Owww.michael-preuschoff.de HINWEISE ZU DEN TEXTEN: ES
IST ALLES GANZ ANDERS - ZWEI KRIMINALFÄLLE
Diese Hinweise passen
natürlich auch zu allen meinen sonstigen Texten,
etwa zum "Der
Kriminalfall Jesus"!
1. "Mittelweg": Ein junger privater Zimmervermieter in Kaschau (Kosice) in der Ostslowakei wollte wissen, an was ich tüftle, als ich mein Notebook auspackte. Ich versuchte, es ihm zu erklären. Und er dann: "Ach, also ein Mittelweg in der Sexualität?" Ich: "Ja, so kann man das sagen." Und er: "Das sollte ich also auch so schreiben." Und er holte auch gleich Freunde und Bekannte in dem traditionellen Bierlokal "Staré Mésto" ("Altstadt") zusammen, um mit mir über "das Thema" zu diskutieren. Eine angehende Psychologin erzählte mir gleich ihre "eigene Geschichte", dass sie ihre Jungfernschaft mit 19 verloren hätte, und wünschte mir viel Erfolg bei meinem Engagement. Ich hatte den Eindruck, gerade sie fand das gut, wie kreativ ich mich hier einsetze. 2. "zusammengevögelte Gesellschaft": http://deutsch.univartois.free.fr/lire11.html 3. Sexualpartner: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/644279/umfrage/umfrage-zur-anzahl-der-bisherigen-sexualpartner-in-deutschland/ 4. "kein (wirkliches) Interesse: Es gibt in Deutschland über 200 Lehrstühle für die Genderforschung, also ob das „äußerliche Geschlecht“ eines Menschen auch seinem „inneren Geschlecht“ entspricht, doch keinen einzigen für die Erforschung der echten Monogamie – und wie diese in unserer heutigen Welt in eine Pädagogik für junge Menschen umgesetzt werden kann. So müssten doch einmal die üblichen „Komponenten“ unserer Moral auf den Prüfstand gestellt werden, ob sie wirklich einer echten Monogamie dienlich sind, also etwa
Doch weitestgehend Fehlanzeige. Dabei gibt es durchaus Theorien und Erfahrungen mit der Nacktheit, doch die werden im Allgemeinen völlig tabuisiert. Nach wie vor: Das Thema „echte Monogamie“ interessiert einfach nicht. 5. "fromm und naiv genug": In der traditionellen Erziehung zur Sexualmoral wird sozusagen alles, was mit Sexualität zusammen hängt, in einen Topf geworfen, es gibt also hier nicht Sinnvolles und Nachteiliges, sondern alles gilt als "Frühsexualisierung" und ist daher per se schlecht. 6. "Vox populi - vox dei": Dieser Spruch wird auch bisweilen spöttisch abgewandelt in "Vox populi - vox Rindvieh". Ja, wann trifft das eine zu, wann das andere? Das mit der "Stimme Gottes" ist wohl eher der Fall, wenn es sich um eine menschliche Grundstimmung über Werte handelt. So wie ich den Eindruck habe, sind die Menschen hier ziemlich ehrlich, selbst wenn sie selbst oft anders handeln. Wenn die Massen dagegen irgendeinem Führer zujubeln, der mit einfachen Lösungen Eindruck macht (wie etwa Hitler mit seinem Antisemitismus: "Die Juden sind an allem schuld, wenn die weg sind, wird alles besser!"), dann stimmt eher das mit dem "Rindvieh". 7. Monogamie und ZEIT: http://www.zeit.de/2012/13/CH-Monogamie "Kriegssklavin“ (Germán Hernández Amores 1884 im Navarra-Museum in Pamplona / Spanien - das Gemälde war wohl eine Leihgabe des Prado/Madrid, als ich es sah): Ich finde, das Gemälde ist eine ergreifende Darstellung einer Frau, der nun wirklich alles, ja alles: Familie, Freunde, Heimat, Sprache, Besitztum, Ehre, Würde und natürlich auch Kleidung, genommen wurde und die auf den Wert ihres „Fleisches“ reduziert wurde: Der Käufer konnte im Prinzip mit ihr machen, was er wollte. Wenn solcher Umgang mit Menschen nicht eine Aufgabe ist, etwas zu ändern? Und natürlich hat der Geschlechtsverkehr etwas mit dem Kinderkriegen zu tun, er weist also darauf hin, dass er nur mit dem Partner passiert, mit dem man oder frau auch Kinder bekommen und großziehen will. Wir engagieren uns heute so für "so nätürlich wie möglich", doch hier auf einmal meinen wir, dass es besser für uns Menschen ist, wenn wir die Natur mit Pillen und mit Gummiprodukten austricksen. Wie schizophren sind wir eigentlich? Dabei geht es doch wirklich auch anders? Ob nicht eine liebevolle Umarmung viel mehr sein kann als immer nur das "Eindringen", wenn die Partnerschaft noch nicht den Segen der Eltern und Gottes hat (um es einmal so zu sagen)? Und erst recht mit schönem Hautkontakt? Im Übrigen schrieb der hier öfter genannte spanische Philosoph auch dazu etwas: "Während wir in allen anderen Fällen des Lebens nichts mehr verabscheuen, als die Grenzen unseres individuellen Daseins durch ein anderes Wesen verletzt zu sehen, besteht die Süße der Liebe darin, dass der Liebende im metaphysischem Sinn durchlässig wird und nur in der Verschmelzung mit dem Geliebten , in einer `Individualität zu zweit´ Befriedigung findet. Dies erinnert an die Lehre der Saint-Simonisten, wonach das wahrhafte menschliche Individuum das Paar zu zweit ist. Doch bleibt die Sehnsucht nach Verschmelzung hierbei nicht stehen. Die volle Liebe gipfelt in einem mehr oder weniger klaren Wunsch, die Vereinigung in einem Kind zu symbolisieren, in dem die Vollkommenheiten des geliebten Wesens fortdauern und sich behaupten ..." (Ortega y Gasset, "Über die Liebe", S. 120). Na also! Und noch ein anderes Argument für die Monogamie: Es wird heute ja oft gesagt, dass das Sexualverhalten weitestgehend in den Genen liegt und dass man daher also sowieso nichts machen kann, gleichgültig ob Homosexualität oder eben Monogamie oder Polygamie. Hierzu mal zur Situation im Alten Griechenland: Da galt also Homosexualität als das Normale, schließlich waren 99 % aller Männer homosexuell. Und wer anders war, der galt als "farsisch", also als "persisch", denn man erzählte sich, dass die Perser, das Volk am Rande der damaligen Zivilisation, die Schönheiten des Lebens nicht kannten, weil dort die Männer nur mit Frauen verkehrten. Die Frage ist, war damals in Griechenland die Homosexualität wirklich genetisch bedingt? Und warum ist sie dann – offensichtlich durch den Einfluss des Christentums – bis heute weitestgehend verschwunden (denn es ist nicht bekannt, dass die griechischen Männer von heute besondes homosexuell sind)? Das kann doch nur daran liegen, dass sie – zumindest in den allermeisten Fällen – eben keineswegs genetisch, sondern kulturell bedingt ist. Die äußeren Umstände waren eben so, dass Homosexualität das Normale war, das heißt, dass es auch gar keine Pädagogik gab, in der "hetero" als das Normale galt. Und so konnten die Menschen gar nicht vernünftig "hetero" leben. Ob das mit der "Polygamie" nicht heute dasselbe ist? Wo gibt es denn (ich weiß, ich wiederhole mich) eine vernünftige und wirklich heterofreundliche Pädagogik der monogamen Heterosexualität? Siehe hierzu auch den nächsten Punkt - also Nr. 8! 8. Veranlagung und Pädagogik: Wie kommt´s also, dass beim Sexualverhalten sehr oft angezweifelt wird, dass die Monogamie (oder auch Heterosexualität) zum Menschen gehört, weil sie doch, wenn sie wirklich zum Menschen gehören würde, sozusagen „von alleine“ kommen müsste, ohne dass in einer Pädagogik etwas daran getan werden müsste. Und wenn Menschen trotz allen guten Zuredens durch Kultur und Religion nun nicht echt-monogam (oder heterosexuell) leben, heißt das denn nicht, dass sie von Natur als nicht wirklich monogam veranlagt (oder heterosexuell) sind? Dazu sollten wir uns einmal ansehen, wie unsere Erziehung zu Monogamie und Heterosexualität aussieht. Ich habe in meiner Zeit als Lehrer bisweilen dazu die Schüler gefragt, wieviele Ehen sie kennen, die ein Vorbild für eine spätere eigene Ehe sein könnten. In den meisten Klassen stieß ich mit meiner Frage auf Schweigen, allerdings gab es auch eine Klasse, in der mehrere Schüler offensichtlich solche Ehen kannten. Und meine Frage ging dann weiter, wie sie sich dies erklärten, dass es so wenige solcher Ehen gäbe. Ich habe also dazu meine These vorgestellt: "Sehen sie doch das mal so, in Ihrem Beruf kommen Sie im allgemeinen später recht gut klar und sind oft auch recht erfolgreich, wohingegen sehr viele zwischenmenschliche Beziehungen gar nicht so gut laufen. Ja wie kommt´s? Ich denke, das liegt daran, dass Sie für Ihren Beruf sehr gut ausgebildet werden – durch Schule, Lehre und/oder Studium. Was wird da allein für ein Geld in Sie investiert! Jeder Monat Beschulung kostet den Steuerzahler um die 1000 €, Sie müssen dazu ja nicht nur die Gehälter der Lehrer bedenken, sondern auch deren Ausbildung und deren Pensionen. Dann natürlich die Gebäudekosten der Schule, die Verwaltung und was es sonst noch alles gibt. Da kommen also leicht 12000 € im Jahr zusammen, das bedeutet für die gesamte Zeit der Ausbildung über 100 000 €, wenn nicht sogar viel mehr, vor allem wenn dann noch ein Studium dazu kommt. – Und was wird nun für Ihre persönlichen Beziehungen getan, damit die gelingen? Na ja, zuerst wird hier alles vertuscht, was mit Sexualität zusammen hängt, da wird gar nichts gesagt, und der Geschlechtsunterschied wird <unter den Teppich gekehrt> oder eben unter Textilien versteckt und diese Versteckerei wird Ihnen als Moral beigebracht. Und weil Sie nun einmal von Natur aus moralisch veranlagt sind, machen Sie da auch mit. Ansonsten schweigen alle in Schule, in Gesellschaft, in Religion. Wenn Sie dann in die Pubertät kommen, dann werden Sie aufgeklärt über Geschlechtskrankheiten und Probleme mit der Schwangerschaft und man gibt Ihnen Verhütungsmittel und sagt: <Nun probiert mal schön, bis Ihr den Richtigen oder die Richtige gefunden habt!>. Und das soll gut gehen? Professionell ist das jedenfalls wohl gar nicht. Da ist es schon fast ein Wunder, dass noch so viele persönliche Beziehungen wenigstens so einigermaßen gelingen." Wenn ich also so geredet hatte, stieß ich nie auf Protest, sondern immer nur auf eher betretenes Schweigen, was ich m.E. zu recht als Zustimmung interpretiert habe, dass ich mit meiner Schilderung richtig lag. Und meine Folgerung daraus: Machen wir hier doch einmal eine vernünftige Pädagogik! Die habe ich etwa im "Der Kriminalfall Jesus" versucht, besonders im "Kasten" ab Seite 28. Man kann sich natürlich streiten, ob die Monogamie tatsächlich zum Menschen gehört, und ob nicht die Polygamie viel eher zum Menschen gehört. Doch ich denke, dazu wir sollten zumindest beides den jungen Menschen anbieten, damit sie frei wählen können. Natürlich muss das Angebot der Monogamie auch so sein, dass sie nicht als Qual und Zwang angesehen wird, sondern eine echte Alternative ist. Ob das im "Kriminalfall" gelingt? Und wer käme für die "Propaganda" für die Monogamie infrage? Eine Religion – wer denn sonst? Aber nicht eine, der es um einen Kult, sondern der es um eine Lebenseinstellung geht! Damit wären wir bei der Religion, die aller Wahrscheinlichkeit Jesus im Sinn hatte, denn um einen Kult ging es ihm mit Sicherheit nicht! 9. Fetischwirkung: s. GEO 2/2015 11. Lebenslanger Schaden: Es ist bekannt, dass sich 25 % aller Frauen nur mit Grausen an ihren ersten "Verkehr" erinnern und so schnell danach keinen Verkehr mehr wollten. Das wird natürlich in der heutigen modernen Sexualaufklärung gerade den Mädchen verschwiegen, um sie nicht vor der Sexualität zu verängstigen. Angeblich ist die Ursache für das "Misslingen" ja nur, weil vorher immer Angst gemacht wurde ... Auf die Idee, sich erst einmal, also vor der Ehe, auf Hautkontakt ohne Eindringen zu beschränken, kommen die modernen Sexualaufklärer natürlich nicht, denn denen geht es ja genauso wenig um eine harmonische Sexualität wie den Religionen. Und wenn "das erste Mal" nicht gelang, ob dann das zweite Mal besser gelingt und so auch die vielen weiteren Male? Auch das dürfte nicht leicht sein, denn wenn man schon einmal an so eine heikle Sache mit schlechten Erfahrungen heran geht, dürfte alles nicht einfacher werden. Nicht von ungefähr kommt es eben, dass Zweidrittel aller Frauen nie einen echten Orgasmus haben. Besser wäre also schon, von Anfang an alles richtig zu machen! 12. Zentralnervös ausgelöster Orgasmus ohne „Eindringen“: Ich bin hier auf eine englischsprachige Website aufmerksam gemacht worden:https://mytinysecrets.com/men-with-erectile-dysfunction-are-the-best-lovers/. Ein Trost für alte Menschen, wenn die Männer keine Erektion mehr haben, es geht auch ohne – und also auch ohne Eindringen! Diese Theorie habe ich bisweilen auch in meinem Unterricht dargelegt, angewandt auf junge Menschen "ohne Erfahrungen". Ich hatte dabei immer aufmerksame Schüler und insbesondere auch Schülerinnen. An zwei Situationen erinnere mich besonders: Einmal stimmte mir eine Schülerin in der ersten Reihe spontan zu: „Ja, da haben sie recht!“, doch um sofort darauf verlegen die Hände vors Gesicht zu halten: „Huch was habe ich da gesagt!“. Das andere Mal war dann die Geschichte mit dem marokkanische Mädchen, siehe unter Punkt 8, "Weitere Erfahrungen". Meine Gedanken hierzu: Wir sehen gerade jetzt bei der Zuwanderung von Moslems in unsere europäischen Länder die Religion dieser Menschen als feste und zumeist völlig unabänderliche Größe an. Was wäre nun, so meine Gedanken, wenn unsere christlichen Mädchen aufwachten und ihr voreheliches Ziel mit Männern nicht mehr der Geschlechtsverkehr, sondern der Orgasmus ohne Geschlechtsverkehr wäre? Würde das nicht auch Träume und Sehnsüchte bei moslemischen Mädchen wecken? Und hätten dabei dann nicht auch diejenigen moslemischen Männer Chancen, Mädchen für eine wirkliche Liebe zu „bekommen“, die also auch ihnen eine schöne Erfüllung bringen? Und da dies alles der Islam nun von der ganzen Konstruktion her nicht bringen kann, wäre das doch die Chance für unser Christentum? Wir müssen ja auch immer bedenken, dass wir uns nur in den seltensten Fällen unsere Religion selbst ausgesucht haben. Lange Zeit hat ein Landesfürst oder auch der „Landesvater“ entschieden, welches die beste Religion für seine Landeskinder ist, und dann sind die Nachkommen dieser „Landeskinder“ in den Religionen ihrer Eltern aufgewachsen und haben diese also auch mehr oder weniger unbesehen im Hinblick auf die Lebensziele, die die Religionen ihren Gläubigen vermitteln, übernommen. Wäre es nun nicht denkbar, dass bei lebensnäheren Zielen die Gläubigen aus sich heraus andere Religionen wählen als die ihnen üblicherweise vorgegebenen? Natürlich, die „alten Gläubigen“ werden immer bei ihren traditionellen Religionen bleiben, denn sie haben ja nicht mehr viel im Leben zu erwarten. Doch was ist mit den jungen Menschen – und insbesondere mit den jungen Frauen? 13. Statistik: Natürlich sind Statistiken immer problematisch, weil sie oft so gemacht werden, dass sie nur beweisen, was bewiesen werden sollte, was also schon längst vorher fest stand. Doch ich denke, gerade wenn eine private Firma die Statistiken macht, wie in dem Fall der Statistik über das Sexualverhalten junger Menschen, dann ist "schon etwas dran". Zumindest dürften die Relationen zwischen den einzelnen Ländern stimmen. Interessant ist in dieser Statistik, dass die türkischen jungen Leute sogar noch "aktiver" sind als die deutschen jungen Leute ... Zum Problem der Statistik habe ich eine m. E. gute kritische Seite gefunden "Thai Frauen und Thai Männer sind Weltmeister im Fremdgehen". Ich denke, ich kann dazu einiges sagen. Wenn ich also so durch Thailand reise, kann ich mir nicht vorstellen, dass die "Verhältnisse" so sind. Vielleicht bin ich hier allerdings auch "blind". Doch ist nicht Thailand das Land mit 2 Millionen Prostituierten unter 30 Millionen Einwohnern, wie ich vor langer Zeit einmal in einer Zeitung las? Auch fand ich einmal eine Internetseite, dessen Autor behauptete, dass im Prinzip "alle" thailändischen Frauen Prostituierte seien ... Er war in Thailand und wird ja irgendwelche Erfahrungen in dieser Richtung haben. Ich traf in einem kleinen Städtchen mit einem bedeutenden Khmertempel (deswegen war ich ja dort) einen Österreicher, der dort hängen geblieben war, er erzählte Ähnliches. Und nachdem wir einmal zusammen über den Markt gegangen waren, um etwas zu Essen zu kaufen, sagte er mir mit entsprechendem Kommentar, dass er mit dreizehn der Marktfrauen auch schon Sex hatte. Und in der WELT stand einmal ein Beitrag, dass der Präsident die Abgeordneten aus dem ganzen Land, die ja Zweitwohnungen in Bangkok haben, zur Treue gegenüber ihren Ehefrauen aufgerufen hätte. Doch er hat diesen "Aufruf" nicht weiter verfolgt, nachdem er darüber informiert wurde, dass über 90 % eine "Zweitfrau" in Bangkok hätten. Und was machen in dieser Zeit die Ehefrauen? Der Österreicher erzählte mir, dass sie auch nicht so enthaltsam seien. Natürlich, von alldem merkt man als "normaler Ausländer" nichts, zumal die Thailänderinnen alle sehr schamhaft sind, Nacktstrände gibt es selbst in den Ferienorten nicht, die für den Prostituitionstourismus bekannt sind. Dass man nichts merkt, würde allerdings auch wieder zu dem Zusammenhang "Sünde und Scham" passen, wie er in der Adam-und-Eva-Erzählung angesprochen wird, siehe Hinweis 31 zum Punkt 5. Ach ja, wenn ich mir so diese Statistiken im Internet ansehe, dann möchte ich gerne mal eine richtige Zeitreise machen - und zwar ins Land Jesu vor 2000 Jahren und natürlich auch ins damalige Rom und in die anderen damaligen Länder und sehen, wo die in einer solchen Statistik stehen würden. Ich wette, die könnten mit den heutigen Ländern mithalten! 14. Zum Thema "dreckiger Lappen": Das
mag hart klingen, doch es ist leider so. Wenn ich so
die elf "Fälle" durchgehe, wer beim "ersten Mal" bei
Mädchen die treibende Kraft war, dann waren das in
neun Fällen eindeutig die Mädchen. Und ich denke,
das ist heute auch allgemein so. Wie kommt´s, wo
doch der Mensch und gerade der junge Mensch ein
hochmoralisches Wesen ist, wie es die These dieses
Moralkonzepts ist? Ganz einfach: Gerade den Mädchen
wird immer und überall eingeschärft, dass sie ja
"schamhaft" sein müssten und daher insbesondere ihre
typischen weiblichen Körperteile verhüllen müssten.
Denn wenn sie das nicht tun, schadet das ihrem guten
Ruf und sie gelten als Schlampen. Also halten sie
diese "Verhüllerei" für Moral. Und da die meisten
diese Körperteile im Zusammenhang mit den
Ausscheidungen stehen und da die Ausscheidungen
sowieso ekelhaft sind, halten sie "diese
Körperteile" eben für ekelhaft, also ist auch die
Nacktheit ekelhaft. (Dass in der Pubertät und
insbesondere in einer Verliebtheit gerade das, was
vorher ekelhaft war, besonders faszinierend wird,
überblicken die jungen Leute natürlich zunächst
nicht.) Wie dem auch sei, das Leben geht weiter.
Irgendwann kommen auch die Triebe nach dem Mann, die
nach irgendeiner Umsetzung in die Praxis drängen.
Die Befreiung von der Scham geht nun nicht, denn das
ist ja gegen die überall gepredigte Moral, hier ist
also eine Blockade. Was also tun? Ach, wie gut, da
gibt´s ja noch den Geschlechtsverkehr. Der muss ja
irgendwann sowieso sein, also ist der so unmoralisch
ja gar nicht. Auch wenn man den mit mehreren
Partnern hat, kann das ja gar nicht so schlimm sein,
denn schließlich muss man ja vorher wissen, wem man
treu sein will. Zudem machen das ja alle so, die man
so kennt, oft empfehlen es geradezu vor allem die
Mütter. Dabei ist dann natürlich die Jungfernschaft
im Wege, also weg mit ihr, wie mit einem "dreckigen
Lappen". Und ob der erste Freund vertrauenswürdig
und ein verantwortungsvoller Mensch ist, ist auch
nicht wichtig, Hauptsache, es ist einer "für diese
Befreiung" da - und die wird dann "einvernehmlicher
Sex" genannt. In Wirklichkeit ist sie allerdings
eine raffinierte Manipulation, hinter der unsere
ganze Gesellschaft steckt, ja, auch die Religion. 15. Anfang einer Verliebheit: Ich hatte hier die Beschreibung des Beginns einer Verliebtheit nach Ortega y Gasset zitiert, doch kann sie hier jetzt entfallen, weil sie in das HEFT übernommen habe. Es ist jedenfalls keine Rede von einer Bereicherung unseres Seelenlebens durch eine Verliebtheit. Ein hübscher und dazu noch recht kurzer Roman, in dem es um das Problem geht, dass eine Braut nicht mehr Jungfrau ist, obwohl das für den Bräutigam selbstverständlich war, ist der Roman "Tagebuch eines angekündigten Mordes" des südamerikanischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez. Das Besondere ist hier, dass die Braut standhaft schweigt, "wer es war", der ihre Jungfernschaft "beendet" hatte. Denn sie weiß genau, dass ihre Brüder die "Tat" rächen müssen, also den "Liebhaber" umbringen müssen, weil sich das in ihrer Gesellschaft nun einmal so gehört, wenn Brüder ihre Schwester lieben. Ja, und warum will "sie" dessen Tod nicht? Das kann doch nur daran liegen, weil sie es selbst war, die sich ihn ausgesucht und ihn quasi "darum gebeten" hatte. Und warum wahrscheinlich? Gewiss nicht aus Gier nach Sex, sondern weil sie wohl die Enge ihrer Behütetheit nicht mehr aushalten konnte. Natürlich stellt sich auch die Frage, wie die Brüder hätten sinnvoller mit ihrer Schwester umgehen sollen. Wenn ich daran denke, wie ich es mit meiner Schwester gemacht hatte: Ich hatte sie als intelligent eingeschätzt und sie "aufgeklärt", wie meine Kameraden über Mädchen denken, und dass sie auf keinen Fall mit dem Sex vor der Ehe anfangen sollte, weil hier doch sowieso alle Männer lügen und weil sie dann doch nur die "Verarschte" ist. Ich denke, sie hat auf mich gehört. Möglicherweise ist das auch ein Grund für mein Engagement, dass ich der Auffassung bin, dass gerade Mädchen hochmoralisch und hochintelligent sind, dass man eben nur mit ihnen vernünftig reden muss, damit diese ihre hohe Moral auch aktiviert wird. Dann muss man sie auch nicht immer nur behüten. Der Roman von García Márquez ist übrigens sehr gut zu lesen und spannend und also empfehlenswert, man bekommt auch einen Eindruck, wie in Südamerika gedacht wird. Und was kann man als Vater, gerade auch als Pädagoge machen, um dem vorzubeugen, dass sich diese Verliebheit einer Tochter auf den "Falschen" richtet, gleichgültig, ob sie es will oder "einer", der sie in seinem Sinn manipuliert? Ja, das ist genau die Aufgabe, um die es mir geht! Daher also diese "Atlantiktaufe" (s. Hinweis 42). Die Verliebte wird die nun mit demjenigen, in den sie verliebt ist, wiederholen wollen. Und dafür muss sie reden - und wird "aufwachen" und "hellhörig werden", wenn sie merkt, dass das nicht funktioniert. Die Erfahrung ist allerdings, dass das Problem der Verliebtheit einer "in dieser Weise" erzogenen Tochter eher hypothetisch ist. Denn sie hat einerseites ein solches Bewusstsein und andererseits eine solche Ausstrahlung, dass es hüchstwahrscheinlich gar nicht erst zu solchen "Verliebheitsproblemen" kommt. 16. Kampagnen, mit denen Jugendliche zur Keuschheit motiviert werden sollen, und in denen die Scham (oder auch die "Intimsphäre") eine Rolle spielt: Eine Notiz in der WELT vom 27.10.2007 gibt Anlass zum Nachdenken, ob traditionelle Wege der Keuschheitserziehung (oder auch der Erziehung zu einer hohen Sexualmoral bzw. zur Monogamie) Chancen auf Erfolg haben. Ich habe die Propagandisten solcher Kampagnen in Deutschland, Gabriele Kuby und Christa Meves, auf diese Notiz aufmerksam gemacht. Doch glauben Sie, dass hier eine Reaktion kommt? Mitnichten. Besonders Gabriele Kuby macht weiter wie bisher, sie ist völlig beratungsresistent. Offensichtlich ist das, was sie macht, ihr Geschäftsmodell, ob es effektiv ist, ist ihr gleichgültig. Doch hier die Notiz: Null
Bock auf „No Sex" Interessant, es gibt also Studien zu der Wirksamkeit von Kampagnen, mit denen Jugendliche zur Keuschheit motiviert werden sollen. Doch wo sind denn die Studien, wie nun wirksame Kampagnen aussehen könnten? Ich habe an verschiedenen Hochschulen Theologie studiert, in diesem Studium gab es auch das Fach "Moral". Doch Forschungen zu dem Thema "Pädagogik der echten Monogamie" habe ich keine gefunden. Auch bei den Feministinnen: Fehlanzeige. Dabei müsste die das Thema doch eigentlich interessieren. Der Grund mag sein, dass die alle das Thema aus einer Frustration heraus anpacken, also von selbst erlebten schlechten Erfahrungen her. Doch die jungen Menschen, die sie ansprechen wollen, haben nun einmal noch nicht solche Erfahrungen. Daher verpuffen solche "Ansätze von Erfahrungen her" auch bei denen. Das trifft auch gewiss auf die Publizistin Gabriele Kuby zu. Sie ist geschieden, hat also eine gescheiterte Beziehung hinter sich, also ist ihr Engagement aus einer Frustration heraus – mit den entsprechenden Problemen. So wird sie etwa nie auf die Idee kommen, dass eine echte Sexualmoral, die wirklich funktioniert, auch allen Beteiligten Spaß machen muss und dieses auch kann. 17. "nichts mit Monogamie zu tun": Echte Monogamie muss eine innere Einstellung sein und nicht ein Verhalten etwa „mangels Gelegenheit“ – einfach weil die von der Natur auf echte Monogamie ausgerichtete „hohe Moral“ im jungen Menschen aktiviert ist. Ein passender Vergleich ist der, wenn ein Mensch durch eine aktive Pockenschutzimpfung gegen die Pockenkrankheit immunisiert ist, der bekommt die Pocken selbst dann nicht, wenn er noch so nahe mit Pockenkranken in Berührung kommt – nach dem Motto „Ich ging durchs Feuer und brannte nicht“. Nur eine solche Einstellung hat doch auch eine Werbewirkung nach außen für die Monogamie (ja, darüber wird geredet, wenn sie denn gelingt!), alles andere gilt doch sehr schnell als „Enge und Verklemmtheit“ und hat von daher schnell einen kontraproduktiven Effekt. Zudem: Etwa durch die Trennung der Geschlechter lässt sich – zumindest auf Dauer – die echte Monogamie doch nicht erreichen, siehe etwa dieses Problem im Roman „Tagebuch eines angekündigten Mordes“ von García Márquez im Hinweis 15. Beispiel: Die streng-katholische Organisation Opus Dei unterhält etwa Studentenheime – streng getrennt nach Geschlechtern. Wir wissen jedoch nicht, warum etwa Studentinnen genau in ein solches "weibliches Studentenheim" gehen. Es kann ja auch sein, dass sie aus der Zeit davor "die Schnauze voll hatten" von enttäuschenden Erfahrungen mit Männern – und jetzt einfach nur in Ruhe studieren wollen. Dagegen ist nichts einzuwenden, doch mit echter Monogamie hat das nichts zu tun. Und mir geht es eben ganz grundsätzlich um "echte Monogamie". 18. Lucas Cranach d. Ä.: Er war nicht nur so einfach „Maler“, sondern auch „Humanist“, ihm ging es also um bessere menschliche Verhältnisse (vom lateinischen Wort "humanus" = menschlich). In diesem Sinn war er gewiss fortschrittlicher oder auch moderner (in unserem heutigen Sinn) als Martin Luther, dem es "nur" um eine Reform der bisherigen katholischen Religion ging, der aber nicht das grundsätzlich Menschliche im Sinn hatte. Und zu dem Bild von der nackten Lucretia: Das mit der Kombination von Nacktheit und hoher Moral war gewiss nicht nur eine fixe Idee Lucas Cranachs. Gerade in der frühen Kirche wurden nicht nur die kleinen Kinder splitternackt getauft (wie heute noch in der orthodoxen Kirche in Bulgarien, ich habe es zufällig selbst gesehen), sondern durchaus auch Jugendliche und Erwachsene. Die Nacktheit soll hier das Symbol sein, dass Christen (oder besser "Jesusnachfolger") die Moral nicht mehr mit "Feigenblättern" (oder eben mehr oder weniger großen Kleidungsstücken) machen, sondern mit "heiligem Geist". Und wenn wir´s recht bedenken, wenn der Geist nicht da ist, bringen´s die Kleidungsstücke doch sowieso nicht. Wenn ich mir das heute vorstelle mit der Nacktheit – undenkbar. Das heißt für mich, das muss damals ein völlig anderes Verständnis von Christsein (oder besser "Jesusnachfolge") gewesen sein als heute! Also auf zur wirklichen "Jesusnachfolge", aber komplett – die Badehosen und Bikinis sind sowieso ein Anachronismus, die deutlich machen, dass wir noch längst nicht im Dritten Jahrtausend angekommen sind!
"22. Geschlechtsmoral und Ehegesetze
19. "Selbsterfüllende Prophezeiung" bedeutet, dass etwas so und so ist, weil wir so und so denken. Wir haben etwa Angst vor etwas, weil wir denken, dass es gefährlich ist - und nur aus diesem Grund ist es auch tatsächlich gefährlich. Um diesen irrationalen Teufelskreis zu durchbrechen, kann man nur empfehlen, sich einmal klar zu überlegen, ob etwas nun wirklich gefährlich ist - und sich darauf einzulassen, es auszuprobieren. Das Paradebeispiel für solche Ängste ist die Angst vor der Nacktheit. Da kann man nur empfehlen, sich in der Familie oder mit Freunden darüber zu unterhalten und es dann einfach mal zu machen. Sie werden sehen, je nachdem, wie Sie sich unterhalten haben, waren die ganzen Ängste reiner Quatsch: Niemand fällt Sie an und Sie fallen niemanden an ... Natürlich werden Sie sich dann fragen, wer Ihnen solche Ängste erzählt, wer also Interesse dran hat, dass Sie solche sinnlosen Ängste haben. (dieser Absatz wird noch ergänzt) 20. "noch nicht so
ausgereift": Ja, leider ist mir vieles erst oft
lange nach meiner aktiven Zeit als Lehrer aufgegangen,
vor allem auch durch Gespräche gerade auch mit jungen
Pilgerinnen auf dem "Santiago-Pilgerweg" in Spanien. So
die Gedanken: "warum Mädchen von sich aus mit dem Sex
anfangen ..", "Prägung durch Belohnung", "Orgasmus durch
Sich-Fallenlassen-Können". Wie hätte mein Unterricht oft
anders laufen können, wenn ich bessere Argumente gehabt
und ich mich dann auch noch besser ausgedrückt hätte und
wenn mich also die jungen Leute besser verstanden
hätten! Wem diese Art des Umgangs mit der Sexualität nicht gefällt, weil sie zu frei ist und nicht den Vorstellungen von Religion entspricht, der sollte bedenken, dass es hier nicht darum geht, kleine Mönche und Nonnen zu erziehen, sondern dass junge Menschen zu ganzen Menschen werden, die vernünftig im Leben stehen, also auch nicht leibfeindlich sind und Freude an ihrem Körper und an ihrem Leben haben und wissen, wie sie mit alldem sinnvoll und auch in Übereinstimmung mit unserem Glauben umgehen können. 22. "Basisgeschichten dieses Glaubens": Wenn wir wirklich wollen, dass unser Glaube wieder attraktiv wird und dass die Moral dieses Glaubens wieder "voll" gelebt wird, dann muss gerade auch das auf den Prüfstand, was üblicherweise als selbstverständlich gilt und was sonst nicht oder kaum hinterfragt wird: unsere Glaubensvorstellungen, das Moralmodell von Kirche und Gesellschaft (ich denke dabei an das Problem, ob etwas echt ist oder auch nicht)... Ja, leben wir denn nicht in einer wunderbaren Zeit, wo dieses "Auf-den-Prüfstand-Stellen" endlich einmal - weitestgehend gefahrlos - möglich ist? Zu den "Glaubenswahrheiten": Es ist nun einmal so, dass Jesus Jude war und nur vor dem Hintergrund seiner j9üdischen Welt, und das ist nun einmal auch die eines Wanderarbeiters, der sich allerdings auch in den heiigen Schriften seiner Zeit gut auskannte, verstanden werden kann. Auch muss er ein großes Allgemeinwissen und gute psychologische Kenntnisse (so würden wir das heute sagen) gehabt haben. Abgesehen davon, dass die Evangelien vermutlich eine geniale Neuschöpfung sind, kommt noch hinzu, dass der jüdische Hintergrund nur noch äußerlich übernommen und im Prinzip vor allem durch einen von griechischer Philosophie bestimmten Hintergrund bis hin zu einem Allerweltshintergrund ersetzt wurde. Dadurch wurde Jesus eben zu einem völlig anderen als der, der er wirklich war. Und zur Moral gerade der jungen Menschen: Ich bin jedenfalls der festen Überzeugung, dass die Menschen von Jugend an zu einer hohen Sexualmoral von Natur aus veranlagt sind und dass alle diejenigen, die etwas anderes behaupten, Unrecht haben. Natürlich muss diese hohe Moral aktiviert werden.Und so könnte gerade unser Christentum sehr gut an die jungen Menschen herankommen. Allerdings ist zu bedenken, dass gerade junge Menschen das "Echte" wollen. Doch damit stehen auch die christlichen Kirchen auf dem Kriegsfuß: Weder ist der Jesus echt, den sie lehren, noch die Moral, noch die Monogamie. Wenn etwas Indiz für Dekadenz ist, dann das, dass nicht mehr das Echte gelehrt wird, sondern auf das Unechte ausgewichen wird. 23. "Sohn Gottes": Zunächst einmal:
Jeder männliche Jude galt bei den Juden als "Sohn
Gottes", "Sohn Gottes" war also eine Art Ehrentitel.
Dagen galt bei anderen Völkern, etwa bei den
Ägyptern, nur der König oder eben der Pharao als
Sohn Gottes. In Ägypten kam deswegen auch ein
Botengott (Bote = lat. "angelus" = Engel) zur
Königin und brachte ihr den göttlichen Samen, von
dem sie schwanger wurde und wodurch es dann zum
neuen Gottkönig kam. Diesem Glauben kam entgegen,
dass man damals glaubte, dass beim Werden eines
Kindes eine Frau nur eine Ammenfunktion spielt, das
heißt, dass im Samen des Mannes bereits der
komplette Mensch (also der lat. "homunculus", das
Menschlein) enthalten ist, der dann durch die Frau
sozusagen nur noch "ausgebrütet" wird. Erst der
Brünner Augustinermönch Gregor Mendel hat duch seine
Versuche herausgefunden, dass der "weibliche Teil
einer Beziehung" zu 50 % am "Ergebnis" beteiligt
ist, dass diese alte "Homunculustheorie" also nicht
stimmt. Anmerkung: Noch heute glauben viele Japaner,
dass ihr Kaiser, der Tenno, der Ur-Ur-Ur-Enkel der
Sonnengöttin Amaterasu ist, die Japaner haben
offensichtlich eine andere Theorie für die
Entstehung des Menschen als die Homunculustheorie. Wie ein Mensch zu etwas
Höherem "befördert" wird, dafür
gibt es heute eine hübsche Redensart:
Wenn man im Arbeitsleben
jemanden - aus
welchen Gründen auch immer
- los werden will, den man
aber nicht hinauswerfen
kann, etwa
weil er in einer Firma
besonders gute Kunden zu Freunden hat
und so für einen wichtigen Umsatz
sorgt, dann
lässt man ihn
"dieTreppe hochfallen".
Das heißt, man
befördert ihn auf
einen Posten, wo er zwar
ein höheres Ansehen
hat und auch
mehr Gehalt bekommt,
jedoch keinen "Schaden"
mehr mit irgendwelchen ver-rückten Ideen anrichten
kann. Und so können wir uns
das
auch bei Jesus
vorstellen: Als
Mensch konnte er den Bösen (hier der Halbweltmafia)
gefährlich werden, dagegen
ist er als Sohn Gottes
in erster Linie als
Verehrungsobjekt ein "zahnloser
Tiger", zu dem allenfalls
gebetet wird, etwas
für die Menschen zu verändern. Doch erfahrungsgemäß passiert
da
gar
nichts, also
bleibt alles
beim Alten,
was
von den Bösen (und oft genug auch
von ihren frommen "Kombattanten")
auch
beabsichtigt
war.
Doch immerhin gibt es für die Beter die Hoffnung, dass
passiert,
um was
sie beten. Und auf
alle Fälle
bleibt immer noch das Versprechen eines schöneren Lebens nach
dem Tod, das die Beter auch
erreichen können, wenn sie weiter dem "richtigen Glauben"
treu bleiben, was
auch immer das
ist ... Und der Vorteil für die, die "so
jemanden"
zum Sohn Gottes gemacht
haben:
Es darf
nicht mehr nach
näheren Zusammenhängen
gefragt
werden, weil das
dann
als
Blasphemie
(also
Gotteslästerung) oder auch
Abfall
vom Glauben
ausgelegt
und je nachdem
sogar
lebensgefährlich werden kann. Und hier noch etwas zur Dreifaltigkeit, zu der ja Jesus als eine der drei Personen "befördert" wurde: Auch hier gibt es Religionen vor dem Christentum mit dieser "Gotteskonstruktion". Und zwar im Hinduismus. Die Gottheiten sind Brahma, der Urgrund von allem (könnte etwa unserem Gottvater entsprechen), Vishnu, der uns vom Bösen erlöst hat und das immer noch tut durch seine Wiedergeburten (könnte etwa dem Sohn Gottes entsprechen), und Shiva, der Gott des Geistes, der zerstört und neu schafft und im Hamalya auf den Bergen wohnt und ab und zu zu den Menschen kommt und Jungfrauen befruchtet (könnte unserem Heiligen Geist entsprechen. Wenn man gegenüber Hindus darauf zu sprechen kommt, dass Brahma, Vishnu und Shiva drei verschiedene Gottheiten sind, dann wird gleich protestiert: Nein, nein, das sei nur ein und dieselbe Gottheit, doch man könne eben Gott nicht vorschreiben, unter welcher Gestalt er sich zeige. Irgendwie findet sich hier dieselbe Problematik wie mit der christlichen Dreifaltigkeit (drei Personen, aber ein Gott). (Anmerkung: Die Dreifaltigkeitsvorstellung gibt es erst recht spät im Christentum, beeginnend im 4. Jahrhundert. Es ist nicht auszuschließen, dass sie vom "Osten" beeinflusst wurde. Auf alle Fälle gab es immer regen Austausch mit dem Osten, nicht nur in materiellen, sondern auch in geistigen Dingen.)
Dreifaltige Lingams (Phallen) im Nationalmuseum in Pnom Penh in Kambodscha. Unten viereckig (Brahma), in der Mitte achteckig (Vishnu), oben "Kuppe" oder auch "Eichel" (Shiva). Zwischen den beiden vorderen Lingams ein Lingam in einer Yoni (Symbol für das weibliche Geschlechtsteil).
24. "Jungfrauengeburt": So waren auch Götterzeugungen mit menschlichen Frauen in der antiken Mythologie durchaus "normal": Die griechische Königstochter Europa bekam ein Kind durch den Beischlaf mit dem als Stier verkleideten Gott Zeus, die spartanische Königin bekam zwei Eier durch den diesmal als Schwan verkleideten Gott Zeus, auch Herakles hat den Gott Zeus zum Vater. Noch nicht einmal die Jungfräulichkeit Mariens ist etwas Besonderes. So etwa naht sich in der ägyptischen Mythologie der Geistgott Amun in Gestalt des regierenden Königs der jungfräulichen Königin und erzeugt mit ihr den neuen Gottkönig (doch hin und wieder schickt der Gott auch einen Boten) Das Besondere an Maria ist allenfalls, dass sie ein Mädchen "aus dem Volk" war, das heißt durch sie schickte also ein Gott einen ganz besonderen Sohn für uns alle. Doch schauen Sie einmal in die Geburtsgeschichte im Matthäusevangelium (1,18ff): Unmittelbar vor dieser Geschichte, in der ein Engel der Jungfrau Maria erscheint, steht nämlich die Geschichte vom Stammbaum Jesu. Und raten sie einmal, wer nun das Elternteil ist, von dem Jesus abstammt, Maria oder Josef? Wenn Jesus doch von einer Jungfrau geboren wurde, dann müsste das doch die Mutter sein? Und die kann doch nach der damalig geglaubten Homunculustheorie gar keinen Sohn zeugen? Oder? Dann schauen Sie doch einmal nach, ob Sie bei Ihrer Raterei richtig lagen! Europa und der Stier - Fresko aus Pompeji im Antikenmuseum in Neapel Immerhin gibt es zum Thema "Abstammung Jesu" auch eine Lösung aus dem jüdischen Kulturkreis! Der Engländer Marc Gibbs mit Beziehungen zu den U.S.A. vertritt in seinem Buch "Die Jungfrau und der Priester" ("The Virgin and The Priest") die Theorie, dass Zacharias, der Mann der Cousine Elisabeth und der Vater von Johannes (d.T.), auch der Vater von Jesus ist. Maria hatte nämlich die Weissagung bekommen, dem Erlöser Israels das Leben zu schenken. Und als sie dann bei Elisabeth war, um ihr, die schon hochbetagt war, bei der Geburt ihres Kindes zu helfen, sah sie hier eine göttliche Fügung und für sich selbst die Chance, dass die Weissagung in Erfüllung gehen könnte, wenn auch sie einen Sohn durch den offensichtlich gottbegnadeten Priester Zacharias bekommen würde. Als auch sie dann schwanger wurde, sah Elisabeth verständlicherweise in ihr eine Konkurrentin um ihren Mann und "warf sie hinaus". So kam es, dass Maria nicht mehr bis zur Geburt des Johannes bei der Familie Zacharias/Elisabeth blieb. Auf diese Weise sind Johannes (d.T.) und Jesus Halbgeschwister - und Johannes ist weniger Vorläufer Jesu, sondern eher Konkurrent. Von daher ergeben sich dann in der Glaubensgeschichte die unterschiedliche Sichtweisen des Erlösers, einmal als "Sohn Gottes" und einmal als "Prophet", die Auswirkungen bis heute haben. Das Buch gibt es auch auf Deutsch und ist sehr lesenswert! Ich überlasse es dem Leser, welcher Geburtsgeschichte Jesu er den Vorzug gibt, der der Jungfrauengeburt wie im außerjüdischen Kulturkreis oder der aus dem jüdischen Kulturkreis mit dem Priester Zacharias als Vater. Und wo wir schon bei der Geschichte sind, wie das "göttliche Kind" gezeugt wurde, können wir auch noch gleich zu der "Bestätigungsgeschichte" kommen, dass es auch das "richtige Kind" ist, nämlich zur Geschichte von den heiligen Drei Königen. Das ist nämlich genau die Geschichte, wie in Ostasien, ich denke hier gerade an Tibet, nach dem Tod des alten Dalai Lamas oder auch des Gottkönigs der neue gefunden wird. Man glaubt dort nämlich an die Seelenwanderung, das heißt, dass beim Tod das alten Gottkönigs die Seele in das männliche Kind übergeht, das als nächstes geboren wird. Das Problem ist, wie dieses Kind nun zu finden ist. Daher werden also in allen Pagoden des entsprechenden Gebiets, also etwa Tibets, Geburtsregister geführt mit genauen Datumsangaben - und die Zeitbestimmung lief eben früher über die Sterne. Wenn also der alte Gottkönig gestorben war, dann schwärmten Mönche aus, um im ganzen Land die Geburtsregister zu überprüfen. Dann kamen sie wieder zusammen und berieten, welches nun das nächstgeborene männliche Kind war. Und zu diesem gingen dann schon "höhere Mönche", die man auch als "Sterndeuter" sehen kann, weil sie sich nach den Sternen richteten, und brachten ihm "Geschenke" aus dem Besitz das alten Gottkönigs mit. Das dauerte natürlich in dem großen Land einige Zeit, schließlich musste alles zu Fuß bewältigt werden und dann kam auch bisweilen der Winter dazwischen, wo die Pässe zugeschneit und also unpassierbar waren. Und wenn nun das "ausgesuchte Kind" gefunden war und es nun begierig nach den "Geschenken" griff, dann entnahmen die Mönche daraus, dass es der richtige Nachfolger ist, weil er seine Sachen wieder erkennt. Daher also diese merkwürdigen Geschenke der Drei Könige für ein Kind: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das sind die typischen Kennzeichen für einen Priesterkönig. Natürlich, man kann dieses "begierig Danachgreifen eines Kindes" auch anders interpretieren, dass es also neugierig und interessiert, also gesund ist - und es also höchstwahrscheinlich die in es gesetzten Erwartungen eines Priesterkönigs erfüllen wird. Der Rest ist dann Erziehung. Wenn nun diese Geschichte so ähnlich auch von Jesus erzählt wird, dann ist das eine Geschichte, durch die den Ostasiaten, die an eine Seelenwanderung glauben, gesagt wird, dass Jesus auch für sie der Richtige ist, auf den sie schon lange gewartet haben. Und so wie diese Geschichte für die Ostasiaten in das Neue Testament eingefügt wurde, damit die nach ihren Erwartungen glauben können, so wurden auch die anderen Geschichten von Jungfrauengeburt usw. eingefügt, damit auch die westlichen Völker entsprechend ihren jeweiligen Erwartungen glauben können. 25. "Wunder": In allen Religionen gibt es Wundererzählungen, um die herausragende Stellung ihres Gottes oder des Propheten dieses Gottes zu beweisen. So gibt es etwa dieses Weinwunder im Johannesevangelium (Hochzeit zu Kanaa) auch in der Legende des Weingottes Dionysos. Erzählen und schreiben kann man ja viel ... 26. "Abendmahl": Solche Kultfeiern, auch mit Brot und Wein, gab es auch in anderen antiken Religionen, etwa im Mithraskult. In diesem Kult wurde zum Zeichen des Sieges des Guten über das Böse ein Stier geschlachtet, der Mithraskult war also durchaus eine blutige Angelegenheit. Im Christentum war dagegen alles "unblutig", der blutige Teil war längst erledigt. Daher dann eben das "unblutige Opfer", das immer wieder wiederholt wird.
Mithras tötet den Stier. Siehe hierzu auch das Buch "Gott essen - eine kulinarische Geschichte des Abendmahls" von Anselm Schubert (2018). Sie werden sehen, dass es das Abendmahl bzw. die Kommunion keinesfalls von Anfang an so gab wie wir das heute kennen. 27. "Auferstehung": Der Glaube an die Ermordung und Auferstehung eines Gottes beruht auf dem Wunder der Natur, wie das Samenkorn in die Erde gelegt wird und im Frühling wieder aufersteht und reiche Frucht bringt. Er findet sich dann in ausgeschmückter Form etwa in der Ägyptischen Mythologie: Nach der Fabel seines Dramas wird der Gott Osiris von seinem Bruder Seth getötet und zertückelt. Seine einzelnen Leichenteile werden von der Göttin Isis und anderen Göttern und Göttinnen gesucht, gefunden, beklagt und wieder zusammengefügt. Die an ihm vollzogenen Bestattungsriten ermöglichen ihm, für eine kurze Zeit seine Lebenskraft wiederzuerlangen und mit Isis einen Sohn zu zeugen, den Horus. Dieser ringt mit dem Mörder um das Erbe, gewinnt es ihm ab und folgt seinem Vater auf dem Throne nach. Isis in Vogelgestalt bei der Erweckung des Osiris, Relief im Totentempel Sethos I. in Abydos Gerade hier scheint mit eine Anmerkung zu meinem eigenen Glauben angebracht: Ich habe nämlich noch sehr lange an die Auferstehung Jesu geglaubt. Doch war mein Anliegen auch immer mehr das der echten Monogamie, vor allem, weil es sich doch für mich immer deutlicher abzeichnete, dass die bei geegneter Pädagogik durchaus möglich ist. Doch stieß ich mit meinem Engagement gerade auch in der Welt unserer Kirchen immer mehr auf Beton, also auf Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit. Für mich war das irgendwann eine Provokation: "Man" wollte einfach nicht, solche Glaubensdinge wie der Glaube an die Auferstehung waren einfach wichtiger, sie waren wie Barrieren, die alle Gedanken an eine Lösung menschlicher Probleme in den Dingen der Sexualität versperrten. Also habe ich irgendwann diese Barrieren hinterfragt. Das ist eigentlich alles. 28. "Himmelfahrt": Auch die Himmelfahrt gab es gerade in vielen antiken Religionen, hier ein Relief von der Himmelfahrt des Kaisers Antonius Pius und seiner Frau Faustina (Original in den Vatikanischen Museen):
29. "Plagiat aus viel älteren (buddhistischen) Sanskrittexten": Die Frage stellt sich natürlich, wo jetzt der Unterschied zwischen Buddhismus und der Botschaft Jesu ist, wenn unser christliche Glaube, so wie wir ihn üblicherweise kennen, doch wohl eher eine Spielart des Buddhismus ist, um es einmal flott zu sagen. Dazu zunächst einmal etwas zum Buddhismus. Nach Buddha (natürlich immer, soweit wir ihn heute kennen) hat alles seine zwei Seiten, eine schöne oder gute und eine schlechte, von denen wir im Allgemeinen immer nur die schöne kennen. So etwa ein schönes Essen: Doch wenn man dann sieht, was schließlich dabei herauskommt, wenn wir es gegessen und verdaut haben, ist es gar nicht mehr so schön. Oder ein "schöner" Mensch, was bleibt übrig, wenn er gestorben ist? Und eine schöne Frau: Wenn du sie dann hast, dann siehst du, wie sie etwa vor allem deinem Geld hinterher ist. Damit unser Leben nun einigermaßen erträglich wird, brauchen wir die Erleuchtung, also die Erkenntnis des Geistigen, des Göttlichen, was auch immer damit gemeint ist. Und wenn wir diese Erleuchtung dann wirklich erreicht haben, dann wird auch unser Leben erträglich und wir werden auch sittlich leben. Diese höhere Qualität des Lebens werden allerdings im Endeffekt nur diejenigen Menschen erreichen, die sich von Alltag des Lebens befreit haben, also die Mönche. Die "normalen Menschen" können an der Erleuchtung der Mönche teilhaben, indem sie diese durch milde Gaben unterstützen. Die Grundlage der Botschaft Jesu ist hier nun eine völlig andere: Der Mensch ist von Natur aus gut und also auch hochmoralisch. Er braucht lediglich "Anstupser", um diese hohe Moral auch leben zu können - und natürlich eine Umwelt, die ihm das nicht völlig unmöglich macht. Wenn Sie, lieber Leser, bei der Lektüre dieses Ansatzes nun zunächst einmal Schwierigkeiten haben, was daran christlich ist, so liegt das gewiss vor allem daran, dass Sie ein Christentum á la Spielart von Buddhismus und überhaupt von spätantikem Denken im Sinn haben, während es hier um einen Ansatz nach dem wirklichen Jesus geht. Zum Abendmahl (oder auf die Eucharistie bzw. die Kommunion) sei hier auf das Bucht "Gott essen - eine kulinarische Geschichte des Abendmahls" von Anselm Schubert (Prof. für Neuere Kirchengeschichte), 2018, hingewiesen. Also: Es war alles ganz anders, als was uns üblicherweise in der Kirche erzählt wird! Und noch etwas zum Autor Christian Lindtner: Ja, er war wohl einmal ein Holocaust-Leugner. Doch nach seinen eigenen Angaben ist er das inzwischen nicht mehr. Allerdings ist er immer noch der Auffassung, dass Jesus nie existiert hat, dass er also eine Phantasiefigur ist. Ich denke, dass zu dieser Einstellung die Theologen der christlichen Kirchen beigetragen haben, die alles, was über Jesus überliefert ist, für wahr halten. Da kann man dann leicht zu der Einstellung kommen, dass "alles" nicht stimmt. M. E. ist es also sinnvoller, zu sagen, was von vornherein irreal und zudem noch Plagiat ist und daher offensichtlich reine Phantasie ist und was durchaus vernünftig also auch wahrscheinlich ist. Dann kann auch ein Jesus "zum Vorschein kommen", der wert ist, eine herausragende Persönlichkeit zu sein, und der uns heute noch etwas angeht. 30. Verlust der Unbefangenheit und Ursache
der (Sexual-) Scham: Die Ursache der Sexualscham (moderner
Euphemismus: "Wahrung der Intimsphäre") ist m. E. ganz
einfach: Wir Menschen leben nicht die uns von der
Natur gegebene "spezielle menschliche Moral" (bzw. wir
haben sie nicht immer gelebt) - und das ist nun einmal
für uns Menschen eine streng-monogame Moral.
Allerdings ist sie auch ein Kulturproblem, d. h. man
muss wenigstens nach außen hin mitmachen, was andere
machen. Natürlich, man kann sich davon auch aus
unterschiedlichen Gründen befreien. Bedenken wir: Wir
haben von der Natur weder einen Bikini noch eine
Badehose mitbekommen, sondern den Geist (der natürlich
trainiert werden muss, s. Hinweis 7 zum Thema
"Veranlagung"). Das heißt natürlich nicht, dass wir
immer und überall nackt herumlaufen müssen, doch eben
dort, wo es angebracht ist und wir bisher diese
"Verklemmtheitsfetzen" brauchen.
Das Foto von der Skulptur stammt vom
Autor. Wenn auch weder der Tempel noch die Skulptur
genau im Alten Orient sind, wo die Erzählung
von Adam und Eva entstanden ist, so dürfte sie doch
eine gute Illustrierung des religionsgeschichtlichen
Hintergrunds der Adam-und-Eva-Erzählung sein. Und
irgendwie war die Verbindung Schlange-Sexualität
schon weit verbreitet, mir liegt etwa die Zeichnung
auf einer Tonscherbe aus Mari/Mesopotamien vor, auf
der eine Frau vor einer aufgerichteten Schlange
kniet, offensichtlich aus Anlass eines Gebets.
Assyrische Priester mit Polleneimerchen
und Blütenzapfen bei der Bestäubung von Dattelpalmen 32. Zum Bild "Jesus und die Sünderin" von Lucas Cranach d. Ä: Genau genommen ist das nicht das Gemälde, das in der Fränkischen Galerie auf der Festung Rosenberg hängt. Denn das Gemälde, das dort hängt, wurde etwa hundert Jahre nach seiner Entstehung retuschiert, weil es in die Sammlung des katholischen bayrischen Königs kam und es dafür wohl als zu frivol angesehen wurde, weil Jesus mit seiner Hand die der Frau berührt. Daher wurde die Hand der Frau unter der Hand von Jesus wegretuschiert, weil man damals in der Berührung wohl etwas anderes sah als eine nette Geste Jesu, um der Frau die Angst zu nehmen. Auch wurde das lateinische Zitat "Wer von euch ohne Sünde ist..." durch Übermalung ersetzt durch Gewölbebögen. Es gab immerhin einmal eine Kopie in Farbe, wie das Bild ursprünglich aussah. Doch ist diese Kopie im Krieg verloren gegangen, lediglich eine Schwarzweißaufnahme existiert noch. Aufgrund dieser Aufnahme habe ich nun das Bild von einem Künstler in Vietnam nachmalen lassen, denn ich halte dieses Bild für sehr wichtig, weil es m. E. einmal den wirklichen Jesus zeigt. Wie ich allerdings sehe, haben die Kirchen an diesem wirklichen Jesus überhaupt kein Interesse, dabei ist der doch nun äußerst plausibel und auch heute direkt aktuell. Einer der Gründe für die Interesselosigkeit der Kirchen mag sein, dass diesem Jesus das Mythologische völlig fehlt: Dieser Jesus sah einen ganz konkreten Missstand und hatte sich engagiert, um diesen Missstand zu überwinden. Doch das war und ist nicht im Sinne der Religionen, für die Religionen ist vor allem das Mythologische wichtig, also die Geheimnistuerei, weil das alles Macht und Geschäft bedeuten. Ein plausibler und dann auch noch wirkungsmächtiger Jesus würde ja das Geschäft mit dem Mythos zerstören. Ein sehr anschauliches Beispiel, wie Religionen viel mehr an Geheimnistuerei oder eben am Mythologischem (oder auch am Märchenhaften) interessiert sind als an noch so plausiblen und sinnvollen Erklärungen, und sind sie noch so gut, ist die Kindertaufe. Besonders Schülerinnen schimpften schon mal, dass die Taufe an Kindern vollzogen würde, die sich gar nicht dagegen wehren könnten, und das sei doch einfach eine Art Zwang für eine Religion - und gegen das Selbstbestimmungsrecht des Menschen. Ich hatte dann immer einer solchen Schülerinnen so scharf wie möglich in die Augen gesehen und sie gefragt: "Was wäre Ihnen denn lieber, wenn über Sie im Alter von fünf oder sechs Jahren sechs Frauen über sie herfallen, Ihnen ihre Arme und Beine festhalten, Ihnen den Mund zuhalten, damit Sie nicht schreien können, eine Ihnen dann Ihr Höschen runterzieht, dann die Beine gespreizt werden und eine letztendlich mit einer rostigen Klinge oder sonst einer Scherbe Ihnen Ihren Kitzler und Ihre Schamlippen wegschneidet und schließlich auch noch alles zunäht? Oder wenn jemand Ihnen etwas Wasser über den Kopf gießt und dabei ein paar fromme Sprüche sagt?" Klar, das Letztere wäre ihr schon lieber. "Na sehen Sie", so ich dann wieder "so müssen Sie die Taufe sehen. Gerade die Kindertaufe müssen Sie als Ablöseritus von solchen gräßlichen und unmenschlichen Verstümmelungen sehen. Was diese Verstümmelungen errreichen sollen, dass Menschen eine vernünftige Sexualmoral haben, das machen wir jetzt mit dem Geist, für den die Taufe das Symbol ist. Natürlich hilft das Wasser und die Herabrufung heiligen Geistes nicht allein - jetzt muss auch noch der Geist ausgebildet werden..." Darauf dann üblicherweise die jungen Damen: "Und warum sagt das sonst niemand so?" Ich dann wieder: "Dann würde die Taufe ja ihre Geheimniskrämerei beziehungsweise ihre Mythologie verlieren und das ist nun einmal nicht gewollt ..."
33. Uns heute interessiert natürlich der Wahrheitsgehalt dieser beiden "Erzählungen". Natürlich habe ich die Erzählungen von der Sünderin in Johannes 8 und von der schönen Susanna in meinem Unterricht auch ein wenig näher betrachtet, schließlich handelt es sich ja um Kriminalgeschichten, die man sich schon mal näher ansehen sollte. Also war da zunächst meine rhetorische Frage an die jungen Leute, wie oft es wohl vorkommt, dass man Paare beim Geschlechtsverkehr erwischt, und ob man auch tatsächlich genau sieht, dass sie ihn gerade "treiben". Und wenn es sich um Fremde handelt, woher man weiß, ob sie nicht doch verheiratet sind? Und zudem: Man muss sie ja auch mit zwei Zeugen antreffen und wer ist denn so böswillig und läuft gleich zum Gericht, wenn er doch weiß, dass das das Todesurteil besonders für die Frau bedeutet? In der Praxis wird es also nie oder nur höchst selten zu solchen Anklagen gekommen sein oder eben allenfalls, wenn Böswilligkeit, also vor allem Erpressung, im Spiel war, so wie in dieser Susannageschichte. Jedenfalls halte ich die Erzählung in Johannes 8 für realistisch, die dürfte wirklich geschehen sein, dagegen geht die Erzählung von der schönen Susanna eigentlich zu gut aus, als dass sie tatsächlich geschehen sein könnte, doch weiß man´s?. Sie ist m. E. eine "pädagogische Geschichte", einfach um junge Menschen hellhörig zu machen, wie sie gerade auch von den Autoritätspersonen manipuliert und schließlich auch direkt missbraucht werden. Ich denke, diese Geschichte kann auch als Sittenbild angesehen werden, was damals "so los" war. Sie ist daher eher durch einen glücklichen Zufall in die Bibel hineingerutscht, denn üblicherweise wird "so etwas" nicht "breit getreten". Das wäre ja noch schöner, wenn insbesondere Mädchen und junge Frauen hier intelligenter würden und also schon einmal wenigstens Chancen hätten, nicht "mitzumachen"! Ist das denn heute anders? Es ist doch immer dasselbe! Nicht umsonst werden doch diese Themen den jungen Leuten gegenüber verschwiegen bzw. sie werden tabuisiert. Auf der anderen Seite bekommen sie inzwischen INFOS über Kondome und Geschlechtskrankheiten. Das sagt doch alles ... Sie sollen dumm und naiv bleiben und "mitmachen", was so üblich ist, aber dabei eben nicht andere mit Krankheiten anstecken usw. Es ist allerdings gewiss nicht immer Böswilligkeit, wenn "alte Leute" über diese Themen nicht so genau mit jungen Leuten reden wollen, "alte Leute" mögen einfach nicht über Dinge so genau reden, bei denen bei ihnen vermutlich auch alles nicht so richtig gelaufen war und die schon lange vorbei sind. Und jetzt alles wieder "aufreißen"? Dann lieber eine "Pädagogik der Frömmigkeit und der Naivität" ... Dass sie damit geradezu dem Bösen zuarbeiten, wollen sie nicht wahr haben. Ich bin jetzt 77 Jahre alt und ich bin einmal so durchgegangen, mit wem ich über diese Themen reden konnte (natürlich nur, wenn ich gut war), und mit wem eher nicht, wem ich also offensichtlich "auf die Nerven ging". Ja, wenn junge Leute erst einmal wussten, worum es mir ging, dann lief das doch mit ihnen recht gut (und noch einmal: Ich war damals, als ich noch Lehrer war, längst nicht so gut!), doch mit den "alten Leuten" hatte ich eher Probleme (klar, nicht mit allen). Siehe hierzu meine Gedanken über Gandhi und Garcia-Márquez: http://basisreli.lima-city.de/gandhiundgarcia.htm. Übrigens: Wie die Sache der schönen Susanna nun genau ausging, lesen Sie bitte in der Bibel nach, es ist jedenfalls eine der ältesten Kriminalgeschichten in der Literatur, deren Kenntnis eigentlich zur Allgemeinbildung gehört. (Anmerkung: Sie ist nicht in allen Bibeln enthalten. Man mag ja viel gegen die katholische Kirche haben, doch in deren Bibeln ist sie enthalten, es gab also auch in dieser Kirche mal Leute, denen es darum ging, junge Leute "fit in der Moral" zu machen ... Doch müssen Sie nicht gleich eine katholische Bibel kaufen, Sie finden die Erzählung auch im Internet.) 34. Jesus und Prostituierte: Es wird heute unter Theologen allgemein akzeptiert, dass unter den Freundinnen von Jesus auch Prostituierte waren. Das mag wohl von der Zeit vor seiner Predigttätigkeit her rühren, als er als wandernder Häuserbauer zusammen mit seinem Vater und wahrscheinlich mit anderen Verwandten und Freunden in einem Bautrupp im Land unterwegs war. Und wie das so mit Wanderarbeitern ist, kommen sie nun einmal auch mit Prostituierten in Kontakt. Wie sich Jesus hier genau verhalten hat, wissen wir nicht, doch ist wahrscheinlich, dass er sich auf alle Fälle mit ihnen unterhalten hatte und dabei zu der Erkenntnis gekommen ist, dass sie zumeist oder auch fast immer sich ihren “Beruf” nicht freiwillig gesucht hatten, sondern dass sie oft genug direkt dazu erpresst wurden. Wie so etwas abläuft, vor allem wie die Vorgeschichte sein mag, die ja in der neutestamentlichen Erzählung in Johannes 8 nicht enthalten ist, wissen wir aus der Erzählung von der schönen Susanna im Anhang des Buchs Daniel (also Daniel 13), in der eine gottesfürchtige und keusche verheiratete Frau von zwei Ältesten zum Geschlechtsverkehr erpresst werden sollte. Die Ältesten missbrauchten das damalige Gesetz, nach dem eine Frau des Ehebruchs angeklagt und verurteilt werden konnte, wenn sie von mindestens zwei Zeugen auf frischer Tat ertappt worden war. Die beiden stellten die Frau also vor die Wahl, entweder mit ihnen zu schlafen oder sie zu verklagen, dass sie sie beobachtet hätten, wie sie mit einem jungen Mann, der nicht der ihre war, Geschlechtsverkehr hatte. Die Frau hatte Glück, dass die Geschichte schließlich für sie gut ausging, indem da ein zufällig anwesender Außenstehender den Fall neu aufrollen konnte und so die falschen Ankläger entlarvt wurden (und sie dieselbe Strafe bekamen, die sonst die Angeklagte bekommen hätte). Doch “normalerweise” dürfte das nicht so gut für eine angeklagte Frau ausgegangen sein, zumindest wenn sie erst einmal "auf dem Kicker" der entsprechenden Männer stand. Jedenfalls muss also dieser Häuserbauer Jesus solche Geschichten von den betroffenden Frauen erfahren haben, und er hatte gleich erkannt, dass es bei dem Fall der Sünderin nach Joh. 8 gar nicht um Moral ging, sondern dass man dieser Frau eine Falle gestellt hatte, um ihr und den anderen Frauen eine Lektion zu erteilen. Dies hatte ihn dann motiviert, sich entsprechend gegen solche kriminellen Praktiken gegen Frauen zu engagieren, indem er sie etwa öffentlich aufdeckte. Natürlich gefiel das den entsprechenden Kreisen überhaupt nicht. Siehe Hinweis 65. Wenn sich Jesus hier für eine echte Moral engagierte, dann das das Argument schlechthin, dass er ein gesunder und ethisch hochstehender Mann war: Er sah, dass etwas nicht in Ordnung ist und versuchte, alles in seiner Macht stehende zu tun, damit sich hier etwas ändert. Und jetzt eine persönliche Meinung von mir zu dem hier dargestellten Jesusbild: Ich denke doch, dass das so plausibel ist, dass es mehr als verwunderlich ist, dass es sonst von niemandem heute vertreten und noch nicht einmal von jemandem zur Diskussion gestellt wird. Das kann nur daran liegen, dass man entweder von der Wirklichkeit Jesu entfernt ist oder dass man dieses Jesusbild gar nicht sehen will, so wie vermutlich auch die "ehrenwerte Gesellschaft" zur Zeit Jesu das ja auch nicht wollte. Beides sind schon fast Beweise, dass dieses Jesusbild das richtige ist. Was sollte das denn auch, es ging ja sowieso "nur" um Frauen. 35. Studierstubengelehrte: Es gibt auch eine jüdische Jesusforschung, etwa von Pinchas Lapide, David Flusser, Schalom Ben Chorin, in der Jesus als typischer jüdischer Rabbiner in der Tradition auch sonstiger Rabbiner erkannt wird. Nur: Auch die genannten jüdischen Theologen sind allesamt typische Studierstubengelehrte, denn es ist eindeutig, dass Jesus sich mit Prostituierten zumindest unterhalten und daher vermutlich von deren Seite etwas über die Gesellschaft seiner Zeit erfahren hatte, doch davon ist auch bei diesen Theologen nirgends die Rede. Eine Überlegung "Jesus und Prostituierte" kommt bei diesen Theologen jedenfalls nicht vor. Natürlich gilt das, was ich hier sage, nur soweit ich deren Werke kenne. Doch ich denke, dass diese Überlegungen so wichtig wären, dass sie mir selbst beim flüchtigen Lesen schon aufgefallen wären. Doch wie gesagt, Fehlanzeige. Anders etwa das Werk "Umwelt des Urchristentums" von Walter Grundmann (Herausgeber), (Evangelische Verlagsanstalt, Ost-Berlin, 1966/1982). Zwar ist in diesem Werk von Prostituierten auch nicht die Rede, doch hier ist die Situation der Frau in der jüdischen Gesellschaft zur Zeit Jesu beschrieben. Und die ist durchaus erbärmlich, etwa: "Es gibt kaum Zeugnisse aus denen erkennbar ist, daß zwischen Mann und Frau eine Gemeinschaft des Verstehens und des Lebens besteht." (S. 177) 36. zum Film "Kids": Wenn Sie sich diesen Film einmal ansehen, dann achten Sie doch mal drauf, wie diese Darsy im Schwimmbad, in das die jungen Leute am späten Abend noch kurz vor ihrer Entjungferung durch Telly über den Zaun gestiegen sind, "natürlich" einen kompletten Bikini trägt, wie auch alle anderen jungen Leute in kompletten Badesachen sind. Fazit auch hier: Die Filmemacher haben gut beobachtet, die Sexualscham schützt vor gar nichts, sie ist eben kein Indiz für eine bewusste Moral, sie ist eben nur eine Scheinmoral! 37.
Jesus als Bauunternehmer: Hierzu eine dpa-Meldung (in der Zeit und DIE WELT vom 11.11.1997): Neue Erkenntnisse über sozialen Status von Jesus dpa Rom - Jesus von Nazareth war neuesten Forschungen zufolge nicht der Adoptivsohn eines armen Zimmermannes, sondern Sproß einer mittelständischen und wohlhabenden Familie. Joseph sei selbständiger Bauingenieur gewesen, Jesus selbst habe schreiben und lesen können, mehrere Sprachen gesprochen und habe vermutlich in seiner Heimat das griechische Theater besucht. Zu diesem Ergebnis kommt der Jesuit und Historiker an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, Giovanni Magnani (68), in seinem Buch „Jesu, Erbauer und Meister". Wie die römische Zeitung „II Messaggero" gestern schrieb, räumt das Buch mit der bisherigen „Ideologie des religiösen Pauperismus" radikal auf. Wie sein Vater sei auch Jesus gelernter Bauingenieur (Geometer) gewesen und habe gemeinsam mit Joseph zeitweise eine Werkstatt in Nazareth betrieben. (Anmerkung: „Pauperismus" = „Verarmung", „Verelendung") Kommentar: Ob Jesus nun ein Häuserbauer oder ein Geometer (Vermessungsingenieur) war, ist für unseren Zusammenhang wohl eher nebensächlich. Wichtig ist eben, dass er wohlhabend war und im ganzen Land herumkam und sein Arbeitsfeld also nicht nur auf eine kleine Werkstatt in Nazareth beschränkt war. 38. Geschäftsmodell (oder auch "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme"): Ich habe es nicht geglaubt, doch ich habe inzwischen die Erfahrung gemacht: Es wird zwar von Seiten der Kirchen gejammert und geklagt über die schlimme Zeit heute und dass sich gerade die jungen Menschen weder für Religion noch für Moral interessieren. Doch es ist nun einmal so: Die Moral der jungen Menschen interessiert gerade die Kirchen überhaupt nicht! Und ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe ja die Theologie der Kirchen studiert und verfolge auch, was heute so in der Theologie "läuft". Es ist nun einmal leider so: Wenn jemand Vorteile vom Leid seiner Mitmenschen hat, dann geht das zu Lasten seiner ethischen Empfindsamkeit. Er stumpft ab. Also gibt es irgendwann überhaupt kein wissenschaftliches Engagement, wie es kommt, dass junge Menschen so sind, wie sie sind, und schon gar keine wissenschaftlichen Anstrengungen, was man machen könnte, um hier etwas zu ändern. Für wissenschaftliche Anstrengungen müsste, wie das so ist, wenn es wissenschaftlich sein sollte, einiges oder sogar alles auf den Prüfstand gestellt werden, etwa inwieweit die Erziehung zum Frommsein oder die Erziehung zur Sexualscham "proproduktiv" ist, doch Fehlanzeige. Dabei wäre das doch alles gerade im Hinblick auf den Ursprung unserer Religion sehr wichtig, vor allem auch weil das, was Jesus wollte, ja mit Sicherheit keine Religion sein sollte, sondern eine neue Lebenseinstellung. Doch wie sagte mir einmal in indischer Freund: "religion is the biggest business" ("Religion ist das größte Geschäft"). Es ist nun einmal so: Die besseren Geschäfte kann man mit einer Religion machen und nicht mit einer Lebenseinstellung. Irgendwie ist das wie mit einer Autofabrik, die lieber fehleranfällige Autos herstellt, weil an der Reparatur mehr Geld verdient wird als an guten möglichst fehlerfreien Autos. Oder wenn Ärzte ihren Patienten bewusst keine Tipps geben, wie sie gesund leben können, weil sie an der Heilung von Krankheiten mehr Geld verdienen können als an gesunden Patienten. Wir würden solche Gesinnungen von Autoherstellern oder Ärzten als kriminell einstufen – doch wie ist das mit den Religionen? Siehe Hinweis 43 zur Beichte! Oder ist alles doch ganz anders: Könnten die Religionen nicht mit seriöser Arbeit am Ende noch viel mehr verdienen, wäre das also das bessere "Geschäftsmodell", einfach weil die Menschen, die die Fülle des Lebens haben, dankbar sind und weil sie daher unter Umständen sogar noch viel mehr freiwillig geben, als was gleichgültige Kirchen ihnen mit einer Zwangssteuer abknöpfen? Ich möchte dazu zum Problem "Religion, Tod und Jenseitserwartungen" aus dem Buch "Ohne Lüge leben" von Arno Plack (1976/1978) zitieren. Einerseits sieht der Philosoph Arno Plack (1930 - 2012) unsere Erziehung zur Leibfeindlichkeit, die ein bewusstes Leben weitgehend verhindert, sehr deutlich, andererseits ist sein Rezept, alles hemmungslos auszuleben (à la: "das eigene vitale Dasein in seiner Triebhaftigkeit wie in seiner zeitlichen Begrenzung zu bejahen"), gewiss auch nicht das "Gelbe vom Ei". Denn so wie er sich etwa das Ausleben vorstellt, werden weder das Problem der Sexualscham, noch das des Orgasmus gelöst. Das macht doch deutlich, dass das Ausleben der Sexualität à la Plack (und nach zahllosen anderen!) nicht unserer menschlichen Natur entspricht – und die Menschen letztlich dann doch wieder nach den Maschen "Im Alter werden die Huren fromm" oder "Als er kam ins Alter, sang er fromme Psalter" in die Arme der Religionen getrieben werden "als Kunden für deren Geschäftsmodell". So viel ich sehe, forschen die typischen Sexualwissenschaftler immer nur in Richtung "Veranlagung des Menschen zur Poygamie und ein Ausleben dieser Veranlagung", während ich den Menschen für durchaus monogam veranlagt halte und allerdings die jetzige Pädagogik dieser Veranlagung anzweifle. Ich denke, meine Vorschläge hierzu sind einfach besser. Schauen Sie sich trotzdem das Zitat von den Seiten 51 - 54 unter dem Titel "Den Tod nicht verdrängen" einmal an: "Der Erziehung zu unbefangener Sinnlichkeit kommt für das gesamte spätere Leben elementare Bedeutung zu. Wenn moralischer Rigorismus die Forderung stellt, auch den Todkranken über seine Situation nicht im Unklaren zu lassen, so ist dabei vergessen, dass ein seinem Leib entfremdetes Selbstbewusstsein auch die Konsequenz seiner Endlichkeit nicht anzunehmen bereit ist: weil unerfüllte Sehnsüchte bis zuletzt ein Weiterleben verlangen. Wir sind alle nicht in der Weise lust- und lebensbejahend erzogen, dass wir den Tod als vorgegebene Bedingung des Lebens akzeptieren könnten. Wir verdrängen den Tod, wie wir die Sexualität verdrängen: Die doppelte Verdrängung erspart uns ein waches Bewusstsein der Flüchtigkeit des eigenen Daseins. Sexualität meint tendenziell Fortpflanzung; sie weist auf kommende Generationen. Todesverdrängung und Sexualverdrängung schließen so sich zusammen zur Verdrängung der Endlichkeit des eigenen Daseins. Was uns hindert, sie zu ertragen, ist ein Defizit an empfangener Liebe. Die Gelassenheit, die von lustvoller Einstimmung ins vitale Dasein sich hätte bilden können, müssen wir durch »Haltung« ersetzen. Schaudernd kommen wir nicht mehr zu einem unverkrampften Ja. Angst vor dem Tod wie die Neigung, ihn zu verdrängen, müssen zunehmen in einer Gesellschaft, in der das Individuum sich mit seinen Hoffnungen und Erwartungen weithin auf sich selbst gestellt findet, wo einer des anderen Konkurrent ist. Da wird der Einzelne zum Vereinzelten, er kann kein Wir-Bewusstsein entwickeln, das hoffen, befürchten und planen ließe gemäß den Notwendigkeiten einer größeren Gemeinschaft. Selbst wer für das Ganze des Staates Sorge zu tragen hat, denkt selten über die Zeit seiner eigenen Laufbahn hinaus. »Nach uns die Sintflut« ist, bewusst oder unbewusst, das Prinzip, nach dem Energieprobleme und Umweltgefahren behandelt werden. Familienegoismus ist, Ausnahmen abgerechnet, das Äußerste, was die Sorge um sich selber übersteigt. Doch in den Kindern liebt man nur sich selbst, sein »eigen Fleisch und Blut«, wie es verräterisch heißt. In ihnen sucht, wer nicht mehr an ein Jenseits zu glauben vermag, sich ein Fortleben zu imaginieren. Der geheime Bezugspunkt aller Fürsorge aber bleibt das eigene Ich. In tyrannischer Fürsorge für die eigene Familie wird nur die eigene Todesangst verdrängt. Religiöse Einstellung, die sich dem Animismus (Anm.: so werden üblicherweise die Religionen der "Naturmenschen" genannt, die außerhalb unserer Zivilisationen leben) nähert, erleichtert noch die Verdrängung des Todes. Wer an ein individuelles Fortleben nach dem Tode glaubt, der braucht die Einmaligkeit seines Lebens, jedweden Lebens, und die Endgültigkeit des Abschieds im Sterben nicht so ganz ernstzunehmen. Es gibt eine Oberflächlichkeit aus »Religiosität«. Den Tod als reale Möglichkeit erst recht verdrängen muss ein Mensch, der nicht mehr religiös genug ist, um an ein jenseitiges Leben zu glauben, aber noch nicht sittlich frei genug wurde, jeden gesunden Tag lustvoll zu erleben. Ohne Lüge leben, das hieße zuletzt: das eigene vitale Dasein in seiner Triebhaftigkeit wie in seiner zeitlichen Begrenzung zu bejahen. Aber das kann der unzärtlich Erzogene sich nicht willentlich als tapfere Haltung aufsetzen. Es ist von niemandem zu erwarten, dass er ausgerechnet die Schattenseite der Leibbejahung verwirklicht. Nur wer die Freuden des Leibes unbefangen zu genießen wagte, kann zuletzt ohne die Lüge irrealen Trostes auskommen....... Ein illusionsloses Verhältnis zur Endlichkeit des Lebens ist möglich, aber nicht für Menschen, die nie in unbefangener Weise zu leben erlernten, denen man das mit »Sittenstrenge« verwehrt hat. Ein solches Leben ist Leiden schon in gesunden Tagen: Leiden an der eigenen, scheinbar »überschüssigen« Vitalität. Die Theorie vom »konstitutionellen Antriebsüberschuss« des Menschen hat aber nur in einer Kultur sich herausbilden können, die ein »Sich-Ausleben« moralisch verpönt. Wer solcher Wertung scheu sich fügt, muss darüber einen vitalen Unmut entwickeln, der ihm das Leben selber als wenig lebenswert erscheinen lässt. Unbewusst schwelt aber die Erwartung eines volleren, freieren Lebens. So kommt es, dass Lebensüberdruss, Selbstmordneigung und Angst vor dem Tode, Hoffnung auf ein ewiges Leben, in einem Menschen, widersprüchlich genug, zusammengehen. Jenseitserwartung löst diese Paradoxie, die doch dem verquälten Leben entstammt, indem sie einen fiktiven Punkt außerhalb des Daseins bezieht. Aber sie erlöst damit nicht von dem Leiden, das allem Glauben zum Trotz sich durchhält und vielfältig körperlich ausformt. In den sogenannten psychosomatischen Krankheiten bringt der Körper gegen die Grundlüge unserer Kultur sich zur Geltung: gegen den Glauben, dass der Mensch seine Begierden gefahr- und folgenlos vernachlässigen könne." 39. Reisebericht „in die Hölle“: siehe http://ermland.lima-city.de/hoelle/hoelle.htm 40. Auszug aus dem Ritus der confirmatio
vor der Reform (aus: Die Feier der Firmung, lat.-dt.
Ausgabe für den liturgischen Gebrauch, Trier 1966):
"Spiritus
Sanctus superveniat in vos et virtus Altissimi
custodiat vos a peccatis... Oremus. Omnipotens
sempiterne Deus, qui regenerare dignatus es hos
famulos tuos … ex aqua et Spiritu Sanctu quique
dedisti eis remissionen omnium psccatorum (Anm.:
Übersetzt im deutschen Text mit "Schuld"): emitte in
eos ... septiformem Spiritum tuum Sanctum Paraclitum
de caelis. R. Amen. Spiritum sapientiae et
intellectus. R. Amen. Spiritum consilii et
fortitudinis. R. Amen. Spiritum scientiae et
pietatis. R. Amen. Adimple eos...Spiritu timoris
tui, et consigna eos … sogno Cru+cis Christi, in
vitam propitiatus arternam. Per Christum, Dominum
nostrum. R. Amen. 41. "Frühsexualisierungshysterie": Was heißt überhaupt "Frühsexualisierung"? Für manche ist schon schädliche "Frühsexualisierung", wenn Kinder wissen, dass Babys durch Geschlechtsverkehr gezeugt werden, also muss dieses Wissen bei Kindern verhindert werden. Dabei wird vergessen, dass dieses Wissen sich schon unter Kindern herumspricht, wenn einige Kinder dieses Wissen haben, dass man es also gar nicht verhindern kann. Andererseits ist dieses Wissen einfach notwendig, wenn das Erziehungsziel eine echte Monogamie sein soll, damit die Kinder überhaupt eine reelle Vorstellung davon bekommen, was "Sexualmoral" ist und sie sich somit einrichten können, was sie tun und was sie besser nicht tun können. Siehe auch Hinweis 45 "Entsetzen eines Geistlichen" und 48 "wie es richtig geht". 42. Zur "Atlantiktaufe" durch den Vater: Das Problem ist doch immer, wie ein junger Mensch herausfindet, ob der Freund, den er sich "ausgeguckt" hat, auch ehrlich ist oder alles nur mitmacht, damit er gewonnen werden kann. Ich denke, eine Methode ist hier, dass man sich auch in der Familie über die Themen, die hier angesprochen sind, gemeinsam unterhält. Und warum nicht auch einmal gemeinsam, also mit der ganzen Familie und auch mit dem neuen möglichen Familienmitglied in eine Sauna gehen oder auch an einen "entsprechenden Strand" gehen? Macht dieses "neue Familienmitglied" gerne mit – oder passt das alles irgendwie doch nicht? Ich hatte von einem solchen "freien Aufenthalt am Strand" natürlich dem Mädchen in der "Vorbereitungsphase" geschrieben, also längst bevor sie zu mir kam und auch, dass sie mir zusichern müsste, dass es dabei mitmachte. Denn ich würde mich hier auf gar nichts anderes einlassen, weil ich schon wüsste, worauf das sonst hinausläuft. Die Erfahrung ist doch, dass man ein Mädchen nicht zurückhalten kann, wenn es erst einmal so eine Verliebheit im Kopf hat und keine Alternative zum Sex kennt, Was habe ich hier schon selbst alles erlebt, etwa mit den Töchtern von Bekannten! Wie standen die zuerst "hochmoralisch" über all diesen "Problemen" und wussten alles besser, und hinterher war alles doch immer nur "wieder dasselbe"! (Siehe Hinweis 77 "von ihren Gefühlen überrumpelt".) Ja, da habe ich nun nach einem anderen Weg gesucht, weil ich denke, dass es den geben müsste. Sie könne sich ja mit ihren Eltern über meinen Ansatz unterhalten. Und, so erzählte die junge Frau mir später, das hätte sie auch getan. Ihr Vater hätte sich daraufhin bei einem Bekannten herumgehört, der mal in Europa war, was das für Leute sind, die an "solche Strände" gehen. Und dessen Antwort: "Das macht eher die Oberschicht." Na also ... Und es ist nun auch nicht so, dass diese "Oberschicht" nur abgehobene Leute sind, die mit den "Normalmenschen" nichts zu tun haben. Mitnichten. Es muss wohl Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrunderts gewesen sein, als in der Kölner Kirchenzeitung ein Interview mit dem Pfarrer der nördlichsten katholischen Gemeinde Deutschlands war, also dem Pfarrer von Sylt. Irgendwie war er ein Original, "jeder kannte ihn", ich habe seinen Namen im Internet gefunden, Pfarrer Bellmann. Er wurde in dem Interview unter anderem gefragt, wie das denn mit den Badegästen sei, die dort auf den "Naturstrand" gingen, also "textilfrei". Und der Pfarrer: "Da sei zu den anderen Badegästen kein Unterschied, das sind genauso Familien wie die, die nicht zu diesen Stränden gingen und die würden genauso zu den Gottesdiensten kommen – oder auch nicht." (Anmerkung: Möglicherweise erzählen die Eltern in diesen Familien ihren Kindern Ähnliches wie ich?) Natürlich, die typischen "Bedenkenträger" werden Bedenken gegen diese "Taufe" eines Vaters einer eigenen Tochter haben, weil sie sich so eine unbefangene Nacktheit zwischen Vater und Tochter kaum vorstellen können und weil es also ihrer Meinung nach auf diese Weise leicht zu inzestuösen Beziehungen kommen könnte. Ich denke, ich kann hier Entwarnung geben: Denn durch einen unbefangenen Umgang von Vater und Tochter von Kind an (der muss natürlich da sein!) entsteht ein ausgesprochenes Vater-Tochter-Gefühl, das inzestuöse Beziehungen einfach unmöglich macht, weil die Natur nun einmal nicht will, dass Vater und Tochter miteinander Kinder zeugen und also Sex haben. Das Problem hier ist, dass Mütter, die selbst einmal von ihren Vätern missbraucht wurden, nun größte Angst haben, dass ihren Töchtern irgendwann dasselbe mit ihrem Vater, also mit ihrem Mann passiert, und sie daher argwöhnisch darauf achten, dass Mann und Tochter nicht zu nahe besammen oder auch nicht unbeaufsichtigt alleine sind. Doch damit stören sie die Bildung einer natürlichen Vater-Tochter-Beziehung, und wenn die Tochter dann alt genug und also auch fraulich-attraktiv ist, kommt es bei Gelegenheit dann möglicherweise zu "Beziehungen". Die Mütter sehen sich nun in ihren Ängsten bestätigt, dass "alle Männer so sind". Dass sie es selbst waren, die durch ihre Ängste die inzestuösen Beziehungen direkt verursacht haben, wollen sie natürlich nicht wahr haben. Und das Ergebnis dieses "pädagogischen Verfahrens"? Ich kann nur sagen, äußerst positiv. Wenn ich denke, wie "grün und unreif" ich in dem Alter war, in dem meine Tochter damals war, so ist da ein gewaltiger Unterschied. Kurz mein Resümee: Sie hat ihr Leben in die Hand genommen, sie wusste, was sie wollte, sie war offen, sie war irgendwie reif. Irgendwie hat sie gesehen, was wirkliche Moral ist und welche Vorteile die hat, und was nur eine im Grunde lächerliche Scheinmoral ist, wie sie ihre Kameradinnen im Kopf haben und diese also auch leben. Das führte offensichtlich dann bei ihr auch zu einer Ausstrahlung, aufgrund der sich die sogenannten Casanovas oder auch Don Juans gar nicht erst an sie heran trauten. Dabei war sie keinesfalls altklug und hochnäsig, sondern eher kindlich-offen. Natürlich, vielleicht lag das nicht nur an "meiner Erziehung", sicher aber auch, zumindest dürfte diese Erziehung einer vorhandenen eigenen Einstellung nicht geschadet, sondern diese eher noch gefördert haben. Und das ist bis heute so geblieben. Noch ein Hinweis zur Rolle der Väter bei der Erziehung gerade auch der Töchter: Mein Professor Wilhelm Heinen, in Münster 1956-1974, vertrat die Theorie, dass Väter hier besondes wichtig sind. Und dass die schlimme moralische Lage heute daran liegt, weil die Väter keine wirklich starken Väter sind und also auch nicht die ihnen aufgegebene Vaterrolle richtig wahrnehmen – und eben versagen. (Dabei könnten auch sie noch ihren riesigen Spaß bei einer solchen Erziehung haben, denn welcher Vater macht das, von dem ich hier rede, denn nicht gern mit seiner über alles geliebten Tochter!) Wir Studenten schmunzelten oft über manche skurillen Thesen dieses Professors, doch wo er Recht hatte, hatte er nun einmal Recht – nur leider sah er das nicht so "konkret"! Dafür war er nun einmal leider zu eng, um es vorsichtig auszudrücken. Ich möchte hier auch einmal auf das Problem "Kinderkrippe" zu sprechen kommen. Gerade von konservativer Seite wird ja Eltern und besonders auch Müttern Angst gemacht, dass es verantwortungslos sei, wenn sie ihr Kind schon etwa ein Jahr nach der Geburt, also wenn der Mutterschaftsurlaub vorbei ist, in eine Kinderkrippe geben. Sicher, das Ideale ist das vielleicht nicht, doch Mütter sind eben auch Frauen und haben als solche oft mit viel Mühe und Engagement einen Beruf erlernt und möchten den natürlich auch ausüben. Also müssen sie ihr Kind wohl oder übel in eine Kinderkrippe geben. Ich denke nun, so schlimm ist das auch nicht für die Entwicklung des Kindes, nicht zuletzt gibt es in der Kinderkrippe ja auch den Vorteil, dass das Kind mit anderen Kindern zusammen ist und zwangsläufig soziales Verhalten wie unter Geschwistern lernt. Für die Eltern bleiben in der krippenfreien Zeit und insbesonders also auch in den Ferien jede Menge Gelegenheiten, ihren Kindern "ganz besondere Endorphinerlebnisse" zu vermitteln, die die wichtigsten Entscheidungen des jungen Menschen nicht nur so eben beeinflussen, sondern regelrecht steuern. Damit sind die Eltern im Endeffekt für das Kind bedeutungsvoller als noch so liebe und fürsorgliche "Krippenmütter". Die Frage stellt sich hier, ob ein Mädchen "für das alles" wirklich einen eigenen konkreten Vater braucht, oder ob es nicht auch das Konzept eines Vaters, wenn es nur genügend praxisnah-konkret ist wie dieses hier, genauso tut? Ich hoffe doch, dass das möglich ist, wenn ich auch solchen Mädchen empfehlen würde, sich einen "solchen (Ersatz-) Vater" zu suchen. Denn ich kann mir das nicht so recht vorstellen, dass Endorphine auch ohne eine entsprechende Praxis gebildet werden können ... Hier wurde besonders auf die Beziehung Vater - Tochter eingegangen. Und die Jungen? Für die ist also die Erziehung zu Ritterlichkeit und Respekt vor der Ehre der Mädchen angesagt. Doch was hilft diese ganze schöne Erziehung, wenn Ritterlichkeit und Respekt nachher von den Mädchen gar nicht "nachgefragt" werden, siehe Hinweis 2? Und siehe auch die Sketche von Volker Pispers über den "Softiemacho". Wichtig ist also schon eine gemeinsame (Moral-) Erziehung von Mädchen und Jungen, damit die (Moral-) Erziehung von Jungen schließlich nicht ins Leere läuft. 43. Beichte als
Feedback: Ich zitiere hier einmal aus der
Zeitung "Die Welt" vom 16.11.2017, S. 28 "Wissen"
mit kleinen Veränderungen, also statt der
Wörter "Krankenhäuser", "Gesundheitsberufen" und
"zwischen Ärzten und Pflegekräften" nun die Wörter
"Religionen", "Religionsberufen" und "Priester und
Laien". Also hier der "neue" Text: "Religionen
verstehen sich traditionell nicht als lernende
Organisationen, die aus Fehlern und
Beinahe-Katastrophen Verbesserungen für die Zukunft
ableiten. Die Luftfahrt hat das konsequent gemacht
und ist dadurch viel sicherer geworden. In
klassischen hierarchischen Systemen geht die Energie
aber nicht in Fehlervermeidung, sondern in Angst und
Druck, dass Fehler möglichst nicht publik werden.
Dann kann auch niemand etwas daraus lernen. Ein
weiteres Problem besteht darin, dass in
Religionsberufen ein geradezu idiotisches Gefälle
existiert, gerade zwischen Priestern und Laien." 44. "Vernunft spielt keine Rolle" - hier die Regensburger Rede von Papst Benedikt: 45. Entsetzen dieses Geistlichen über die Frühsexualisierung: Siehe auch Hinweis 39. Ich denke, dass bei ihm typisches magisches Denken vorlag, so wie auch im Mittelalter und später zum Hexenwahn: Man muss nur gut genug beten, dann wird Gott schon alles auf wundersame Weise regeln. Viel mehr kann man nun einmal nicht machen. Doch letztlich ist das magisches Denken! Dass magisches Denken nicht auf "alte Zeiten" beschränkt ist, beweisen die Geschichten der Ärzte Edward Jenner (1749 - 1823), der die Pockenschutzimpfung entdeckt hatte, und Ignaz Semmelweis (1818 - 1865), der die Ursache des Kindbettfiebers und eine einfache aber wirkungsvolle Gegenmaßnahme heraus fand. Beide kamen gegen das magische Denken selbst größter wissenschaftlicher Kapazitäten ihrer Zeit nicht oder nur kaum an, obwohl sie eigentlich überzeugende Beweise aus der Praxis vorlegen konnten. Zum magischen Denken: Der Schweizer Autor Luc Bürgin schreibt in seinem Buch "Irrtümer der Wissenschaft", dass sich 1855 in Wien ein angesehener Professor die Mühe gemacht hatte, Dutzende damals in der Fachwelt kursierende Hypothesen über den Ursprung des Kindbettfiebers zusammenzustellen. Wir finden dort haarsträubende Erklärungsversuche wie "Gefühlswallungen", "Diätfehler", "das lange Dursten", "zu warme Räume" usw., irgendwie war das alles magisch. Nur Semmelweis durfte mit seiner Theorie, dass es nämlich die Ärzte selbst sind, die es verursachen, weil sie sich nach Leichensezierungen nicht richtig die Hände waschen, nicht recht haben! Sie können auch einmal die so üblichen Begründungen für die "schlechte Sexualmoral schon junger Menschen" heute durch den Kopf gehen lassen, also etwa: "Die Schuld der Medien, vor allem des Fernsehens und Hollywoods", "die fehlende oder nicht besonder gute Mutterliebe gerade in den ersten Lebensjahren ihres Kindes", "die Frühsexualisierung durch Schule und Kameraden", "das fehlende gute Vorbild der Eltern, die es selbst nur zu Patchworkbeziehungen schaffen", "die freizügige Kleidung der Mädchen und Frauen". Nur auf eines kommen die schlauen Pädagogen nicht, unter ihnen auch die Pfarrer und Lehrer aller Religionen, dass sie es nämlich selbst sind, die die jungen Menschen etwa nur zu einer Scheinmoral (s. Seite 3 u. im Text) erziehen und nicht zu einer echten Moral. (Anmerkung zum Problem des "fehlenden guten Vorbilds der Eltern": Wir könnten das Problem ja auch mal anders sehen. Dass nämlich gerade im jungen Menschen "sozusagen von Natur aus" die Veranlagung <s. Hinweis 7> zu einer heilen Partnerbeziehung da ist und er im Grunde vom schlechten Vorbild der Eltern abgestoßen ist und er jetzt erst recht alles mal wirklich richtig machen will. Also ist er "supermoralisch" in der Weise, wie er Moral mitbekommen hat. Doch damit praktiziert er nur die übliche Scheinmoral und rutscht wieder genau in die misslichen Beziehungskisten hinein, die er eigentlich vermeiden wollte. Und die schlauen Pädagogen, Soziologen und Theologen sagen jetzt: "Wir haben es doch gleich gewusst, wenn das Elternvorbild nicht gut ist, dann kommt eh nur wieder dasselbe bei den jungen Leuten heraus." Doch in Wirklichkeit ist alles ganz anders...) Zum "Problem Frühsexualisierung": Selbst wenn dieser Geistliche recht hätte mit seinem Vorbehalt zur frühzeitigen Information junger Menschen über die Dinge der Sexualität, insbesondere wie sie heute schon in der Schule geschieht, so bedeutet das keinesfalls im Sinn "hoher Moral" "Hals- und Beinbruch". Mein Eindruck vom Umgang mit jungen Leuten her ist nämlich, dass es gerade durch die "moderne Sexualaufklärung" zu einem unerwarteten Nebeneffekt kommt. Denn keinesfalls alle der jungen Leute sind damit glücklich, was hier auch "von oben" als normal angesehen und daher auch direkt empfohlen wird. Dass sie also erst einmal mehrere Intimpartner "durchprobieren" sollen <oder gar müssen>, bis man <oder vor allem frau> beim "Richtigen" landet. Gerade Mädchen empfinden das bisweilen als Zumutung, sollen sie also bei ihrer Partnersuche zuerst einmal Gratisprostituierte sein? Doch wie sollen sie es denn anders machen? Oft kommen diese Empfehlungen ja auch noch direkt von den Eltern – und gerade auch von den Müttern. Hier wäre doch die Aufgabe einer Kirche, die sich am historischen Jesus orientiert und sich für eine "echte Sexualmoral" engagiert, ein plausibles und attraktives Konzept anzubieten, doch leider bisher Fehlanzeige. Ich höre jetzt förmlich den Einwand der typischen "Bedenkenträger", dass die Chancen der Kirche hier unrealistisch sind, weil sie sowieso nicht alle jungen Leute erreichen kann. Doch stellt sich die Frage: "Müssen denn überhaupt alle erreicht werden?" Doch wohl nicht! Denn wenn es um wirklich attraktive Ideen geht, dann reichen doch erst mal nur wenige, die darauf ansprechen – und deren positive Erfahrungen werden sich dann bei anderen schon herumsprechen. Junge Leute sind übrigens gerade hier wohl die besten Werbemedien ... 46. Zu meinem
Beruf vor dem Studium der Theologie: Irgendwann
hatte ich in einer katholischen Zeitung gelesen, dass
echte Monogamie und echter Monotheismus zusammen
gehören. Das heißt also, dass der echte Monotheismus
abhängig ist von der echten Monogamie. Wenn man also
den echten Monoteismus will, muss man sich um die
echte Monogamie kümmern. Kommt es dann zum echten
Monotheismus kommt, gut, und wenn nicht, auch gut.
Denn dann hat sich das Problem der Religionen sowieso
erledigt. Zum Schluss noch etwas zum Thema, welche Religion die beste ist! Eine ältere Dame erzählte mir dazu einmal eine Begebenheit aus ihrem kindlichen Religionsunterricht, den der Pfarrer gehalten hatte, der muss wohl so um 1950 herum gewesen sein. Der Pfarrer hatte also erzählt, dass die christliche Religion und hier besonders die katholische, die einzige wahre Religion sei. Da hätte sie sich gemeldet und gesagt, dass das mit der "einzig wahren Religion" ja die Priester oder die entsprechenden Leute in den anderen Religionen doch wohl auch ihren Gläubigen erzählen würden. Ja, woran könne man denn nun erkennen, welches die wirklich wahre Religion sei? Da sei der Pfarrer also ausgeflippt und hätte geschimpft, dass das Problem heute sei, dass schon Kinder nicht mehr gläubig seien. Doch ich denke, dass die Frage dieses damaligen Kindes gar nicht so dumm war. Es gibt bekanntlich auch gar keine dummen Fragen, es gibt allenfalls dumme Antworten - und die Antwort des Pfarrers war doch nur dumm, intelligent war sie jedenfalls auf keinen Fall. Er war doch einer intelligenten Frage einfach nur ausgewichen. Um nun die Frage dieses jungen Mädchens einmal ernst zu nehmen: Woran erkennt man denn nun, welches die wirklich wahre Religion ist? Jesus gibt hier jedenfalls eine sehr praktische Antwort: "An ihren Früchten werdet Ihr sie erkennen!" Das könnte also heißen: Irgendwelche Geschichten und Theorien - auch von und über Gott - kann schließlich jeder erzählen und auch mit angeblich allen möglichen mehr oder weniger intelligenten Beweisen aus Worten, Papier ist schließich geduldig. Doch die eigentlichen wirklichen Beweise liegen immer nur in der Praxis: Dass also das, was eine Religion in der Praxis anpackt, auch nachprüfbar sein und funktionieren muss! Doch darum drücken sich eigentlich alle Religionen. Ja, was würde ich heute diesem Mädchen sagen? Ich denke, heute ginge das, ihm behutsam zu erklären, was ich in diesem Text geschrieben habe. Und dann sagen: "Diejenige Religion ist die wahre, die dich und auch die übrigen Menschen am besten auf das Leben vorbereitet, so dass du wirklich Mensch sein kannst und das Leben in der Fülle leben kannst." 48. "Mit Sicherheit sehr motiviert für solche Gespräche" bzw. "statt der Erstkommunion" und "gleich die richtige Moral erzählen": Ja, auch hier habe ich meine Erfahrungen! Und zwar sollte ich einmal vor über vierzig Jahren, also als ich gerade mit meinem Berufsschulunterricht anfing, in einer kleinen Gemeinde den Erstkommunionunterricht machen vor sechs Mädchen und zwei Jungen. Ich war damals noch sehr traditionell, doch belügen wollte ich die Kinder auf keinen Fall, und eine Vorbereitung aufs Leben mit einer Überwindung des Machismo sollte der Unterricht für die Kinder schon sein. Sie kennen inzwischen meine Einstellung: Sexueller Missbrauch von Kindern ist etwas Verbrecherisches, doch Kinder dumm und naiv zu lassen oder gar noch zu belügen, so dass sie zu ihrer Kinderzeit oder auch später bei Gelegenheit in solche Missbrauchserfahrungen hineinschlittern können (siehe etwa Hinweis 16), ist für mich genauso kriminell. Vor allem sollten die Kinder auch wissen, was die weißen Kleider der Mädchen zur Erstkommunion mit ihrer Unschuld zu tun haben. Klar, ich musste hier vorsichtig vorgehen, um die Kinder nicht unnötig zu verwirren. Also las ich ihnen die Geschichte von einem Mädchen vor, in der es um seine innere Flucht aus einer sehr engen Familie, um eine Freundschaft mit einem Jungen und schließlich um eine Abtreibung ging. Natürlich erklärte ich auch, was passiert war, so dass es zu der Schwangerschaft kam. Die Kinder brauchten natürlich "ein paar Sekunden" mehr Zeit, um "auf die Reihe zu kriegen", von was ich redete. Ich hörte und sah geradezu, wie die Gehirnzellen der Kinder heiß liefen und sie Zusammenhänge erkannten, die sie offensichtlich bisher so noch nie gesehen hatten. Doch dann war es, als ob ich ein Fass aufgemacht hätte: Was da alles an Fragen vor allem von den Mädchen kam! Und als die Stunde zuende war und das Pfarrheim abgeschlossen wurde, saßen einige der Mädchen auch noch mit mir in meinem Auto auf dem Parkplatz vor dem Pfarrheim und wollten mit mir weiter "quatschen" (das war ihr Wort). Auch freuten sie sich offensichtlich auf die nächste Stunde: "Qutschen wir dann wieder?!". Meine Intention dabei war immer die "echte Monogamie" von der Vernunft her (so würde ich das heute sagen) und wie Jesus uns hier helfen will, dass wir alles richtig machen. Hier passte auch der Hinweis auf die Stärkung mit der Kommunion, auch um den Kindern keine Ängste vor der Realität aufkommen zu lassen. Natürlich, man kann diese Stärkung auch als Placeboeffekt abtun, doch wenn er doch hilft? Was soll´s? Ich denke, damit kam ich den jungen Leuten offensichtlich sehr entgegen. Klar, ich war noch nicht so weit wie heute, das Problem "Unschuld und Nacktheit", als Zeichen der Befreiung von der Erbsünde, hatte ich etwa überhaupt nicht angesprochen, es kam dazu auch keine Frage. Doch ich wette, wenn, auch damit wäre ich angekommen! Es gab auch eine Reaktion von zwei Müttern, und zwar von denen der Jungen und einzeln. Die holten also ihre Jungen ab, und ich wollte ihnen erklären, was ich mache und was so meine Intention sei. Doch sie wehrten ab: "Lassen Sie mal, es ist schon gut, wie Sie das machen." Also hatten die Kinder etwas zu Hause erzählt, und die Mütter waren einverstanden und wollten nur einmal sehen, was für ein Typ das war, der versuchte, "so etwas" ihren Sprösslingen beizubringen. Nur der Pfarrer war überhaupt nicht einverstanden, der wollte das Übliche .... Daher kam es leider auch nicht zu einer Firmvorbereitung, die ich auch noch im Sinn hatte. Siehe im Text unter Punkt 6. Doch ich denke, so wie ich das damals machte,
lag ich richtig: Das Alter der Kinder stimmte, es war
im Gruppenrahmen, es war der richtige Anlass, so dass
den Kindern auch gleich eine ethische Wertung und eine
Hilfszusage gegeben werden konnte, und es stimmte
offensichtlich auch das "Dreiecksverhältnis" Eltern -
Lehrer - Kinder. Warum habe ich nur solche
Schwierigkeiten, andere zu überzeugen, auch so
vorzugehen? Stattdessen lassen wir uns die Butter vom
Brot von irgendwelchen völlig
unmenschlich-ideologieversessenen Ideologen nehmen ... Und dafür wie gut man mit Kindern über den
Unterschied "Gebrauch und Missbrauch der Sexualität
reden kann, habe ich auch noch eine andere Erfahrung
von einem Gespräch mit einem etwa 11-jährigen
Mädchen:. Ich wollte der Mutter, einer Bekannten, die
viele meiner „schriftlichen Versuche“ kannte, einfach
mal „vorführen“, dass man Kindern nicht immer nur
diese üblichen Kinder- oder Wundergeschichten der
Bibel erzählen muss (sie also verdummen muss – mit
einer Paulusideologie, den Zusammenhang mit „Paulus“
sah ich damals allerdings noch nicht), sondern ihnen
auch mit realistischen Begebenheiten kommen kann und
wie Kinder hier sehr verständig und intelligent
reagieren und dass sie das auch interessiert. Also
habe ich dem Kind die Geschichte von der schönen
Susanna erzählt, wie die von zwei Männern erpresst
wurde nach dem damaligen „Erpressungs-Verfahren“
(„entweder du machst Sex mit uns oder wir zeigen dich
an, dass wir dich beim Sex mit einem jungen Mann
ertappt hätten, dann wirst du hingerichtet“),
schließlich wissen Kinder ja auch heute, was
Geschlechtsverkehr ist und können also den
springenden Punkt solcher Geschichten endlich einmal
richtig verstehen. Der Kommentar des Mädchens: „Da
habe ich aber Glück, dass ich nicht damals gelebt
habe...“ Sehen Sie, lieber Leser, dieses Kind hatte
den Ernst der Situation voll erkannt und es konnte
sich offensichtlich in die Lage der Frau
hineinversetzen. Doch etwa alle (erwachsenen) Kirchen-
und Medienleuten, denen ich die Geschichte vorlegte,
interessiert das offensichtlich gar nicht. Haben
diese denn für Frauen keine Empathie, ist diese
heutige angebliche Frauenfreundlichkeit "an allen
Ecken und Enden" am Ende nur Heuchelei? Heute würde
ich dem Mädchen also auch noch weiter sagen, dass sein
Glück auch heute noch niemanden interessiert, denn
die Grundeinstellung zu Frauen ist immer noch
dieselbe wie zur Zeit der Susanna und zur Zeit Jesu:
Nur läuft das heute natürlich etwas anders, ich habe
das in dem Text „Der Kriminalfall ...“ beschrieben.
Im Endeffekt sind wir heute noch genauso
frauenfeindlich wie die Menschen damals, es äußert
sich nur anders. Die meisten Menschen, egal ob
männlich oder weiblich, haben offensichtlich im Kopf,
dass alle Frauen sowieso Prostituierte sind und man
braucht daher kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn
mal eine noch einen Schubs „in dieser Richtung“ dazu
bekommt. Oder wie soll ich die allgemeine
Empathielosigkeit hier anders interpretieren als
Frauenverachtung? Jedenfalls kann man heute sehr gut
mit Kindern über richtige und falsche Moral reden und
damit auch über das Engagement des wirklichen Jesus,
und weil sie heute wissen, was Geschlechtsverkehr
ist, machen sie auch mit, weil sie das schlichtweg
interessiert. Und warum wird das nicht gemacht, warum
werden jungen Menschen immer noch diese typischen
religiösen Märchen und Phrasen erzählt? Die einzig
plausible Begründung, die ich hier inzwischen habe,
ist die, dass man gar nicht will, dass Mädchen ihre
weibliche Moral mit Freude bewusst leben können. Eine für Theologen eher peinliche Begründung für die "schlechte (Sexual-)Moral" ist die These des Kirchenvaters Augustinus, dass der Mensch von Kind an zur "Sünde" angelegt ist und dass er die Gnade des christlichen Glaubens braucht, um wenigstens einigermaßen von dieser Sündhaftigkeit frei zu werden. Denn wenn er von Natur zur "hohen Moral" veranlagt wäre (was ich ja behaupte), dann würde er das doch auch von alleine tun ohne jede weitere "Nachhilfe", etwa durch geeignete Information. Doch offensichtlich praktiziert er die "hohe Moral" ja nicht von alleine, also ist er auch nicht zu ihr "veranlagt". Eine merkwürdige Logik, siehe hierzu Hinweis 7 zum Thema "Veranlagung". 49. "Jesus und die echte Monogamie" (zu Seite 21): Wir haben heute, auch in den Kirchen, das "römische Ehemodell", um es einmal so zu sagen. Danach sind diejenigen miteinander verheiratet, die ihre Ehe vor dem "Zensor" oder heute eben vor dem Standesamt registrieren ließen oder kirchlich geheiratet haben. Bei den Juden zur Zeit Jesu war das etwas anders. Ich zitiere aus "Umwelt des Urchristentums", Johannes Leipoldt und Walter Grundmann, Berlin (Ost), 6/1982, S. 176: "Der Mann erwirbt sich seine Frau. Die Erwerbung steht in Parallele zum Erwerb eines Sklaven: `Die Frau wird erworben durch Geld, Urkunde und Beischlaf ... der heidnische Sklave wird erworben durch Geld, Urkunde und Besitzergreifung (d.h. durch den ersten Dienst, den er seinem Herrn tut)´". Der Beschlaf ist also bei den Juden das Zeichen von Ehe schlechthin, Beischlaf außerhalb der Ehe gilt als Götzendienst. Insofern sind Prostituierte "Ehebrecherinnen", weil sie eben immer wieder neue Ehen anfangen, die sie dann wieder "(ab-)brechen". Daraus ergibt sich, dass auch Jesus diesen Zusammenhang von Ehe und echter Monogamie sah. Nachfolge Jesu heißt also auch, von den Ehevorstellungen Jesu auszugehen. Und ich denke, das ist möglich, sie in unsere Zeit zu übertragen – wenn auch zumindest im Hinblick auf ein Konzept für die Zukunft. 50. "Dass die Mädchen das jeweils andere machen!" oder auch: Scheinmoral und hohe Moral der echten Monogamie (zum Gespräch mit der Schülerinnenmutter auf Seite 12): Für mich war diese Mutter mal realistisch und aufgeschlossen, doch viele Erwachsene und durchaus auch Eltern haben hier fürchterliche Ängste. Ein Vater sagte mir einmal, dass es auch nicht so schlimm wäre, wenn seine Tochter mal eine enttäuschende Erfahrung hätte, doch dass sie "nackt irgendwo auf dem Präsentierteller" stünde, dagegen hätte er schon was. Ich habe ihn später einmal auf seine Meinung mit der "enttäuschenden Erfahrung" angesprochen, dass es ihm also egal sei, wenn seine Tochter einmal von einem Idioten gevögelt würde. Doch daran, dass er diese Auffassung mal hätte, konnte er sich nicht erinnern. Natürlich hatte er so etwas nicht gesagt, wenn man das so deutlich ausdrückt, was Sache ist, und nicht nur immer euphemistisch um den heißen Brei herumredet. Und wieso hat er diese Phantasie in seinem Gehirn "nackt auf dem Präsentierteller"? Ein Mädchen, das erst einmal eine echte Moral in sich hat, weiß doch von alleine, wie es sich zu verhalten hat und kommt doch überhaupt nicht auf so eine Idee, und wenn, dann wird es schon wissen wo und warum. Und wenn es das vernünftig macht, dann kann es später davon sogar noch seinen Kindern erzählen und darüber lachen. Jedenfalls erinnert sich frau an so etwas leichter und lieber als an verkorkste Sexgeschichten. Was sind das nur für Menschen, die ihren Kindern nicht zutrauen, Spaß an Harmlosem zu haben, und sie also lieber in die falsche Richtung schicken, wie es diese Ex-Prostituierte geklagt hat (s. S. 41)? Doch es gibt auch genügend andere Mütter! Die fordern ihre Töchter geradezu zu "Sexgeschichten" oder eben "Erfahrungen" auf und leiten sie dazu an, wie sie es am besten anstellen sollen. Das Problem dieser Mütter ist offensichtlich, dass sie selbst, als sie "in dem Alter" waren, "es" nicht durften und "es" aber dennoch "machten". Doch mehr oder zwangsläufig waren das dann keine schöne Erlebnisse. Und dass es keine schönen Erlebnisse waren, führen sie nun vor allem darauf zurück, dass sie etwas taten, weil es irgendwie verboten war. Und ihre Logik ist nun, wenn es nicht verboten gewesen wäre, dann wäre es auch schön gewesen. Also wollen sie es jetzt mit ihren Töchtern besser machen, als wie sie es selbst einmal erlebt hatten – und leiten ihre Töchter förmlich "dazu" an. Dass sie damit allerdings ihre Töchter anleiten, erst einmal Schlampen oder auch Huren zu sein, bedenken sie nicht. Die Großmutter der Mädchen, die mit mir am Strand waren (Punkt 4, S. 20 oben), kommentierte "solches Verhalten": "Die wollen sich in ihren Töchtern selbst heilen." Auch ich verstehe solches Verhalten nicht, denn eine wirkliche Emanzipation sieht anders aus. Auch von daher versuche ich, eine Alternative anzubieten, die eine andere Qualität und ein anderes Niveau hat. Dazu kommt noch, dass sowohl die "Granddame" des italienischen Journalismus Oriana Fallaci (1929 - 2006) ("Die Wut und der Stolz") wie auch der Deutschtürke Akit Pirincci ("Die große Verschwulung") den deutschen bzw. den europäischen Männern vorwerfen, dass sie sich alles gefallen lassen und keine richtigen Männer sind. Gleichzeitig halten sie es für völlig normal und haben auch nichts daran auszusetzen, wenn Mädchen und Frauen ihre "sexuelle Selbstbestimmung" ausleben. Ja, wie ist das nun, sollen sich das auch die Männer gefallen lassen und das am Ende auch noch gut finden, wenn ihre Frauen, Schwestern, Töchter "rumvögeln" mit wem auch immer – Hauptsache, es geht von ihnen selbst aus? Machen sich die deutschen Ehemänner, Brüder, Väter nicht mit solcher Dulderei zum Spottobjekt? Sie kennen inzwischen meine Lösungsidee: Den "Verkehr" sollen die Schwestern und Töchter nicht tolerieren, weil der nun einmal in die Ehe gehört, daher dann allenfalls Hautkontakt. Und die Ehefrauen haben auch für den hoffentlich den Richtigen gefunden. 51. Zum Besuch des
"Naturstrands" (es war einfach nur ein fast leerer
Strand, also noch nicht einmal ein FKK-Strand) mit
den beiden Mädchen (s. S. 18f): Ich
weiß, eine heikle Angelegenheit – wohl schon immer in
den angelsächsischen Ländern und inzwischen auch bei
uns in Deutschland. Doch wenn man schöne Blüten und
schließlich auch einmal schöne Früchte haben will,
dann muss man nun mal die Knospen pflegen.
Offensichtlich macht sich hier leider eine Hysterie
breit, wenn in solcher Natürlichkeit und Offenheit
gleich so etwas wie Sittenverderbnis oder zumindest
der Anfang von Sittenverderbnis gesehen wird. Wir
schütten hier doch das Kind mit dem Bade aus und sehen
überhaupt nicht ein berechtigtes Anliegen! Denn es ist
doch so, dass gerade die jungen Damen, die "verklemmt"
erzogen werden, erfahrungsgemäß die ersten sind, die
ein paar Jahre später diese Verklemmtheit ganz
offensichtlich nicht mehr aushalten und mit ganz
anderen sexuellen Beziehungen anfangen. Und wie ging´s mir bei solchen "Stranderlebnissen", was hatte ich selbst dabei für Gefühle? Ich denke, dass hier überhaupt kein "Problem" war, was vermutlich daran lag, dass ich eine Schwester hatte und habe und meine Mutter sich bemüht hatte, dass zumindest in der Kindheit hier keine Probleme waren. Und so lief das alles völlig "unaufgeregt" ab. Schön ist vielleicht, wie ich es eingefädelt hatte: Die beiden Mädchen wussten also, dass ich nicht mit ihrer Familie zum Strand ging, sondern mit dem Fahrrad an einsamere Standabschnitte fuhr. Und da waren auch Gespräche mit den Großeltern über eine sinnvolle "Moralerziehung" gewesen, so wie ich sie sehe. Die Einstellung war also da: "Wenn die Mädchen es wollen, dürfen sie auch mit dir zum Strand fahren!". Ich denke, dass es sinnvoll ist, hier kurz zu beschreiben, wie das dann konkret "anfing". Ich habe die beiden also eines Tages gefragt, ob sie auch mal mit mir mit den Fahrrädern zum Strand wollten. Also das wollten sie. Und ich: "Ich gehe aber `ohne´" . Die beiden: "Nein, wir aber nicht." Ich darauf: "Dann schäme ich mich aber." Sie nach kurzer Abstimmung untereinander: "Gut, dann machen wir da auch mit." Ich: "Ich habe allerdings noch etwa eine Viertelstunde zu tun, ihr müsst also noch etwas warten." Sie: "O.k.". - Doch nach fünf Minuten quengelten sie schon: "Wann fahren wir denn endlich?" - So sieht es also aus, wenn man Mädchen eine freie Entscheidung lässt .. Und es war dann auch alles absolut harmonisch. Leider habe ich mich allerdings wieder mal etwas falsch verhalten. Jetzt wäre doch genau eine passende Gelegeheit zu Gesprächen gewesen. Denn die Mädchen wären ja offen gewesen zu reden, über die Ambivalenz der Nacktheit, warum ich so gegen die Enge bin, warum diese Verklemmtheitsmoral letztlich doch nicht funktioniert ... Immerhin gibt es noch Kontakt mit dem älteren der beiden Mädchen, ich schicke ihm schon mal meine "Gedanken" oder lasse die an sie weiter geben und schreibe ihr von meinen Vater- oder besser Großvatergefühlen und gebe ihm Tipps für den Umgang mit Jungen. Und ich denke, sie (inzwischen ist sie 21) findet das auch gut. Als wir vor kurzem mit Freunden zusammen saßen, ihre Großeltern waren auch dabei, kam sie kurz in den Raum, um sich zu verabschieden, und stand dabei neben mir, der ich in einem Sessel saß. Chic sah sie aus - und sie drückte kurz und sanft ihre Hand auf meine Schulter, ich denke, niemand sonst hat das bemerkt. Also schien sie meine Ideen gut zu finden. Und noch etwas ganz allgemein: Die offizielle Begründung für die " Naturbewegung" (um sie einmal so zu nennen) lautet: "Ohne Nacktheit keine Moral". Dabei gehen die Naturisten davon aus, dass durch die Praxis der Nacktheit, also das Naturerlebnis, die echte Moral sozusagen von alleine kommt. Das ist jedoch wohl völlig blauäugig, jedenfalls gehört – nach dem Engagement für dieses Konzepts hier – noch die geeignete Information dazu. Ja, was wäre, wenn in einer geeigneten Pädagogik der echten Monogamie die noch dazu käme, was doch eigentlich auch plausibel ist? Siehe Hinweis 8 und besonders im Text Punkt 3 zum Thema "Veranlagung". 52. "mit einer Erbsünde belastet" (s. S. 22 unten): Was der Kirchenvater Augustinus hier gemacht hat, ist etwa dasselbe, wie wenn wir in einen alten Volkswagen Käfer, der ja mit Benzin läuft, eine Diesel-Einspritzpumpe aus einem modernen Mercedes einbauen. Wir denken vielleicht, damit den alten Volkswagen wertvoller gemacht zu haben, weil wir ja etwas viel Besseres und Teureres eingebaut haben als das, was da ursprüglich drin war, doch was hier passiert ist, ist eben zumindest völlig unsachlich und unwissenschaftlich, jetzt funktioniert das "System Volkswagen" gar nicht mehr. Doch weil wir diesen alten Volkswagen für so wertvoll halten, weil unsere Urgroßmutter einmal gut damit nach Italien gefahren ist und sich zeitlebens gerne an diese Fahrt erinnerte, erhalten wir ihn und nutzen ihn als Erinnerungsstück an unsere Großmutter, also als Kultobjekt, das jetzt in einer Art Museum herumsteht. Nur eben: Das ist nicht der Sinn eines Autos. Und so geht es eben auch mit der Botschaft Jesu – diesem Jesus ging es um etwas völlig anderes als um das, was wir heute daraus gemacht haben. Wie wenig auch wir heute uns um die Ursprünge der Adam-und-Eva-Erzählung kümmern, geht aus dem berühmten Kommentar zur Genesis des Theologen Claus Westermann hervor (hier Teilband 1, Genesis 1 - 11, Neukirchen-Vluyn 1974, S. 325). Westermann sagt hier, dass die Adam-und-Eva-Erzählung eindeutig eine Geschichte gegen eine Gegenreligion Israels ist. Doch er vermisst in seinen Untersuchungen ein menschheitliches Phänomen des Bösen bei den Gegenreligionen Israels: "Dass das Böse.. .seinen Urgrund in der Gegenreligion Israels.. .hat, .. .kann in Genesis 3 aber auf keinen Fall gemeint sein, ebenso wie die Sünde des Menschen, die Übertretung. Adam steht in Genesis 2-3 in gar keiner Weise für Israel, Adam repräsentiert die Menschheit... Das Böse bleibt (dabei) in seiner Herkunft absolut rätselhaft". Westermann kann ganz offensichtlich nicht verstehen, wieso die Ausübung einer Religion "böse" sein kann und er sieht auch nicht das menschheitliche Phänomen, um das es im Originalzusammenhang nun wirklich geht. Er kommt gar nicht auf die Idee, hier weiter zu forschen. Ich frage mich da allerdings: Übersieht Westermann, dass mit der Religion der Nachbarvölker Israels eine bestimmte, sehr konkrete Lebenspraxis verbunden ist, die auch nach dem von Westermann dargelegten Bild vom Menschen in der Bibel zuwiderläuft? Übersieht Westermann, dass diese Lebenspraxis von einer bestimmten Religion eines bestimmten Volkes unabhängig ist, dass diese Lebenspraxis überzeitlich ist? Der Psychologe Ernest Bornemann schreibt in seinem Werk „Das Patriarchat“ (hier Fischer Taschenbuch 3416, S. 264), dass in einer Zeit, in der Fruchtbarkeit und Sexualität gleichgestellt waren, "der Gottesdienst oft zum Geschlechtsverkehr und der Geschlechtsverkehr oft zum Gottesdienst wurde. Es geht also den Verfassern der Bibel gar nicht um einen "Gottesdienst" in unserem heutigen Verständnis, also um einen Gebetsgottesdienst oder um einen Gottesdienst mit einem symbolischen Opfer, sondern mit der Ablehnung dieser "Geschlechtsverkehrgottesverehrung" um eine Front gegen den mit der kultischen Prostitution gegebenen Zusammenbruch der personalsten zwischenmenschlichen Beziehungen? Wir stehen heute gewiss über den Götzen der Antike, über dem Glauben an Ischtar, an Inanna, an Mylitta, an Astarte, an Aphrodite, an Artemis, an Hepat, dieser ganzen Göttergesellschaft, zu deren Verehrung es die geschilderten Bräuche gab. Aber ob wir heute auch über der dazugehörenden Lebenspraxis stehen? Immerhin konnten sich die Menschen der Antike noch auf gottesdienstliche Notwendigkeiten berufen, aber wir heute? Die sogenannte "Vulgärprostitution" also die öffentliche Selbstdarbietung zum Geschlechtsverkehr gegen Entgelt, geht auch heute nach allgemeiner Meinung nur relativ wenige an. Immerhin soll es allerdings in Deutschland 400 000 Prostituierte (davon etwa die Hälfte registriert) geben - rechnet man die "Kundschaft" und die betroffenen Familien dazu, wird die Zahl schon gewichtiger, was schon schlimm genug ist? Bedeutet das, dass sonst alles "in Ordnung" ist? Wenn wir bedenken, dass vom prinzipienstrengen Menschenbild der biblischen Urgeschichte alles an Sexualverkehr verurteilt wird, was nicht im Sinn einer immerwährenden Partnerschaft aus Liebe in der Einheit von Leib und Seele ist, müssen wir auch heute den Begriff der Prostitution wohl erweitern. Leider ist es doch gerade heute so, dass vieles dem Sinn der biblischen Partnerschaftsidee geradezu ins Gesicht schlägt! Ist es etwa im Sinn des biblischen Menschenbildes, wenn Menschen miteinander Geschlechtsverkehr treiben, ohne überhaupt an die Ehe zu denken? Ob das nun in Form einer Vergewaltigung geschieht oder freiwillig, ist für die Beurteilung von biblischer Sicht her ohne Bedeutung. Was ist, wenn junge Menschen "zur Probe" miteinander „verkehren“, oder wenn ein Partner glaubt, durch Bereitschaft zum Geschlechtsverkehr den anderen zur Heirat bewegen zu können? Was ist, wenn sich junge Leute vor der Heirat angeblich die „Hörner abstoßen“ müssen? Was ist mit dem Geschlechtsverkehr, der vollzogen wird, um heute „in“ zu sein, um „mitreden“ zu können, um nicht als rückständig und verklemmt zu gelten? Was ist mit den berühmten „Erfahrungen“, die angeblich jeder machen muss, um zu wissen, dass das spätere Sexualleben auch klappt? 53. Gilgamesch-Epos (s. S. 22 unten): Auch hier wird durch Gebotsübertretung im sexuellen Bereich ein paradiesischer Zustand verloren und ein Schritt ins Gegenwärtige vollzogen. Nachdem das Epos geschildert hat, wie eine Dirne den Urmenschen Enkidu geschlechtlich verführt hat, berichtet es über die Folgen dieses Sündenfalls: Dann wandte er den Blick nach seinem Tier
Nicht nur der ungezwungene Umgang mit den Tieren stimmt mit der Paradieserzählung überein, sondern in unserem Zusammenhang stimmt vor allem das Versprechen der Schlange in Genesis 3,5: "Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet sein wie Götter und erkennt Gut und Böse" mit der letzten zitierten Zeile aus dem Gilgameschepos überein "klug bist du nun, Enkidu, wie ein Gott!" Im Unterschied zum Gilgameschepos weist die Bibel, die ja "Gut und Böse" funktional sieht, also im Sinn von "was gut und böse für den Menschen ist", dazu noch mit feiner Ironie auf das Objekt der Erkenntnis hin, eben "Gut und Böse" – etwa in dem Sinn: Jetzt wo du die "Sache" hinter dir hast, weißt du, was eigentlich gut gewesen wäre und was du nun für einen Mist gebaut hast... (Die Zeilen aus dem Gilgameschepos sind zitiert nach Oswald Loretz, Schöpfung und Mythos, Mensch und Welt nach den Anfangskapiteln der Genesis, Stuttgarter Bibelstudien 32, 1968. S. 114) 54. Albert Schweitzer (S. 26 m): Von diesem Gedankengang Albert Schweitzers (wo er das von der "anderen Gesellschaftsschicht" Jesu als der der Theologen schreibt) habe ich irgendwo gehört oder gelesen, leider kann ich mich nicht an Näheres erinnern. Auch habe ich "diese Stelle" nicht in seiner "Geschichte der Leben-Jesu-Forschung" gefunden, obwohl ich einige Zeit danach gesucht habe (Siebenstern Taschenbuch 1966). Doch Ich hatte einfach keine Zeit und keine Lust, alle zwei Bände dieses Werks genau durchzulesen, denn Neues würde diese Lektüre für meine Arbeit gewiss nicht bringen und irgendwie ist dieser Gedankengang, dass Jesus in einer anderen Gesellschaftsschicht war als unsere Theologen, ja auch ohne die Bestätigung durch Albert Schweitzer sehr plausibel. Immerhin habe ich eine Stelle gefunden, aus der die Quintessenz der Forschungen Albert Schweitzers zumindest im Groben hervorgeht. Er spricht hier vom Stolz der Theologen, und dass sie letztlich doch nicht zum wirklichen Jesus vordringen können (S. 621f): "Und doch muss das Irrewerden kommen. Wir modernen Theologen sind zu stolz auf unsere Geschichtlichkeit, zu stolz auf unseren geschichtlichen Jesus, zu zuversichtlich in unserem Glauben an das, was unsere Geschichtstheologie der Welt geistig bringen kann. Der Gedanke, daß wir mit geschichtlicher Erkenntnis ein neues lebenskräftiges Christentum aufbauen und geistige Kräfte in der Welt entbinden können, beherrscht uns wie eine fixe Idee und läßt uns nicht einsehen, daß wir damit nur eine der großen religiösen Aufgabe vorgelagerte Kulturaufgabe in Angriff genommen haben und sie, so gut es geht, lösen wollen. Wir meinten, wir müßten unsere Zeit den Umweg über den historischen Jesus, wie wir ihn verstanden, machen lassen, damit sie zum Jesus käme, der in der Gegenwart geistige Kraft ist. Der Umweg ist nun durch die wahre Geschichte versperrt. Es war Gefahr, daß wir uns zwischen die Menschen und die Evangelien stellten und den Einzelnen nicht mehr mit den Sprüchen Jesu allein ließen. Es war auch Gefahr, daß wir ihnen einen Jesus boten, der zu klein war, weil wir ihn in Menschenmaß und Menschenpsychologie hineingezwängt hatten. Man lese die Leben-Jesu seit den sechziger Jahren durch und schaue, was sie aus den Imperatorenworten unseres Herrn gemacht haben, wie sie seine gebieterischen, weltverneinenden Forderungen an den Einzelnen heruntergeschraubt haben, damit er nicht wider unsere Kulturideale stritte und mit seiner Weltverneinung in unsere Weltbejahung einginge. Manche der größten Worte findet man in einem Winkel liegend, ein Haufen entladener Sprenggeschosse. Wir ließen Jesus eine andere Sprache mit unserer Zeit reden, als sie ihm über die Lippen kam. Dabei wurden wir selber kraftlos und nahmen unsern eigenen Gedanken die „Energie, indem wir sie in die Geschichte zurücktrugen und aus der Vorzeit reden ließen. Es ist geradezu ein Verhängnis der modernen Theologie, daß sie alles mit Geschichte vermischt vorträgt und zuletzt noch auf die Virtuosität stolz ist, mit der sie ihre eigenen Gedanken in der Vergangenheit wiederfindet. Darum bedeutet es etwas, daß sie in der Leben-Jesu-Forschung, mag sie sich noch so lange sträuben und immer neue Auswege suchen, zuletzt durch die wahre Geschichte an der gemachten, auf die sie unsere Religion gründen will, irre werden muß, und von den Tatsachen, die nach W. Wredes schönem Wort selber manchmal am radikalsten sind, überwältigt werden wird. Was ist uns der geschichtliche Jesus, wenn wir ihn von aller falschen Zurechtlegung der Vergangenheit für die Gegenwart frei halten? Wir haben das unmittelbare Empfinden, daß seine Persönlichkeit, trotz alles Fremdartigen und Rätselhaften, allen Zeiten, so lange die Welt steht, mögen sich die Anschauungen und Erkenntnisse noch so sehr wandeln, etwas Großes zu sagen hat und darum eine weitgehende Bereicherung auch unserer Religion bedeutet. Dieses elementare Gefühl gilt es auf einen klaren Ausdruck zu bringen, damit es sich nicht in dogmatische Behauptungen und Phrasen versteige und die historische Forschung nicht immer aufs neue zu dem aussichtslosen Versuch verleite, Jesum zu modernisieren und das zeitlich Bedingte in seiner Verkündigung abzuschwächen und umzudeuten, als ob er uns dadurch mehr würde. Die ganze Leben-Jesu-Forschung hat zuletzt nur den einen Zweck, die natürliche und unbefangene Auffassung der ältesten Berichte sicher zu stellen. Um Jesus zu kennen und zu erfassen, braucht es keiner gelehrten Bevormundung. Es ist auch nicht erforderlich, daß der Betreffende die Einzelheiten der öffentlichen Wirksamkeit Jesu begreife und sie sich zu einem »Leben-Jesu« zusammenstellen könne..." 55. Der Mensch ein hochmoralisches Wesen
(s. S. 9, 3. Absatz): Uns wird hier von unserer
christlichen Religion üblicherweise die Stelle aus dem
Buch Genesis (1. Mose) 8,21 eingeredet, wo Gott nach
der Sintflutgeschichte sagt: "Ich will die Erde wegen
des Menschen nicht noch einmal verfluchen; denn das
Trachten des Menschen ist böse von Jugend an..." Dazu
zunächst einmal: Wer war denn dabei, als Gott das
gesagt hat? Wohl niemand, also wurden Gott diese Worte
von einem unbekannten Bibelautor in den Mund gelegt.
Diese Aussage Gottes ist also mitnichten ein
unumstößliches Dogma, selbst wenn man noch so fromm an
die Bibel herangeht. Doch leider hat dieses Dogma
bisher viel Unheil angerichtet, denn es wirkte stets
als "selbsterfüllende Prophezeiung", das heißt, man
hielt das Bösesein des Menschen für naturgegeben und
gab sich daher also gar nicht erst Mühe, hier etwas
mit vollem Einsatz zu ändern. Die Folge war natürlich,
dass der Mensch nur deswegen Fehler machte, weil er
nun einmal von vornherein als "böse" galt. 56. Zwangsverhalten (s. Seite 36 m. u. u.): Dieses Zwangsverhalten ihrer Töchter im Hinblick auf den Geschlechtsverkehr ist wohl der Horror aller Eltern. Die einen Eltern fügen sich nun drein und geben ihren Töchtern, wenn´s so weit ist, dass sie einen Freund haben, "Pillen" und Kondome und die anderen Eltern verdrängen das Problem oder ergreifen alle möglichen mehr oder weniger hilflosen Maßnahmen, indem sie etwa versuchen, ihre Töchter ständig zu überwachen. Ein passendes Beispiel dafür beschreibt der kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Márquez in seinem kurzen Roman "Chronik eines angekündigten Todes": Da heiratet also ein junger reicher junge Mann das schönste Mädchen des Städtchens, doch am Abend bringt der Bräutigam die Braut zu ihrer Mutter zurück "weil sie nicht mehr Jungfrau" ist. Und jetzt rätseln alle, wie "das" geschehen konnte, denn das Mädchen war eigentlich ständig von Eltern und Brüdern bewacht, da konnte eigentlich gar nichts "passiert" sein. Das heißt, sie hatte sich den "Entjungferer" möglicherweise selbst gesucht, um aus ihrem goldenen Käfig der Überwachung auszubrechen. Doch lesen Sie einmal selbst den (kurzen) Roman, es ist schon spannend, wie er ausgeht! Die Lehre ist eben, weder mit Moralpredigten noch mit Überwachung kann man ein Mädchen hier beeinflussen – außer eben mit der von mir praktizierten "Atlantiktaufe"! Natürlich funktioniert die auch in jedem anderen Gewässer, Hauptsache, sie macht allen Beteiligten Spaß! 57. "Anstupser" (s. Seite 14 unten): Zur Idee des "Anstupsens" ("Nudging") hat der Amerikaner Richard H. Thaler im Jahr 2017 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Siehe ihr Buch "Nudge - Wie man kluge Entscheidungen anstößt" Ullstein-TB 2011/2017. Der Clou der Idee des Nudging ist, dass Menschen nicht gezwungen werden, etwas zu tun, sondern dass man ihnen etwas für sie Vorteilhafteres sagt und sie dazu "anstupst". Ich denke, das habe ich hier ganz brauchbar für die Sexualmoral getan. 58. "geniale Schöpfung eines neuen Glaubens" (s. S. 21 u.): Im Grunde wissen das auch die meisten heutigen Theologen, nur es sprechen nicht alle so deutlich aus, um keinen Ärger zu bekommen. Und die, die es offen ausgesprochen haben, haben ihre Lehrerlaubnis verloren, etwa Gerd Lüdemann, Eugen Drewermann, Uta Ranke-Heinemann. Allerdings: In dem, was sie ablehnen, mögen sie ja Recht haben, doch was sie stattdessen bringen, ist sehr schwach. Keiner von ihnen sieht etwa eine Beziehung "alter Adam – neuer Adam", von einer Frage nach den Hintergründen der Adam-und-Eva-Erzählung ganz zu schweigen. Sie sind eben doch "nur" Studierstubengelehrte und haben dadurch keinen Zugang zu einem Mann aus einer anderen Gesellschaftsschicht. Siehe Hinweis 54. 59. "Was ich nicht will, das will ich nicht!" (s. S. 21 o), aber auch "unverbindliche Testmöglichkeit mit bloßem Hautkontakt" (s. S. 11 o.) oder auch "Testverfahren ohne Eindringen" (s. S. 46 m): Wenn wir einmal davon ausgehen, dass die Natur denken kann, dann hat sie sich gewiss etwas dabei gedacht, dass sie die Vagina zwischen den stärksten Muskeln einer Frau platziert hat, wobei die für den Orgasmus zuständigen Nervenzellen "oben drauf" sind. Das kann doch nur heißen, dass wir schon das eine ohne das andere testen können und gewiss auch sollen! Und im allgemeinen ist das auch durchaus möglich, wenn die Mädchen das nur entschieden genug von den Jungen oder Männern fordern würden. Siehe hierzu auch Hinweis 72! Klar, in Kriegen geht das vermutlich weitestgehend nicht, dass Frauen und Mädchen der Besiegten den Siegern noch irgendwelche Wünsche äußern können, zumal auch die entsprechenden Verständigungsmöglichkeiten zwischen den Frauen und den feindlichen Männern fehlen. Und bei den Frauen zur Zeit Jesu ging das gewiss auch nicht, denn die wurden ja mit der Androhung der Todesstrafe erpresst, von Wünschen der Frauen konnte also sicher keine Rede sein, siehe S. 29 m. Ich denke, aber bei den genannten modernen "missbrauchenden Männern" heute hätte das Angebot des "Testverfahrens ohne Eindringen" durchaus Chancen, dass es akzeptiert würde. Und was ist mit der Gefahr einer Vergewaltigung bei "solchen Spielchen"? Es gibt hierzu eine Untersuchung, welche Mädchen und Frauen eher vergewaltigt werden und welche nicht. Man hat nun herausgefunden, dass weniger die kessen und munteren Mädchen und Frauen hier Probleme haben, sondern eher die braven, die zurückhaltenden. Es sieht so aus, als ob die kessen und munteren so etwas wie eine unsichtbare aber umso wirkungsvollere Aura um sich haben, dass sich also ein möglicher Vergewaltiger an diese "weiblichen Wesen" gar nicht erst herantraut. Im Visier von möglichen Vergewaltigern sind also eher die braven und zurückhaltenden "weiblichen Wesen". Und was heißt das für mich als Pädagoge? Alle Mädchen und Frauen kess und munter zu machen! Ja, warum werde ich hier überhaupt konkret, warum nicht nur Warnungen, wie mir bisweilen empfohlen wird? Zunächst weil mir diese ewigen Warnungen zuwider sind, ich kann sie einfach nicht mehr hören. Und sie helfen ja doch nichts! Durch die wird doch gerade das, wovor gewarnt wird, interessant und irgendwann auch faszinierend. Bei einem Vortrag über vernünftige Werbung hörte ich vom Grundprinzip einer guten Werbung: Nie negativ, immer nur positiv! Und Warnungen heißen nun, dass man etwas nicht tun soll, sie sind also etwas Negatives. Und wenn ich den jungen Leuten empfehle, was sie stattdessen tun sollen, also Spaß an der Nacktheit oder schließlich auch am Hautkontakt zu haben, so weise ich auf etwas Positives hin, also auf etwas, was sie tun können. Und ich denke, das hat dann auch eine Chance, dass die jungen Leute da mitmachen. 60. "nur zu gerne wieder den üblichen Geschäftsmodellreligionen angepasst" (s. S. 1 m): Es ist schon merkwürdig: Im alten Ägypten zur Pharaonenzeit wurden die Frauen beschnitten, angeblich weil sie sonst nicht treu sein können. Recht bald nach der Zeit Jesu wurden die Ägypter christlich, doch die Frauen wurden weiter beschnitten. Und irgendwann wurden die Ägyptern moslemisch – und die Frauen (und Mädchen) wurden immer noch weiter beschnitten. Oder: In Israel zur Zeit Jesu wurden Ehebrecherinnen gesteinigt – und in manchen arabischen Ländern, die ja "in der Gegend des alten Israel" liegen, werden hin und wieder immer noch "Ehebrecherinnen" gesteinigt. Es sieht also so aus, dass Religionen in einer bestimmten Gegend kommen und gehen, doch ihre Beeinflussungen sind wie Tünche, also rein äußerlich, die Grundeinstellungen der Menschen, hier etwa die Frauen- und die Leibfeindlichkeit, bleiben immer dieselben. Dabei wäre eine Beeinflussung dieser Grundeinstellungen, also des Inneren der Menschen, doch gerade das Besondere. Und darum geht es also hier! 61. "wichtiger ... als alle Glaubenswahrheiten" (bzw. in manchen Heften noch "Dogmen", s. S. 2 m): Ja, was ist eigentlich christlich? Sind es die eigentlich "unglaublichen Glaubenswahrheiten", die bisweilen eine regelrechte Vergewaltigung unseres Gehirns sind, weil wir also etwas glauben sollen, was schlechterdings unmöglich ist? Theologen haben dafür längst die Worte "sacrificia intellectus", also "Opfer des Verstandes", gefunden, die auch von vielen von ihnen immer mehr als problematisch empfunden werden. Und schließlich kann man auch vieles sagen bzw. daher plappern. Daher gebe ich hier als Kennzeichen einer christlichen Einstellung der "echten Monogamie" den Vorzug, wie sie nur mit Information ("Geist" oder gar "heiligem Geist"!), Freiheit, Ehrlichkeit und Offenheit zu erreichen ist. Da können wir auch die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, leicht beantworten. Er gehört nämlich nicht zu Deutschland, denn zumindest eine Erziehung junger Mneschen mit Information, Freiheit, Ehrlichkeit und Offenheit ist im Islam undenkbar. Siehe auch S. 44f unter Punkt 8 "Weitere Erfahrungen". 62. "abhängig von ihrer entsprechenden
Informiertheit" (s. S. 1 m): Ein gutes Beispiel
ist hier das Problem der Erkrankung an
Magengeschwüren. Bis vor wenigen Jahren galt das
Magengeschwür als Paradebeispiel einer
psychosomatischen Erkrankung. Heute weiß man, dass die
Entstehung eines Geschwürs auf dem Zusammenspiel
vielfältiger Mechanismen beruht, die die
Schutzfunktion der Magenschleimhaut stark vermindern.
Doch letztlich sind für die Krankheit bestimmte Stämme
des Bakteriums Helicobacter pylori verantwortlich. Und
so ein ähnliches Problem haben wir auch hier, ob ein
junger Mensch die echte Monogamie leben möchte oder
nicht. Natürlich kann durch ein liebevolle Erziehung,
durch Umgang mit ebenso wohlerzogenen und
idealistischen anderen jungen Menschen und durch
glückliche Umstände eine echte Monogamie auch ohne
entsprechende Informiertheit gelingen. Doch wer kann
schon solche guten Bedingungen garantieren? Daher wird
hier die geeignete Information in den Vordergrund
gestellt, die natürlich auch für die Mädchen so
überzeugend rüber kommen muss, damit sie auch wirklich
„sitzt“. Natürlich, letztlich sind es dann doch wieder
Männer und es hängt nun davon ab, ob sie echte Männer
sind oder Machismo-Männer, ob sie also diese
geeignete Information an Mädchen weiter geben oder
auch nicht. 63. "als was ich je aus unserer heutigen
Zeit erfahren habe": Wie das so ist, man
unterhält sich nun einmal manchmal auch mit Nachbarn
über Gott und die Welt. Und so erzählte mir einer der
Nachbarn, ein Bauer, dass er seinen "Abbau" etwa 1,5
km abseits vom Dorf inmitten seiner Felder zu
Wohnungen umgebaut hätte. Eines Tages meldete sich ein
Interessent, und als er den Preis von 700 DM (damals
noch) gehört hatte, bot er ihm gleich das Doppelte. Na
klar, hatte er den als Mieter genommen. Und schnell
bekam er auch das "Geschäftsmodell" dieses Mieters
heraus, also Rotlichtgewerbe und auch Drogen und alles
so was. Und da mein Nachbar auch Metzger war und seine
Frau einen Imbiss betrieb, lieferten die beiden hin
und wieder für die "Feste" dieses Mieters
Kaltes-Büfett-Platten. Dabei bekamen sie mit, wer da
so alles an Gästen da war, also auch Kriminalisten und
natürlich auch die "Mädchen" des Mieters. Und die
verschwanden hin und wieder mit diesen Herren in
anderen Räumen ... Und ich dazu: Ach so läuft das
also, Bestechung der "Bullen" mit umsonstenem
Geschlechtsverkehr, damit die bei der Strafverfolgung
nicht so genau hinsehen? Daher könnte auch hier in der
Gegend keines der Mädchen zur Polizei gehen und das
melden, doch was ist, wenn eins von ihnen das mal
woanders macht? Ach ja, kann es nicht sein, dass diese
"Sünderin" in der Bibel vielleicht auch "so etwas"
breit trat und dafür bestraft wurde? Und er darauf:
"Mischael, deswegen erzähl´ ich dir dat doch, dat is
doch immer datselve..." Klar, nachdem ich in den
Vorlesungen von Pater Lay gehört hatte, dass es sich
bei der Sünderingeschichte nach Joh. 8 nicht um eine
Vergebungsgeschichte handelte, war ich sozusagen
vorbereitet und auch offen für diese "Lösung" der
Sünderingeschichte, siehe vor allem Hinweis 65 ....
Und nun wieder zu diesem Mieter: Etwas später bekam
mein Nachbar mit, dass der wegen diverser Straftaten
gesucht wurde, doch er bekam das so mit, dass er erst
einmal von seinem eine noch ausstehende Miete
einfordern und dann auch den Mieter warnen konnte. Und
der verschwand auch, wurde allerdings bei einem
entfernteren Grenzzollamt gefasst wegen Zuhälterei,
Drogendelikten und Menschenhandel, so weit reichten
also dessen Beziehungen zur Polizei nicht .... (Anmerkung
für mögliche Fahnder: Ich denke, diese Fälle sind längst
verjährt! Im Übrigen: In der FAZ vom 27. 2. 1998, S. 14,
gab es einen kurzen Bericht über einen etwas anderen
Fall im südlichen Sauerland, doch auch hier wurden
Polzeibeamte mit kostenlosem Beischlaf belohnt, die
Aktionen der Polizei verraten hatten ...) Siehe auch
Hinweis 88. 64. "besser als die übliche Zielsetzung `Scham und Moral´" : Hierzu eine Scherzfrage: "Was haben ein Bikini (oder eine Badehose) und ein Navi gemeinsam?" Ganz einfach: "Man verliert die Orientierung, beim Bikini in der (Sexual-)Moral und beim Navi im Straßengewirr, weil man sich auf diese `künstlichen Hilfsmittel´ verlässt, statt zu lernen, sich an der Realität zu orientieren." Natürlich, diese Orientierung, hier etwa an Landkarten und Straßenplänen und dort etwa an Indizien für die Menschenkenntnis und für den Umgang mit anderen Menschen, kann man kaum oder nur selten von alleine, doch man kann das alles lernen – und man lernt auch gerne. Doch es muss eben auch Menschen geben, die einem das beibringen. Und dann funktioniert die Orientierung "ohne Bikini und ohne Navi" schließlich weit besser als "mit", vor allem weil man eine Selbstsicherheit bekommt, durch die man schließlich gerade in der Sexualmoral auch eine ganz besondere Ausstrahlung hat. 65. "gegen die Heuchler, gegen die Sünde,
für die Liebe" (s. S. 27 ziemlich unten, diesen
hiweis habe ich allerdigs auch in "das Heft",
allerdings etwas geändert, eingebaut): Gerade in den
Gesellschaften, in denen die Prostitution verboten
ist, gibt es sie ja doch, so etwas wie die
Prostitution hat etwas mit einer inneren Einstellung
von Menschen zu tun, und die kann man nicht so einfach
per Gesetz regeln. Doch weil die Prostitution nun
einmal gerade in solchen Gesellschaften für Frauen so
(lebens-)gefährlich ist, brauchen sie "Beschützer",
also Zuhälter. Und die passen sozusagen die harten
Gesetze "realitätsnah-menschlich" an, indem sie dafür
sorgen, dass die Gesetzeshüter nicht so genau
hinschauen und also ihre "Schützlinge" in Ruhe lassen
- indem sie die etwa mit Geld bestechen. Doch das hat
natürlich für die Frauen seinen Preis, indem etwa
diese "Beschützer" etwas von dem Geld abbekommen, was
die Frauen durch ihren "Beruf" verdienen. Je nachdem
müssen die Frauen auch für "umsonstenen Beischlaf" für
die dafür Empfänglichen unter den "Gesetzeshütern" zu
Verfügung stehen (wie das heute also bisweilen auch
läuft, siehe unter Hinweis 63), wie natürlich auch für
die Zuhälter selbst. Und wenn eine Frau hier mal
"zickig" sein sollte und nicht machte, was und wie die
Männer es wollten, dann wurde ihr eben schon mal
gezeigt, was passiert, wenn der "Schutz" nicht mehr
funktioniert, auch zur Warnung für die anderen Frauen.
So stellte man damals also etwa einer Frau eine Falle
und richtete es so ein, dass sie "auf frischer Tat"
ertappt wurde, wie es das damalige Gesetz vorschrieb,
damit sie also vor den "Kadi" kam und ihre
"Zickigkeit" mit dem Leben bezahlte. Ob die
Gesetzeshüter nun wussten oder zumindest ahnten, was
hier lief, ist letztlich gleichgültig. Niemand traute
sich jedenfalls, diesen Sumpf aufzudecken, schließlich
war das ja auch für die "Aufdecker" gefährlich, hier
ging es nun einmal auch um Leben und Tod (siehe
Hinweis 34), und wie sollte diese "Aufdeckerei" auch
geschehen? Hier war ja sozusagen ein – wenn auch
vermutlich unausgesprochenes – Komplott von
Kriminellen und Wegschauern am Werk, das auf
teuflische Weise zusammen hielt. Offensichtlich war
nun dieser Jesus mal der Mutige und prangerte die
Zustände in öffentlichen Reden an, was dann für die
Menschen seiner Zeit so interessant war, dass sie zu
diesen Reden ihm sogar schon mal in die Wüste folgten.
(Diese Reden wurden später dann entschärft, indem etwa
die Verfasser der Evangelien "Predigten" aus ihnen
machten mit dem Tenor "gegen die Heuchler, gegen die
Sünde und für die Liebe" und die Details, deren
Aufdeckung so gefährlich war, schlicht und einfach
wegließen nach dem Motto: "Solche unappetitlichen
Details sind ja auch nicht so wichtig".) Doch ließen
sich weder die Zuhälter noch die Gesetzeshüter diese
sehr konkreten und ausgesprochen aufwieglerischen
Reden gefallen und so sorgten sie schließlich dafür,
dass dieser "Störenfried Jesus" bei Gelegenheit auf
eine "in dieser Branche" sowieso "übliche Weise"
beiseite geschafft wurde – diesmal allerdings noch mit
der Steigerung einer Kreuzigung, damit sich in alle
Zukunft niemand mehr so leicht trauen würde, solche
"Aufdeckerei" noch einmal anzufangen. Ich sollte hier auch einmal darauf kommen,
für wen die Zuhälter zur Zeit Jesu die Prostituierten
brauchten - und das waren durchaus mehr Frauen, als
von der normalen jüdischen Bevölkerung "gebraucht"
wurden. Das Problem damals war ja, dass Palästina
römisches Besatzungsgebiet war, also waren dort gewiss
einige tausend, wenn nicht sogar viele tausend,
römische Soldaten stationiert, darunter Gallier,
Germanen und Thraker (so jedenfalls unter Herodes d.
Gr.). Diese Soldaten durften nun bis zu ihrem 35. (?)
Lebensjahr nicht heiraten, brauchten also
Prostituierte. Und die wurden nun aus dem jeweiligen
besetzten Land beschafft, eben mit Zuhältern auch aus
dem jeweiligen Land. Wie das so zumindest sehr oft
funktionierte, wissen wir aus der Susanna-Erzählung.
Da nun solche Details nicht allgemein bekannt waren
(wegen der üblichen Tabuisierung von allem, was mit
Sexualität zusammen hängt, wird über Details nicht
geredet, wir kennen das ja auch heute noch), konnte
man alles den Römern in die Schuhe schieben. Ganz
offensichtlich waren die ja auch der Grund für die
"Unmoral". Ich denke, auch von daher kam die
Unbeliebtheit der Römer - zumindest zu einem sehr
großen Teil, weswegen man sie loswerden wollte. Und es waren nicht nur die römischen Soldaten, die Prostituierte "brauchten", und die damaligen Bewohner Palästinas! Wir wissen, Jerusalem war auch ein bedeutender Wallfahrtsort, zu dem die Pilger von überall her strömten, nicht umsonst gab es jede Menge Geldwechsler. Und, wie es so oft ist, fährt man zu solchen Wallfahrtsorten nicht nur zum beten. Es wird also nicht nur bei einem moderneren religiösen Ereignis wie dem Konzil von Konstanz (1414 - 1418) so gewesen sein, dass viele Prostituierte (auch aus allen möglichen Ländern) die "Gäste" "bedienten", es wird auch in Jerusalem zur Zeit Jesu so gewesen sein. Das heißt, es gab viele Prostituierte, und wo es die gibt, gibt es nicht nur Zuhälter, sondern auch eine Halbweltmafia. Und mit der hatte sich Jesus nun angelegt. 66. Fehlervermeidung (s. S. 38 m): Der Priester betet in der Wandlung der katholischen Messe immer, dass die geschieht "zur Vergebung der Sünden". Das heißt also, dass davon ausgegangen wird, dass "Sünden" (oder auch Fehler) erst einmal gemacht werden. Einmal ganz davon abgesehen, ob das "Urabendmahl" überhaupt stattgefunden hat: Wenn uns dieser Jesus hier nicht mehr gebracht hätte also solche "Vergebung", dann wäre unsere Religion nicht besser als alle anderen Religionen, denen es doch auch nur um diese Fehlervergebung ging. Nein und abermal nein! Diesem Handwerker und Geschäftsmann Jesus ging es um die "Vermeidung"! Alles andere ist doch die pure Dekadenz seines Anliegens! 67. Forschungen über den "historischen
oder auch wirklichen Jesus" (s. S. 50 o): Ein
bedeutender Vertreter der modernen aufgeklärten
Jesusforschung war der evangelische Theologe Rudolf
Bultmann (1884 - 1976), der besonders bekannt ist für
seine Idee der "Entmythologisierung". Damit ist
gemeint, dass vor allem das Alte Testament in einer
Welt entstanden ist, in der man nicht in unserem
heutigen Sinn wissenschaftlich, sondern mythologisch
dachte, sich also vieles als Wirken von Geistern und
Göttern erklärte. Entmythologisierung bedeutet nun,
dass wir dieses damalige Denken in Mythologien in
unser heutiges wissenschaftliches Denken übersetzen
müssen, um zu verstehen, was "die damals" "wollten".
Damit hängt nun auch zusammen, dass es etwa den
Verfassern des Neuen Testaments nicht darum ging, die
Wirklichkeit des Lebens und Wirkens Jesu darzustellen,
sondern dass sie Glauben "erzeugen" wollten,
abgestimmt auf das damalige (mythologische) Denken.
Daher haben sie von solchen für uns heute im Grunde
unverständlichen Geschichten wie Jungfrauengeburt,
Wundern und Auferstehung geschrieben, die Menschen
brauchten damals einfach so etwas, meinten zumindest
die Bibelautoren. Bultmann nannte den Jesus, der dabei
herausgekommen ist, den "Jesus der Verkündigung" oder
auch den "Jesus des Kerygmas" ("Kerygma" =
"Verkündigung" oder auch "Propaganda"). Theologen
bezeichnen in auch als "Christus". Dagegen nannte er
den wirklichen Jesus den "historischen <oder
geschichtlichen> Jesus", oder kurz "Jesus". Das
Problem ist nun, dass dieser historische Jesus nicht
bekannt ist, sondern nur der "Jesus des Kerygmas",
dass wir in unserer heutigen Verkündigung also nur
einen Jesus verkündigen können, den es im Grunde so
gar nicht gab. Eine sehr schwieriges Thema: Sind wir
also bei unserer Verkündigung zur Lüge verdammt?
Immerhin konnte man wenigstens einige Begebenheiten
des Neuen Testaments dem "historischen Jesus"
zuordnen. Doch bleibt dieser Jesus damit eher
"farblos", wie Papst Benedikt XVI in seinem Jesusbuch
schreibt, also bleibt auch er lieber beim Jesus des
Kerygmas und versucht zu belegen, dass dieser Jesus
doch geschichtlich ist. Auch Rudolf Bultmann soll auf
seinem Sterbebett seine Theorien widerrufen haben,
dass unsere Kirchen einen Jesus verkündigen, den es so
nie gab. 68. "Religionshistorische Methode" (s.
S. 50 o): Deutsche protestantische
Theologieprofessoren kamen in den ersten Jahren des
20. Jahrhunderts auf diese Theorie. Sie besagt, dass
sich im Buch Genesis der Bibel wichtige Revolutionen
der Menschlichkeit im Mittelmeerraum etwa 2000 - 1000
v. Chr. wiederspiegeln, in der Bibel gibt es hierzu
nun Geschichten von konkreten Menschen. So wurden die
Menschenopfer (zumeist wurde der erste Sohn geopfert)
duch Tieropfer ersetzt. In der Bibel finden wir dazu
die Geschichte, wie Abraham seinen Sohn Isak opfern
will (oder wohl eher auf Geheiß von Götzenpriestern
opfern muss) und das Sohnesopfer aber durch ein
Tieropfer ersetzt. Wir kennen die Geschichte. Sie war
sozusagen eine Revolte gegen den bis dahin gültigen
Götzenglauben hin zu einem menschlichen Gott. S. auch
Hinweis 137. 69. "Der Name Eva" von Jan Heller" (s. Seite 23 m): Ich schicke Interessierten gerne eine Kopie dieser Arbeit zu! 70. Monogamie als Naturveranlagung des Menschen (S. 1 o): Die Wiener Psychologin Prof. Gerti Senger ist der Auffassung, dass der Mensch von Natur aus nicht monogam ist und dass die Monogamie eine Kulturleistung ist. Hier wird nun davon ausgegangen, dass es genau umgekehrt ist, dass also der Mensch von Natur aus eigentlich monogam ist. Zwangsläufig sieht nun, je nach der Grundannahme, was der Mensch ist, auch eine Pädagogik völlig unterschiedlich aus! Gehe ich von der These aus, dass der Mensch nicht monogam ist, werde ich Kinder zwangsläufig leibfeindlich erziehen müssen, wenn sie gleich oder später einmal monogam sein sollen, weil ja alles, was mit dem Körper zu tun hat, zur Übertretung des "Monogamiegebots" reizt. Und ich werde auch tunlichst Gespräche über das Thema Sexualität vermeiden, gerade auch gegenüber Kindern. Ist dagegen meine Grundannahme, dass der Mensch von Natur aus monogam ist, dann brauche ich in meiner Pädagogik überhaupt nicht leibfeindlich zu sein und kann auch über alles reden, was der Monogmie dient und was ihr nicht dient, ich weiß ja, er saugt geradezu alles begierig auf, was er für das Gelingen seiner Monogamie braucht. Dabei gibt es auch überhaupt keine Probleme mehr, den jungen Menschen die richtigen Tipps zu geben, wie sie es in ihrem Leben mit der Monogamie richtig machen können. In diesem Sinn ist also mein Engagement! 71. Nacktheit ist doch ekelhaft! (S. 19 o): Für Eltern, die ihre Töchter zur echten Monogamie erziehen wollen, sollte eine solche Einstellung ihrer Töchter ein Warnhinweis sein. Denn was vor der Pubertät mit Ekel und Scham befrachtet ist, wird in der Pubertät und gerade auch in der ersten Verliebtheit gerade interessant und faszinierend. Und wenn es für den Spaß an einer harmlosen Nacktheit eine Blockade gibt, dann heißt das, das die Aussicht auf Geschlechtsverkehr interessant und faszinierend wird und die Umsetzung in die Praxis geradezu gesucht wird. 72. Nervenzellen in der Scheide und Orgasmus (S. 10 ziemlich unten): Ich sehe mich hier als Mann als neutralen Dritten, denn es gibt hier sehr emotionsgelade Ansichten und wohl auch Erfahrungen der Frauen. Ein sehr plausibles Argument für die These, dass in der Scheide keine Nervenzellen sind, zumindest keine, die einen besonderen Einfluss auf den Orgasmus haben, ist die Verwendung von Tampons. Denn wenn in der Scheide Nervenzellen wären, wäre solche Verwendung unmöglich oder zumindest schlecht möglich, weil die immer als Fremdkörper empfunden würden. Doch vielleicht ist das eine bessere und überzeugendere Begründung, auf das Eindringen (die "Penetration") zu verzichten bzw. es zu verweigern: Es gibt Situationen der Verliebheit, da fühlt man sich "wahn-sinnig" zu einem Menschen hingezogen, der ganze Körper brennt einfach, steht in lodernden Flammen... Man (oder auch frau) ist völlig wehrlos und ist zu allem bereit, was der andere will. Gut, für ein Mädchen (oder eine Frau) steht auch die "Muschi" in Flammen Doch jetzt bitte einmal nachdenken über das "Innendrin"! Da steht nämlich gar nichts in Flammen, da ist alles ruhig. Warum also nicht nur das "löschen", was in Flammen steht - und das unangetastet lassen, wo ja gar nichts ist? Und darüber kann man ja auch mit dem Partner reden, dass er "das" doch bitte in Ruhe lassen möge, wenn es zu dem ersehnten "Hautkontakt" kommt. Ich denke, ein wirklich guter Mensch wird hier auch volles Verständnis haben und sich an die Abmachungen halten - zumal "er" bei dem "Hautkontakt" doch auch zu seiner "Entspannung" kommen wird ... Und wenn "er" dabei unten ist, wird davon auch nichts auf "sie" "fallen", also keine Probleme, und "ihn" trifft ja nur etwas, was "von ihm" stammt .... 73. "Brisante Enthaltsamkeit zu zweit, zu dritt, zu viert ..." (S. 42 ziemlich oben): Ich weiß, ein heikles Thema wegen möglicher Vergewaltigungen. Daher sollte sich jemand auf so etwas nur zusammen mit Menschen einlassen, mit denen man wirklich vernünftig miteinander reden kann - und nie unter Alkoholeinfluss. Es ist für mich sehr schwierig, hier gute Ratschläge zu geben, denn gerade Spontanentscheidungen haben ja auch ihren besonderen Reiz. Und ich denke doch, dass viele Menschen hier auch wieder sehr ehrlich sind und schon sagen, was sie wirklich wollen. 74. Leibfeindlichkeit (Seite 4 oben): Wenn diese Gleichgültigkeit bis hin zur Verachtung gegenüber einem solchen Wert wie der Jungfernschaft nicht eine Leibfeindlichkeit par excellence ist! Denn offensichtlich können die jungen Damen (wie auch alle jungen Leute überhaupt) mit ihrem „Leib“ und dabei eben mit ihrer Sexualität nichts anderes anfangen als „Sex“ – egal was dabei herauskommt! 75. Rousseau (Seiten 5 - 30):
Interessant ist ja hier, dass Rousseau fünf Kinder
hatte, die er allerdings nicht selbst erziehen konnte,
sondern die im Findelhaus untergebracht wurden.
Theorie und Praxis klafften also bei Rousseau sehr
weit auseinander! Ich habe schon bei meiner Erwähnung des Anliegens von Rousseau darauf hingewiesen, dass die Autoren der Urgeschichte der Bibel auch wie er zum Ursprung zurückkehren wollten, jeder eben aus der Sicht seiner Kultur. Und der Geschlechtverkehr des Urmenschen mit einer Prostituierten ist ja nicht nur typischer “nichtmonogamer Sex", sondern auch ein Akt zwischen der Unschuld des Naturmenschen und der Verdorbenheit des Zivilisationsmenschen. Im Prinzip haben – so wie ich es erkennen kann – die Urgeschichte der Bibel und Rousseau hier unterschiedliche Ansichten: Die Bibel hält den Menschen von seinem Ursprung her für nackt und monogam, für Rousseau ist der Mensch von seinem Ursprung her eher polygam, dabei interessiert ihn die Kleidung überhaupt nicht. Die Bibel ist, immer soweit ich erkennen kann, hier also aufgeklärter, im Gegensatz zu Rousseau, der üblicherweise als einer der Väter der Aufklärung gesehen wird. Und das ist wohl auch der Haken an dem hier vorgestellten Konzept, dass sich nämlich hinter der Bibel die wirklichere und echtere Aufklärung verbirgt. Das passt einfach nicht in die Köpfe ... 76. Jesus als Ethikpädagoge und Paulus mit der Idee des zweiten Adams: Es gibt ja die Theorie, dass Jesus ein Wanderprediger ohne tragfähiges Konzept war und dass erst Paulus eine "ordentliche Religion" aus den Ideen Jesu gemacht hat. Im Grunde spielten ab Paulus die Ideen Jesu allerdings kaum noch eine Rolle. Das heißt, dass wir heute eigentlich keinesfalls "Jesuisten" (oder "Jesuaner") sind, sondern "Paulisten" oder eben "Christen" in dem Sinn, wie Paulus den "Christus" erfunden hat. Man kann das auch so sehen, dass Paulus aus den Ideen Jesu den Grundstein für eine (spätantike) Mysterienreligion gelegt hat, während sich dieser Häuserbauer Jesus als zweiter Adam oder auch als Prophet gesehen hat in dem Sinn, dass es Prostitution und sexuellen Missbrauch zu überwinden galt und die Harmonie der Partnerschaft von Mann und Frau in der Einheit von Leib und Seele wieder "Mode" würde. Daher ging es ihm keinesfalls um eine Religion im üblichen Sinn, sondern um eine ganz praktische sittliche Erneuerung in Form einer "Bewegung für eine neue Lebenseinstellung" (die dann durch die "Ummodelung" des Paulus weitestgehend aus dem Blickfeld geraten ist). Meine Meinung hierzu ist nun: Möglicherweise war in der damaligen Zeit so etwas wie ein Vakuum im Hinblick auf eine zumindest einigermaßen vernünftige Religion. Und in dieses Vakuum passte die Religion des Paulus offensichtlich hervorragend, und Paulus war auch "ein Mann mit großem Arbeitseinsatz und Organisationstalent", denn nicht umsonst bekehrten sich viele Menschen zu ihr. Doch heute ist das anders, diese Religion des Paulus hat sich irgendwie abgenutzt, zumindest in unserer Wohlstands- und Fortschrittsglaubensgesellschaft. Mit Offenbarungen eines Gottes und mit einer sich daraus ergebenden Mysterienreligion können viele moderne Menschen einfach nichts mehr anfangen. Dagegen sind die Ideen Jesu zeitlos und in gewisser Weise auch "religionsübergreifend" und sogar - je nach der Sichtweise - atheistisch, und ich denke, dass eine "Bewegung nach den Ideen Jesu" - richtig rübergebracht - gerade heute die Chancen schlechthin hätte. Auf Paulus wird wegen der mit ihm verbundenen Mysterien (man kann das Wort sogar wörtlich nehmen im Sinn von "Geheimniskrämereien") hier nicht eingegangen. Schließlich entstanden daraus bedenkliche Entwicklungen. Deutlich beschreibt auch der Talmudphilologe Hyam Maccoby die verhängnisvolle Rolle des Paulus in seinem Buch "Der Mythenschmied". Und selbst wenn die seher negative Sicht zu Paulus hier nicht stimmen sollte, so bleibt doch, dass er die Botschaft und das Anliegen Jesu entscheidend verändert hat. Doch hier Zitate aus Maccobys Buch "Der Mythenschmied": S. 188: "IN DEN VORANGEHENDEN KAPITELN haben wir alleine auf der Grundlage des NT ein Bild von Paulus rekonstruieren können, das sich von dem althergebrachten sehr unterscheidet. Wir haben gesehen, daß Paulus, wenn er sich selbst als profunde ausgebildeten Pharisäer hinstellt, nicht die Wahrheit sagt. Im Gegenteil, wir haben Gründe zu der Vermutung, daß Paulus seinen Mißerfolg beim Streben nach dem anerkannten Pharisäerrang dadurch verarbeitete, daß er eine synthetische Religion aus jüdischen und heidnischen Elementen kreierte, und daß das in seinem Jesuskonzept tief verwurzelte Heidentum mehr für eine außerjüdische denn eine jüdische Herkunft desselben spricht. Weiterhin ist uns aufgefallen, daß der Eindruck von Einmütigkeit zwischen Paulus und den Führern der Jerusalemer Jesusbewegung, der so eifrig vom Verfasser der Apostelgeschichte kultiviert wird, eine Fiktion ist und daß es sowohl in den Paulusbriefen wie in der Apostelgeschichte selbst viele Belege dafür gibt, daß ein heftiger Konflikt zwischen der paulinischen und der Jerusalemer Auffassung der Sendung Jesu bestand. Nachdem dieser Konflikt jahrelang geschwelt hatte, führte er am Schluß zu einem vollständigen Bruch, an dessen Ende die Gründung der durch und durch paulinistischen christlichen Kirche stand, der organisatorischen Hülle einer im Gehalt neuen Religion, die vom Judentum getrennt war, wohingegen die Jerusalemer Nazarener ihre Verbindungen zu jenem keineswegs kappten, sondern sich ihrem Wesen nach für gläubige Juden hielten, die zusätzlich noch an die Auferweckung Jesu, d.h. einer ihrer Natur nach menschlichen Messiasgestalt, glaubten." (Anmerkung: Ich möchte es hier offen lassen, wie die Gemeinde in Jerusalem zu dem Auferweckungsglauben kam, ich kann mir nur vorstellen, dass sich die Gemeinde nicht mit dem Tod Jesu abfinden konnte und ihn daher noch also "lebendig, wenn auch in anderer Form" betrachtete. Möglicherweise hatte Paulus davon gehört und nahm diesen Glauben zum Anlass, dann auf dem Weg nach Damaskus eine Erscheinung draus zu machen.) S. 194: In diesem Zitat spricht Maccoby auch die Ursache des Antisemitismus an – und ich denke, wie Maccoby etwa die Rolle des Paulus sieht, ist das sehr plausibel. Allerdings sieht Maccoby alles Weitere politisch, ich sehe das dagegen nur indirekt politisch, das Problem sind m.E. viel mehr die zwischenmenschlichen Beziehungen: "Der Glaube an ein tausendjähriges Reich auf Erden mit Jesus als König am Ende der Zeiten inspirierte zahlreiche politische Aufstandsbewegungen innerhalb des Christentums und bedrohte die Machtstellung von Papst und Kaiser: denn zu diesen Vorstellungen gehört, daß Gerechtigkeit auf Erden erreichbar sein muß und daß Gottes Reich ein verwirklichtes Utopia auf Erden sein soll, nicht die Seligkeit in einer anderen Welt. Die Rolle des Antichrist, der weltlichen Macht, die sich dem dann auftretenden Jesus redivivus (Anm.: "wiedererstanden") entgegenstellt, wurde gewöhnlich den Juden zugewiesen, was dazu führte, daß populistische Endzeitbewegungen oft bösartig antisemitisch waren … ; dann und wann aber wurden die tatsächlichen Unterdrücker der Armen mit dem Antichrist identifiziert, und bei solchen Gelegenheiten drohten die politischen Ziele, die aus dem Judentum und dem Judenchristentum stammten, das Christentum zur »Befreiungsreligion« zu machen, ganz im Gegensatz zu der Theologie des Paulus, die ihre Blicke auf die Welt, die da kommen soll, richtete und immer im Sinne der Herrschenden und der Fortsetzung der bestehenden Zustände funktionierte." S. 226 ff: "Paulus war der größte Fantasy-Autor von allen. Er schuf den christlichen Mythos, indem er Jesus vergottete, eine jüdische Messiasfigur, dessen wirkliche Pläne sich in der Bandbreite des jüdischen politischen Utopismus bewegt hatten. Paulus schmiedete Jesu Tod in ein kosmisches Opfer um, in welchem die Kräfte der Finsternis die Macht der guten zu überwältigen suchten, aber gegen ihren Willen nur ein Heilsgeschehen zustande brachten. Dies verwandelt auch die Juden, wie die Paulusschriften ausführen, in Werkzeuge der Erlösung, die von ihrer Funktion nichts wissen; ihre Bosheit, mit der sie Jesu Tod bewirkten, schlägt zum allgemeinen Heil aus, weil dieser Tod genau das war, was die Menschheit zu ihrer Rettung benötigte. Die Kombination von Bosheit und Blindheit, die hier beschrieben wird, ist die genaue Analogie zum Baldurmythos der nordischen Mythologie, in der die Bosheit durch den bösen Gott Loki personifiziert wird, die Blindheit durch den blinden Gott Hödur, die beide zusammen den heilbringenden Tod Baldurs bewirken, der alleine eine gute Ernte bewirken kann, welche vor dem allgemeinen Hungertod errettet. Paulus übernahm das kosmische Drama vom Kampf zwischen Gut und Böse von der Gnosis, und daher übernahm er auch die Juden als Dramenbestandteil, also als die Vertreter des kosmischen Bösen. Aber indem er den Mythos der Gnosis mit dem Mythos der Mysterienreligionen kombinierte (die selbst nicht judenfeindlich waren), verschärfte und intensivierte er den in der Gnosis schon präsenten Antisemitismus. Die Juden blieben nicht einfach die Gegner jener vom Himmel herabgestiegenen Lichtgestalt, sondern wurden die Vollzieher des kosmischen Opfers, durch welches allein der Besucher aus der Lichtwelt die Erlösung bringen kann. Damit verschmolzen die Juden mit den düsteren Figuren, die in Mythen jenen Tod von Göttern bewirken, welcher alleine die Rettung bewirken kann - mit Seth, Mot und Loki; und die Bühne steht offen für die lange imaginäre Laufbahn der Juden in der christlichen Einbildungskraft als das Volk des Teufels. Was immer Paulus vom Judentum übernahm, um seinen Mythos weiter aufzuputzen – das historisierend-religiöse Element, das Jesu Tod in ein welthistorisches Panorama versetzte —, verstärkte nur den dabei herauskommenden Antisemitismus, denn jetzt gab es einen Zug von Usurpation im paulinischen Mythos, eine Tendenz, das jüdische Zeugnis zwecks Rechtfertigung der christlichen Selbstüberschreibung der »Abrahamsverheißung« anzuschwärzen. Was immer den Juden in der bisherigen Geschichte begegnet war, wurde jetzt als Vorprägung ihrer zentralen Rolle ausgemünzt, nämlich der Ermordung des Gotteslammes, eine Rolle, die ich in meinem >Heiligen Henker< näher beleuchtet habe; sie wurden – in der christlichen Ideologie – von ihren Propheten abgeschnitten, die jetzt als Vorläufer der Christen galten und, ganz wie Jesus, von den Juden zu Tode gehetzt worden waren. Der von Paulus vorgefertigte Mythos entfaltete später ein bilderreiches Leben in den Evangelien, die unter dem Einfluß seiner Ideen zum Einsatz in seiner Kirche geschrieben wurden. Eine abgerundete, romanhafte Erzählung von mythologischem Tiefgang wird dort auf der Grundlage historischer Materialfragmente ausgestaltet, wenn diese sich dafür eignen, ein Melodrama von Gut und Böse abrollen zu lassen. Es entsteht das wirkmächtige Bild des Judas Ischariot: eine Person, vom Schicksal oder sogar seinem Opfer Jesus dazu ausersehen, die böse Tat zu vollbringen, besessen von Satan und unter innerem Zwang seine üble Rolle erfüllend - eine perfekte Verkörperung der Rolle des Heiligen Henkers, designiert für den Vollzug seiner Bluttat und dennoch für deren Ausführung verflucht. Dabei füllt Judas seine Rolle auf der persönlichen Ebene aus, das jüdische Volk – im Evangelienmythos – auf der kollektiven: indem es abwechselnd von Blindheit oder Bosheit befallen wird und auf dem Höhepunkt der Erzählung in der Barabbas-Szene Jesu Kreuzigung fordert und zugleich für dieses Opfer die Verantwortung durch den Sprechchor übernimmt: »Sein Blut komme über uns und über unsre Kinder!« (Mt. 27,25). Was in den Paulusbriefen nur ein Umriß eines Mythos gewesen war, wurde jetzt ausgeformt und mit erzählerischer Qualität versehen, ein Instrument kultureller Indoktrination und ein Vehikel unzerstörbarer Kindheitseindrücke, wenn Kinder die Geschichte zu hören bekommen. So wurde der von Paulus geschaffene Mythos auf sein Gleis gesetzt und begann die Welt zu durchqueren: eine Erzählung, die der Menschheit mancherlei Trost in Verzweiflung brachte, aber auch jede Menge Übel hervorrief. Aus seiner eigenen Qual und Verzweiflung erschuf Paulus seinen Mythos. Sein Glaube daran, er habe ihn vom inzwischen im Himmel befindlichen Jesus persönlich erhalten, hat seine eigene Schöpferrolle verdunkelt. Die Mißverständnisse, die er über seine eigene Herkunft förderte und nährte, hielten die Leser des Neuen Testaments davon ab, den paulinischen Mythos von den historischen Tatsachen über Jesus abzupräparieren, über die Jerusalemer Kirche, über die Abenteuer Zusammenstöße des Paulus persönlich mit dessen Zeitgenossen. Sein Charakter war viel farbiger, als christliche Frömmigkeit es wahrhaben will; sein wirkliches Leben entspricht mehr einem Picaroroman als einer gewohnten Heiligenvita. Aber aus den Religionseinflüssen, deren Niederschläge in seinem Hirn spukten, schmiedete er ein bilderreiches Amalgam, das, ob zu ihrem Nutzen oder Schaden, die zentrale Phantasiegrundlage der abendländischen Kultur wurde." Die Frage stellt sich natürlich, warum
Paulus schließlich den Märtyrertod gestorben ist,
wenn er doch nur ein Agent einer jesusfeindlichen
Clique war und im Grunde überhaupt nicht hinter dem
Engagement Jesu stand. Allerdings ist Hyam Maccoby der Auffassung,
dass Paulus gar nicht den Märtyertod gestorben ist,
dass das alles nur eine fromme Legende ist. Mehr
darüber und über die Zwistigkeiten zwischen Paulus und
den Judenchristen und den "Schlägern und Raufbolden
des Hohenpriesters" siehe unter "Paulus"
im Onlinelexikon, Teil 2. "Während er die Jesusanhänger verfolgte, dürfte Saulus Jesus immer mehr als eine Figur wahrgenommen haben, die ihm seltsam vertraut vorkam, da sie auf ein seelisches Bedürfnis Antwort gab, das er unter dem Druck der jüdischen Ratio-nalität und des jüdischen Sinnes für Bewußtmachung und Wahrhaftigkeit ohne doppelte Böden niedergehalten hatte. Vor allem dürfte das Bild des langsam am Kreuz sterbenden Jesus seine leistungsfähige Vorstellungskraft entflammt haben. Denn dieses Bild muß ihn unwiderstehlich an die Ikonographie des Gottes Attis in dessen vielfältigen Erscheinungsformen erinnert haben, der er in Kilikien auf Schritt und Tritt begegnet war - der erhängte Gott, dessen blutender, mißhandelter Körper die Felder fruchtbar werden ließ und dessen Mysterien den Seelen seiner Gläubigen, die sich in einen heiligen Wahn hineingesteigert hatten, eine wundersame Erneuerung bescherten. Es ist bezeichnend, daß später die Phantasie des Paulus immer wieder um jene oben diskutierte Deuteronomiumstelle kreiste, in der es, wie Paulus sie verstand, um den Fluch ging, welcher dem Körper eines Gehängten anhaften sollte. Damals freilich waren derlei Gedanken noch nicht ins volle Licht seines Bewußtseins getreten. Saulus hatte versucht, ein geistlich höchst anspruchsloses Polizistenleben zu führen, da sich seine Hoffnung, einen geachteten Rang als geistlicher Pharisäerführer zu erlangen, zerschlagen hatte. Aber damit konnte er seine innere Unruhe nicht dauerhaft zum Schweigen bringen; und als seine Seelenpein schließlich einen visionären Anfall auf dem Weg nach Damaskus auslöste, nahm eine Gestalt das Zentrum seiner inneren Verstörung ein, die schon lange in seinem Unbewußten rumorte: der Gehängte Gott, der Brennpunkt von Schuld und Hoffnung zugleich. Indem er diese Gestalt mit Jesus identifizierte, dessen Anhänger er bis zu dieser Sekunde verfolgt hatte, gab Saulus der Bedeutungslosigkeit einen Sinn, in welche sein Leben zuvor versunken gewesen war. Statt nur der Mietling eines mit Besatzern kollaborierenden Hohenpriesters zu sein, der gegen Bezahlung Menschen quälte, sah er sich jetzt auf einmal als Person von historischer Bedeutung, die er schließlich ja auch erlangen sollte - er, der den sterbenden und wieder auf erstandenen Gott verfolgt hatte, konnte durch genau diese Schuld jetzt in die Rolle von dessen Hauptverkünder überwechseln, vom Saulus zum Paulus eben. Dieser plötzliche Wechsel von tiefster Verworfenheit zu äußerster geistlicher Befreiung und Entsühnung wurde das Hauptmotiv der neuen Religion, die Paulus ausgehend von jener Vision zu entwickeln begann, welche ihn aus der gesamten Menschheit herausgegriffen und berufen hatte. -" Auf alle Fälle war Paulus offensichtlich nicht nur sehr idealistisch, sondern auch sehr ehrgeizig und ganz schön selbstverliebt, doch alles das ist keine Sünde. Doch auf alle Fälle ist eines richtig: Ob böswillig oder gutwillig, Paulus hat etwas völlig anderes aus dem Engagement Jesu gemacht als das, was der wirkliche Jesus wollte. Anmerkung: Die Geschichte, wie sich ein Agent einschleust und dann sehr hoch emporsteigt, was vielleicht ursprünglich gar nicht beabsichtigt war, kommt uns Deutschen, die schon etwas älter sind, doch sehr bekannt vor. Sie erinnern sich an den Kanzleramtsspion Günter Guillaume, der auch "durch seinen großen Arbeitseinsatz und sein Organisationstalent" aufgefallen war (ich zitiere hier aus dem Stichwort "Günter Guillaume" in Wikipedia, dem berühmten Kanzleramtsspion, der sich bei der SPD eingeschlichen hatte)? Es gibt hier also durchaus starke Parallelen zu Paulus! Und zu den angeblichen Zeugen beim Damaskuserlebnis? Die waren doch auch von dem Hohenpriester mitgeschickt und waren also nicht neutral, also ist deren Zeugenaussage wertlos. 77. von ihren Gefühlen überrumpelt: Ich kenne mehrere
dieser Fälle, die mir sehr nahe gehen, weil es sich
immer um Menschen handelt, die im Grunde moralisch
sehr hochstehend sind. Wie konnte das passieren, dass
gerade sie (und ich denke hier vor allem an Mädchen)
mit "Sexgeschichten" anfingen, mit denen sie nie
gerechnet hatten und die man ihnen auch nie zugetraut
hätte und die ihnen hinterher sehr leid taten? Die
Erklärung ist ganz einfach: Sie hielten sich davor
aufgrund ihrer Schammoral, an die sie felsenfest
glaubten und die sie also sozusagen für einen
perfekten Schutz hielten und die aber dennoch nur eine
Scheinmoral war, immer für moralisch so integer (und
das wurde ihnen auch von ihrer Umgebung so eingeredet,
insbesondere von ihren Eltern), dass sie sich nie auf
"den Fall X" vorbereitet hatten, also auf den Fall,
dass es auch einmal anders laufen könnte. Also hatten
sie alles, was mit Liebe und Sexualität zusammen
hängt, aus ihrem Denken verdrängt und verbannt, weil
das angeblich etwas Unanständiges oder sogar
Unmoralisches war. Doch auch sie waren nun einmal
lebendige Menschen und gerade gegen eine Verliebtheit
nicht gefeit. Also kommt sie eines Tages – zu wem auch
immer. Und wenn der "Betreffende" nicht alles "falsch"
macht, überwindet er diese Schammoral (die ja nur eine
Scheinmoral ist, denn eine echte Moral funktioniert
völlig anders) und er bekommt, was er will. Zum Thema, wie starke Gefühlserregungen die Vernunft regelrecht austricksen können, was dann eben bei Gelegenheit zu dem Problem mit der Pädagogik im Fall einer Verliebtheit dazu kommt, erzählte uns im Studium ein Professor eine kleine Geschichte: Da kommt also in eine Klasse oder in eine Familie unversehens ein Polizeikommando und befiehlt, einer Person mitzukommen. Diese Person wird unter irgendwelchen Begründungen in ein Gefängnis gebracht mit der Aufforderung zu warten. Unsere Person ist sich keiner Schuld besusst, vertraut darauf, dass sich alles klären wird und ergibt sich ansonsten in das Schicksal. Am Abend ist dann Essensausgabe und ein Wärter stellt unserer Person einen Teller Suppe hin - und flüstert allerdings dazu, dass diese Suppe vergiftet sei. Unsere Person glaubt dies und rührt die Suppe also nicht an. Am nächsten Tag dasselbe, wieder sonst nichts außer der angeblich vergifteten Suppe, und auch wieder am dritten Tag. Der Hunger unserer Person wird immer stärker und sie fängt an zu überlegen, ob das alles nur ein Test ist, etwas zu glauben, und dass die Suppe in Wirklichkeit gar nicht vergiftet ist. Die Gedanken kreisen also immer mehr darum, dass die Suppe in Ordnung ist und man sie also essen kann - und unsere Person ist schließlich voll und ganz überzeugt, dass die Suppe nicht vergiftet ist und isst sie. Das (Hunger-)Gefühl hat also den Verstand nicht nur so gerade beeinflusst, sondern sozusagen überrumpelt, also komplett umgekrempelt. In diesem Sinn können wir nun auch eine Verliebtheit sehen: Das Gefühl hebelt den Verstand aus - und (nicht nur) der junge Mensch wirft seine Moral, die bisher galt, über Bord und macht etwas, was für ihn ohne diese Gefühlserregung unvorstellbar war und was er immer als unverschämte Zumutung empfunden hätte, wenn ihm jemand unterstellt hätte, dass es dazu einmal kommen könnte. Die Idee dieses Konzept hier ist nun, dass dem jungen Menschen keine Leibfeindlichkeit anerzogen wird, sondern Spaß an harmlosen paradiesischen Erlebnissen – und dass er also die zunächst einmal erleben will und dass er misstrauisch wird (dass er also kritisch nachdenkt), wenn ein Partner die nicht will und er auch noch nicht einmal über die mit ihm reden kann. Denn wenn er "in Ordnung" wäre, müsste er solche Erelbnisse doch auch gerne machen und auch darüber reden wollen. Siehe dazu etwa den Spaß eines Vaters mit seiner Tochter mit der Natürlichkeit und mit harmlosen Paradieserlebnissen (s. Hinweis 42) und dann auch mit den "natürlichen Drogen" (siehe im Heft Seite 53). 78. typisch katholische Monogamie: Ich nenne einmal die Monogamie so, die keine echte ist, weil sie die diversen vorehelichen Sexualbeziehungen nicht als monogamieschädlich ansieht. Vielleicht mögen hier manche protestieren, weil doch gerade die katholische Kirche diese Beziehungen als Sünde ansieht und also auch verurteilt. Hierzu kann ich sagen, dass das reine Theorie ist, in der Praxis interessieren diese vorehelichen Erfahrungen die Kirche nicht. Ich weise auf das nachsynodale apostolische Schreiben "Amoris laetitia" hin. Doch vor allem bin ich mit meinem Engagement für die echte Monogamie gerade auch bei meinen katholischen Glaubensbrüdern bisher immer auf Beton geprallt, die wussten überhaupt nicht, wovon ich rede. Wenn nun auch andere christliche Glaubensgemeinschaften diese "typisch katholische Monogamie" praktizieren (und auch Nichtchristen), so meine ich doch, dass ich sie katholisch nennen kann, weil gerade die katholische Kirche, die doch Vorbild sein sollte, mit schlechtem Beispiel voran geht. Im Übrigen: Zur Zeit Jesu galt der Geschlechtsverkehr als Zeichen einer Ehe, er war also auch ehebegründend neben dem Versprechen der gegenseitigen Partnerschaft. Daher waren Prostituierte "Ehebrecherinnen", weil sie immer wieder neue Ehen anfingen und diese dann wieder "abbrachen". Wir können also davon ausgehen, dass Jesus in demselben Sinn dachte, den ich hier vertrete, wenn er von Ehe redete: Geschlechtsverkehr und Ehe sind dasselbe. Dagegen haben wir und auch die katholische Kirche das römische Eheverständnis, dort galt nicht mehr der Geschlechtsverkehr als Zeichen der Ehe, sondern das Dokument des Zensors. Wenn wir Jesusanhänger sein wollen, müssen wir allerdings wieder zur Einstellung der Bibel und des Jesus zurück kehren. Gut, wir selbst können an der eigenen Ehe nichts mehr machen, doch wir sollten uns zumindest für die Ehemoral derer einsetzen, die die Ehe noch vor sich haben, also der jungen Menschen. 79. Jesus und Sexualmoral: Theologen bezweifeln im Allgemeinen, dass sich Jesus um Sexualmoral gekümmert hat. Sie meinen, dass mit bestem Willen bei Jesus nichts zu finden ist. Dazu kann ich nur sagen, dass hier das Problem ist, was diese Theologen unter Sexualmoral verstehen. Sie verstehen eigentlich immer etwas mit "Scham" – und natürlich hat Jesus nicht darüber geredet und also auch keine Kleindungsvorschriften gemacht, denn die Scham ist ja nur eine Scheinmoral und damit in gewisser Weise auch eine Heuchelei. Und bekanntermaßen hatte er etwas gegen die Heuchler. Die wirkliche Moral hat dagegen etwas mit der Einstellung von Männern gegenüber Frauen zu tun, wie diese hier nicht nur bisweilen, sondern sogar sehr oft zu seiner Zeit nicht nur verachtend sondern sogar ausgesprochen kriminell war. Das war dann auch Thema seines Engagements. Jesus hat sich also sehr wohl um die Sexualmoral gekümmert, allerdings um eine echte und nicht um eine Scheinmoral. 80. Eindringen ohne Ehe = Schlampe oder
auch Hure? Wenn ich hier so krass bin, so liegt
das nicht daran, dass ich diejenigen kränken oder gar
beleidigen will, die sich aus irgendeiner Unwissenheit
oder gar Dummheit auf Sex ohne Ehe eingelassen haben.
Ich will vielmehr diejenigen motivieren, vor der Ehe
ausschließlich ihre Haut (das größte Organ des
Menschen!) und ihren Körper zu erleben und zu
genießen, die noch keinen Sex hatten. Das scheint nun
leider zumindest zur Zeit nur zu funktionieren, wenn
der nicht-eheliche Sex als sehr negativ hingestellt
wird. Und dann gibt es auch erfahrungsgemäß viele
Mädchen "mit Sexerfahrungen", die diejenigen Mädchen,
die noch keine solchen "Erfahrungen" hatten, als
unemanzipierte und frigide Mauerblümchen, die niemand
will, verlachen und verspotten – und ihnen damit
Komplexe einreden. Denen möchte ich mit diesem sehr
negativen Vergleich nun wirklich mal kräftig vors
Schienbein treten, denn "so etwas" macht man einfach
nicht ... 81. hohes moralisches Potential und
Scheinmoral der Scham – und dazu etwas, damit die
echte Moral nicht falsch verstanden wird: Eine
sehr anschauliche Parallele sehe ich hier im Problem
um die Magengeschwüre: Bis vor nicht langer Zeit galt
es als ausgemacht, dass die Ursache für diese
Geschwüre eine Übersäuerung des Magens sowie
psychische Faktoren wie Stress sind. Bakterien galten
als ausgeschlossen, weil man meinte, dass sich in der
Umgebung einer derart aggressiven Säure wie der
Magensäure einfach keine Bakterien halten können. 1983
haben dann zwei australische Ärzte (Barry Marshall und
John Warren) herausgefuneiden, dass die Ursache für
Magengeschwüre letztlich doch Bakterien sind, die
schließlich "Heliobacter pylori" genannt wurden. Es
dauerte dann noch weitere sechs Jahre, bis sich die
beiden Ärzte mit ihrer Erkenntnis durchsetzten,
schließlich brechen nicht bei allen Menschen, die
diese Bakterien in sich haben, Magengeschwüre aus.
Denn durch glückliche Umstände und etwa durch
Vermeidung von Risikofaktoren können die Bakterien
nicht wirksam werden. Und die Parallelen zu unserem
Problem der echten Monogamie? Wie ich immer wieder
betone, sehe ich die Ursache darin, dass gerade
Mädchen mit sexuellen Beziehungen anfangen, die sich
später als wenig glücklich herausstellen, dass sie ihr
hohes moralisches Potential in die Scheinmoral der
Scham stecken statt in eine echte Moral. Damit ist
dann verbunden, den Geschlechtspartner zu wechseln,
wodurch also die echte Monogamie hinfällig ist.
Tiefster Grund dafür ist, dass ihnen in unserer Kultur
genau diese Scheinmoral anerzogen wird, es ist also
eine Frage der Pädagogik. Dieser Zusammenhang ist nun
– genau wie bei den Magengeschwüren – nicht leicht zu
erkennen, weil durch glückliche Umstände wie etwa eine
liebevolle Fürsorge der Eltern, eine starke religiöse
Einstellung (mit der dazu gehörenden Mystik und dem
entsprechenden Kult, doch auch mit den damit
verbundenen Ängsten) und auch Mangel an Gelegenheit
etwa dank einer hohen ethischen Umgebung (also auch
kein Zugang zu "schlechten Filmen" und nur Kontakt mit
"anständigen Leuten") und schnelles Finden des
richtigen Partners es einfach zu keinem "Ausbruch" der
"wenig glücklichen sexuellen Beziehungen" kommt. Doch
sie passieren eben dennoch oft genug. Der Vergleich
mit den Magengeschwüren stimmt sogar bis in
Einzelheiten: Bisweilen dachte man früher, dass davon
eher Arme und Unterprivilegierte betroffen sind, also
immer nur "die anderen in anderen
Gesellschaftschichten", doch ist offensichtlich, wenn
man nur einmal genauer hinsieht, dass die "Krankheit"
in allen gesellschaftlichen Schichten vorkommt. Daher
hier: Der Grund ist die Scheinmoral der Scham! Würden
die jungen Menschen statt zu dieser von vornherein zu
einer echten Moral der Monogamie erzogen werden, wäre
alles viel sicherer, unkomplizierter, risikoärmer und
gewiss auch harmonischer und einem bewussten Leben
dienlicher. 82. Doppelt gemoppelt: Bei Atomkraftwerken mag doppelte Sicherheit sinnvoll sein, ja nicht nur doppelte Sicherheit, sondern sogar achtfachte Sicherheit! Wir haben das beim Atomkraftwerk Fukushima in Japan gesehen, dass nämlich "doppelte Sicherheit" nicht ausreicht und wie sinnvoll unsere deutschen Sicherheitsstandards hier sind. Doch "doppelte Sicherheit" kann auch heißen, dass wir einer einzigen Sicherheit doch nicht trauen und also eine weitere und vor allem eine alte, die sich zwar letztlich als untauglich erwiesen hat, wenn es wirklich drauf angekommen wäre, dann doch lieber "zur Sicherheit" noch beibehalten wollen. Doch eine Anhäufung von keinen richtigen Sicherheiten gibt letztendlich doch keine richtige Sicherheit: Null mal Null bleibt eben Null, wie es so schön in dem Kölner Karnevalsschlager heißt. Und zudem: Bisweilen behindern sich Sicherheiten auch gegenseitig oder schließen sich gar aus (was denn nun: Vergnügen an der Nacktheit und dann doch wieder Badehose und Bikini?) und so können mehrere Sicherheiten die Wirksamkeit einer wirklich guten Sicherheit verhindern. In diesem Sinn wird also hier nicht mehr auf die Badehose und den Bikini als Sicherheit vertraut, sondern auf eine sinnvolle geistige Einstellung. Dass (gerade junge) Menschen dann doch bisweilen diese "Accessoires" einer untauglichen Moral benutzen, ist eine andere Sachen. Denn es hängt ja nicht nur von der eigenen Einstellung ab, was man macht, sondern die Mitmenschen müssen die auch verstehen, damit sie die nicht falsch verstehen. Von daher können auch Badehose und Bikini oder sogar Burka und Kaftan sehr sinnvoll sein. Dem Benutzer muss allerdings klar sein, dass diese Accessoires nur unvollkommen schützen und also nur vorübergehender Natur sein können. 83. Ulrich Becker und die Erzählung "Jesus und die Sünderin" (auch "Susannageschichte" oder "Geschichte von der Sünderin") und wie sie "entschärft" wurde: Auch der Autor U. B. kommt zu dem Ergebnis, dass diese Erzählung tatsächlich geschehen ist (S. 3): "Mochte die äußere Bezeugung noch so fragwürdig erscheinen, mochte man immer wieder neu versuchen, diesen Abschnitt, auch innerer Gründe wegen, aus dem NT zu verbannen: Letztlich überzeugte die Perikope von ihrem Inhalt her, und so blieb sie im NT. Denn hier fand man Geist vom Geiste Jesu, ja, vielleicht noch mehr, hier fand man solchen Geist besonders rein bewahrt. Kein Wunder, dass sich Kunst und Literatur ihrer mit besonderer Liebe annahmen, dass sie auch außerhalb des Christentums häufig zum Inbegriff der Verkündigung Jesu wurde und dass selbst kritische Theologen sich ihrem Eindrucke nicht entziehen konnten." Allerdings ist auch Becker ein typischer Studierstubentheologe und so kann er nicht den Wandel der Interpretation dieser Erzählung (oder auch Perikope) und damit ihre Entschärfung erkennen: Von einer Erzählung aus dem "Milieu", bei der es um die Befreiung einer Frau aus einer kriminellen Situation ging, hin zu einer theologischen Vergebungsgeschichte, die ja auch sehr schön ist, der jedoch die Brisanz des höchstwahrscheinlich ursprünglichen Zusammenhangs völlig fehlt. 84. Marc Gibbs: "Die Jungfrau und der Priester". Dieses Buch habe ich in meiner Arbeit nicht verwendet, es gehört jedoch zum Hintergrund, der Autor sieht Jesus eher wie Johannes d. T. als Prophet. Er hat auch eine realistische Erklärung, wer der leibliche Vater Jesu war. Wie dem auch sei, konnte dieser “Tatbestand” natürlich nicht in die "Verkündigung von Jesus" einfließen. Da passte die Geschichte, wie der Erzengel der Jungfrau Maria erschienen war, viel besser. 85. Jan Heller ("Der Name Eva", Archiv orientalni, Prag 26, 1958) war allerdings kein “Anti-Theologe”, so viel ich weiß. Doch denke ich, dass in der Arbeit über den Namen “Eva” schon ein sehr kritischer Ansatz ist, den Heller allerdings, wieder so viel ich weiß, nicht weiter verfolgt hat – aus welchen Gründen auch immer. Im Prinzip hat Heller mit seiner Arbeit doch die ganze Erbsündenlehre der Kirchen entzaubert. 86. confirmatio: Ich verwende hier einen Ansatz, auf den ich in meiner Diplomarbeit im Fach Dogmatik zum Sinn des Firmsakraments gekommen war. Ich habe versucht, die Bedeutung der Worte im Urtext in unsere heutige Sprache zu übertragen. Siehe dazu die Abhandlung von Dr. Karl Schlütz: „Isaias 11,2 (die sieben Gaben des hl. Geistes) in den ersten vier christlichen Jahrhunderten“ in: Alttestamentliche Abhandlungen Breslau/Münster, XI. Band, 4. Heft, 1932). Die Arbeit wurde mit „gut“ bewertet, damit habe ich also eine Bestätigung, dass ich zumindest nicht völlig falsch liege. Wenn ich den Text näher betrachte und über ihn nachdenke und bedenke, dass es in der frühen Kirche vermutlich sowohl eine Jesus- als auch eine Paulustradition gab, dann gehörte dieser Text eindeutig zu einer Jesustradititon! 87. Zuhälter: Dazu einmal etwas über die Prostitution in Gesellschaften, in denen sie verboten ist. Es gibt sie ja doch, so etwas wie die Prostitution hat etwas mit einer inneren Einstellung von Menschen zu tun, und ist nun einmal mit Gesetzen nicht oder nur sehr schwer in den Griff zu bekommen. Und weil die Prostitution nun einmal gerade in solchen Gesellschaften für Frauen so (lebens-) gefährlich ist, brauchen sie „Beschützer“, also Zuhälter. Und die passen sozusagen die harten Gesetze „realitätsnah-menschlich“ dem jeweiligen Leben an, indem sie dafür sorgen, dass die Gesetzeshüter nicht so genau hinschauen und also ihre „Schützlinge“ in Ruhe lassen – indem sie diese etwa mit Geld bestechen. Doch das hat natürlich für die Frauen seinen Preis, indem etwa diese „Beschützer“ etwas von dem Geld abbekommen, was die Frauen durch ihren „Beruf“ verdienen. Je nachdem müssen die Frauen auch für „umsonstenen Beischlaf“ für die dafür Empfänglichen unter den „Gesetzeshütern“ zu Verfügung stehen (wie das heute bisweilen auch läuft, siehe unter Hinweis 63), wie natürlich auch für die Zuhälter selbst. Und wenn eine Frau hier mal „zickig“ sein sollte und nicht macht, was und wie die Männer es wollen, dann wird ihr eben schon mal gezeigt, was passiert, wenn der „Schutz“ nicht mehr funktioniert, auch zur Warnung für die anderen Frauen. So stellte man damals also etwa einer Frau eine Falle und richtete es so ein, dass sie „auf frischer Tat“ ertappt wurde, wie es das damalige Gesetz vorschrieb, damit sie also vor den „Kadi“ kam und für ihre „Zickigkeit“ mit dem Leben bezahlen musste. Ob die Gesetzeshüter nun wussten oder zumindest ahnten, was hier lief, ist letztlich gleichgültig. Niemand traute sich jedenfalls diesen Sumpf aufzudecken, schließlich war das ja auch für die „Aufdecker“ gefährlich, hier ging es nun einmal auch um Leben und Tod (siehe Hinweis 34), und wie sollte diese „Aufdeckerei“ auch geschehen? Hier war ja sozusagen ein – wenn auch vermutlich unausgesprochenes – Komplott von Tätern und Wegschauern am Werk, in dem auf teuflische Weise alle Beteiligten zusammenhielten. 88. Die Geschichte von der Sünderin nach Johannes 8 und warum diese Geschichte vermutlich wahrer ist als das ganze sonstige Johannesevangelium und überhaupt als das Neue Testament: Zwar ist die Erzählung, wie Jesus die Sünderin vor der Steinigung rettet, nachträglich in das Johannesevangelium eingefügt worden, doch – so der Jesuit Professor Rupert Lay – gerade deswegen ist sie wohl wahrer als das ganze übrige Johannesevangelium. Ich kann mich nicht mehr an seine Begründung im Einzelnen erinnern, doch ich gebe hier meine wieder mit dem Hintergrund der „Enttarnung“ des Neuen Testaments in dem Text "Der Kriminalfall Jesus": Diese Erzählung erinnerte bei der Konstruktion der Evangelien in dem Sinn, den ich für den ursprünglichen halte, einfach zu sehr an das Anliegen des wirklichen Jesus. Daher wurde sie weggelassen, denn genau die Erinnerung an den wirklichen Jesus sollte ja durch die paulinische Ideologie unterdrückt werden. Auch als dann um 100 n. Chr. das Johannesevangelium von wem auch immer verfasst wurde, war sie in diesem Evangelium zunächst einmal nicht enthalten. Doch weil nun Jesus in dieser Erzählung so brisant war, weil er einmal ein Mann war, der die große Ausnahme unter allen sonstigen Männern war, der sich wirklich für Frauen einsetzte, war sie im Volk noch in Erinnerung. Sie war eben immer wieder von den Müttern auf die Töchter und von denen dann auf ihre Töchter usw. weitergegeben worden nach der Devise: "Da war einmal ein Mann, der sich wirklich für uns Frauen eingesetzt hatte, doch wir wissen, wie es ihm ergangen ist." Als dann das Johannesevangelium auftauchte, wurde „vom Volk“ sein Wahrheitsgehalt daran gemessen, ob also auch diese Erzählung in ihm enthalten war. Und weil sie nicht enthalten war, wurde sie nachträglich eilends in es eingefügt – darauf spekulierend, dass der ursprüngliche Sinn vergessen war – jetzt also mit einem anderen Sinn, nämlich dem der Barmherzigkeit und Vergebung Jesu und dass wir uns daran ein Beispiel nehmen sollen. So wurde auch hier wieder der wirkliche Jesus entschärft – und dabei ist es bis heute geblieben, wenigstens vorerst. Jedenfalls ist
diese Geschichte ein wunderbares Beispiel,
wie es Jesus um eine lebendige Moral ging,
die zutefst menschlich ist und die sich
gegen die erstarrte Moral seiner Zeit
richtete. Doch wichtiger als diese
Einstellung Jesu ist m. E. der ursprüngliche
Sinn, dass Jesus ganz offensichtlich die
kriminellen Machenschaften im Zusammenhang
mit Frauen durchschaute und sich für die
Frauen einsetzte. Das wäre also meine
Begründung, warum sie eher stimmen dürfte als
das ganze sonstige Johannesevangelium. Natürlich: Vor
allem mit dieser Geschichte begründe ich
meinen Ansatz –
und alle diejenigen, denen dieser Ansatz nicht
passt, die versuchen es zumindest, den
Wahrheitsgehalt dieser Geschichte oder auch
ihre Identifizierung als Bestrafungsgeschichte
aus der Halbwelt in Zweifel zu ziehen oder
auch als belanglos hinzustellen. Ich meine
allerdings, dass sich diese Kritiker mal
fragen sollten, ob hinter ihre kritischen
Haltung wirklich ein wissenschaftliches
Interesse an der Person Jesu steht oder ob
ihnen diese Identifizierung als Engagement für
eine Aufwertung der Frauen einfach nicht
passt, weil sie letztlich viel eher auf der
Seite der Verbrecher stehen, die Jesus ans
Kreuz gebracht und ihn hinterher verfälscht
haben? Ich weise auch
hier darauf hin, dass die Einstellung zu
Frauen "nur" der Gipfel der Frauenverachtung
ist, die zur Zeit Jesu offensichtlich üblich
ist, siehe unter "Zeitgeschichte". 89. kriminelle Strukturen. Die klassische Geschichte, wie eine Frau wegen Ehebruchs mit dem Tod bestraft werden soll, was auch beinahe gelingt, ist die Geschichte von der schönen Susanna im Anhang des Buchs Daniel des Alten Testaments – und da wird auch dargelegt, dass der Hintergrund ein krimineller ist. Da wollen also zwei „Älteste“, nach außen hin ehrenwerte „Obere“ der jüdischen Gesellschaft, Sex mit der schönen Susanna, einer keuschen und gottesfürchtigen Ehefrau haben und stellen sie vor die Alternative, entweder ihnen „zu Willen zu sein“, also mit ihnen Sex zu machen, oder falls sie sich weigert, dass man sie anzeigen und verklagen werde, dass man sie beobachtet hätte, wie sie Sex mit einem jungen Mann hatte (der allerdings „leider“ entwischt sei). Ich denke, es ist eine spannende Kriminalgeschichte, in der es auch ein getrenntes Verhör gibt, um die Wahrheit herauszufinden, und auch noch zwei Todesstrafen. Es ist jedenfalls lohnend, diese Geschichte einmal genau zu lesen (sie ist in katholischen Bibeln und im Internet zu finden), um das Denken in der damaligen Zeit besser zu verstehen. Warum nur kommt niemand nun auf die Idee, dass der Hintergrund der Erzählung von der Sünderin in Joh. 8 auch ein krimineller ist? Dazu zunächst einmal zu den damaligen Rechtsverhältnissen: Daher die hier kurz: Sex außerhalb der Ehe galt damals bei den Juden als Götzendienst, schließlich gehörte die kultische Prostitution in vielen nichtjüdischen Religionen zum Kult für die Götter, und wurde daher als Götzendienst, also mit dem Tod, bestraft. Das Problem ist allerdings, wie man nun erkennt, wer mit wem solchen Sex treibt, damit es überhaupt zu einer Anklage und zu einem Verfahren kommen kann? Die Vorschrift war also: Die „Schuldigen“ mussten dafür durch zwei (männliche!) Zeugen auf frischer Tat ertappt worden sein. Allerdings wer hatte „so etwas“ schon so genau beobachtet, und auch noch zusammen mit einem anderen Zeugen, und wer rennt dann auch noch gleich zum „Kadi“, wenn er doch weiß, dass das die Todesstrafe für die Betreffenden bedeutet? Und wer hat schon etwas davon, wenn er so gemein ist? In der Praxis kam es also so gut wie nie zu solchen Anklagen und zu Todesurteilen, selbst wenn es solche Sexgeschichten und sogar Prostitution zur Genüge gab. Aber
wann kam es denn zu Anklagen und Verurteilungen?
Vermutlich passierte das nur dann, wenn es gar
nicht um eine Bestrafung aus moralischen Gründen
ging, sondern wenn die Gesetze bewusst missbraucht
wurden zur Erpressung von Frauen oder zur
Bestrafung von Frauen, die bei solchen
Erpressungen nicht mitgemacht hatten – genau wie in
der Susannageschichte. So wird es also hier bei der Verurteilung und geplanten Steinigung dieser Sünderin in Johannes 8 gewesen sein. Anders als Susanna hatte die Frau gewiss Sex, vermutlich war sie eine Prostituierte, doch man hatte ihr wohl eine Falle gestellt, um einen Grund zu haben, sie zu bestrafen – um ihren „“Kolleginnen“ und überhaupt alle anderen Frauen zu warnen, wie es ihnen ergeht, wenn sie nicht mitmachen, was die Männer oder besser Zuhälter im damaligen 87 Sexgewerbe wollen. Für Jesus war diese Frau also nur ein Opfer, daher ging er so milde mit ihr um. Ihm ging es vielmehr um die Täter im Hintergrund, also um den Sumpf, der dahinter steckte, um diejenigen, die die Ursache waren, dass es solche Prostituierten überhaupt gab. Und zu diesen Tätern gehörten für ihn nun nicht nur die verbrecherischen Ankläger, sondern vor allem auch alle diejenigen, die immer nur wegschauen und dazu noch gerade den jungen Menschen nur eine falsche Moral (oder auch eine Scheinmoral) beibringen, so dass sie in 81 diese „kaputten Systeme“ immer wieder neu hineinschlitterten. Und dabei musste er schließlich selber sterben bei seinem Engagement „gegen die Heuchler, gegen die Sünde, für die Liebe“. Jedenfalls kann man von dieser Geschichte her und ähnlichen Fällen aus Kulturen, in denen Ehebrecherinnen gesteinigt werden, nun den wirklichen Jesus sehr gut rekonstruieren, so denke ich doch! Die Geschichte ist zwar im Fall Jesus etwas anders als bei der Susannageschichte, doch so viel schält sich heraus, wenn wir über diese Geschichte näher nachdenken: Die Frau wurde nicht zur Steinigung verurteilt, weil sie gesündigt hatte, sondern wohl eher, weil sie NICHT bei dem, was kriminelle Männer von ihr wollten, mitgemacht hatte. Und da es sich hier
vermutlich nicht um einen Einzelfall in einer
ansonsten sittlich hochstehenden Gesellschaft
handelte, engagierte sich Jesus für eine Änderung.
Und eine solche Änderung hätte zu einer wirklichen
Revolution geführt. Doch die wollte niemand
wirklich, also musste Jesus „aus dem Weg geräumt
werden“. 90. "Tricks der Natur": Beim Besuch eines befreundeten Bauern in Ostpreußen (im heute polnischen Teil), der Schweine züchtet, fielen mir die zahlreichen Rattenlöcher um den Stall herum auf und ich sprach meinen Freund darauf an. “Ja”, meinte er, “mit diesen Tierchen müssen wir leider wohl leben. Wir haben zwar Hunde und brauchen die auch, die ab und zu einmal eine Ratte erwischen, doch im Allgemeinen sind Hunde nicht für die Rattenjagd geeignet. Geeignet wären eher Katzen. Doch leider kommen unsere Hunde nicht mit Katzen klar, wir haben es ja versucht, Katzen her zu holen, es ist auch schon einmal eine von alleine gekommen, doch die Hunde jagen immer die Katzen und beißen sie tot. Es hat einfach keinen Zweck.” Ich habe nun diese Geschichte hier im Westen Deutschlands Freunden erzählt und eine – offensichtlich sehr lebenskluge – Freundin meinte, dass ich meinem Freund doch den Tipp geben sollte, der besonders scharfen Hündin einfach mal kleine Kätzchen “unterzuschieben”, die sie dann erfahrungsgemäß als Mutter annehmen und großziehen würde – und mit diesen Katzen kämen die Hunde dann auch aus. Zuerst war mein Freund ja skeptisch, ob das so funktionieren würde und er machte es einfach nicht, vermutlich hatte er auch niemanden, der Kätzchen loswerden wollte, also sprach ich ihn bei einem weiteren Besuch erneut darauf an. Und als ich ihn dann wieder einmal besuchte, fielen mir sich friedlich sonnende Hunde und Katzen vor seinem Haus auf – ja, er hatte es so gemacht, wie meine Freundin es gesagt hatte. Und es hatte funktioniert. Auch war sein Bauernhof jetzt weitgehend frei von Ratten. Oder eine andere Geschichte: Ich hatte mir vor ca 20 Jahren günstig ein Grundstück in Südfrankreich am Atlantik mit einem alten Supermarkt gekauft, den ich mit Freunden gut für Ferienwohnzwecke umbauen konnte. Und da das recht große Grundstück recht wild aussah, dachte ich, Bäume und Büsche anzupflanzen, damit es ein wenig wie ein Park wird. Bei den einen jungen Pflänzchen, den “Arbousiers”, wie Nachbarn sie nannten, die quasi als Unkraut an den Waldfändern wuchsen, klappte das sehr gut, Doch bei den anderen, den kleinen Pinien, klappte das gar nicht. Da gingen von 25 Bäumchen, die ich gepflanzt hatte, nur zwei an. Zufällig kam ich mit einem Nachbarn darüber ins Gespräch und er erzähle mir den “Trick” bei den Pinien. Und von den 3 Pinien, die ich daraufhinn unter Berücksichtigung dieses “Tricks” gepflanzt habe, gingen alle an – und sind heute große, stattliche Bäume. Wer den Trick, der eigentlich ganz einfach ist, wissen will, möge mir bitte schreiben. Ich gebe ihn gerne weiter! Warum ich das alles erzähle? Ganz einfach: Beim Umgang mit der Natur darf man nie aufgeben, man muss eben nur die passenden “Tricks” (das Wort klingt etwas salopp, doch es ist hier genau das passende Wort) kennen. Und wenn man die kennt und entsprechend anwendet, dann sind sogar Dinge möglich, die ansonsten für einfach unmöglich gehalten werden. Ich denke, so ist das auch mit unserer menschlichen Sexualität und vor allem mit der Sexualerziehung im Hinblick auf eine hohe Moral, also auf eine Moral der echten Monogamie! 91. Ausblick: Immer wieder: Barry Bennell, Harvey Weinstein, Rothenham, Oxfam, Ärzte ohne Grenzen, Odenwaldschule, katholische Priester, Kölner Domplatte ... Allerdings ist dann auch wieder bisweilen oft in eher lächerlicher Weise von Sexismus die Rede, wenn ich etwa an den Vorwurf wegen dieses Gedichts “Avenidas” an der Berliner Alice-Salomon-Hochschule denke. Auf alle Fälle ist das alles doch nur die Spitze eines Eisbergs. Für mich ist die “Mutter von allem Sexismus”, dass in unserer ganzen Gesellschaft, und keinesfalls nur in den Religionen, Mädchen im Hinblick auf echte Monogamie dumm und unwissend gelassen werden, und sie dadurch im Endeffekt geradezu zu fragwürdigen “Beziehungen” manipuliert werden. Das funktioniert ganz einfach und sieht auch noch sehr moralisch aus, indem die jungen Menschen mit ihrem hochmoralischen Potential in Richtung einer Scheinmoral der Scham und des Nichtredens geschickt werden. Da ist es schon bald kaum noch erwähnenswert, wenn ihnen schließlich “diese fragwürdigen Beziehungen” auch noch als Zeichen ihres Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung dargestellt werden, die dann auch noch angeblich zur besonders gelungenen Emanzipation gehören. Ich sehe die tiefste Ursache von allem, dass wir nach wie vor immer noch eine Macho-Gesellschaft mit allen möglichen und unmöglichen Rationalisierungen sind. Ein wirkliches Fitmachen junger Menschen, dass sie ihre Moral in ihre eigenen Hände nehmen können, mit dem Ziel einer echten Moral, und das ist eine Moral der echten Monogamie, die will ja niemand wirklich. Natürlich: Auch mit dieser weitgehend üblichen Beschützereimentalität kann bisweilen eine hohe Moral gelingen, doch nur, wenn einige glückliche Umstände zusammenkommen. Doch wo kann man mit denen heute schon rechnen? Ein schönes Bild, wie man junge Menschen wirklich fit macht, vor dem Verderblichen bewahrt zu werden, ist für mich etwa die Pockenschutzimpfung. Die funktioniert, indem der junge Mensch nicht vor allen Krankheitserregern abgekapselt wird, sondern indem er durchaus mit Krankheitserregern infiziert wird, jetzt allerdings kontrolliert mit abgeschwächten Krankheitserregern, so dass er selbst Antikörper bildet. Und diese Antikörper machen ihn gegen die echten Pocken, wenn sie irgendwann einmal kommen sollten, immun (“aktive Immunisierung”). Auf diese Weise wurden übrigens die Pocken, früher eine gefürchtete Seuche mit weltweit vielen Todesopfern, ausgerottet. Wo gibt es nun etwa in unserer Gesellschaft Initiativen, wie eine solche aktive Immunisierung in der Sexualmoral aussehen könnte, die auch zur Diskussion gestellt werden? Hier könnte es gewiss unterschiedliche Wege geben. Jedenfalls muss es in unserer christlichen Religion einmal anders gewesen sein. Denn wenn ich mir die alten Texte gerade von Taufe und Firmung ansehe, dann geht es in denen offensichtlich nicht darum, den Glauben zu bewahren, wie das heute gesehen wird, sondern dass die jungen Menschen, denen diese Sakramente vorwiegend gespendet wurden, fit (und vor allem intelligent) gegen das Böse werden. Diese Texte lassen auf eine vorhergehende “Schulung” schließen, in der den jungen Menschen also die geeigneten Informaitonen beigebracht wurden, wie sie die echte Monogamie selbst in einer glaubens- und moralfeindlichen Welt leben können. Also gab es damals wohl so etwas wie eine Immunisierung. 92. "schöne brave Religion": Hyan Maccoby beschreibt Paulus als "Erfinder der christlichen Mysterienkults" bis hin zum Abendmahl ("Der Mythenschmied" S. 128): "In der Zusammenschau aller Belege läßt sich an dieser Stelle festhalten, daß Paulus und kein anderer der Schöpfer des Abendmahlsritus war. Er verlieh dieser Neuerung, die er in Wirklichkeit aus den Mysterienkulten abgeleitet hatte, Ansehen durch eine Vision, in der er Jesus beim Letzten Abendmahl dabei gesehen hatte, wie er seinen Jüngern Anweisungen über den Vollzug dieses Ritus gegeben hatte. Diese paulinische Vision wurde später als historische Tatsache in die Evangelien eingefügt, nämlich in deren Erzählungen vom Letzten Abendmahl, und wurde so als solche von der großen Mehrzahl der NT-Forscher (Anmerkung des Autors der Website: bis heute!) übernommen. Die Anhänger Jesu in Jerusalem, die als fromme Juden die Vorstellung, Jesu Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, als widerwärtig empfunden hätten, praktizierten diesen Ritus nie, sondern trafen sich schlicht zu gemeinschaftlichen Mahlzeiten, bei denen zuvor das Brot gebrochen wurde, ganz so, wie es die jüdische Überlieferung einzelnen Gemeinden innerhalb der gesamtjüdischen Gemeinschaft empfiehlt." 93. Wissenschaft: Ja, was ist
überhaupt Wissenschaft? Günter Dueck, Mathematiker,
Jahrg. 1951, kommt in seiner Trilogie "Omnisophie -
Supramanie - Topothesie" auch auf das Thema
"Wissenschaft" zu sprechen. Er sagt etwa: Wenn
jemandem auf einer Gebirgswanderung bestimmte Bäume
und Pflanzen auffallen, er bestimmte Verfärbungen
des Bodens erkennt und welche Merkwürdigkeiten auch
immer (was alles sonst niemandem auffällt) - und er
daraus den Schluss zieht, dass hier etwa Gold im
Boden sein muss und dass dies schließlich auch
wirklich der Fall ist, so ist das ein Zeichen von
Wissenschaftlichkeit dieser Person. Das Herausholen
des Goldes aus dem Boden ist dagegen "nur"
Kunsthandwerk. 94. Pharisäer: Maccoby versucht, das negative Bild der Pharisäer, das wir Christen auch aufgrund der negativen Sicht der Pharisäer im Neuen Testament haben, zu korrigieren. Es waren also nicht die Pharisäer, die etwas gegen Jesus und seine Anhänger hatten, sondern vielmehr der Hohepriester und seine "Mannschaft", die mit den Römern zusammen arbeiteten. Allerdings kann ich nicht glauben, dass die Pharisäer bei dem, um was es Jesus ging, ganz unschuldig waren, sie werden hier genauso weggesehen haben wie das sonstige Establishment zur Zeit Jesu. Ich zitiere dazu zwei Passagen aus dem Buch von Maccoby über die Pharisäer und über die Priester und den Hohenpriester: S. 19: "WENN WIR die Frage beantworten wollen, ob Paulus ein Pharisäer war oder nicht - oder auch die Bedeutung seines Anspruchs verstehen wollen, einmal einer gewesen zu sein -, dann ist es nötig, uns genauer als gewohnt damit vertraut zu machen, wer die Pharisäer waren und wofür sie standen. Hierbei dürfen wir nicht dem Pharisäerbild der Evangelien vertrauen, welches durch massive Feindseligkeit verzerrt ist. Die Evangelien zeichnen die Pharisäer als die Hauptwidersacher Jesu, die ihn dafür kritisierten, daß er am Sabbat Kranke heilte, und sogar planten, ihn wegen dieser Krankenbehandlungen zu töten. Ebenso stellen die Evangelien Jesus als jemanden hin, der die Pharisäer massiv kritisierte und als Heuchler und Volksbedrücker bezeichnete. Aufgrund dieses Evangelienbildes ist das Wort »Pharisäer« für den abendländischen Geist ein Synonym für »Heuchler« geworden, und die den Pharisäern zugeschriebenen Charaktermängel - Selbstgerechtigkeit, Schäbigkeit, autoritäre Rigidität und Ausschließlichkeitsanspruch - haben manches zu den Stereotypen des Antisemitismus beigetragen und wurden schließlich den Juden allgemein zugeschrieben. In neuerer Zeit sind auch viele christliche Gelehrte dahintergekommen, daß dieses Pharisäerbild der Evangelien Propaganda ist und nicht Tatsache.2 Unsere Hauptquelle authentischer Information über die Pharisäer ist deren eigenes umfangreiches Schrifttum, das Gebete einschließt, Preislieder, Weisheitsbücher, Gesetzbücher, Predigten, Bibelkommentare, mystische Abhandlungen, Geschichtswerke und vielerlei mehr. Weit davon entfernt, öde und trockene Ritualisten zu sein, waren sie vielmehr eine der schöpferischsten Menschengruppen der Geschichte. Des weiteren aber waren die Pharisäer - alles andere als starre und mechanische Gesetzesanwender und religiöse Vorschriftenverpasser - für die Milde ihrer Gesetzesentscheidungen bekannt (wie der im ersten nachchristlichen Jahrhundert schreibende Historiker Josephus ausführt [Ant. XIII 294] und wie dies die pharisäischen Gesetzesausführungen in aller Breite bestätigen), ebenso wie für die Menschlichkeit und Elastizität, mit welcher sie das »Gesetz« der Bibel in den sich wandelnden Bedingungen und höher entwickelten Moralkonzepten ihrer Zeit anzupassen suchten. ..." S. 27: "Unter den Priestern waren es hauptsächlich ein paar Familien von erheblichem Reichtum und politischem Einfluß bei den (fremden und kollaborierenden) Herrschaftsträgern, die Sadduzäer waren. Die Sadduzäer bildeten in der Tat nur eine kleine Minderheit im jüdischen Volk, meist reiche Grundbesitzer oder ähnlich reiche Priester. Solche Leute waren die natürlichen Verbündeten aller gerade regierenden Machtträger, seien das ptolemäische Griechen, seleukidische Griechen, Hasmonäer, Herodianer oder Römer. Von der Unruhe im Volk waren sie demgemäß isoliert. Den Tempel als das sichtbare Zentrum des Judentums konnte jede beliebige herrschende Macht übernehmen und seine Funktionärsstellen mit Kollaborateuren besetzen. Aber mit den wahren Zentren der jüdischen Religion, die diese Funktion durch ihr Ansehen erworben hatten, nämlich den Synagogen, in denen die Pharisäer dominierten, ließ sich das nicht machen, da sie zu unscheinbar und zu verstreut waren; sie wären nicht »pluralistisch« durch eingeschleuste Einflußagenten umzufunktionieren gewesen, auch wenn die Römer dies als besten Weg zur Aushöhlung des jüdischen Widerstands erkannt hätten. Zu Zeiten Jesu und Pauli waren die Römer die Besatzungsmacht, welche für die Einsetzung eines ihnen genehmen Hohenpriesters sorgten, genau wie vor ihnen Herodes. Sie dachten, durch die Einsetzung eines dienstfertigen Quislings als Hohenpriester schon Kontrolle über die jüdische Religion gewonnen zu haben, kaum bemerkend, daß in dieser Religion das äußerlich sichtbare Haupt, der Hohepriester, in Wirklichkeit wenig zählte, da ihn die Mehrheit der Juden verachtete und ihm sogar im Bereich seiner offiziellen Zuständigkeiten wenig echte Autorität zuschrieb." 95."splitternackt": Hier gibt es doch offensichtlich einen Widerspruch in der Überlieferung des Neuen Testaments. Auf der einen Seite sind die Täuflinge bei der Taufe nackt, auf der anderen Seite kennen wir die Passagen am Anfang des 1. Korintherbriefs 11, dass die Frau beim Gebet ihr Haupt verhüllen soll usw. Und die Taufe ist ja auch so eine Art Gebet, wieso bei dem also nackt? Wie passt das zusammen? Die Lösung ist vermutlich ganz einfach: Es gibt nun einmal zwei "Sprösslinge" unseres Glaubens. Der eine ("splitternackt") ist der "Sprössling Jesus", und der steht für Offenheit, Lebensklugheit, Mut, Rationalität, Progressivität, echte Moral, gegen Spießigkeit und gegen Aberglauben, und der anderen steht für den "Sprössling Paulus", und der steht für genau das Gegenteil von allem, also für Mystizismus, Geheimniskrämerei, Glaube an Irrationales, mehr oder weniger blinder Gehorsam an alles, was "von oben" kommt, ja auch Frauen- und Judenfeindlichkeit. Leider hat nun der "Sprössling Paulus" die Botschaft Jesus bisher weitestgehend verfremdet - die Frage ist, wie lange noch? Denn wenn ein Problem erst einmal erkannt ist, dann kann es auch zu einer Lösung kommen. 96. "griechische und römische Kultur": Ja, was im Christentum ist griechisch-römisch, was jüdisch? War Jesus nun derjenige, dem es um die echte Monogamie der Menschen ging, also um eine echtes jüdisches Anliegen, um die es nach allem, was wir wissen, zu seiner Zeit auch nicht so gut bestellt war? Nicht zuletzt zitiert in diesem Sinn auch Papst Benedikt in seiner Regensburger Rede den evangelischen Theologen Adolph von Harnack (1851-1930): “Als Kerngedanke erscheint bei Harnack die Rückkehr zum einfachen Menschen Jesus und zu seiner einfachen Botschaft, die allen Theologisierungen und eben auch Hellenisierungen voraus liege: Diese einfache Botschaft stelle die wirkliche Höhe der religiösen Entwicklung der Menschheit dar. Jesus habe den Kult zugunsten der Moral verabschiedet. Er wird im letzten als Vater einer menschenfreundlichen moralischen Botschaft dargestellt. Dabei geht es Harnack im Grunde darum, das Christentum wieder mit der modernen Vernunft in Einklang zu bringen, eben indem man es von scheinbar philosophischen und theologischen Elementen wie etwa dem Glauben an die Gottheit Christi und die Dreieinheit Gottes befreie.“ 97. "die Rolle des Paulus .... nicht unwidersprochen": Maccoby kommt hier auf die frühe judenchristliche Sekte der "Ebioniten" zu sprechen, die in der Tradition der Jerusalemer Urgemeinde standen und die Ideen esu besonders beachtet hätten. Ich zitiere hier ab Seite 197: "Dennoch ist das, was von ihrem Zeugnis über die Ursprünge des Christentums überliefert ist, von einzigartiger Bedeutung, denn im Unterschied zur katholischen Kirche standen sie in direkter Kontinuität zur »Kirche von Jerusalem« und dementsprechend zu Jesus selbst. Was sie über Paulus und die Umstände schreiben, unter denen er mit der »Kirche von Jerusalem« brach, verdient Beachtung und Respekt, nicht, wie üblich, Häme und Ablehnung. Das Zeugnis der Ebioniten ist uns in zweierlei Gestalt überliefert. Zunächst finden sich in den Schriften der Kirchenväter Justinus Martyr (2. Jhd.), Irenäus, Hippolyt und Tertullian (Ende 2. Jhd./i- Hälfte 3. Jhd.), Origenes (Mitte 3. Jhd.), sowie Epiphanius und Hieronymus (4. Jhd.), wie schon erwähnt, Zusammenfassungen ihrer Anschauungen. All diese Autoren bestätigen, daß die Ebioniten sich gegen Paulus wandten, den sie als falschen Propheten ablehnten. Der zweite Zweig der Überlieferung ist eher indirekter Art, Ergebnis der Detektivarbeit neuzeitlicher Gelehrter, nichtsdestoweniger aber sehr überzeugend. Bestimmte Texte, die uns aus der Antike und dem Mittelalter überliefert sind, stammen nach außen hin nicht von den Ebioniten, sondern von anderen religiösen Gruppierungen; doch aufwendige Analysen von Spezialisten konnten zeigen, daß alle diese Schriften eine Textebene enthalten, die von einem ebionitischen Autor stammt und später von einem nicht-ebionitischen Verfasser übernommen und überarbeitet wurde. Folgende zwei Schriften sind für unser Thema am aussagekräftigsten: Die pseudoclementinischen Schriften. Diese Schriften blieben als anerkannte Schriften der Kirchenväter erhalten, da man fälschlicherweise annahm, sie stammten von dem ziemlich legendären Papst Clemens L, von dem man seinerseits gemeinhin annahm, er sei Schüler von Petrus selbst gewesen. In Wirklichkeit - das hat F. C. Baur im 19. Jahrhundert schon nachgewiesen, und nachdem eine Zeitlang gestritten und Baurs Arbeit verleumdet wurde, wird es mittlerweile vom größten Teil der Fachwelt akzeptiert - ist das Kernstück dieser Schriften judenchristlicher oder ebionitischer Provenienz; es kommt aus dem Syrien des 2. Jahrhunderts. Es zeugt von einer standhaften Treue zur Thora und enthält einen leidenschaftlichen Angriff gegenüber Leuten, die Petrus gegen die Thora gerichtete Ansichten unterstellen. Paulus wird nicht namentlich erwähnt, aber es gibt überdeutliche Hinweise auf ihn als den schlimmsten Feind unter der Maske des »Simon Magus«, gegen den Petrus im Text polemisiert. Petrus greift den nur oberflächlich verkleideten Paulus mit der Begründung an, er sei ein falscher Prophet, er habe Lügen über ihn, Petrus, verbreitet und, was das Wichtigste ist, er wisse nichts über die wahren Lehren Jesu, da er ihn nie von Angesicht getroffen habe und seine Vorstellungen über Jesus nur auf trügerische Visionen baue. Daß es sich bei diesem »Simon Magus« wirklich um Paulus handelt, wird mittlerweile von der Fachwelt akzeptiert, nachdem zahlreiche Religionswissenschaftler Baurs Ergebnisse in dem verzweifelten Versuch angegriffen hatten, eben diese Schlußfolgerung nicht nachvollziehen zu müssen, da ihnen durchaus klar war, zu welch weitreichenden Folgerungen ein solches Zugeständnis führen würde. Denn damit ist bewiesen, daß Paulus keineswegs eine einmütig akzeptierte Stütze der Kirche war wie Petrus, sondern eine umstrittene Figur, über deren Rolle bei der Gründung des Christentums erbittert gestritten wurde. Die arabische Handschrift, die Shlomo Pines entdeckte. Der israelische Wissenschaftler Shlomo Pines entdeckte ein interessantes Zeugnis der Ansichten einer judenchristlichen Gemeinde zu einem späteren Zeitpunkt, vermutlich im Syrien des 5. Jahrhunderts. Er untersuchte in Istanbul ein arabisches Werk aus dem 10. Jahrhundert, verfaßt von einem Abd al-Jabbar, und konnte dabei zeigen, daß ein Abschnitt dieses Werkes in Wirklichkeit aus judenchristlicher Quelle stammt und in das arabische Manuskript eingearbeitet worden war. Der Text verrät eine ebionitische Grundhaltung: Glaube an die fortdauernde Gültigkeit der Thora, Bestehen darauf, daß Jesus ein Mensch und Prophet war, und entschlossene Gegnerschaft zu Paulus als dem Fälscher der Lehren Jesu. Folgen wir diesem Text, dann hat Paulus vor allem deswegen die Befolgung der Thora aufgegeben, um dadurch die Rückendeckung Roms sowie Macht und Einfluß für sich selbst zu erreichen. Der Text gibt Paulus sogar Schuld an der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer: seine antijüdische Propaganda habe die Römer gegen die Juden aufgehetzt. Sein Christentum, so unsere Quelle, war in Wirklichkeit »Römertum«; anstatt die Römer zu Christen zu machen, machte er aus den Christen Römer. Diese judenchristliche Quelle enthält gleichzeitig einige Äußerungen heftiger Kritik an den Evangelien, von denen es heißt, sie seien nicht vertrauenswürdig und widersprächen sich selbst. Zuverlässig sei einzig und allein das ursprüngliche, hebräisch geschriebene Evangelium; ob jedoch die Gemeinde, die unsere Quelle hervorgebracht hat, immer noch über ein Exemplar dieses Evangeliums verfügte, bleibt unsicher. ... Insgesamt ergibt sich aus dem Text das Bild einer judenchristlichen Gemeinde aus dem 5. Jahrhundert, die in vielerlei Hinsicht die Verbindung zu den eigenen Quellen verloren hat und es gerade eben schafft, im Untergrund zu überleben, aber immer noch an Glaubenselementen festhält, die aus einigen Jahrhunderten vor ihrer Zeit stammen, einer Gemeinde, die an bestimmten Punkten immer noch die Verbindung zu den allerfrühesten Judenchristen überhaupt bewahrt hat, der Nazarener-Gemeinde von Jerusalem unter der Führung von Jakobus und Petrus. Die Ebioniten
konnten nicht überleben - aus dem einfachen Grund,
weil sie erbarmungslos von der katholischen Kirche
verfolgt wurden. Wurde jedoch diese Unterdrückung
aus irgendeinem Grund unwirksam (z.B. dadurch, daß
ein Landstrich aus christlicher unter moslemische
Herrschaft geriet), kamen sie gelegentlich aus ihren
Verstecken und konnten sich offen zu ihrem Glauben
bekennen. Es gibt sogar Anzeichen dafür, daß dies
noch im 10. Jahrhundert vorkam, und zwar im Werk des
jüdischen Philosophen Saadia. In den
allermeisten Fällen jedoch waren die Ebioniten
gezwungen, sich hinter der Maske der
Rechtgläubigkeit zu verbergen, und nach und nach
führte dies zu vollständiger Assimilation. Während
der Zeit allerdings, als sie an ihrem heimlichen
Glauben noch festhielten, hatten sie oft einen
tiefgehenden Einfluß auf das gesamte Christentum; es
gibt Gründe für die Annahme, daß zahlreiche
»juda'isierende« Ketzereien in der Geschichte des
Christentums einschließlich des Arianismus auf im
Untergrund aktive ebionitische Gemeinden
zurückzuführen sind. Ihr Einfluß ging in Richtung
Humanisierung und Sorge für das Diesseits, richtete
sich gegen die schlaffe Anpassung an Sklaverei und
Unterdrückung und war bemüht, den Antisemitismus der
Christen in Schranken zu halten. Die Ebioniten
standen für eine alternative Tradition im
Christentum, die nie vollständig ausstarb. Vor allem zwei Elemente der Geschichte haben sich schon in unseren vorherigen Erwägungen als wichtig herausgestellt: die Tatsache, daß Paulus »Grieche« war (d.h. ein Nicht-Jude aus dem hellenistischen Umfeld) und daß er mit dem Hohenpriester (hier einfach »Priester« betitelt) zu tun hatte. Als drittes Element, das historische Wahrheit beanspruchen kann, findet sich darin, daß Paulus mit seinem Ehrgeiz gescheitert sei, unter den Juden etwas zu gelten, und daß er daraufhin aus den Diensten des Hohenpriesters desertierte und sich in der Jesusbewegung engagierte. Daß Paulus hier als enttäuschter Liebhaber dargestellt wird, ist ein typisches Produkt volkstümlicher Einbildungskraft, geht aber doch nicht ganz am Kern der Sache vorbei. Paulus war tatsächlich verliebt, wenn auch nicht in die Tochter des Hohenpriesters, so doch in das Judentum, dessen Symbol (wenn auch nicht gültiger Repräsentant) der Hohepriester war. Es war die enttäuschte Liebe zum Judentum, die Paulus zur Erfindung des Christentums trieb. Auf einer weniger emotionalen, realistischeren Ebene war der Hohepriester ja wirklich die Schlüsselfigur im Leben des Paulus: er war sein Dienstherr, als er die Nazarener verfolgte, er war sein unerbittlicher Feind, als er durch seinen Abfall von dessen Kollaborateursregime in Damaskus aus seinen Diensten desertierte, und er stand ihm wieder als Todfeind gegenüber, als er, der feindseligen nazarenischen Volksmenge entkommen, sich unter den Schutz der römischen Polizei geflüchtet hatte. Der Bericht des Epiphanius ist eindeutig unvollständig, denn er enthält keinerlei Hinweis auf die Beziehungen zwischen Paulus und den Nazarenern von Jerusalem. Die Ebioniten zu Epiphanius' Zeiten hatten sicherlich eine eigene Einschätzung des Verhältnisses zwischen Paulus auf der einen und Jakobus und Petrus auf der anderen Seite. Dennoch: so unvollständig und romantisierend der von Epiphanius überlieferte Bericht sein mag, so ist er doch in mehreren Aspekten genauer als der Bericht über Paulus, den die Kirche weitergibt, oder gar die Angaben, die Paulus über seine Person in seinen Briefen macht. Anstelle des respektablen Pharisäers makellos jüdischer Abstammung, anstelle des Freundes von Jakobus und Petrus und mit ihnen ranggleichen Führers entdecken wir hinter den verstümmelten und verzerrten Aussagen im Bericht des Epiphanius über die Ansichten zeitgenössischer Ebioniten doch noch Spuren des realen, historischen Paulus - Spuren eines innerlich zerquälten Abenteurers, der mit List und Verstellung seinen Weg findet, sich immer wieder knapp aus gefährlichen Situationen windet und schließlich eine Religion stiftet, die ganz und gar seine individuelle Schöpfung ist." Die Frage stellt
sich natürlich, warum bei Maccoby, der doch
offensichtlich sehr gut recherchiert hat, bei Jesus
(und natürlich auch bei Paulus) nichts von dem
auftaucht, was ich hier als Kern des Engagements
Jesu ausgemacht habe. Ich denke, dafür gibt es
mehrere Gründe: Hier noch einige
Worte zu Maccoby: Es ist gewiss ein hervorragendes
Buch. Aber: Er schreibt lang und breit über die
Steinigung des Stephanus und dass die ganze
Geschichte etwas wirr klingt. Dabei ist doch ganz
einfach: Ich habe zwar nicht viel Griechisch gelernt
und war dann auch noch ein sehr schlechter Schüler.
Doch so viel habe ich mitbekommen: "Stephanos" ist
ein griechisches Wort und bedeutet so viel wie
"Siegeskranz" (oder auch im kirchlichen Gebrauch
"Märtyrerkranz"). Und dass einer gleich so heißt wie
das, was ihm später widerfahren ist, ist doch
absolut unwahrscheinlich. Das heißt also, dieses
Ereignis von der "Steinigung des Stephanus" hat es
nie gegeben, es ist also frei erfunden, die
Geschichte wurde geschrieben zur Erbauung der
Gläubigen. So ähnlich ist das auch mit der
Geschichte von der Veronika, die Jesus während
seines Kreuzwegs das "Schweißtuch" reicht und mit
ihm das Gesicht Jesu abtrocknet – und hinterher auf
dem Schweißtuch das Bild Jesu vorfindet, also das
"wahre Bild". Und sie heißt also auch gleich so,
"Veronia" ist lateinisch-griechisch und bedeutet
"wahres Bild". Zur Ehre der Verfasser der Evanglien
muss allerdings gesagt werden, dass diese Episode in
ihren Schriften gar nicht enthalten ist, das ist
spätere von der Kirche initiierte Volksfrömmigkeit. 98. Auftragstaktik: Die funktioniert aber auch nicht immer. Möglicherweise ging der erste Weltkrieg für Deutschland verloren, weil das eigenmächtige Vorgehen des Generalobersten Alexander von Kluck den sorgfältig vorbereiteten Schlieffenplan durchkreuzte, der Anfang September 1914 zur Einnahme von Paris und zum schnellen Kriegsende führen sollte. Ulrich Becker,
“Jesus und die Ehebrecherin”, Verlag Alfred
Töpelmann, Berlin, 1963 Jan Heller, "Der Name Eva", siehe unter Hinweis 85. Christian Lindtner, “Geheimnisse um Jesus Christus”, Übersetzung aus dem Dänischen, Lühe Verlag, ISBN 3-926328-06-1, Gerd Lüdemann, "Der große Betrug“. Und was Jesus wirklich sagte und tat, (4. Aufl. 2002) Zu Klampen, Springe. Auch für Lüdemann gilt dasselbe wie für Ulrich Becker (s. o.): typischer „Studierstubentheologe“. Hyam Maccoby, “Der Mythenschmied. Paulus und die Erfindung des Christentums”. Übers. und hrsg. von Fritz Erik Hoevels, Ahriman-Verlag, Freiburg 2007. S. hierzu ein längeres Zitat von H. Maccoby unter Hinweis 76. Ortega y Gasset, „Über die Liebe“, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1954. Ulrike Ranke-Heinemann, "Nein und Amen. Mein Abschied vom traditionellen Christentum“, Hoffmann und Campe, Hamburg 2017. Und auch hier wie Ulrich Becker und Gerd Lüdemann: Studierstubentheologin. 101. Nacktheit. Da es über 20 Fotos sind, die wohl anlässlich einer Nacktradtour in Deutschland (?) aufgenommen wurden und ich auch noch etwas Text dazu geschrieben habe, habe ich dafür eine eigene URL gemacht. *** Ein Hauptanliegen wissenschaftlicher Untersuchungen ist die Elimination möglicher Fehlerquellen und das Ausschließen alternativer Erklärungen der zu erklärenden Phänomene. Ich kann diesen
Punkt hier nicht weiter theoretisch entfalten,
möchte ihn aber doch durch ein Beispiel
veranschaulichen. „1844 starben nicht weniger als 260 von 3157 Müttern der Ersten Abteilung (8,2 Prozent) an dem Leiden; 1845 betrug die Todesrate 6,8 und 1846 waren es 11,4 Prozent. Diese Zahlen waren um so alarmierender, als in der benachbarten Zweiten Geburtshilflichen Abteilung des gleichen Krankenhauses, die fast genauso viele Frauen versorgte, die Todesrate durch Kindbettfieber in denselben Jahren viel niedriger lag: 2,3 2,0 und 2,7 Prozent.“ (Hempel 1974, 11) Einer der Ärzte, denen diese Entwicklung große Sorgen bereitete, war Ignaz Semmelweis, der zunächst verschiedene Erklärungen untersuchte, die zu jener Zeit gängig waren. „[E]inige davon wies er sofort als unvereinbar mit außer Frage stehenden Tatsachen zurück; andere unterwarf er spezifischen Tests.“ (Ebd.) Eine Vermutung lautete: Das Kindbettfieber gehe auf epidemische Einflüsse zurück, „die vage beschrieben wurden als ‚atmosphärisch-kosmischtellurische Änderungen‘“ (ebd). „Aber wie, so überlegte Semmelweis, hätten solche Einflüsse die Erste Abteilung jahrelang befallen können und die Zweite dabei verschont? Und wie konnte diese Ansicht mit der Tatsache in Einklang gebracht werden, daß, während das Fieber im Krankenhaus wütete, kaum ein Fall sich in der Stadt Wien und seiner Umgebung ereignete: eine echte Epidemie, wie z. B. Cholera, würde nicht so selektiv sein. Endlich fiel Semmelweis noch auf: einige Frauen, die für die Erste Abteilung aufgenommen waren, aber weit entfernt vom Krankenhaus wohnten, wurden auf ihrem Weg von Wehen befallen und entbanden auf der Straße; trotz dieser widrigen Umstände war die Todesrate durch Kindbettfieber bei diesen Fällen von ‚Straßen-Geburt‘ niedriger als der Durchschnitt in der Ersten Abteilung.“ (Ebd., 11 f.) Eine zweite Vermutung war: Die höhere Ansteckungs- und Sterberate in der Ersten Geburtshilflichen Abteilung gehe auf die Überbelegung dieser Abteilung zurück. Doch Semmelweis fiel auf, dass die Belegung in der Zweiten Abteilung sogar noch höher war. Außerdem gab es zwischen den beiden Abteilungen auch keinen Unterschied im Hinblick auf die Verpflegung und allgemeine Behandlung der Patientinnen. 1846 äußerte eine Kommission eine dritte Vermutung: Die höhere Zahl der Fälle von Kindbettfieber auf der Ersten Abteilung liege an den Verwundungen, die durch die zu grobe Untersuchung durch die Medizinstudenten entstanden sein sollten, die alle in dieser Abteilung ihre Ausbildung erhielten. „Um diese Ansicht zurückzuweisen, führte Semmelweis an, daß a. die Verletzungen, die natürlicherweise beim Geburtsverlauf entstehen, viel schwerer sind als die durch grobe Untersuchung eventuell hervorgerufenen; daß b. die Hebammen, die auf der Zweiten Abteilung ausgebildet wurden, ihre Patientinnen fast auf die gleiche Art untersuchten, jedoch ohne die gleichen verderblichen Folgen; daß c., als in Reaktion auf den Bericht der Kommission die Anzahl der Medizinstudenten halbiert und ihre Untersuchungen der Frauen auf ein Minimum reduziert wurden, die Sterblichkeit nach kurzem Abfall auf ein höheres Niveau stieg als je zuvor.“ (Ebd., 12) Eine vierte Hypothese lautete: Die höhere Zahl der Fälle von Kindbettfieber in der Ersten Abteilung gehe darauf zurück, „daß der Priester, der den sterbenden Frauen die Kommunion bringe, erst fünf Stationen passieren müsse, um den dahinterliegenden Krankensaal zu erreichen: das Erscheinen des Priesters, begleitet vom Meßdiener mit einer Klingel habe auf die Patientinnen der Stationen angeblich eine so erschreckende und entkräftende Wirkung, daß es sie zu leichteren Opfern des Kindbettfiebers mache. In der Zweiten Abteilung fehlte dieser widrige Faktor, da der Priester zum Krankenzimmer direkten Zugang hatte.“ (Ebd., 13) „Semmelweis entschloß sich, diese Vermutung zu überprüfen. Er überredete den Priester, auf einem Umweg und ohne Klingel zu kommen, um das Krankenzimmer leise und unbeobachtet zu erreichen. Die Sterblichkeit in der Ersten Abteilung sank jedoch nicht.“ (Ebd.) Schließlich beobachtete Semmelweis, dass in der Ersten Abteilung die Frauen auf dem Rücken liegend entbunden wurden, in der Zweiten dagegen auf der Seite liegend. Konnte dies der entscheidende Faktor sein? Semmelweis „führte auf der Ersten Station die laterale Stellung ein, aber wiederum blieb die Sterblichkeit unverändert“ (ebd.). Schließlich führte Anfang 1847 ein Unglücksfall Semmelweis auf die richtige Spur. „Einer seiner Kollegen, Kolletschka, erhielt von dem Skalpell eines Studenten, mit dem er eine Autopsie durchführte, eine punktförmige Verletzung am Finger und starb nach einer quälenden Krankheit, in deren Verlauf er die gleichen Symptome erkennen ließ, die Semmelweis bei den Opfern des Kindbettfiebers beobachtet hatte. Obwohl die Rolle der Mikroorganismen bei solchen Infektionen zu jener Zeit noch nicht bekannt war, begriff Semmelweis, daß ‚Leichensubstanz‘, vom Skalpell des Studenten in Kolletschkas Blutstrom geraten, die tödliche Krankheit des Kollegen verursacht hatte. Die Ähnlichkeiten im Krankheitsverlauf bei Kolletschka und bei den Frauen in seiner Klinik führten Semmelweis zu dem Schluß, daß seine Patientinnen an der gleichen Art von Blutvergiftung gestorben waren: er, seine Kollegen und die Medizinstudenten waren die Träger des infektiösen Materials, denn sie kamen gewöhnlich direkt in die Stationen, nachdem sie im Autopsie-Saal Sektionen durchgeführt hatten, und untersuchten die in Wehen liegenden Frauen, nachdem sie sich nur oberflächlich die Hände gewaschen hatten, denen auch oft noch ein charakteristischer Verwesungsgeruch anhaftete.“ (Ebd., 13 f.) Semmelweis testete diese letzte Hypothese. Da Chlorkalk auch bisher schon zur Reinigung und Desinfektion der Präparierbestecke eingesetzt wurde, ordnete er an, dass alle Studenten, die von einer Sektion kamen, die Hände mit Chlorkalk-Lösung waschen mussten, bevor sie auf die Wöchnerinnenstation gingen. „Die Sterblichkeit an Kindbettfieber begann prompt zu sinken; sie fiel 1848 auf 1,27 Prozent in der Ersten Abteilung, gegenüber 1,33 Prozent in der Zweiten.“ (Ebd., 14) „Seine Idee, oder – wie wir auch sagen werden – seine Hypothese, wurde wie Semmelweis bemerkte, auch durch die Tatsache gestützt, daß die Sterblichkeit in der Zweiten Abteilung durchweg so viel niedriger lag: dort wurden die Patientinnen von Hebammen gepflegt, deren Ausbildung keinen Anatomie-Unterricht mit Leichensektion umfaßte. Die Hypothese erklärte auch die niedrigere Sterblichkeit bei ‚Straßen-Geburten‘: Frauen, die mit ihrem Kind auf dem Arm ankamen, wurden nach der Aufnahme kaum noch untersucht und hatten somit eine größere Chance, der Infektion zu entkommen.“ (Ebd.) Weitere Beobachtungen brachten Semmelweis schließlich dazu, seine Hypothese zu erweitern. „Zum Beispiel untersuchten er und seine Kollegen, nachdem sie sich sorgfältig ihre Hände desinfiziert hatten, bei einer Gelegenheit eine in Wehen liegende Frau, die an einem eitrigen Gebärmutterkrebs litt; daraufhin setzen sie ihre Untersuchungen an zwölf weiteren Frauen in diesem Raum fort, nachdem sie sich nur routinemäßig ohne erneute Desinfektion gewaschen hatten. Elf der zwölf Patientinnen starben an Puerperalfieber. Semmelweis folgerte daraus, daß Kindbettfieber nicht nur durch Leichensubstanz, sondern auch durch ‚verfaulende Materie aus lebendigen Organismen‘ verursacht werden kann.“ (Ebd.) Semmelweis’
Vorgehensweise illustriert das systematische
Vorgehen bei wissenschaftlichen Untersuchungen in
besonders eindrucksvoller Weise. Wenn man
herausfinden will, was für ein Phänomen A
verantwortlich ist, muss man erstens Fälle, in denen
A auftritt, sorgfältig mit Fällen vergleichen, in
denen A nicht auftritt. Wenn man einen Faktor B
gefunden hat, in dem sich Fälle der ersten Art von
Fällen der zweiten Art unterscheiden, ist man aber
noch nicht am Ziel. Denn dann muss man zweitens
überprüfen, ob hier nicht nur ein zufälliger
Zusammenhang besteht. Dies lässt sich zum Beispiel
feststellen, indem man untersucht, ob man A erzeugen
kann, indem man die Bedingung B selbst schafft, und
ob man A verhindern kann, indem man dafür sorgt,
dass B nicht der Fall ist. Experimente dienen genau
diesem Zweck: Mit ihnen versucht man, wirklich
relevante von nur scheinbar relevanten Faktoren zu
unterscheiden. Natürlich lassen sich nicht in allen
Fällen Experimente durchführen; dann muss Um es auf den Punkt zu bringen, meine These lautet: Es gibt nicht so etwas wie eine einzige oder die wissenschaftliche Methode. Was es gibt, ist eine Vielzahl von Methoden, die allerdings ein gemeinsames Merkmal haben – alle sind Teil eines besonders methodischen oder systematischen Vorgehens bei dem Versuch, Belege zu finden und zu bewerten. Aber dieses Vorgehen ist immer geboten, wenn man herausfinden will, wie die Welt wirklich beschaffen oder was für ein Phänomen tatsächlich verantwortlich ist. Und: Dieses Vorgehen schließt nichts aus; es gibt nichts, was sich auf diese Weise nicht untersuchen ließe. *** Ja, das ist doch
noch echte Wissenschaftlichkeit, und völlig anders
als etwa diese moderne Sexualwissenschaft, deren
Basis "naturalistische Fehlschlüsse" sind, siehe
Frage und Antwort 29 unter
https://basisreli.lima-city.de/fragen.htm! 103. Vorsatz und Gebet um ein intelligentes ethisches Leben: Es fällt auf, dass es in diesem Text 86 offensichtlich um etwas völlig anderes geht, als um das, das wir heute in dem Sakrament der Firmung sehen, zu dem dieses Segensgebet gehört. Das hier frei übersetzte Gebet um die sieben Geistesgaben war nach dem Kirchenvater Justin (um 100-165) in der frühen Kirche üblich. Es handelt sich also offensichtlich um einen frühchristlichen Segen, der eigentlich von allen heutigen Konfessionen anerkannt werden sollte. Aus dem Zusammenhang (Justin dial. 87,5 <Mg PG 6 683/684 A>) geht ganz deutlich hervor, dass es damals nicht um eine Glaubensbeteuerung an wen oder an was auch immer (so etwas wie ein Glaubensbekenntnis gab es ja auch noch gar nicht) ging, sondern um eine moralische Einstellung und um eine kreative und intelligente Treue zu dieser Einstellung. Auch ist von einem Gelöbnis des Gesegneten dabei nicht die Rede. Damit scheint dieses Segensgebet noch zur Jesusideologie zu gehören und nicht zur Paulusideologie – und somit kann es hier nicht nur akzeptiert werden, sondern es ist so etwas wie eine zentrale Orientierung! Wenn wir nun bedenken, dass ein Gebet um Geistesgaben, die offensichtlich das Wichtigste in diesem Gebet sind, vor allem junge Menschen betrifft, die ja in ihrem persönlichen Leben vor nicht gerade einfachen moralischen Entscheidungen stehen, und dass andererseits ganz offensichtlich die Scham damals nicht als Grundlage der Sexualmoral galt (bei der Taufe waren die Täuflinge sogar splitternackt), sondern der Geist oder eben die „Information“, dann dürfte das Gebet damals genau in der Weise eingesetzt worden sein, für die ich auch heute plädiere. Denn „diese zwischenmenschlichen Probleme“ gab und gibt es doch zu allen Zeiten – und doch auch „im alten Rom“. Der Hintergrund der christlichen Pädagogik kann also damals nicht diese Frühsexualisierungshysterie gewesen sein, wie sie heute immer noch manche Pädagogen beherrscht, die sich oft genug auch noch für sehr christlich halten. Sie muss vielmehr so konkret gewesen sein, dass die jungen Menschen begriffen hatten, um was es ging, damit sie in ein Konzept einer echten Monogamie früh- und rechtzeitig hineinwachsen konnten. Nur so konnte ja vermieden werden, dass sie erst einmal „falsch“ anfingen, denn dann wäre ja das Ziel der echten Monogamie schon in der Jugend verpasst worden. (Wie man es besser machen könnte, siehe unter Hinweis 48.) Jedenfalls würde der Text durchaus als krönender Abschluss einer solchen realistischen Pädagogik (auch heute noch!) passen (lateinisch unter 40): „Heiliger Geist (oder auch bestmögliche Intelligenz) komme über Euch und die Kraft des Allerhöchsten bewahre Euch vor Sünden (also vor Fehlern in Euren menschlichen Beziehungen)! Höchster ewiger Gott! Der Du diesen Deinen Kindern die Wiedergeburt aus dem Wasser und aus heiligem Geist gewährt hast, Dich bitten wir: Gieße auf sie Deinen siebenfältigen Geist aus:
Und jetzt für jeden Gesegneten einzeln: „Ich bezeichne dich mit dem Zeichen des Kreuzes, also dem Zeichen desjenigen, der sich bis zu und mit seinem Tod für die Verwirklichung der Liebe eingesetzt hat und dem du dich hiermit verpflichtet sehen solltest.“ Zum Ursprung der confirmatio s. unter Hinweis 86. Die Folge dieser offensichtlich realistischen Pädagogik war, dass schon die jungen Christen damals so sehr Christen waren, dass sie sogar lieber für ihren Glauben starben als gegen ihn zu handeln. Ja, wer will schon auf die wirkliche Liebe im Leben verzichten, wenn er erst einmal weiß, um was es dabei geht? In der frühen Kirche gab es dazu dann eben noch eine Ganzkörpersalbung (also des nackten Körpers – durch den Bischof) mit geweihtem Öl. Das Öl wurde hier von seiner heilenden Kraft her gesehen, das auch für die Dinge der Seele und des Geistes wirksam ist. Wir denken hier nun heute etwas anders und wollen gewiss nicht einem fremden Mann, der der Bischof ja ist, eine Ganzkörpersalbung unserer Kinder zumuten. Doch könnte es ja auch hier so etwas wie ein „Dreiecksverhältnis Eltern-Kirche-Kinder“ geben: Eltern und Kirche sind sich also beim Erziehungsziel der echten Monogamie einig, also informiert die Kirche im Gruppenrahmen die jungen Leute über die Idee der echten Moral und begeistert sie auch davon und die Eltern übernehmen die „Praxis“. Das wäre doch mal etwas, wenn der Vater also die Ganzkörpersalbung vornimmt! Doch
sollte nicht alles, was mit Sexualerziehung zu tun
hat, Aufgabe der Eltern sein? Ich habe hier meine
Bedenken. Denn das Problem einer solchen
Elternerziehung ist doch, dass auf diese Weise in
der Praxis doch immer nur einzelne junge Menschen
angesprochen würden. Um auch hier wieder ein Bild
zu gebrauchen: Was hätten einzelne Kinder davon,
wenn ihnen Eltern, die alle aus anderen Ländern
stammen, ihre speziellen Herkunftssprachen
beibringen, die eben bei ihnen zu Hause gesprochen
wurden? Die Folge wäre doch ein
Turmbau-von-Babel-Chaos, keiner versteht die
anderen – oder immer nur falsch! So also auch in
der Moral: Es funktioniert einfach nicht, es den
Eltern zu überlassen, ihre Moral ihren jungen
Leuten beizubringen. Also kann eine Moralerziehung
immer nur eine Gemeinschaftssache sein! 104.
Oder ist alles ganz anders? Ich habe
einmal das Buch „Himmlische Lust“ von Ruth
Westheimer und Jonathan Mark (Bertelsmann 1996)
näher angesehen, um etwas über die Praxis in der
jüdischen Religion, hier über die des
zwischenmenschlichen Lebens, zu erfahren. Die
amerikanisch-deutsch-jüdische Sexualtherapeutin Ruth
Westheimer schreibt etwa: „Deshalb trägt die Braut
weiß … Wie promiskuös die Braut vor der Ehe auch
gewesen sein mag, die Hochzeit reinigt sie, sie
trägt weiß als die Farbe der Reinheit, so frisch wie
neugefallener Schnee. Eine Hochzeit kann das alles
wieder festfügen, was zerbrochen schien, wie etwa
eine anrüchige Vergangenheit, sie kann alte Wunden
heilen... „ (S. 125f) Natürlich,
eine tolle Einstellung gegenüber denen, die - aus
welchen Gründen auch immer - die Gebote einer hohen
Sexualmoral nicht immer gehalten und sich aber
schließlich zum „richtigen Weg“ „bekehrt“ haben!
Doch ich denke, diese tolle Einstellung macht die
Theologen auch empathielos und faul! Sie kümmern
sich gar nicht mehr um das ursprüngliche
Grundanliegen einer Moral der echten Monogamie, es
wird ja eh alles vergeben, es ist eh alles egal...
So auch die Stelle auf S. 48 aus der Praxiserfahrung
von Ruth Westheimer: „Wenn ein orthodoxes Mädchen in
meiner Praxis sitzt und erzählt, dass ihr etwas
Schlimmes passiert sei, erzähle ich ihr aus der
Tiefe meiner jüdischen Tradition heraus: `Was
geschehen ist, ist furchtbar, einfach schrecklich,
es sollte jemandem wie dir überhaupt nie passieren.
Wie traurig, dass du diese schlechte Erfahrung
machen musstest. Aber du mußt weiter leben. Wir
wollen dafür sorgen, daß du, wenn die Erinnerung
oder der Gedanke daran auftaucht, sie mit guten
Gedanken erlöst. Denke an Miriam, die nach der
Durchquerung des Roten Meeres ...´ Mir
drängt sich hier eine Einstellung auf: „Du bist
nichts, die große Idee ist alles.“ Und da kommt
gerade bei mir als Deutschem sehr schnell eine
Assoziation aus unserer unsäglichen jüngeren
Geschichte auf: "Du bist nichts, deine Nation oder
auch die Partei ist alles .." Na ja, bei den Juden
ist es nicht die Partei, sondern die Gemeinschaft,
die Religion. Doch es ist in jedem Fall nicht das
Individuum. Daher: Ist diese Einstellung, die Frau
Westheimer hat und die irgendwie überhaupt die
jüdische zu sein scheint, nicht irgendwie
faschistoid? Allerdings: Wenn ich mir so die anderen
Religionen ansehe, dann ist es ja bei denen nicht
viel anders. In ähnlicher Weise werden die „Sünden“
ja auch in der katholischen Beichte „weggewischt“:
Der Therapeut oder der Beichtvater erfährt also von
den „Pannen des Lebens“ (und ich denke, dass es sich
hier um dasselbe dreht, dass frau sich hier
im Liebespartner vertan hatte), doch weder bei den
Juden noch bei den Katholiken kommt jemand auf die
Idee, dass hier ein pädagogisches Problem vorliegt,
dass also die jungen Menschen nicht angemessen auf
die „Fallgruben des Lebens“ vorbereitet werden und
dass sie diese von daher auch nicht wirklich
vermeiden können. Und statt dass die Kirche bzw. die
Synagoge endlich mal beginnt, eine vernünftige
Sexualmoral für die jungen Menschen zu entwickeln,
damit solche „Pannen“ nicht passieren, lässt sie
diese ein kommerzielles Unternehmen (bei uns das
Jugendmagazin „BRAVO“ bzw. die dazu gehörige
Website) und inzwischen auch glaubensferne
Soziologen und Pädagogen machen, die natürlich ihre
areligiöse Einstellung an die jungen Menschen
entsprechend rüberbringen. Das führt dann auch
schließlich dazu, dass sich die jungen Leute fragen,
wozu überhaupt noch Religion, und dass sie sich
zumindest von den Grundsätzen der Religion
weitestgehend lösen. Übrig bleiben vielleicht nur
noch äußere Formen und ein Glaube, den man eher als
Aberglaube bezeichnen kann. Und die Theologen und
Rabbiner zucken mit den Schultern und fühlen sich
nicht zuständig und sind untätig („man kann eben
nichts machen“) und versprechen das Heil nach dem
Tod. Wie finden Sie das, lieber Leser? Meine
Meinung dazu: Man kann natürlich auch alles positiv
begründen! Doch unter dem Strich bleibt die
Beschneidung ein grausamer und grauslicher und im
wahrsten Sinne des Worte ein un-menschlicher Akt -
und dann noch an unschuldigen kleinen Jungen! Wir
können also sagen: Bei den Jungen die
Zwangsrekrutierung durch die Beschneidung und bei
den Mädchen Dummheit und Unwissenheit, damit sie
solches „Vertun in der Liebe“ schließlich auch noch
wollen und so in eine "un-menschliche" Ideologie
hineinrutschen, hier in die der jüdischen
Religion... Kann man das alles denn auch anders
sehen als "äußerst faschistoid"? Und
unter diesem Gesichtspunkt noch einmal zur Befreiung
der Sklaven und der Sklavinnen: War das überhaupt je
beabsichtigt, dass Mädchen vor der Ehe nicht mehr
Sex-Sklavinnen oder eben Prostituierte waren? Hat
sich das auch nach dem Ende der Sklaverei bei den
Ägyptern oder bei wem auch immer je wirklich
geändert? Und sind die befreiten Sklaven wirklich
emanzipierte und souveräne Menschen geworden? War
Emanzipation und Souveränität je beabsichtigt? Das
war vielleicht einmal die Grundidee und das Ziel der
"jüdischen Ur-Religion", doch das ist lange her.
Jedenfalls stelle ich mir wirklich emanzipierte und
souveräne Mädchen eher wie das Mädchen auf Seite 29
ff vor! Und da kann man doch hinkommen! War das am
Ende nicht das Anliegen des wirklichen Jesus? Also
"Jesus also gegen den Faschismus", hier allerdings
nicht als politisches System, sondern als
menschenfeindliche Philosophie? Wenn eine Änderung
hier nicht eine gemeinsame Aufgabe von Juden und
Christen wäre! Und die Beschneidung der Jungen kann
dann gleich auch noch mit überwunden werden! Sie ist
zwar mit der Strafe der Exkommunikation belegt, wie
ich bei Westheimer gelesen habe, doch sollte man sie
endlich einmal eben nicht als göttliches Gebot,
sondern als überholten Steinzeitbrauch sehen, der
nicht zum "Grundinventar" der jüdischen Religion
gehört, und für die Änderung eines solchen Brauchs
gibt es nun einmal auch keine Bestrafung von wem
auch immer! Hierzu etwas über einen amerikanischen Versuch: Da haben Forscher einmal ein Experiment durchgeführt, wie man verfeindete Gruppierungen zusammen bringen kann („verfeindet“ sind Juden und Christen nicht gerade, doch es könnte ja besser sein): Dazu haben sie Zeltlager von zwei solchen verfeindeten Jungengruppen organisiert, natürlich in gehörigem Abstand – mit jeweiligen „Unvollkommenheiten“ in beiden Lagern, beispielsweise eine nicht funktionierende Wasserleitung. Doch die „Unvollkommenheiten“ konnten gelöst werden, allerdings nur wenn die verfeindeten Jungengruppen zusammen arbeiteten. Und siehe, das hat funktioniert und die Gruppen kamen sich auch sonst näher! Haben wir hier nicht irgendwie „auch so ein Problem“, das Juden und Christen zwar auch jeder für sich, doch viel besser beide gemeinsam lösen könnten? Ich habe also in dem Text „Der Kriminalfall Jesus“ ein Konzept hierfür entworfen – für die Jugend – und die Jugend ist doch die Zukunft! Hier gibt es doch dasselbe Anliegen, eine gemeinsame Aufgabe: Von den Juden die Schönheit des Erlebnisses der Sexualität und von der Reform durch Jesus die Überwindung des Missbrauchs, also wäre eine Zusammenarbeit doch das Ideale – gegen die Manipulation durch kommerzielle Unternehmen usw.! „Christsein“ geht gewiss nicht für alle, doch „Jesusanhänger“ könnten doch alle sein! Das würde auch eine Befreiung von jeglicher Ideologie sein, die auch nur entfernt mit „faschistoid“ zu tun hat und die Rückkehr zu dem ursprünglichen jüdischen Grundanliegen. Also die jesuanische Vision in ihrem jüdischen Kontext? Vielleicht geht es gar nicht anders, zumindest nicht auf Dauer? 105. Mafia:
Darauf, dass es auch damals schon so etwas wie
eine Mafia gab, bin ich durch einen Artikel vom
28.5.2018 in der Zeitung DIE WELT "Russische Mafia ist
im Westen allgegenwärtig" über ein Buch von Mark
Galeotti, Leiter des Zentrums für Europäische
Sicherheit in Prag gekommen. Und wenn ich überlege,
was ich bisher von diversen Mafia-Organisationen
gehört habe, die es heute so gibt, also von der
süditalienischen und sizilianischen Mafia in Italien,
von der italienischen in den USA, von der Mafia in
Japan und in Indien – und um was es da alles geht,
also um Prostitution, Drogen, Glücksspiel,
Subventionsbetrug, Geldwäsche, Schutzgelderpressung,
Vergabe von (öffentlichen) Aufträgen und Stellen, dann
heißt das für mich, dass es Mafias wohl zumindest in
allen anonymen Gesellschaften gibt. Bedingung ist,
dass etwas in einer Gesellschaft verboten ist, was es
aber trotzdem gibt, und/oder dass es relativ leicht
mit irgendetwas (viel und einfach) Geld zu verdienen
gibt und vor allem wonach Bedarf bis zur Sucht besteht
und die Menschen bereit sind, dafür (viel) Geld
auszugeben. Und wenn es solche Mafias heute gibt,
warum soll es die nicht auch vor zweitausend Jahren
schon gegeben haben, wo es doch dieselben oder
vergleichbare Bedingungen gab wie heute, also "anonyme
Gesellschaft" und "Verbot von etwas, das es trotzdem
gab, und wonach großer Bedarf besteht"? Natürlich, es
ist nie leicht, zu erkennen, wo es eine Mafia gibt und
wie sie arbeitet und wie sie geführt wird, und es ist
so nur eine Vermutung, dass es auch damals in Israel
eine Mafia gab, doch eine mit sehr guten Gründen. Und
dann ist es auch nahe liegend, dass nicht alle
Menschen einer Zeit "dabei" einfach mitmachen, sondern
dass es bisweilen intelligente und beherzte Menschen
gibt, die etwas gegen solche Mafias unternehmen – und
hier könnte Jesus so jemand gewesen sein. Ich bin
jedenfalls der festen Überzeugung, dass es so war. In
dieser Überzeugung sehe ich mich bestätigt, weil
dieses Thema nirgendwo angesprochen und noch nicht
einmal im Entferntesten angedacht ist, dabei ist das
alles´doch sehr nahe liegend. Hier fehlt einfach nur
die Wahrnehmung. 106. Paulus und
das Neue Testament: Ich habe Anfang September
2019 zu dem dänischen Sanskritspezialisten Christiam
Lindtner Kontakt aufgenommen. Und er schrieb mir, dass
eindeutig auch Paulus eine Erfindung der Autoren des
Neuen Testaments ist, auch Paulus gehört also zum
Plagiat aus den buddhistischen Texten. Die Lösung
dafür kann sein, dass die Halbweltmafia den mit einer
Neuinterpretation beauftragten buddhistischen
Spezialisten freie Hand gelassen hat, wie sie diese
Neuinterpretation des Neuen Testaments anstellen, ob
sie nur ihren Buddhismus einbauen oder Teile aus
anderen Religionen und auch aus dem, was über Jesus
noch in Erinnerung war. Hauptsache der echte Jesus
wird radikal ausgelöscht. Und Lindtner zu Paulus: "You
can trace Paulos back to Pûrnas in The Lotus sitra –
the most eloquent of all disciples", na ja, auch die
Eloquenz würde ja passen. 107. Missbrauch
der Sexualität: Ja, was ist alles Missbrauch der
Sexualität? In den Beichtspiegeln der katholischen
Kirche geht es um alle möglichen und unmöglichen
Sünden im Zusammenhang mit der Sexualität. Manches
kann durchaus Unsinn sein wie zumindest einige
Verstöße gegen die Sexualscham, manches ist aber auch
durchaus "Sünde" und sogar "schwere Sünde". Das ist
dann vor allem alles, was mit dem Geschlechtsverkehr
außerhalb der Ehe zu tun hat, dazu gehört vor allem
auch Pädophilie, also Geschlechtsverkehr mit Kindern.
108. Vorsatz eines intelligenten ethischen Lebens: Wie das mit der Sexualerziehung bei uns heute läuft, ist eigentlich unglaublich: Die macht nämlich ein kommerzielles Unternehmen (die Website der Jugendzeitschrift "Bravo" wird im Monat über 2 Millionen mal besucht!). Die Grundlage dafür ist ein "naturalistischer Fehlschluss" (also eine Pseudowissenschaft nach der Masche: "Was alle machen, muss doch richtig sein!", mehr dazu unter Fragen und Antworten Nr. 29) und diese Grundlage ist inzwischen auch die der schulischen Sexualerziehung. Und unsere Kirchen? Die machen einen leeren Kult mit dem Sinn, einer mehr oder weniger lebensfernen Ideologie treu zu bleiben, nämlich der, die sie verkünden – dabei wäre eine Sexualerziehung oder besser eine sinnvolle Moralerziehung doch genau deren Aufgabe – wenigstens wenn sie in der Nachfolge des wirklichen Jesus wären. 109. Jesus und das Menschsein: Ich gebe zu, dass ich hier etwas "aus dem Bauchgefühl" urteile, was "echt-Jesus" ist und was nicht. Doch ich meine, dass es im Neuen Testament durchgängig zu erkennen ist (und daran konnten auch die Autoren des Neuen Testaments nichts ändern), dass Jesus zwar Jude war, doch dass er eine aufgeklärte Einstellung zum jüdischen Glauben hatte, um es einmal so auszudrücken. Deutlich wird diese aufgeklärte Einstellung etwa im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk. 10, 25ff). Der Priester und der Tempeldiener gingen an dem Verletzten vorbei, nicht, weil sie zu faul oder zu geizig waren, ihm zu helfen, sondern weil er blutete und weil sie durch die Berührung mit Blut unrein geworden wären – und um wieder rein zu werden, hätte es komplizierter Reinigungsriten bedurft. Jesus verurteilt hier also solchen Kult – und stellt den (im Sinne der frommen Juden) ungläubigen Samariter, der frei von solchen religiösen Behinderungen ist, als leuchtendes Beispiel hin. Das heißt doch, dass für Jesus das Menschsein wichtiger war als die (jüdische) Religion. 110. Manipulation: Eine Manipulation ist immer eine Beeinflussung zum Nachteil eines Menschen. Dabei ist das Kennzeichen einer Manipulation, dass sie so geschickt geschieht, dass der Manipulierte selbst gar nicht merkt, wie mit ihm verfahren wird, und am besten noch meint, dass alles, wozu er in Wirklichkeit manipuliert wird, von ihm selbst ausgeht. In unserem Fall, bei dem es um die Sexualität geht, wird also das eigentlich Harmlose und sogar Paradiesische (nämlich die Freude an der Nacktheit, die doch zutiefst menschlich ist) so mies gemacht und oft sogar ausdrücklich verboten, dass es geradezu zu einer Blockierung kommt: Die Nacktheit gilt also fortan als unmoralisch. Wie die Manipulation dann geschieht, siehe in dem Kasten, wie der Oberteufel dem Halbweltobermafioso Ratschläge gibt. 111. Ideal des Judentums. Ich zitiere dazu einmal, was Maccoby schreibt ("Mythenschmied", S. 148): "Andererseits war der
Messias auf indirekte Weise auch für Nichtjuden von
Bedeutung, denn die Ankunft des Messias würde ja das
Ende imperialistischer Militärmächte auf der ganzen
Welt bedeuten, insbesondere das des Römischen
Weltreiches. Obwohl der Messias kein Weltherrscher
sein würde, würde er Führer eines Priestervolkes sein,
das messianischen Zeitalter die ihm zukommende Rolle
als geistiger Führer der Welt einnehmen würde: die
Lehren des Monotheismus, Friede und Nächstenliebe, für
die die Juden als erste eingetreten waren, würden von
allen Völkern zur Richtschnur erhoben, und dem
auserwählten Volk würden besondere Ehren für seinen
jahrhundertelangen Kampf für diese Ideale gezollt. Wir können uns
vorstellen, dass Jesus bei seinem Engagement ganz und
gar Jude war. Allerdings darf ich anmerken, dass es
ihm offensichtlich nicht nur um die Nächstenliebe
ging, die ja auch in anderen Religionen ein Ideal ist,
sondern um die Liebe schlechthin, also um die Liebe,
die mit der Sexualität zu tun hat und dann auch mit
unserem ganzen Menschsein. Und eine allgemeine
Sehnsucht nach dem Gelingen dieser Liebe im Hinblick
auf eine realistische Chance – beginnend bei jungen
Menschen – hätte dann vermutlich auch eine
weltverändernde Wirkung, wie sie Ortega y Gasset sah
(s. S.19f bzw. 21f u.) – und eben auch Jesus. Also
setzte er sich dafür ein. (Anmerkung zum Ritus der Bar Mizwa: Bei Google findet man heute ja (fast) alles. Wenn ich also nach der Geschichte dieses jüdischen Initiationsritus google, stelle ich fest, dass sie bis zum ersten nachchristlichen Jahrhunderts zurück reicht, also bis zu der Zeit, in der auch die christliche confirmatio entstanden ist. Mir drängt sich hier die Vermutung auf, dass beide Riten einen gemeinsamen Ursprung haben, und zwar im Jüdischen! Nicht zuletzt stammt ja der Text des Segensgebets der cofirmatio aus dem (jüdischen) Alten Testament, nämlich aus dem Buch Jesaia (Is 11,2). Könnte es nicht sein, dass es hier also zunächst einen jürischen Ritus für Jungen gab, möglicherweise angeregt durch den Juden Jesus, der natürlich auch von den Jesusanhängern praktiziert wurde? Doch dass dieser Ritus dann bei den Juden in dieser Form dann in Vergessenheit geraten und er wurde im Laufe der Zeit durch einen Ritus der Treue zur jüdischen Religion ersetzt, dagegen hat er bei den Christen jedoch überlebt, wenn allerdings auch nur "äußerlich", das heißt, dass das Ziel des Segensgebets nach Jesaia auch hier vergessen oder auch verdrängt wurde? Nicht zuletzt ging und geht es biweilen auch hier um einen Ritus der Treue – je nachdem – zum katholischen oder zum evangelischen Glauben – und eben auch nicht um einen Segen für ein gelingendes Menschsein.) 112. Gespräche mit Prostituierten: Die Frage stellt sich, wie Jesus dazu kam, sich mit Prostituierten zu unterhalten, warum er sich also mit Prostituierten unterhielt, vor allem auch, wenn er doch ein moralisch hochstehender Mensch war und also höchstwahrscheinlich kein typischer "Prostituiertenkunde". Johannes Lehmann (L. "studierte Theologie, Psychologie, Publizistik und und Philosophie" und "unternahm viele Reisen in den Vorderen Orient, nach Israel und in den Sinai") vertritt in seinem Buch "Das Geheimnis des Rabbi J." (Knaur 1990 - mit "Rabbi J. ist Jesus gemeint) die These, dass Jesus ein Mitglied der Sekte von Qumran war, also ein Essener. Doch, so Lehmann, lebten durchaus nicht alle Essener streng abgeschlossen von der Öffentlichkeit, sondern "konnten offensichtlich außerhalb des Klosters einem Beruf nachgehen" (S. 86). Dabei durften sie natürlich auch ihre essenische Grundsätze in die Welt übertragen: "Und dies sind die Wege in der Welt: zu erleuchten das Herz des Menschen und zu ebnen vor ihm alle Wege des Rechts ..."(S. 85). Wir können uns also auch von daher sicher sein, dass er sich für die Hintergründe der Prostitution interessiert hat und also dazu mit Prostituierten geredet hat. Und wie das dann bei
Jesus war, so ist es auch heute immer noch. In der
Biografie "Venusdienst"
(a.a.O.) gibt es eine Stelle, wo die Prostituierte
schreibt, wie Männer sie fragen, wie sie zu ihrem
"Beruf" gekommen ist. Sie behandelt das Thema nur kurz
(S. 242): "`Weshalb machst du das, wie bist du zu
deinem Beruf gekommen?´ Das war die am öftesten
gestete Doppelfrage während meiner elf Jahre, und sie
hing mir schon nach wenigen Monaten aus dem Hals
heraus. Ich denke, die wenigsten Klienten werden ihren
Rechtsanwalt fragen, weshalb er mit der Juristerei
seine Brötchen verdient." Die Frau mag die Frage hier
eher schnippisch abhandeln, doch ganz so leicht mag
sie das Thema wohl nicht wegstecken, denn wozu sonst
hat sie dieses Buch geschrieben, es sind zumindest
längere Passagen drin, wie "alles" angefangen hat? –
Und um hier wieder auf die möglichen Gespräche von
Jesus mit Prostituierten zu kommen: Ich halte es nicht
nur für wahrscheinlich, sondern auch für absolut
normal, dass sich Jesus mit ihnen auch über dieses
Thema unterhalten hat. Und ich denke, gerade wenn
diese Frauen zu ihrem Beruf erpresst wurden, möchten
sie diese Geschichten doch einmal an einen Mann
loswerden, den sie als vertrauenswürdig empfinden. Es
ist für mich unverständlich, dass es hier für viele
meiner Zeitgenossen schwierig oder gar unmöglich ist,
die Zusammenhänge zu sehen. Die Seiten, wo die
Autorin von "Venusdienst" mich zitiert und
kommentiert, siehe unter Venusdienst-Text. 113. Zur Dauer einer Lüge: Dem Reichspropagandaminister Joseph Goebbels (1897 - 1945) wird der Ausspruch nachgesagt: "Eine Lüge muss man nur lange genug behaupten, dann wird sie irgendwann zur Wahrheit." Es ist nun nicht belegt, dass er das wirklich gesagt hat, es ist auch unwarhscheinlich, doch an diesem Satz ist schon etwas dran! Je länger eine Lüge als Wahrheit hingestellt wird, desto schwieriger wird es, sie zu überwinden, selbst wenn es immer weniger sachliche Argumente für ihre Glaubwürdigkeit gibt und sich auch noch viele darüber geradezu lustig machen. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Hexenwahn und was man sich also alles über angebliche Hexen erzählte und vermutlich auch glaubte. Gegen Ende dieser "Plage" waren schon längst alle möglichen sachlichen Gründe bekannt, dass das mit den Hexen Un-Sinn ist, dass es also keine Frauen gibt, die mit dem Teufel im Bunde stehen usw. Doch Frauen wurden immer noch angeklagt und hingerichtet allein aus dem Grund, dass doch nicht falsch sein kann, was schon immer so war. Denn wenn etwas länger läuft, dann erscheint das für viele als "schon immer". Und es war eben doch falsch! – Und so sehe ich das auch mit der Paulusideologie, sie wird nun noch etwas länger behauptet und gilt für viele immer noch als wahr, obwohl sie schon längst selbst von theologischen Koryphäen angezweifelt wird: Sie ist eben wirklich nicht wahr und muss endlich einmal überwunden und "entsorgt" werden! Ich denke, am ehesten hat eine Chance, dass diese Überwindung gelingt, wenn ein plausibler und gut belegbarer wirklicher Jesus mit einem Engagement, das auch für uns heute noch der "Knüller" schlechthin ist, in den Mittelpunkt gerückt werden kann. 114. Zur
Mitfühlsamkeit der Juden: In dem Buch des Dalai
Lamas "Das Herz der Religionen - Gemeinsamkeiten
entdecken und verstehen" (Herder 2012) fand ich auf
Seite 150 folgendes Zitat: "Das Wort Chassid
ist vom hebräischen chesed abgeleitet, das im
biblischen Sprachgebrauch "liebevolle Güte",
"Erbarmen" und "Liebe" bedeutet und die
Wechselseitigkeit der mitfühlenden Beziehungen
zwischen Mensch und Gott und der Menschen
untereinander impliziert. So sagt ein berühmter Weise,
der "Maharal" Judah Löw von Prag (1525-1609): 115. "von Natur aus gutwillig und hochmoralisch": Der bedeutende jüdische Theologe Leo Baeck (1872 - 1956) sieht im Christentum zwei Hauptströmungen der Tradition: 1. Paulus-Augustinus-Martin Luther und 2. Jesus-Pelagius-Calvin. Ich denke, es ist sinnvoll, hier den Rabbiner und Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs an der Universität Potsdam zu zitieren (aus seinem Buch "Jesus von Nazareth im Spiegel jüdischer Forschung" (2010, S. 80): „Baecks
Beschäftigung mit dem historischen Jesus ist
exemplarisch für zahlreiche jüdische Versuche, die
Lehre Jesu als integralen Bestandteil der jüdischen
Tradition und Geschichte zu begreifen. Baecks Kritik
am Christentum entfaltet sich dabei in einem Modell
der »Polarität«: dem Gegensatz von »klassischer« und
»romantischer« Religion und dem Spannungsverhältnis
von »Geheimnis« und »Gebot« in jeder Religion. Aus
dieser Polarität lassen sich dann die
Bewertungskriterien für eine tiefergehende Analyse von
Judentum und Christentum ableiten. Für das Christentum
identifiziert und unterscheidet Baeck zwei
Hauptströmungen der Tradition: Paulus, Augustinus und
Martin Luther repräsentieren das Element des
»Geheimnisses«, die Domäne der romantischen Religion,
— Jesus, Pelagius und Calvin das Element des »Gebots«,
die Domäne der »klassischen Religion«. Während nun
aber in den »klassischen« Religionen, denen das
Judentum zuzurechnen sei, ein vollkommenes
Gleichgewicht zwischen »Geheimnis« und »Gebot«
herrsche, sei das Christentum überwiegend von Paulus
und Luther geprägt und verkörpere daher die
»romantische« Religion, die dem Menschen ethische
Gestaltungskraft letztlich abspreche. Es lohnt sich, hier
ein paar Worte zu Pelagius zu sagen: Pelagius (350/360
– 418/420) war ein Zeitgenosse und Gegner des
Kirchenvaters Augustinus (354-430). Pelagius lehnte
die Erbsündenlehre des Augustinus ab und unterstellte
ihm Manichäismus, also eine Lehre, dass es überall ein
gutes und ein schlechtes Prinzip gäbe und dass der
Mensch von Natur aus eine Neigung zum schlechten
Prinzip hätte und dass er daher erlösungsbedürftig
ist. Pelagius vertrat dagegen eine positive
Anthropologie, dass also der Mensch wesenhaft gut ist
und dass der menschliche Wille folglich imstande ist,
nur aufgrund seines natürlichen Vermögens Gottes
Geboten zu gehorchen. 116. Warum Paulus
etwas anderes geschrieben hat als das, was das
Anliegen Jesu war? Die Theologen scheinen hier
hilflos zu sein, beziehungsweise die Frage wird gar
nicht gestellt. Der amerikanische Theologe James M.
Robinson versucht wenigstens, sie in seinem Buch
"Jesus und die Suche nach dem ursprünglichen
Evangelium" (2005/2007) zu beantworten (S. 75): "Die
Evangelisten schrieben mehr als ein halbes Jahrhundert
nach Jesu öffentliche Wirksamkeit - in einer Zeit, als
die ersten Jünger, hauptsächlich Bauern und Fischer,
von Christen der zweiten Generation abgelöst waren,
von denen einige gebildet genug waren, um Evangelien
auf griechisch zu schreiben. Sie dürften unbewusst
Jesus anders verstanden haben als er sich selber
verstand. Sie gehören in die Reihe der vielen, die
sich ein Jesusbild nach ihrem eigenen Bild von Jesus
gemacht haben. So entstand ein schriftkundiger Jesus." 117.
Sexualwissenschaft eine Scheinwissenschaft? Dass
die heutige Sexualwissenschaft weitgehend keine
besonders seriöse Wissenschaft ist, wird an zwei
Indizien deutlich: 118. "moralischer
Nährwert der Scham": Es gibt keine wissenschaftlichen
Untersuchungen (ich kenne jedenfalls keine, und ich
habe doch intensiv danach gesucht), ob die Pädagogik
der Sexualscham überhaupt einen „moralischen Nährwert“
hat, dass sie also zu einer höheren Moral führt, und
eine höhere Moral kann doch nur eine Moral der echten
Monogamie sein? Dazu erst einmal ein wenig
Ursachenforschung: Der spanische Philospoph Ortega y
Gasset hat in seinem Büchlein "Über die Liebe" von
seiner Beobachtung berichtet, dass es nicht die Männer
sind, die eine Frau „verführen“, sondern dass die
Frauen damit anfangen – die Männer nehmen sich also
nur, was sich bietet. Y Gasset meint das
grundsätzlich, das gilt also auch für das „erste Mal“
von Mädchen (ohne allerdings diesen „Fall“ direkt
anzusprechen). Darauf bin ich einmal die Fälle vom
„ersten Mal“ durchgegangen, von denen mir berichtet
wurde, entweder von den Frauen selbst, wie es bei
ihnen angefangen hat, oder auch von Jungen bzw.
Männern, mit welchen Begründungen Mädchen mit ihnen
ihren ersten Sex hatten oder haben wollten, bei dem
keine Ehe zustande kam bzw. von vornherein gar nicht
beabsichtigt war. Es ist verblüffend, aber
Verliebtheit kam da gar nicht vor, auch nicht Gier
(oder auch "Geilheit"), dass ein Mädchen es nicht ohne
Sex aushalten konnte, und erst recht nicht Spaß an
einem Nacktstrand, aus dem dann "mehr" wurde. Auch
Erpressung zum Liebesbeweis gab es nicht, allerdings
kann es sein, dass diese Fälle zur Ehe geführt haben,
und dass ich daher nichts davon erfahren habe. 119. „die Mädchen
dumm und uninformiert lassen“: Zur Zeit, da ich
dies schreibe, ist das Thema der Feministen, und nicht
nur der, die Metoo-Debatte. Dabei geht es immer nur um
Vergewaltigung, „Anbaggerei“ und anderes „unziemliches
Verhalten“. Damit sich nun Männer trauen, das zu
praktizieren und gegebenenfalls auch dabei
„erfolgreich“ sind, gehört auch eine Empfänglichkeit
und eventuell auch eine Bereitschaft der Mädchen und
Frauen dazu mitzumachen. Eine Anbaggerei kann
nun einmal sowohl als lästige sexistische Annäherung
empfunden werden aber auch als durchsichtige unreife
und unbeholfene Annäherung und mehr oder weniger
humorvoll abgewehrt werden. Und je nachdem,
wie gut informiert frau
ist, könnte sie die Anbaggerei
ja auch humorvoll „zurückgeben“. Es gibt auch
Untersuchungen zu Vergewaltigungen. Opfer sind hier
interessanterweise nicht die kessen, die mutigen, die
selbstbewussten Frauen und Mädchen, sondern eher die
braven, die zrückhaltenden, die naiven. Es sieht so
aus, als ob die kessen und selbstbewussten Frauen und
Mädchen eine unsichtbare aber dennoch sehr wirksame
Aura um sich haben, so dass sie die Vergewaltiger und
sonstigen Hallodris gar nicht an die herantrauen.
Aufgabe einer sinnvollen Pädagogik wäre also, die
jungen Menschen weniger auf "brav und zurückhaltend"
zu erziehen, sondern auf "kess und selbstbewusst". Und
wer hierzu die Möglichkeit hat und das aber nicht tut,
ist der nicht mindestens genauso schuldig wie die
Harvey-Weinstein- und Placido-Domingo-Typen? Ja, wie
heißt das in dem ergreifenden Kriegslied von Matthias
Claudius so passend: "Und ich begehre nicht schuld
daran zu sein!" Daher versuche ich, diese
Zurückhaltung und Bravheit durch das vorliegende
Konzept zu ändern. Das Problem bei dem
"die Frauen und Mädchen uninformiert lassen" war
damals ja nicht nur diese Erpresserei "mal einer Frau
hier, mal einer Frau dort", sondern die Unsicherheit
und die Ängste bei allen Mädchen und Frauen, die damit
verbunden waren. Da die wirklichen Hintergründe bei
den normalen gutwilligen Menschen nicht bekannt waren
und sie ihnen ja auch nicht erzählt wurden, hatte man
also den Mädchen und Frauen gesagt, wie das immer so
ist, dass sie selbst an allem schuld seien, weil sie
durch ihr „Verhalten“ die Männer reizen. Und
„Verhalten“ konnte und kann ja alles Mögliche und
Unmögliche sein, „nicht züchtige Kleidung“, „Lachen in
der Öffentlichkeit“, „mit fremden Männern reden“ usw.
Und ist das im Prinzip nicht auch bei uns heute immer
noch so – nur wird das, was dann eventuell an Sex
passiert, als normal und als Zeichen von Emanzipation
hingestellt – selbst wenn es im Grunde nur Dummheit
ist? Gelöst ist das Problem jedenfalls nicht! 120. echte
Monogamie: Ob schon in der Bibel das Ideal der
echten Monogamie bestand, ist ein schwieriges Thema.
Nicht zuletzt sieht ja die Praxis der namentlich
bekannten Personen der Bibel sehr oft ganz anders aus,
von einer Monogamie hielten da manche nicht viel. Doch
werden die Eskapaden der Betreffenden in der Bibel
nicht schön geredet, sondern eindeutig verurteilt,
etwa die Liason des Königs David mit der Frau des
Urias oder auch die vielen Frauen des Königs Salomo. Da bleibt doch nach der ursprünglichen jüdischen Tradition nur das Gebot der echten Monogamie übrig, selbst wenn es für uns heute nicht so deutlich ausgesprochen wird. Die Frage stellt sich natürlich, ob dieses Gebot auch unter den Aspekten der modernen Sexualwissenschaft haltbar ist, oder ob der Mensch hier nicht zu einer Lebensweise vergewaltigt wird, die nicht die seine ist. Immer wieder äußern sich ja Sexualwissenschaftler, dass die echte Monogamie nicht menschengemäß ist, nicht nur Männer, sondern auch Frauen sind von der Natur nicht nur für einen einzigen Sexualpartner geschaffen. Ich denke allerdings, dass die monogame Lebensweise doch die typisch menschliche ist, und wenn die nicht funktioniert, dann liegt das daran, dass wir hier schlicht und einfach einen "ganz kleinen" kulturbedingten Fehler machen und die Natur nicht richtig zum Zuge kommen lassen. In unseren Kulturen gilt die Bedeckung unseres Körpers (zumindest der geschlechtsspezifischen Teile des Körpers) nicht nur als normal, sondern sogar als Zeichen von Moral. Abgesehen davon, dass das nur eine Scheinmoral ist (ich weiß, ich wiederhole mich), werden dadurch die entsprechenden Körperteile interessant gemacht – und dieses Interessantwerden bezieht sich dann auf den ganzen Menschen, der diese Körperteile hat. Von daher kann es dann selbst bei sehr niveaubemühten Menschen zu "ehelichen Beziehungen" aufgrund dieser für ihn interessanten Körperteile kommen. Man kann auch sagen, dass der Grund für eine Ehe Phänomene sind, die im Grunde nur äußerlich sind. Und irgendwann ist die gegenseitige Anziehung aufgrund der Äußerlichkeiten vorbei, noch nicht einmal zum Orgasmus der Frau ist es gekommen – also sucht sie sich einen anderen Sexualpartner, der ihr mehr Erfüllung verspricht. Die Sexualwissenschaftler sagen dann, dass das normal ist, die Frau ist eben nicht für die Monogamie geschaffen. Doch würde die Sexualmoral nicht auf dem Verstecken von Körperteilen beruhen, würden die nicht so interessant werden, müssten die höchsten zwischenmenschlichen Beziehungen anders zustande kommen – und die Menschen würden monogamer sein. Es ist mir unverständlich, warum die Sexualwissenschaftler nicht auf diese doch sehr offensichtlichen Zusammenhänge kommen. Es sieht so aus, als ob die These von der Polyamorie von vornherein als ein Dogma fest steht und sich kaum jemand oder auch niemand mehr die Mühe macht, dieses Dogma zu hinterfragen. 121. "...das hatte
Jesus nun mitbekommen": Die Frage kommt immer
wieder auf, wie die Beziehung Jesu zu Frauen war. War
er verheiratet, wie stand er zu Prostituierten, mit
denen er ja offensichtlich befreundet war, hatte er
mit solchen Frauen Intimitäten, gehörten zu seinem
Kreis auch Jüngerinnen, und auch solche, mit denen er
auch Intimitäten hatte? Meine Meinung hierzu: Wir
wissen es nicht und was wir wissen, ist vermutlich
alles frei erfunden. Doch wird bei den Forschungen
über die (sexuellen) Beziehungen Jesu zu Frauen immer
etwas übersehen (so auch im Buch "Jesus und die
Frauen" von Hubertus Mynarek, in dem es um ein
angeblich reges Liebesleben Jesu geht): Es gibt gerade
im Bereich der Sexualität auch so eine Art
"Placebo-Effekt". Placebo-Effekt heißt ja, dass das
Wissen um die Wirksamkeit eines Medikaments seine
Wirksamkeit beinflusst. Wenn ich also über die
Wirksamkeit eines Medikaments gut belogen und betrogen
werde, dass es also sehr gut gegen eine Krankheit
wirkt, dann wirkt es auch – zumindest bisweilen!
Umgekehrt heißt das dann auch, dass ein Medikament
nicht hilft, wenn ich fest glaube, dass es gar kein
richtiges Medikament ist, selbst wenn es in
Wirklichkeit doch eins ist. Bei der Beziehung zu
Frauen läuft das nun ähnlich, und nicht nur wenn es
sich um verheiratete Frauen oder Frauen in einer
festen Beziehung handelt, diese Frauen sind ja
zumindest für die meisten Männer ohnehin "tabu": Wenn
mir klar ist, dass mich eine Frau nur wegen meines
Geldes liebt oder auch wenn ich weiß, dass eine Frau
eine gefährliche Geschlechtskrankheit hat, dann kann
einem durchaus "die Lust vergehen", dann kann also
auch bei denen der Sexualtrieb auf Null herabsinken. 122. "... auf der heißen Spur des wirklichen Jesus": Zu dem Jesus, auf den ich gestoßen bin, würde die Bibelstelle bei Matthäus 11,19 voll passen: "Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagten sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, recht bekommen." Es ging dem wirklichen Jesus eben nicht um irgendeinen atemberaubenden tiefen Gottesglauben und um weltferne Askese und um eine Verachtung aller irdischen Freuden, sondern er wollte einen einzigen Missstand ändern, und das wäre der schäbige und sogar kriminelle Umgang mit den Frauen. Und um den zu ändern, muss man kein trister Moralapostel sein und sich nicht selbst kasteien und anderen solche Kasteiung predigen, sondern man muss vor allem ein wirklicher Mensch sein und Mitgefühl haben und sachlich denken können! 123. "... in erster Linie um eine Gemeinschaft ...": So viel ich sehe, ist "das Besondere" der Paulusideologie gar nichts so Besonderes, sondern typisch für alle bekannten Religionen! Wenn ich etwa das Buch des Dalai Lama "Das Herz der Religionen" lese, dann geht es immer nur um den Gottesglauben und die Fragen nach den letzten Wahrheiten, um das Mitgefühl, um Vergebung und Versöhnung, um den Schutz der Umwelt, um Frieden, um gegenseitige religiöse Verständigung ... Das alles mag ja schön und gut sein, doch ich denke, das sind alles typische Ziele in patriarchalischen Systemen (man kann auch sagen in "Macho-Systemen"). Ganz krass fällt der Machismo der Religionen auf, wenn sie wie die Juden und die Moslems neue Mitglieder schon als Babys oder als willenlose Kinder per Beschneidung "zwangsrekrutieren", ohne dass diese jungen Menschen eine echte Chance haben, sich dagegen zu wehren und anders zu entscheiden. Um die idealistischen Ziele betr. der zwischenmenschlichen Beziehungen, wie ich sie gleich am Anfang des "Kriminalfalls" als "Knüller" des ursprünglichen Glaubens beschrieben habe und wie sie aller Wahrscheinlichkeit auch Jesus sah, geht es jedenfalls nirgends. Diese Ziele werden auch im Buch des Dalai Lamas noch nicht einmal erwähnt. Dabei dürfte die Erfüllung dieser Ziele doch die Basis sein, dass sich alles andere sozusagen automatisch von alleine ergibt. Daher engagiere ich mich für diese (ursprünglichen jüdischen) Ziele! 124. "... das
Erlebnis des Orgasmus ..." (der Frau) und ... (diese
Religion) "wird gewinnen...": Irgendwann bin ich
dazu auf eine hübsche und sehr interessante
"Geschichte" aus dem Orient bzw. aus Tunesien gestoßen
– und zwar im Buch "Der duftende Garten" (Scheik
Nefzaui, frühes 15. Jahrhundert). Es geht hier darum,
wie ein "kümmerlicher" Mann sich bei einem Weisen
beklagt, dass seine Frau nichts von ihm wissen will
und er daher auch nicht an ihr Vermögen herankommt.
Der Weise erklärt dem bedauernswerten Mann, dass er
wissen muss: "Die Religion der Frau liegt in ihrer
Ritze" und so gibt er ihm ein Rezept für ein
Heilmittel seines entsprechenden Körperteils – und ab
der Anwendung dieses Heilmittels funktioniert die
Beziehung zu der Frau blendend, auch stellt sie alles,
was sie ist und hat, ihm zu Verfügung. – Ich denke
nun, dass mit diesem "Heilmittel" nichts anderes
erreicht wird, als das, was auch Wilhelm Reich meint
und mit ihm die ganze moderne Sexualwissenschaft, also
ein "technisch" besserer Geschlechtsverkehr. Doch in
Wirklichkeit geht es nicht oder zumindest weniger
darum, mit welcher Perfektion der Mann sein Glied in
die Scheide der Frau hineinstößt, sondern ob sie einen
echten Orgasmus erlebt. Und dazu gehören nun einmal
vor allem "die besonderen persönlichen Gefühle". Die
Aufgabe eines Mädchens ist nun, den Partner zu finden,
bei dem es "diese besonderen persönlichen Gefühle"
gibt – und
der natürlich auch sonst seine Verantwortung für es
spüren lässt. Und ich denke, dass die Religion oder
auch Weltanschauung, die den jungen Menschen hier
brauchbare Konzepte vermittelt, wie Frauen (oder auch
Mädchen) "dies" in ihrem Leben erreichen können,
"gewinnen" wird. Das heißt auch, dass alle Religionen,
die das nicht schaffen, verschwinden werden und nur
die Religion bleiben wird (bzw. die Religionen bleiben
werden), die den Menschen hilft bzw. helfen, ihre
menschlichen Aufgaben zu lösen. 125. "...was andere über Paulus denken ...", Paulusideologie: Unter Theologen ist die zweifelhafte Rolle des Paulus längst bekannt, doch viele halten dennoch an ihm fest und halten das, was Maccoby schreibt und was ich hier zitiere und auf dem ich aufbaue, für Spinnerei oder auch für Verschwörungstheorie. Daher möchte ich zwei Quellen zitieren, auf die ich gestoßen bin und die im Prinzip über Paulus dasselbe sagen wie ich. Der Unterschied ist allerdings, dass die Verfasser dieser Quellen dem Paulus noch etwas Gutes oder auf alle Fälle etwas Verständliches und Entschuldbares unterstellen, während er für mich ein bewusster Betrüger ist, dessen Hauptanliegen war, den wirklichen Jesus aus der Welt zu schaffen. Zum Zitat von Augstein: "Was ihn angestoßen hat, wissen wir nicht" - und wir wissen es jedoch doch! Und hier die Zitate: Johannes Lehmann „Das Geheimnis des Rabbi J.“ (mit "Rabbi J." ist Jesus gemeint), Knaur 1990 S. 287ff: "Zwar stützen sich solche Aussagen, wie »der
Heilstod Jesu« ist die »zentrale christliche Heilstat«
oder »will der Mensch gerettet werden, so wird er
allein auf Jesus Christus verwiesen, der am Kreuz für
alle Menschen starb und den Gott von den Toten
auferweckt hat«, alle auf die im christlichen
Abendland als selbstverständlich empfundene »Theologie
des Kreuzes«, wie sie Paulus formuliert hat: »Ist aber
Christus nicht auferweckt worden, so ist damit auch
unsere Predigt nichtig, und nichtig ist euer Glaube .
. . dann ist euer Glaube unsinnig, dann seid ihr noch
in euren Sünden.« Aber auf Paulus trifft ja doch
Verdacht zu, daß er an der Wahrheit des Rabbi J. gar
nicht interessiert war, sondern daß er aus
»intrapsychischen Prozessen« heraus die Tatsache des
Todes Jesu umdeutete, um seine Glaubensschwierigkeiten
zu beseitigen. »Die Tragik des Paulus liegt.. darin«,
J schreibt der jüdische Religionswissenschaftler
Schalom Ben-Chorin, »daß dieser vertikale Christus
auch Jesus von Nazareth ausgelöscht hat, so daß
eigentlich nur noch eine theologische Abstraktion
übrigblieb, die etwas Gespenstisches an sich hat: Der
Schatten einer Vision.« Denn sowenig Paulus aus der
Realität die Erlösung fand (er fand sie statt dessen
in einer Vision), sowenig hat er sich um die Realität
gekümmert. Er paßte die Welt seiner Vision an, nicht
seinen Glauben der historischen Wirklichkeit. Paulus,
der erste Theologe, war auch der erste Ideologe der
Kirche. und Rudolf Augstein, „Jesus Menschensohn“, Bertelsmann 1972, S. 107 ff: "Dieser
mediale Theologe (Paulus) war selbst die Botschaft.
Das paulinische Christentum mit seiner
Leibfeindlichkeit und seinem Sündenbewußtsein,
seiner Prädestination und seinem Sendungswillen ist
so sehr von ihm geprägt, daß wir uns ein
nicht-paulinisches Christentum gar nicht vorstellen
können. So wenig wir Jesus fassen können, so
plastisch wird uns, auch wenn wir nur die
unzweifelhaft von ihm stammenden Sendschreiben
zugrunde legen, der Mann aus Kilikien im Süden der
heutigen Türkei. Einen Rechtfertigungstornado, wie
ihn Paulus im 11. und 12. Kapitel seines zweiten
Sendschreibens an die Korinther losläßt, wird man in
der antiken Literatur vor ihm nicht finden. Wenn
Paulus beteuert, er habe in seiner Missionarsarbeit
mehr geleistet als die anderen Apostel (alle
zusammen? - 1. Korinther 15,10), darf man das für
bare Münze nehmen. Laut Freud war er »ein im
eigentlichsten Sinn religiös veranlagter Mensch; die
dunklen Spuren der Vergangenheit lauerten in seiner
Seele, bereit zum Durchbruch in bewußtere Regionen«.
126. "... unter Missbrauch der damaligen Gesetze": Es stellt sich sowieso die Frage, inwieweit in ethischen Dingen Gesetze wirklich zu einer Verbesserung oder gar Veränderung führen können. Ethisches Verhalten ist nun einmal Einstellungssache, und Einstellungen lassen sich nicht oder nur sehr schwer durch Gesetze beeinflussen, meistens finden sich doch immer irgendwelche Schlupflöcher, so dass die Bösen dann doch ihre Bosheit weiter tun können oder zumindest glauben, tun zu können. Ja es kommt bisweilen noch viel schlimmer: Ein befreundeter amerikanischer Rechtsanwalt (+ Henry Cohn, Albany N.Y.) erzählte mir einmal, dass diejenigen, die die Gesetze machen, von vornherein einplanen und also auch wissen, wie sie ihre Bosheiten gerade durch diese Gesetze noch schlimmer treiben können. Und so ein perverses Gesetz, das alles nur noch schlimmer gemacht hatte, war also das, dass Frauen, die beim Sex mit einem Mann erwischt werden, der nicht der ihre ist, mit dem Tod bestraft werden müssen. Wurde mit diesem Gesetz irgendetwas besser? Im Gegenteil! 127. Echte Moral und Scheinmoral oder
Ersatzmoral: Nach meiner Erfahrung hinterfragen
selbst gestandene Psychologen nicht die Sexualscham
(also den kulturbedingten "Bedeckungszwang") nach
ihrer Wirkung (und nach ihrem Wert) für eine wirkliche
Moralund kommen so gar nicht auf die Idee, dass sie
nicht nur keine natürliche Moral ist, sondern sogar
jede natürliche Moral durcheinander bringen oder gar
zerstören kann und das üblicherweise auch tut. Wir
sind doch heute so für "Natur", doch ausgerechnet hier
nicht! Natürlich, man kann diese "unnatürliche
Ersatzmoral" nicht einfach weglassen, sondern man muss
sie durch eine echte Moral ersetzen - und das kann nur
eine Moral "vom Geist her" sein – und der Geist muss
gebildet werden! 128. Zur "Wahrheit" der Frühgeschichten
der Bibel: Immer wieder kommt der Einwand, dass
gerade die Frühgeschichten der Bibel doch alles
Märchen seien – und dann wird auf die Erschaffung von
Adam und Eva hingewiesen und auf die Erschaffung der
Welt in sieben beziehungsweise in sechs Tagen. – Über
Adam und Eva habe ich inzwischen genug geredet, doch
das Problem der Schöpfung und des Schöpfergotts ist
noch viel einfacher: Wir müssen uns zunächst
einmal klar machen, dass die Bibel kein
naturwissenschaftliches Lehrbuch ist, sondern ein
Buch, in dem es um Ethik geht, und der Sinn des
Schöpfungsglaubens in der Bibel ist nicht der Glaube
an einen Schöpfergott, sondern die Überwindung von
menschenverachtenden Götzenkulten wie Menschenopfer
und Sex zu Ehren aller möglichen Götter, in der
Fachsprache der Theologen "kultische Prostitution".
Doch so einfach lassen sich diese "Bräuche" nun einmal
nicht abschaffen, denn dahinter stecken auch immer
handfeste Ängste und Zwänge: "Wie mögen die Götter uns
bestrafen, wenn wir sie nicht mehr richtig verehren
und ihnen nicht mehr richtig opfern?" Wir
müssen uns dazu bewusst machen, dass im typischen
heidnischen Glauben hinter Sonne und Mond die Götter
Sonnengott und Mondgöttin stecken und auch hinter den
sonstigen Gestirnen und den Pflanzen und Tieren und
Naturphänomenen wie Erde, Wind, Wasser und Feuer
irgendwelche weitere Götter. Daher ließen sich
Menschenopfer und (kultische) Prostitution nicht so
einfach überwinden. Das Effektivste und Sinnvollste
war daher, irgendwie die Götter abzuschaffen, und das
ging am einfachsten, indem sie zu Sachen degradiert
wurden und so die Vergöttlichung dieser Naturphänomene
überflüssig gemacht werden konnte - und die
"Verehrung" damit dann auch abgestellt werden konnte.
Dazu haben die Autoren der Urgeschichte der Bibel
einen Schöpfergott konstruiert, der diese
Naturphänomene, um sie einmal so zu nennen, erschaffen
hatte. In diesem Sinn ist nun die Schöpfungserzählung
„Gott schuf ...“ eine geniale frühe Entgöttlichung von
diesen Naturphänomenen und damit auch eine Aufklärung
nach der Devise: „Die dummen Heiden glauben, dass
diese Naturphänomene alles Götter sind und opfern
denen ihre Erstgeborenen und stellen den
Götzenpriestern und anderen Männern ihre Frauen und
Töchter zum Sex zu Verfügung, und bezahlen auch
schuften sich auch noch kaputt auf den tempeleigenen
Feldern, und die Priestercliquen legen sich auf die
faule Haut und leben davon in Saus und Braus. Dabei
wissen doch alle modernen aufgeklärten Menschen, dass
Sonne und Mond nur Lampen am Himmel (also Sachen)
sind, die die Jahreszeiten und die Festtage usw.
anzeigen ...“ Auch hier: Es geht vor allem auch um die
Überwindung der Promiskuität aus welchen Gründen! Und
da die Promiskuität bei uns heute nicht mehr aus
irgendeinem Götterglauben heraus läuft, sondern aus
anderen Gründen, und da uns ein Gott, der gegen diese
"Kulte" konstruiert wurde, auch nichts mehr sagt,
versuche ich eben, diese „anderen Gründe“ wirkungsvoll
aufzuarbeiten, und sie also vor allem ohne
Leibfeindlichkeit zu überwinden. Es ist also wirklich alles ganz einfach,
umso befremdlicher ist, dass Kindern weitestgehend
immer noch alles so erzählt wird, als ob es Märchen
sind – und manche Sekten und andere auch noch
fanatisch daran festhalten, dass alles so war, "wie es
da in der Bibel geschrieben steht". Und dabei sind
auch Sekten, die ansonsten durchaus für eine hohe
Moral ihrer Gläubigen sind. 129. "damnatio memoriae" ("Vernichtung der
Erinnerung"): Wir müssen uns eine solche
"Vernichtung der Erinnerung" vorstellen wie die
Löschung einer Datei etwa auf der Festplatte eines
Computers. Wenn die nur einfach gelöscht wird, dann
ist die ja noch vorhanden, es wird nur nicht
angezeigt, dass es sie noch gibt, also kann sie
normalerweise nicht gefunden werden. Wirklich gelöscht
ist die Datei nur, wenn sie etwa mit einem neuen Text
überschrieben wurde, dann ist sie wirklich "weg". Und
so müssen wir uns das mit dem Engagement Jesu
vorstellen: Seine Person und sein Anliegen wurden mit
einem "neuen Jesus" und einem "neuen Engagement" so
perfekt "überschrieben", dass heute nur noch dieses
"Neue" im Bewusstsein ist. An den wirklichen Jesus und
an sein Engagement ist nur sehr schwer heranzukommen.
Jedenfalls sind dabei die Texte, mit denen der
wirkliche Jesus "überschrieben" wurde, mit äußerster
Vorsicht zu verwenden, denn ihnen wurde
höchstwahrscheinlich ein anderer Sinn untergeschoben
als der ursprüngliche Sinn, den sie bei Jesus hatten.
So wurde aus der Sünderingeschichte nach Johannes 8
eine Vergebungsgeschichte oder zumindest eine
Frauenfreundlichkeitsgeschichte. Dass es ursprünglich
eine Geschichte war, wie Jesus die Methoden der
Halbweltmafia durchschaute, wie sie in krimineller
Weise mit Frauen umging, ist zumindest im allgemeinen
Bewusstsein, gerade auch in dem der Theologen, völlig
"gelöscht" worden. Auf den ursprünglichen Sinn kann
man nur kommen, wenn man auf ihn durch "Fachleute",
hier eben Leute, die sich in der Halbweltbranche
zumindest ein wenig auskennen, aufmerksam gemacht wird
- und wenn man dazu auch noch offen ist. Hier könnte man auch mal überlegen, wie das war, dass die Evangelien ja vermutlich nicht in dem Gebiet geschrieben wurden, in dem Jesus lebte und wirkte, sondern weit weg davon in griechischem Gebiet und wieso das auch hier mit den Prostituierten und der Halbweltmafia interessierte. Wir müssen dazu zunächst bedenken, dass auch heute noch der weltweite Frauenhandel eines der größten Geschäftsfelder ist, und um wieviel mehr wird das in der Antike gewesen sein – so waren in Pompeji in jeder Straße zwei Bordelle, d. h. dass das, was in dem Gebiet Jesu "auf diesem Gebeit" passierte, auch überall sonst in der damaligen Welt passierte und dass viele Frauen gebraucht wurden. Und die Frauen müssen ja irgendwo her gekommen sein. Auf der einen Seite waren das sicher Kriegssklavinnen (die Römer führten ja bisweilen Kriege allein aus dem Grund, um an Sklaven und Slavinnen zu kommen) und auf der anderen Seite Frauen, die man weltweit aufkaufte. Wie sie zum Kaufobjekt gekommen waren, war ganz gewiss nicht nur nie schön, sondern oft sogar ausgesprochen kriminell. Und die Frauen hatten natürlich auch "je nach Qualität" unterschiedliche Preise. Es wird vermutlich so gewesen sein wie bei den Gladiatoren. Im Allgemeinen waren das Sklaven woher auch immer, die auch unterschiedlichen Werte hatten je nach ihrem Aussehen und nach ihrer Fähigkeit zu kämpfen. Es waren auch Freie darunter, die besonders "gut" waren und für die der Gladiatorenkampf ein Geschäft war. So wird das also bei den "Kämpferinnen in den Betten" - also den Frauen auch gewesen sein. Ich denke, wir müssen das bei einer Frau wie der schönen Susanna auch so sehen, dass sie "nach weit weg" verkauft worden wäre, wenn ihre "Eroberung für die Prostitution" denn gelungen wäre. Sie wäre gewiss nicht in einem billigen Dorfbordell in ihrer alten Umgebung verschlissen worden, wo ja immer die Gefahr bestand, dass sie jemand kannte und dass sie daher auch gehemmt gewesen wäre, sondern eben weit weg, vielleicht sogar in einem Luxusbordell in Korinth oder sogar in Rom. (Vielleicht hier noch etw as zu den Preisen damals: Ein einfacher Legionär verdiente etwa 1000 Sesterzen pro Jahr, Luxussklaven und natürlich auch -sklavinnen kosteten bis zu 100 000 Sesterzen. Und das war für alle Beteiligten immer auch ein lohnendes Geschäft, selbst wenn selbst jüdische Spitzenfrauen vielleicht nicht ganz so viel brachten. Doch weiß man´s? Vielleicht galten ja gerade jüdische Frauen als besonders rassig und waren daher sehr gefragt und hatten einen besonders hohen Marktwert, so dass sich der Verkauf von ihnen lohnte, gerade auch weil beim "Zwischenhandel" immer noch einiges hängen blieb? Da kann man sich schon vorstellen, dass gewissenlose Älteste beim Anblick der schönen Susanna nicht nur an den Sex mit ihr, sondern auch an ein irres Geschäft dachten und sich etwas einfallen ließen, dass es auch zu diesem Geschäft kam, selbst wenn das mit einem gewissen Risiko verbunden war. – Dazu zwei Anmerkungen: Mir ist klar, dass die Susanngeschichte etwa 200 Jahre vor der Zeit Jesu passiert war, doch es wird zur Zeit Jesu nicht viel anders gewesen sein und: Die Preise nach Prof. Hartwin Brandt/Universität Bamberg in der Zeitung DIE WELT vom 13. Nov. 2020, S. 26.) 130. "erfolgreich vor den Karren gespannt" / "... dass es um mehr ging, als nur gerade mal Sex mit der Frau zu haben ..." / "auch noch sehr viel Geld im Spiel": Es kann also durchaus sein, dass Paulus und Konsorten (oder vielleicht auch besser "Mitarbeiter") im Auftrag einer internationalen (Halbwelt-)Mafia das Neue Testament geschrieben haben und dabei erpresst wurden nach dem Verfahren "Entweder Ihr arbeitet für uns oder Ihr lebt nicht mehr lange und wir finden euch, wo auch immer Ihr euch in der Welt befindet, oder auch eure Familienangehörigen". Und Paulus und andere haben dann das Beste draus gemacht und kamen damit auch klar. Hierzu muss auch noch
etwas gesagt werden: Es geht ja
nicht nur darum,
dass ab
und zu einmal eine Frau auf diese Weise zur
Prostitution gebracht wird, sondern um ein
allgemeines Klima der Angst. Denn irgendwie
sprechen sich "solche Verfahren", an Prostituierte
zu kommen, natürlich herum –
jedoch ohne dass Näheres bekannt wird. Übrig
bleibt also ein diffuses Klima der Angst, das
heißt, dass Frauen sich grundsätzlich nicht mehr
trauen, offen zu Männern zu sein, dass sie sich
verstecken mit dem, wie sie aussehen und was sie
denken, dass sie - kurz ges agt
- unnahbar sind. Natürlich: Ganz ist das
nicht praktikbel
und die Ängste können schließlich
auch überwunden werden, indem es eine Einstellung
bei Frauen
und Mädchen gibt, dass eh alles egal ist und dass
Sex mit wem auch
immer keine Frage der
Moral ist. Und dass
die Mädchen und Frauen
"locker" werden undvon sich aus "sexuelle
Begegnungen" ohne Ehe suchen. Doch ich denke
nicht, dass das eine gute Lösung ist, zumal
schließlich bei Frauen und Mädchen der Eindruck
entsteht, dass alle Männer sowieso Schweine sind
(und wenn sie es nicht sind, dann sind sie
Langweiler) und dass man die Männer nun einmal
nehmen müsste, wie sie sind. Ich denke also, dass
die Ängste, wie immer sie sich äußern, am
ehesten in einer Moral der hohen und echten allgemeinen
Monogamie verschwinden. Daher
wäre diese Moral
unvergleichlich besser als
alles, was
wir in dieser Hinsicht kennen. Also
setze ich mich für eine solche bessere Moral
ein! 131. "Insofern haben
die traditionellen Religionen immer auch ein
"leichtes Spiel": Das ist es ja, wir
Menschen wollen geradezu eine solche Religion! Von
diesem "Willen" leben nicht nur die Sekten,
auch die großen Religionen leben davon und oft
nicht schlecht: Von dem Gemeinschaftsgefühl von
Menschen, die eigentlich "Opfer" sind, und sogar
ihre Opfer sind, von den schönen
Gottesdiensten, von den alten Traditionen, von den
Wallfahrten und nicht zuletzt auch von den
Totenzeremonien. Dass mit solchen Religionen
leider vergessen wird, die jungen Menschen fit zu
machen, dass sie ihr eigenes Leben ganz anders in
die Hand nehmen, damit sich bei ihr das Schicksal
der Generationen vor ihnen nicht wiederholt, sehen
sie nicht. So ist es wie in einem Teufelskreis, es
geht immer so weiter ... Wie es auch anders sein
und wie schön das sein könnte, können wir bei
anderen Bereichen des menschlichen Lebens sehen:
Ja, warum pflanzen wir eigentlich junge Bäume, was
doch viel Geld kostet, wenn wir die alten Bäume
"geerntet" haben, wir haben doch gar nichts mehr
davon? Das heißt doch, dass wir durchaus nicht so
eigennützig und spießig sind, wir können doch
durchaus an die uns nachfolgenden Menschen denken!
Und warum nicht also auch hier, wenn es um eine
hohe Moral geht? Und wie bei der Freude bei einem
Spaziergang oder gar einer Wanderung durch einen
jungen Wald können wir uns doch auch an
glücklichen und lebensfrohen jungen Menschen
erfreuen? Die haben doch auch einen Wert, selbst
wenn wir unmittelbar nichts mehr von ihnen haben?
(Und zudem: viele Feste usw. können ja auch
bleiben!) 132. Sinnlose Ängste:
Zu den sinnlosen (oder auch irrationalen) Ängsten
gehören natürlich auch die Ängste vor einer
"göttlichen Bestrafung" wegen nicht moralischen
Verhaltens, sei es hier und jetzt durch irgendein
Unglück oder erst nach dem Tod durch ein Schmoren
im Feuer der Hölle. Solche Ängste sind (natürlich)
sinnlos und führen im Allgemeinen auch nicht zu
wirklicher Moral, sondern allenfalls zu einer
Scheinmoral und damit auch zum Gegenteil, nicht
zuletzt wirft man dann sehr oft gleich die ganze
Religion über Bord. Und da das nach Meinung der
Theologen ja nicht geschehen soll, weil dann
Kirchensteuerzahler verloren gehen, pflegen sie
die These, dass einem "guten Christen" durch das
Sühneopfer Christi ja sowieso alles vergeben wird,
wenn er nur den richtigen Glauben hat. Oder er
kann sich ja - je nach Konfession - auch von einer
Bestrafung frei kaufen - früher etwa mit den
Ablassbriefen und heute mit guten Werken (was auch
immer die sind). Ich bin zu dem Thema "Was
nicht zusammen passt" in dem Buch "Was man für
Geld nicht kaufen kann" (von Michael J. Sandel,
New York und Berlin) auf einen interessanten
Gedankengang gestoßen, dass sich bisweilen die
Aussicht auf eine Belohnung mit Geld auf eine
idealistische Einstellung eher negativ auswirkt.
Der Harvard-Professor Michael J. Sandel bringt
hier als Beispiel die Befragung der Einwohner des
Dorfes Wolfenschiessen (2100
Einwohner/Zentralschweiz). Es ging darum, eine
Endlagerstätte für radioaktive Abfälle
einzurichten, und der Untergrund des Dorfs wäre
hierfür ideal gewesen. Als man an den Gemeinsinn
der Einwohner appellierte, denn die Abfälle müssen
ja irgendwo gelagert werden und die Lagerung sei
auch absolut ungefährlich für die Einwohner,
erklärten sich 51 % der Einwohner einverstanden.
"Offenkundig überwog ihr Gefühl für Bürgerpflicht
ihre Bedenken wegen der Risiken. Anschließend
versüßten die Ökonomen die Zumutung: Angenommen,
das Parlament schlüge vor, das atomare Endlager in
ihrer Gemeinde zu errichten, und böte an, alle
Einwohner mit einer jährlichen Ausgleichszahlung
zu entschädigen - würden Sie dann zustimmen?
Ergebnis: Die Unterstützung wurde schwächer, nicht
stärker. Der finanzielle Ansporn halbierte die
Zustimmungsquote von 51 auf 25 Prozent. Das
angebotene Geld minderte die Bereitschaft der
Bürger, das Endlager anzunehmen. Mehr noch: Als
die Ökonomen den Betrag erhöhten, blieb die Quote
unverändert. Die Einwohner blieben sogar
standhaft, als ihnen jährlich umgerechnet 8700
Dollar geboten wurden - mehr als das
durchschnittliche Monatseinkommen. Ähnliche,
wenngleich weniger dramatische Reaktionen auf
finanzielle Angebote haben sich auch in anderen
Orten ergeben, wo die ansässige Bevölkerung sich
atomaren Endlagern widersetzte." (S.143f) Fazit:
Das Gefühl für Gemeinwohl und eine
finanzielle Belohnung passen einfach nicht
zueinander, das Angebot einer finanziellen
Belohnung macht einfach das Gefühl für das
Allgemeinwohl kaputt.
Und ich denke, bei "unserem Thema" ist es dasselbe: Angst vor Strafe und echtes moralisches Verhalten passen einfach auch nicht zueinander, moralisches Verhalten kann man nicht mit Ängsten erreichen, und gerade auch nicht mit irrationalen Ängsten. Das funktioniert vielleicht zunächst bei einigen Menschen, vor allem bei jungen, die einen sehr festen Glauben haben und die (noch) alles, was ihnen so an frommen Geschichten erzählt wird, für bare Münze nehmen. Doch ist auf eine solche Einstellung zumindest kein Verlass, weil im Fall einer starken "Versuchung" dann doch immer der Zweifel auftaucht, ob diese frommen Geschichten nicht nur Märchen sind, die man nicht ernst zu nehmen braucht. Zudem soll es ja auch sowieso die Vergebung Gottes geben, allerdings kommt es nach der "Tat" dann zu neuen Ängsten, weil man deswegen ein schlechtes Gewissen hat. Also haben solche Ängste und gutes moralisches Handeln im Grunde nicht viel oder auch gar nichts miteinander zu tun. Eine Verknüpfung von Moral (und gerade auch Sexualmoral) mit Angst vor Strafen bringt nun einmal kein zuverlässiges festes Fundament für ethisches Handeln. Zudem ist eine solche Verknüpfung sogar eher kontraproduktiv und also auch tödlich für jede echte Moral, weil die Werte, die hinter einer Moral stehen sollten, damit nicht kultiviert werden. Moral hat viel mehr etwas mit einer ethischen Einstellung, mit einem Gefühl für Ehre und Würde, mit dem Gefühl für Ästhetik und Schönheit und Niveau, mit Information und Intelligenz und Lebensklugheit und Lebensfreude zu tun, kurz mit einer echten Humanität – und das alles wird mit Angst vor Strafe nur kaputt gemacht und keineswegs gefördert (wie vielleicht manche Kleingeister meinen). Ich gehe nun davon aus, dass je besser und fester und einsichtiger die Spielregeln einer Moral sind, desto mehr ist möglich, desto freier und menschlicher wird der Mensch. Da werden auf einmal Dinge möglich, die heute üblicherweise als unmöglich gelten. Anmerkung
zu unserer heutigen Zeit: Eine Angst vor Strafe wird
den jungen Menschen im Allgemeinen nicht mehr
gelehrt. Doch "nichts" ist auch "nichts", denn damit
überlässt man das Feld anderen, die dann den jungen
Menschen eine Moral in ihrem Sinn lehren. Es muss
nun einmal auch noch etwas Positives hinzu kommen.
Ich hoffe, in meiner Arbeit dargelegt zu haben, dass
eine Moral nicht nur über Ängste, sondern auch über
"Freude an der Moral" gelehrt werden kann. Und das
ist doch gerade heute sehr gut möglich, wo man
endlich einmal wirklich "über alles" reden kann und
gerade auch schon zu Kindern. D. h., auch schon
denen muss man nicht erst einmal etwas Falsches
erzählen! Ich zitiere hier aus dem
Buch von Homolka: "Baecks
Beschäftigung mit dem historischen Jesus ist
exemplarisch für zahlreiche jüdische Versuche, die
Lehre Jesu als integralen Bestandteil der
jüdischen Tradition und Geschichte zu begreifen.
Baecks Kritik am Christentum entfaltet sich dabei
in einem Modell der »Polarität«: dem Gegensatz von
»klassischer« und »romantischer« Religion und dem
Spannungsverhältnis von »Geheimnis« und »Gebot« in
jeder Religion. Aus dieser Polarität lassen sich
dann die Bewertungskriterien für eine
tiefergehende Analyse von Judentum und Christentum
ableiten. Für das Christentum identifiziert und
unterscheidet Baeck zwei Hauptströmungen der
Tradition: Paulus, Augustinus und Martin Luther
repräsentieren das Element des »Geheimnisses«, die
Domäne der romantischen Religion, Jesus, Pelagius
und Calvin das Element des »Gebots«, die Domäne
der »klassischen Religion«. Während nun aber in
den »klassischen« Religionen, denen das Judentum
zuzurechnen sei, ein vollkommenes Gleichgewicht
zwischen »Geheimnis« und »Gebot« herrsche, sei das
Christentum überwiegend von Paulus und Luther
geprägt und verkörpere daher die »romantische«
Religion, die dem Menschen ethische
Gestaltungskraft letztlich abspreche. (Anm. des
Verf.: Zu der Linie Paulus-Augustinus-Luther
gehört auch die Theologie der katholischen
Kirche.) Baecks
Typologie entreißt dem Christentum ganze
Stützpfeiler, weist aber auch in eine wichtige
Richtung zum Verständnis seines Anliegens: die
Lehre vom Menschen. Denn nicht in der Person Jesu
sei der Unterschied zwischen Judentum und
Christentum zu sehen: »Der grundsätzliche
Unterschied zwischen Judentum und Christentum, wie
er von der paulinischen Theologie herkommt, hat
seinen entscheidenden Ausgangspunkt in der Lehre
vom Menschen. Es ist die alte biblische
Auffassung, |...] dass der Mensch im Gleichnis
Gottes geschaffen ist, dass damit eine
schöpferische Kraft ihm innewohnt und die
Fähigkeit der Entscheidung, die Freiheit ihm
gegeben ist, so dass das Gottesgebot als sittliche
Aufgabe vor ihn hintreten kann«. Der Mensch kann
in seinem Leben frei zwischen Gut und Böse
entscheiden. Irrt er, so kann er umkehren. Und
weil er es kann, soll er es. Dieser
Anschauung steht die Gnadenlehre des paulinischen
Christentums mit ihrer Erlösungsbedürftigkeit des
Menschen klar entgegen. Und hier, im Bereich des
Sittlichen und der Ethik, sei die eigentliche
Kluft zwischen Judentum und Christentum zu sehen.
Im
Mittelpunkt des Streites stand aber die Frage nach
der Messianität Jesu. Immer wieder wurde in diesem
Zusammenhang Harnacks Wendung, das Evangelium Jesu
sei »nichts Neues« gewesen, zitiert. In Anknüpfung
an diese Aussage betonten jüdische Theologen und
Wissenschaftler, die Elemente, die Juden- und
Christentum voneinander schieden, seien erst durch
Paulus in das Christentum hineingetragen worden."
“Das Gesamtgefälle des
jüdischen Denkens in nachalttestamentlicher Zeit
zeigt...eine durchgängige Herabsetzung und
Minderachtung der Frau, auch im Unterschied zu
ihrer Stellung im alten Israel”....”In der
Zusammenstellung `Frauen, Sklaven, Kinder´ kommt
die geringe Achtung zum Ausdruck, die man der
Frau entgegen bringt. Für Josephus (Anm.:
römisch-jüdischer Geschichtsschreiber 37/38 –
nach 100 n.Chr.) ist sie dem Manne `in allem
unterlegen´. Rabbi Jud ben Elai sagt: `Drei
Lobpreisungen muß man jeden Tag sprechen:
Gepriesen sei, der mich nicht zum Heiden machte!
Gepriesen sei, der mich nicht zur Frau machte!
Gepriesen sei, der mich nicht zum Unwissenden
machte! Gepriesen, der mich nicht zum Heiden
machte: alle Heiden sind wie nichts vor ihm.
Gepriesen, der mich nicht zur Frau machte: denn
die Frau ist nicht zu Geboten verpflichtet.
Gepriesen, der mich nicht zum Ungebildeten
machte: denn der Ungebildete fürchtet die Sünde
nicht´....Damit ist die Stellung der Frau zum
Gesetz berührt. Von Rabbi Eliezer wird der Satz
überliefert: `Wer seine Tochter Thora lehrt,
lehrt sie Albernheit´”... “Schon
Sir. 9,9 heißt es: `Mit einer verheirateten Frau
pflege nicht viel Unterhaltung und führe nicht
lange Gespräche mit ihr, damit sich nicht dein
Herz ablenken lasse und du mit schuldigem Blute in
die Unterwelt hinabsteigest.´ Jose ben Jochanan
sagt: `Rede nicht viel mit der Frau´ (Abot 1,5);
`wegen eines unnötigen Gesprächs, das zwischen dem
Manne und seiner Frau vorfällt, wird der Mann in
der Stunde des Todes zur Rede gestellt.´ Das alles
enthüllt: Die Frau wird wesentlich als
Geschlechtswesen gesehen, die auf den Mann
verführerisch wirkt....In gesetzesstrengen Kreisen
werden Frauen und Töchter in die Frauengemächer
eingeschlossen und dürfen sich nur verschleiert in
der Öffentlichkeit zeigen. Von den heranwachsenden
Töchtern heißt es bei Sirach (42,9ff): `Eine
Tochter ist für den Vater ein Schatz (Anm.: aber
wohl nicht im ideellen Sinne – s.o.), der ihm
Unruhe macht, und die Sorge um sie stört ihm den
Schlaf....Wo sie weilt, sei kein Fenster, und wo
sie übernachtet, kein Zugang ringsherum. Vor
keinem Manne lasse sie sich sehen, und unter
Frauen soll sie nicht vertraulich verkehren´... Die
Erwerbung (Anm.: der Frau) steht in Parallele zur
Erwerb eines Sklaven: `Die Frau wird erworben
durch Geld, Urkunde und Beischlaf... der
heidnische Sklave wird erworben durch Geld,
Urkunde und Besitzergreifung (d.h. durch den
ersten Dienst, den er seinem Herrn tut)´....Die
junge Frau geht aus dem Besitz des Vaters in den
des Mannes über... Läßt sich die Braut (Anm.: also
vor der Hochzeit, nach der rechtsgültigen
Verlobung) mit einem anderen Manne ein, gilt sie
als Ehebrecherin, die mit Steinigung bestraft
werden kann, während die verheiratete Frau durch
Erdrosseln bestraft wird. Da in beiden Fällen zwei
Zeugen den Ehebruch bezeugen müssen, ist
allerdings die Todesstrafe verhältnismäßig selten
vollstreckbar. (Anm.: Vermutlich also geschah die
nur, wenn von Seiten der Zeugen ein falsches Spiel
getrieben wurde, siehe Jesus und die Sünderin.)...
Es gibt
kaum Zeugnisse, aus denen erkennbar ist, dass
zwischen Mann und Frau eine Gemeinschaft des
Verstehens und Lebens besteht...(Anmerkung: dass
es also so etwas wie Partnerschaft gab). Da nur
der Mann, nicht aber die Frau die Ehe scheiden
konnte, war sie der Willkür des Mannes
ausgeliefert." Wie
diese Hlbweltmfia mit den Frauen zur Zeit Jesu
umging, war also offensichtlich etwas völlig
Normales damals, es war allenfalls etwas extremer,
eben der Gipfel - und es ist mehr als
bemerkenswert, dass diesem Jesus auffiel, dass
hier etwas nicht in Ordnung war und dss er
offensichtlich versuchte, etwas dagegen zu
unternehmen ... Das
Problem unseres christlichen Glaubens ist leider
immer noch die alte Frauenverachtung und der
Antisemitismus, die bzw. der nun einmal auch in
ihm steckt. Durch die Unterscheidung Jesus –
Paulus können wir ganz klar sagen, dass die
Frauenverachtung (und auch der Antisemitismus) mit
der Pauluslehre zusammen hängen, Paulus war
offensichtlich in der alten Einstellung zu Frauen
stecken geblieben, und ich denke voll bewusst. Was
ich zum Punkt „Frauenverachtung“ schon merkwürdig
finde: Seit langem gibt es Theologinnen und in
nichtkatholischen Kirchen auch Pfarrerinnen und
sogar Bischöfinnen. Doch einen grundlegenden
Wandel in unserer Theologie, was die Frauen
betrifft, hat das auch nicht gebracht, nämlich
die Ursache der Frauenverachtung (oder sogar der
Frauenfeindlichkeit) herauszufinden und dabei
also die verheerende Wirkung der Pauluslehre zu
erkennen. Da muss dann doch wieder ein Mann mit
einer krassen These und einem daraus
entwickelten Konzept kommen, das die
Pauluslehre endlich überwinden könnte. Ob damit
auch der Antisemitismus überwunden werden kann,
der seine Ursache ja auch in der Pauluslehre und
damit in unserem traditionellen christlichen
Glauben hat, wäre schön. Ich bin jedenfalls
optimistisch!
137.
Zur Konstruktion Gottes: Ist Gott also nur
eine Konstruktion? Wir müssen uns hierzu in die
Menschen vor vielleicht 3000 Jahren
hineinversetzen - und statt von der Ehemoral rede
ich vielleicht besser einmal von den
Menschenopfern, die vor allem Opfer der
erstgeborenen Söhne waren. Man glaubte damals also
felsenfest daran, dass Krankheiten,
Schicksalsschläge, Seuchen, Hungersnöte usw. das
Werk von Göttern waren - und dieser Glaube wurde
dann auch von Priesterkasten geschürt, wo immer es
möglich war. Denn dieser Glaube bedeutete Ängste
und Ängste waren (und sind es immer noch) nicht
nur das perfekte Geschäftsmodell von Religionen -
und das heißt Opferungen und Plackerei für die
Götter! Was kann man den Menschen nicht alles
erzählen, wichtig ist nur, dass sie es glauben!
Und es geht nicht nur ums Geschäft, Ängste
bedeuten auch Macht für diejenigen, die "am Hebel
sitzen". Doch irgendwann wurden die Zweifel bei vielen Menschen doch zu groß, irgendwann kam so etwas wie ein kritischer Punkt. Und
dieser kritische Punkt war erreicht, als mal ein
"Oberer", eine "Herrscherperson", auch seinen Sohn
opfern sollte. Und derjenige beschloss nun, das
selbst zu machen - vermutlich sogar von Anfang an
mit entsprechenden Hintergedanken. Also schickte
er auf dem Weg zum Opferplatz auf einem bestimmten
Berg die beiden Knechte fort - er wollte nur noch
alleine mit seinem zur Opferung bestimmten Sohn
sein und mochte für das, was er wollte, keine
Zeugen haben. Und so wurde der Sohn nun in die
Geschichte eingeweiht, wie wir sie aus der
Abrahamerzählung der Bibel kennen. Also: "Lieber
Isaak, eigentlich musst du jetzt sterben, weil du
für die Götter geopfert werden musst. Doch ich
kann mir vorstellen, dass Du nicht sterben willst,
dass du lieber leben möchtest. Dafür gibt es nur
die Möglichkeit, dass uns beiden auf dem Berg ein
neuer, ein besserer, ein höherer Gott erschienen
ist, der mir den Befehl gegeben hat, dass wir ab
sofort allein ihm gehorsam sein müssen - und der
uns dann noch den Befehl gegeben hat, dich nicht
zu opfern, sondern einen Schafbock, der sich mit
seinen Hörnern zufällig im Gestrüpp verfangen
hatte. Und das alles müssen wir dann, wenn wir
beide gesund und munter zu unserer Familie und zu
unseren Mitmenschen zuückkommen, die natürlich
sehr erstaunt sind, dich wieder lebend zu sehen,
stock und steilf erzählen! Und du musst hier
abolut dicht halten, denn wenn Du hier die
Wahrheit ausplauderst, dann sind wir beiden dran!" Das also
ist der Beginn des Gottesglaubens, wie wir ihn
heute kennen. Allerdings hat sich dieser
Gottesglaube verselbständigt, er hat sich völlig
von dem Anlass der Opferung eines Sohnes oder
einer Tochter gelöst und ist jetzt nur noch
Selbstzweck. Und Menschenopfer würden heute als
Morde gelten und von staatlichen Instanzen
geahndet und bestraft werden. Und die Lösung des
Problems des Sexes ohne Ehe, also das Problem der
strengen Monogamie (d.h. nur einen einzigen
Sexualpartnern zu haben), klappt heute auch nicht
mehr mit Gottesglauben, dass muss heute anders
funktionieren. Daher setze ich mich hier für
andere Wege ein. Und was
ist mit dem Gottesglauben? Den überlasse ich
Ihnen, liebe Leser! Ich möchte mich hier nicht in
Ihre Privatsphäre einmischen .... S. auch Hinweis
68.
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