisches Ereignis in Indien zurück: Ein britischer Gouverneur wollte einer Kobraplage Einhalt gebieten, indem er ein Kopfgeld auf jedes erlegte Exemplar aussetzte. Scheinbar funktionierte das Konzept zunächst gut: Immer mehr tote Schlangen wurden abgeliefert. Jedoch wurde deren Anzahl nicht gemindert, da die Bevölkerung dazu überging, Kobras zu züchten und zu töten, um weiterhin von der Prämie zu profitieren. Als das Kopfgeld nach einem gewissen Zeitraum wieder aufgehoben wurde, ließen die Züchter die Tiere frei, da sie keine Verwendung mehr für sie hatten – dadurch hatte sich dank (indirekter) staatlicher Förderung die Zahl der Kobras vervielfacht. Und was hat das mit der Erziehung der jungen Menschen zur Scham zu tun? Ganz einfach: Gerade die Mädchen sehen die Scham als Moral an und haben fürchterliche Angst, dass einmal ein Junge oder Mann sie nackt sehen oder ihnen gar ihr Hös'chen ausziehen könnte. „Nein, Nacktheit – so etwas mache ich nie! Da läuft man doch Gefahr, vergewaltigt oder zumindest von geilen Männern angeglotzt zu werden und denen dann als Wichsvorlage zu dienen!“ Einer jungen Frau, die mir von diesen Ängsten und allerdings auch von ihren gar nicht so glücklichen ersten Geschlechtsverkehrerfahrungen erzählt hatte (sie fühlte sich dabei aufs Schrecklichste verletzt und war regelrecht traumatisiert), konnte ich nur antworten: “So ein Unfug, den du da im Kopf hast! Mach dir doch einmal klar, wie es dir passiert ist, du hast das Lustige und Harmlose verteufelt, aber den, der dir Schrecken und wirkliche Verletzung beigebracht und die Romantik einer schönen lebenslangen Liebe in der Einheit von Leib und Seele weitgehend verbaut hat, auch noch selbst ins Bett geholt! Und selbst wenn du dagegen einmal an einem schönen Sommertag in Berlin splitterfasernackt von Unter den Linden durchs Brandenburger Tor und durch den Tiergarten laufen würdest, da würdest du sehen, dass dir niemand etwas tut, dass im Gegenteil die Leute am Straßenrand begeistert Beifall klatschen und auch niemand geil am Straßenrand steht und Selbstbefriedigung treibt oder dich gar anfällt. Das sind doch die berühmten Greuelmärchen vom Schwarzen Mann, und du hast doch wegen dieser dämlichen Ängste an der völlig falschen Stelle aufgepasst! Doch wo deine Sorge nötig gewesen wäre, da hast du auch noch ausdrücklich mitgemacht. Überlege doch einmal, wer dir diese Ängste vor Lustigem und Harmlosem beigebracht hat – das kommt doch vor allem auch von Frauen, denen selbst keiner mehr hinterher sieht, da ist also nur Neid und Eifersucht, die sie allerdings üblicherweise als Moral kaschieren! Oder warum sonst können sie nicht sachlich sein?“ Und es ist doch nun wirklich nichts Schlimmes dabei, wenn auch Mädchen einmal von einem Mann nackt gesehen werden - zudem haben die Mädchen das doch auch gern, Jungen so zu sehen! Und die Jungen und Männer, die so etwas wollen, sind doch eher die Braven und wären im Allgemeinen auch „damit“ zufrieden. Und diese Jungen und Männer wären auch bereit, mit den Mädchen so richtig nette und unschuldige Kameradschaft zu haben und ihre Jungfräulichkeit zu achten. Denn gerade hier gibt es für die meisten Jungen starke Bedenken, sie wissen oder spüren, dass die Jungfräulichkeit bei Mädchen schon einen Wert bedeutet und sie möchten nicht diejenigen sein, die diesen Wert eines Mädchens so einfach zerstören. Doch werden solche Jungen und Männer von den Mädchen hochnäsig als unmoralisch abgelehnt, weil sie ja gegen die ihnen anerzogenen und in ihren Augen für anständige Menschen entscheidenden moralischen Werte verstoßen. Da allerdings bei den Mädchen nun einmal auch irgendwann „die Hormone kommen” (und die kommen so sicher wie das Amen in der Kirche!), haben nun die typischen Don Juans (oder eben auch Jungfrauenknacker) ihre Chance, die ja ganz anders rangehen als über Nacktheit und Hös'chen ausziehen. Darauf sind nun unsere ach so moralischen Mädchen gar nicht vorbereitet und sie holen die geradezu zu sich in die Betten, schließlich gehört „das“ ja angeblich auch zur Emanzipation und vor allem auch zum „Erfahrungenmachen“. Und da diese Jungen und Männer jedoch sowieso kein Interesse an echten Beziehungen zu den Mädchen haben oder auch gar nicht oder schlecht fähig dazu sind, die Jungfernschaft der Mädchen allerdings futsch ist, passiert jetzt auch mit den anderen Jungen und Männern ganz etwas anderes als Hös'chen ausziehen und Sich-nackt-Angucken – man braucht ja jetzt nicht mehr die Gewissensprobleme zu haben, die man bei einer Jungfrau noch hätte. Eine Maßnahme zur Förderung der Moral hat also die Situation nur verschärft und einer wirklichen Moral nicht nur nicht genutzt sondern sie sogar noch voll kontraproduktiv verhindert. Und was hat das alles mit unserem Glauben zu tun? Nun, es geht gleich am Anfang der Bibel mit dieser Problematik los! Nach längst vorliegenden Erkenntnissen (etwa vom evangelischen Theologen Jan Heller, 1925-2008, veröffentlicht 17508 beim Prager Orientinstitut, über den „Namen Eva“) ist die Adam-und-Eva-Erzählung eine Polemik gegen die damals üblichen Fruchtbarkeitskulte, also gegen die kultische Prostitution. Die bedeutet ja im Klartext, dass es Sex gerade auch zwischen Menschen gibt, die eben keine wirklichen Partner sind und bei denen es also auch nicht die wunderbare Einheit von Leib und Seele gibt, die nun einmal mit einem anderen Menschen möglich ist. Ob diese Einheit nun ge- oder sogar zerstört wird durch die kultische Prostitution, durch die normale vulgäre Prostitution oder auch durch ein Probierverhalten, wie wir es heute oft erleben, sind nur Varianten desselben Problems: Es handelt sich um Geschlechtsverkehr außerhalb einer Einheit-von-Leib-und-Seele-Beziehung und das heißt: Mit der Einheit von Leib und Seele stimmt etwas nicht! Und die Aussage der Paradieserzählung ist, dass das nicht im Sinne des richtigen Gottes ist und das Paradies zerstört. Es geht in unserem Glauben also um die Wiederherstellung des Paradieses. Und wenn wir von der Erlösung durch Jesus reden, dann hat also Jesus unmittelbar etwas mit der Wiederherstellung des Paradieses zu tun. Jedenfalls sah ich mich in meiner Ahnung mehr als bestätigt, je mehr ich mich in die Theologie hineinkniete: In der frühen Kirche (und auch beim wirklichen Jesus!) muss es genau darum gegangen sein. Doch recht bald setzte sich eine andere Interpretation unseres Glaubens durch, dass es nicht mehr um das Glück hier auf Erden ging sondern um eines nach unserem Tod - was allerdings niemand überprüfen kann. Und da stehen wir heute und ich will nun wieder zu dem ursprünglichen Anliegen zurück! Dieser Sinn ist nun das „zweite Standbein“ dieser Präsentation. Da nun diese Störung oder gar Zerstörung des Paradieses eigentlich gerade von den jungen Menschen gar nicht gewollt ist und sie im Grunde da immer nur hineinschlittern, weil sie es nicht besser wissen, geht es also durchaus darum, die jungen Menschen entsprechend zu informieren und fit gegen den Missbrauch und für wirkliche Liebe zu machen, also für das Glück des Menschen hier und jetzt - auch und gerade in einer schönen Liebe und Partnerschaft.
*** So und jetzt wieder weiter in meiner Mail an Dich: Und noch etwas: Es ist keinesfalls so, dass ich das, was ich in dieser Mail an Dich schreibe, nur so klammheimlich von mir gebe. Du siehst das ja in meiner Website. Und ich habe entsprechende Vorträge schon katholischen und evangelischen Erwachsenenakademien und auch Volkshochschulen angeboten, doch die rühren sich zumeist gar nicht einmal! Ob Du nicht einmal mit Deinen Eltern und gerade auch mit Deinem Vater über diesen Mailwechsel redest? Ich meine, gerade Väter hätten am ehesten Verständnis, wie ich die Thematik angehe. Tschüs und beste Grüße Michael Pr.
Nach ein paar Tagen begann tatsächlich ein ausführlicher Mailwechsel: Hallo, 1.: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann sind Sie ja der Meinung, dass diejenigen Leute, die mit ihrer Nacktheit so unbefangen umgehen können, in gewisser Weise vernünftiger sind und ihre Moral dann auch hochhalten können. Ich habe allerdings eher das Gefühl, dass diejenigen Mädchen in meinem Alter, die eher leichtbekleidet rumlaufen, gerade diejenigen sind,die das eben nicht können und dann auch mal mit dem falschen Typen ins Bett geraten, was leider auch zweien meiner Freundinnen passiert ist. Einmal hat danach der Junge Schluss gemacht, einmal sie selbst. Das würde ja dann aber so ziemlich im Gegensatz zu dem stehen, was Sie da so sagen? Und dabei scheinen Sie ja genug Erfahrungen gemacht zu haben. Wie kann es dann also zu so etwas kommen? Ich meine, logisch erscheint das ja insofern, als die Jungs natürlich leichter aufmerksam werden, wenn sie auch etwas zu sehen bekommen, aber wieso lassen die sich dann einfach so drauf ein? 2.:
Wenn Sie etwas im Sinne von "was Kinder noch eklig fanden,
werden sie gerade in der Pubertät interessant finden und auch
ausprobieren" schreiben, dann verstehe ich nicht, wieso Sie
denen schon die Freude am Körper vermitteln wollen. Liefe das dann
nicht darauf hinaus, dass die eben mit ihrem Körper dann noch mehr
Probleme bekommen? 3.:
Wenn man jetzt einmal annimmt, dass ihre Theorie, dass Jugendliche ab
einem gewissen Alter sozusagen in einer Falle sitzen (wenn sie davor
nicht den natürlichen Umgang mit der Nacktheit gelernt haben), dann
würde ich, wenn ich dann mal verliebt sein sollte, oder gar "mit
einem jungen Mann zusammen" mit meinen derzeit 17 Jahren ja auch
plötzlich alle meine Vorsätze fallen lassen müssen. Und das hieße
ja dann, dass ich da sowieso durch muss, weil ich da gar nichts mehr
machen kann? Nein,
ich werde das meinem Vater nicht zeigen. Über solche Themen sprechen
wir hier zu hause nicht. Das
wäre es jetzt erstmal von meiner Seite. Mit
freundlichen Grüßen Hallo Marlene! Zunächst einmal das Wichtigste: Nein, Du sitzt gar nicht in der Falle – wenigstens kommt das drauf an! Wenn Du nämlich bis dahin Deinen Körper als etwas Fremdes empfunden hast, dem du nur mit Ekel und Scham begegnest, und das dann auch mehr oder weniger der einzige Grund für deine Moral ist, dann sitzt du tatsächlich schon in der Falle, denn dann wirst Du die Gelegenheit nach einer Befreiung von alldem mehr oder weniger holterdiepolter wahrnehmen und dein Gehirn wird auch immer alle möglichen guten Gründe dafür finden. Wenn du dich jedoch längst von dieser dämlichen Leibfeindlichkeit, also vor allem auch von der Scheu vor der Nacktheit, befreit hast und stattdessen wirklich gute Gründe für deine Enthaltsamkeit gefunden hast, dann sitzt du jedoch überhaupt nicht in der Falle! Denn dann wirst du in der Situation einer Verliebtheit oder Liebe eine paradiesische Nacktheit, und zum Paradies gehört eben nun auch noch ein andersgeschlechtlicher Partner, mit dem Betreffenden erst auch einmal erleben wollen. Und jetzt geht nichts mehr holterdiepolter, jetzt wollt ihr im Idealfall beide dieses Paradies erleben – und dabei lernt Ihr euch so richtig gut kennen. Und je nachdem geht Ihr in Frieden auseinander, wenn zu vieles einfach nicht stimmt, oder es wird eine schöne Gemeinschaft für immer... Doch jetzt wieder zu Deiner Mail: Ich habe mich sehr über deine Reaktion gefreut, es scheint ja oft so, dass manche einfach nicht reden können oder nicht wollen, wenn´s ihnen zu kompliziert wird. Umso schöner, wenn das bei dir nicht so ist. Und zu deinen Punkten:
Schade mit deinem Vater. Hast du dich mal gefragt, was dein Vater sagen könnte, wenn ihn jemand fragte, ob er nicht mal mit dir reden könnte? Ob er nicht auch sagen würde "mit der Marlene kann ich doch nicht reden, sie will einfach nicht, die ist so hochnäsig?" Dabei sind doch alle Väter auf ihre Töchter stolz, oder sie wollen es sein, und besonders, wenn die pfiffig sind. Ob du nicht mal ein Gespräch über wirkliche Moral (siehe unten) ausdruckst und ihm mit einem Briefchen von dir hinlegst und ihn fragst, ob ihr nicht mal zusammen spazieren gehen könnt? Einfach so - kommt es dann zu einem persönlichen Gespräch, ist gut, wenn nicht, auch gut. Oder auch: Wir können auch einmal gemeinsam etwas neu konstruieren, sozusagen einen Einstieg, über den du mit ihm reden und den du dann anwenden könntest. Bei einer kürzlichen Sizilienfahrt in den Herbstferien vor ein paar Tagen mit einem früheren Kollegen trafen wir einen Vater mit seiner Tochter in deinem Alter, die sich den Dom von Monreale bei Palermo ansahen (die Mutter, Italienerin, war bei ihrer Familie) - und die beiden waren echt "süß". So eine nette Beziehung zur Tochter wünscht sich doch jeder Vater. Also auf, versuch´s! Und warum ich mir die Mühe mache? Klar, erstens geht es hier um einen Menschen, der sich mir anvertraut, und zweitens suche ich doch Wege, mit jungen Menschen zu reden - und vor allem mit Mädchen. Denn - so meine ich - die sind die am wenigsten beachtete (und irgendwie auch eine verachtete) Bevölkerungsgruppe, doch dabei sind sie die Gruppe, durch die die Welt verändert werden kann! Komisch, dass das keiner so sieht. Jedenfalls sind doch solche Gespräche wie mit dir die Basis für das neue Buch! Tschüs und alles Gute! Michael Pr.
Sie haben in der ersten Mail von Hormonen geschrieben, können Sie bitte etwas mehr zu den Hormonen schreiben, die also unter Umständen die Lebensplanung eines jungen Menschen kaputt machen? Widersprechen die nicht der Willensfreiheit des Menschen? Muss man also vor denen Angst haben? Kann man nicht auch vernünftig mit denen umgehen? Mit besten Grüßen Marlene
zu diesem Thema habe ich einmal etwas mehr geschrieben, denn ich habe natürlich auch etwa das Schicksal deiner beiden Freundinnen vor Augen und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Natur so schlecht ist, dass man da gar nichts machen kann. Es kann also nur sein, dass wir Menschen in unseren Kulturen etwas grundsätzlich falsch machen! Das Stichwort hatte ich schon längst geschrieben, ich habe es jetzt nur noch einmal durchgesehen: Hormone? Zunächst einmal: Ich brauche das Wort „Hormone“ eher umgangssprachlich, also vermutlich nicht ganz korrekt. Doch im Großen und Ganzen dürfte es so sein, wie ich es sage, siehe das Buch „Körpereigene Drogen: Garantiert ohne Nebenwirkung“ von Josef Zehentbauer. Das Problem ist ja, dass wir Menschen irgendwie durchaus auch von Trieben gesteuert werden - und das läuft nun einmal vor allem auch über Hormone, gerade auch wenn es sich um Dinge handelt, die mit Beziehungen zu anderen Menschen zu tun haben. Und es gibt nun Hormone, die sich automatisch bilden, etwa in der Pubertät (und auch schon vorher!), oder die sich bilden, je nachdem wie Menschen bestimmte Handlungen vollziehen. Es ist ja zum Beispiel schon merkwürdig: Da hat man einen Menschen vorher noch nie gesehen und dann trifft man ihn und hat sogar einen irren Trieb, ihm treu zu sein - was gut sein kann, wenn der andere auch so denkt und fühlt, aber schlecht, wenn der andere leider nicht so denkt. Dann gibt es nämlich den berühmten Liebeskummer. Das alles läuft über solche Hormone - und meine These ist nun, dass es doch möglich sein muss, sich die Hormone zu Freunden zu machen, also dass das, was vernünftig ist, und dass das, was wir (infolge der Steuerung durch die Hormone) wollen, in dieselbe Richtung läuft und sich gegenseitig ergänzt und sogar zu unserem Glück aufschaukelt. Dazu: „Ausschalten“ kann man die Hormone nun einmal nicht oder wir werden verklemmt und krank." Eine Möglichkeit ist nun die der Sublimierung, also die Überführung der mit den Hormonen verbundenen Energie in geistige Sphären, doch man erzähle das einmal jungen Menschen! Das gelingt bei denen doch nie, das wird immer eine Illusion bleiben. Und warum auch? Warum so einen Krampf? Warum irgendwelche Ängste und Zwänge? Ja, warum sollte das nicht funktionieren, die Hormone zu akzeptieren und mit ihnen vernünftig umzugehen? Es muss also auch jedem Mädchen klar sein, dass irgendein Drang zum Mann schon da ist, das ist einfach so. Das merkt ja jeder selbst, wenn er etwa im Internet sucht, wenn er über alles Mögliche reden will (ja, auch in solchen Fragen ist gerade auch einem Mädchen ein Mann als Gesprächspartner lieber als eine Frau, Hauptsache er ist vernünftig). Und so einfach sucht ein Mädchen, eine Frau ja nicht, es bzw. sie sucht schon entsprechend der Moral, die bisher beigebracht wurde, nach den persönlichen Wertvorstellungen. Und wenn man nun einem unerfahrenen Mädchen von irgend woher einredet, dass die Männer alle sowieso nichts taugen und gewalttätig sind und doch nur "das Eine" wollen und dass das sowieso ekelhaft ist und dieses Mädchen das auch alles verinnerlicht und die Männer ablehnt, dann führt das nur dazu, dass es innerlich abschaltet und sich daher auch keine sinnvolle Strategie zurecht legt, zu erfahren, was wirklich los ist. Es ist schon möglich zu erfahren, wes Geistes Kind jemand ist und ob der Betreffende die Moral, die er vorgibt, auch wirklich in sich hat oder sie nur jemandem zum Gefallen vortäuscht, um ihn zu manipulieren. Und dann fährt so ein Mädchen eines Tages auf einen ab, bei dem es meint, dass „alles anders“ ist oder dass es ihn verändern kannst (weil er das verspricht, und in einer Verliebtheit neigt man nun einmal auch dazu zu glauben, was einem versprochen wird) und es kommt eben dann alles auf einmal und dieses Mädchen ist dabei auch völlig wehrlos. Und da die Angst vor der Nacktheit ja immer als hoher Wert hingestellt wurde, gegen den es auf keinen Fall verstoßen möchte (alles durch Hormone verinnerlicht, denn woher kommt denn so ein Widerwillen sonst?), bleibt also nur der Sex übrig, von dem ja alle sagen, dass der normal ist, dass der sein muss – wenn man als normal gelten will. (Der Drang, normal zu gelten, ist ja auch so eine Hormonsache.) Es gibt inzwischen auch viele Mädchen, die nun gar nicht mehr eine Verliebtheit abwarten, sondern „man“ nimmt sich auch „dafür“ irgendeinen, der sich gerade anbietet nach dem Motto: „Die Männer sind sowieso alles dieselben, also egal, wen man nimmt, irgendwann muss man sowieso anfangen.“ Und die, die auch dieses Mädchen vorher so männerfeindlich und konzeptlos geprägt hatten, fühlen sich dann auch noch bestätigt, dass die Männer eben so sind und die Mädchen das einfach nicht begreifen wollen und dass man leider nichts machen könnte. „Das ist eben die Natur.“ Doch dass sie es waren, die hier Fehler gemacht haben, darauf kommen sie nicht, davon wollen sie auch gar nichts wissen – und der Hintergrund von diesem Wollen oder Nichtwollen sind eben auch wieder Hormone. Also zu einer Strategie! Dazu muss man wissen, dass es zwar Hormone gibt, die ein Mädchen (natürlich auch eine Frau, doch ich wende mich ja hier vor allem an Mädchen) förmlich zu Männern treiben (um es mal ganz deutlich zu sagen), doch gerade für ein Mädchen (also ohne die berühmten „Erfahrungen“) gibt es allerdings kein bestimmtes Hormon, auch einen Penis in sich zu haben. Es möchte einfach schlicht und einfach das Gespräch haben und gegebenenfalls auch die Nähe, die Haut – sehen, fühlen, riechen, ja, vielleicht auch anfassen, nein, nichts Problematisches! Na ja, vielleicht ja mal die Haut! Wir wissen inzwischen: Frauen und Mädchen wollen auch Pornografie, doch eine, die nicht zerstört, die nicht erniedrigt, die keine Probleme bringt, die niemandem schadet (Gisela Schalk, "Frauenträume von einer anderen Pornographie", aus Grimme, "Käufliche Träume", rororo 8210). Oder etwas direkter ausgedrückt: Frauen (und insbesondere Mädchen, wenn man sie nur ließe) wollen sich pudelnackt pudelwohl fühlen. Und wenn Männer sich so verhielten, dann würden sie sogar die Männer daran beteiligen! Die Frage ist allerdings, ob man das dann überhaupt Pornografie nennen kann, wenn etwa ein Mädchen einen Jungen massiert oder auch umgekehrt - und die Genitalien dabei ausgespart bleiben. Und warum sollte das nicht klappen, selbst wenn man einen Hund krault und der sich das mit offensichtlicher Wonne gefallen lässt, seine Geschlechtsteile fasst man ja auch bei dem nicht an. Ja warum stehen die Mädchen nicht dazu, warum bringt man ihnen nicht bei, dazu zu stehen und das auch durchblicken zu lassen? Warum tun sie nur immer so unnahbar, so hochnäsig, als ob sie das alles nichts anginge? Mit einer anderen Einstellung würden sie ganz gewiss menschlicher wirken und auch realitätsnäher sein und dann könnte "man" sich auch ganz anders auf eine andere Ethik einstellen, und eine echte Verhaltensänderung zum Positiven wäre möglich! Meine Empfehlung also: Mädchen sollten ihre Hormone akzeptieren genau dazu erst einmal stehen! Und die Männer danach einschätzen, wo das möglich ist! Und mit ihnen reden! Und genau so wie es den Mädchen mit den Jungen geht, geht es doch auch den Jungen bzw. den Männern mit den Mädchen bzw. mit den Frauen, zumindest den vernünftigen. Und einen anderen will ein Mädchen zumindest zunächst einmal doch sowieso nicht – wenn man sie nur ließe. Nach meinen Erfahrungen passen sich hier gerade die Jungen sogar den Mädchen an, wenn die überzeugend rüber bringen, was sie nicht wollen und dabei aber nicht total zugeknöpft sind. Aber ich meine schon, dass das alles von den Mädchen ausgehen muss, die sind hier die, die die Moral bestimmen. Ja, aber solche Offenheit muss nun mit Intelligenz und Phantasie eingefädelt werden. Jedenfalls dürfte es viel besser sein, etwas Riskantes mit Intelligenz anzugehen, als etwas angeblich Übliches und Braves einfach so mitzumachen und gar nicht erst darüber nachzudenken. Im Übrigen: Wenn ich mich herum höre, dann hat gerade auch für Mädchen der erste Sex nie einfach „so“ stattgefunden, sondern er wurde bewusst gewollt oder es war einem also zumindest gleichgültig, ob er passiert. Es hatte also schon vorher eine entsprechende Einstellung gegeben. Und was wäre, wenn diese Einstellung nun eine andere ist? Und weiter im Mailwechsel: Hier einmal einen Extremfall: Vielleicht hast du ja einmal mitbekommen, wie hässlich Männer sehr oft über das weibliche Genital reden, ja, schöne Worte sind das nun wirklich nicht. Angenommen du hast nun einen netten Freund gefunden und euch sticht der Hafer und du lässt dich von ihm „unten“ rasieren, „ja warum nicht, es wächst ja alles wieder nach“? Und bei so etwas, „der Betreffende“ muss ja auch schließlich sehr sorgfältig sein, könnte der doch sogar ein Gefühl für die Würde, für die Schönheit, für die Bedeutung bekommen, schließlich war "so etwas" ja auch einmal für ihn „das Tor ins Leben“ (Anmerkung: Es gibt da eine Website www.das-tor-ins-leben.de). Und ich wette, wenn das alles nichts hilft und derjenige deinen Gefallen daran und dein Dichfallenlassen dabei plötzlich auszunutzen versucht, um Sex zu machen, dass du dann sofort hellwach bist und dass dann auch alle Gefühle für den Betreffenden vorbei sind: Nein, der ist wohl bekloppt, das war nicht abgemacht, was denkt der eigentlich, wer du bist. Und auch diese Ablehnung hat dann mit Hormonen zu tun! Ich muss dazu mal kurz etwas sagen: So ganz weit hergeholt ist das mit dem „unten Rasieren“ durch einen anderen ja nicht, wenn ich's mir recht bedenke. Schließlich kann es ja auch schon mal vor einer Operation passieren durch einen Arzt oder sonst wen. Dagegen ist Geschlechtsverkehr nun wirklich etwas völlig anderes. Ich habe jedenfalls noch nie gehört, dass der zu einer medizinischen Maßnahme Fürsorge gehört. Ich auch nicht. Und ich sag's ja immer, diese Rasiererei wäre so eine Art erweitertes Doktorspiel, und was bei Kindern unproblematisch ist, das kann ja wohl auch nicht so sehr viel problematischer sein, wenn das „ältere Kinder“ machen. Und wenn man sich mal wirklich verliebt und so richtig „heiß“ aufeinander ist? Auch dann ist noch nichts wirklich passiert! Denn der Intimverkehr ist ja nicht so einfach und gerade dabei auch gar nicht das Thema. Naheliegender ist doch eigentlich, dass sich beide so richtig mit möglichst viel Haut berühren und umarmen wollen und sich dabei mit den Beinen eher ineinander verschränken oder verhaken, also dass jeder ein Bein des anderen mit seinen Beinen umschlingt, denn dabei gibt es doch den größtmöglichen Hautkontakt – und für lange Zeit... Und dabei den Atem des anderen verspüren, sein Herzklopfen vernehmen, dabei die wechselseitige Kraftübertragung erfahren, jeder gibt dem anderen, ohne ihm etwas zu nehmen... Und genau dabei, also wenn beide so richtig ineinander verliebt und eben auch geradezu verkeilt sind, ist Sex rein technisch doch gar nicht möglich! Ja gerade, wenn man so richtig „weg“ ist von einem netten Mädchen, dann hat man doch alles Mögliche im Sinn, doch nicht unbedingt den Geschlechtsverkehr. Denn der könnte ja weh tun, der könnte Kummer bringen, der könnte Zweifel aufkommen lassen, ob man es wirklich gut meint? Und die Liebe oder Verliebtheit geht sogar so weit, dass man sogar drauf verzichtet, „die“ zu kriegen, wenn man doch nicht der Richtige ist. Dann soll „die“ lieber einen finden, der genau für „die“ der Richtige ist! Natürlich muss man vorher drüber geredet haben! In der WELT vom 6. November 2010 war ein Interview mit der Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich (bekannt durch ihr Buch „Die Unfähigkeit zu trauern", in dem sie versucht, das Leid aufzuarbeiten, das durch Deutsche geschehen ist) zu ihrem neuen Buch „Die Radikalität des Alters“. Sie schreibt darin, dass sie einmal behaupten möchte, dass der sexuelle Akt ein aggressiver Akt ist: „In den Körper des anderen einzudringen, ist aggressiv, eine Grenzüberschreitung“. Und ich meine dazu, dass das jeder vernünftige Mann verstehen müsste, wenn ein Mädchen durchaus auch von daher ein Eindringen nicht will - zumindest wenn er es wirklich liebt. Und schließlich ist dieses Zusammensein ohne Sex ja eine Begegnung, bei der beide eher auf gleicher Augenhöhe sind, es kann also hinterher nie so hässlich über das Mädchen geredet werden, wie wir es vom Geschlechtsverkehr nur zu oft so kennen. Und vor allem bleibt dem Mädchen auch das volle Gesetz des Handelns erhalten, wenn es sich einmal anders überlegen sollte. Und es gibt immer genügend Gründe, sich das anders zu überlegen! Ich denke hier, wie es etwa empfindet, wenn sie bei solch engem Zusammensein auch etwas von seiner Samenflüssigkeit auf ihrem Bauch abbekommt, die trotz aller Konzentration, dass das nicht geschieht, sich eben doch mal "die Bahn bricht". Wie ist die Empfindung? Bei dem einen Partner mag sie das nämlich ekelhaft empfinden, bei dem anderen gerade schön, doch das weiß sie ja erst, wenn es passiert ist! Oder wie ist sein Verhalten dabei, sein Gestöhne und Gekeuche, seine möglichen Worte? Wie verhält er sich danach? Es ist jedenfalls gut, das alles vorher - sozusagen im Trockenen - schon einmal erfahren zu haben! Im Übrigen: Wenn man das Eindringen wegen der massiven Rolle des männlichen Geschlechtsteil als eher männliche Sexualität ansehen kann, dann doch den Hautkontakt und das Kuscheln als das weibliche Gegenstück – warum also nicht erst einmal die eher weibliche Sexualität erleben, warum sollen sich Frauen und Mädchen immer den Männern anpassen – und warum nicht zumindest zuerst einmal die Männer den Frauen? Marlene: Ich muss einmal unterbrechen. Wenn ich mir´s recht überlege und ganz ehrlich bin, was Sie da so sagen, irgendwie könnte ich mir auch so etwas vorstellen. Ach ja, eigentlich wünscht man sich so etwas als Mädchen schon so, also mir könnte so etwas durchaus gefallen. Doch es wird doch immer gesagt, dass das nicht ginge. Denn die Jungen wollten das ja gar nicht so und die würden sich über einen lustig machen, wenn man damit ankäme. Hast Du eine Ahnung! Mir haben immer wieder Jungen erzählt, an die Mädchen regelrecht herangetreten sind, sie zu entjungfern. Doch das hätten sie abgelehnt, irgendwie hatten sie für so etwas wohl zu viel Charakter. Jungen und Männer wollen also durchaus nicht immer und immer nur, es gibt auch bei ihnen innere Schranken. Ob die sich auch so ablehnend verhalten hätten, wenn es bloß um die Nähe und um das Kuscheln gegangen wäre und wenn es klar gewesen wäre, dass die Mädchen hier eine klare Linie gehabt hätten? Sie meinen also, dass nicht das Problem ist, dass das nicht geht, sondern dass wir einfach nicht miteinander reden können? Das könnte so sein! Ich schrieb ja schon, der Geschlechtsverkehr ist nun einmal etwas Ambivalentes oder Doppelwertiges! Bei einer heilen Beziehung der Liebe und der Partnerschaft und der Fürsorglichkeit ist das etwas völlig anderes, da ist eine gewisse Aggressivität vielleicht sogar erwünscht, da hat dann auch der Intimverkehr seinen Sinn. Aber er kann auch etwas Erniedrigendes, Abwertendes, ja Verachtendes an sich haben. Und das vorher herauszubekommen, das ist ja die Kunst - und dabei wird jeder, der ein gutes Gewissen hat, dem anderen bereitwillig mithelfen wollen. Wenn das alles nicht auch eine Begründung der kirchlichen oder gar sakramentalen Ehe aus einer psychologischen und aus einer nichtreligiösen Sicht ist! Und wie ist das mit dem Orgasmus? Da es schon mal vorkommt, dass die Frau oder das Mädchen auch bei solchem Zusammensein einen Orgasmus erfährt, was ja auch durchaus möglich ist, weil die Nervenzellen, die für den Orgasmus sind, sich eh alle an der Oberfläche der weiblichen Geschlechtsorgane befinden, sollte "frau" sich schon vorher genauer ansehen, mit wem sie solche "Kennenlernspielchen" treibt - und ob hier nicht etwas auf eine lebenslange Partnerschaft hinweist nach dem Motto "Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen!" Und wenn kein Orgasmus geschieht, dann kann das auch ein Hinweis sein, dass es sich bei der Beziehung eher um eine Art Bruder-Schwester- oder auch - ja nach Altersunterschied - Vater-Tochter-Beziehung handelt, und also eine Beendigung zumindest der Nähe der Beziehung durchaus das Normale wäre. Warum ich hier etwas konkreter auf eine Alternative eingehe, was man statt des Geschlechtsverkehrs noch machen könnte? Nun, zunächst einmal empfinde ich es als eine üble Manipulation, in einer doch nicht unwichtigen Sache gerade den noch jungen Menschen eine durchaus mögliche Alternative zu verschweigen und sie auch noch geradezu davon wegzuerziehen. Und dann - ich wiederhole mich, weil das sehr wichtig ist - ist es ja auch ein ganz wichtiges Prinzip guter Werbung, nie mit Negativem sondern immer nur mit Positivem zu werben. Und dieses Prinzip dürfte mit Sicherheit auch hier gelten! Denn es funktioniert einfach nicht, Menschen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen, wenn man ihnen etwas verbietet oder sonst wie schlecht macht. Man muss eine Alternative aufzeigen und möglichst so, dass die Menschen Angst haben, etwas zu verpassen oder falsch zu machen, wenn sie das nicht erleben. Und es ist ja auch wirklich so, sie verpassen etwas für ihr ganzes Leben, wenn sie das vergleichsweise Harmlose und Unverbindliche nicht erst einmal erleben! Eigentlich müsste ich ja noch viel mehr über diese Alternative schreiben! Ich wünschte, mir schrieben einmal (junge) Menschen von ihren diesbezüglichen Erfahrungen, damit ich sie weiter geben kann! Marlene: Es hat schon einen Vorteil, dass wir uns schriftlich unterhalten, da kann ich erst einmal über manches schlafen. Ich habe mir also überlegt, warum viele Türken so viele Kinder haben. Kann es sein, dass das daran liegt, dass deren Ehen arrangiert wurden, dass sich die Partner also gar nicht wirklich lieben und dass sie nicht viel mehr miteinander anzufangen wissen als Sex? Eine interessante Überlegung! Ob man das aber so sagen kann? Vielleicht wäre das ja ein Forschungsziel für Dich, wenn Du einmal studieren solltest? Doch eines stimmt sicher: Zur Liebe gehört nicht Sex auf keinen Fall unbedingt dazu! In den Tagen, da ich dies schreibe, lese ich auch den Nachruf auf den „Schutzpatron der Sexwelle“ Oswalt Kolle unter „Ein Menschenfreund“ in der Zeitung „Die Welt“ vom 2. Oktober 2010. Kolle hatte ja sozusagen Partnerwechsel und Seitensprünge hoffähig gemacht. Ob die Welt dadurch besser geworden ist? Ich wage das zu bezweifeln. Ob er ein Menschenfreund ist? Auch das wage ich zu bezweifeln. Nicht zuletzt schreibt der Verfasser des Nachrufs im letzten Absatz: "Der große Menschenfreund wünschte sich eine Zivilisation der Zärtlichkeit, die vermutlich noch lange ein utopisches Projekt bleibt." Ja, und ich meine, so wie der das wollte, geht das auch nicht. Vor allem wird von ihm auch gar nicht in Erwägung gezogen, wie ein vernünftiges ethisches Konzept für junge Menschen aussehen könnte.
wenn
ich ehrlich sein soll, sehe ich bei Ihnen beiden aber zumindest einen
Überschneidungspunkt: Beste Grüße Marlene Wie stehe ich nun zu dem Sexaufklärer Oswalt Kolle? Dazu hier mal den uralten Witz von Tünnes und Schäl, wo der Tünnes sich beklagt, dass das Leben keinen Spaß mehr macht, weil er Bettnässer ist. Da empfiehlt ihm Schäl, mal zum "Psüschiater" zu gehen, ja die Psüschiater sind die Richtigen, die können bei so etwas helfen. Und nach vier Wochen treffen sie sich wieder und Tünnes ist überglücklich, ja er war beim Psüschiater. Und Schäl zu ihm: "Ist doch toll, was die heute alles können, und da macht doch gleich das Leben viel mehr Spaß, wenn man nicht mehr ins Bett macht, man kann dann auch mal eine Freundin haben, verreisen... " Da unterbricht ihn Tünnes: "Ach, was ich noch sagen wollte, ich mach' ja immer noch ins Bett, aber ich mach mir nix mehr draus.." Und so kommt mir das bei Kolle vor, gelöst wird nämlich bei dem kein Problem wirklich! Die Betroffenen machen sich nur nichts mehr draus! Und was kann man nun machen, bis man den Richtigen gefunden hat? Das ist ja das Besondere an dem Konzept, das ich hier darlege, dass keine völlig entsagungsvolle Warterei nötig ist. Gerade deswegen muss man nicht als Mauerblümchen zu Hause rumsitzen – nein, da kann man sogar offen sein, auch mal etwas unternehmen. Und „darauf“ könnte man es sogar fast schon ankommen lassen - das Darüberreden wird ja sowieso immer dazu gehören, doch hier kann das nur positiv sein! Und so werden die Hormone nicht mehr zu Ursachen von Enttäuschungen und anderen Traumata – sondern wirklich zu guten Freunden! Damit wird auch die Willensfreiheit nicht mehr überstrapaziert, denn der Mensch muss nicht mehr gegen seine Triebhaftigkeit grundsätzlich ankämpfen, was ja meist ohnehin ein vergeblicher Kampf ist, sondern er hat die Möglichkeit, eine für ihn eher schädliche oder zumindest problematische Gemeinschaft durch eine eher unschädliche beziehungsweise unproblematische zu ersetzen. Ach ja, wie ist es allerdings mit dem Problem einer möglichen Vergewaltigung dabei? Immerhin bist du „in einer solchen Situation“ ja noch wehrloser. Doch dazu solltest du bedenken, dass die Natur gerade auch hier schon irgendwie „gegen die Gewalt gegen deinen Willen“ vorgesorgt hat: Wohl nicht umsonst befindet sich das weibliche Genital zwischen den stärksten Muskeln, die einer Frau gewachsen sind, also zwischen ihren Beinen. Das heißt also, dass im Grunde hier nichts gegen ihren ausdrücklichen Willen geschehen kann. Natürlich, ein Wille kann auch durch Gewalt gebrochen werden, doch auch dagegen ist eine Frau nicht wehrlos. Sie muss sich nur vergegenwärtigen, dass das Genital des Mannes ein sehr empfindliches Körperteil für ihn ist. Wenn sie also auf es drauf schlägt (bitte nicht zu fest!), dann hört der sozusagen die Engel singen und hat erst einmal genug. Doch es muss ja nicht gleich so brutal sein (obwohl ein Mann, der gegen ausdrückliche Abmachungen gerade in einer solchen Situation verstößt, es schon verdient hätte), sie kann ja auch noch weiter denken, dass ein Mann nach einer Ejakulation erst einmal „schlapp“ und mit sich selbst beschäftigt ist und sie dann Zeit hat, eventuell zu verschwinden. Also warum ihn nicht mit der Hand nett oder auch nicht nett befriedigen? Er wird es geschehen lassen. Ekelhaft? Na, die Hände kannst du dir doch hinterher waschen (oder sie auch an ihm oder an seinen „Sachen“ abputzen, aber das wäre vielleicht doch zu frech) – und nach nicht langer Zeit kannst du sogar darüber lachen – und sogar anderen stolz erzählen. Dagegen bedeutete eine Vergewaltigung nun wirklich ein Trauma, das so schnell nicht wieder oder auch nie mehr so richtig vergeht. Es gilt hier das Prinzip der Güterabwägung – da ist doch das Händewaschen nun wirklich das Unproblematischere! Ja warum sage ich das so krass? Dazu etwas aus meiner Zeit, als ich anfing, Lehrer zu sein: Da kam einmal ein Mädchen, das mir als sehr nett und interessiert aufgefallen war, nach einer Unterrichtsstunde zu mir und erzählte mir bedrückt, warum sie so lange gefehlt hätte. Sie hätte nämlich eine regelrechte Vergewaltigung erlebt (als sie mit ihrem Pferd ausgeritten sei, sei sie mal abgestiegen und da hätte sie einer überfallen) und sie sei auch noch davon schwanger geworden usw. Oh, je. Ja, was konnte ich jetzt noch mehr machen, als ein betroffenes Gesicht aufzusetzen? Doch ich habe mir gelobt, dass mir nie wieder so etwas passieren soll, dass eine meiner Schülerinnen so etwas erlebt und dass ich daher den Mädchen, sobald sich die Gelegenheit ergibt, sage, wie sie sich wirklich effektiv wehren können, wo andere sagen, dass da sowieso alles zu spät ist, dass man nichts mehr tun kann. Und
ich habe sogar mitbekommen, dass ein Mädchen meine Tipps tatsächlich
einmal anwenden konnte und es sich daher eine blöde Erfahrung und
ein Trauma erspart hat. Alle anderen hatte ihr daraufhin nur Vorwürfe
gemacht, wie sie nur mit einer neuen Bekanntschaft in die Wohnung
gehen könnte, doch was hatte das geholfen? Und ich meine doch, man
sollte sich als Mädchen auch darüber Gedanken machen und fit sein
und etwas machen, was auch dann noch hilft. Klar, zuerst ist so
etwas, was ich geschrieben habe, sicher befremdend
und abstoßend, doch ich glaube, irgendwann gibt das größere
Sicherheit und also weniger Ängste und also mehr Freiheit nach dem
Motto: "Na, wer mir was will, der muss schon früher aufstehen!"
Und schon von daher umgibt man sich mit einer anderen Aura - und das
spüren "die" - und schon von daher passiert einem Mädchen
oder einer Frau dann von vornherein viel weniger!
Wir müssen uns ja gewiss dran gewöhnen, dass alles deutlich angesprochen werden muss, wenn es wirklich etwas bringen soll. Ich weiß, ich bin hier etwas krass, doch ich sehe das etwa wie eine Pockenimpfung - es piekst zwar und man bekommt auch vielleicht davon leichte Pocken, doch die wirklich schlimmen und zumeist tödlichen bekommt man dann nicht mehr. Ich glaube auch, dass die Natur solches gegenseitiges Kennenlernen ohne die berühmten "vollendeten Tatsachen" geradezu will, schließlich braucht's ja gerade bei dem Menschen seit jeher einen guten Zusammenhalt für Paare allein schon wegen der langen "Aufzuchtphase" des „Nachwuchses“ – und gerade in den Hunderttausenden von Jahren, als der Mensch noch oft in unwirtlicher Natur lebte und es auf den Zusammenhalt noch mehr ankam als in unserer abgesicherten Wohlstandswelt. Auf alle Fälle sollte man sich vorher schon gut kennenlernen - und auch so, dass dabei keine Kinder entstehen können, allerdings nicht mit der Methode mit den Kondomen, sondern eben ohne Sex. Ja, warum also nicht, wie ich es sage? Denn eigentlich gehört doch zu jeder Idee das entsprechende „Know how“, damit sie in der Praxis auch funktioniert, sonst ist die ganze Idee ja sinnlos. Und gerade die Mädchen müssen doch auch wissen, wie sie sich wehren können, wenn mal etwas anders laufen sollte, als wie sie es sich vorgestellt haben. Ja, warum erzählt man das den jungen Menschen nicht, es ist doch bekannt, dass Mädchen und Frauen normalerweise Hemmungen haben, im Notfall so drastisch vorzugehen, und dass sie also eine Ermutigung brauchen? Ja, wer ist denn derjenige, der es gut mit den Mädchen meint? Ist das der, der den Mund aufmacht, oder der, dem vor lauter hochtrabender Moral die Worte fehlen und der daher den Mund hält? Gerade mit solchen Tipps könnte es doch wirklich zu einer echten „Zivilisation der Zärtlichkeit“ kommen. Wie heißt doch der Spruch der alten Römer: „Si vis pacem, para bellum“ – „Wenn du den Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“ – oder hier eben: Wenn du wirklich ethisch leben willst, dann bereite dich vor, wie du deine Einstellung auch wirklich durchsetzen kannst. Und genau dabei helfen wir üblicherweise den jungen Menschen ja nicht. Die Tabuisierung als normal hinzustellen, ist ja auch eine gewisse Hilfe, das schlechte Gewissen wegzunehmen derer, die nicht den Mund aufmachen. Ob wir am Ende also immer noch so lust- und frauenfeindlich sind wie eh und je – und der Unterschied nur der ist, dass alles jetzt anders aussieht? Marlene: Wieso nicht mit Kondomen? Die haben doch sicher auch ihren Sinn? Ob die wirklich einen Sinn haben, da habe ich auch meine ganz großen Probleme und zwar nicht weil sie, wie die Kirche sagt, "unnatürliche Verhütungsmittel" sind, sondern weil sie schlicht und ergreifend "gegen die Natur" sind. Sieh´ mal, die Natur hat das doch sicher nicht umsonst so eingerichtet, dass der Spaß mit der Sexualität und die Fruchtbarkeit zusammenfallen, nicht immer, doch die Möglichkeit ist jedenfalls da. Wir sind ja heute so für ein natürliches Leben, wir essen Biolebensmittel ohne künstlichen Dünger und ziehen nur Kleidung aus Naturfasern an und nehmen am liebsten nur Medizin aus Naturstoffen, doch in diesem Punkt setzen wir uns über die Natur völlig hinweg und versuchen sie mit immer besseren Verfahren auszutricksen. Und das kann doch wohl nicht richtig sein! Und einmal ganz abgesehen davon ist so ein Zusammensein mit Kondomen doch auch ziemlich unästhetisch und unromantisch, sieht damit nicht alles danach aus, dass es dabei längst nicht mehr um Liebe geht, sondern einfach nur darum, mit dem Sex Spannungen abzubauen? Aber die natürlichen Methoden, etwa über die Messung der Basaltemperatur, sind doch viel zu umständlich und zu unsicher. Ach, es geht ja gar nicht um die Basaltemperatur und um die Umständlichkeit, sondern es geht doch gerade bei den Frauen und Mädchen um das Kennenlernen des eigenen Körpers! Mir hat einmal eine Frau erzählt, dass sie ihren Körper so gut kennt, dass sie ihren Eisprung regelrecht merkt, und das könnte bei allen Frauen und Mädchen so sein. Natürlich muss man da schon mit seinem Körper im Klaren sein und ihn nicht wie ein fremdes Wesen sehen und behandeln. Unsere Leibfeindlichkeit bezieht sich doch nicht nur auf unsere Angst vor der Nacktheit sondern auch dass wir unseren Körper gar nicht richtig wahrnehmen. Jedenfalls sind die Verhütungsmittel eher wie eine Dampfwalze, mit der nicht nur ein Untergrund platt gemacht wird, sondern auch allen Blumen und Nutzpflanzen gleich mit der Garaus gemacht wird. Hast Du nicht davon gehört, dass die auch eine andere Körperausdünstung verursachen, „frau“ ist also mit Verhütungsmitteln schon vom Geruch nicht mehr dieselbe als ohne? Und damit bringt sie auch die natürliche Testmöglichkeit, ob man sich riechen kann, durcheinander! Ob die Männer bei so etwas aber mitmachen? Es heißt doch immer, dass Männer hier gar nicht rücksichtsvoll sein können! Ich habe vorhin in Erinnerung gerufen, dass das Sexualorgan der Frau zwischen ihren stärksten Muskeln ist. Also geht die Natur doch ganz offensichtlich von der Möglichkeit der Rücksichtnahme aus, wenn auch junge Menschen zusammen sind, um solche Spielchen zu praktizieren? Doch das ist es ja gerade, dass wir durch unsere kulturbedingte Verklemmtheit regelrecht darauf konditioniert werden - so wie schon mal in Versuchslabors die Ratten auf das Futter, wenn sie bestimmte Tasten drücken -, beim Anblick von weiblichen Brustwarzen und von Geschlechtsteilen oder auch nur bei einer Vorstellung davon scharf auf Sex zu werden. Das ist ja das Problem der Sexualscham, dass sich damit die sexuelle Erregung und die Begierde nach sexueller Betätigung an solchen äußeren Sachen festmacht. Da der Mensch jedoch – so viel wir wissen – in den heißen Ländern entstanden ist, wo alle Kleidung überflüssig war, ist die Erregung usw. aufgrund äußerlicher Anblicke jedoch ziemlich unnatürlich. Vermutlich kommt es also gerade durch diese Scham beim Mann zu einer vergleichbaren Dampfwalzenveranlagung: Er wird jetzt allein aufgrund von äußerlichen Anblicken so reizbar, dass die zarten Pflänzchen der Romantik sich kaum noch entwickeln können. Dabei könnte es doch ohne diese Scham durchaus so sein, dass die Männer gar kein Verlangen haben, solange die eher geistigen zarten Hinweise weiblicher Bereitschaft fehlen. Und wenn das einmal anders wäre, dann würde sich das nicht nur darauf auswirken, dass Männer gar nicht mehr zu Vergewaltigungen fähig wären, sondern dass sich auch bei ihren Partnerinnen nur dann zum Sex fähig wären, wenn auch denen danach ist und wenn auch wirklich eine Liebe und Partnerschaft gegeben ist – und das ist dann eben im Normalfall die Ehe. Das alles hat also etwas mit Nacktheit und Scham zu tun. Da muss ich wirklich tief Luft holen. Ja, eine andere Einstellung zur Nacktheit hat schließlich ungeahnte weitere Auswirkungen. Das ist ja einer der Gründe, warum ich mich so einsetze, dass es zu irgendwelchem aggressiven Verhalten erst gar nicht mehr kommen wird, denn die Männer, die sich wirklich auf Frauen und Mädchen einstellen, sind ja viel zu glücklich, dass solche Harmonie mit ihnen möglich ist!
Hallo Herr P., alles schön und gut und ich habe mich auch mit Freundinnen darüber ein wenig unterhalten. Doch alles was die sagen, läuft letzten Endes immer wieder darauf hinaus, dass ein junger Mensch eben seine Erfahrungen machen will - und selbst wenn es schlechte sind. Ich habe den Eindruck, die suchen förmlich nach Gründen, die doch noch für den Sex vor der Ehe sprechen. Außerdem: Ich habe gehört, dass das, was meine beiden Freundinnen mit ihrem ersten Sex erlebt haben, dass das auch genauso passieren kann, wenn man verheiratet ist. Daher ist angeblich schon etwas dran, dass man vor der Ehe mal probeweise zusammenleben sollte – auch mit vollständigem Sex, um nicht irgendwann an einen ungeeigneten Partner gebunden zu sein und nur schlecht von ihm loszukommen, der doch nicht so gut ist? Und heißt es nicht auch, dass man auch die Sexualität erlernen muss - und dass der, der das nicht tut und dieses Lernen sogar verweigert, schließlich doch noch verklemmt wird? Ich bin gespannt, was Sie dazu sagen. Marlene
Ich weiß, dass heute oft so geredet wird, dass ein Mädchen ihre Erfahrungen machen muss, weil sie sonst die Sexualität verlernt - aber nicht nur heute, schon immer! Und genau zu diesem Thema, ob man Sexualität erst erlernen muss, gibt es eine hübsche Geschichte aus der italienischen Renaissance. Und so ganz nebenbei geht es durchaus auch um das Problem der unliebsamen Überraschungen, wenn man erst nach der Eheschließung Sex hat. Hier also: ÜBER DIE NATUR DER FRAUEN von Giovanni Sercambi In der Stadt Pisa in Italien wohnte einmal ein reicher junger Mann aus San Casciano namens Ranieri, bei dem die Lust zuweilen größer war als der Verstand. Da er nicht verheiratet war und die Verwandten ihm zusetzten, eine Frau zu nehmen, fragte er: “Wen wollt ihr mir geben?" Sie erwiderten: “Welche du haben willst und die wir dir beschaffen können." “Da ihr es so wollt", antwortete Ranieri, “bin ich's zufrieden. Aber das eine sage ich euch: Wenn ich gewahr werde, dass sie keine Jungfrau ist, schicke ich sie heim und will nichts mehr mit ihr zu tun haben." Da entgegneten die Verwandten, er solle ebenso verfahren wie alle anderen auch, doch sie würden ihm schon eine Jungfrau finden. Sie hörten sich um und fanden schließlich ein hübsches Mädchen mit Namen Brida, Tochter des Jacopa delli Orlandi, das nach dem Tode ihres Vaters in der Obhut der Mutter geblieben war. Sie war bildschön und von prächtigem Wuchs. Als sie einander vorgestellt wurden, war er einverstanden und sie ebenso. Die Heirat wurde aufgeboten und, nachdem er sie heimgeführt hatte, die Hochzeit auf Pisaner Art festlich begangen. Abends im Bett dann schwang sich Ranieri in jugendlicher Manier auf sie, um seinen ehelichen Pflichten nachzukommen. Brida, die unter ihm lag, kam ihm so spontan entgegen, dass Ranieri von ihr abfiel. Betroffen sagte er sich: Das ist keine Jungfrau, bewegt sie sich doch so gut, wie ich's nicht für möglich gehalten hätte. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, ruhte er sich für den Rest der Nacht aus. Als sich aber am nächsten Abend dasselbe wiederholte, sagte sich Ranieri: Nun, wenn Brida ihre Mutter besuchen geht, braucht sie meinetwegen nicht wiederzukommen. Als dann der Tag angebrochen war, an dem die jungen Ehefrauen ihr Elternhaus aufzusuchen pflegen, ließ Ranieri Brida und ihrer Mutter ausrichten, Brida brauche sich nie mehr bei ihm blicken zu lassen, und sie solle sich ja nicht unterstehen, je wieder sein Haus zu betreten, er brächte sie dann um. Bridas Mutter und ihre Angehörigen wussten sich keinen Reim darauf zu machen und setzten alle Hebel in Bewegung, um zu erfahren, warum Ranieri seine Frau nicht zurück haben wollte, nicht ohne Brida zuvor gefragt zu haben, was das bedeuten solle. Doch Brida erwiderte, sie habe keine Ahnung und war todtraurig. Den Vermittlerinnen, die zu Ranieri geschickt wurden, um von ihm zu hören, warum er seine Frau nicht zurück haben wollte, antwortete er: “Weil sie mir als Jungfrau versprochen worden war und ich finde, dass sie mehr von der Sache versteht als eine Hure." Die Frauen, Anverwandte von ihm und von Brida, kehrten betroffen zur Mutter der Braut zurück und berichteten ihr alles. Die Mutter, die ihre Tochter unberührt wusste, rief aus: “Weh mir Unglücklicher! Er will sie nicht zurück haben, weil er nichts begriffen hat." Darauf sagten die Frauen: “Wir wollen zur Madonna Bambacaia gehen, die wird uns gewiss Rat wissen." “Gehen wir!" drängte die Mutter. Sie begaben sich also zur Madonna Bambacaia und erzählten ihr alles. Madonna Bambacaia hörte sich die Geschichte an und erkundigte sich nach dem Namen des Ehemannes und hieß die Frauen, mit Gott zu gehen. Kaum dass sie weg waren, ließ sie ein Entenküken besorgen und setzte es in ihrem Zimmer unter einen Korb. Dann schickte sie nach Ranieri. Als er eingetroffen war, bot sie ihm einen Platz neben dem ihren an, rührte mit einem Stöckchen das Wasser in einer Schüssel auf und befahl ihm, den Korb hochzuheben, unter dem die Ente war. Sobald diese das Plätschern des Wassers hörte, stürzte sie sich augenblicklich in die Schüssel. “Nun", wandte sich Madonna Bambacaia an Ranieri, “wie kommt es, dass dieses Entenküken ohne fremde Hilfe das Wasser gefunden und sich hineingestürzt hat?" “Es liegt in der Natur der Enten", erwiderte Ranieri, “dass sie sich, sobald sie das Wasser bemerken, unverzüglich hineinstürzen, auch ohne es vorher je gesehen zu haben." Darauf sagte Madonna Bambacaia: “Siehst du, ebenso wie sich eine Ente, ein Vogel ohne Verstand, von Natur aus ins Wasser stürzt, ohne es vorher kennengelernt zu haben, so bewegt sich die Frau, ohne je zuvor den Mann gekostet zu haben, in dem Augenblick da sie ihn spürt." Ranieri lachte ob dieser Schlussfolgerung. “O Madonna Bambacaia, warum habt ihr das gesagt?" “Weil ich gehört habe", erwiderte Madonna Bambacaia, “dass du deine Frau nicht wieder haben willst, aber ich rate dir: Sei unbesorgt und nimm sie zurück, denn du hast sie als Jungfrau bekommen. Da war sie gut, sei du nicht der Anlass dafür, dass sie schlecht wird." Beschämt nahm Ranieri Brida wieder bei sich auf, und von Stund an gaben sie sich ohne Argwohn ihrem Vergnügen hin.
Zu der Erzählung ein kurzer Kommentar von mir: Natürlich, dieser Ranieri ist ein rechter Macho, er nimmt sich selbst alles heraus, doch seine Frau soll eine Jungfrau sein. Doch darum geht es hier nicht, es geht hier darum, ob gerade auch ein Mädchen die Sexualität erlernen muss, um nicht verklemmt und auch sonst leibfeindlich zu sein. Und die Quintessenz der Geschichte ist nun, dass genau das ein Mädchen nicht braucht - es kann es sozusagen von Natur aus! Wichtig ist eben, dass gerade für das Mädchen alles „in Ordnung“ ist, dass einfach der Zusammenhang stimmt – und der ist nun einmal nach einer Hochzeit ein völlig anderer als wenn gerade ein Mädchen vorher „probiert“, um „in“ zu sein. Und hier passen gerade auch die „Übungen“ mit der Nacktheit, mit denen also noch eine zusätzliche Vorbereitung geschieht: Wenn sich ein Mädchen dabei so richtig wohl bei dem Partner fühlt – was soll dann nach einer offiziellen Eheschließung denn noch schief gehen? Ja, darüber hinaus: Wer ist denn wohl eher verklemmt? Sind das denn nicht vielmehr die Mädchen und Frauen, die erst einmal ihre verkorksten Beziehungen hatten? Und für das Konzept, das ich vertrete, spricht doch auch die Idee vom Spaß an der Nacktheit vorher. Denn wer hier offen ist und keine Probleme hat - der wird sich doch später noch viel mehr mit Haut und Haaren in das diesmal nun wirklich positive Abenteuer Liebe stürzen - ja, wenn alles in Ordnung ist! Und das kann man im Zustand der Offenheit gewiss auch viel besser erkennen! Liebe
Grüße Hallo Herr P., also ich spüre ja das längst, dass Sie richtig liegen. Ihr Konzept hat Dinge offen gelegt in Partnerschaften, die andere Menschen nicht so offen (negative Kritik also an Partnerschaften und Kennenlernen) sagen können.... natürlich. Im Prinzip drücken Sie schon etwas klar aus, was sonst nie so gesagt wird, na vielleicht in Witzen, aber eben nie so sachlich-deutlich. Und es spricht ja eigentlich alles für die Enthaltsamkeit vor der Ehe, aber nicht für eine verkrampfte und verklemmte, sondern für eine, die regelrecht Spaß macht. Ich kann es noch nicht klar zusammen fassen, wir haben heute im Ethikunterricht mal über Partnerschaften und Ehen gesprochen. Und die Lehrerin sagte, dass in Menschen schon stark der Wunsch nach der Ewigkeit ist. Und das wäre ja auch das Anliegen der christlichen Ethik. Und sie gab mir Recht, dass Menschen sich verletzen, wenn sie ständig hier und da einen Partner haben und nichts Festes oder eine polymorphe Beziehung führen mit vielen Personen, also offen... Sie sagte auch, der Grundstock für eine Ehe muss es sein, sich in den anderen einfühlen zu können und Verantwortung zu übernehmen. Ja und das scheint mir das Problem zu sein, dass zumindest manche Männer einfach keine Verantwortung übernehmen wollen, dass sie also doch rechte Machos sind. Ich habe Ihnen von meinen beiden Freundinnen geschrieben, die mit ihrem ersten Sex solche Probleme hatten, dass die Beziehungen wieder auseinander gegangen sind. Und jetzt hat die eine einen diesmal einen um zwanzig Jahre älteren Freund ausgesucht, vermutlich weil das mit einem in ihrem Alter nicht geklappt hat, doch der lässt sie erst recht irgendwie hängen, der kann sich nicht entscheiden und das macht sie irgendwie ganz fertig. Da fehlt irgendwie jede Verantwortung für die Konsequenzen und Gefühle, die in den Mädchen entstehen, die sich in einen Mann verlieben und die mehr wollen als nur Sex haben, die ihn verehren, für die er sozusagen die „ultima ratio“ geworden ist. Für die er ein starker Ritter ist, der auf weißen Wolken daher geritten kommt wie ein großer Engel... und der dann einen Scherbenhaufen hinterlässt ... Im Prinzip müsste ein Mann schon die Folgen des Handelns abzusehen, das wäre gut - wenn er da mehr Verantwortung übernimmt bzw. wenn er das nicht will, dann sollte er eine väterliche oder brüderliche Beziehung anbieten und dann sollte er die auch strikt einhalten. Dann sollte gar nichts an Intimen geschehen, also auch kein Kuscheln, kein Küssen, kein nackt Schlafen und umarmen usw. Das sind alles Dinge, die in eine beginnende und anlaufende Partnerschaft gehören. Also diese Dinge sind mit Gefühlen verbunden. Man zeigt jemandem sein Intimstes - das ist alles mit etwas Seelischen verbunden. Da entsteht also eine Verletzung, wenn das dann nur ein Spiel war. Die große Richtschnur ist es also, ein Mädchen nicht zu verletzen. Und die Konsequenzen zu bedenken, die durch intime Handlungen und Annäherungen entstehen. Natürlich, im Prinzip wollen Mädchen ihre Weiblichkeit ausreizen und ihre Reize austesten. Sie sind in der erotischen Phase ihres Lebens. Sie brauchen körperliche Anerkennung. Liebe Grüße Marlene Liebe Marlene! Dazu möchte ich erst einmal etwas grundsätzlicher werden. Ich komme hier auf einen Freund, dessen Tochter Pädagogik und katholische Religion studiert und die beide mit meinem Konzept gar nichts oder wenigstens nicht viel anfangen können. Jedenfalls erzählte die Tochter, dass bei ihnen überall etwas ganz anderes erzählt wird als das, was ich sage. Und ich finde, das ist ja auch klar. Denn ich gehe von einem völlig anderem Konzept aus! Ich gehe wie der bereits erwähnte Aufklärungsphilosoph Immanuel Kant davon aus, dass der Mensch eh gutwillig und pfiffig ist und daher weitestgehend auch alleine klar kommt. Meine "Zutat" ist nun, dass man ihn nur eben nicht erst einmal - angefangen in seiner Kindheit - mit einem falschen Glaubens- und Moralmodell (also etwa „Nacktheit ist ekelhaft und unmoralisch“) in die Irre schicken darf. Und die Schwierigkeiten kommen ja auch nicht erst, "wenn es dann geschehen ist", sondern die sind schon längst vorher da, weil das ganze Konzept unlogisch und menschenfremd, wenn nicht gar menschenfeindlich ist. Es ist doch eigentlich ein völliger Krampf, die jungen Menschen erst mal in Richtung Aberglauben (oder auch Glauben an Irrationales, an Opfer des Verstandes oder eben „sacrificia intellectus“ usw.) und in Richtung Scheinmoral, also Sexualscham, zu erziehen. Die jungen Leute begreifen doch zunächst einmal gar nicht, was dieses ganze Sichschämerei soll und diese Wundergeschichten, die sie da in und von der Kirche hören, kommen ihnen doch auch spanisch vor. Und sie machen dabei doch nur mit, weil sie davon auch ihre Vorteile haben und weil sie sowieso nicht wissen, was sie denn dagegen machen sollten, und auch, weil sie keine plausible Alternative kennen. Was wir da mit den Kindern machen, wäre etwa so, als ob wir einen Computer, der die Aerodynamik von Flugzeugen berechnen soll, erst mal mit irgendeinem unlogischen Zeug programmieren. Verständlich, dass wir dann absolute Schwierigkeiten haben, dass er schließlich unsere aerodynamischen Sachen vernünftig berechnet und dann auch noch etwas dabei herauskommt, das nicht zu Abstürzen führt. Ja, bei den Menschen machen wir das aber - und das wird gar nicht richtig hinterfragt. Daher dann auch die völlig anderen Konzepte, etwa nach dem immer wieder bemühten Amerikaner Lawrence Kohlberg (1927 – 1987). Die gehen alle davon aus, dass dieses "Abstürzen" normal ist und Teil des Reifungsprozesses eines Menschen ist. Wenn ich also so etwas höre, dann schüttelt´s mich allerdings! Und ich meine, wenn das alles anders laufen würde, dann passiert das mit dem Abstürzen oder eben mit dem Verletzen gar nicht mehr, weder von weiblicher noch von männlicher Seite. Denn dann besteht von allen Seiten auch ein natürliches Interesse, alles richtig zu machen und den anderen nicht zu verletzen. Denn liegt es nicht im Sinn eines jeden Menschen, möglichst keine Feinde sondern viele Menschen zu haben, mit denen man sich gut versteht? Ich weiß, dass ich hier gerade bei Feministinnen mit einem Aufschrei zu rechnen habe, doch es ist schon ein wenig so, dass sich etwa Mädchen zuerst konzeptlos in ein Abenteuer stürzen und gerade ihre Jungfernschaft aus lauter Jux und Tollerei oder auch aus Langeweile wegwerfen wie einen dreckigen und unnützen Lappen. Ich weiß, im Einzelfall ist das alles nicht so locker, doch so kommt es jedenfalls bei uns Männern an, einen richtigen Sinn dahinter können wir jedenfalls nicht erkennen. Und dann auf einmal soll der tolle Ritter auf weißen Wolken kommen, der alles wieder in Ordnung bringt. Das Problem ist allerdings, dass wir nun einmal nicht in einem "Lourdessystem" (also in einem System, in dem es Wunder gibt) leben, also egal, wie man handelt, hinterher wird schon der Betreffende kommen - und wenn der das nicht so in Ordnung bringt, wie wir uns das vorstellen, dann ist er eben ein Macho oder ein A... Früher war das ja oft so, dass die Männer sich so richtig austobten und dann wollten sie für ihre Ehe eine brave Jungfau. Heute haben die Mädchen zumindest gleichgezogen, wenn nicht gar die Männer überholt mit dem, was sie oft unter "sexueller Selbstbestimmung" sehen? Meinst du aber nicht auch, dass die Frauen hier den Männern etwas zu viel zumuten, wenn sie erst einmal anderweitig ihren tollen Ritter gesucht und das dann auch noch sozusagen durch Intimverkehr "besiegelt" haben? Sie degradieren damit doch den erträumten Ritter zu einem sogenannten "Beta-Männchen", ob das nicht auch verletzend ist? Und haben Verletzungen nicht auch etwas mit Hornhaut zu tun, also entweder man leidet nach Verletzungen oder man legt sich eine Hornhaut zu, und letzteres ist auch sehr oft die Situation von Männern. Nicht nur die Männer sollten also lernen, die Folgen ihres Handelns abzusehen, sondern auch die Mädchen. Sicher ist vieles nicht richtig, was Männer so machen. Doch ich hoffe, du weißt, was ich sagen will. Sieh mal, die Frauen wünschen sich dann auf einmal hochmoralische Männer, doch woher sollen die kommen, wenn die Männer doch erst einmal sehen, dass sich die Moral gar nicht lohnt, weil sie Mädchen sowieso erst einmal den Männern hinterher laufen, die von Moral gar nichts halten. Wo ist denn da noch ein Ansporn für die Männer, sich selbst moralisch zu verhalten? Ja, das muss einem alles vorher klar sein, zu diesem Verständnis muss man von Kind an geführt werden - und nicht zum Nichtaufreizendlachen oder Nichtaufreizendeisschlecken oder Durchsichtige-Bluse-Anziehen, ich habe gehört, dass Mütter ihre Töchter schon mal in dieser Richtung vor den bösen Männern warnen. Das wäre wirkliche Moral, wenn die Mädchen sich auch um die Folgen ihres Handelns Gedanken machte und zu einem vernünftigen Konzept kämen, diese Herummäkelei am Eisschlecken oder am Lachen oder an Kleidungsstücken ist dagegen pure Hilflosigkeit – und vergiftet zudem noch das Klima zwischen Mutter und Tochter (das die Tochter geradezu in die Hände von Männern treibt, die nicht so verantwortungsbewusst sind). Eine zwölfjährige Tochter von Freunden gab mir mal das Buch "Der Wunschpunsch" von Michael Ende zu lesen, was sie so toll fand. Ja das war auch so eine "Lourdessystemverherrlichung". Die böse Industrie und die bösen Kapitalisten - und an Silvester Punkt Mitternacht kam dann der heilige Silvester persönlich und brachte alles wieder in Ordnung. Wie schön, wenn schon Kindern so etwas beigebracht wird. Und vermutlich gilt das dann auch noch als "wertvolles Kinder- und Jugendbuch". Ja, was haben die Erwachsenen nur für einen Schrott im Kopf? Natürlich wollen die kleinen Mädchen kess sein und ihre Weiblichkeit ausprobieren. Ich habe das auch erlebt, und wie offen sie waren, vor allem als sie merkten, dass ihre Eltern mich nicht schlecht machten und ich auch nichts von ihnen wollte. Und ich fand das schon lustig, weil das Verhalten der Mädchen mich bestätigte und allem widersprach, was über Kinder so von unseren akademischen Institutionen gelehrt wird. Und das war auch ganz gewiss völlig ohne Schaden für die Kinder, denn bei ihnen standen keine Hoffnungen dahinter, wie sie nun einmal nach seelischen Verletzungen wie bei deiner Freundin eher da sind. Dasselbe ist eben nicht immer dasselbe, es kommt doch auch darauf an, was vorher geschehen ist und aus welchen Gründen einer eben dieses „dasselbe“ sieht. Die Kinder haben aber damit gar nichts Problematisches verbunden, für die war das alles nun wirklich ein harmloser Jux, und ich kann mir nie und nimmer vorstellen, dass die "was von mir wollten", die haben sich einfach gefreut, einen Mann zu haben, bei dem sie Mensch sein konnten. Interessanterweise spielte mein Alter ganz offensichtlich keine Rolle. Dagegen sehen eben die Erwachsenen mit ihren sehr oft schlimmen Vorerlebnissen nun einmal viel mehr in so einer Sache und meinen von daher, die Kinder vor solchen Harmlosigkeiten bewahren zu müssen – und bringen sie gerade durch ihre Enge dorthin, wo sie selbst sind. Und so bin ich mir eigentlich sehr sicher, dass selbst das Kuscheln und das nackt Schlafen miteinander bei jungen Leuten ohne Erfahrungen ziemlich harmlos ist - vor allem, wenn es sich auf dem Rücken abspielt. Ja, und hier muss man ansetzen! Und ganz offen: Ein absolute Nulllösung gibt es in unserer freien und anonymen Gesellschaft nun einmal auf keinen Fall, die funktioniert einfach nicht, die würde mir auch keiner abkaufen. Mit der Forderung nach der würde ich mich absolut unglaubwürdig machen. Ob die Methode mit dem Kuscheln also auch für Mädchen und Frauen, die bereits eine „negative Erfahrung“ hinter sich haben, ginge, wage ich zu bezweifeln. Denn es ist zu vermuten, dass eine Nähe nach dem "Hautkontakt-Verfahren" dann nicht mehr so einfach als unschuldiges Spiel empfunden wird, weil gerade die Frauen, die durch Beziehungen mit Geschlechtsverkehr traumatisiert sind, den Hautkontakt-Partner als besonders anziehend empfinden und sich hier mehr erwarten. Und wenn das nicht geschieht, dann bedeutet das auch wieder ein Trauma. Möglicherweise drängt sich auch der erlebte und bisweilen auch traumatische Geschlechtsverkehr immer wieder in den Vordergrund – selbst wenn in dieser Richtung nichts mehr geschieht. Die Unschuld, den Hautkontakt als harmlose Spielerei zu erleben, könnte einfach verloren gegangen sein. Und genau wegen des Verlusts dieser Unschuld dürfte es auch für viele sonst schwierig sein, das Konzept dieses Buchs zu verstehen. Es ist nun einmal so: Vielleicht ist der Sex vergleichbar mit dem Plus- oder Minuszeichen vor einer Zahl: Wer noch nie Sex hatte, für den hat das Kuscheln eher einen positiven Effekt, der wird also kuscheln können und ohne einen erwähnenswerten Schaden gewiss auch nackt. Doch wer diesen vermaledeiten Sex schon hatte, der sollte sich klar sein, dass in das Ganze ein ganz anderes Vorzeichen rein gekommen ist und für den werden gerade die an und für sich harmlosen Spielereien eine ganz andere Bedeutung haben. Denn gerade dabei geschieht ja etwas eigentlich Wundervolles, es geht nicht mehr um eine platte Befriedigung, sondern - nach allen möglichen misslichen Erfahrungen - um das vertrauensvolle Menschsein, und diese Spielereien sollte er daher auch möglichst vermeiden, wenn er nicht wieder vor einem Scherbenhaufen stehen möchte. Es sei denn, es steht nun eine echte Partnerschaft an. Und noch etwas: Ich habe also nicht dieses Kohlbergmodell (genauer „Stufenmodell“ von der Reifung eines jungen Menschen) im Kopf sondern das Modell „Soutane mit vielen Knöpfen“ oder auch „ein anderes Gewand mit Knöpfen“. Und wenn der erste Knopf falsch geknöpft wird, dann stimmen alle anderen auch nicht - und man hat viel Arbeit, dass da dann wieder wenigstens so einigermaßen etwas daraus wird... Daher ist mein ganzes Anliegen der „erste Knopf“! Tschüs und liebe Grüße Und gleich noch eine weitere Mail dazu: Liebe Marlene, nach Korrespondenz mit Freunden muss ich dieser Mail noch etwas hinzufügen, ich verwende hierzu die Mail an eine Freundin, die mich besonders kritisiert hatte, auch, dass ich immer wieder doch nur Propaganda für „mein Konzept“ mache: Mein Ziel ist, dass junge Menschen lernen, sich unter Kontrolle zu haben - und wie schön das dann ist. Mir hat einmal eine ehemalige Schülerin gesagt, als sie ihre intimen Beziehungen bedauerte und ich mit den Händen andeutete (ausgestreckte Zeigefinger und Mittelfinger beider Hände ineinander verschränkt), wie man´s auch machen kann: "Ja, hätte ich´s doch gewusst!" Und genau diese Menschen möchte ich ansprechen - und das hat überhaupt nichts mit mir persönlich zu tun. So wie das viele andere aber formulieren und alles ablehnen, dann wird sich gar nichts ändern, da gibt es keinen Anreiz - und alles bleibt beim alten. Ich bin auch schon viel früher drauf angesprochen worden, ob nur das ernstgemeinte Kuscheln erlaubt ist, auch von einer Frau! Und ich meine inzwischen, dass das erstens sowieso nicht kontrolliert werden kann, wann ernst gemeint und wann nicht, und dann ist es eben wie ich schon schrieb: Dasselbe ist eben nicht immer dasselbe. Nach wie vor: Der Rücken ist erlaubt, wenn Bedarf danach ist - und daran sollte sich jeder von sich aus halten und den anderen nicht zu mehr ermuntern. Und wo soll man anfangen und wo aufhören. Eine etwa gleichaltrige Frau war mal fürchterlich sauer auf mich, ich hatte sie besucht (und meinen Schlafsack in ihren Wohnzimmer ausgerollt - und sie hatte mich besucht und ich hatte ihr das Bett in meinem Wohnzimmer gemacht und das war´s dann auch). Sie aber war ganz offensichtlich sehr ärgerlich, weil wir doch miteinander gelacht hatten - und sie hatte sich (auch nach vorherigen gescheiterten Beziehungen) offensichtlich mehr erhofft. Ja, darf ich denn keinen mehr einladen oder mich einladen lassen? Demnächst darf ich noch nicht einmal reden! Ja natürlich mache ich Propaganda für mein Konzept. Und ich meine, dass es doch toll wäre, wenn es dieses Konzept längst gegeben hätte mit weiß Gott welcher Propaganda. Dann müsste ich das nicht selbst machen! Und du merkst doch auch, es hat nur etwas eine Chance, was attraktiv ist und wo möglichst aus einer Propaganda eines einzelnen schließlich eine Mundpropaganda wird. Ich sehe wirklich ansonsten keine Chance, dass sich etwas ändert. Also eine moralinsauere Moralapostelei hat jedenfalls schon gar keine Chance. Ja, stell dir mal vor, deine Freundinnen wären mit ihren ersten Freunden nur so zusammen gewesen. Entweder wäre das dann unproblematisch auseinander gegangen oder es wäre zu Gemeinschaften gekommen, die sich gelohnt hätten. Aber so? Liebe Grüße Michael
Dazu jetzt wieder Marlene: Hallo, Na ja, ein wenig sieht das ja so aus, dass Sie einen Pansexualismus vertreten... Ich weiß, eigentlich spielt das ja auf Freud an, doch ist letztlich heutzutage nicht alles sexualisiert, finden Sie nicht? Ich
weiß nicht. Sie scheinen mir da etwas zu optimistisch zu sein. O.
k., das war vielleicht eine etwas unzulässige Verallgemeinerung.
Und
spätestens irgendwo zwischen 1 und 3 bin ich mir dann ziemlich
sicher, dass der nichts für mich ist. Liebe Grüße Marlene
Am 26. Oktober 2010 22:56 schrieb Michael, dazu dann gleich auch die Antworten: Liebe Marlene, Hallo! Das mit dem Pansexualismus verstehe ich nicht, Sex spielte doch immer eine große Rolle. Unsere Chance ist, dass heute nichts mehr verschwiegen wird oder wenigstens nichts mehr verschwiegen zu werden braucht. Und so kann auch ich den Mund aufmachen - und auch Du kannst das. Auf alle Fälle wird man nicht mehr verbrannt. Und zudem: Es war früher nicht weniger schlimm. Wenn mir ein Kollege erzählt, dessen Vater Leiter eines Finanzamtes war, also der hatte eine Couch in seinem Amtszimmer und wohl alle weiblichen Angestellten "flach gelegt", wie man damals sagte. Und der Bauer, mit dem zusammen ich herausbekommen habe, wie das mit dem historischen Jesus war, erzählte mir, wie sein Vater in der Nachkriegszeit die um Kartoffeln für ihre Familien bettelnden Frauen vernascht hatte. Es waren also nicht nur die Russen, die mit den deutschen Frauen so schlimm umgingen. Und heute? Das ist ja das Problem, dass sich alle so unsicher sind, mit jungen Menschen zu reden, weil sie selbst ihre Probleme haben - das Erbe von damals? Aber
es muss doch nicht sein, dass wirklich alles, was man sagt, so
ausgelegt wird, als ginge es gerade um Sex. Ich weiß nicht, irgendwie habe ich ein gutes Gefühl bei dir. Du stellst irgendwie die richtigen Fragen. Sie sagen selbst: Mädchen sind unberechenbar! (Dazu hier schon einmal ein Kommentar: Oh ich glaube, mit einem sinnvollen Moralmodell sind auch Mädchen "berechenbar". Natürlich ist vieles nicht vorherzusehen, doch was auch immer sie anfangen, sie werden sich aber auf jeden Fall vernünftig dabei verhalten. - Untaugliches Moralmodell ist ein Wort eines anderen Mädchens, das mit mir Kontakt hatte, und das meint die Moral aus Ängsten und aus Scham, die in der Praxis doch nicht funktioniert. Du weißt es inzwischen, ich tüftle an einem anderen Moralmodell! Und berechenbar meint, dass man auch das durchhält, was man sich einmal vorgenommen hat.). Misstrauen muss konkretisiert werden - und auch eine Strategie muss da sein, um das Misstrauen zu überprüfen. Ja, diese Strategie ist mein Anliegen. Und meine Erfahrung bei meiner Pflegetochter ist, dass eine sinnvolle Strategie auch direkt Spaß macht und echtes Selbstbewusstsein bringt, weil sie einfach menschengemäß ist (sie hat mir immer von allem erzählt, es gab mit ihr nie diese Tabuisierung von bestimmten Themen). Wenn Sie so ein tolles Verhältnis zueinander hatten, ist es schön, aber das muss dann eben doch auch rechtzeitig von Seiten der Eltern eingeleitet werden. Gute
Nacht und bis bald. Doppeldeutigkeiten kann man doch auch locker sehen! Hallo Marlene! Zu der "Häufung" von Sex-Anspielungen, da müsste ich ein Beispiel erfahren, damit ich sehe, was du meinst. So kann ich nichts sagen... Nun,
es geht doch allgemein überall irgendwie nur noch um Sex. Schau dir
doch nur mal die Filme / Serien an, die so laufen und dann auch noch
von meiner "Altersklasse" gesehen werden. Das
ist ein Beispiel, da kann ich es sogar noch verstehen, aber dass man
da gleich so ein großes Theaterstück draus machen muss. Mal offen, diese Doppeldeutigkeiten sind doch lustig! Da solltest du keine Angst davor haben - und einfach verschmitzt lachen oder eine Pokerface aufsetzen. Garantiert, das entwaffnet! Mal ein Beispiel von mir: Ich war mal Praktikant bei einem Militärpfarrer in Norddeutschland. Und er erzählte mir, dass sich ein Soldat bei ihm beschwert hätte, dass die Mädchen in der dortigen Gegend so tussihaft seien. Denn er sei nun einmal Vogelliebhaber und hätte sich extra in die Gegend versetzen lassen, weil dort so viele Zugvögel seien, damit er Vögel beobachten könnte. Und da hätte er eben mal ein Mädchen gefragt, ob sie auch "gut zu Vögeln" sei - und da hätte die ihm ein paar runter gehauen. Nein, so was! Und da sagte ich dem Pfarrer: "Ach, das ist doch ein alter Schnack, der wollte Sie doch bloß testen!" "Nein, nein, der meinte das wirklich ernst!" Also ich habe den Pfarrer in Ruhe gelassen - ja, wenn er nicht will. Und ich habe meine Schwester gefragt, was sie denn sagen würden, wenn sie ein Junge so fragte. Und nach ein wenig Überlegen meinte sie: "Klar, bin ich das auch, aber ich bin auch sonst sehr tierlieb!" "Was ich meine: Am besten ist, wenn du solche Doppeldeutigkeiten gekonnt zurück gibst - und der andere gar nicht weiß, ob du sie nun nicht verstanden hast oder dich bewusst doof stellst. Das ist so ein bisschen auch meine Pädagogik - auch bei meiner Pflegetochter. Sie soll solche Sachen durchschauen und gut kontern. Das macht ihr Spaß und verwirrt die anderen. Es ist wie mit der Nacktheit: Durchblick und Pfiffigkeit. Ich hoffe, du verstehst mich auch hier! Aber keine Angst, das kriegen wir hin! Und wenn der Kollege dich das nächste Mal fragt, dann antwortest du am besten: "Sie wissen doch - ich will immer nur Sechs!" Und ich wette, du prustest vor lauter Lachen! Schon die Vorfreude entspannt! Und die anderen lachen auch - und befreit! Und bei dem Reagenzglasständer wird dir schon was einfallen! Ich kann mir schon vorstellen, dass du "unschuldig" wirkst - und das provoziert schon ein wenig - also musst du lernen, entsprechend zu kontern. Ich helfe dir da gerne! Mit den Fragen an deine Eltern - schade! Also mich könntest du fragen, wie du willst! Denn es gibt keine dummen Fragen sondern nur dumme Antworten... Nur eins mag ich nicht, wenn ich um etwas gefragt werde und ich kenne mich da auch aus und ich versuche klar und knapp und anschaulich zu antworten und das interessiert dann nicht. Liebe Grüße Michael Hallo, ich werde bei Gelegenheit auf Sie zukommen und Sie fragen. Ob Ihre Mühen um mich bei mir jemals aufgehen werden, ist jetzt vermutlich noch gar nicht abzusehen. Jedenfalls kann ich inzwischen schon irgendwie nachvollziehen, warum Sie sich so engagieren. Es hat mich ja anfangs ja etwas gewundert, aber Sie haben ja erklärt, wie Sie dazu kommen... Ja, ich finde es jedenfalls sinnvoll, wie du dir über alles Gedanken machst, also ich bin sehr optimistisch. O.k., Danke. Natürlich, sicherer bin ich erst, wenn auch eine konkrete Erfahrung, wie schön und lustig Moral ist, noch dabei ist. Die entsprechenden Hormone müssen eben auch aktiviert werden! Wenigstens ist der Wille schon mal bei dir da. Na
ja, ich wollte nie irgendwelche Jungs haben, um mich dann
"ausprobieren" zu können. Und ich will´s auch jetzt noch
nicht und werde das, sollte ich mich nicht drastisch verändern, auch
in Zukunft nicht wollen. Die werden erstmal gründlich
abgeklopft. Michael Pr. Ja, von mir auch liebe Grüße und bis bald. Marlene Liebe Marlene, danke für deine „Aufklärung“ über dich und ich meine, über mich wirst du ja einiges gelesen haben – und den Rest wirst du dir sicher denken können. Für dich scheint es jedenfalls nicht so unvorstellbar zu sein, warum ich mich als Mann so für junge Mädchen einsetze. Das finde ich jedenfalls sehr sympathisch! Andere scheinen damit jedenfalls große Schwierigkeiten zu haben, die vermuten dahinter ganz offensichtlich wieder irgendeine Abartigkeit. Ich
hab doch nur geschrieben, dass es mich anfangs auch gewundert hat.
Aber dass es mich ja nicht davon abgehalten hat, Sie trotzdem
anzuschreiben... Was ich mich allerdings doch manchmal frage, ist, warum du diese intelligenten Fragen stellst und die meisten jungen Leute in deinem Alter denken über das alles überhaupt nicht nach, irgendwie muss das doch an deiner Kinderstube liegen. Ich
meine nun, dass da gar nicht viel ist. Es ist leider so, dass meine
Eltern und ich nicht wirklich gleiche Interessen haben, und wenn wir
doch mal reden, bekomme ich doch eh wieder einen Anpfiff, ich wolle
immer nur diskutieren und das wollten nicht alle und so weiter. Und
das passiert schon bei ganz einfachen Fragen, wenn ich nur mal was
wissen will und gerade mein Vater (er ist Arbeiter/Schichtarbeiter)
fühlt sich da immer gleich angegriffen, dabei war das doch nur ne
Bitte, dass er mich auch von seinem Wissen und Können profitieren
lässt. Aber das will er ja anscheinend nicht. Also zu deinem Vater: Gerade deswegen solltest du versuchen, mit ihm so richtig zwischen Vater und Tochter zu reden. Sieh mal, die sogenannten „einfachen Menschen“ begreifen erfahrungsgemäß sehr schnell ein wirklich sinnvolles Konzept und ermuntern ihre Kinder eher, sich auf so ein Konzept einzulassen. Ich habe hier durchaus meine „Erfahrungen“. Sogenannte „gebildete Bürger“ würden da nie mitmachen, oh Gott, wenn man denen etwas von der Nacktheit erzählt. Undenkbar. Die wissen ja immer alles besser - und sie wissen im Grunde gar nichts. Ob
das bei meinen Eltern anders wäre? Immerhin wurde ich doch in die
Richtung erzogen, das FKK-Strände eklig sind und man sich allenfalls
darüber lustig machen sollte. Mein
Vater und Theologie? Ja ne, is klar... Ach ja, zur „schichtspezifischen Intelligenz“: Es ist schon so, dass die Juden bei uns früher nie in die praktischen Berufe durften, also die Berufe Handwerker und Bauer waren ihnen verschlossen. Ihnen blieben eher die kaufmännischen Berufe übrig und sie gingen auch länger zur Schule. Und so hat sich die Intelligenz irgendwie akkumuliert. Vor der Nazizeit waren in Deutschland 10 % der Hochschullehrer Juden, obwohl sie nur 1 % der Bevölkerung ausmachten. Und das sicher nicht, weil sie genetisch intelligenter sind - sondern weil sich da im Laufe vieler Generationen etwas akkumuliert hatte. Ich habe das bei meiner Pflegetochter auszugleichen versucht, indem ich mit ihr alternative Reisen machte und über alles redete und auch in die Oper ging. Ihre Kollegen staunen jedenfalls, erzählt sie mir, was eine kleine Ostasiatin noch so alles weiß außer ihrem Fachwissen. Aber du siehst, ich mache mit meinem Engagement für junge Leute gerne weiter. Irgendwie sehe ich mich auch eher als Handwerker, als Bastler: Ich will etwas machen, das funktioniert - und nicht nur irgendwelches neue Buchwissen, das irgendwelche akademischen Grade oder gar Ehrungen bringt. Du sollst wissen, dass der Mailwechsel mit dir eine Ehre für mich bedeutet! Eine Ehre? Mir bringt das vermutlich mehr als Ihnen, aber o.k.... Liebe
Grüße
Liebe
Marlene, Und dann auch noch zu deiner Mail, in der du geschrieben hast, dass die Jungen "immer nur" Sex wollen oder eben Fußball. Ich muss zum Sex noch etwas sagen: Irgendwie ist das doch "normal" und vor allem redet man es den Jungen ja immer und überall ein, dass die Mädchen das erwarten, weil die sonst angeblich denken, dass ein Junge schwul oder impotent ist oder sonstwie anormal. Doch gerade jungfräuliche Mädchen wollen sehr oft etwas anderes, genau das, was du schreibst. Und das ist das Problem, das nutzen jetzt die typischen Don Juans aus. Sie wissen das, stellen sich drauf ein, stellen ihren Wunsch nach Sex zurück und sind einfach erst einmal nur ideale Partner, nein, "nicht so primitiv wie die anderen". Und schließlich kommen - für sie im Idealfall - die Mädchen selbst auf den Wunsch mit dem Sex. Ja , nachher weiß man´s, dass die Fußball- und Sextypen doch vielleicht die ehrlicheren und besseren waren. Doch zu denen war "frau" zunächst ablehnend, arrogant. Ich habe selbst das Unverständnis erlebt, wenn ich nicht wollte, mehrfach. Und es waren schon mal bildhübsche Mädchen drunter, wie man sagt "eine Sünde wert". Doch ich kann nicht in der Schule etwas erzählen, woran ich mich selbst nicht halte. Na
ja, dann werde ich mich da dann irgendwann vielleicht mal in einer
Zwickmühle befinden. Und um sich vor den für einen ungeeigneten "Typen" zu schützen, daher also das Modell mit der Nacktheit - damit wird ein Filter aufgebaut, durch den fallen die nämlich durch oder werden ausgesiebt, wie man´s sieht! Da bleibt mir wohl nicht viel anderes übrig, als Ihnen hier einfach zu trauen. Oh, so einfach ist das alles nicht - und so einfach darfst du gerade auch hier niemandem und auch mir nicht trauen! Du musst dich einfach jetzt ganz lange Zeit und intensiv damit auseinander setzen und Möglichkeiten suchen, deine neue Einstellung in die Praxis umzusetzen, denn schließlich ist es ja keine Kleinigkeit, gerade in deinem Alter das ganze bisherige Moralmodell im Hinblick auf die Sexualität über Bord zu werfen! Und es muss ja auch ein neues wachsen! Und das ist alles gewiss so schwierig, wie wenn man eine schwere Lokomotive, die dazu noch in voller Fahrt ist, von einem Gleis auf ein anderes setzen will, zumindest braucht es dazu vernünftige Weichen und geschicktes Manövrieren. Und das dürfte auch klappen, denn in uns stecken doch auch wieder die Sehnsüchte "zurück zur Natur" und "zurück zum Paradies", die uns natürlich auch treiben. Auf alle Fälle darfst du die Nacktheit nicht nur gerade so notgedrungen akzeptieren, sondern du musst sie irgendwann regelrecht als das Normale empfinden, als das Bessere, als das Natürlichere, als das Ehrlichere, als das Menschlichere - und das wird auch passieren. Du musst sogar diesen Zwang, beim Baden irgendwelche Verklemmungsfetzen zu tragen, als ein für dich widerwärtiges Zugeständnis an eine verklemmte, aber deswegen längst nicht moralische Gesellschaft empfinden. Denn nur wenn du dahin kommst, dass dir das wirklich in Fleisch und Blut übergegangen ist, dann hast du auch die Ausstrahlung oder die Aura, die bei Männern nicht mehr die primitive Gier und die Ungeduld zum Sex auslöst, sondern die Sehnsucht nach dem Paradies, nach der heileren Welt und die eventuell sogar einmal mit dir zu teilen. Und du wirst sehen, dass du dabei ein Selbstbewusstsein gewinnst, vor allem wenn du dir dann auch noch einmal die Punkte durchliest, was ein Vater seiner Tochter sagt (Anmerkung: weiter hinten!), denn Theorie und Praxis gehören nun einmal zusammen. Und dieses Selbstbewusstsein wird sich wohltuend von der Hochnäsigkeit üblicher jungfräulicher Mädchen unterscheiden, die ihre traditionelle Scham ja für eine besondere Moral halten bis sie eines Tages schmerzhaft erfahren, dass die nur äußerliches Getue war. Ich könnte mir denken, dass ich dann auch keine Probleme mehr mit diesen blöden Doppeldeutigkeiten habe. Genau! Im Gegenteil: Du wirst ja nicht allen deine neue Einstellung auf die Nase binden, doch du wirst jetzt bei Gelegenheit ganz von selbst auch schon mal in Doppeldeutigkeiten reden, jetzt aber auf einem ganz anderen Niveau! Und eine Anmerkung zur Selbstverständlichkeit der Nacktheit: Ich habe einmal gelesen, dass die Eingeborenen auf Borneo, die noch in ihren Stammesreligionen leben und üblicherweise auch nichts anhaben, sich natürlich bekleiden, wenn sie aus ihrem Landesinneren zu irgendwelchen Geschäften in ihren Einbäumen in die moslemische Küstenregion rudern. Doch sobald sie auf der Rückfahrt außer Sichtweite der Küstenbewohner sind, ziehen sie sich wieder aus, nein, solche künstlichen Moralkrücken brauchen sie nicht, und schon gar nicht bei der Hitze dort. Ja, zu dieser Einstellung müssen auch wir kommen - natürlich nur, wo und wenn es auch sinnvoll ist. Und wer dabei nicht mitmacht, ist für uns erst einmal verdächtig, dass er nicht koscher ist, und der muss also sich eine Prüfung gefallen lassen. Und du siehst auch, dass ich von daher nicht etwa dafür plädiere, „gegen bestimmte Menschen" bzw. gegen bestimmte Eigenschaften zu sein, also etwas "Negatives" zu sehen (so denken doch wenigstens zunächst alle, das wird ihnen auch von den Müttern so eingetrichtert), sondern völlig anders vorzugehen, nämlich positiv, und etwa selbst etwas "Ver-rücktes" anzustellen, dass allerdings schon so in einem drin stecken muss, dass man davon begeistert ist, und zu sehen, wie der „Gegenüber“ reagiert. Eigentlich ist doch klar, dass man das dann auch zuerst mal mit einem Partner, den man liebt, erleben möchte. Und wenn er dich wirklich liebt, dann sollte er doch deine Vorsicht verstehen und ebenfalls Interesse daran haben. Doch nun zu deiner Mail unten, soweit noch etwas dazu zu sagen ist: Ich würde dich ja gerne irgendwie fördern, vielleicht ergibt sich ja mal was. Ich bin einfach gerne Lehrer, natürlich vielleicht nicht ein sonderlich normaler. fördern? Wenn Sie einen konkreten Gedanken haben, müssen Sie das schon sagen. Noch einmal zu deinem Vater: Ich möchte dir hier nichts vorwerfen, ich wollte nur Anregungen geben. Ich kenne diese Probleme doch auch. Ich möchte wetten, dass ich mit deinem Vater gut reden könnte und klar käme - auch über Dich! Und eigentlich erklären die Väter doch gerade ihren Töchtern etwas gerne! Ja, auch über Theologisches haben sie eine Meinung - ich wette, mein "kriminologischer Ansatz" würde deinem Vater gefallen. Er denkt vielleicht, dass du so etwas Irrationales und eher Abergläubisches und Kirchentreues im Kopf hast - und das ist es, worüber er sich lustig macht. Du musst ja nicht gleich von der Nacktheit anfangen. Versuch´ doch mal, echt pädagogisch zu sein (!). Warum sollten immer nur die "Alten" pädagogisch sein, warum nicht auch mal die "Jungen"? Sie
hätten zumindest den Vorteil, dass Sie nicht sein Sohn sind und
somit eventuell einen leichteren Stand hätten. Aber sagen Sie mal, wieso bestehen Sie eigentlich darauf, dass ich meinem Vater hiervon erzähle? Einer meiner Professoren vertrat die Theorie, dass für das Gelingen eines Lebens eine gute Vater-Kind-Beziehung außerordentlich wichtig ist. Und ich meine auch besonders für Mädchen. Denn von den Müttern lernen die Mädchen eher, Angst zu haben, auch vor den Männern, die Väter können ihnen dagegen beibringen, wie die Männer wirklich sind, dass die auch nur mit Wasser kochen – und wie sie mutig mit den Männern umgehen können. Doch leider sehen die meisten Männer ihre Aufgabe nicht richtig und überlassen alles, was mit Erziehung zu tun hat, den Frauen. Dabei würde es sie gar nicht einmal viel kosten, und wenn, dann nur ab und zu mal ein wenig Zeit. Ja, unser schönes Gespräch ist für mich tatsächlich eine Ehre! Und es ist doch schön, wenn es uns beiden etwas bringt. Im Idealfall muss das ja wohl auch sein. Ich würde dich ja gerne in das Projekt, an dem ich tüftle, mit einspannen - ich hoffe, du verstehst mich. wenn ich so etwas in meinem Hinterkopf habe. Du musst dir klar sein, auch ich bin irgendwie Macho - auch ich will gewinnen, aber nicht gegen Dich, sondern gegen diese ganze Mafia, für die die Mädchen ein Spaßobjekt usw. sind - und natürlich brauche ich dabei Helfer. Und ich denke mir, auch denen dürfte es Spaß machen. Wenn irgendwas ist, dann können Sie das ruhig sagen, auch wenn ich mir jetzt irgendwie nicht vorstellen kann, wie ich Ihnen bei Ihrem Projekt helfen könnte. Weißt du, ich denke, dass ich zwar auf viel Granit stoße, aber das ist normal, vor allem, wenn man wirklich etwas verändern will. Doch irgendwie fühle ich mich immer wieder bestätigt, wenn ich immer wieder auf Menschen treffe, die mir helfen. Wenn ich an all die Menschen denke, die mir helfen... Nun, ist doch schön, wenn Sie trotz alledem noch so optimistisch bleiben können. Liebe
Grüße Tschüs
und liebe Grüße Und hier sind leider die Mails verloren gegangen, in denen wir beschlossen haben, auf das im Internet eher gebräuchliche "Du" umzusteigen. Ab jetzt also "per Du":
Hallo Michael! Ja, das klingt gut, erst mal Spaß am eigenen Körper und am Körper des Partners haben - ohne Sex... Und wenn das gut geht, ist nicht einzusehen, dass das mit dem Sex dann auch nicht gut geht. Auch wenn ich es mir überlege, dann hatten alle die, bei denen es mit dem Sex nicht geklappt hatte, vorher tatsächlich nie Spaß an der Nacktheit - so wie meine beiden Freundinnen, von denen ich am Anfang erzählt habe... Was mich allerdings wundert, ist, dass das alles niemand sonst sagt. Warum etwa sagen das nicht die Eltern ihren Kindern? Warum hört man davon nichts in der Schule? Wir haben ja Ethikunterricht, doch genau darüber wird geschwiegen. Und du sagst ja, das das für dich auch etwas mit der Religion zu tun hat. Warum nur hört man davon nichts im Religionsunterricht? Das alles würde mich doch interessieren. Liebe
Grüße
Es ist einfach toll, dass du auch danach fragst, schließlich denke ich genau darüber schon seit langem nach. Und ich habe auch schon alles Mögliche versucht, um genau alle diese Instanzen, die mit der Erziehung junger Menschen zu tun haben, zu motivieren, etwas zu machen. Es ist doch offensichtlich, dass das auf diese Weise, wie man üblicherweise versucht, die jungen Leute zur traditionellen Moral zu bringen, nicht funktioniert. Doch auf die Idee, dass da etwas grundsätzlich in der Pädagogik falsch gemacht wird, kommen die einfach nicht. Das Problem beim Thema „Moral“ ist also, dass der Mensch und auch und gerade der junge für wirkliche Moral etwa Menschenkenntnis und Lebensklugheit braucht, doch gerade durch ein unsinniges Moralmodell und durch Verhaltensregeln mit Dogmencharakter (also die „Badehosenmoral“) ist diese Menschenkenntnis und Lebensklugheit verkümmert. Stattdessen werden ihm Ängste beigebracht. Und die sollen dann die Stützen der Moral werden, die auch noch halten sollen? Es ist doch genauso wie Muskeln verkümmern und sich auch gar nicht erst entwickeln, wenn sie nicht gebraucht werden. Wenn wegen der Scham das Bewusstsein für eine wirkliche Moral im Gehirn nicht nachgefragt wird, dann bildet es sich eben gar nicht erst. Gerade bei jungfräulichen Mädchen unterdrückt die Scham also jedes sachliche Problembewusstsein, um was es wirklich geht! Von daher ist diese Sexualscham für mich auch zutiefst leib-, geist- und schließlich auch seelenfeindlich und also „vom Teufel“! Denn dazu kommt ja noch, dass sich hinter dieser Leibfeindlchkeit der Eindruck von Enge und Langeweile und Bevormundetsein verbirgt, was alles gerade von den jungen Mädchen letztlich nicht mehr auszuhalten ist und was sie schließlich dazu führt, dass sie im Sex eine Befreiung sehen und damit um jeden Preis damit loslegen wollen. Warum ist das nun so schwer, die Geist- und Seelenfeindlichkeit hinter der Leibfeindlichkeit zu sehen? Die Lebensklugheit beim Umgang mit anderen Menschen muss wieder im Vordergrund stehen. Und die geschieht im Zusammenhang mit dem Spaß an der Nacktheit – garantiert ohne Seelenkater! – erfahrungsgemäß eher als beim Beischlaf, aus welchen Gründen auch immer sind die jungen Menschen hier viel bewusster und kritischer. Bedenken wir: Wer damit aufgewachsen ist, für den ist sie schon einmal nichts Überraschendes mehr. Und die anderen können sie doch lernen! Und dann: Wer etwas wirklich will, der scheut auch keine Anstrengungen! Mir haben einmal in La Paz, der bolivianischen Hauptstadt in 3000 bis 4000 m Höhe, zwei österreichische Bergsteiger (ein Mann und eine Frau) von ihren Touren in 5000 bis 6000 m Höhe erzählt. Ich hatte in der Höhe der Stadt jedenfalls schon Schwierigkeiten herumzugehen und wählte zu den Sehenswürdigkeiten die Fahrten mit den Stadtbussen so, dass ich jeweils immer nur bergab zu gehen brauchte, das war leichter. Aber dann auch noch einmal 2000 m höher und mit einigem Gepäck auf dem Rücken – atemberaubend allein der Gedanke an so etwas! Nein, sie hätten keine Träger, sie nähmen alles allein mit, dann könnten sie freier planen, also jeder 20 bis 25 kg! Und ab 5500 m Höhe könnte man sowieso nicht mehr schlafen, erzählten sie mir, man würde nur noch im kleinen Zelt dem Morgen entgegen dämmern. Also ein wahnsinniger Stress – und die machten das in den Ferien! Und warum diese Tortur? Sie muss wohl so etwas sein wie ein höheres Bedürfnis. Es kommt eben nur darauf an, dass man solche Anstrengungen freiwillig macht, dass man einen Wert in ihnen sieht. Und erfahrungsgemäß ist das in der Liebe genauso – wer den Wert sieht, der nimmt auch Anstrengungen gern auf sich, dem machen die schließlich sogar so etwas wie Spaß, und wer den Wert nicht sieht, für den sind die nur eine qualvolle Tortur! Bedenken wir zudem: Die Scham gehört wohl eher zu einem Ehemodell, bei dem die Eltern die Partner für ihre Kinder aussuchen. Hier ist nämlich die Scham möglicherweise durchaus sinnvoll, führt sie doch dazu, dass die jungen Menschen allein bei der Vorstellung, einen Menschen des anderen Geschlechts nackt zu sehen und gar neben sich zu haben, erotische Gefühle bekommen – selbst wenn dieser Mensch nicht der Herzenspartner ist. Doch in einer freien Gesellschaft, in der wir heute leben, müssen wir selbst eine Menschenkenntnis haben, die durch solche erotischen Gefühle wegen der Nacktheit nicht mehr durcheinander gebracht werden kann. Und wie fangen Eltern an, die ihren Kindern ein anderes Konzept beibringen wollen? Hierzu also das folgende Gespräch! Und online gibt es auch noch das Gespräch einer Mutter mit ihrem Sohn. Bitte, an solche Gespräche rechtzeitig denken, am sinnvollsten sind sie vor der Pubertät der jungen Menschen, damit die von der nicht einfach so überfallen werden sondern richtig vorbereitet sind! Dazu ein Gespräch eines Vaters mit seinen Töchtern mit vielen immerhin sehr plausiblen Argumenten. Die Idee war, was ein Vater seinen beiden Töchtern sagen könnte, wenn er mal mit ihnen auf einem FKK-Strand ist oder war. Du solltest das im Hinterkopf haben, auch wenn es nicht passiert ist und vielleicht auch bei dir nie passieren wird. Es sind zwar nur die Worte des Vaters, doch es wird wohl auch bei dir so sein, dass deine Fragen und Anmerkungen schon von alleine kommen, wenn sich herausstellt, dass der Vater reden kann oder will. Ob du jetzt alles liest, weiß ich nicht, gewiss ist alles auch einfach zu viel auf einmal. Aber wenigstens für die Leser des Buchs:
1. Das unsichere Getue vieler (oder der meisten?) Mädchen wirkt auf Männer einfach nur eingebildet, als ob sie besser als sie wären und sowieso alles besser wüssten. Das verprellt natürlich gerade die vernünftigen Männer. In Wirklichkeit ist diese Eingebildetheit der Mädchen natürlich nur Unsicherheit. 2. Die richtigen oder eben die falschen Typen können diese Eingebildetheit allerdings richtig einschätzen, dass das alles nämlich nur Unsicherheit ist, hinter der sie vermuten, dass ihr im Grunde auch noch regelrecht scharf seid, und entsprechend vorgehen. Daher laufen die Mädchen denen geradezu hinterher. Und die kriegen dann auch, was sie wollen. 3. Und bei den Mädchen entsteht noch mehr der Eindruck, `alle Männer sind so´. Dabei haben sie nur die eine Sorte Männer von vornherein falsch eingeschätzt und die andere auch, als sie der hinterher gelaufen sind. 4. Überlegt einmal, in welche gefährliche Situation ich mich begebe, dass ich hier so offen mit euch bin. Wenn ihr böswillig seid und zum Jugendamt lauft und mich anzeigt, habe ich sozusagen kaum eine Chance. Ich habe so etwas schon erlebt mit einem Jugendamt und mit einer Psychologin, obwohl die Eltern damals voll auf meiner Seite standen. Immerhin war die Polizeikommissarin sachlich und hat genauer hingesehen und mit den Mädeln unter vier Augen gesprochen und die Sache zu den Akten gelegt. Aber die Emanzen vom Jugendamt und vor allem diese Psychologin haben geschäumt vor Wut. Also kommen selbst die Männer, die wissen, was läuft, und die gutwillig sind, und gerade auch Väter, gar nicht erst auf die Idee, euch wirkungsvoll zu helfen – ein Teufelskreis."
Anmerkungen: Wann merken die ach so frommen und bibelgläubigen Leute eigentlich, dass Gott ihre Verklemmtheit oder auch Leib- und Geistfeindlichkeit bei der Erziehung junger Menschen zur (Sexual-)Moral partout nicht will? Wie sollte er Seinen Willen denn sonst mitteilen, als dass er solche Erziehung nicht gelingen lässt? Im Übrigen stehe ich mit meiner Idee einer unschuldigen Nacktheit aus einer christlichen Ethik heraus auch in „neuerer Zeit“ gar nicht so alleine da. Der englische Humanist und Märtyrer Thomas Morus (1478 – 1535), der immerhin 1935 heilig gesprochen wurde, befürwortet in seinem Roman „Utopia“, in dem es um eine utopische heile Welt geht, dass die Brautleute vor der Eheschließung einander nackt vorgestellt werden, damit sich nicht unter der Kleidung irgendetwas verbirgt, was die Eheleute später, wenn sie nicht mehr zurück können, abstößt und die Ehe verleidet (Reclam-TM 513, S. 107f). Da diese Methode nun ganz bestimmt etwas krampfig ist, wird hier eben eine sinnvollere vorgeschlagen! Und: Natürlich weiß ich, dass das mit der Nacktheit für junge Leute eine heikle Sache ist. Doch wer hier gleich immer alles verteufelt, der schüttet doch das Kind mit dem Bade aus und erreicht schließlich nur das Gegenteil von dem, was er eigentlich wollte, oder zumindest so tat, als ob er das wollte.
TEIL 2: WARUM DIE „ALTEN MENSCHEN“ DEN "JUNGEN MENSCHEN" DABEI NICHT WIRKLICH HELFEN WOLLEN UND AUCH NICHT KÖNNEN. Sehr oft flogen doch früher Mädchen, die einfach so schwanger wurden, aus dem Haus oder sie mussten in der Küche auf dem blanken Fußboden schlafen. In manchen Kulturen werden auch in unserer Zeit Mädchen an den Geschlechtsteilen verstümmelt (siehe Beschneidung). Und warum das alles? Weil ja alles oft danach aussieht, als ob die Mädchen bei ihren Wünschen nach Sex unberechenbar sind. Und das muss ihnen ausgetrieben werden, weil sonst angeblich keine geordnete Ehen und Familien möglich sind. Also Angst und Abschreckung oder gar Schmerzen beim Sex! Und wie werden denn bei uns heute die Mädchen eingeschätzt - und selbst von Frauen? Doch wohl nicht viel anders! Ja, was heißt das denn auf gut Deutsch, wenn wir ihnen selbst im offiziellen Sexualkundeunterricht vor allem Anleitungen für Kondombenutzung geben? Halten wir heute die Mädchen also nicht auch für unfähig für eine echte und hohe Sexualmoral? Und wenigstens sollen sie bei ihrem "unberechenbaren Treiben" nicht sich selbst und auch noch die Männer mit Geschlechtskrankheiten anstecken. Wenn die Einstellung, die dahinter steckt, nicht zutiefst mädchenverachtend ist! Emanzipation hat doch auch etwas mit Ehre und Würde zu tun, davon kann hier aber wohl keine Rede sein! Es sind gewiss nicht nur die Medien, die an der Aufweichung oder gar Zerstörung unserer traditionellen Sexualmoral schuld sind (denn die würden auch etwas anderes bringen, wenn es denn erst einmal Mode wäre), sondern da ist irgendwie schon eine Tradition! Das Problem sind wohl viel eher die „alten Gutmenschen“, die es angeblich gut mit den „jungen Menschen“ meinen. Denn die gehen immer nur von sich selbst aus und können und wollen nicht sachlich sein, was nämlich die jungen Menschen wollen und brauchen. Die jungen Menschen sind nämlich gar nicht so – und vor allem gerade auch nicht die Mädchen! Sie sind nur eben allein gelassen. Jedenfalls gibt es auch heute noch ein absolutes Defizit an kritischer Forschung, warum etwa Mädchen mit dem Sex anfangen - obwohl sie es oft nun wirklich nicht nötig haben. Hier soll es nun gar nicht einmal um eine besondere kritische Forschung zu diesem Thema gehen, sondern einfach um etwas Sachlichkeit und um Konsequenzen für die jungen Menschen selbst. Wenn ich mich nun irgendwo bei Volkshochschulen oder Akademien oder auch bei kirchlichen Institutionen beworben habe, damit etwas gemacht wird, bin ich bisher immer auf Granit gestoßen, die wollen einfach nicht - oder sie können nicht. Manchmal bringen sie irgendwelche fadenscheinigen Begründungen, meistens höre ich einfach gar nichts, wenn ich sie etwa anschreibe. 1. Gutwilligkeit, aber Hilflosigkeit der Eltern Und jetzt also wieder weiter in meiner Mail an Marlene: Die Eltern nehme ich ja noch am meisten in Schutz. Denn die sind gerade in unserer heutige Zeit total verunsichert und machen einfach nur das, was allgemein üblich ist. Dann sehen sie wenigstens keine Schuld bei sich, wenn etwas schief läuft. Und wie sollten sie auch etwas besser wissen und jemandem glauben, der gar nicht bekannt ist? Doch konkret: Es gibt doch zwei Arten von Eltern:
Das ist hier wirklich das Problem! Denn wenn man weiß, wie etwas falsch läuft, weil man es sogar selbst erlebt hat, deswegen weiß man ja noch lange nicht, wie es richtig läuft. Und einfach das Gegenteil von dem tun, wie man selbst einmal erzogen wurde? Und reden mit den Kindern? Man weiß ja gar nicht wie - also wird man über die typischen Moralpredigten oder die typischen Warnungen (der Mütter und anderer Frauen) vor den Männern inklusive dem eigenen Vater nicht hinauskommen. Vielleicht will man auch gar nicht so recht wissen, wie es besser ginge und das dann auch noch seinen Kindern erzählen? Und vor allem wenn das Bessersein sehr einfach wäre? Denn wie stünde man dann vor seinen Kindern da, dass man einmal selbst nicht so schlau war? Sieht man sich dann nicht blamiert? Also bloß nicht kümmern, besser ist, alles weiter laufen zu lassen. Du weißt selbst, dass der Spaß an der Nacktheit überhaupt keine Chance hat - vielleicht auch schon von daher? Dass Moral auch etwas Lustiges sein kann, ist für viele einfach unvorstellbar! O Gott, das hieße ja auch, dass man auch selbst etwas verpasst hätte! Und zudem ist für diejenigen, bei denen alles gut und richtig lief, die Nacktheit ja geradezu der Einstieg in die Unmoral, und für die, bei denen alles nicht so gut gelaufen war, ist irgendwo Verdrängung angesagt. Man weiß ja schon alles, man braucht sich damit gar nicht mehr zu beschäftigen! Irgendwie hat gerade für diesen Personenkreis das alles etwas mit unkontrollierbarer Triebhaftigkeit zu tun und vor der will man seine Kinder so lange als möglich bewahren. Und wenn jetzt jemand mit der Idee kommt, dass Nacktheit doch moralischer ist und auch das logisch begründen kann, ja was kann man nicht alles logisch begründen, dann läuft das doch nach der Devise Schopenhauers: "Was dem Herzen widerspricht, lässt der Kopf nicht ein...". Wieso sollte man auch etwas "hereinlassen", wenn man doch alles ganz genau weiß? Und wer kann in solchen Situationen schon "wissen" und "fühlen" unterscheiden? Doch ich muss auch sagen, dass ich gerade Eltern kenne, die durchaus alternativ denken können - und das auch durch die Praxis bestätigen. Ja, Eltern sind wohl die einzigen, die hier zu einer Alternative bereit sind! Ich habe zu dieser Problematik einmal das Stichwort "Sinn des Lebens" entworfen. Ja, was kann nicht alles zum Sinn des Lebens werden? Stellen wir uns einmal vor, wie wir damit leben müssen, wie wir sie uns erklären, dass sie einfach sein mussten, dass es gar nicht anders ging. Und dann kommt einer und sagt, dass diese negativen Dinge gar nicht sein mussten, dass wir alles hätten viel besser anfangen können - und auch viel lustiger... Können wir uns nicht vorstellen, dass wir den dann schon fast umbringen könnten, denn der nimmt uns ja alles weg, womit wir uns bisher gerechtfertigt haben? Hier also einmal Auszüge aus dem Stichwort: Bei der Frage nach dem SINN DES LEBENS kann es letztlich immer nur darum gehen, was unser Menschsein ausmacht oder im Idealfall ausmachen könnte, was das Zentrum unseres Menschseins ist oder sein könnte. Notfalls kann jeder Quatsch zum "Sinn des Lebens" werden, vor allem wenn auch noch Leid und Trostlosigkeit dabei sind. Auf den ersten Blick scheint es kaum möglich, einen gemeinsamen Nenner des Menschseins für alle Menschen zu erkennen, kann nicht im Grunde so ziemlich alles zum Sinn des Lebens werden? Denken wir an den Musiker und sein Musizieren, an den Maler und seine Malerei, ja überhaupt an das Leben eines Menschen für seinen Beruf, oder auch vor allem an die Mutter und ihre Sorge um ihr Kind, an den Vater und an seine Sorge für die Familie, an das Leben eines Menschen für Gott oder auch an so etwas Extremes wie an den Kampf und an den Tod fürs Vaterland oder überhaupt an den Tod und vor allem an das angebliche Leben nach dem Tod? Oder denken wir an die heiligen Kühe in Indien, für die sich die Menschen dort bisweilen mehr zu sorgen scheinen als für ihr eigenes Leben, auch sie sind damit ja so eine Art Sinn des Lebens. Und von da ist es auch nicht mehr weit, wenn eine Religion auch noch ausgesprochene Menschenopfer fordert. Um zu erahnen, wie sehr gerade so etwas zum Sinn des Lebens werden kann, sollten wir uns einmal in die Lebenswirklichkeit in einer solchen Religion hineinversetzen: Wenn etwa eine Mutter dort ihren ersten Sohn geopfert hat, dann kann sie vermutlich nur weiterleben, wenn sie fest daran glaubt, dass dieser Tod im Namen der Götter sein musste und daher nicht nur sinnvoll, sondern unbedingt notwendig war, ansonsten müsste sie ja vor lauter Trauer schon fast Selbstmord begehen! Oder denken wir an die Beschneidung der Frau in vielen Ländern auch heute noch! Muss eine Frau, die dieses an sich erfahren hat und die sich daher in ihrem ganzen Leben damit herumquälen muss (sehr oft ständige Schmerzen, ständige Blutungen, nie Freude am Sex und schon gar nicht ein befreiender Orgasmus, sondern immer nur Schmerz und Widerwillen im Zusammenhang mit Sex, von einer Einheit von Leib und Seele mit einem Partner kann schon von vornherein gar keine Rede sein!), dies nicht als unbedingten Sinn ihres Lebens akzeptieren, weil dies eben angeblich zu ihrem Anteil am Kampf gegen das Böse und schließlich zum Sieg des Guten über das Böse unbedingt nötig ist? Kann auf diese Weise im Grunde nicht jeder Quatsch (ich bitte um Verzeihung für die mangelnde political correctness!) zum "Sinn des Lebens" werden, Hauptsache er wird von Kind an beigebracht (siehe hier auch unsere Erziehung oder besser Manipulation zu angeblicher sexueller Selbstbestimmung) und es gibt dazu ein zumindest einigermaßen geschlossenes System, also etwa die Vorstellung von der Unvollkommenheit hier und jetzt, von der Läuterung durch die Riten einer Religion, wozu auch alle möglichen Erschwernisse gehören, und von der Erfüllung in einem (natürlich nicht nachprüfbaren) Leben nach dem Tod? Denken wir einmal, welche Rolle das Fasten in manchen Religionen spielt, vielleicht verstehen wir, warum die Moslems (siehe Islam) so an ihrem Fastenmonat Ramadan hängen? Oder denken wir an die ganzen krampfigen und regelrecht fanatischen Begründungen für die Verschleierung der Frauen, die wir beim besten Willen nicht verstehen, sind nicht auch die schon längst zu einem Sinn des Lebens für die Betroffenen geworden? Doch es müssen nicht immer nur ausgesprochen religiöse Quälereien sein, die zum Sinn des Lebens werden können, es können auch Familienzwistigkeiten, familiäres Leid, Enttäuschungen (siehe Enttäuschung) oder gar die Erinnerung an das Leben in einem wenig menschlichen politischen System sein - siehe die Nostalgie vieler Menschen im Zusammenhang mit der DDR oder mit anderen Diktaturen. Was ist, wenn dann einer kommt und erklärt, dass dieser Sinn des Lebens ein Unfug ist, dass es einen viel besseren gegeben hätte? Ja was ist, wenn dann jemand kommt und gute Gründe vorlegt, dass genau das ganze Leid und die Schmerzen, die man sich so auferlegt hat, alle nur Unfug sind, dass das alles nur Kennzeichen ist, dass man am wirklichen Sinn des Lebens vorbeigeht und vor allem vorbeigegangen ist? Da hat also eine Frau jahre- und jahrzehntelang die Schmerzen einer Beschneidung ertragen - angeblich für eine bessere Moral, für eine bessere Welt - und dann wir ihr dargelegt, dass diese Moral und diese bessere Welt (von der man so richtig ja auch noch nicht einmal etwas merkt, sie ist ja immer nur eine irrationale Hoffnung) ganz anders hätte viel bequemer und viel leichter und vor allem auch viel effektiver erreicht werden können? Das hieße ja, dass alles Leid, alle Schmerzen, alle Entsagungen völlig umsonst waren! Ist das dann nicht unter Umständen so unvorstellbar und unakzeptierbar, dass man mit Hass reagiert - natürlich gegenüber demjenigen, der diesen seinen Sinn infrage stellt und damit wegnimmt? Man könnte denjenigen doch am liebsten erwürgen... Sind damit unter Umständen nicht schließlich sogar Religionskriege schon fast vorprogrammiert, die im Grunde ja Kriege zwischen Leidensgenossen sind, denn den Angehörigen der anderen Religionen geht es ja genauso?
Allerdings:
Wenn sich solcher Hass im Zusammenhang mit religiösem Glauben
einstellt, dann war es mit der Religion doch wohl nicht weit her,
zumindest nicht mit christlicher... Und noch einmal: Was sind Einflüsse durch Erziehung und Kultur, was durch Religion und Tradition? Kann man Menschen nicht alles Mögliche und Unmögliche anerziehen so wie auch den Legehennen ihren Käfig in einer Legehennenbatterie, den sie dann auch noch mit Hauen und Stechen verteidigen? Kann der Glaube an einen Gott und an ein Weiterleben der Seele mit oder ohne Körper nach dem Tod tatsächlich der Sinn des Lebens sein? Ist das alles nicht zu unwirklich, klingt das alles nicht eher wie eine fadenscheinige Vertröstung, wenn der wirkliche Sinn des Lebens verloren gegangen ist, denn als wirklicher Sinn des Lebens? Kann etwas Nichtnachprüfbares und etwas Nichtkonkretes überhaupt jemand - und sei es ein Gott - von uns als "Sinn des Lebens" verlangen? Können böswillige Menschen sich nicht sogar mit irgendwelchen Transzendenz- oder Religions-Argumenten tarnen, um Menschen von der Lösung ihrer konkreten Lebensaufgaben abzulenken, um sie so nur umso besser für eigene Zwecke gefügig zu machen (siehe Manipulation)? Was ist zudem Gott, was ist (Weiter-)Leben nach dem Tod? Kann überhaupt etwas, was unklar ist, was man sich gar nicht richtig vorstellen kann und auch noch nicht einmal darf (siehe Tabu), Sinn des Lebens sein? Kann oder sollte wenigstens ein wirklicher Sinn denn nicht immer nur etwas sein, das mit unserer ganz konkreten Wirklichkeit in unserem jetzigen Leben fernab von allem Irrationalem zusammenhängt? Nur das wirkliche Leben kann wirklicher Sinn des Lebens sein! Und dieses wirkliche Leben steckt ja auch hinter dem christlichen Gottesbild! Vermutlich können wir zu dem wirklichen Sinn des Lebens nur kommen, wenn wir Kinder fragen, denn sie sind wohl die einzigen, die noch die Fähigkeit haben, "des Kaisers neue Kleider", also auch alles das, was wir uns so vormachen (siehe oben!), zu entlarven. Suchen wir also die Beweise auf diesem Weg! Stellen wir ihnen die Liebe mit wirklichen Gefährtesein und wirklicher Partnerschaft vor, sprechen wir unsere körperliche und seelische Veranlagung für körperlich-ekstatischem Rauscherlebnis an, für Harmonie und gegenseitiges Ergänzen und Aufschaukeln der beiden Komponenten unseres Menschseins Leib und Seele! Und das ist möglich! Was würden Kinder wählen, wenn sie zumindest einigermaßen den Durchblick hätten? Ja, welchen Sinn des Lebens wollen wir denn sonst in unserer Erziehung Kindern vermitteln? Etwa dass sie arbeitsame Menschen werden? Also die Arbeit? Und wodurch würden sie sich dann im Extremfall von Sklaven unterscheiden? Für die war ja auch die Arbeit ihr Sinn des Lebens... Oder Gott? Wodurch würden sie sich dann von Nonnen und Mönchen unterscheiden, wenn das klappte? Auf solche Ideen können doch nur weltferne und leibfeindliche und priesterreligionorientierte Menschen kommen... Doch wir normale Menschen wollen doch nicht zölibatäre Menschen erziehen, sondern ganze Menschen mit Leib und Seele, die mit Ehe und Partnerschaft zurecht kommen und erst einmal hierin ihre Erfüllung finden! Das wirkliche Leben hat immer auch etwas mit der Liebe zu tun... Nach meinen Erfahrungen ist es klar: Das Problem der Liebe in der Einheit von Leib und Seele interessiert Kinder brennend - wenn es so gebracht wird, dass sie es auch verstehen. Immerhin käme diese Lösung ja wenigstens ganz grob auch dem Sinn des Lebens aller übrigen Lebewesen entgegen: Der Trieb zum Leben und zur Weitergabe des Lebens. Ob es arrogant ist, wenn wir davon ausgehen, dass dies bei uns Menschen in veredelter Form möglich ist, dass vermutlich sogar eine Steigerung bis ins Absolute der wirkliche Sinn des Lebens sein könnte, den wir dann eben Liebe nennen? Allerdings ist mit dieser Steigerung auch die Möglichkeit des Missbrauchs gegeben, je brisanter und gewaltiger etwas ist, desto mehr kann es nicht nur zum Nutzen, sondern auch zum Schaden ge- oder besser missbraucht werden. Und so kann es geschehen, dass nur noch die rein körperliche Seite interessiert und die seelische nicht nur vernachlässigt, sondern sogar mit den Füßen getreten wird (siehe Gebrauch und Missbrauch und Seele). Sinn des Lebens wäre damit, dass wir den positiven Gebrauch des "Triebs zum Leben und zur Weitergabe des Lebens" finden und erleben. Im Endeffekt wird das immer auf ein Idealbild von Ehe und Familie hinauslaufen, deren Basis eine wirkliche Liebe und Partnerschaft von Mann und Frau ist. Der Vorteil bei diesem Ideal ist auch, dass bereits der richtige Weg zu diesem Ziel gleichzeitig schon das Ziel sein kann, dass also in unserem Fall derjenige, der das richtige innere Konzept von der Einheit von Leib und Seele mit einem anderen Menschen hat, eigentlich auch schon die Erfüllung hat. ...und wirkliche Liebe auch etwas mit Spielregeln. Da nun im Rausch der Gefühle, die nun einmal naturgemäß mit der Mann-Frau-Beziehungen zusammenhängen und irgendwann auch da sind, normalerweise alles, was man sich zu tun anbietet und was man also tun kann, unter einer rosaroten Brille gesehen wird und daher der Weg in den Missbrauch möglich ist, sind Verhaltensregeln notwendig, damit unsere Veranlagung zur Liebe - und damit auch die Biophiliemaxime - nicht bei Gelegenheit in die Beliebigkeit abgleitet und wir doch schließlich wieder dort sind, wovon wir eigentlich weg wollten. Für uns Christen sind diese Verhaltensregeln, die man auch als „Ausführungsbestimmungen“ bezeichnen kann, die Zehn Gebote (diese gelten natürlich auch sonst!). Das wäre dann die Begründung für eine richtig verstandene Ehe und für den Beginn einer solchen Ehe mit dem Sakrament der Ehe (also dem "Trauschein") und schließlich für eine Familie. Das heißt dann, dass für Menschen "auf dem Weg" schlicht und einfach etwa die Regeln der bewussten Enthaltsamkeit gelten. Die Adam-und-Eva-Erzählung gibt dazu mit ihrer Empfehlung an das nackte Paar einen sehr konkreten Hinweis auf einen Umgang miteinander, der keinesfalls eng und spießig zu sein braucht, ja vermutlich nicht einmal sein darf. Das Erlebnis der Harmonie mit dem anderen Geschlecht auf diese Weise ist durchaus akzeptiert und wir werden sogar dazu ermuntert, doch eben in den bekannten Grenzen - siehe auch unter Gandhi-Methode! Von der Theorie her mag das ziemlich langweilig und unergiebig aussehen – probieren wir´s, wir werden staunen!
Kann es also sein, dass dein Vater mit dir gar nicht zurecht kommt, weil er meint, dass du kein normales Mädchen bist, wenn du statt amouröser Abenteuer erst mal alles genau wissen willst? Ob er dich vielleicht auch für verklemmt hält? Ich aber halte dich nicht für verklemmt - du weißt! Und siehe auch die Geschichte von Ranieri und Brida! Liebe
Grüße
ich habe den Eindruck, dass du auch hier recht hast. Irgendwie kann ich das alles ja bestätigen. Du hast im Untertitel von unserem Buch etwas von Ignoranz, Lüge und Böswilligkeit geschrieben. Irgendwie trifft das alles hier nicht zu, die Eltern können einfach nicht anders, sie sind zu festgefahren. Und man muss es ihnen wohl verzeihen, schließlich sind sie ja auch Amateure im Hinblick auf die Kindererziehung. Sie haben in ihrem ganzen Leben vielleicht ein oder zwei oder höchstens drei Kinder und machen ihre Aufgaben eben so gut wie sie es können, ja vor allem nach ihrem Gefühl. Doch wie ist es mit den Lehrern, die haben das doch gelernt? Und die haben doch immer wieder neue Kinder vor sich, die müssten sich doch irgendwann einmal überlegen, dass es vielleicht an ihrer Pädagogik liegt, wenn bei den ihnen anvertrauten jungen Menschen etwas schief läuft? Ich weiß nicht, wenn ich merke, dass nicht gut ist, was ich mache, dann gehe ich doch mal in mich und frage mich, ob das nicht an mir liegt und ob ich nicht doch irgendwelche Einflussmöglichkeiten habe, dass das auch anders laufen kann? Liebe
Grüße 2. Pseudowissenschaftlichkeit in den Schulen Liebe Marlene! Schön wär´s, wenn die Pädagogen so dächten! Doch das tun sie in vielen anderen Sachgebieten - nur eben nicht in dem der Liebe! Zunächst musst du einmal bedenken, dass die Lehrer auch Menschen und sehr oft auch noch Eltern sind, also haben sie dieselben Bedingtheiten wie die Eltern. Eher noch zurückhaltender, weil noch ängstlicher. Die Eltern könnten etwa durchaus für eine Überwindung der Leibfeindlichkeit sein, die Lehrer (oder auch die Kindergärtner oder -gärtnerinnen) nie! Dazu kommt noch, dass die offizielle Bildungspolitik - also gerade auch der Sexualkundeunterricht - auf einem total pseudowissenschaftlichen Konzept beruht. Es heißt ja, dass durch die "Offenheit" der Mädchen für Sex Spannungen bei den Jungen abgebaut werden, die zu Aggressivität führen können. Ganz abgesehen davon, dass die Mädchen doch wohl zu schade sind, für die Jungen, die sich nicht kontrollieren können, sozusagen als Aggressionsabbaumaschine oder auch als Samenmelkmaschine zu dienen, stimmt dieses Konzept nachweislich nicht. In den Ländern, in denen schon Kinder sexuell sehr aktiv sind, gibt es nämlich mehr Aggression als in den Ländern, wo man eher konservativer ist. Ich kopiere hier wieder einmal aus meiner sonstigen Arbeit: Die Grundlage unserer heutigen Sexualerziehung ist ein Märchen. Als vor etwa dreißig Jahren eine Information für junge Menschen über die Dinge der Sexualität immer dringlicher wurde, überlegte man sich, was das Ziel einer solchen Sexualerziehung sein sollte, wonach sie sich ausrichten sollte. Und da war „man“ sich einig, dass sie sich auf keinen Fall an der Ehemoral der katholischen Kirche orientieren sollte, denn die Moral einer bestimmten Gruppe könne nicht den Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben. Zudem sei sie einfach zu repressiv und widerspreche dem Selbstbestimmungsrecht des modernen Menschen. Wonach sollte sich eine Sexualerziehung also ausrichten? Und da traf es sich gut, dass die moderne Feldforschung bei Untersuchungen von Inselbewohnern in der Südsee (angeblich) etwas Brauchbares über die Formbarkeit des Menschen herausbekommen hatte. Eine zentrale Rolle spielten in der Geschichte des Fortschritts-Gedankens die Bewohner der Insel Trobriand, also die Trobriander. Der amerikanische Psychoanalytiker Wilhelm Reich (österreichisch-ungarischer Herkunft) glaubte nun in seinem Werk "Der Zusammenbruch der sexuellen Zwangsmoral – die Trobriander" anhand der Arbeiten des britischen Anthropologen (polnischer Herkunft) Bronsilaw Malinowski (1884 – 1942) die ursächliche Verquickung von der Entwicklung privaten Eigentums im Zusammenhang mit dem Übergang von der mutterrechtlichen Gemeinschaft (Matriarchat) zur vaterrechtlichen Gesellschaft (Patriarchat) und der damit einsetzenden Reglementierung des bis dahin freien Sexualverhaltens nachgewiesen zu haben. Es erschien so, als ob eine freie Sexualität mit Friedlichkeit, Solidarität und Freundlichkeit und Gleichstellung der Frau einher ginge. Reich und seine Nachfolger - vor allem die Studentenbewegung – meinten von daher, mit der „sexuellen Befreiung“ die gesamte Gesellschaft in eine antifaschistische, friedliche, frauenfreundliche Richtung lenken zu können. Den Fortschritt über eine Veränderung des Sexualverhaltens in die angeblich richtige Richtung zu lenken, das war ihre Neuerung des Marxismus. Dazu brachte dann noch die amerikanische Anthropologin und Ethnologin Margaret Mead (1901 - 1978), die schließlich so etwas wie die amerikanische Königin der Ethnologie - oder Anthropologie (wie die Ethnologie in Amerika und England heißt) wurde, mit ihren Untersuchungen weiteres Feuer in die Fortschrittshoffnung von der Machbarkeit der Menschen. In Ihrer Doktorarbeit "Coming of Age in Samoa" (zu deutsch: „Kindheit und Jugend in Samoa“) und in ihrer späteren Studie über Neu Guinea "Geschlecht und Temperament" zeigte sie, wie sehr sich Gesellschaften unterscheiden können, wenn nur die Rolle der Sexualität anders ist. Bis heute zählt ihre Studie über Kindheit und Jugend in Samoa rein auflagenmäßig zu den populärsten "Ethno-Bestsellern" überhaupt. Margaret Mead beschreibt die Welt samoanischer Mädchen im Jahr 1925. Es ist eine weitgehend gleiche, aggressions- und repressionsfreie Idylle, in der es keine Verteilungskämpfe, keinen gesellschaftlichen Druck, keine starken Familienbindungen, keine überzogenen Moralvorstellungen, keine sozialen Konflikte gibt. Den samoanischen Mädchen beschert diese "zwanglose freundliche Wärme" ein harmonisches, sexuell freies Hineinwachsen in die Welt des Erwachsenseins und damit "eine allmähliche Entwicklung ihres Gefühlslebens, das frei ist von Zwängen", ganz anders als in den USA oder Europa, wo der Lebensabschnitt des Jugendalters, wie Mead des öfteren betont, erfahrungsgemäß voller Konflikte und Spannungen ist: "Die Grundlage des Lebens auf Samoa, die das Aufwachsen so leicht, so einfach gestaltet, ist die allgemeine Gleichgültigkeit der ganzen Gesellschaft. Denn auf Samoa spielt niemand mit hohem Einsatz, niemand zahlt einen hohen Preis, niemand leidet für seine Überzeugungen oder kämpft bis zur Ermattung für ein besonderes Ziel. Die Menschen sind weder von Armut, noch von großen Unglücksfällen bedroht. Kein unversöhnlicher Gott, der schnell erzürnt ist und streng bestraft, stört den gleichmäßigen Ablauf ihrer Tage. Niemand wird im Leben vorwärts getrieben oder wegen langsamer Entwicklung bestraft." In der Tat hören sich derlei Schilderungen verdächtig nach "guter heiler Inselwelt" an, verborgen irgendwo hinter den großen Weltmeeren, außer Sicht- und Reichweite all der zivilisatorischen Entfremdungsmechanismen, die verursacht sind durch eine menschenfeindliche Ideologie und durch Kapitalismus. Das also war die Basis unserer heutigen Sexualerziehung, die jungen Menschen sollten über einen freien Umgang mit der Sexualität weitgehend gleich und aggressions- und repressionsfrei werden. Keine Verteilungskämpfe, kein gesellschaftlicher Druck, keine starken Familienbindungen, keine überzogenen Moralvorstellungen, keine sozialen Konflikte und schließlich auch antifaschistisch, friedlich und frauenfreundlich – das war doch etwas! Und alles das würde ganz einfach erreicht werden, wenn nur die jungen Menschen ihre sexuellen Bedürfnisse ausleben könnten, so wie sie es wollten! Man müsste den jungen Menschen eben nur Anleitungen geben, wie sie ihr sexuelles Glück ohne unerwünschte Nebenwirkungen, also ohne Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten, praktizieren können. Hier also liegt die (pseudo-)wissenschaftliche Begründung für unsere heutige Sexualerziehung auf die Benutzung von Kondomen und anderen Verhütungsmitteln hin. Umso mehr Staub wirbelte Anfang der 80er Jahre der australische Anthropologe Derek Freeman auf - fünfundfünfzig Jahre nach der Niederschrift von Meads "Coming of Age in Samoa". Von Liebe, Freiheit und Südsee war in Freemans Buch "Margaret Mead and Samoa" plötzlich nichts mehr zu lesen. Statt dessen berichtet Freeman von tagelangen Schlägereien zwischen Großfamilien, häufigen Vergewaltigungen, grausamen Bestrafungen, steigender Kriminalität sowie vom äußerst restriktiven Charakter des samoanischen Sexualkodex’. Der übertriebene Jungfräulichkeitskult, so Freeman, führe immer wieder zu Missverständnissen und Familientragödien. Ehebruch endete nicht selten im Krankenhaus oder im Gefängnis, Brüder verprügelten die allzu heftigen Verehrer ihrer Schwestern, Ehefrauen strangulierten die Geliebten ihrer Männer. Überschattet werde alles von ständigen Rangstreitigkeiten, an denen die Samoaner ein geradezu "zwanghaftes Interesse" hätten. Nach einem heilen Paradies klingt das mitnichten. Eher nach dem Platzen einer Seifenblase. Er schreibt: "Alle genannten Zahlen weisen darauf hin, dass samoanische Mädchen nach Beginn der Pubertät wegen der in ihrer Gesellschaft gültigen Sexualmoral schwersten Belastungen ausgesetzt sind. Innerhalb ihrer Familien werden sie argwöhnisch bewacht und zur Disziplin angehalten. Gleichzeitig leben sie jedoch ständig in der Gefahr, heimlich im Schlaf oder mit brutaler Gewalt missbraucht zu werden". Die Engländerin Sarah Dening hat in ihrem Buch “The Mythology of Sex” (London, 1996, S. 44f) etwa genauer hingesehen, wie so die Anfänge der intimen Beziehungen der Mädchen laufen. Auf den Samoainseln ist es nämlich ein Statussymbol für die Jungen, wenn ihnen so viele Entjungferungen wie möglich gelingen, und es gibt auch genügend Mädchen, die da mitmachen. Doch die Mädchen werden dabei wenigstens zunächst einmal immer ausgetrickst, wenn nicht gar vergewaltigt – so wie das auch auf der ganzen Welt geschieht. "Gewisse Bräuche, die Norm sind auf Samoa, würden einen Aufschrei in westlichen Gesellschaften veranlassen", schreibt Dening, etwa wie ein Junge ein Mädchen zu seinem ersten Sex bringt: "Vergewaltigung ist in der Tat stillschweigend akzeptiert in der Weise, die `Schlaf-Kriechen´ (`sleep-crawling´) genannt wird. Dazu gehört, dass sich ein junger Mann bei Nacht in das Haus des Mädchens einschleicht und mir ihr Sex hat, und das Ziel ist, an es heranzukommen und mit ihm zu reden mit glatten Worten und mit sanfter Überzeugungskraft. Dabei geht es allerdings nicht um eine Ehrerbietung gegenüber den Gefühlen des Mädchens oder um irgendeine Rücksichtnahme. Es ist ganz einfach ein praktischer Trick, um es am Schreien zu hindern und damit die ganze Familie aufzuwecken. Für einen Jungen, der dermaßen Erfolg bei seiner Suche hat, bringt das Ganze Prestige, weil es ihm gelang, Sex zu "stehlen" mit einem unverheirateten Mädchen. Ob er ansonsten an dem Mädchen interessiert ist oder nicht, ist irrelevant. Was zählt, ist, gemäß der samoanischen Werteskala, dass er es schaffte, die Sexualität eines Mädchens zu stehlen von den Männern, deren Familieneigentum es ist. Die Jugend hat so ihre Stärke bewiesen und dadurch soziale Glaubwürdigkeit gewonnen." Eine echte Freiwilligkeit der Mädchen ist wohl nie oder nur höchst selten mit im Spiel. Denn eigentlich wird auch dort überall erwartet, dass unverheiratete Mädchen jungfräulich in die Ehe gehen. Und insbesondere auf die Töchter der höheren samoanischen Familien wird deswegen sehr aufgepasst. Das Höchste ist daher, wenn es einem Jungen gelingt, dass ein Mädchen aus einer dieser höheren Familien mit ihm durchbrennt. Und wieder zu Freeman: Er selbst charakterisiert sich im Vorwort seines Buches als ehemaligen "bedingungslosen Anhänger von Margaret Meads Schriften", der jedoch nach mehreren Aufenthalten in Samoa allmählich erkennen musste, dass er eines Tages nicht um den Versuch herumkommen würde, Meads Buch über Samoa zu widerlegen: "Die Widerlegung von Margaret Meads Thesen aus den zwanziger Jahren brachte es notwendigerweise mit sich, dass ich mich näher mit den dunkleren Seiten des samoanischen Lebens befassen musste. Ich glaube, inzwischen nachgewiesen zu haben, dass das Leben der Samoaner in der Tat eine Schattenseite hat. Wie aber ist es zu erklären, dass die junge Margaret Mead das Ethos und die Ethnographie Samoas derart verzerren konnte? Gewiss, ihre innere Bereitschaft, die Inseln der Südsee als eine Art Paradies auf Erden anzusehen, haben ihren Teil dazu beigetragen." Hatte Margaret Mead Samoa ein bisschen zu intensiv mit der Seele gesucht? Hatte sie durch ihre rosarote Brille ein Samoa erspäht, das so niemals existierte? Margaret Mead selbst war fünf Jahre vor Freemans Samoa-Buch verstorben, so dass sie zu ihrer Verteidigung nichts mehr sagen konnte. Und es war ja nicht nur die rosarote Brille der jungen Margaret Mead: Irgendwo existiert wohl in jedem von uns, verborgen zwischen dunklem Verlangen und dem Wunsch, alles hinter uns zu lassen, eine von Palmen gesäumte Südseeinsel, ein Schmachten nach Freiheit und Verantwortungslosigkeit. Dorthin eilen wir auf der Suche nach Liebe, die frei, zwanglos und befriedigend ist. Immerhin hatte Malinowskis Frau nach dem Tod ihres Mannes seine Tagebücher veröffentlicht, die er auf den Trobriand-Inseln angefertigt hatte, aus denen deutlich wurde, dass Malinowski die teilnehmende Beobachtung nicht gelungen war. Auf alle Fälle sind die Ergebnisse der Forschungen von Bronsilaw Malinowski und von Margaret Mead äußerst problematisch, sie sind so etwas wie ein Märchen. Und selbst wenn etwas an ihnen dran ist, dann ist es doch äußerst unwissenschaftlich, sie auf die Verhältnisse in unsere anonymen hochzivilisierten Gesellschaften zu übertragen – so wie wir das machen. Wenn also die Basis unserer Sexualerziehung nicht stimmt, dann ist es doch ein einziger Krampf, wenn wir dennoch damit weiter fortfahren... Also doch die katholische Morallehre? Ja warum denn nicht? Wenn man bedenkt, dass im Grunde wohl überall auf der Welt im Hinblick auf Ehe und Liebe und Treue und Partnerschaft zwischen Mann und Frau dieselben Ideale bestehen, dann könnte doch die Moral einer Religion, die sich als eine universale sieht, allgemein gültig werden! Aber irgendetwas muss doch an diesen Forschungen dran sein, aber was? Vermutlich ist es hier dasselbe wie oft auch sonst: Ein Teil ist richtig und dann wird etwas, das nicht richtig und nur die Ideologie einer bestimmten Gruppe ist, sozusagen huckepack genommen und uns untergejubelt. Und richtig ist doch wohl, dass das Sexualverhalten in einer Gesellschaft im Zusammenhang steht mit den sonstigen Eigenschaften der Menschen in einer Gesellschaft. Ein Mann, der in seinem alltäglichen Leben ein Macho ist und mehr oder weniger über Leichen geht, der wird sich eben auch in seiner Sexualität wie ein Macho verhalten, oder natürlich auch: Wer liebevoll, fürsorglich, treu und verantwortungsvoll in seinem Sexualverhalten ist, der wird das auch im sonstigen Leben sein. Er denkt eben auch hier immer an den ganzen Menschen! Wenn die These vom Zusammenhang zwischen dem „alltäglichen Leben“ und der Sexualität richtig ist, dann bedeutet das dann auch: Wenn man etwas in einer Gesellschaft ändern will, dann kann man das tun, indem man die Menschen im praktischen Umgang zueinander etwa zu mehr Verantwortlichkeit und Rücksichtnahme füreinander anhält – wenn das hilft. Man kann eine Gesellschaft allerdings auch ändern, indem man an das Eigeninteresse appelliert und die Menschen zu einem Gelingen ihrer geistig-seelisch-leiblichen Liebe hinführt, was ja nur funktionieren kann, wenn es auf Gegenseitigkeit beruht. Und dieses Gelingen wird dann auf das übrige Leben ausstrahlen und es sozusagen "vergolden". So wie es aussieht, ist dies auch die These der Bibel, etwa der Adam-und-Eva-Erzählung. Gerade wenn man den genaueren Hintergrund dieser Erzählung bedenkt (siehe das Stichwort "Adam und Eva" im online-Lexikon), dann ist es ja eindeutig, dass die Verfasser dieser Erzählung die Ursünde in der nicht gelungenen geistig-seelisch-leiblichen Liebe sehen – und Jesus brachte in eine Welt, in der dieses Nichtgelingen sozusagen der Normalfall war, eben neue Hoffnung oder eben die Erlösung. Von diesem Ansatz geht auch dieses Buch aus! Sorgen wir uns um ein Gelingen der geistig-seelisch-leiblichen Liebe und fangen wir dabei bei den jungen Menschen an, die noch alles vor sich haben! Und von wegen der Ausstrahlung auf die anderen Bereiche des Lebens ist das auch ein hochpolitischer Ansatz! Und keine Angst bei den „älteren Semestern“ - wer sich für das Gelingen des Lebens anderer einsetzt, der wird auch selbst davon profitieren! Dieses Profitieren funktioniert dann allerdings eher wie die Freude eines Kindes, das sich wohl fühlt. Es strahlt etwas aus, wovon auch die, die es zu dieser Freude führen, etwas haben! Und immer wieder: Mit Leibfeindlichkeit und Geistfeindlichkeit und auch mit Besitzdenken, also über einen anderen zu verfügen, so wie es bisher zumeist von „moralischen Menschen“ praktiziert wurde, hat wirkliche und gute Moral nichts zu tun. Und wenn wir nur einmal näher hinsehen, ist sie ja auch gar nicht im Sinn des Stifters dieser Religion. Wenn es um eine Moral geht, die brauchbar sein und funktionieren soll, dann müssen wir allerdings etwas daran tun! Anmerkungen: Hier ist nicht gesagt, dass Verantwortlichkeit und Rücksichtnahme und schließlich auch Nächstenliebe nur funktionieren, wenn auch das Sexualverhalten entsprechend ist. Denken wir etwa an den Fabrikanten Oskar Schindler (der Held im Film „Schindlers Liste“), der ein rechter "Schürzenjäger" (allerdings wohl kein "Don Juan") gewesen sein soll, also im Hinblick auf die Liebe eher recht oberflächlich war. Doch können solche Menschen gerade in Extremsituationen durchaus sehr hohe menschliche Leistungen erbringen, einfach weil sie wagemutiger, spielerischer, pfiffiger sind als die typischen „Braven“. Es ist ja nicht zuletzt auch ein Anliegen dieses Buchs, dass die „Braven“ munterer werden! Zudem sind Menschen mit einem Konzept von Verantwortlichkeit und Rücksichtnahme einfach reifer und im vernünftigen Sinn emanzipierter. Ob also wirklich reife Menschen etwa all das Negative machen würden, was heute oftmals weitgehend als normal gilt? Ob man Kriminalität, Geschlechterkampf, alle möglichen und unmöglichen sexuellen Fehlverhalten, Drogenmissbrauch, Korruption und überhaupt jedwede Form von Verantwortungslosigkeit und Bösartigkeit nicht auch als Kennzeichen von Unreife und von mangelnder Emanzipation sehen kann? Und noch die sehr praktische politische Dimension des in diesem Buch vertretenen Konzepts: Wenn Menschen mehr Verantwortlichkeit und Fürsorge füreinander empfinden und auch praktizieren, so bedeutet das durchaus eine Entlastung des Staatshaushalts! Gerade die Kosten des Staates etwa für Unterhalt von Frauen mit Kindern, wo sich die Väter ihrer Verantwortlichkeit entzogen haben, sind nicht unerheblich, sie betragen pro Jahr mehrere Milliarden Euro. Diese Kosten würden ja wegfallen. Ich habe hier vor allem den Beitrag des Erfurter Ethnologen Wolf Wagner aus dem Internet mit seiner freundlichen Genehmigung übernommen, den es allerdings nicht mehr im Internet gibt. Doch Sie können unter "Derek Freeman" im Internet fündig werden. Und wir lesen auch im "Neuen Lexikon der populären Irrtümer" von Walter Krämer u. a., Aktualisierte Taschenbuchausgabe, Oktober 2000 unter "Samoa" dasselbe... Die Südsee-Idylle ist also längst widerlegt. Und trotzdem läuft unsere Sexualkunde weiter nach diesem Modell, das es gar nicht gibt. Und das nennt sich dann "wissenschaftlich", ich würde es allerdings als voll-pseudowissenschaftlich bezeichnen! Die Frage stellt sich natürlich, warum sich das alles so hält? Na klar, Wunschdenken! Und wenn jemand, der kein Kostverächter ist und es mit der Sexualmoral nicht so genau nimmt und glaubt, sich dabei auf Forschungen bei irgendwelchen Naturvölkern berufen zu können, dann ist er doch fein heraus. Der wird also schon von daher kein Interesse haben, genauer hinzusehen! Du
siehst, auch von der Schule ist nichts zu erwarten! Die begnügen
sich damit, den jungen Menschen zu erklären, wie sie die Kondome
verwenden... Das hat doch wohl schon eher etwas mit Ignoranz oder
sogar mit ausgesprochener Unmoral zu tun?
Und den schulischen Religionsunterricht, der ja zumindest bei uns schließlich auch vom Staat, also vom Steuerzahler, bezahlt wird, gibt es durchaus auch deswegen, damit die (jungen) Menschen, die mit ihrer Freiheit nicht klar kommen, noch irgendeinen seelischen Trost haben, wenn sie mit ihren freien Entscheidungen einmal nicht mehr klar kommen sollten. Denn ein wirkliches Konzept wird den jungen Menschen in diesem Unterricht ja auch nicht erzählt! Soweit zu den Aufgaben des Staates. Jedenfalls darfst du dir für das Gelingen deiner Liebe vom Staat keine Hilfe im Hinblick auf ein sinnvolles Konzept erhoffen. Wir müssen ja auch bedenken, dass der Staat für alle da ist und er muss für alle gleichermaßen sorgen. Ein Konzept etwa nur für Mädchen, die noch Jungfrau sind, wäre nun wirklich keine staatliche Aufgabe! Liebe
Grüße
3. Für die Feministinnen und für die Emanzipationsbewegung ist eine bewusste Jungfernschaft sowieso der reinste Horror! Marlene: Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, dass sich niemand wirklich um die echte Moral der Mädchen kümmert, also dass sie intelligent genug sind, nicht mit dem Sex bei einem, der gar nicht gut für sie ist und wo es hinterher nur schmerzhafte Erinnerungen gibt, anzufangen. Du siehst überall nur veräußerlichte Moral und frommes Getue. Aber da sind doch heute die Feministinnen und da ist dann doch auch die Emanzipationsbewegung der Frauen? Was hältst du denn von denen? Michael: Die kannst du doch alle durch die Pfeife rauchen, die doch schon gar nicht! Denen geht es doch nur darum, dass sie einerseits ihren Männerhass aufrecht erhalten und dass andererseits Frauen über ihren Körper bestimmen dürfen, also auf gut Deutsch, dass sie die Freiheit haben, herumzuvögeln, wie sie wollen, und dass das folgenlos bleibt, und dass man nicht schlecht darüber redet. Sie nennen das dann sexuelle Selbstbestimmung und sehen sich dabei in einer Kampfgemeinschaft mit wirklich unterdrückten Frauen in asiatischen und afrikanischen Ländern. Doch bei uns geht es nun wirklich um anderes als um Genitalverstümmelung und Zwangsverheiratung. Du musst dir mal klar machen, was das heißt, dass gerade auch die Feministinnen den Mädchen gar nicht die Fähigkeit zutrauen, mit Intelligenz und Moral an die Männer heranzugehen. Das ist doch ein Armutszeugnis für diese Frauen selbst! Denn sie können hier doch nur von sich auf andere schließen! Und von der Jungfernschaft halten die doch alle überhaupt nichts, die ist für die ein Übergangsstadium von Mädchen, die noch nicht reif genug sind, was die eben unter „reif“ verstehen, und alles Engagement für die Jungfernschaft wäre für die ja doch nur ein Buckeln vor dem Machismo der Männer, die so etwas wollen. Und sie lassen den Männern sowieso keine Chance: Entweder die Männer sind Schweine, und wenn sie es nicht sind, dann sind sie krank oder impotent oder schwul. Wie die Männer es machen, machen sie es falsch. Merken diese Frauen eigentlich nicht, was für einen Schrott sie in ihren Köpfen haben? Dass es auch vernünftige Männer geben kann, sprengt jedenfalls den Rahmen ihres Vorstellungsvermögens. Und wenn sich ein Mann für den Spaß an der Nacktheit einsetzt, dann ist der doch genauso ein Schwein, denn der benutzt ihrer Meinung nach doch auch dabei nur die Frauen, hier eben um sich aufzugeilen. Dass Männer sehr oft gar nichts damit zu tun haben und dass zumindest zunächst einmal die Mädchen eine schöne Offenheit auch gut finden und durchaus Männer dazu anstiften, das verdrängen sie. Dabei: Stell dir einmal vor, du wirst von Männern beobachtet, ohne dass du das mitbekommst. Was schadet dir das denn, vor allem, wenn du dabei nun wirklich nichts Problematisches tust? Ist das nicht etwas völlig anderes, als wenn du Sex hast? Und wenn du dabei auch noch siehst, dass dieser Mann dich sieht, wo ist der Unterschied? Das einzige wäre doch, dass der sich gefälligst auch ausziehen sollte nach dem Motto "gleiches Recht oder eben gleiche Offenheit für alle"! Sieh mal, da gibt es in der Medizin doch längst wissenschaftliche Verfahren, die Zusammenhänge von Krankheiten zu erkennen. Wie das geht, möchte ich kurz am Beispiel des Brustkrebsrisikos nach den Wechseljahren skizzieren. Ich zitiere aus einem Beitrag in der Welt ("Rad fahren statt Hormonersatztherapie") vom 1. 2. 2011: Rund 10 000 Frauen, darunter 6386 Kontrollpersonen und 3074 Patientinnen, die nach dem Eintritt der Wechseljahre an Brustkrebs erkrankt waren, haben die Forscher in der Marie-Studie (Mammakarzinom-Risikofaktoren-Erhebung) untersucht und nach ihren Lebensgewohnheiten befragt. Sie konzentrierten sich auf Aspekte wie die Einnahme von Hormonen zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden, körperliche Aktivität, Übergewicht und Alkoholkonsum. Sie galten als Risikofaktoren für die Entstehung von Brustkrebs. Mithilfe der Daten haben die Forscher den Anteil an Krebsfällen berechnet, die sich auf einen bestimmten Risikofaktor zurückführen lassen. Deutlich wurde, dass von den veränderbaren Lebensstilfaktoren vor allem die Hormonersatztherapie und zu wenig körperliche Bewegung das Erkrankungsrisiko für Brustkrebs steigern.“ Ja, so gehen die in der Medizin also vor. Ich frage mich, wäre das nicht eine interessante Aufgabe gerade von Frauen, mit solchem wissenschaftlichen Verfahren zu untersuchen, warum Mädchen ihre Jungfernschaft aufgeben, was die in ihren Köpfen haben, dabei eventuell sogar auf Lügen der Männer reinzufallen, welche Zusammenhänge es gibt, welche Rolle also auch die Angst vor der Nacktheit spielt und auch vernünftige Informationen durch wen auch immer - doch da kommt nichts. Die schimpfen allenfalls darauf, was so läuft, doch konstruktiv passiert da doch rein gar nichts! Also, von den Feministinnen ist gar keine Unterstützung zu erwarten! Und wenn sich ein Mann dafür einsetzt, dann ist das für die dann doch nur ein Indiz dafür, dass er ein Jungfrauenfetischist oder gar Jungfernhäuchenfetischist ist, also entweder krank ist oder ein Macho. So einfach ist das für die. Klar, wenn sie selbst die Jungfernschaft nicht mehr haben, wieso sollen sie dann auch etwas Positives dran finden und auch etwas für den Spaß haben, den ein Mädchen damit haben kann? Wenn das nicht Männerfeindschaft oder gar Männerhass - aber auch Mädchenhass ist? Und vor allem, wenn die Jungfrauen auch noch mit der Nacktheit keine Probleme haben! Und selbst die Frauen, die mit den Freiheiten der Feministinnen nichts zu tun haben und die für Jungfräulichkeit und Moral und daher für die Enthaltsamkeit vor der Ehe plädieren, kommen mit einer mal wirklich aufgeklärten Einstellung von Jungfrauen nicht klar: Denn diese Frauen sind im Grunde nur dafür, etwas nicht zu tun - und etwas einfach nur nicht zu tun, ist nun einmal immer auch etwas Negatives. Und etwas Negatives kann nun einmal gerade für junge Menschen nie und nimmer ein so attraktives Ziel sein, dass sie da auch wirklich mitmachen und vor allem auch dabei durchhalten. Ein akzeptables Ziel muss einfach von vornherein etwas Positives sein, und nicht in einer mehr oder weniger fernen Zukunft sondern hier und jetzt! Und wenn ich nun das sage und als Ziel eine "Phase der Ästhetik" setze, wie ich sie auf der Internetseite nenne, also die Freude an der Nacktheit, am Kuscheln ohne Sex, was alles ja auch einen für junge Menschen attraktiven Erfahrungen-machen-Effekt hat, dann mauern die auch. Nein, das wollen die auch wieder nicht, warum auch immer. Überhaupt: Wenn ich mein Konzept vorlege, dann gelte ich bisweilen als eiskalter, gefühlloser und unmenschlicher Rationalist. Ich kenne das. Doch wie soll ich denn anders vorgehen als über Denken in Plausibilitäten? Und eigentlich müssten alle diese ach so menschlichen Frauen doch endlich einmal einsehen, dass es über ihre "warme, gefühlvolle und menschliche Tour", die sie so befürworten, nicht funktioniert, dass die Mädchen immer wieder mit den Sexgeschichten anfangen und auch mit enttäuschenden. Ich höre doch immer wieder, wie Mütter ihre Töchter trösten. Doch sie merken es einfach nicht, dass sie es doch selbst waren, die zumindest mit Schuld daran haben, dass ihre Töchter in diese Schwierigkeiten kamen. Ja, wie kommt´s? Der Grund ist möglicherweise ein unterschiedliches Denken von Menschen, die etwas hinter sich haben, und anderen, die etwas noch vor sich haben. Und wenn diejenigen, die etwas hinter sich haben und dabei negative Erfahrungen hatten, jetzt andere warnen wollen, dann kommen sie dabei eher zu einer Ablehnung von allem, was mit Sexualität zu tun hat, bis hin zu einer weinseligen Moralisiererei. Doch für jungen Menschen, die nicht solche Erfahrungen haben, wirkt solche Ablehnung und Moralisiererei eher veraltet und unrealistisch. Und so suchen sie sich dann ein Schlupfloch, schließlich doch zu machen, wonach ihnen ist. Und das geschieht dann im allgemeinen ja ohne richtiges Nachdenken. Was wäre aber, wenn die jungen Menschen die geistige Energie, die sie darauf verwenden, Schlupflöcher zu suchen, darauf verwenden würden, das, was sie machen, auch vernünftig zu machen? Ich kenne eine Frau, der vor vielen Jahren, als sie noch jung war, von ihren Eltern verboten wurde, Fahrrad zu fahren, weil das zu gefährlich sei. Und sie hat es dann doch gemacht, als sie in den Ferien auf einem Bauernhof und also weg von ihren Eltern war. Und natürlich hat sie einen Unfall gebaut. Die Eltern haben vermutlich gesagt, dass sie es ja gleich gewusst haben. Doch was wäre gewesen, wenn ihre Tochter ihre geistige Kraft nur dafür hätte einsetzen können, vernünftig zu fahren, damit kein Unfall passiert? Ja was soll ich noch mehr sagen? Ich wünsche dir dennoch alles Gute - und liebe Grüße! Michael Anmerkung: Allenfalls die eigenen Eltern könnten noch echtes Interesse an euch haben, doch die können ja leider sehr oft ihre Hilflosigkeit nicht überwinden...
Es bleibt also dem Zufall überlassen, ob man etwas mitbekommt, dass man die Menschenkenntnis hat, nicht reinzufallen und den für einen geeigneten Partner zu finden. So wie ich sehe, sieht sich da niemand zuständig. Ganz schön besch.... Ich sehe schon, du hast dir da wirklich eine echte Aufgabe heraus gesucht! Wenn ich nur wüsste, wie ich dir helfen kann! Liebe
Grüße 4. Eigentlich
sollte es doch gerade unserer christlichen Religion – und gerade
auch dem historischen Jesus – um eine bessere Welt gehen, um eine
Welt der Liebe. Doch auch "die" sehen sich nicht zuständig. Vorbemerkung:
Eigentlich ist der Sinn der Sexualmoral der Kirche(n) doch genau die
damit verbundene Harmonie. Und wenn die jungen Menschen hierbei
Fehler machen und etwa schlimme Enttäuschungen erleben, dann ist -
nach der wohl wichtigsten Regel moderner Pädagogik - die Schuld
dafür nicht bei den jungen Menschen zu suchen, sondern bei den
Pädagogen, die sie eben nicht vernünftig angeleitet haben.
Für
den Verfasser ist es nun nicht vorstellbar, dass junge Menschen nicht
die Fähigkeit besitzen sollten, nach sinnvollen Konzepten zu leben
und auch dafür rechtzeitig empfänglich zu sein. Und so gibt er sich
nun nicht mit irgendwelchen Ausreden zufrieden, warum hier etwas
nicht geht, sondern er sucht nach den Ursachen der Fehler und
erarbeitet Konzepte, damit sie nicht mehr gemacht werden. Begonnen
hatte sein Engagement vielleicht mit prägenden Erfahrungen mit
(Bundeswehr-)Soldaten einerseits (siehe
http://basisreligion.reliprojekt.de/lacourt.htm
)
und mit Kindern andererseits (siehe
http://basisreligion.reliprojekt.de/caritas69-70.htm). Ich meine doch, dass es ganz wunderbar für mich ist, dass wir diesen Mailwechsel miteinander haben und dass du gerade auch mir damit hilfst, ein Buch zu machen, damit auch anderen geholfen wird. Schön wäre es ja, wenn es etwas wird, dass junge Leute von sich aus an andere weitergeben. Denn die Erwachsenen kann man bei dieser Thematik eigentlich alle vergessen, die wollen oder können einfach nicht. Dabei sollte es doch nun wirklich eine Instanz geben, für die das das Anliegen ist, die sich also kümmert. Es ist schon interessant für mich, dass es zunächst einmal für dich völlig rätselhaft war, wieso ich christliche Religion und Sexualmoral zusammen bringe - und als Religionslehrer motiviert bin, mich zu kümmern... Dabei ist doch gerade die Liebe das Anliegen unseres Glaubens oder sollte es doch wenigstens sein! Doch die haben wir auf die Nächstenliebe reduziert, also anderen zu helfen, die in materieller Not sind. Ansonsten werden wir bei der Frage nach dem Paradies, also dem Zustand einer heilen Welt, auf das Leben nach dem Tod vertröstet. An das Gelingen der Liebe zwischen Mann und Frau hier und jetzt, das ja auch etwas mit dem Paradies zu tun hat, denkt da keiner mehr - das ist kein Thema. Und gar wenn es um die ersten Beziehungen eines jungen Menschen geht - erst recht kein Thema! Eine junge Besucherin meiner Website erzählte mir, dass sie ihrem Pfarrer in einem längeren Brief meine Website begeistert vorgestellt hätte mit Hinweis, dass das doch etwas für den Kinderreligionsunterricht sei. Doch der Herr Pfarrer hätte nur abgewunken: "Das sei alles zu privat..." Oder: Befreundete Religionslehrer meinten zu mir, wieso ich mich um so etwas so kümmere, sie hätten auch ihre vorehelichen Beziehungen „anderweitig“ gehabt – und es hätte ihnen doch nicht geschadet... (Dass aber davon manche Menschen zeitlebens Probleme haben, manche sogar an der Prostitution landen, dass es anders auch viel schöner und unkomplizierter sein könnte, das kommt ihnen nicht in den Sinn.) Als ich mich einmal mit einem anderen Religionslehrerkollegen über "das Thema" unterhielt, wurde ich nicht ganz schlau, was er meinte, und ich fragte zurück: "Du meinst also, wenn die Jungfernschaft der Mädchen vorbei ist." "Ja, genau", antwortete er. Klar, dann hat die liebe Seele Ruh und die Mädchen können nach Meinung vieler, und nicht nur dieses Kollegen, anfangen, normal zu werden. Vorher haben sie offensichtlich eher Flausen im Kopf mit wenig Bezug zur Realität. Dass ich dafür in der Erziehung zur Scham die Schuld sehe, ist vielen allerdings unzugänglich. Dabei ist das doch nun wirklich nicht weit hergeholt: Wer auf eine Scheinmoral vertraut, der lebt eben in einer Scheinwelt oder auch "neben der Rille". Oder: Als ich einmal eines meiner Bücher einem Pfarrer gab und er sich offensichtlich dafür interessierte, weil er auf die Gleichgültigkeit der Menschen heute kam (huch, dachte ich schon, wie toll!), sagte er, dass alles seelische Unglück heute nur daher käme, weil die Menschen nichts mehr von der Beichte hielten... Ach so, dachte ich, dass sie also erst einmal etwas falsch machen. Dass man doch daran etwas tun könnte, dass die jungen Menschen gleich alles richtig machen, ist kein Thema für ihn. Ich habe auch an kirchliche Akademien geschrieben, ich würde gern einmal Vorträge halten, immerhin sei das doch alles etwas für sie, doch entweder kam eine Absage mit fadenscheinigen Begründungen oder Schweigen. Wir haben in den letzten Monaten (des Jahres 2010) viel über den sexuellen Missbrauch gerade auch von katholischen Priestern gehört. Nach dem, was wir jetzt mitbekommen haben, stellt sich die Frage, ob das Ausrutscher oder vereinzelte Pannen in einem ansonsten gesunden System waren oder ob das nicht eher die Spitzen von Eisbergen in einem zutiefst pervertierten und reformunwilligen System sind. Es bestätigen sich also immer wieder die Vermutungen meiner Freunde und auch meine eigenen, dass von keiner offiziellen Seite irgendein Interesse besteht, dass gerade die jungen Menschen die Gebote Gottes und gerade das Gebot von der "Heiligkeit der Ehe" auch wirklich leben. Ja was wäre denn dann mit dem eigenen sehr oft doch recht fragwürdigen Sinn des Lebens dieser Menschen, wenn ein wunderschöner und bezaubernder Sinn doch so leicht und spannend hätte erreicht werden können? Und das betrifft jetzt nicht nur die Eltern und die Lehrer und Feministinnen, das betrifft auch und gerade auch Kirchenmenschen! Gerade für die wäre ja alles umsonst gewesen, was ihnen bisher als hoch und heilig galt, ihre oft mehr oder weniger verkrampfte Ehelosigkeit, die Hochgeistigkeit, die Selbstvertröstung auf das Leben nach dem Tod – kurz: alles das, was für sie so hoch und heilig ist. Und dann wären ja auch alle diejenigen blamiert, die diese Regeln des Paradieses selbst nicht halten und die dann behaupten, es ginge gar nicht, sie zu halten (irgendeine Ausrede muss man ja haben, schon Mist, wenn die nicht mehr möglich ist). Und dann entfiele natürlich auch ein Herrschaftsinstrument, wenn man die Menschen erst einmal falsch handeln und in Probleme geraten lässt (und dass diese Probleme für sie regelrecht zum "Sinn des Lebens" werden!) und ihnen dann die Vergebung eines Gottes predigen kann mit der Aussicht auf ein (unbeweisbares) Leben nach dem Tod - wenn sie nun endlich das tun, was man ihnen sagt. Nein, Jungfrauen haben wirklich keine Lobby! Und wenn man also euch Angst vor den Jungen macht, dann lasst euch sagen, dass die noch die harmlosesten sind! Nicht zuletzt haben die Jungen ja auch einen Vorteil, wenn ihr gut seit und sie mal besser nachdenken! Also seid ihr jungen Leute dran, ihr müsst euch schon um euch selbst kümmern! Marlene: Ich muss dich hier einmal unterbrechen: Ich komme da nicht mit, also die in der Kirche lassen das alles laufen, obwohl sie wissen oder wenigstens wissen könnten, dass sie etwas machen könnten, dass solche Fehler gar nicht mehr passieren? Das sieht ja ganz danach aus, dass sie bewusst etwas falsch machen oder auch nicht tun, weil sie wissen, dass sie von den Gläubigen mehr profitieren, wenn die erst einmal die Fehler begangen haben? Das wäre doch nicht nur einfach Weggucken, das wäre ja geradezu Böswilligkeit? Michael: Du sagst es! Und keiner kann sich herausreden, er wüsste nichts. Denn - ich weise noch einmal darauf hin - gerade in der katholischen Kirche gibt es ja die Beichte und es gibt immer wieder Menschen, die beichten gehen und sich anklagen, was da alles falsch gelaufen ist. Priester könnten also nachfragen und sich schlau machen, doch ganz offensichtlich geschieht nichts in dieser Richtung! Ich habe mich über diese Möglichkeit eines "Feedbacks" einmal mit einem Expriester unterhalten, dem ich abkaufe, dass er tatsächlich aus ethischen Gründen sein Priestersein aufgegeben hatte, auch der ist nie auf die Idee gekommen, dass die Anklagen in der Gläubigen in der Beichte auch Anklagen gegen die Priester sein könnten. Marlene: Ist das nicht dasselbe, wie wenn Autofabriken bewusst fehlerhafte Autos herstellen würden, die zu Unfällen führen, weil die Chefs dort wissen, dass sie an der Reparatur der Unfallschäden mehr verdienen und auch mehr Macht ausüben können als an vernünftigen Autos! Die Personenschäden oder gar die Toten sind ihnen egal... Unglaublich! Ich muss da immer an meine beiden Freundinnen denken, das hätte alles wirklich nicht sein müssen, was denen da passiert ist. Michael: Genau diese Gedanken hatte ich auch und sie ließen mir keine Ruhe. Und wo ganz offensichtlich der Missbrauch der Sexualität und auch der Frauen schon etwas mit Religion zu tun hat, war das auch immer wieder ein Thema in meinem Schulunterricht und auch mit Freunden und Bekannten. Irgendwann kamen wir dann einmal auch auf die Erzählung in der Bibel, wie eine Frau gesteinigt werden soll und wie Jesus diese Frau davor bewahrt, diese Geschichte kann eigentlich nur eine Geschichte in dieser Richtung sein. Doch überzeuge dich selbst - kann man denn diese Geschichte auch anders deuten als wie ich sie deute? Du fragst, wie du mir helfen kannst? Vielleicht indem du das liest, was ich so schreibe - und kritisch bist? Damit ich das so überarbeiten kann, damit auch andere das verstehen, wenn sie es lesen? Ich gebe hier einmal wieder, wie ich Jesus inzwischen sehe: KRIMINOLOGISCHER ANSATZ - eine immerhin sehr schlüssige Theorie zum wirklichen ("historischen") Jesus. Und dass diese Theorie bei den "Kirchenleuten" im Allgemeinen auf frostiges Schweigen stößt, ist für mich ein gutes Argument, dass sie genau die richtige ist oder zumindest sehr nahe dran an der richtigen.... Ganz kurz: Die Kreuzigung Jesu war ja ganz offensichtlich ein Justizmord. Denn die Tatbestände, deretwegen Jesus angeblich verurteilt wurde, waren selbst damals eher lächerlich, etwa, dass er gesagt hätte, er sei Gottes Sohn. Ganz abgesehen davon, dass er das vermutlich nie von sich selbst behauptet hat, wäre das selbst nach damaliger Gesetzeslage überhaupt kein Straftatbestand gewesen: Die Römer (als Besatzungsmacht) waren viel zu aufgeklärt, so etwas als strafwürdig anzusehen, selbst wenn das jemand von sich behauptete, und für die Juden war jeder männliche Jude sowieso ein "Sohn Gottes" - anders wie etwa bei den Ägyptern, wo nur der Pharao "Sohn Gottes" war. Also warum wurde er dann hingerichtet? Und ich meine, bevor die Theologen anfangen, das alles theologisch zu interpretieren, sollten erst einmal die Kriminalisten näher hinsehen, um was es nun damals wirklich ging. Es geht hier um die theologische Frage nach dem wirklichen, nach dem historischen Jesus schlechthin, die in unserer theologischen Wissenschaft seit etwa 250 Jahren diskutiert wird. Der bekannte Urwaldarzt aus Lambarene Albert Schweitzer (1875 - 1965), der auch ein bedeutender (evangelischer) Theologe war, hat dazu allerdings gesagt, dass wir heute diesen historischen Jesus gar nicht mehr erkennen könnten, weil jeder Theologe irgendwie seine eigenen Vorlieben hat und die in das, was uns über Jesus überliefert ist, hineininterpretiert (siehe Leben-Jesu-Forschung). Aus der Forschung eines Theologen kommt also eh nur das heraus, was er selbst sehen will. Mich hat nun die These Albert Schweitzers, dass man den historischen Jesus leider nicht erkennen könnte, weil ihn jeder Theologe nun einmal sozusagen durch seinen "eigenen Filter" sieht, natürlich nicht befriedigt. Denn das hieße ja, dass wir unter Umständen einen Jesus verkündigen, den es so gar nicht gab, und dann auch eine Lehre, die der wirkliche Jesus gar nicht wollte, dass wir also die Menschen belügen und "unser eigenes Süppchen kochen" und uns dabei dann noch auf Jesus berufen. Um also aus einer offensichtlichen Sackgasse auszubrechen, hat mich die These Schweitzers nun zu der Idee motiviert, einmal nicht die typischen Wissenschaftler reden zu lassen, sondern Menschen zu beobachten oder zu befragen, wie es sie auch heute noch gibt und die nun einmal eher dem Umfeld Jesu, wenn nicht gar seinem Freundeskreis, entsprachen oder eben entsprechen. Auf alle Fälle waren das alles keine Priester und auch keine typischen Theologen, ja es waren überhaupt nicht Menschen, die irgendetwas mit Religion zu tun hatten, jedenfalls nicht mehr oder zumindest nicht viel mehr als vielleicht die Durchschnittsmenschen bei uns heute. Und gehen wir doch einmal davon aus, dass sich gerade in den zwischenmenschlichen Dingen besonders in manchen Gegenden der Erde und auch in manchen Gesellschaftsschichten so schnell nichts ändert, dass wir also auch etwas erkennen können, wenn wir die Menschen beobachten, die heute in der Gegend Jesu wohnen - natürlich eher die traditionellen Bewohner und weniger die "Hinzugezogenen". Um was für Menschen dreht es sich also, mit denen Jesus zu tun hatte, die seine Freunde und Bekannten waren? Einerseits sind das nun die Orientalen (beziehungsweise die "Vorderorientalen"), andererseits sogenannte „einfache Leute“, mit denen man zusammen kommt, wenn man etwa - wie vermutlich Jesus - Wanderarbeiter ist und Häuser baut. Ja, wandernder Häuserbauer in einem Familienbautrupp war er nach neueren Erkenntnissen vermutlich, so wie etwa "polnische Freunde", die ja auch schon mal bei uns einen Bau hochziehen bzw. hochgezogen haben... Und zu der Umwelt Jesu hat der ehemalige "Nazitheologe" (nämlich der akademische Direktor des "Instituts zur Erforschung jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben" zur Nazizeit, das damals von elf protestantischen Landeskirchen finanziert wurde) und nach dem Krieg schließlich der Rektor des evangelischen Eisenacher Katechetenseminars Walter Grundmann (1906 – 1976) in seinem Buch "Umwelt des Urchristentums" geschrieben, das es kaum Zeugnisse gibt, „aus denen erkennbar ist, dass (zur Zeit Jesu) zwischen Mann und Frau eine Gemeinschaft des Verstehens und des Lebens besteht“ (Band 1, S. 177) und dass die Frau „der Willkür des Mannes ausgeliefert war“ (ebd. S. 178), und dass es Jesus war, der den Frauen ihre Würde zurückgab, der „die Einehe aus Gottes Willen als unauflöslich begründet und sie vor der Willkür des Mannes schützt“ (ebd. S. 180). Es war zur Zeit Jesu also eine typische Machogesellschaft, wie wir sie auch heute noch im Orient bis hin in die Türkei kennen, ich denke hier etwa an die Bücher von Necla Kelek. Geändert hat sich ganz offensichtlich in dieser Region der Welt tatsächlich nichts oder nicht viel, Traditionen im Umgang zwischen Mann und Frau halten sich eben hartnäckig. (Der schlimme Irrtum von Walter Grundmann dürfte allerdings der gewesen sein, dass er den Machismo zur Zeit Jesu als typisch jüdisch ansah, doch viel eher ist es wohl so, dass er typisch orientalisch war und ist und dass die Juden das einzige Volk waren, in dem es wenigstens hin und wieder Männer <„Propheten“!> gab, die gegen diesen Machismo vorgingen – insofern war Jesus also eher typischer Jude! Hier lag Grundmann also offensichtlich nicht richtig, doch wo er richtig lag, da lag er eben richtig! Das mag eben die Crux eines engagierten Wissenschaftlers sein, wenn er etwas richtig sieht, dann meint er auch schnell, alles richtig zu sehen.) Und zu den sogenannten "einfachen Leuten": Ich hatte einmal mit einem Nachbarn, einem alten Bauern, der vor einigen Jahren sein Bauernhaus "draußen in den Feldern" aus den Dreißigerjahren umgebaut und an einen Zuhälter vermietet hatte, über den historischen Jesus und über die (Sexual-)Moral vor zweitausend Jahren und heute diskutiert. Und als dieser Bauer nun auch von den Partys erzählte, die bei seinem illustren Mieter liefen und von denen er mitbekommen hatte, dass da auch schon mal Kriminalisten dabei waren, die mit den "Freundinnen" des Zuhälters auch mal im Separee intim wurden (also "Korruption mit umsonstenem Geschlechtsverkehr"), rutschte es mir heraus, was denn wäre, wenn einmal eines dieser Mädchen das an "höherer Stelle" angezeigt hätte? Und dann kam ich auf die Überlegung, ob in der Erzählung von der Sünderin in Johannes 8 nicht auch um so etwas gegangen sei. Die Begründung mit der Unmoral der Frau war ja wohl nur eine Scheinbegründung der Männer, die ja auch alle „Sünder“ waren, also dasselbe taten wie diese Frau. Hatte man also diese Frau auflaufen lassen, um sie zur Warnung für die anderen Frauen umzubringen, weil sie sich nicht so verhalten hatte, wie die üble Männergesellschaft damals es wollte? Und da stimmte er mir in seinem kölschen Dialekt zu: „Na klar, deswegen erzähl´ ich dir dat doch, dat is doch immer datselve...“ Und Jesus hatte das damals offensichtlich durchschaut. In der Bibel geißelt Jesus zwar nicht den "Machismo", sondern die "Hartherzigkeit", und damit ist wohl dasselbe gemeint. Also war das der wirkliche Grund, warum man Jesus schließlich beiseite geschafft hatte? Er hatte wohl ganz einfach diese Machogesellschaft damals voll ertappt und versucht, etwas dagegen zu unternehmen? Jedenfalls bietet die Erzählung, wie eine "Ehebrecherin" gesteinigt werden soll und wie Jesus das verhindert, einen Hinweis auf die wirklich üble Machogesellschaft, die damals ganz offensichtlich herrschte - und diese Geschichte könnte nun auch, anders als die oft doch sehr merkwürdigen Wunder, tatsächlich passiert sein, warum auch nicht, so etwas gibt es ja im Orient auch heute noch bisweilen! Diese Geschichte scheint also nun wirklich nicht auch wieder nur so eine Legende zu sein! Ja, was wird hier gespielt? Da gibt es nun schon so eine Frau im Dorf oder im Städtchen, zu der die "Singles" oder auch die Ehemänner, die einmal "eine Abwechslung" von ihrer Ehefrau suchen (man war ja ohnehin oft recht unfreiwillig verheiratet worden), hingehen können - und dann soll die gesteinigt werden - und dazu noch von Männern, die allesamt auch nicht "ohne Sünde" sind, die also alle schon mal dasselbe treiben wie diese Frau. Dass es sich um eine Prostituierte handelte und nicht um eine Ehefrau, geht aus der Art und Weise der vorgesehenen Bestrafung hervor: Verheiratete Frauen wurden nach damaliger Gesetzeslage nämlich erdrosselt, unverheiratete gesteinigt - und eine Unverheiratete, die Geschlechtsverkehr trieb, galt damals eben als Prostituierte. Ach ja, und wie wurde man damals eigentlich Prostituierte? In der Bibel finden wir diesbezüglich im Anhang des Buchs Daniel die Erzählung von der schönen Susanna, denn einer Frau, die sich wie in dieser Geschichte erpressen ließ, blieb in der damaligen Männergesellschaft schließlich nur die Prostitution übrig, wenn sie weiter leben wollte. Besonders fein und schon gar nicht frauenfreundlich wird es also nie gewesen sein, was diesbezüglich damals so lief. Ja, warum nun wird eine Prostituierte hingerichtet, selbst wenn das nach damaliger Gesetzeslage so sein sollte, was aber dann doch nie passierte. Und wann etwa wird eine Frau schon auf frischer Tat erwischt - und das war die Bedingung damals - und dazu auch noch von zwei Zeugen? Ich frage einmal Sie hier, lieber Leser: Wie oft schon haben Sie zwei Leute beim Sex auf frischer Tat erwischt? Und haben Sie wirklich genau gesehen, was die beiden getrieben haben? Und haben Sie denn wirklich kontrolliert, ob die beiden nicht doch verheiratet waren, dass also gar kein strafwürdiges Verhalten vorlag? Und hatten Sie dafür dann auch noch einen Zeugen? Und wenn Sie also schon zwei Zeugen sind und Sie wären einer von ihnen, wären Sie dann wirklich so böswillig, die beiden zur Anzeige zu bringen, wo Sie doch wissen, dass das gerade für die Frau die Todesstrafe bedeutete? Und wenn Sie selbst sowieso auch nicht ohne Sünde, also auch kein Kostverächter sind, so steht es ja in der biblischen Erzählung, hätten Sie dann nicht mehr davon, die Frau leben zu lassen, wenn die sich auch mal Ihnen zum Sex zu Verfügung stellt - diesmal natürlich gratis, klar? Viel zu viele Unwahrscheinlichkeiten! Also worum ging es hier nun wirklich? Die Sache kann eigentlich nur die sein, dass die Frauen damals langsam aufmuckten, weil sie sich nicht mehr von den Männern alles gefallen ließen. Vielleicht war das eine Zeiterscheinung, vielleicht hatte sich die Predigt Jesu herumgesprochen, vielleicht war aber auch Jesus in gewisser Weise ein Kind der Zeit, der die damaligen Missstände beim Umgang mit Frauen und mit der Liebe nur besonders pointiert zur Sprache brachte? Gegen die Sünde (also den Missbrauch der Frau), für die Liebe, gegen die Heuchler... Wir wissen es nicht, können uns aber einiges ausrechnen, dass und wie er sich für die Frauen einsetzte und dass möglicherweise sein Ansatz die Anklage gegen dieses männliche Missbrauchsverhalten war, das er als Sünde anprangerte. Und dass es ihm keinesfalls gegen jede Form von Sexualität ging sondern nur um den Missbrauch? Also musste von Seiten der damaligen Männergesellschaft wieder einmal gegenüber den Frauen "hart durchgegriffen" und ein Exempel statuiert werden. Und so fädelte man es ein, dass eine Frau beim Sex mit einem Freier, der natürlich eingeweiht war und rechtzeitig abhauen konnte, auf frischer Tat ertappt wurde und die dann sozusagen offiziell wegen Ehebruchs angeklagt, verurteilt und hingerichtet werden sollte. Ach ja, wieso wurde der betreffende Mann denn eigentlich nicht mit erwischt? Natürlich, die Richter, womöglich waren auch Priester und Pharisäer drunter, waren alles anständige und ehrenwerte Männer, denen es natürlich nur um die Moral ging. Und es blieb ihnen ja nichts anderes übrig, als eine solche angeklagte Frau zu verurteilen, schließlich sprach ja alles gegen sie, da waren die Zeugen, da war der Straftatbestand, da waren die Gesetze. Die Frage ist natürlich: Merkten die wirklich nicht, was hier gespielt wurde oder stellten die sich nur so dumm und unwissend oder steckten sie sogar mit den Anklägern unter einer Decke? Man wird ja mal fragen dürfen? Und zufällig war man auf dem Weg zur Hinrichtung nun auf Jesus gestoßen und glaubte, auch noch ihn hereinlegen zu können, indem man ihm eine Falle stellte, wie er zu dieser geplanten Hinrichtung stand. Denn wenn er gesagt hätte, dass die erwischte Frau nach den Gesetzen des Mose hingerichtet werden müsse, dann hätte man ihm vorwerfen können, dass er nicht zu den aktuell gültigen römischen Gesetzen hielt, nach denen Ehebruch natürlich kein todeswürdiges Verbrechen war. Hätte er dagegen gesagt, dass sie nach den derzeit gültigen Gesetzen der Römer nicht hingerichtet werden dürfe, dann hätte man ihm Verrat an den Gesetzen des Mose, nach denen Ehebrecher hingerichtet werden mussten, vorwerfen können. Wie Jesus also antworten würde, er würde es immer falsch machen. Doch Jesus durchschaute die fragenden Männer und entlarvte sie ("wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein"), er wusste genau, was gespielt wurde, dass es hier nämlich überhaupt nicht um Moral ging sondern um ihren "Besitzstand", über die Frauen zu herrschen, und sie waren so überrumpelt, dass sie die Frau nur noch frei lassen konnten. Doch diese Männer rächten sich an ihm, jetzt war er dran mit irgendwelchen an den Haaren herbeigezogenen Anklagepunkten, wie das so ist, wenn man jemanden los werden will, der unbequem ist. In Gottesstaaten bieten sich natürlich genügend Verstöße gegen den Glauben an. Also sozusagen ein Komplott von Halbwelt und Establishment gegen Jesus? Und eine Gelegenheit die fand sich dann eben schon mal, wie wir wissen. Und was uns all das heute angeht? Diese Deutung hier ist doch eigentlich ziemlich naheliegend und plausibel - warum nur kennen wir die üblicherweise nicht? Ja, warum wohl übergehen die Theologen die und fangen gleich mit einer oft nun wirklich weit hergeholten Theologie an? Ja, wer hat wohl gar kein Interesse, diesen Jesus realistisch zu sehen? Da gibt es doch das Sprichwort von der einen Krähe, die der anderen... Sind wir heute am Ende von der damaligen Situation gar nicht so weit entfernt? Und sind sich vielleicht die Theologen von damals und heute ähnlicher als wir und vor allem auch sie es selbst denken? Vermutlich ist alles nur ein wenig anders... Anmerkungen:
Ach ja, und wie läuft das nun mit der Prostitution, wenn die doch in so einem Gottesstaat verboten ist und Verstöße schwere Strafen nach sich ziehen, wenn man erwischt wird? Wir wissen es aus dem heutigen Iran, dort sind ja wohl dieselben Verhältnisse wie im damaligen Israel und vielleicht sind die praktischen Lösungen sogar ähnlich? Im Iran gibt es nämlich sehr wohl auch heute Prostitution, und wie! Und wie machen die das? Ganz einfach: Da sitzt also irgendwo in der Nähe des Bordells ein mehr oder weniger offizieller Standesbeamter und der verheiratet die beiden, die da zusammen kommen wollen, schnell - natürlich gegen eine Gebühr, und ganz einfach, zumal es bei den Moslems die sogenannte Ehe auf Zeit gibt. Bei einer Kontrolle der Sittenpolizei können die beiden also einen Trauschein vorweisen. Und hinterher scheidet sie derselbe Standesbeamte wieder - ebenfalls gegen eine Gebühr. Es gibt immer eine Lösung, die Gesetze zu hintertreiben! Alles eine Frage des Geldes! Und Probleme bekommt eben nur immer der, der in diesem "Zirkus" nicht mitspielen mag, weil er etwa das Geld nicht hat oder zu geizig ist. Merke: Ethisches Verhalten - und gerade solches im Bereich der Sexualität - lässt sich nie oder zumindest nie dauerhaft und nachhaltig über Gesetze und Verbote regeln, ethisches Verhalten kann auf die Dauer nur geregelt werden, wenn sich die innere Einstellung der Menschen ändert! Und genau das war das Anliegen Jesu - und das ist auch das Anliegen des Engagements von basisreligion! Und wir sehen ja das Interesse daran auf kirchlicher Seite! Und bei uns heute alles anders? Mitnichten! Zunächst einmal: Die Pharisäer und Priester zur Zeit Jesu, was waren das eigentlich für Menschen? Hier muss wohl einiges richtig gestellt werden, was wir so sehr oft in unseren Köpfen haben. Das waren also auf keinen Fall diese heuchlerischen und böswilligen Fieslinge, zu denen sie im Laufe unserer Kirchengeschichte geworden sind. Nicht zuletzt ist es ja auch noch immer so etwas wie ein Schimpfwort, wenn man jemanden als Pharisäer bezeichnet. Nein, so schlecht waren sie nicht, sie waren auch in unserem heutigen Sinn durchaus absolut ehrenwerte und auch fromme Menschen, die dabei allerdings möglicherweise auf viele ihrer Mitmenschen auch sehr arrogant wirkten. Ihre Sorge war, eine gute und auch durchaus innige Beziehung zu Gott zu haben, und sie wollten auch die Menschen zu Gott führen. Denn so meinten sie, dass eine gute Beziehung zu Gott die Grundlage für ein sittliches Verhalten sei, und wenn alle Menschen eine solche gute Beziehung zu Gott hätten, dass dann auch die Welt sittlicher, also besser würde. Ja, aber was unterschied sie dann so von Jesus, warum gab es da diese „Unstimmigkeiten“, um es einmal vorsichtig auszudrücken? Ganz einfach: Für die Pharisäer und Priester waren die Menschen selbst schuld an ihrem Schicksal, warum hörten diese denn nicht auf sie? Alles Unglück der Menschen hing ja eben nur damit zusammen, dass die Menschen nicht richtig gläubig und gottesfürchtig waren. Nach ihren Vorstellungen sollten die Menschen erst einmal irgendwelche "Glaubensbedingungen" erfüllen, also mit dem Glauben irgendetwas im Sinn wirklich gläubiger Menschen richtig machen. Und das sei dann auch, so die Auffassung der frommen Elite, die Grundlage für alles andere. Und genau das war das Problem: Die Pharisäer und Priester brauchten sich von daher überhaupt nicht in diese "Niederungen des menschlichen Lebens" zu begeben, sie brauchten gar nicht näher zu wissen, wie das mit dem menschlichem Leid, mit den Enttäuschungen, mit der zwischenmenschlichen Ausbeutung und Missbrauch so lief und insbesondere anfing, nein, das war ja alles klar. Vor allem war doch auch offensichtlich, dass oft die Frauen selbst die treibenden Kräfte waren, auch schon die jungen, die ja bisweilen ihre männlichen Altersgenossen, und nicht nur die, sondern sogar reifere Männer, regelrecht verführten. Dass dann manche von ihnen in der Prostitution landeten, ja, da waren die doch selber schuld dran! Alle diese Menschen hatten einfach nicht die richtige wahren Gottesbeziehung! Und so kamen sie gar nicht drauf oder wollten nicht drauf kommen, dass etwa gerade bei den Mädchen ein ausgesprochener Informationsmangel und auch sonst menschliche Defizite vorlagen und wie hier etwas durch geeignete Information junger Menschen geändert werden könnte. Nein, das alles war nicht nur nicht ihre Aufgabe, das war auch sowieso sinnlos und unnötig, wichtig war eben nur eine wirklich gute Beziehung zu Gott – alles andere würde sich dann - wie gesagt - schon von alleine ergeben. Doch Jesus sah das völlig anders: Die Menschen brauchten seiner Meinung nach das ganze fromme Getue und diese ganzen Frömmigkeitsübungen nicht als Vorbedingungen, sie würden doch auch ohne solche Glaubenskonzepte richtig leben können, wenn dieses richtige Leben nur erst einmal im Vordergrund stünde und die Fragen, die damit zusammen hingen, realistisch sehen und mit Gott selbst ausmachen könnten! Und genau das ist doch auch das Problem heute! Geht es nicht auch unseren Priestern und den sonstigen Glaubensverkündigern darum, dass die Gläubigen erst einmal irgendwelche Glaubensbedingungen erfüllen müssen? Der Unterschied zu damals ist, dass es heute allerdings weniger um irgendwelche Riten geht, sondern dass die Menschen erst einmal an irgendwelche kirchlichen Lehrsätze glauben und ihre Vorstellungen von Frömmigkeit, also von einer Beziehung zu Gott, leben sollen. Und nur solche Menschen interessieren doch die Kirchen! Und wenn das nicht stimmt, dann wissen die Kirchen nicht weiter. Doch damit kann ich mich nicht zufrieden geben, zumal es sich gerade auch Jesus nicht so einfach machte. Wenn es um die Dinge der zwischenmenschlichen Moral geht, leben die Kirchen immer noch im magischen Denken des Mittelalters! Es war jedenfalls für mich unvorstellbar, seit ich mich mit diesem Thema beschäftigt habe, dass auch heute einfach nichts zu machen ist. Wenn ich etwa im Wissenschaftsteil meiner Tageszeitung lese, wie Wissenschaftler vorgehen, wenn sie Krankheiten bekämpfen wollen, dann frage ich mich, ob solche Wege denn nicht auch in unserer Sparte gingen? Es ist doch durchaus übertragbar, wie Mediziner etwa untersuchen, wer an einer bestimmen Krankheit erkrankt, in welcher Umgebung er lebt, wie er sich ernährt - und auch, warum vielleicht ein anderer nicht erkrankt, obwohl er in derselben oder in einer ähnlichen Umgebung lebt und sich auch ähnlich ernährt? Schließlich gelingt es mit einigem wissenschaftlichen Elan ja dann auch sehr oft, die Ursachen einer Krankheit herauszufinden und Gegenmittel zu finden. Und ich meine schon, dass man das auch auf seelische Dinge, und gerade die, die mit Leid und Schmerz verbunden sind, übertragen kann. Nehmen wir also einmal wie die christlichen Kirchen an, dass die Monogamie menschengemäß ist, dass sich also im Grunde alle Menschen sich nach ihr sehnen, dass mit ihr die schönste Liebe und Partnerschaft möglich ist, dass sie also seelische Gesundheit bedeutet und dass die Abweichungen von ihr schon irgendwie als Unglücksfälle oder gar Erkrankungen gesehen werden können. In gewisser Weise sind sie das ja auch, wenn ich daran denke, wie viele Menschen im Nachhinein besonders von ihren ersten Erfahrungen gar nicht so begeistert sind und sogar von daher regelrechte Traumata haben und ihre Erfahrungen am liebsten ungeschehen machen möchten. Doch es soll hier nicht darum gehen, ob diese Erfahrungen wirklich wie Krankheiten sind, es soll nur darum gehen, die Ziele der christlichen Kirche (oder auch anderer Religionen) im Kopf zu haben und dann wie in üblichen Wissenschaften vorzugehen, um schließlich auch zu den Lösungen im Sinne der Kirche (oder eben auch anderer Religionen) zu kommen, die auch für die Menschen sinnvoll sind. Zwei Fragenkomplexe ergeben sich dabei zunächst einmal: 1. Was läuft so alles "sonst noch" bei den jungen Menschen, die "damit" angefangen haben? Und es soll hier ja genau um den "Anfang" gehen, denn wenn wir über den Bescheid wissen und ihn beeinflussen können, dann haben wir ja auch sonst alles. Nehmen wir hier der Einfachheit halber die Mädchen, was sehr sinnvoll ist, denn erfahrungsgemäß beeinflusst die Haltung der Mädchen auch die der Jungen. Und uns als "Kirche" interessiert also vor allem: Waren diese Mädchen, die da mit den vorehelichen Beziehungen angefangen hatten, besonders ungläubig oder gar glaubensfeindlich, oder waren sie gar besonders gläubig? Waren sie eher katholisch oder eher evangelisch? Kreationisten meinen ja, dass der Glaube an einen Schöpfergott die Menschen besser macht, haben sie also nicht an die Schöpfung geglaubt? Mit dem Gottesglauben haben andere Fragen ja weniger zu tun, doch vielleicht gibt es da ja Auffälligkeiten? Hatten sie eine fürsorgliche Familie, haben sie sich mit dem Vater gut gestanden, mit der Mutter? Waren sie besonders verliebt, als sie mit dem Sex anfingen? Waren sie besonders selbstbewusst oder waren sie eher zurückhaltend und bescheiden? Waren sie gar in einer Aktion "kein Sex vor der Ehe"? Waren sie besonders kess oder gar aufreizend gekleidet, waren sie besonders dumm, besonders intelligent? Waren ihre Eltern Anhänger der FKK-Bewegung oder hatten sie im Hinblick auf die Nacktheit nur Gefühle von Scham und Ekel? Gehörten sie eher zu einer armen oder zu einer reichen Familie? Hatten sie Brüder oder Schwestern, wie war die Geschwisterreihenfolge? Lebten sie eher auf dem Lande oder in den Städten? Hatten sie viel zu tun mit den modernen Medien oder weniger oder auch gar nichts? Gingen sie eher in Theater oder Opern oder mehr in moderne Vergnügungsveranstaltungen wie etwa in Diskotheken? Und wenn wir das uns so alles durch den Kopf gehen lassen, werden wir feststellen, so recht lassen sich hier keine wirklich zwingenden Zusammenhänge finden. Uns fallen irgendwo auch immer wieder Gegenbeispiele ein, dass also ein junger Mensch alles Mögliche mitgemacht hat, was für "typisch" gehalten wird, dass er sich dann aber doch eben "untypisch" verhalten hat. Und vor allem können die Zusammenhänge ja auch anders sein, dass sie nämlich zuerst bestimmte Informationen über die Sexualität erhalten hatten - und sich danach dann einen entsprechenden Umgang ausgesucht haben. 2. Und was wollen wir eigentlich? Was sind die konkreten Ziele? Was wollen wir, dass anders wird? Wenn schon die Zusammenhänge fraglich sind, dann sollten wir uns natürlich überlegen, was wir eigentlich wollen. Ja, was gehört zusammen, was nicht? Denn wenn wir Sachen miteinander verknüpfen oder als "conditio sine qua non" ("Bedingung ohne die nichts geht") ansehen, die es gar nicht sein müssen, werfen wir uns u. U. selbst Knüppel zwischen die Beine und erreichen am Ende nur das Gegenteil, was wir eigentlich wollen. Wollen wir also, dass die jungen Menschen an Gott glauben, dass sie sich zur römischen Kirche bekehren, dass sie die Lehren einer anderen Kirche oder auch einer anderen Religion befolgen, dass sie Angst vor der Nacktheit haben und also die Regeln der Scham einhalten, dass sie monogam sind, dass sie auch gerne monogam sind (also sich dabei nicht gezwungen fühlen), dass sie keinen vorehelichen Verkehr haben?
Und
es ist ja auch noch immer die Frage, ob eine monogame Ehe wirklich
die ideale ist. Oder ob eine freiwillige monogame Ehe überhaupt
möglich ist, die dann auch funktioniert? Ob die jungen Menschen wirklich schamhaft sein müssen? Und ob sie wirklich so gläubig sein müssen? Vor allem: Wie gläubig sollen die jungen Menschen denn nun sein? Und auch mit der Liebe zu Gott habe ich ab einem gewissen Grad meine Schwierigkeiten, ich jedenfalls würde die jungen Menschen nicht so sehr in diese Richtung zu lenken versuchen. Denn was ist, wenn das alles nicht stimmt, wenn Gott tatsächlich nur eine Projektion von uns ist? Und nicht zuletzt hatte Jesus das, dass wir Gott lieben sollen, ja auch zu einem Priester gesagt. Und im Zweifelsfall haben die Menschen - und es geht uns hier ja gerade um die jungen Menschen - eben nie genug Beziehung zu Gott. Ich möchte hier nun wirklich nicht wie ein Versicherungsvertreter wirken, der den Interessenten ein schlechtes Gewissen machen und ihnen immer noch mehr Versicherungen aufschwatzen will, weil es ja immer noch mehr Risiken gibt, gegen die sie sich absichern müssten, wenn sie wirklich perfekt sein wollen. Nein, da sträubt sich etwas in mir dagegen, ich will die jungen Menschen nicht zu kleinen Mönchen und Nonnen machen. Das wollen vielleicht besonders fromme Priester oder auch auf ihre Weise irgendwelche Sekten. Nein, ich will, dass die jungen Leute wirklich und voll im Leben stehen! Und da kann es sinnvoll sein, statt den Mädchen die Ohren mit irgendwelchem Glaubensgerede vollzublasen, ihnen den herzhaften Tipp zu geben (den mir eine Schülerin von ihrer Mutter berichtet hatte): "Die Beine zusammen und Gott vor Augen!" Und wie hatte doch Jesus gesagt: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen...." Nicht die frommen Bekenntnisse sind im Endeffekt wichtig, sondern was in der Praxis dabei heraus kommt. Im Übrigen ist das einzige Gebet, was uns von Jesus überliefert ist, das Vaterunser. Und so fromm finde ich das gar nicht. Ja, es geht um das Reich Gottes, das kommen soll und um das wir bitten sollen. Und wenn ein Mädchen mit praktischen Tipps Enttäuschungen vermeidet und den Richtigen findet, dann sind das doch die Früchte, die Indiz für das Reich Gottes sind? Zumindest sind Enttäuschungen und unglückliche Beziehungen doch gewiss nicht ein Indiz, dass das Reich Gottes da ist. Und ob ein Mädchen bei einem guten praktischen Verfahren nicht schon merken wird, wo es nur um das Physische geht bei einer Liebe und wo eben auch um das Psychische? Also so klug halte ich die jungen Menschen schon, wenn sie nur erst mal wissen, worum es geht. Eigentlich sind diese Überlegungen doch sehr lebensnah? Und man wird doch einmal fragen dürfen, ob es demjenigen, der gebetsmühlenartig solche Überlegungen ablehnt und darauf besteht, dass man sich um diese Niederungen gar nicht zu scheren braucht, dass es ausschließlich um die richtige Gottesbeziehung ginge, wirklich will, dass die Menschen die Gebote halten? Oder will der am Ende doch nur, dass sie sich sich nicht an die Gebote halten und davon dann auch noch ein schlechtes Gewissen bekommen, weil er davon nämlich mehr profitiert? Ja wie würde sich jemand verhalten, der gar kein Interesse an einer Gesundung hat, der aber auch nicht will, dass das auffällt? Wie kann man denn hier "Freund und Feind" unterscheiden, und setzt sich nicht jeder, der eine untaugliche Argumentation vorbringt und sie auch noch vehement verteidigt, und sei sie noch so fromm ist, dem Verdacht aus, dass er in Wirklichkeit "Feind" ist? Natürlich, ich verstehe, das kann unter Umständen ganz schön an einem eigenen lange gewachsenen Sinn des Lebens kratzen, doch soll ich deswegen meinen Mund halten, um andere nicht zu erinnern, einmal ihren Sinn des Lebens zu hinterfragen? Oder stecken wir hier auch noch in einem mittelalterlichen Denken? Denn da war es ja in medizinischen Dingen so, dass man keine Vorstellung davon hatte, dass in einer Medizin irgendwelche Wirkstoffe waren, die die Krankheitserreger bekämpften, sondern dass es dabei etwa um den Einfluss eines bestimmten Heiligen ging, der durch seinen Segen, also durch Magie, auf die Krankheit wirkte? Trifft eine solche Einstellung nicht haargenau auf die Vorgehensweise frommer Leute zu, die sich um die Moral sorgen, indem sie die Menschen zu einem intensiveren Gottesbezug auffordern? Leben die "frommen Leute" also mit ihren Vorstellungen und Praktiken noch im Mittelalter? Ein Aufbruch ist möglich! Ich jedenfalls sehe es als meine Aufgabe als Katholik, anderen dazu wirksame Hilfestellung zu geben. Aber müssen die deswegen auch gleich katholisch werden? Wohl kaum. Meine Pflegetochter blieb etwa buddhistisch, nein, die hier zu ändern, war nicht mein Problem! Sie ging in den katholischen Religionsunterricht und wir gingen Weihnachten in Mozarts Krönungmesse, wir haben berühmte und bedeutende Kirchen angesehen und dabei auch schon mal in einer Kirche oder im Auto aus voller Kehle schöne Kirchenlieder gesungen, auch dass sie die Angst vor unserer Religion verliert - aber damit hatte es sich. Und so sehe ich auch den Glauben anderer Kirchen: Muss es wirklich sein, sich zu einem bestimmten Glauben zu bekehren? Für mich ist jedenfalls ein bestimmter Glaube nicht eine conditio sine qua non für eine bessere Moral, wenn ich natürlich auch manchen Glaubensrichtungen zugestehe, dass es bei denen eher mutige Kämpfer gibt, die auch offen sind für effektive Methoden, während andere eher lascher sind. Ich habe hier nun bereits zur Genüge dargestellt, wie eine sinnvolle Moral über bessere Informationen (wie in der Präsentation genannt) und der Überwindung der Leibfeindlichkeit (und nochmal: damit meine ich nicht "freier Sex" sondern "keine Angst vor der Nacktheit" etwa!) auch tatsächlich funktioniert. Und die jungen Leute sind nun nicht so doof, dass sie deswegen gleich überall nackt sein wollen - nein, nie und nimmer - , doch sie gehen ganz anders damit um, etwa im Sinne einer intelligenten Menschenkenntnis! Und was würde Jesus zu effektiveren Methoden sagen? Wir kennen von ihm das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Jesus hat doch dieses Gleichnis konstruiert, um uns den wahren Gottesdienst zu verdeutlichen. Der Samariter sieht, dass etwas nicht in Ordnung ist, und packt an – mit den ihm zu Verfügung stehenden Mitteln. Und so sollen doch auch wir handeln, wenn etwas nicht in Ordnung ist, damit das in Ordnung kommt. Dagegen ist Jesus ganz offensichtlich von der Sorge des Priesters und des Tempeldieners in diesem Gleichnis um die richtige Gottesverehrung nicht so begeistert. Denn die hätten sich bei der Berührung des Verletzten ja mit dessen Blut beschmiert und das hätte sie unrein und also untauglich für den Gottesdienst gemacht. Wenn überhaupt, dann wird Gott uns jedenfalls danach beurteilen, was wir gemacht haben. Wenn wir uns also so wie der Samariter verhalten, natürlich auch dort, wo sonst noch Not am Mann ist (oder an der Frau!), damit machen wir auf alle Fälle nichts falsch.. Oder da gibt es doch diesen zweiten Jakobusbrief (2,14ff): "Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen - was nützt das? So ist auch der Glauben für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat..... Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne die Werke." Und wer etwas gegen die Nacktheit hat: Bei der orientiere ich mich durchaus auch an Gepflogenheiten bei der Taufe aus der frühen Kirche, wo gerade die jungen Christen noch so sehr ganze Christen waren, dass sie sogar für ihren Glauben starben, was allerdings heute bitte nicht mehr sein muss. Dort wurden die Menschen nämlich komplett nackt getauft, die Nacktheit dabei war Symbol für die Rüstung heiligen Geistes. Und diese Praxis muss in den damaligen verklemmten, aber deswegen noch lange nicht moralischen Gesellschaften ein Skandal gewesen sein. (Anmerkung: Es ist ja auch bekannt, dass in der frühen Kirche das Christentum ein Skandal war. Allerdings ist ziemlich undurchsichtig, was damals nun eigentlich so skandalös war - ob wir hier auf eine Fährte gestoßen sind?) Immerhin hat mir der Kölner Kardinal Meisner auf ein früheres Buch von mir hin das Kompliment gemacht, dass ich einen Weg gefunden hätte, wie die Gebote von jungen Menschen "leicht und bequem" gehalten werden könnten. Und "leicht und bequem" würde das ja nun wirklich nicht sein, aber doch immerhin "intelligent und spannend" - und das könnte doch bei geeigneter Pädagogik den jungen Menschen doch sehr entgegen kommen? Wollen die jungen Menschen nicht geradezu so etwas, und ist das für sie nicht auch viel attraktiver, als wenn etwas nur so eben "leicht und bequem" ist oder wenn es da gar keine festen Ziele gibt? Ja, müssen wir nicht geradezu Wege finden, dass die Menschen die Gebote halten, wenn wir in der Nachfolge Jesu sein wollen? Jesus sagt ja auch bei Matthäus 5,19: "Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich!" Ist das nicht die Aufforderung schlechthin, dass wir so richtig kreativ werden, Wege zu finden, damit die Menschen wieder der Gebote halten? Doch große Lust, dass hier, im Zusammenhang mit der Monogamie, etwas getan wird, hat der Kardinal auch keine. Ihm geht es eher darum, dass wir wieder an die Lehren der Kirche glauben. Aprobos "Bequemlichkeit der Gebote" und dass sie leicht zu halten sind: In diesem Sinn gibt es noch in den Johannesbriefen eine Bibelstelle (1. Joh. 5, 3): „Denn die Liebe zu Gott besteht darin, dass wir seine Gebote halten. Seine Gebote sind nicht schwer." Das heißt doch, dass gegen die Leichtigkeit und Bequemlichkeit an sich nicht einzuwenden ist, wenn es darum geht, die Gebote auch tatsächlich zu befolgen? Und wie ist das mit dem Glauben an ein Leben nach dem Tod, wenn hier nun davon ausgegangen wird, dass sich Jesus erst einmal um ein besseres Diesseits gekümmert hat? Ich habe von dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter geredet und davon, dass Jesus diesen Samariter uns als Vorbild hinstellt. Und wenn wir nun das machen, was er uns sagt, sind wir dann nicht immer auf der richtigen Seite? Und wir müssen ja auch bedenken, dass der Glaube an ein Leben nach dem Tod gerade heute nicht jedem zugänglich ist. Soll Gott diese Menschen denn dafür bestrafen? Doch der barmherzige Samariter kann ja wohl ein Vorbild für jeden sein! Ob ich aber mit einer solchen Einstellung allerdings noch katholisch bin? Manche äußern nämlich schon mal Zweifel in dieser Richtung. Dazu darf ich wohl fragen: Was ist eigentlich katholisch? Wenn ich vor vierhundert Jahren gelebt hätte, hätte ich dann, um zu beweisen, dass ich gut katholisch bin, beim Hexenwahn mitmachen müssen? Oder vor knapp achtzig Jahren, als die Kirche das Konkordat mit dem Hitlerregime schloss und die Gläubigen aufforderte, der Obrigkeit treu zu dienen, hätte ich auch da freudig mitmachen sollen? Natürlich, Glaubenssätze sind noch etwas anderes, doch gibt es nicht einen Zusammenhang zwischen unglaublichen Glaubenssätzen und falschem Handeln? Aber sollen wir uns nicht dennoch an das, was die Kirche sagt, halten? Wir haben hierzu vielleicht noch die Worte Jesu an Petrus in Matthäus 16,19 im Kopf: "Was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, wir auch im Himmel gelöset sein." Und wir interpretieren das alles so, dass die Kirche hier und jetzt Glaubenssätze aufstellen kann, die auch Gott im Himmel akzeptiert. Doch hat Jesus nicht immer wieder darauf hingewiesen, dass eine echte Nachfolge nicht darin besteht, dass man an irgendwelche Lehrsätze glaubt, sondern dass man etwas tut, damit diese Welt besser wird? Es ist also ziemlich unwahrscheinlich, dass es Gott oder Jesus um irgendwelche Glaubenssätze geht. Ich würde also diesen Ausspruch Jesu, wenn es ihn überhaupt so gab, etwas anders sehen: "Wenn ihr hier und jetzt (also auf Erden) die Gebote den euch anvertrauten Menschen so beibringt, dass sie sie auch halten und damit auch besser oder auch glücklicher werden, dann sorgt euch nicht darum, was Gott im Himmel dazu sagt - er wird das nämlich auch gut finden, das wird also auch im Himmel o. k. sein!" Und irgendwie habe ich ja vielleicht auch noch das mit der alleinseligmachenden Kirche im Kopf. Doch was ist, wenn die Kirche die Menschen nicht richtig selig oder glücklich macht, das sind ja wohl verschiedene Worte für dasselbe, zumindest wenn es um einen irdischen Zustand geht? Müssen wir dann nicht etwas an der Kirche ändern, damit sie wieder glücklich oder eben "selig" macht! Ich nehme „katholisch“ also nicht im Sinn des Glaubens an irgendwelche Glaubenswahrheiten, sondern viel mehr im Sinn des Wortes oder der Worte, also „kath´ holon“, und das bedeutet „über alles“ oder „für alle“. Ich sehe das Wort „katholisch“ also in der Weise, ein Konzept zu erarbeiten und zu verkünden, dass „über alles“ Bisherige herausragt und das „für alle“ da ist und den Menschen wirklich hilft. Und wenn die ehemals "alleinseligmachende" Kirche nicht bereit oder auch nicht fähig ist, Menschen zur "Seligkeit" hier und jetzt zu führen, ob das nicht eine Aufforderung an andere Kirchen oder sogar an andere Religionen ist, dass sie das tun? Ja wäre das nicht etwas, ein gesunder Wettbewerb zwischen den Religionen? Auf alle Fälle gilt für mich der alte Rechtsgrundsatz auch hier, wenn nämlich zwischen zwei Anordnungen abzuwägen ist: "Höheres Recht bricht niederes Recht"! Und wenn die Kirche etwas sagt, was den Worten oder dem Anliegen Jesu widerspricht, dann gilt das Anliegen Jesu! Marlene: Ich muss dich hier einmal unterbrechen: Noch kann ich ja nicht erkennen, dass sich gerade die katholische Kirche sehr um die jungen Menschen kümmert, nicht zuletzt waren da ja doch auch diese Missbrauchsfälle? Michael: Du musst immer bedenken, dass das in den Kirchen alte Leute sind, die dort die Lehre machen beziehungsweise die alte Lehre verteidigen. Und so leicht lassen die sich nun einmal nicht verändern. Da muss schon ein ganz starker Ansatz kommen, dem sie einfach nicht mehr ausweichen können. Doch leben wir heute in einer wahnsinnigen Zeit, in der sich so vieles verändert. Vielleicht engagieren sich ja auch einmal mehr junge Menschen mit besseren Ideen in der Kirche? Immerhin gibt es da ja auch durchaus vom traditionellen Glauben her Möglichkeiten, bedenken wir etwa, dass die Sakramente, die den jungen Menschen gespendet werden, in der frühen Kirche, also ursprünglich, genau den Sinn hatten, dass junge Menschen vor allem fit für das Leben wurden und das ist für sie nun erst einmal das, was mit der Liebe zusammenhängt. Aber das ist schon lange her - doch ich meine: Warum sollte das, was damals funktionierte, nicht auch heute funktionieren, wenn wir es nur genauso machen? Doch das alles ist keinesfalls nur ein katholisches Problem! In der Arbeit „Wer folgt Luther nach, und wer folgt Christus nach? - Die geheimen Abgründe der evangelisch-lutherischen Kirche“ unter http://www.theologe.de/theologe1.htm#2 schreibt der Verfasser über das Problem, was Luther mit den Werken meint, wenn er sagt, dass es auf die Werke nicht ankommt, dass allein der Glaube wichtig ist. Üblicherweise wird diese Meinung Luthers so interpretiert, dass mit den Werken diese Geldzahlungen usw., die die (katholischen) Gläubigen aufbringen, um sich selbst und die armen Seelen aus dem Fegefeuer zu erretten, sinnlos sind - siehe Ablass. Das könnte man ja auch akzeptieren, dass das abgelehnt wird, doch Luther meint vermutlich doch etwas anderes:
"Und
die Werke, so heißt es auch im bis heute gültigen evangelischen
Bekenntnis, gefallen Gott "allein in den Gläubigen"
(Augsburger Konfession = CA; XX). Die "guten Werk ohn
Glauben" aber, so heißt es dort weiter, gefallen Gott nicht,
sie seien "Sund", also Sünde, was noch einmal deutlich
macht, dass es bei der evangelischen Lehre nur auf diese Art des
Glaubens ankommt ... Kurz noch einmal zum Unterschied katholisch-evangelisch: Für Luther und für die Christen der Reformation ist die Bibel das Wort Gottes und Richtschnur für ihren Glauben. Daher ist auch der Glaube das Wichtigste für sie beim Christsein. Dagegen sehen die Katholiken die Bibel nicht als einzigen Maßstab für den Glauben an - für sie muss auch "vom gesunden Menschenverstand" her vernünftig sein, was sie glauben, daher werden in der katholischen Kirche alle möglichen Wissenschaften gepflegt, die auf den ersten Blick überhaupt nichts mit dem Glauben zu tun haben. Leider hatte dieses Anliegen der Kirche, Glaubensinhalte auch anders als durch die Bibel zu erklären, bisweilen skurrile Formen angenommen, wenn man etwa im Mittelalter naturwissenschaftlich erklären wollte, dass Jesus mit Fleisch und Blut in dem in der Messe durch die Worte des Priesters verwandelten Brot und Wein gegenwärtig ist. Doch auf einem anderen Gebiet fühle ich mich der katholischen Idee absolut verpflichtet: Die Moral, die unsere Kirche vertritt, muss sich auch vom "gesunden Menschenverstand" her (ich weiß, ein heikler Begriff) nicht nur so gerade erklären lassen, sie muss auch von daher geradezu attraktiv sein, gleichgültig ob der Mensch gläubig ist oder nicht!
Ich wundere mich immer wieder, wie optimistisch du bist. Wenn ich an meine beiden Freundinnen denke, so ganz belanglos ist es ja nicht, um was es geht. Die leiden schon drunter, was da gelaufen war. Die Aufklärung geht also immer nur in die Richtung, dass Mädchen ihre Erfahrungen machen sollen. Doch für die, die sich dafür zu schade sind, gibt es keine Aufklärung. Und ich habe immer gedacht, wir sind eine moderne, aufgeklärte Gesellschaft, wo es keine Tabus gibt, in welcher Richtung auch immer - im Gegensatz etwa zu den Muslimen. Wir sind hier in irgendeiner Weise genauso verklemmt wie die - nur eben anders. Wie ich geschrieben habe, ich bewundere Dich, dass du immer noch so optimistisch bist und nicht aufgibst. Ja, gerne würde ich dir helfen... Liebe Grüße Marlene Liebe Marlene, Ja, das ist wirklich meine Einstellung: Es ist keinesfalls aussichtslos! So stimmt es einfach nicht, wenn dir irgendwelche Frauen - und möglicherweise auch deine Mutter - sagen, dass nun einmal alle Männer "so" sind... Sie meinen, die Männer zu kennen, doch welche Männer kennen sie denn? Das sind doch die Männer, die genau auf die, die so denken, anspringen - und dann meinen sie, alle Männer sind so. Und wenn sie „alle Männer“ sagen, meinen sie dann auch ihren eigenen Mann, also deinen Vater? Doch es gibt ja noch viele andere Männer, die sie vermutlich gar nicht beachten und mit denen sie daher auch gar nicht in Kontakt kommen. Du musst bedenken, irgendwie gilt auch hier das Sprichwort "Wie es in den Wald reinschallt, schallt es auch heraus.." - oder drastischer "Ein Sch...haufen zieht nun einmal die Sch...fliegen an....". Sieh´ mal, die knappen Bikinis deiner Freundinnen ließen sich nun einmal durchaus als Kennzeichen einer Oberflächlichkeit und einer Konzeptlosigkeit im Hinblick auf die Liebe interpretieren - und haben die Jungen angezogen, die nun auch oberflächlich waren und die Konzeptlosigkeit ausnutzten. Du weißt, ich plädiere hier nicht für irgendeine Zugeknöpftheit, nee wirklich nicht, denn die Erfahrung ist ja doch, dass die, die sich so zuknöpfen, die ersten sind, die reinfallen... Ich weiß zum Beispiel von einer jungen Studentin, die meine Ideen in die Praxis umgesetzt hatte. Das muss ich unter den Mitstudenten auch irgendwie herumgesprochen haben (in diesem Bereich bleicht nichts verborgen!), denn eines Tages kam ein Mitstudent zu ihr und fragte sie, ob es stimmt, was man sich über sie erzählt, dass sie kein Sex vor der Ehe wollte, doch dass sie FKK machte. Was sie natürlich bestätigte. Und sie erzählte mir das auch mit offensichtlichem Stolz, denn irgendwie hatte sie den Eindruck, dass dieser Mitstudent Hochachtung vor ihr hatte. Und man konnte ihr ja nicht nachsagen, dass sie verklemmt sei. Ganz im Gegenteil! Denn wenn einer weiß, wie es nicht passiert, der kann ja auch viel mutiger und offener sein! Und irgendwie bildet sich da eine Aura um ein solches Mädchen, und irgendwie ist die ein Schutz, dass sich solche oberflächlichen Typen gar nicht mehr so recht herantrauen. Und auf einmal stellt man fest, dass es eben auch andere Männer gibt! Außerdem: Es ist erstaunlich, wie Männer gerade auf ein solches Konzept anspringen, wie begeistert sie geradezu sind! „Nein, ein solches Mädchen muss doch geschützt werden, nein, dem kann man einfach nichts tun!“ Und nicht zuletzt kommt es dabei auch zu so richtig schönen romantischen Heiratsanträgen – und ich weiß definitiv, dass daraus entstehende Ehen auch funktionieren! Dagegen: Wenn ein Mädchen vorher schon „etwas hatte“ und es will jetzt das alles so, als ob nichts war, dann kommt sich der Junge doch ziemlich veräppelt vor – wozu diese ganze Zurückhaltung? Und ob das Mädchen diese Zurückhaltung denn wirklich will? Es ist doch so: Wenn die frühere Beziehung toll war, dann will man doch auch das Sexuelle in der neuen Beziehung erleben – und wenn der bisherige Sex nur eine Frustration war, dann will man genau den neu erleben – jetzt aber mit besserem Vorzeichen. Ob allerdings das Reinfallen fast schon programmiert ist, wenn man vorher den Sex nicht probiert hat? Dazu sagen alle "mit Erfahrungen" und auch die, die sich später von ihrem Partner getrennt haben, dass sooo wichtig der Sex nun auch wieder nicht ist. Wichtig ist, ob man sich versteht, ob man mit dem anderen in den vielen Dingen des Alltags klar kommt, ob man für voll genommen wird, ob man miteinander reden kann. Und es ist ja nicht so, dass ich hier total leibfeindlich bin: Wenn doch das klappt, wenn man gern miteinander nackt ist, wenn man bei dem anderen wirklich Mensch sein kann – was soll denn da noch beim Sex schief gehen? Und wenn noch so viele etwas gegen die Nacktheit haben - gibt es denn überhaupt einen wirklich stichhaltigen Grund dagegen, also einen, den man nicht auf Anhieb zerpflücken kann? So ungefähr? Liebe Grüße Michael
Hallo Michael, das klingt ja alles ganz toll – und ich kann mir meinen Start ins Leben inzwischen auch gar nicht mehr anders vorstellen... Doch ich habe ein Problem: Wo kann ich denn mal so offen und frei sein? Ich kenne doch keine Menschen, die auch so sind und denen ich mich anvertrauen könnte. Also da hätte ich wirklich gern mal von dir einen konkreten akzeptablen Vorschlag! Liebe Grüße Marlene
Liebe Marlene, ich würde nicht so etwas schreiben, wenn ich nicht auch hier eine Idee hätte. Also: In meinem Freundeskreis ist eine Familie, wo ein Mädchen Vollwaise ist und bei Onkel und Tante aufwächst. Und das Mädchen ist schon so irgendwie mit meinen Ideen in Berührung gekommen und findet sie auch toll, jedenfalls noch vor zwei Jahren. Im nächsten Sommer wird sie wohl 15 sein – was wäre, wenn ihr mal von dir erzähle und euch so in Verbindung bringe? Die Familie hat ein Ferienhaus am Meer – und ich könnte mir vorstellen, dass sie es gerne sähen, wenn du mit der Familie mitfahren würdest. Und ich hätte gerne, wenn ihr euch miteinander unterhaltet, ich glaube, dann hättet Ihr beide etwas davon! Und es gibt dort auch in der Nähe verschiedene Campingmöglichkeiten, unter anderem einen schönen "Camping à la ferme", also bei einem Bauern, zu einem ganz günstigen Preis, da würde sich auch eine Campingausrüstung lohnen, wie sie vor dem Sommer von den Discountern angeboten wird. Wie wäre es, wenn du deine Eltern ermunterst, mit dir oder eben auch dorthin zu fahren (Eltern könnten sich ja auch mal von den Kindern zu etwas motivieren lassen) - dann könnten sie sich alles ansehen und feststellen, dass es in Ordnung ist. Das Problem mancher Eltern und insbesondere mancher Mütter ist allerdings, dass sie möglicherweise in sich solche starken unaufgearbeiteten Verletzungen tragen oder in so tiefen Traditionen stecken, dass sie die Problematik der Sexualscham gar nicht hinterfragen und sich erst recht nicht eine Freude an der Nacktheit an einem schönen Strand vorstellen können - und auch nicht bei ihren Kindern. Ja, es ist sogar so, dass sie eher akzeptieren, wenn ihre Töchter Sex mit unterschiedlichen Freunden haben als keinen Sex und aber Spaß an der Nacktheit. Wenn das nicht verdreht ist! Jedenfalls würde ich dem Mädchen, Anna-Sophia, schon mal einen Vorabdruck dieses Buchs, also von unserem Gemeinschaftsprojekt, geben – alles Weitere soll sich dann von alleine ergeben... Tschüs und liebe Grüße Michael Ich bin gespannt! Natürlich, wenn ich nächstes Jahr auch 18 bin, doch sollten meine Eltern schon irgendwie mitspielen... Marlene
Anmerkungen: In dem vorliegenden Buch werden Probleme angesprochen, für die es in unseren Köpfen andere Assoziationen gibt, die allerdings nicht der Wirklichkeit entsprechen. Hier also eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:
Na ja, und so wurde dann aus der Jugendreligion eben die Alte-Leute- oder besser noch Alte-Männer-Religion, wie wir sie heute kennen. Und die wurde dann immer mehr auch noch die typische Macho-Religion, in der es vor allem um Herrschaft und Manipulation geht.
Die unterstrichenen Worte weisen auf Stichworte im online-Wörterbuch der Website www.basisreligion.de hin. Sie finden es auch unter http://basisreligion.reliprojekt.de/lexikon.htm .
Bücher (für meine Schüler), überarbeitete Ausgaben im Internet: Glaube ohne Aberglauben (1989) Jesus und die Sünderin (antikes Kriminalschauspiel, 1997) Vertrauliche Gespräche (1997)
und für einen größeren Leserkreis im PS-Verlag, Eberswalde: Das Durchblickkonzept für junge Menschen (2008/2009)
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