www.michael-preuschoff.de HINWEISE ZU DEN TEXTEN: JESUSIDEOLOGIE
Die
jeweiligen Kurzformen: "Echte Monogamie von
der Vernunft her" und "Der Kriminalfall
Jesus"
1. "Mittelweg": Ein junger privater Zimmervermieter in Kaschau (Kosice) in der Ostslowakei wollte wissen, an was ich tüftle, als ich mein Notebook auspackte. Ich versuchte, es ihm zu erklären. Und er dann: "Ach, also ein Mittelweg in der Sexualität?" Ich: "Ja, so kann man das sagen." Und er: "Das sollte ich also auch so schreiben." Und er holte auch gleich Freunde und Bekannte in dem traditionellen Bierlokal "Staré Mésto" ("Altstadt") zusammen, um mit mir über "das Thema" zu diskutieren. Eine angehende Psychologin erzählte mir gleich ihre "eigene Geschichte", dass sie ihre Jungfernschaft mit 19 verloren hätte, und wünschte mir viel Erfolg bei meinem Engagement. Ich hatte den Eindruck, gerade sie fand das gut, wie kreativ ich mich hier einsetze.
2. "zusammengevögelte Gesellschaft": http://deutsch.univartois.free.fr/lire11.html
3. Sexualpartner: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/644279/umfrage/umfrage-zur-anzahl-der-bisherigen-sexualpartner-in-deutschland/
4. "kein (wirkliches) Interesse: Es gibt in Deutschland über 200 Lehrstühle für die Genderforschung, also ob das „äußerliche Geschlecht“ eines Menschen auch seinem „inneren Geschlecht“ entspricht, doch keinen einzigen für die Erforschung der echten Monogamie – und wie diese in unserer heutigen Welt in eine Pädagogik für junge Menschen umgesetzt werden kann. So müssten doch einmal die üblichen „Komponenten“ unserer Moral auf den Prüfstand gestellt werden, ob sie wirklich einer echten Monogamie dienlich sind, also etwa
Doch weitestgehend Fehlanzeige. Dabei gibt es durchaus Theorien und Erfahrungen mit der Nacktheit, doch die werden im Allgemeinen völlig tabuisiert. Nach wie vor: Das Thema „echte Monogamie“ interessiert einfach nicht. 5. "fromm und naiv genug": In der traditionellen Erziehung zur Sexualmoral wird sozusagen alles, was mit Sexualität zusammen hängt, in einen Topf geworfen, es gibt also hier nicht Sinnvolles und Nachteiliges, sondern alles gilt als "Frühsexualisierung" und ist daher per se schlecht.
6. "Vox populi - vox dei": Dieser Spruch wird auch bisweilen spöttisch abgewandelt in "Vox populi - vox Rindvieh". Ja, wann trifft das eine zu, wann das andere? Das mit der "Stimme Gottes" ist wohl eher der Fall, wenn es sich um eine menschliche Grundstimmung über Werte handelt. So wie ich den Eindruck habe, sind die Menschen hier ziemlich ehrlich, selbst wenn sie selbst oft anders handeln. Wenn die Massen dagegen irgendeinem Führer zujubeln, der mit einfachen Lösungen Eindruck macht (wie etwa Hitler mit seinem Antisemitismus: "Die Juden sind an allem schuld, wenn die weg sind, wird alles besser!"), dann stimmt eher das mit dem "Rindvieh".
7. Monogamie und ZEIT:
http://www.zeit.de/2012/13/CH-Monogamie "Kriegssklavin“ (Germán Hernández Amores 1884 im Navarra-Museum in Pamplona / Spanien - das Gemälde war wohl eine Leihgabe des Prado/Madrid, als ich es sah): Ich finde, das Gemälde ist eine ergreifende Darstellung einer Frau, der nun wirklich alles, ja alles, also Familie, Freunde, Heimat, Sprache, Besitztum, Ehre, Würde und natürlich auch Kleidung, genommen und die auf den Wert ihres „Fleisches“ reduziert wurde: Der Käufer konnte im Prinzip mit ihr machen, was er wollte, also sie selbst "gebrauchen" oder an andere "zum Gebrauch vermieten". Wenn solcher Umgang mit Menschen nicht als Aufgabe gesehen wird, etwas zu ändern? Und natürlich hat der Geschlechtsverkehr etwas mit dem Kinderkriegen zu tun, er weist also darauf hin, dass er nur mit dem Partner passiert, mit dem man oder frau auch Kinder bekommen und großziehen will. Wir engagieren uns heute so für "so natürlich wie möglich", doch hier auf einmal meinen wir, dass es besser für uns Menschen ist, wenn wir die Natur mit Pillen und mit Gummiprodukten austricksen. Wie schizophren sind wir eigentlich? Dabei geht es doch wirklich auch anders? Ob nicht eine liebevolle Umarmung viel mehr sein kann als immer nur das "Eindringen", wenn die Partnerschaft noch nicht den Segen der Eltern und Gottes hat (um es einmal so zu sagen)? Und erst recht mit schönem Hautkontakt? Im Übrigen schrieb der hier öfter genannte spanische Philosoph auch dazu etwas: "Während wir in allen anderen Fällen des Lebens nichts mehr verabscheuen, als die Grenzen unseres individuellen Daseins durch ein anderes Wesen verletzt zu sehen, besteht die Süße der Liebe darin, dass der Liebende im metaphysischem Sinn durchlässig wird und nur in der Verschmelzung mit dem Geliebten in einer `Individualität zu zweit´ Befriedigung findet. Dies erinnert an die Lehre der Saint-Simonisten, wonach das wahrhafte menschliche Individuum das Paar zu zweit ist. Doch bleibt die Sehnsucht nach Verschmelzung hierbei nicht stehen. Die volle Liebe gipfelt in einem mehr oder weniger klaren Wunsch, die Vereinigung in einem Kind zu symbolisieren, in dem die Vollkommenheiten des geliebten Wesens fortdauern und sich behaupten ..." (Ortega y Gasset, "Über die Liebe", S. 120). Na also! Und noch ein anderes Argument für die
Monogamie: Es wird heute ja oft gesagt, dass
das Sexualverhalten weitestgehend in den Genen
liegt und dass man daher also sowieso nichts
machen kann, gleichgültig ob Homosexualität
oder eben Monogamie oder Polygamie. Hierzu mal
zur Situation im Alten Griechenland: Da galt
also Homosexualität als das Normale,
schließlich waren 99 % aller Männer
homosexuell. Und wer anders war, der galt als
"farsisch", also als "persisch", denn man
erzählte sich, dass die Perser, das Volk am
Rande der damaligen Zivilisation, die
Schönheiten des Lebens nicht kannten, weil
dort die Männer nur mit Frauen verkehrten. Die
Frage ist, war damals in Griechenland die
Homosexualität wirklich genetisch bedingt? Und
warum ist sie dann – offensichtlich durch den
Einfluss des Christentums – bis heute
weitestgehend verschwunden (denn es ist nicht
bekannt, dass die griechischen Männer von
heute besonders homosexuell sind)? Das kann
doch nur daran liegen, dass sie – zumindest in
den allermeisten Fällen – eben keineswegs
genetisch, sondern kulturell bedingt ist. Die
äußeren Umstände waren eben so, dass
Homosexualität das Normale war, das heißt,
dass es auch gar keine Pädagogik gab, in der
"hetero" als das Normale galt. Und so konnten
die Menschen gar nicht vernünftig "hetero"
leben. Ob das mit der "Polygamie" nicht heute
dasselbe ist? Wo gibt es denn (ich weiß, ich
wiederhole mich) eine vernünftige und wirklich
heterofreundliche Pädagogik der monogamen
Heterosexualität? Siehe hierzu auch den
nächsten Punkt - also Nr. 8! 8. Veranlagung und Pädagogik: Wie kommt´s also, dass beim Sexualverhalten sehr oft angezweifelt wird, dass die Monogamie (oder auch Heterosexualität) zum Menschen gehört, weil sie doch, wenn sie wirklich zum Menschen gehören würde, sozusagen „von alleine“ kommen müsste, ohne dass in einer Pädagogik etwas daran getan werden müsste. Und wenn Menschen trotz allen guten Zuredens durch Kultur und Religion nun nicht echt-monogam (oder heterosexuell) leben, heißt das denn nicht, dass sie von Natur als nicht wirklich monogam veranlagt (oder heterosexuell) sind? Dazu sollten wir uns einmal ansehen, wie unsere Erziehung zu Monogamie und Heterosexualität aussieht. Ich habe in meiner Zeit als Lehrer bisweilen dazu die Schüler gefragt, wie viele Ehen sie kennen, die ein Vorbild für eine spätere eigene Ehe sein könnten. In den meisten Klassen stieß ich mit meiner Frage auf Schweigen, allerdings gab es auch eine Klasse, in der mehrere Schüler offensichtlich solche Ehen kannten. Und meine Frage ging dann weiter, wie sie sich dies erklärten, dass es so wenige solcher Ehen gäbe. Ich habe also dazu meine These vorgestellt: "Sehen sie doch das mal so, in Ihrem Beruf kommen Sie im allgemeinen später recht gut klar und sind oft auch recht erfolgreich, wohingegen sehr viele zwischenmenschliche Beziehungen gar nicht so gut laufen. Ja wie kommt´s? Ich denke, das liegt daran, dass Sie für Ihren Beruf sehr gut ausgebildet werden – durch Schule, Lehre und/oder Studium. Was wird da allein für ein Geld in Sie investiert! Jeder Monat Beschulung kostet den Steuerzahler um die 1000 €, Sie müssen dazu ja nicht nur die Gehälter der Lehrer bedenken, sondern auch deren Ausbildung und deren Pensionen. Dann natürlich die Gebäudekosten der Schule, die Verwaltung und was es sonst noch alles gibt. Da kommen also leicht 12000 € im Jahr zusammen, das bedeutet für die gesamte Zeit der Ausbildung über 100 000 €, wenn nicht sogar viel mehr, vor allem wenn dann noch ein Studium dazu kommt. – Und was wird nun für Ihre persönlichen Beziehungen getan, damit die gelingen? Na ja, zuerst wird hier alles vertuscht, was mit Sexualität zusammen hängt, da wird gar nichts gesagt, und der Geschlechtsunterschied wird <unter den Teppich gekehrt> oder eben unter Textilien versteckt und diese Versteckerei wird Ihnen als Moral beigebracht. Und weil Sie nun einmal von Natur aus moralisch veranlagt sind, machen Sie da auch mit. Ansonsten schweigen alle in Schule, in Gesellschaft, in Religion. Wenn Sie dann in die Pubertät kommen, dann werden Sie aufgeklärt über Geschlechtskrankheiten und Probleme mit der Schwangerschaft und man gibt Ihnen Verhütungsmittel und sagt: <Nun probiert mal schön, bis Ihr den Richtigen oder die Richtige gefunden habt!>. Und das soll gut gehen? Professionell ist das jedenfalls wohl gar nicht. Da ist es schon fast ein Wunder, dass noch so viele persönliche Beziehungen wenigstens so einigermaßen gelingen." Wenn ich also so geredet hatte, stieß ich nie auf Protest, sondern immer nur auf eher betretenes Schweigen, was ich m.E. zu recht als Zustimmung interpretiert habe, dass ich mit meiner Schilderung richtig lag. Und meine Folgerung daraus: Machen wir hier doch einmal eine vernünftige Pädagogik! Die habe ich etwa im "Der Kriminalfall Jesus" versucht, besonders im "Kasten" ab Seite 28. Man kann sich natürlich streiten, ob die Monogamie tatsächlich zum Menschen gehört, und ob nicht die Polygamie viel eher zum Menschen gehört. Doch ich denke, dazu wir sollten zumindest beides den jungen Menschen anbieten, damit sie frei wählen können. Natürlich muss das Angebot der Monogamie auch so sein, dass sie nicht als Qual und Zwang angesehen wird, sondern eine echte Alternative ist. Ob das im "Kriminalfall" gelingt? Und wer käme für die "Propaganda" für die Monogamie infrage? Eine Religion – wer denn sonst? Aber nicht eine, der es um einen Kult, sondern der es um eine Lebenseinstellung geht! Damit wären wir bei der Religion, die aller Wahrscheinlichkeit Jesus im Sinn hatte, denn um einen Kult ging es ihm mit Sicherheit nicht!
9. Fetischwirkung: s. GEO 2/2015
11. Lebenslanger Schaden: Es ist bekannt, dass sich 25 % aller Frauen nur mit Grausen an ihren ersten "Verkehr" erinnern und so schnell danach keinen Verkehr mehr wollten. Das wird natürlich in der heutigen modernen Sexualaufklärung gerade den Mädchen verschwiegen, um sie nicht vor der Sexualität zu verängstigen. Angeblich ist die Ursache für das "Misslingen" ja nur, weil vorher immer Angst gemacht wurde ... Auf die Idee, sich erst einmal, also vor der Ehe, auf Hautkontakt ohne Eindringen zu beschränken, kommen die modernen Sexualaufklärer natürlich nicht, denn denen geht es ja genauso wenig um eine harmonische Sexualität wie den Religionen. Und wenn "das erste Mal" nicht gelang, ob dann das zweite Mal besser gelingt und so auch die vielen weiteren Male? Auch das dürfte nicht leicht sein, denn wenn man schon einmal an so eine heikle Sache mit schlechten Erfahrungen heran geht, dürfte alles nicht einfacher werden. Nicht von ungefähr kommt es eben, dass Zweidrittel aller Frauen nie einen echten Orgasmus haben. Besser wäre also schon, von Anfang an alles richtig zu machen! 12. Zentralnervös ausgelöster Orgasmus ohne „Eindringen“: Ich bin hier auf eine englischsprachige Website aufmerksam gemacht worden:https://mytinysecrets.com/men-with-erectile-dysfunction-are-the-best-lovers/. Ein Trost für alte Menschen, wenn die Männer keine Erektion mehr haben, es geht auch ohne – und also auch ohne Eindringen! Diese Theorie habe ich bisweilen auch in meinem Unterricht dargelegt, angewandt auf junge Menschen "ohne Erfahrungen". Ich hatte dabei immer aufmerksame Schüler und insbesondere auch Schülerinnen. An zwei Situationen erinnere mich besonders: Einmal stimmte mir eine Schülerin in der ersten Reihe spontan zu: „Ja, da haben sie recht!“, doch um sofort darauf verlegen die Hände vors Gesicht zu halten: „Huch was habe ich da gesagt!“. Das andere Mal war dann die Geschichte mit dem marokkanische Mädchen, siehe unter Punkt 8, "Weitere Erfahrungen". Meine Gedanken hierzu: Wir sehen gerade jetzt bei der Zuwanderung von Moslems in unsere europäischen Länder die Religion dieser Menschen als feste und zumeist völlig unabänderliche Größe an. Was wäre nun, so meine Gedanken, wenn unsere christlichen Mädchen aufwachten und ihr voreheliches Ziel mit Männern nicht mehr der Geschlechtsverkehr, sondern der Orgasmus ohne Geschlechtsverkehr wäre? Würde das nicht auch Träume und Sehnsüchte bei moslemischen Mädchen wecken? Und hätten dabei dann nicht auch diejenigen moslemischen Männer Chancen, Mädchen für eine wirkliche Liebe zu „bekommen“, die also auch ihnen eine schöne Erfüllung bringen? Und da dies alles der Islam nun von der ganzen Konstruktion her nicht bringen kann, wäre das doch die Chance für unser Christentum? Wir müssen ja auch immer bedenken, dass wir uns nur in den seltensten Fällen unsere Religion selbst ausgesucht haben. Lange Zeit hat ein Landesfürst oder auch der „Landesvater“ entschieden, welches die beste Religion für seine Landeskinder ist, und dann sind die Nachkommen dieser „Landeskinder“ in den Religionen ihrer Eltern aufgewachsen und haben diese also auch mehr oder weniger unbesehen im Hinblick auf die Lebensziele, die die Religionen ihren Gläubigen vermitteln, übernommen. Wäre es nun nicht denkbar, dass bei lebensnäheren Zielen die Gläubigen aus sich heraus andere Religionen wählen als die ihnen üblicherweise vorgegebenen? Natürlich, die „alten Gläubigen“ werden immer bei ihren traditionellen Religionen bleiben, denn sie haben ja nicht mehr viel im Leben zu erwarten. Doch was ist mit den jungen Menschen – und insbesondere mit den jungen Frauen?
13. Statistik: Natürlich sind Statistiken immer problematisch, weil sie oft so gemacht werden, dass sie nur beweisen, was bewiesen werden sollte, was also schon längst vorher fest stand. Doch ich denke, gerade wenn eine private Firma die Statistiken macht, wie in dem Fall der Statistik über das Sexualverhalten junger Menschen, dann ist "schon etwas dran". Zumindest dürften die Relationen zwischen den einzelnen Ländern stimmen. Interessant ist in dieser Statistik, dass die türkischen jungen Leute sogar noch "aktiver" sind als die deutschen jungen Leute ... Zum Problem der Statistik habe ich eine m. E. gute kritische Seite gefunden "Thai Frauen und Thai Männer sind Weltmeister im Fremdgehen". Ich denke, ich kann dazu einiges sagen. Wenn ich also so durch Thailand reise, kann ich mir nicht vorstellen, dass die "Verhältnisse" so sind. Vielleicht bin ich hier allerdings auch "blind". Doch ist nicht Thailand das Land mit 2 Millionen Prostituierten unter 30 Millionen Einwohnern, wie ich vor langer Zeit einmal in einer Zeitung las? Auch fand ich einmal eine Internetseite, dessen Autor behauptete, dass im Prinzip "alle" thailändischen Frauen Prostituierte seien ... Er war in Thailand und wird ja irgendwelche Erfahrungen in dieser Richtung haben. Ich traf in einem kleinen Städtchen mit einem bedeutenden Khmertempel (deswegen war ich ja dort) einen Österreicher, der dort hängen geblieben war, er erzählte Ähnliches. Und nachdem wir einmal zusammen über den Markt gegangen waren, um etwas zu Essen zu kaufen, sagte er mir mit entsprechendem Kommentar, dass er mit dreizehn der Marktfrauen auch schon Sex hatte. Und in der WELT stand einmal ein Beitrag, dass der Präsident die Abgeordneten aus dem ganzen Land, die ja Zweitwohnungen in Bangkok haben, zur Treue gegenüber ihren Ehefrauen aufgerufen hätte. Doch er hat diesen "Aufruf" nicht weiter verfolgt, nachdem er darüber informiert wurde, dass über 90 % eine "Zweitfrau" in Bangkok hätten. Und was machen in dieser Zeit die Ehefrauen? Der Österreicher erzählte mir, dass sie auch nicht so enthaltsam seien. Natürlich, von alldem merkt man als "normaler Ausländer" nichts, zumal die Thailänderinnen alle sehr schamhaft sind, Nacktstrände gibt es selbst in den Ferienorten nicht, die für den Prostituitionstourismus bekannt sind. Dass man nichts merkt, würde allerdings auch wieder zu dem Zusammenhang "Sünde und Scham" passen, wie er in der Adam-und-Eva-Erzählung angesprochen wird, siehe Hinweis 31 zum Punkt 5. Ach ja, wenn ich mir so diese Statistiken im Internet ansehe, dann möchte ich gerne mal eine richtige Zeitreise machen - und zwar ins Land Jesu vor 2000 Jahren und natürlich auch ins damalige Rom und in die anderen damaligen Länder und sehen, wo die in einer solchen Statistik stehen würden. Ich wette, die könnten mit den heutigen Ländern mithalten!
14. Zum Thema "dreckiger Lappen": Das mag hart klingen, doch es ist leider so. Wenn ich so die elf "Fälle" durchgehe, wer beim "ersten Mal" bei Mädchen die treibende Kraft war, dann waren das in neun Fällen eindeutig die Mädchen. Und ich denke, das ist heute auch allgemein so. Wie kommt´s, wo doch der Mensch und gerade der junge Mensch ein hochmoralisches Wesen ist, wie es die These dieses Moralkonzepts ist? Ganz einfach: Gerade den Mädchen wird immer und überall eingeschärft, dass sie ja "schamhaft" sein müssten und daher insbesondere ihre typischen weiblichen Körperteile verhüllen müssten. Denn wenn sie das nicht tun, schadet das ihrem guten Ruf und sie gelten als Schlampen. Also halten sie diese "Verhüllerei" für Moral. Und da die meisten diese Körperteile im Zusammenhang mit den Ausscheidungen stehen und da die Ausscheidungen sowieso ekelhaft sind, halten sie "diese Körperteile" eben für ekelhaft, also ist auch die Nacktheit ekelhaft. (Dass in der Pubertät und insbesondere in einer Verliebtheit gerade das, was vorher ekelhaft war, besonders faszinierend wird, überblicken die jungen Leute natürlich zunächst nicht.) Wie dem auch sei, das Leben geht weiter. Irgendwann kommen auch die Triebe nach dem Mann, die nach irgendeiner Umsetzung in die Praxis drängen. Die Befreiung von der Scham geht nun nicht, denn das ist ja gegen die überall gepredigte Moral, hier ist also eine Blockade. Was also tun? Ach, wie gut, da gibt´s ja noch den Geschlechtsverkehr. Der muss ja irgendwann sowieso sein, also ist der so unmoralisch ja gar nicht. Auch wenn man den mit mehreren Partnern hat, kann das ja gar nicht so schlimm sein, denn schließlich muss man ja vorher wissen, wem man treu sein will. Zudem machen das ja alle so, die man so kennt, oft empfehlen es geradezu vor allem die Mütter. Dabei ist dann natürlich die Jungfernschaft im Wege, also weg mit ihr, wie mit einem "dreckigen Lappen". Und ob der erste Freund vertrauenswürdig und ein verantwortungsvoller Mensch ist, ist auch nicht wichtig, Hauptsache, es ist einer "für diese Befreiung" da - und die wird dann "einvernehmlicher Sex" genannt. In Wirklichkeit ist sie allerdings eine raffinierte Manipulation, hinter der unsere ganze Gesellschaft steckt, ja, auch die Religion. So kommt´s, dass die Erziehung zur
Sexualscham, und sei sie noch so gut
gemeint, schnurstracks zu dem führt, was
eigentlich vermieden werden sollte.
15. Anfang einer Verliebheit: Ich hatte hier die Beschreibung des Beginns einer Verliebtheit nach Ortega y Gasset zitiert, doch kann sie hier jetzt entfallen, weil sie in das HEFT übernommen habe. Es ist jedenfalls keine Rede von einer Bereicherung unseres Seelenlebens durch eine Verliebtheit. Ein hübscher und dazu noch recht kurzer Roman, in dem es um das Problem geht, dass eine Braut nicht mehr Jungfrau ist, obwohl das für den Bräutigam selbstverständlich war, ist der Roman "Tagebuch eines angekündigten Mordes" des südamerikanischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez. Das Besondere ist hier, dass die Braut standhaft schweigt, "wer es war", der ihre Jungfernschaft "beendet" hatte. Denn sie weiß genau, dass ihre Brüder die "Tat" rächen müssen, also den "Liebhaber" umbringen müssen, weil sich das in ihrer Gesellschaft nun einmal so gehört, wenn Brüder ihre Schwester lieben. Ja, und warum will "sie" dessen Tod nicht? Das kann doch nur daran liegen, weil sie es selbst war, die sich ihn ausgesucht und ihn quasi "darum gebeten" hatte. Und warum wahrscheinlich? Gewiss nicht aus Gier nach Sex, sondern weil sie wohl die Enge ihrer Behütetheit nicht mehr aushalten konnte. Natürlich stellt sich auch die Frage, wie die Brüder hätten sinnvoller mit ihrer Schwester umgehen sollen. Wenn ich daran denke, wie ich es mit meiner Schwester gemacht hatte: Ich hatte sie als intelligent eingeschätzt und sie "aufgeklärt", wie meine Kameraden über Mädchen denken, und dass sie auf keinen Fall mit dem Sex vor der Ehe anfangen sollte, weil hier doch sowieso alle Männer lügen und weil sie dann doch nur die "Verarschte" ist. Ich denke, sie hat auf mich gehört. Möglicherweise ist das auch ein Grund für mein Engagement, dass ich der Auffassung bin, dass gerade Mädchen hochmoralisch und hochintelligent sind, dass man eben nur mit ihnen vernünftig reden muss, damit diese ihre hohe Moral auch aktiviert wird. Dann muss man sie auch nicht immer nur behüten. Der Roman von García Márquez ist übrigens sehr gut zu lesen und spannend und also empfehlenswert, man bekommt auch einen Eindruck, wie in Südamerika gedacht wird. Und was kann man als Vater, gerade auch als Pädagoge machen, um dem vorzubeugen, dass sich diese Verliebheit einer Tochter auf den "Falschen" richtet, gleichgültig, ob sie es will oder "einer", der sie in seinem Sinn manipuliert? Ja, das ist genau die Aufgabe, um die es mir geht! Daher also diese "Atlantiktaufe" (s. Hinweis 42). Die Verliebte wird die nun mit demjenigen, in den sie verliebt ist, wiederholen wollen. Und dafür muss sie reden - und wird "aufwachen" und "hellhörig werden", wenn sie merkt, dass das nicht funktioniert. Die Erfahrung ist allerdings, dass das Problem der Verliebtheit einer "in dieser Weise" erzogenen Tochter eher hypothetisch ist. Denn sie hat einerseites ein solches Bewusstsein und andererseits eine solche Ausstrahlung, dass es hüchstwahrscheinlich gar nicht erst zu solchen "Verliebheitsproblemen" kommt.
16. Kampagnen, mit denen Jugendliche zur Keuschheit motiviert werden sollen, und in denen die Scham (oder auch die "Intimsphäre") eine Rolle spielt: Eine Notiz in der WELT vom 27.10.2007 gibt Anlass zum Nachdenken, ob traditionelle Wege der Keuschheitserziehung (oder auch der Erziehung zu einer hohen Sexualmoral bzw. zur Monogamie) Chancen auf Erfolg haben. Ich habe die Propagandisten solcher Kampagnen in Deutschland, Gabriele Kuby und Christa Meves, auf diese Notiz aufmerksam gemacht. Doch glauben Sie, dass hier eine Reaktion kommt? Mitnichten. Besonders Gabriele Kuby macht weiter wie bisher, sie ist völlig beratungsresistent. Offensichtlich ist das, was sie macht, ihr Geschäftsmodell, ob es effektiv ist, ist ihr gleichgültig. Doch hier die Notiz: Null Bock auf „No Sex"
Interessant, es gibt also Studien zu der Wirksamkeit von Kampagnen, mit denen Jugendliche zur Keuschheit motiviert werden sollen. Doch wo sind denn die Studien, wie nun wirksame Kampagnen aussehen könnten? Ich habe an verschiedenen Hochschulen Theologie studiert, in diesem Studium gab es auch das Fach "Moral". Doch Forschungen zu dem Thema "Pädagogik der echten Monogamie" habe ich keine gefunden. Auch bei den Feministinnen: Fehlanzeige. Dabei müsste die das Thema doch eigentlich interessieren. Der Grund mag sein, dass die alle das Thema aus einer Frustration heraus anpacken, also von selbst erlebten schlechten Erfahrungen her. Doch die jungen Menschen, die sie ansprechen wollen, haben nun einmal noch nicht solche Erfahrungen. Daher verpuffen solche "Ansätze von Erfahrungen her" auch bei denen. Das trifft auch gewiss auf die Publizistin Gabriele Kuby zu. Sie ist geschieden, hat also eine gescheiterte Beziehung hinter sich, also ist ihr Engagement aus einer Frustration heraus – mit den entsprechenden Problemen. So wird sie etwa nie auf die Idee kommen, dass eine echte Sexualmoral, die wirklich funktioniert, auch allen Beteiligten Spaß machen muss und dieses auch kann.
17. "nichts mit Monogamie zu tun": Echte Monogamie muss eine innere Einstellung sein und nicht ein Verhalten etwa „mangels Gelegenheit“ – einfach weil die von der Natur auf echte Monogamie ausgerichtete „hohe Moral“ im jungen Menschen aktiviert ist. Ein passender Vergleich ist der, wenn ein Mensch durch eine aktive Pockenschutzimpfung gegen die Pockenkrankheit immunisiert ist, der bekommt die Pocken selbst dann nicht, wenn er noch so nahe mit Pockenkranken in Berührung kommt – nach dem Motto „Ich ging durchs Feuer und brannte nicht“. Nur eine solche Einstellung hat doch auch eine Werbewirkung nach außen für die Monogamie (ja, darüber wird geredet, wenn sie denn gelingt!), alles andere gilt doch sehr schnell als „Enge und Verklemmtheit“ und hat von daher schnell einen kontraproduktiven Effekt. Zudem: Etwa durch die Trennung der Geschlechter lässt sich – zumindest auf Dauer – die echte Monogamie doch nicht erreichen, siehe etwa dieses Problem im Roman „Tagebuch eines angekündigten Mordes“ von García Márquez im Hinweis 15. Beispiel: Die streng-katholische Organisation Opus Dei unterhält etwa Studentenheime – streng getrennt nach Geschlechtern. Wir wissen jedoch nicht, warum etwa Studentinnen genau in ein solches "weibliches Studentenheim" gehen. Es kann ja auch sein, dass sie aus der Zeit davor "die Schnauze voll hatten" von enttäuschenden Erfahrungen mit Männern – und jetzt einfach nur in Ruhe studieren wollen. Dagegen ist nichts einzuwenden, doch mit echter Monogamie hat das nichts zu tun. Und mir geht es eben ganz grundsätzlich um "echte Monogamie".
18. Lucas Cranach d. Ä.: Er war nicht nur so einfach „Maler“, sondern auch „Humanist“, ihm ging es also um bessere menschliche Verhältnisse (vom lateinischen Wort "humanus" = menschlich). In diesem Sinn war er gewiss fortschrittlicher oder auch moderner (in unserem heutigen Sinn) als Martin Luther, dem es "nur" um eine Reform der bisherigen katholischen Religion ging, der aber nicht das grundsätzlich Menschliche im Sinn hatte. Und zu dem Bild von der nackten
Lucretia: Das mit der Kombination von
Nacktheit und hoher Moral war gewiss nicht
nur eine fixe Idee Lucas Cranachs. Gerade in
der frühen Kirche wurden nicht nur die
kleinen Kinder splitternackt getauft (wie
heute noch in der orthodoxen Kirche in
Bulgarien, ich habe es zufällig selbst
gesehen), sondern durchaus auch Jugendliche
und Erwachsene. Die Nacktheit soll hier das
Symbol sein, dass Christen (oder besser
"Jesusnachfolger") die Moral nicht mehr mit
"Feigenblättern" (oder eben mehr oder
weniger großen Kleidungsstücken) machen,
sondern mit "heiligem Geist". Und wenn wir´s
recht bedenken, wenn der Geist nicht da ist,
bringen´s die Kleidungsstücke doch sowieso
nicht. Wenn ich mir das heute vorstelle mit
der Nacktheit – undenkbar. Das heißt für
mich, das muss damals ein völlig anderes
Verständnis von Christsein (oder besser
"Jesusnachfolge") gewesen sein als heute!
Also auf zur wirklichen "Jesusnachfolge",
aber komplett – die Badehosen und Bikinis
sind sowieso ein Anachronismus, die deutlich
machen, dass wir noch längst nicht im
Dritten Jahrtausend angekommen sind!
"22. Geschlechtsmoral und
Ehegesetze
19. "Selbsterfüllende Prophezeiung" bedeutet, dass etwas so und so ist, weil wir so und so denken. Wir haben etwa Angst vor etwas, weil wir denken, dass es gefährlich ist - und nur aus diesem Grund ist es auch tatsächlich gefährlich. Um diesen irrationalen Teufelskreis zu durchbrechen, kann man nur empfehlen, sich einmal klar zu überlegen, ob etwas nun wirklich gefährlich ist - und sich darauf einzulassen, es auszuprobieren. Das Paradebeispiel für solche Ängste ist die Angst vor der Nacktheit. Da kann man nur empfehlen, sich in der Familie oder mit Freunden darüber zu unterhalten und es dann einfach mal zu machen. Sie werden sehen, je nachdem, wie Sie sich unterhalten haben, waren die ganzen Ängste reiner Quatsch: Niemand fällt Sie an und Sie fallen niemanden an ... Natürlich werden Sie sich dann fragen, wer Ihnen solche Ängste erzählt, wer also Interesse dran hat, dass Sie solche sinnlosen Ängste haben. (dieser Absatz wird noch ergänzt)
20. "noch nicht so ausgereift":
Ja, leider ist mir vieles erst oft lange nach
meiner aktiven Zeit als Lehrer aufgegangen,
vor allem auch durch Gespräche gerade auch mit
jungen Pilgerinnen auf dem
"Santiago-Pilgerweg" in Spanien. So die
Gedanken: "warum Mädchen von sich aus mit dem
Sex anfangen ..", "Prägung durch Belohnung",
"Orgasmus durch Sich-Fallenlassen-Können". Wie
hätte mein Unterricht oft anders laufen
können, wenn ich bessere Argumente gehabt und
ich mich dann auch noch besser ausgedrückt
hätte und wenn mich also die jungen Leute
besser verstanden hätten! Unterstützt wird die These, dass der „lockere Umgang“, bei dem der harmonische Hautkontakt im Vordergrund steht, durch die „berühmte Geschichte“ aus China aus der Mao-Zeit. Da war also ein verheiratetes junges Pärchen, beide Chemiker, die sich wunderten, warum sei auch noch nach ein paar Jahren Ehe kein Kind bekamen und deswegen zu einem Arzt gingen. Und der Arzt fand heraus, dass die beiden von Geschlechtsverkehr überhaupt keine Ahnung hatten und ihn also auch nicht praktiziert hatten! Es durfte damals mit jungen Leuten über „so etwas“ nicht geredet werden, also hatten die beiden auch noch nie von so etwas gehört – sie dachten, dass Kinder durch die Vermischung der Moleküle auf der Haut zu wachsen anfangen. Und bei ihrer „Vermischerei“ hatten sie offensichtlich auch nichts vermisst. Für uns heißt das, dass auch für uns das „Vermischen“ ausreichen dürfte, zumindest solange es keine anderen Erfahrungen gibt und beide Partner es auch so wollen. Und nicht zuletzt: Vielleicht gibt es hierbei – wenigstens zunächst - auch das schönere Harmoniegefühl, während beim Sex – vor allem bei Unverheirateten – bisweilen etwas mit der Verachtung für die Frau als Objekt zur Triebabreaktion mitschwingt, das heißt, für eine Triebabreaktion ist sie gut genug, für mehr aber nicht. Das mag brutal klingen – aber weiß man´s, ob da nicht doch etwas dran ist? Und noch etwas Allgemeines dazu: Ja
warum ist das so, dass junge Menschen, die
noch nie Sex hatten, auch in solch "extremer
Situation" nichts dazu zieht, auch Sex zu
haben? Natürlich, sie können dabei durchaus
sehr "high" sein, doch fokussiert sich diese
"Highness" nicht auf die Geschlechtsteile,
sondern sie erfasst den ganzen Körper, ja
sogar den ganzen Menschen, sozusagen mit Leib
und Seele. Also werden junge Menschen durchaus
kreativ werden, wie sie die Highness in die
Praxis umsetzen können. Hier wäre nun ein
Ansatz für eine sinnvolle Erziehung gewesen,
dass nicht die Triebbefriedigung das Ziel ist,
wie auch immer sie geschieht, sondern etwa ein
schöner Enthaltsamkeitsrausch. Ja, was soll
denn das sein? Dazu wieder etwas Theorie: Der
Ursprung des Menschen ist nun einmal in einer
sehr oft ihm feindlichen Natur gewesen und er
ist gegenüber anderen Lebewesen zwar mit einem
guten Gehirn ausgestattet, jedoch oft nicht
mit den richtigen körperlichen Kräften. Und da
konnte es schon einmal vorkommen, einem Tier
zu begegnen, gegen das er vom Körperlichen her
ohne die entsprechenden Waffen keine Chancen
hatte, also blieb ihm nur die Flucht übrig.
Und diese für ihn lebensgefährliche Situation
war natürlich der absolute Stress.
Glücklicherweise hat sich die Natur hier etwas
einfallen lassen: Nämlich das
Antistresshormon. Und dieses Antistresshormon
kitzelt sozusagen die letzten Kräfte aus dem
fliehenden Menschen heraus: Er schafft es
sogar noch, schnell auf einen Baum zu klimmen,
auf den er sonst nie gekommen wäre, um in
Sicherheit zu sein. Und dieses
Antistresshormon bringt auch noch etwas: Es
ist sowohl im chemischen Aufbau wie in der
Wirkung wie eine Droge. Das heißt, der Mensch
kann sich auf diese Weise unter "eigenerzeugte
Drogen" setzen. Dazu hat diese Droge
"Antistresshormon" den Vorteil, dass es doch
ein wenig anders ist, denn mit diesem Hormon
wird man nicht süchtig, so wie mit dem
"künstlich produzierten und zugefügten". Und
bei einer Dopingkontrolle - wie sie bei
Wettkämpfen vorkommt, kann gegen diese
"Drogen" nichts gesagt werden, denn sie kommen
ja vom Menschen selbst! Wem diese Art des Umgangs mit der Sexualität nicht gefällt, weil sie zu frei ist und nicht den Vorstellungen von Religion entspricht, der sollte bedenken, dass es in dem Konzept "Jesusideologie" nicht darum geht, kleine Mönche und Nonnen zu erziehen, sondern dass junge Menschen zu ganzen Menschen werden, die vernünftig im Leben stehen, also auch nicht leibfeindlich sind und Freude an ihrem Körper und an ihrem Leben haben und wissen, wie sie mit alldem sinnvoll und auch in Übereinstimmung mit unserem Glauben umgehen können.
22. "Basisgeschichten dieses Glaubens": Wenn wir wirklich wollen, dass unser Glaube wieder attraktiv wird und dass die Moral dieses Glaubens wieder "voll" gelebt wird, dann muss gerade auch das auf den Prüfstand, was üblicherweise als selbstverständlich gilt und was sonst nicht oder kaum hinterfragt wird: unsere Glaubensvorstellungen, das Moralmodell von Kirche und Gesellschaft (ich denke dabei an das Problem, ob etwas echt ist oder auch nicht)... Ja, leben wir denn nicht in einer wunderbaren Zeit, wo dieses "Auf-den-Prüfstand-Stellen" endlich einmal - weitestgehend gefahrlos - möglich ist? Zu den "Glaubenswahrheiten": Es ist nun einmal so, dass Jesus Jude war und nur vor dem Hintergrund seiner jüdischen Welt, und das ist nun einmal auch die eines Wanderarbeiters, der sich allerdings auch in den heiigen Schriften seiner Zeit gut auskannte, verstanden werden kann. Auch muss er ein großes Allgemeinwissen und gute psychologische Kenntnisse (so würden wir das heute sagen) gehabt haben. Abgesehen davon, dass die Evangelien vermutlich eine geniale Neuschöpfung sind, kommt noch hinzu, dass der jüdische Hintergrund nur noch äußerlich übernommen und im Prinzip vor allem durch einen von griechischer Philosophie bestimmten Hintergrund bis hin zu einem Allerweltshintergrund ersetzt wurde. Dadurch wurde Jesus eben zu einem völlig anderen als der, der er wirklich war. Und zur Moral gerade der jungen
Menschen: Ich bin jedenfalls der festen
Überzeugung, dass die Menschen von Jugend an
zu einer hohen Sexualmoral von Natur aus
veranlagt sind und dass alle diejenigen, die
etwas anderes behaupten, Unrecht haben.
Natürlich muss diese hohe Moral aktiviert
werden. Und so könnte gerade unser
Christentum sehr gut an die jungen Menschen
herankommen. Allerdings ist zu bedenken,
dass gerade junge Menschen das "Echte"
wollen. Doch damit stehen auch die
christlichen Kirchen auf dem Kriegsfuß:
Weder ist der Jesus echt, den sie lehren,
noch die Moral, noch die Monogamie.
23. "Sohn Gottes": Zunächst einmal: Jeder männliche Jude galt bei den Juden als "Sohn Gottes", "Sohn Gottes" war also eine Art Ehrentitel. Dagen galt bei anderen Völkern, etwa bei den Ägyptern, nur der König oder eben der Pharao als Sohn Gottes. In Ägypten kam deswegen auch ein Botengott (Bote = lat. "angelus" = Engel) zur Königin und brachte ihr den göttlichen Samen, von dem sie schwanger wurde und wodurch es dann zum neuen Gottkönig kam. Diesem Glauben kam entgegen, dass man damals glaubte, dass beim Werden eines Kindes eine Frau nur eine Ammenfunktion spielt, das heißt, dass im Samen des Mannes bereits der komplette Mensch (also der lat. "homunculus", das Menschlein) enthalten ist, der dann durch die Frau sozusagen nur noch "ausgebrütet" wird. Erst der Brünner Augustinermönch Gregor Mendel hat duch seine Versuche herausgefunden, dass der "weibliche Teil einer Beziehung" zu 50 % am "Ergebnis" beteiligt ist, dass diese alte "Homunculustheorie" also nicht stimmt. Anmerkung: Noch heute glauben viele Japaner, dass ihr Kaiser, der Tenno, der Ur-Ur-Ur-Enkel der Sonnengöttin Amaterasu ist, die Japaner haben offensichtlich eine andere Theorie für die Entstehung des Menschen als die Homunculustheorie. Wie ein Mensch zu etwas Höherem "befördert" wird, dafür gibt es heute eine hübsche Redensart: Wenn man im Arbeitsleben jemanden - aus welchen Gründen auch immer - los werden will, den man aber nicht hinauswerfen kann, etwa weil er in einer Firma besonders gute Kunden zu Freunden hat und so für einen wichtigen Umsatz sorgt, dann lässt man ihn "die Treppe hochfallen". Das heißt, man befördert ihn auf einen Posten, wo er zwar ein höheres Ansehen hat und auch mehr Gehalt bekommt, jedoch keinen "Schaden" mehr mit irgendwelchen ver-rückten Ideen anrichten kann. Und so können wir uns das bei Jesus vorstellen: Als Mensch konnte er den Bösen (hier der Halbweltmafia) gefährlich werden, dagegen ist er als Sohn Gottes in erster Linie als Verehrungsobjekt ein "zahnloser Tiger", zu dem allenfalls gebetet wird, etwas für die Menschen zu verändern. Doch erfahrungsgemäß passiert da gar nichts, also bleibt weiter alles beim Alten, was von den Bösen (und oft genug auch von ihren frommen "Kombattanten") auch so von vornherein beabsichtigt war. Doch immerhin gibt es für die Beter die Hoffnung, dass passiert, um was sie beten. Und auf alle Fälle bleibt immer noch das Versprechen eines schöneren Lebens nach dem Tod, das die Beter auch erreichen können, wenn sie weiter dem "richtigen Glauben" treu bleiben, was auch immer das ist. Und der Vorteil für die, die "so jemanden" zum Sohn Gottes gemacht haben: Es darf nicht mehr nach näheren Zusammenhängen gefragt werden, weil das dann als Blasphemie (also Gotteslästerung) oder auch als Abfall vom Glauben ausgelegt und je nachdem sogar lebensgefährlich werden kann. Dazu Deschner (S. 41f): "Jesu Vergottung erfolgte nach genau vorgegebenen Mustern. Bevor wir der Entstehung des Dogmas von Jesus dem Gottessohn und Gott Schritt für Schritt folgen, müssen wir uns einer fundamentalen Tatsache erinnern: Vergottungen, Auftritte von Heilanden, innerhalb und außerhalb des Judentums, vor allem aber vom Himmel kommende Gottessöhne waren der antiken Welt vertraut und selbstverständlich. Das ganze christliche Heilsdrama - Präexistenz, Inkarnation, Martyrium, Tod, Auferstehung, Höllen- und Himmelfahrt -ist eine Kombination viel älterer Mysterienvorstellungen und hellenistischer Philosophie. Es war Zug um Zug vorgegeben und wurde - restlos! - auf die Gestalt Jesu übertragen, sei diese nun historisch oder nicht. Betrachten wir die Tragödie, die, bei Licht besehen, freilich komische Züge genug hat, der Reihe nach. Die Präexistenz war nichts Neues.
Schon Buddha weilte vor seiner Herabkunft
als Geistwesen im Himmel und begab sich
freiwillig auf die Erde zum Heil der Welt.
Auch die heidnischen Heilande lebten seit
aller Ewigkeit und wurden der notleidenden
Menschheit als Retter, Erlöser, im voraus
verkündet. Wie später Paulus flunkert: »Als
aber die Erfüllung der Zeit gekommen war,
sandte Gott seinen Sohn«, oder wie bei
Markus steht: »Erfüllt ist die Zeit und das
Königreich Gottes nahe herbeigekommen«, so
liest man bereits in einem berühmten
vorchristlichen Text: »Gekommen ist die
Endzeit ... Schon hat Apollo seine
Königsherrschaft angetreten ... Ein Sohn des
höchsten Gottes wird geboren.« Das Zitat von Deschner weiter unter "Jungfrauengeburt".
24. "Jungfrauengeburt": So
waren auch Götterzeugungen mit menschlichen
Frauen in der antiken Mythologie durchaus
"normal" – auch die heidnischen Heilande
kamen meist als Jungfrauensöhne zur Welt: in
Ägypten, Babylon, Indien, Persien und Rom.
Die griechische Königstochter Europa bekam
ein Kind durch den Beischlaf mit dem als
Stier verkleideten Gott Zeus, die
spartanische Königin bekam zwei Eier durch
den diesmal als Schwan verkleideten Gott
Zeus, auch Herakles hat den Gott Zeus zum
Vater. Noch nicht einmal die
Jungfräulichkeit Mariens ist etwas
Besonderes. So etwa naht sich in der
ägyptischen Mythologie der Geistgott Amun in
Gestalt des regierenden Königs der
jungfräulichen Königin und erzeugt mit ihr
den neuen Gottkönig (doch hin und wieder
schickt der Gott dazu auch einen Boten –
"Bote" = griechisch/lateinisch "angelus" =
Engel). Das Besondere an Maria ist
allenfalls, dass sie ein Mädchen "aus dem
Volk" war, das heißt durch sie schickte also
ein Gott einen ganz besonderen Sohn für uns
alle. Doch schauen Sie einmal in die
Geburtsgeschichte im Matthäusevangelium
(1,18ff): Unmittelbar vor dieser Geschichte,
in der ein Engel der Jungfrau Maria
erscheint, steht nämlich die Geschichte vom
Stammbaum Jesu. Und raten sie einmal, wer
nun das Elternteil ist, von dem Jesus
abstammt, Maria oder Josef? Wenn Jesus doch
von einer Jungfrau geboren wurde, dann
müsste dieses Elternteil doch die Mutter
sein? Und die kann doch nach der damalig
geglaubten Homunculustheorie gar keinen Sohn
zeugen? Oder? Dann schauen Sie doch einmal
bei Matthäus nach, ob Sie bei Ihrer Raterei
richtig lagen! Europa und der Stier - Fresko aus Pompeji im Antikenmuseum in Neapel Immerhin gibt es zum Thema "Abstammung Jesu" auch eine Lösung aus dem jüdischen Kulturkreis! Der Engländer Marc Gibbs mit Beziehungen zu den U.S.A. vertritt in seinem Buch "Die Jungfrau und der Priester" ("The Virgin and The Priest") die Theorie, dass Zacharias, der Mann der Cousine Elisabeth und der Vater von Johannes (d.T.), auch der Vater von Jesus ist. Maria hatte nämlich die Weissagung bekommen, dem Erlöser Israels das Leben zu schenken. Und als sie dann bei Elisabeth war, um ihr, die schon hochbetagt war, bei der Geburt ihres Kindes zu helfen, sah sie hier eine göttliche Fügung und für sich selbst die Chance, dass die Weissagung in Erfüllung gehen könnte, wenn auch sie einen Sohn durch den offensichtlich gottbegnadeten Priester Zacharias bekommen würde. Als auch sie dann schwanger wurde, sah Elisabeth verständlicherweise in ihr eine Konkurrentin um ihren Mann und "warf sie hinaus". So kam es, dass Maria nicht mehr bis zur Geburt des Johannes bei der Familie Zacharias/Elisabeth blieb. Auf diese Weise sind Johannes (d.T.) und Jesus Halbgeschwister – und Johannes ist weniger Vorläufer Jesu, sondern eher Konkurrent. Von daher ergeben sich dann in der Glaubensgeschichte die unterschiedliche Sichtweisen des Erlösers, einmal als "Sohn Gottes" und einmal als "Prophet", die Auswirkungen bis heute haben. Das Buch gibt es auch auf Deutsch und ist sehr lesenswert! Ich überlasse es dem Leser, welcher Geburtsgeschichte Jesu er den Vorzug gibt, der der Jungfrauengeburt wie im außerjüdischen Kulturkreis oder der aus dem jüdischen Kulturkreis mit dem Priester Zacharias als Vater. Und hier noch Deschner (S. 42 ff):
"Auch kamen die heidnischen Heilande meist als Jungfrauensöhne zur Welt: in Ägypten, Babylon, Indien, Persien und Rom. Schon im 3. Jahrtausend befruchtete der ägyptische Sonnengott die jungfräuliche Gattin des Königs. In Indien wurde Buddha jungfräulich geboren. Engel verkündeten ihn als Erlöser und verhießen seiner Mutter: »Alle Freude komme ' über dich, Königin Maya - jauchze und sei froh, denn dieses Kind, das du geboren hast, ist heilig!« In Persien verehrte man Zarathustra als Jungfrauensohn, Hera brachte den Hephaistos jungfräulich zur Welt, auch Platon hielt man für den Sohn einer Jungfrau, und im Herakleskult galt die Mutter des Gottes als Jungfrau und Mutter zugleich. Jungfrauengeburten waren in der Antike so bekannt, daß die bedeutendsten Kirchenväter Jesu jungfräuliche Geburt geradezu durch ähnliche Mythen propagierten.9 Heute ist dies, sagt der Theologe Bousset, »so klar, daß es keinen Zweck mehr hat, hier noch Parallelen zu häufen und alle Legenden von wunderbar geborenen Gottessöhnen herbeizutragen«. Lange bevor die Kirche, erst 353,
den Geburtstag Christi auf den 25. Dezember
verlegte, wurde der Geburtstag des Mithras,
des unbesiegbaren Sonnengottes, an diesem
Tag begangen. Die liturgischen Formeln aber
der heidnischen Gläubigen beim Sonnwendfest
in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember
lauteten: »Die Jungfrau hat geboren, zu
nimmt das Licht.« »Der große König, der
Wohltäter Osiris, ist geboren.« Und aus den
Mysterienfeiern stammt auch der Ruf: »Euch
ist heute der Heiland geboren.« Bei Lukas
spricht der Engel: »Heute wurde euch der
Heiland geboren.« 25. "Wunder": In allen Religionen gibt es Wundererzählungen, um die herausragende Stellung ihres Gottes oder des Propheten dieses Gottes zu beweisen. So gibt es etwa dieses Weinwunder im Johannesevangelium (Hochzeit zu Kanaa) auch in der Legende des Weingottes Dionysos. Erzählen und schreiben kann man ja viel ... Ich empfehle hierzu, wie auch zu den anderen "wunderlichen Geschichten" im Neuen Testament besonders die Arbeit "Der gefälschte Glaube" von Karlheinz Deschner, hier also: ab Seite 44 f: "Was aber die Wunder betrifft, so
gibt es kein Mirakel der Evangelien, das
nicht schon vordem gewirkt worden wäre.
Bereits Buddha machte Kranke gesund, Blinde
sehend, Taube hörend, Krüppel gerade. Schon
er schritt über den hochangeschwollenen
Ganges wie später Jesus über den See. Und
wie dessen Jünger Wunder tun, so schon die
Jünger des Buddha. »Wie beispielsweise
Petrus auf dem Wasser wandelt, so auch ein
Jünger des Buddha. Wie Petrus zu sinken
beginnt, als sein Glaube klein wird, so sank
auch schon der Buddha-Jünger, als er aus
seiner gläubigen Versenkung in Buddha
erwachte. Und wie den Petrus der Herr
rettet, so rettet den Buddha-Jünger der
erneute gläubige Gedanke an den Meister.«
Wie Jesus bei Lukas beginnt bereits
Pythagoras seine Lehr- und Wundertätigkeit
mit einem Fischwunder, wobei er allerdings,
sich weit über Jesus erhebend, gebietet, die
Fische wieder freizulassen, deren Wert er
ersetzt. Pythagoras heilte auch Kranke an
Leib und Seele, er stillte den Sturm auf dem
Meer, was einer seiner vielleicht
zeitweiligen Hörer, Empedokles, dann so oft
tat, daß er geradezu »Windesbezwinger« hieß.
Doch hat Empedokles auch schon Pestkranke
kuriert und Tote erweckt. 26. "Abendmahl": Solche Kultfeiern, auch mit Brot und Wein, gab es auch bei den alten Griechen als "symposion" und in anderen antiken Religionen, etwa im Mithraskult. In diesem Kult wurde zum Zeichen des Sieges des Guten über das Böse ein Stier geschlachtet, der Mithraskult war also durchaus eine blutige Angelegenheit. Im Christentum war dagegen alles "unblutig", der blutige Teil war längst erledigt. Daher dann eben das "unblutige Opfer", das immer wieder wiederholt wird.
Mithras tötet den Stier. Siehe hierzu auch das Buch "Gott essen - eine kulinarische Geschichte des Abendmahls" von Anselm Schubert (2018). Sie werden sehen, dass es das Abendmahl bzw. die Kommunion keinesfalls von Anfang an so gab wie wir das heute kennen. Dazu Deschner (S. 117 ff): "Schon in den totemistischen Mysterien gibt es, wenn auch in primitiver Form noch, ein Opfermahl, das Kommunion mit der Gottheit ist: Das Totemtier wird in sakraler Mahlzeit genossen, um eins zu werden mit dem göttlichen Wesen. Ein solches Opfertier bei den Griechen, deren Vorstellung von der Himmelsspeise, die Unsterblichkeit verleiht, bis auf Homer zurückgeht, war der Bock im Dionysoskult. Dionysos,
ein leidender, sterbender, wieder
auferstehender Gott, Sohn des Zeus und einer
sterblichen Frau, erlangte in Griechenland
schon vom 8. vorchristlichen Jahrhundert an
Geltung und wurde zum Lieblingsgott der
antiken Welt. Er war bereits Arzt,
Gottessohn in Menschengestalt, Gott des
»Geistes« und der Weissagung, auch eng mit
dem Wein verbunden - dann erscheint Jesus so
im Johannesevangelium, das einen der
bekanntesten Titel des Dionysos, »der
Weinstock«, auf Christus überträgt, nun »der
wahre Weinstock«. Auch das Wunder auf der
Hochzeit zu Kana, die Verwandlung von Wasser
in Wein, wurde bereits von Dionysos
vollbracht. Endlich bezieht das
Johannesevangelium die Wendung für das
Abendmahl, »Wer nicht mein Fleisch mit den
Zähnen zerbeißt und mein Blut austrinkt«,
von der Dionysosreligion. Sie findet sich
weder bei Paulus noch Jesus. Wohl aber tritt
in der Dionysosreligion der Gott in den Leib
seiner Verehrer ein: Im Dionysosmythos
zerfleischen die Titanen das göttliche Kind,
verspeisen seine Glieder, und im Taumel des
Dionysoskultes zerrissen und aßen die
Mänaden rohes Fleisch (Omophagia), um in
sakramentaler Vereinigung mit dem Gott
unsterblich zu werden. Verehrten die
Dionysosgemeinden ja auch, wie feststeht,
bereits in vorchristlicher Zeit ihren Gott
über einem Altartisch mit Weingefäßen am
Kreuz. Schon diese Parallelen sind
entlarvend. Doch gab es das heilige Mahl
noch in anderen Kulturen. Üblich sind in antiken Religionen auch »heilige Getränke« gewesen. Das
persische Haoma und sein indisches
Äquivalent waren ein berauschender Trank,
von dem man glaubte, er vertreibe den Tod.
In der vedischen Religion galt Soma als
Göttergetränk, aber auch als
Unsterblichkeitstrank für die Menschen. »Wir
haben den Soma getrunken, wir sind
unsterblich geworden, wir sind zum Licht
gekommen, wir sind zu den Göttern gelangt.
Was kann das Üble uns nun tun, wie kann die
Feindschaft eines Sterblichen uns, die
Unsterblichen, bekümmern.« Schon jetzt sind die Parallelen zum christlichen Abendmahl verblüffend. Bevor wir aber weitere ziehen, sei mit allem Nachdruck betont: Weder Jesus noch die Urapostel praktizierten ein sakramentales Mahl. Die synoptische Stiftung des Herrenmahles ist seit W. Heitmüller als Kultlegende erkannt und bleibt ... für Aussagen über den historischen Jesus besser außer Betracht." Doch über die Problematik des Abendmahls habe ich nicht zum ersten mal durch Deschner erfahren, sondern die erste Information hatte ich bei einer Fortbildungsveranstaltung für Religionslehrer durch einen Achener Theologieprofessor in Düren. Ich war also sozusagen längst vorbereitet gewesen, als ich die kritische Sicht von Deschner hörte.
27. Auferstehung und Totenerweckungen: Der Glaube an die Ermordung und Auferstehung eines Gottes beruht auf dem "Wunder der Natur", wie das Samenkorn in die Erde gelegt wird und im Frühling wieder aufersteht und reiche Frucht bringt. Er findet sich dann in ausgeschmückter Form etwa in der Ägyptischen Mythologie: Nach der Fabel seines Dramas wird der Gott Osiris von seinem Bruder Seth getötet und zertückelt. Seine einzelnen Leichenteile werden von der Göttin Isis und anderen Göttern und Göttinnen gesucht, gefunden, beklagt und wieder zusammengefügt. Die an ihm vollzogenen Bestattungsriten ermöglichen ihm, für eine kurze Zeit seine Lebenskraft wiederzuerlangen und mit Isis einen Sohn zu zeugen, den Horus. Dieser ringt mit dem Mörder um das Erbe, gewinnt es ihm ab und folgt seinem Vater auf dem Throne nach. Zu den bekannntesten der leidenden, sterbenden und wieder auferstehenden Götter zählen Dionysos und Herakles, doch auch der babylonische Tammuz, der syrische Adonis, der phrygische Attis. Manche starben, wie der synoptische Jesus, schon früh, nicht selten standen sie am dritten Tag oder nach drei Tagen wieder auf, wie Attis, Osiris und höchstwahrscheinlich Adonis; sogar Sühnecharakter besaß manchmal ihr Tod. Und schon in ältester Zeit verknüpfte man mit ihrer Auferstehung, wie später mir der Jesu, stets die Hoffnung auf menschliche Unsterblichkeit (nach Karlheinz Deschner "Der gefälsche Glaube").
Isis in Vogelgestalt bei der Erweckung des Osiris, Relief im Totentempel Sethos I. in Abydos Gerade hier scheint mit eine Anmerkung zu meinem eigenen Glauben angebracht: Ich habe nämlich noch sehr lange an die Auferstehung Jesu geglaubt. Doch war mein Anliegen auch immer mehr das der echten Monogamie, vor allem, weil es sich doch für mich immer deutlicher abzeichnete, dass die bei geegneter Pädagogik durchaus möglich ist. Doch stieß ich mit meinem Engagement gerade auch in der Welt unserer Kirchen immer mehr auf Beton, also auf Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit. Für mich war das irgendwann eine Provokation: "Man" wollte einfach nicht, solche Glaubensdinge wie der Glaube an die Auferstehung waren einfach wichtiger, sie waren wie Barrieren, die alle Gedanken an eine Lösung menschlicher Probleme in den Dingen der Sexualität versperrten. Also habe ich irgendwann diese Barrieren hinterfragt. Das ist eigentlich alles. Dazu
Deschner (S. 47 ff): Zum Teil
bis in geringste Einzelheiten wiederholt
sich beim Tod Jesu, was schon beim Tod der
heidnischen Gottheiten geschehen. So wurde
Bei Marduk, die meistgeschätzte Gottheit
Babylons, die als Weltschöpfer, Gott der
Weisheit, der Heilkunst, des
Beschwörungswesens galt, als vom Vater
gesandter Erlöser, Erwecker der Toten, Herr
aller Herren und der gute Hirte,
gefangengenommen, verhört, zum Tod
verurteilt, gegeißelt, mit einem Verbrecher
hingerichtet, während ein anderer Verbrecher
freikam – und eine Frau wischte das Herzblut
des Gottes ab, das aus einer Speer-wunde
quoll. Beim Tod Cäsars – das athenische Volk
hat ihn als Heiland gepriesen, das römische
allgemein geglaubt, daß er zum Himmel
aufgefahren und Gott geworden sei -
verhüllte sich die Sonne, eine Finsternis
trat ein, die Erde barst, und Gestorbene
kehrten zur Oberwelt zurück. – Herakles,
schon um 500 v. Chr. als Gottessohn und
Mittler für die Menschen, zur Zeit Jesu aber
als Weltheiland verehrt, wird schließlich
für seine Taten vom göttlichen Vater erhöht
und befiehlt diesem scheidend seinen Geist:
»Nimm meinen Geist, ich bitte dich, zu den
Sternen auf ... Siehe, mein Vater ruft mich
und öffnet den Himmel. Ich komme, Vater, ich
komme.« Im Lukasevangelium heißt es später:
»Da rief Jesus mit lauter Stimme die Worte
aus: >Vater, in deine Hände befehle ich
meinen Geist!<« 28. "Himmelfahrt": Auch die Himmelfahrt gab es gerade in vielen antiken Religionen (bei denen Kybele, Herakles, Attis, Mithras, Herrscher wie Cäsar, Dichter wie Homer und sogar bei den Juden Moses und Elias so wunderbar verschwanden), hier ein Relief von der Himmelfahrt des Kaisers Antonius Pius und seiner Frau Faustina (Original in den Vatikanischen Museen):
Dazu
Deschner (S. 50 ff): "Zur Legende des
antiken Gottgesandten gehörte es aber, daß
er, der Unsterbliche, nach seinem Hingang
irgendwann sich zeige. Denn man wollte ja
Beweise. So erschien der auferstandene
Apollonios von Tyana, ein Zeitgenosse Jesu
und der Apostel, zweien seiner Jünger und
ließ sie sogar seine Hand nehmen, um sie zu
überzeugen, daß er lebe. Und da nach
altjüdischer, schon im fünften Buch Mose
stehender Meinung, die im Neuen Testament
vielfach wiederkehrt56, erst zwei oder mehr
Zeugen beweiskräftig waren, mußte auch
Christus vor mehreren erscheinen, damit er
»wahrhaft« auferstanden war. Dies geschah
denn, wenn auch nicht ohne (die oben
dargelegten krassen) Widersprüche. Doch tat
er mehr. Er stieg, gleich nach seinem
Ableben, hinab zur Hölle - freilich erst im
2. Jahrhundert; die Evangelien schweigen
darüber noch sämtlich. Ja, das Dogma von
Christi Höllenfahrt widerspricht dem
Lukasevangelium, dem zufolge Jesus bereits
die ersten Tage nach seinem Tod im Himmel
verbringt. »Wahrlich, ich sage dir«,
verspricht er dem »guten« Schacher, »heute
noch wirst du mit mir im Paradiese sein!«,
was Jesu Erwartung voraussetzt, er werde vom
Kreuz aus ins Paradies eingehen. Man hat
deshalb dies Jesuswort, um seinen
Widerspruch zu anderen zu vermeiden,
gelegentlich gestrichen und als
Ketzerfälschung erklärt. Aber die
Höllenfahrten von Gottheiten waren ein viel
zu beliebtes Thema, als daß man im
Christentum darauf hätte verzichten können.
Sie hatten im antiken
Unsterblichkeitsglauben entscheidende
Bedeutung gewonnen und begegnen uns in
ägyptischen, babylonischen und
hellenistischen Mythen.
Dazu zunächst einmal etwas zum Buddhismus. Nach Buddha (natürlich immer, soweit wir ihn heute kennen) hat alles seine zwei Seiten, eine schöne oder gute und eine schlechte, von denen wir im Allgemeinen immer nur die schöne kennen. So etwa ein schönes Essen: Doch wenn man dann sieht, was schließlich dabei herauskommt, wenn wir es gegessen und verdaut haben, ist es gar nicht mehr so schön. Oder ein "schöner" Mensch, was bleibt übrig, wenn er gestorben ist? Und eine schöne Frau: Wenn du sie dann hast, dann siehst du, wie sie etwa vor allem deinem Geld hinterher ist. Damit unser Leben nun einigermaßen erträglich wird, brauchen wir die Erleuchtung, also die Erkenntnis des Geistigen, des Göttlichen, was auch immer damit gemeint ist. Und wenn wir diese Erleuchtung dann wirklich erreicht haben, dann wird auch unser Leben erträglich und wir werden auch sittlich leben. Diese höhere Qualität des Lebens werden allerdings im Endeffekt nur diejenigen Menschen erreichen, die sich von Alltag des Lebens befreit haben, also die Mönche. Die "normalen Menschen" können an der Erleuchtung der Mönche teilhaben, indem sie diese durch milde Gaben unterstützen. Die Grundlage der Botschaft Jesu ist hier nun eine völlig andere: Der Mensch ist von Natur aus gut und also auch hochmoralisch. Er braucht lediglich "Anstupser", um diese hohe Moral auch leben zu können - und natürlich eine Umwelt, die ihm das nicht völlig unmöglich macht. Wenn Sie, lieber Leser, bei der Lektüre dieses Ansatzes nun zunächst einmal Schwierigkeiten haben, was daran christlich ist, so liegt das gewiss vor allem daran, dass Sie ein Christentum á la Spielart von Buddhismus und überhaupt von spätantikem Denken im Sinn haben, während es hier um einen Ansatz nach dem wirklichen Jesus geht. Zum Abendmahl (oder auf die Eucharistie bzw. die Kommunion) sei hier auf das Bucht "Gott essen - eine kulinarische Geschichte des Abendmahls" von Anselm Schubert (Prof. für Neuere Kirchengeschichte), 2018, hingewiesen. Also: Es war alles ganz anders, als was uns üblicherweise in der Kirche erzählt wird! Und noch etwas zum Autor Christian Lindtner: Ja, er war wohl einmal ein Holocaust-Leugner. Doch nach seinen eigenen Angaben ist er das inzwischen nicht mehr. Allerdings ist er immer noch der Auffassung, dass Jesus nie existiert hat, dass er also eine Phantasiefigur ist. Ich denke, dass zu dieser Einstellung die Theologen der christlichen Kirchen beigetragen haben, die alles, was über Jesus überliefert ist, für wahr halten. Da kann man dann leicht zu der Einstellung kommen, dass "alles" nicht stimmt. M. E. ist es also sinnvoller, zu sagen, was von vornherein irreal und zudem noch Plagiat ist und daher offensichtlich reine Phantasie ist und was durchaus vernünftig also auch wahrscheinlich ist. Dann kann auch ein Jesus "zum Vorschein kommen", der wert ist, eine herausragende Persönlichkeit zu sein, und der uns heute noch etwas angeht. 30.
Verlust der Unbefangenheit und Ursache der
(Sexual-) Scham: Die Ursache
der Sexualscham (moderner Euphemismus:
"Wahrung der Intimsphäre") ist m. E. ganz
einfach: Wir Menschen leben nicht die uns
von der Natur gegebene "spezielle
menschliche Moral" (bzw. wir haben sie nicht
immer gelebt) - und das ist nun einmal für
uns Menschen eine streng-monogame Moral.
Allerdings ist sie auch ein Kulturproblem,
d. h. man muss wenigstens nach außen hin
mitmachen, was andere machen. Natürlich, man
kann sich davon auch aus unterschiedlichen
Gründen befreien. Bedenken wir: Wir haben
von der Natur weder einen Bikini noch eine
Badehose mitbekommen, sondern den Geist (der
natürlich trainiert werden muss, s. Hinweis
7 zum Thema "Veranlagung"). Das heißt
natürlich nicht, dass wir immer und überall
nackt herumlaufen müssen, doch eben dort, wo
es angebracht ist und wir bisher diese
"Verklemmtheitsfetzen" brauchen.
Das Foto von der Skulptur stammt vom Autor. Wenn auch weder der Tempel noch die Skulptur genau im Alten Orient sind, wo die Erzählung von Adam und Eva entstanden ist, so dürfte sie doch eine gute Illustrierung des religionsgeschichtlichen Hintergrunds der Adam-und-Eva-Erzählung sein. Und irgendwie war die Verbindung Schlange-Sexualität schon weit verbreitet, mir liegt etwa die Zeichnung auf einer Tonscherbe aus Mari/Mesopotamien vor, auf der eine Frau vor einer aufgerichteten Schlange kniet, offensichtlich aus Anlass eines Gebets.
Zum "Fruchtbarkeitsbaum": Das war ganz bestimmt kein Apfelbaum, denn Apfelbäume kamen erst später aus China, zudem gedeihen sie auch in dieser subtropischen Regionen, in denen die Bibel entstand, nicht gut, wenn überhaupt, und wären also auf alle Fälle ohne große Bedeutung gewesen. Nein, der traditionelle Baum in diesen Gegenden ist die Dattelpalme, die den Einwohnern Kohlehydrate liefert, die in vielen Formen zu Speisen und Getränken verarbeitet werden. Das Problem der Dattelpalme ist die Bestäubung ihrer Blüten. Es gibt nämlich - rein oberflächlich gesehen - fruchtbare und unfruchtbare Bäume. In dem knappen Fruchtland wird man also zunächst nur die fruchttragenden Bäume gelassen und die nichttragenden Bäume entfernt haben. Bis man merkte, dass die an und für sich fruchttragenden Bäume dann auch keine Früchte mehr hatten. Dann kam man also auf die Idee, dass die nichttragenden Bäume in ihren Blüten etwas hatten, was die Blüten der fruchttragenden Bäume brauchten. Wir wissen heute, dass diese Dattelpalmen zweihäusig sind, es gibt also männliche und weibliche Bäume (wie auch bei den Kiwis). Doch damals erklärte man sich das so, dass in den nichttragenden Bäume göttliche Kräfte vorhanden waren, die für die Entstehung des Lebens nötig waren. Also ließ man nun auch einige nichttragende Bäume stehen, sammelte ihren Pollen - und bestäubte damit die tragfähigen Bäume. Die erste Befruchtung im Jahr führte nun der Oberpriester durch oder eben der Gottkönig in seiner Stellung als Oberpriester.. Und damit alles funktionierte, gab´s auch die "kultische Prostitution", wie das so ist, dafür finden sich immer Gründe ... Für die Autoren der Bibel war das alles nur ein Graus und eben Götzendienst ....
Assyrische
Priester
mit Polleneimerchen und Blütenzapfen bei
der Bestäubung von Dattelpalmen
32. Zum Bild "Jesus und die Sünderin" von Lucas Cranach d. Ä: Genau genommen ist das nicht das Gemälde, das in der Fränkischen Galerie auf der Festung Rosenberg hängt. Denn das Gemälde, das dort hängt, wurde etwa hundert Jahre nach seiner Entstehung retuschiert, weil es in die Sammlung des katholischen bayrischen Königs kam und es dafür wohl als zu frivol angesehen wurde, weil Jesus mit seiner Hand die der Frau berührt. Daher wurde die Hand der Frau unter der Hand von Jesus wegretuschiert, weil man damals in der Berührung wohl etwas anderes sah als eine nette Geste Jesu, um der Frau die Angst zu nehmen. Auch wurde das lateinische Zitat "Wer von euch ohne Sünde ist..." durch Übermalung ersetzt durch Gewölbebögen. Es gab immerhin einmal eine Kopie in Farbe, wie das Bild ursprünglich aussah. Doch ist diese Kopie im Krieg verloren gegangen, lediglich eine Schwarzweißaufnahme existiert noch. Aufgrund dieser Aufnahme habe ich nun das Bild von einem Künstler in Vietnam nachmalen lassen, denn ich halte dieses Bild für sehr wichtig, weil es m. E. einmal den wirklichen Jesus zeigt. Wie ich allerdings sehe, haben die Kirchen an diesem wirklichen Jesus überhaupt kein Interesse, dabei ist der doch nun äußerst plausibel und auch heute direkt aktuell. Einer der Gründe für die Interesselosigkeit der Kirchen mag sein, dass diesem Jesus das Mythologische völlig fehlt: Dieser Jesus sah einen ganz konkreten Missstand und hatte sich engagiert, um diesen Missstand zu überwinden. Doch das war und ist nicht im Sinne der Religionen, für die Religionen ist vor allem das Mythologische wichtig, also die Geheimnistuerei, weil das alles Macht und Geschäft bedeuten. Ein plausibler und dann auch noch wirkungsmächtiger Jesus würde ja das Geschäft mit dem Mythos zerstören. Ein sehr
anschauliches Beispiel, wie Religionen viel
mehr an Geheimnistuerei oder eben am
Mythologischem (oder auch am Märchenhaften)
interessiert sind als an noch so plausiblen
und sinnvollen Erklärungen, und sind sie
noch so gut, ist die Kindertaufe. Besonders
Schülerinnen schimpften schon mal, dass die
Taufe an Kindern vollzogen würde, die sich
gar nicht dagegen wehren könnten, und das
sei doch einfach eine Art Zwang für eine
Religion - und gegen das
Selbstbestimmungsrecht des Menschen. Ich
hatte dann immer einer solchen Schülerinnen
so scharf wie möglich in die Augen gesehen
und sie gefragt: "Was wäre Ihnen denn
lieber, wenn über Sie im Alter von fünf oder
sechs Jahren sechs Frauen über sie
herfallen, Ihnen ihre Arme und Beine
festhalten, Ihnen den Mund zuhalten, damit
Sie nicht schreien können, eine Ihnen dann
Ihr Höschen runterzieht, dann die Beine
gespreizt werden und eine letztendlich mit
einer rostigen Klinge oder sonst einer
Scherbe Ihnen Ihren Kitzler und Ihre
Schamlippen wegschneidet und schließlich
auch noch alles zunäht? Oder wenn jemand
Ihnen etwas Wasser über den Kopf gießt und
dabei ein paar fromme Sprüche sagt?" Klar,
das Letztere wäre ihr schon lieber. "Na
sehen Sie", so ich dann wieder "so müssen
Sie die Taufe sehen. Gerade die Kindertaufe
müssen Sie als Ablöseritus von solchen
gräßlichen und unmenschlichen
Verstümmelungen sehen. Was diese
Verstümmelungen errreichen sollen, dass
Menschen eine vernünftige Sexualmoral haben,
das machen wir jetzt mit dem Geist, für den
die Taufe das Symbol ist. Natürlich hilft
das Wasser und die Herabrufung heiligen
Geistes nicht allein - jetzt muss auch noch
der Geist ausgebildet werden..." Darauf dann
üblicherweise die jungen Damen: "Und warum
sagt das sonst niemand so?" Ich dann wieder:
"Dann würde die Taufe ja ihre
Geheimniskrämerei beziehungsweise ihre
Mythologie verlieren und das ist nun einmal
nicht gewollt ..."
33. Uns heute interessiert natürlich der Wahrheitsgehalt dieser beiden "Erzählungen". Natürlich habe ich die Erzählungen von der Sünderin in Johannes 8 und von der schönen Susanna in meinem Unterricht auch ein wenig näher betrachtet, schließlich handelt es sich ja um Kriminalgeschichten, die man sich schon mal näher ansehen sollte. Also war da zunächst meine rhetorische Frage an die jungen Leute, wie oft es wohl vorkommt, dass man Paare beim Geschlechtsverkehr erwischt, und ob man auch tatsächlich genau sieht, dass sie ihn gerade "treiben". Und wenn es sich um Fremde handelt, woher man weiß, ob sie nicht doch verheiratet sind? Und zudem: Man muss sie ja auch mit zwei Zeugen antreffen und wer ist denn so böswillig und läuft gleich zum Gericht, wenn er doch weiß, dass das das Todesurteil besonders für die Frau bedeutet? In der Praxis wird es also nie oder nur höchst selten zu solchen Anklagen gekommen sein oder eben allenfalls, wenn Böswilligkeit, also vor allem Erpressung, im Spiel war, so wie in dieser Susannageschichte. Jedenfalls halte ich die Erzählung in Johannes 8 für realistisch, die dürfte wirklich geschehen sein, dagegen geht die Erzählung von der schönen Susanna eigentlich zu gut aus, als dass sie tatsächlich geschehen sein könnte, doch weiß man´s? Sie sieht m. E. eher nach einer "pädagogischen Geschichte" aus, einfach um junge Menschen hellhörig zu machen, wie sie gerade auch von den Autoritätspersonen manipuliert und schließlich auch direkt missbraucht werden. Doch kann es auch eine - von dem Verfasser nicht richtig verstandene - "Frischfleichbeschaffungsgeschichte" (für die Prostitution) sein - ich habe das in der neueren Arbeit "Es ist alles ganz anders: Zwei Kriminalfälle" beschrieben. Auf alle Fälle kann diese Geschichte auch als Sittenbild angesehen werden, was damals "so los" war. Sie ist daher eher durch einen glücklichen Zufall in die Bibel hineingerutscht, denn üblicherweise wird "so etwas" nicht "breit getreten". Das wäre ja noch schöner, wenn insbesondere Mädchen und junge Frauen hier intelligenter würden und also schon einmal wenigstens Chancen hätten, nicht "mitzumachen"! Ist das denn heute anders? Es ist doch immer dasselbe! Nicht umsonst werden doch diese Themen den jungen Leuten gegenüber verschwiegen bzw. sie werden tabuisiert. Auf der anderen Seite bekommen sie inzwischen INFOS über Kondome und Geschlechtskrankheiten. Das sagt doch alles ... Sie sollen dumm und naiv bleiben und "mitmachen", was so üblich ist, aber dabei eben nicht andere mit Krankheiten anstecken usw. Es ist allerdings gewiss nicht immer Böswilligkeit, wenn "alte Leute" über diese Themen nicht so genau mit jungen Leuten reden wollen, "alte Leute" mögen einfach nicht über Dinge so genau reden, bei denen bei ihnen vermutlich auch alles nicht so richtig gelaufen war und die schon lange vorbei sind. Und jetzt alles wieder "aufreißen"? Dann lieber eine "Pädagogik der Frömmigkeit und der Naivität" ... Dass sie damit geradezu dem Bösen zuarbeiten, wollen sie nicht wahr haben. Ich bin jetzt 77 Jahre alt und ich bin einmal so durchgegangen, mit wem ich über diese Themen reden konnte (natürlich nur, wenn ich gut war), und mit wem eher nicht, wem ich also offensichtlich "auf die Nerven ging". Ja, wenn junge Leute erst einmal wussten, worum es mir ging, dann lief das doch mit ihnen recht gut (und noch einmal: Ich war damals, als ich noch Lehrer war, längst nicht so gut!), doch mit den "alten Leuten" hatte ich eher Probleme (klar, nicht mit allen). Siehe hierzu meine Gedanken über Gandhi und Garcia-Márquez: http://basisreli.lima-city.de/gandhiundgarcia.htm. (Anm.: Inzwischen bin ich drei Jahre älter - und da sehe ich alles noch etwas krasser, siehe Buch 1 unter www.michael-preuschoff.de.) Übrigens: Wie die Sache der schönen Susanna nun genau ausging, lesen Sie bitte in der Bibel nach, es ist jedenfalls eine der ältesten Kriminalgeschichten in der Literatur, deren Kenntnis eigentlich zur Allgemeinbildung gehört. (Anmerkung: Sie ist nicht in allen Bibeln enthalten. Man mag ja viel gegen die katholische Kirche haben, doch in deren Bibeln ist sie enthalten, es gab also auch in dieser Kirche mal Leute, denen es darum ging, junge Leute "fit in der Moral" zu machen ... Doch müssen Sie nicht gleich eine katholische Bibel kaufen, Sie finden die Erzählung auch im Internet.) 34. Jesus und Prostituierte: Es wird heute unter Theologen allgemein akzeptiert, dass unter den Freundinnen von Jesus auch Prostituierte waren. Das mag wohl von der Zeit vor seiner Predigttätigkeit her rühren, als er als wandernder Häuserbauer zusammen mit seinem Vater und wahrscheinlich mit anderen Verwandten und Freunden in einem Bautrupp im Land unterwegs war. Und wie das so mit Wanderarbeitern ist, kommen sie nun einmal auch mit Prostituierten in Kontakt. Wie sich Jesus hier genau verhalten hat, wissen wir nicht, doch ist wahrscheinlich, dass er sich auf alle Fälle mit ihnen unterhalten hatte und dabei zu der Erkenntnis gekommen ist, dass sie zumeist oder auch fast immer sich ihren “Beruf” nicht freiwillig gesucht hatten, sondern dass sie oft genug direkt dazu erpresst wurden. Wie so etwas abläuft, vor allem wie die Vorgeschichte sein mag, die ja in der neutestamentlichen Erzählung in Johannes 8 nicht enthalten ist, wissen wir aus der Erzählung von der schönen Susanna im Anhang des Buchs Daniel (also Daniel 13), in der eine gottesfürchtige und keusche verheiratete Frau von zwei Ältesten zum Geschlechtsverkehr erpresst werden sollte. Die Ältesten missbrauchten das damalige Gesetz, nach dem eine Frau des Ehebruchs angeklagt und verurteilt werden konnte, wenn sie von mindestens zwei Zeugen auf frischer Tat ertappt worden war. Die beiden stellten die Frau also vor die Wahl, entweder mit ihnen zu schlafen oder sie zu verklagen, dass sie sie beobachtet hätten, wie sie mit einem jungen Mann, der nicht der ihre war, Geschlechtsverkehr hatte. Die Frau hatte Glück, dass die Geschichte schließlich für sie gut ausging, indem da ein zufällig anwesender Außenstehender den Fall neu aufrollen konnte und so die falschen Ankläger entlarvt wurden (und sie dieselbe Strafe bekamen, die sonst die Angeklagte bekommen hätte). Doch “normalerweise” dürfte das nicht so gut für eine angeklagte Frau ausgegangen sein, zumindest wenn sie erst einmal "auf dem Kicker" der entsprechenden Männer stand. Jedenfalls muss also dieser Häuserbauer Jesus solche Geschichten von den betroffenden Frauen erfahren haben, und er hatte gleich erkannt, dass es bei dem Fall der Sünderin nach Joh. 8 gar nicht um Moral ging, sondern dass man dieser Frau eine Falle gestellt hatte, um ihr und den anderen Frauen eine Lektion zu erteilen. Dies hatte ihn dann motiviert, sich entsprechend gegen solche kriminellen Praktiken gegen Frauen zu engagieren, indem er sie etwa öffentlich aufdeckte. Natürlich gefiel das den entsprechenden Kreisen überhaupt nicht. Siehe Hinweis 65. Wenn sich Jesus hier für eine echte Moral engagierte, dann das das Argument schlechthin, dass er ein gesunder und ethisch hochstehender Mann war: Er sah, dass etwas nicht in Ordnung ist und versuchte, alles in seiner Macht stehende zu tun, damit sich hier etwas ändert. Und jetzt eine persönliche Meinung von mir zu dem hier dargestellten Jesusbild: Ich denke doch, dass das so plausibel ist, dass es mehr als verwunderlich ist, dass es sonst von niemandem heute vertreten und noch nicht einmal von jemandem zur Diskussion gestellt wird. Das kann nur daran liegen, dass man entweder von der Wirklichkeit Jesu entfernt ist oder dass man dieses Jesusbild gar nicht sehen will, so wie vermutlich auch die "ehrenwerte Gesellschaft" zur Zeit Jesu das ja auch nicht wollte. Beides sind schon fast Beweise, dass dieses Jesusbild das richtige ist. Was sollte das denn auch, es ging ja sowieso "nur" um Frauen. 35. Studierstubengelehrte: Es gibt auch eine jüdische Jesusforschung, etwa von Pinchas Lapide, David Flusser, Schalom Ben Chorin, in der Jesus als typischer jüdischer Rabbiner in der Tradition auch sonstiger Rabbiner erkannt wird. Nur: Auch die genannten jüdischen Theologen sind allesamt typische Studierstubengelehrte, denn es ist eindeutig, dass Jesus sich mit Prostituierten zumindest unterhalten und daher vermutlich von deren Seite etwas über die Gesellschaft seiner Zeit erfahren hatte, doch davon ist auch bei diesen Theologen nirgends die Rede. Eine Überlegung "Jesus und Prostituierte" kommt bei diesen Theologen jedenfalls nicht vor. Natürlich gilt das, was ich hier sage, nur soweit ich deren Werke kenne. Doch ich denke, dass diese Überlegungen so wichtig wären, dass sie mir selbst beim flüchtigen Lesen schon aufgefallen wären. Doch wie gesagt, Fehlanzeige. Anders etwa das Werk "Umwelt des Urchristentums" von Walter Grundmann (Herausgeber), (Evangelische Verlagsanstalt, Ost-Berlin, 1966/1982). Zwar ist in diesem Werk von Prostituierten auch nicht die Rede, doch hier ist die Situation der Frau in der jüdischen Gesellschaft zur Zeit Jesu beschrieben. Und die ist durchaus erbärmlich, etwa: "Es gibt kaum Zeugnisse aus denen erkennbar ist, daß zwischen Mann und Frau eine Gemeinschaft des Verstehens und des Lebens besteht." (S. 177)
36. zum Film "Kids": Wenn Sie sich diesen Film einmal ansehen, dann achten Sie doch mal drauf, wie diese Darsy im Schwimmbad, in das die jungen Leute am späten Abend noch kurz vor ihrer Entjungferung durch Telly über den Zaun gestiegen sind, "natürlich" einen kompletten Bikini trägt, wie auch alle anderen jungen Leute in kompletten Badesachen sind. Fazit auch hier: Die Filmemacher haben gut beobachtet, die Sexualscham schützt vor gar nichts, sie ist eben kein Indiz für eine bewusste Moral, sie ist eben nur eine Scheinmoral!
37. Jesus als Bauunternehmer:
Hierzu eine dpa-Meldung (in der Zeit und DIE WELT vom 11.11.1997): Neue Erkenntnisse über sozialen Status von Jesus dpa Rom - Jesus von Nazareth war neuesten Forschungen zufolge nicht der Adoptivsohn eines armen Zimmermannes, sondern Sproß einer mittelständischen und wohlhabenden Familie. Joseph sei selbständiger Bauingenieur gewesen, Jesus selbst habe schreiben und lesen können, mehrere Sprachen gesprochen und habe vermutlich in seiner Heimat das griechische Theater besucht. Zu diesem Ergebnis kommt der Jesuit und Historiker an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, Giovanni Magnani (68), in seinem Buch „Jesu, Erbauer und Meister". Wie die römische Zeitung „II Messaggero" gestern schrieb, räumt das Buch mit der bisherigen „Ideologie des religiösen Pauperismus" radikal auf. Wie sein Vater sei auch Jesus gelernter Bauingenieur (Geometer) gewesen und habe gemeinsam mit Joseph zeitweise eine Werkstatt in Nazareth betrieben. (Anmerkung: „Pauperismus" = „Verarmung", „Verelendung") Kommentar: Ob Jesus nun ein Häuserbauer oder ein Geometer (Vermessungsingenieur) war, ist für unseren Zusammenhang wohl eher nebensächlich. Wichtig ist eben, dass er wohlhabend war und im ganzen Land herumkam und sein Arbeitsfeld also nicht nur auf eine kleine Werkstatt in Nazareth beschränkt war. 38. Geschäftsmodell (oder auch "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme"): Ich habe es nicht geglaubt, doch ich habe inzwischen die Erfahrung gemacht: Es wird zwar von Seiten der Kirchen gejammert und geklagt über die schlimme Zeit heute und dass sich gerade die jungen Menschen weder für Religion noch für Moral interessieren. Doch es ist nun einmal so: Die Moral der jungen Menschen interessiert gerade die Kirchen überhaupt nicht! Und ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe ja die Theologie der Kirchen studiert und verfolge auch, was heute so in der Theologie "läuft". Es ist nun einmal leider so: Wenn jemand Vorteile vom Leid seiner Mitmenschen hat, dann geht das zu Lasten seiner ethischen Empfindsamkeit. Er stumpft ab. Also gibt es irgendwann überhaupt kein wissenschaftliches Engagement, wie es kommt, dass junge Menschen so sind, wie sie sind, und schon gar keine wissenschaftlichen Anstrengungen, was man machen könnte, um hier etwas zu ändern. Für wissenschaftliche Anstrengungen müsste, wie das so ist, wenn es wissenschaftlich sein sollte, einiges oder sogar alles auf den Prüfstand gestellt werden, etwa inwieweit die Erziehung zum Frommsein oder die Erziehung zur Sexualscham "proproduktiv" ist, doch Fehlanzeige. Dabei wäre das doch alles gerade im Hinblick auf den Ursprung unserer Religion sehr wichtig, vor allem auch weil das, was Jesus wollte, ja mit Sicherheit keine Religion sein sollte, sondern eine neue Lebenseinstellung. Doch wie sagte mir einmal in indischer Freund: "religion is the biggest business" ("Religion ist das größte Geschäft"). Es ist nun einmal so: Die besseren Geschäfte kann man mit einer Religion machen und nicht mit einer Lebenseinstellung. Irgendwie ist das wie mit einer Autofabrik, die lieber fehleranfällige Autos herstellt, weil an der Reparatur mehr Geld verdient wird als an guten möglichst fehlerfreien Autos. Oder wenn Ärzte ihren Patienten bewusst keine Tipps geben, wie sie gesund leben können, weil sie an der Heilung von Krankheiten mehr Geld verdienen können als an gesunden Patienten. Wir würden solche Gesinnungen von Autoherstellern oder Ärzten als kriminell einstufen – doch wie ist das mit den Religionen? Siehe Hinweis 43 zur Beichte! Oder ist alles doch ganz anders: Könnten die Religionen nicht mit seriöser Arbeit am Ende noch viel mehr verdienen, wäre das also das bessere "Geschäftsmodell", einfach weil die Menschen, die die Fülle des Lebens haben, dankbar sind und weil sie daher unter Umständen sogar noch viel mehr freiwillig geben, als was gleichgültige Kirchen ihnen mit einer Zwangssteuer abknöpfen? Ich möchte dazu zum Problem "Religion, Tod und Jenseitserwartungen" aus dem Buch "Ohne Lüge leben" von Arno Plack (1976/1978) zitieren. Einerseits sieht der Philosoph Arno Plack (1930 - 2012) unsere Erziehung zur Leibfeindlichkeit, die ein bewusstes Leben weitgehend verhindert, sehr deutlich, andererseits ist sein Rezept, alles hemmungslos auszuleben (à la: "das eigene vitale Dasein in seiner Triebhaftigkeit wie in seiner zeitlichen Begrenzung zu bejahen"), gewiss auch nicht das "Gelbe vom Ei". Denn so wie er sich etwa das Ausleben vorstellt, werden weder das Problem der Sexualscham, noch das des Orgasmus gelöst. Das macht doch deutlich, dass das Ausleben der Sexualität à la Plack (und nach zahllosen anderen!) nicht unserer menschlichen Natur entspricht – und die Menschen letztlich dann doch wieder nach den Maschen "Im Alter werden die Huren fromm" oder "Als er kam ins Alter, sang er fromme Psalter" in die Arme der Religionen getrieben werden "als Kunden für deren Geschäftsmodell". So viel ich sehe, forschen die typischen Sexualwissenschaftler immer nur in Richtung "Veranlagung des Menschen zur Polygamie und ein Ausleben dieser Veranlagung", während ich den Menschen für durchaus monogam veranlagt halte und allerdings die jetzige Pädagogik dieser Veranlagung anzweifle. Ich denke, meine Vorschläge hierzu sind einfach besser. Schauen Sie sich trotzdem das Zitat von den Seiten 51 - 54 unter dem Titel "Den Tod nicht verdrängen" einmal an: "Der Erziehung zu unbefangener Sinnlichkeit kommt für das gesamte spätere Leben elementare Bedeutung zu. Wenn moralischer Rigorismus die Forderung stellt, auch den Todkranken über seine Situation nicht im Unklaren zu lassen, so ist dabei vergessen, dass ein seinem Leib entfremdetes Selbstbewusstsein auch die Konsequenz seiner Endlichkeit nicht anzunehmen bereit ist: weil unerfüllte Sehnsüchte bis zuletzt ein Weiterleben verlangen. Wir sind alle nicht in der Weise lust- und lebensbejahend erzogen, dass wir den Tod als vorgegebene Bedingung des Lebens akzeptieren könnten. Wir verdrängen den Tod, wie wir die Sexualität verdrängen: Die doppelte Verdrängung erspart uns ein waches Bewusstsein der Flüchtigkeit des eigenen Daseins. Sexualität meint tendenziell Fortpflanzung; sie weist auf kommende Generationen. Todesverdrängung und Sexualverdrängung schließen so sich zusammen zur Verdrängung der Endlichkeit des eigenen Daseins. Was uns hindert, sie zu ertragen, ist ein Defizit an empfangener Liebe. Die Gelassenheit, die von lustvoller Einstimmung ins vitale Dasein sich hätte bilden können, müssen wir durch »Haltung« ersetzen. Schaudernd kommen wir nicht mehr zu einem unverkrampften Ja. Angst vor dem Tod wie die Neigung, ihn zu verdrängen, müssen zunehmen in einer Gesellschaft, in der das Individuum sich mit seinen Hoffnungen und Erwartungen weithin auf sich selbst gestellt findet, wo einer des anderen Konkurrent ist. Da wird der Einzelne zum Vereinzelten, er kann kein Wir-Bewusstsein entwickeln, das hoffen, befürchten und planen ließe gemäß den Notwendigkeiten einer größeren Gemeinschaft. Selbst wer für das Ganze des Staates Sorge zu tragen hat, denkt selten über die Zeit seiner eigenen Laufbahn hinaus. »Nach uns die Sintflut« ist, bewusst oder unbewusst, das Prinzip, nach dem Energieprobleme und Umweltgefahren behandelt werden. Familienegoismus ist, Ausnahmen abgerechnet, das Äußerste, was die Sorge um sich selber übersteigt. Doch in den Kindern liebt man nur sich selbst, sein »eigen Fleisch und Blut«, wie es verräterisch heißt. In ihnen sucht, wer nicht mehr an ein Jenseits zu glauben vermag, sich ein Fortleben zu imaginieren. Der geheime Bezugspunkt aller Fürsorge aber bleibt das eigene Ich. In tyrannischer Fürsorge für die eigene Familie wird nur die eigene Todesangst verdrängt. Religiöse Einstellung, die sich dem Animismus (Anm.: so werden üblicherweise die Religionen der "Naturmenschen" genannt, die außerhalb unserer Zivilisationen leben) nähert, erleichtert noch die Verdrängung des Todes. Wer an ein individuelles Fortleben nach dem Tode glaubt, der braucht die Einmaligkeit seines Lebens, jedweden Lebens, und die Endgültigkeit des Abschieds im Sterben nicht so ganz ernstzunehmen. Es gibt eine Oberflächlichkeit aus »Religiosität«. Den Tod als reale Möglichkeit erst recht verdrängen muss ein Mensch, der nicht mehr religiös genug ist, um an ein jenseitiges Leben zu glauben, aber noch nicht sittlich frei genug wurde, jeden gesunden Tag lustvoll zu erleben. Ohne Lüge leben, das hieße zuletzt: das eigene vitale Dasein in seiner Triebhaftigkeit wie in seiner zeitlichen Begrenzung zu bejahen. Aber das kann der unzärtlich Erzogene sich nicht willentlich als tapfere Haltung aufsetzen. Es ist von niemandem zu erwarten, dass er ausgerechnet die Schattenseite der Leibbejahung verwirklicht. Nur wer die Freuden des Leibes unbefangen zu genießen wagte, kann zuletzt ohne die Lüge irrealen Trostes auskommen....... Ein illusionsloses Verhältnis zur Endlichkeit des Lebens ist möglich, aber nicht für Menschen, die nie in unbefangener Weise zu leben erlernten, denen man das mit »Sittenstrenge« verwehrt hat. Ein solches Leben ist Leiden schon in gesunden Tagen: Leiden an der eigenen, scheinbar »überschüssigen« Vitalität. Die Theorie vom »konstitutionellen Antriebsüberschuss« des Menschen hat aber nur in einer Kultur sich herausbilden können, die ein »Sich-Ausleben« moralisch verpönt. Wer solcher Wertung scheu sich fügt, muss darüber einen vitalen Unmut entwickeln, der ihm das Leben selber als wenig lebenswert erscheinen lässt. Unbewusst schwelt aber die Erwartung eines volleren, freieren Lebens. So kommt es, dass Lebensüberdruss, Selbstmordneigung und Angst vor dem Tode, Hoffnung auf ein ewiges Leben, in einem Menschen, widersprüchlich genug, zusammengehen. Jenseitserwartung löst diese Paradoxie, die doch dem verquälten Leben entstammt, indem sie einen fiktiven Punkt außerhalb des Daseins bezieht. Aber sie erlöst damit nicht von dem Leiden, das allem Glauben zum Trotz sich durchhält und vielfältig körperlich ausformt. In den sogenannten psychosomatischen Krankheiten bringt der Körper gegen die Grundlüge unserer Kultur sich zur Geltung: gegen den Glauben, dass der Mensch seine Begierden gefahr- und folgenlos vernachlässigen könne." 39. Reisebericht „in die Hölle“: siehe http://ermland.lima-city.de/hoelle/hoelle.htm
40.
Auszug aus dem Ritus der confirmatio vor
der Reform (aus: Die Feier der
Firmung, lat.-dt. Ausgabe für den
liturgischen Gebrauch, Trier 1966): "Spiritus
Sanctus superveniat in vos et virtus
Altissimi custodiat vos a peccatis...
Oremus. Omnipotens sempiterne Deus, qui
regenerare dignatus es hos famulos tuos …
ex aqua et Spiritu Sanctu quique dedisti
eis remissionen omnium psccatorum (Anm.:
Übersetzt im deutschen Text mit "Schuld"):
emitte in eos ... septiformem Spiritum
tuum Sanctum Paraclitum de caelis. R.
Amen. Spiritum sapientiae et intellectus.
R. Amen. Spiritum consilii et
fortitudinis. R. Amen. Spiritum scientiae
et pietatis. R. Amen. Adimple
eos...Spiritu timoris tui, et consigna eos
… sogno Cru+cis Christi, in vitam
propitiatus arternam. Per Christum,
Dominum nostrum. R. Amen. Deutsch unter Hinweis 103 mit Erklärungen.
41. "Frühsexualisierungshysterie": Was heißt überhaupt "Frühsexualisierung"? Für manche ist schon schädliche "Frühsexualisierung", wenn Kinder wissen, dass Babys durch Geschlechtsverkehr gezeugt werden, also muss dieses Wissen bei Kindern verhindert werden. Dabei wird vergessen, dass dieses Wissen sich schon unter Kindern herumspricht, sobald einige Kinder dieses Wissen haben, und dass man von daher dieses Wissen also gar nicht verhindern kann. Andererseits ist dieses Wissen einfach notwendig, wenn das Erziehungsziel eine echte Monogamie sein soll, damit die Kinder überhaupt eine reelle Vorstellung davon bekommen, was "Sexualmoral" ist und sie sich somit einrichten können, was sie tun und was sie besser nicht tun können. Siehe auch Hinweis 147, zu was fehlendes konkretes Wissen führen kann, und Hinweis 45 "Entsetzen eines Geistlichen" und 48 "wie es richtig geht". Im Übrigen: Heute wissen alle Kinder bei uns, wie Kinder "entstehen", und ganz offensichtlich erfahren sie durch dieses Wissen keine Traumata. Was allerdings immer noch fehlt, ist ein Konzept über ethisches Verhalten vor dem Hintergrund dieses Wissens, also wie verhält man sich in der Praxis des Lebens? Das ist das Anliegen dieses "Glaubenskonzepts", um es einmal so zu nennen. 42. Zur "Atlantiktaufe" durch den Vater: Das Problem ist doch immer, wie ein junger Mensch herausfindet, ob der Freund, den er sich "ausgeguckt" hat, auch ehrlich ist oder alles nur mitmacht, damit er gewonnen werden kann. Ich denke, eine Methode ist hier, dass man sich auch in der Familie über die Themen, die hier angesprochen sind, gemeinsam unterhält. Und warum nicht auch einmal gemeinsam, also mit der ganzen Familie und auch mit dem neuen möglichen Familienmitglied in eine Sauna gehen oder auch an einen "entsprechenden Strand" gehen? Macht dieses "neue Familienmitglied" gerne mit – oder passt das alles irgendwie doch nicht? Ich hatte von einem solchen "freien Aufenthalt am Strand" natürlich dem Mädchen in der "Vorbereitungsphase" geschrieben, also längst bevor sie zu mir kam und auch, dass sie mir zusichern müsste, dass es dabei mitmachte. Denn ich würde mich hier auf gar nichts anderes einlassen, weil ich schon wüsste, worauf das sonst hinausläuft. Die Erfahrung ist doch, dass man ein Mädchen nicht zurückhalten kann, wenn es erst einmal so eine Verliebheit im Kopf hat und keine Alternative zum Sex kennt, Was habe ich hier schon selbst alles erlebt, etwa mit den Töchtern von Bekannten! Wie standen die zuerst "hochmoralisch" über all diesen "Problemen" und wussten alles besser, und hinterher war alles doch immer nur "wieder dasselbe"! (Siehe Hinweis 77 "von ihren Gefühlen überrumpelt".) Ja, da habe ich nun nach einem anderen Weg gesucht, weil ich denke, dass es den geben müsste. Sie könne sich ja mit ihren Eltern über meinen Ansatz unterhalten. Und, so erzählte die junge Frau mir später, das hätte sie auch getan. Ihr Vater hätte sich daraufhin bei einem Bekannten herumgehört, der mal in Europa war, was das für Leute sind, die an "solche Strände" gehen. Und dessen Antwort: "Das macht eher die Oberschicht." Na also ... Und es ist nun auch nicht so, dass diese "Oberschicht" nur abgehobene Leute sind, die mit den "Normalmenschen" nichts zu tun haben. Mitnichten. Es muss wohl Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrunderts gewesen sein, als in der Kölner Kirchenzeitung ein Interview mit dem Pfarrer der nördlichsten katholischen Gemeinde Deutschlands war, also dem Pfarrer von Sylt. Irgendwie war er ein Original, "jeder kannte ihn", ich habe seinen Namen im Internet gefunden, Pfarrer Bellmann. Er wurde in dem Interview unter anderem gefragt, wie das denn mit den Badegästen sei, die dort auf den "Naturstrand" gingen, also "textilfrei". Und der Pfarrer: "Da sei zu den anderen Badegästen kein Unterschied, das sind genauso Familien wie die, die nicht zu diesen Stränden gingen und die würden genauso zu den Gottesdiensten kommen – oder auch nicht." (Anmerkung: Möglicherweise erzählen die Eltern in diesen Familien ihren Kindern Ähnliches wie ich?) Natürlich, die typischen "Bedenkenträger" werden Bedenken gegen diese "Taufe" eines Vaters einer eigenen Tochter haben, weil sie sich so eine unbefangene Nacktheit zwischen Vater und Tochter kaum vorstellen können und weil es also ihrer Meinung nach auf diese Weise leicht zu inzestuösen Beziehungen kommen könnte. Ich denke, ich kann hier Entwarnung geben: Denn durch einen unbefangenen Umgang von Vater und Tochter von Kind an (der muss natürlich da sein!) entsteht ein ausgesprochenes Vater-Tochter-Gefühl, das inzestuöse Beziehungen einfach unmöglich macht, weil die Natur nun einmal nicht will, dass Vater und Tochter miteinander Kinder zeugen und also Sex haben. Das Problem hier ist, dass Mütter, die selbst einmal von ihren Vätern missbraucht wurden, nun größte Angst haben, dass ihren Töchtern irgendwann dasselbe mit ihrem Vater, also mit ihrem Mann passiert, und sie daher argwöhnisch darauf achten, dass Mann und Tochter nicht zu nahe besammen oder auch nicht unbeaufsichtigt alleine sind. Doch damit stören sie die Bildung einer natürlichen Vater-Tochter-Beziehung, und wenn die Tochter dann alt genug und also auch fraulich-attraktiv ist, kommt es bei Gelegenheit dann möglicherweise zu "Beziehungen". Die Mütter sehen sich nun in ihren Ängsten bestätigt, dass "alle Männer so sind". Dass sie es selbst waren, die durch ihre Ängste die inzestuösen Beziehungen direkt verursacht haben, wollen sie natürlich nicht wahr haben. Und das Ergebnis dieses "pädagogischen Verfahrens"? Ich kann nur sagen, äußerst positiv. Wenn ich denke, wie "grün und unreif" ich in dem Alter war, in dem meine Tochter damals war, so ist da ein gewaltiger Unterschied. Kurz mein Resümee: Sie hat ihr Leben in die Hand genommen, sie wusste, was sie wollte, sie war offen, sie war irgendwie reif. Irgendwie hat sie gesehen, was wirkliche Moral ist und welche Vorteile die hat, und was nur eine im Grunde lächerliche Scheinmoral ist, wie sie ihre Kameradinnen im Kopf haben und diese also auch leben. Das führte offensichtlich dann bei ihr auch zu einer Ausstrahlung, aufgrund der sich die sogenannten Casanovas oder auch Don Juans gar nicht erst an sie heran trauten. Dabei war sie keinesfalls altklug und hochnäsig, sondern eher kindlich-offen. Natürlich, vielleicht lag das nicht nur an "meiner Erziehung", sicher aber auch, zumindest dürfte diese Erziehung einer vorhandenen eigenen Einstellung nicht geschadet, sondern diese eher noch gefördert haben. Und das ist bis heute so geblieben. Noch ein Hinweis zur Rolle der Väter bei der Erziehung gerade auch der Töchter: Mein Professor Wilhelm Heinen, in Münster 1956-1974, vertrat die Theorie, dass Väter hier besondes wichtig sind. Und dass die schlimme moralische Lage heute daran liegt, weil die Väter keine wirklich starken Väter sind und also auch nicht die ihnen aufgegebene Vaterrolle richtig wahrnehmen – und eben versagen. (Dabei könnten auch sie noch ihren riesigen Spaß bei einer solchen Erziehung haben, denn welcher Vater macht das, von dem ich hier rede, denn nicht gern mit seiner über alles geliebten Tochter!) Wir Studenten schmunzelten oft über manche skurillen Thesen dieses Professors, doch wo er Recht hatte, hatte er nun einmal Recht – nur leider sah er das nicht so "konkret"! Dafür war er nun einmal leider zu eng, um es vorsichtig auszudrücken. Ich möchte hier auch einmal auf das Problem "Kinderkrippe" zu sprechen kommen. Gerade von konservativer Seite wird ja Eltern und besonders auch Müttern Angst gemacht, dass es verantwortungslos sei, wenn sie ihr Kind schon etwa ein Jahr nach der Geburt, also wenn der Mutterschaftsurlaub vorbei ist, in eine Kinderkrippe geben. Sicher, das Ideale ist das vielleicht nicht, doch Mütter sind eben auch Frauen und haben als solche oft mit viel Mühe und Engagement einen Beruf erlernt und möchten den natürlich auch ausüben. Also müssen sie ihr Kind wohl oder übel in eine Kinderkrippe geben. Ich denke nun, so schlimm ist das auch nicht für die Entwicklung des Kindes, nicht zuletzt gibt es in der Kinderkrippe ja auch den Vorteil, dass das Kind mit anderen Kindern zusammen ist und zwangsläufig soziales Verhalten wie unter Geschwistern lernt. Für die Eltern bleiben in der krippenfreien Zeit und insbesonders also auch in den Ferien jede Menge Gelegenheiten, ihren Kindern "ganz besondere Endorphinerlebnisse" zu vermitteln, die die wichtigsten Entscheidungen des jungen Menschen nicht nur so eben beeinflussen, sondern regelrecht steuern. Damit sind die Eltern im Endeffekt für das Kind bedeutungsvoller als noch so liebe und fürsorgliche "Krippenmütter". Die Frage stellt sich hier, ob ein Mädchen "für das alles" wirklich einen eigenen konkreten Vater braucht, oder ob es nicht auch das Konzept eines Vaters, wenn es nur genügend praxisnah-konkret ist wie dieses hier, genauso tut? Ich hoffe doch, dass das möglich ist, wenn ich auch solchen Mädchen empfehlen würde, sich einen "solchen (Ersatz-) Vater" zu suchen. Denn ich kann mir das nicht so recht vorstellen, dass Endorphine auch ohne eine entsprechende Praxis gebildet werden können ... Hier wurde besonders auf die Beziehung Vater - Tochter eingegangen. Und die Jungen? Für die ist also die Erziehung zu Ritterlichkeit und Respekt vor der Ehre der Mädchen angesagt. Doch was hilft diese ganze schöne Erziehung, wenn Ritterlichkeit und Respekt nachher von den Mädchen gar nicht "nachgefragt" werden, siehe Hinweis 2? Und siehe auch die Sketche von Volker Pispers über den "Softiemacho". Wichtig ist also schon eine gemeinsame (Moral-) Erziehung von Mädchen und Jungen, damit die (Moral-) Erziehung von Jungen schließlich nicht ins Leere läuft. 43.
Beichte als Feedback: Ich zitiere
hier einmal aus der Zeitung "Die Welt" vom
16.11.2017, S. 28 "Wissen" mit kleinen
Veränderungen, also statt der Wörter
"Krankenhäuser", "Gesundheitsberufen" und
"zwischen Ärzten und Pflegekräften" nun die
Wörter "Religionen", "Religionsberufen" und
"Priester und Laien". Also hier der "neue"
Text: "Religionen verstehen sich
traditionell nicht als lernende
Organisationen, die aus Fehlern und
Beinahe-Katastrophen Verbesserungen für die
Zukunft ableiten. Die Luftfahrt hat das
konsequent gemacht und ist dadurch viel
sicherer geworden. In klassischen
hierarchischen Systemen geht die Energie
aber nicht in Fehlervermeidung, sondern in
Angst und Druck, dass Fehler möglichst nicht
publik werden. Dann kann auch niemand etwas
daraus lernen. Ein weiteres Problem besteht
darin, dass in Religionsberufen ein geradezu
idiotisches Gefälle existiert, gerade
zwischen Priestern und Laien." 44. "Vernunft spielt keine Rolle" - hier die Regensburger Rede von Papst Benedikt:
45. Entsetzen dieses Geistlichen über die Frühsexualisierung: Siehe auch Hinweis 39. Ich denke, dass bei ihm typisches magisches Denken vorlag, so wie auch im Mittelalter und später zum Hexenwahn: Man muss nur gut genug beten, dann wird Gott schon alles auf wundersame Weise regeln. Viel mehr kann man nun einmal nicht machen. Doch letztlich ist das magisches Denken! Dass magisches Denken nicht auf "alte Zeiten" beschränkt ist, beweisen die Geschichten der Ärzte Edward Jenner (1749 - 1823), der die Pockenschutzimpfung entdeckt hatte, und Ignaz Semmelweis (1818 - 1865), der die Ursache des Kindbettfiebers und eine einfache aber wirkungsvolle Gegenmaßnahme heraus fand. Beide kamen gegen das magische Denken selbst größter wissenschaftlicher Kapazitäten ihrer Zeit nicht oder nur kaum an, obwohl sie eigentlich überzeugende Beweise aus der Praxis vorlegen konnten. Zum
magischen Denken: Der Schweizer Autor Luc
Bürgin schreibt in seinem Buch "Irrtümer der
Wissenschaft", dass sich 1855 in Wien ein
angesehener Professor die Mühe gemacht
hatte, Dutzende damals in der Fachwelt
kursierende Hypothesen über den Ursprung des
Kindbettfiebers zusammenzustellen. Wir
finden dort haarsträubende
Erklärungsversuche wie "Gefühlswallungen",
"Diätfehler", "das lange Dursten", "zu warme
Räume" usw., irgendwie war das alles
magisch. Nur Semmelweis durfte mit seiner
Theorie, dass es nämlich die Ärzte selbst
sind, die es verursachen, weil sie sich nach
Leichensezierungen nicht richtig die Hände
waschen, nicht recht haben! Zum "Problem Frühsexualisierung": Selbst wenn dieser Geistliche recht hätte mit seinem Vorbehalt zur frühzeitigen Information junger Menschen über die Dinge der Sexualität, insbesondere wie sie heute schon in der Schule geschieht, so bedeutet das keinesfalls im Sinn "hoher Moral" "Hals- und Beinbruch". Mein Eindruck vom Umgang mit jungen Leuten her ist nämlich, dass es gerade durch die "moderne Sexualaufklärung" zu einem unerwarteten Nebeneffekt kommt. Denn keinesfalls alle der jungen Leute sind damit glücklich, was hier auch "von oben" als normal angesehen und daher auch direkt empfohlen wird. Dass sie also erst einmal mehrere Intimpartner "durchprobieren" sollen <oder gar müssen>, bis man <oder vor allem frau> beim "Richtigen" landet. Gerade Mädchen empfinden das bisweilen als Zumutung, sollen sie also bei ihrer Partnersuche zuerst einmal Gratisprostituierte sein? Doch wie sollen sie es denn anders machen? Oft kommen diese Empfehlungen ja auch noch direkt von den Eltern – und gerade auch von den Müttern. Hier wäre doch die Aufgabe einer Kirche, die sich am historischen Jesus orientiert und sich für eine "echte Sexualmoral" engagiert, ein plausibles und attraktives Konzept anzubieten, doch leider bisher Fehlanzeige. Ich höre jetzt förmlich den Einwand der typischen "Bedenkenträger", dass die Chancen der Kirche hier unrealistisch sind, weil sie sowieso nicht alle jungen Leute erreichen kann. Doch stellt sich die Frage: "Müssen denn überhaupt alle erreicht werden?" Doch wohl nicht! Denn wenn es um wirklich attraktive Ideen geht, dann reichen doch erst mal nur wenige, die darauf ansprechen – und deren positive Erfahrungen werden sich dann bei anderen schon herumsprechen. Junge Leute sind übrigens gerade hier wohl die besten Werbemedien ... 46. Zu
meinem Beruf vor dem Studium der
Theologie: Irgendwann hatte ich in
einer katholischen Zeitung gelesen, dass
echte Monogamie und echter Monotheismus
zusammen gehören. Das heißt also, dass der
echte Monotheismus abhängig ist von der
echten Monogamie. Wenn man also den echten
Monoteismus will, muss man sich um die echte
Monogamie kümmern. Kommt es dann zum echten
Monotheismus kommt, gut, und wenn nicht,
auch gut. Denn dann hat sich das Problem der
Religionen sowieso erledigt. Zum Schluss noch etwas zum Thema, welche Religion die beste ist! Eine ältere Dame erzählte mir dazu einmal eine Begebenheit aus ihrem kindlichen Religionsunterricht, den der Pfarrer gehalten hatte, der muss wohl so um 1950 herum gewesen sein. Der Pfarrer hatte also erzählt, dass die christliche Religion und hier besonders die katholische, die einzige wahre Religion sei. Da hätte sie sich gemeldet und gesagt, dass das mit der "einzig wahren Religion" ja die Priester oder die entsprechenden Leute in den anderen Religionen doch wohl auch ihren Gläubigen erzählen würden. Ja, woran könne man denn nun erkennen, welches die wirklich wahre Religion sei? Da sei der Pfarrer also ausgeflippt und hätte geschimpft, dass das Problem heute sei, dass schon Kinder nicht mehr gläubig seien. Doch ich denke, dass die Frage dieses damaligen Kindes gar nicht so dumm war. Es gibt bekanntlich auch gar keine dummen Fragen, es gibt allenfalls dumme Antworten – und die Antwort des Pfarrers war doch nur dumm, intelligent war sie jedenfalls auf keinen Fall. Er war doch einer intelligenten Frage einfach nur ausgewichen. Um nun die Frage dieses jungen Mädchens einmal ernst zu nehmen: Woran erkennt man denn nun, welches die wirklich wahre Religion ist? Jesus gibt hier jedenfalls eine sehr praktische Antwort: "An ihren Früchten werdet Ihr sie erkennen!" Das könnte also heißen: Irgendwelche Geschichten und Theorien - auch von und über Gott - kann schließlich jeder erzählen und auch mit angeblich allen möglichen mehr oder weniger intelligenten Beweisen aus Worten, Papier ist schließlich geduldig. Doch die eigentlichen wirklichen Beweise liegen immer nur in der Praxis: Dass also das, was eine Religion in der Praxis anpackt, auch nachprüfbar sein und funktionieren muss! Doch darum drücken sich eigentlich alle Religionen. Ja, was würde ich heute diesem Mädchen sagen? Ich denke, heute ginge das, ihm behutsam zu erklären, was ich in diesem Text geschrieben habe. Und dann sagen: "Diejenige Religion ist die wahre, die dich und auch die übrigen Menschen am besten auf das Leben vorbereitet, so dass du wirklich Mensch sein kannst und das Leben in der Fülle leben kannst."
48. "Mit Sicherheit sehr motiviert für solche Gespräche" bzw. "statt der Erstkommunion" und "gleich die richtige Moral erzählen": Ja, auch hier habe ich meine Erfahrungen! Und zwar sollte ich einmal vor über vierzig Jahren, also als ich gerade mit meinem Berufsschulunterricht anfing, in einer kleinen Gemeinde den Erstkommunionsunterricht machen vor sechs Mädchen und zwei Jungen. Ich war damals noch sehr traditionell, doch belügen wollte ich die Kinder auf keinen Fall, und eine Vorbereitung aufs Leben mit einer Überwindung des Machismo sollte der Unterricht für die Kinder schon sein. Sie kennen inzwischen meine Einstellung: Sexueller Missbrauch von Kindern ist etwas Verbrecherisches, doch Kinder dumm und naiv zu lassen oder gar noch zu belügen, so dass sie zu ihrer Kinderzeit oder auch später bei Gelegenheit in solche Missbrauchserfahrungen hineinschlittern können (siehe etwa Hinweis 16), ist für mich genauso kriminell. Vor allem sollten die Kinder auch wissen, was die weißen Kleider der Mädchen zur Erstkommunion mit ihrer Unschuld zu tun haben. Klar, ich musste hier vorsichtig vorgehen, um die Kinder nicht unnötig zu verwirren. Also las ich ihnen die Geschichte von einem Mädchen vor, in der es um seine innere Flucht aus einer sehr engen Familie, um eine Freundschaft mit einem Jungen und schließlich um eine Abtreibung ging. Natürlich erklärte ich auch, was passiert war, so dass es zu der Schwangerschaft kam. Die Kinder brauchten natürlich "ein paar Sekunden" mehr Zeit, um "auf die Reihe zu kriegen", von was ich redete. Ich hörte und sah geradezu, wie die Gehirnzellen der Kinder heiß liefen und sie Zusammenhänge erkannten, die sie offensichtlich bisher so noch nie gesehen hatten. Doch dann war es, als ob ich ein Fass aufgemacht hätte: Was da alles an Fragen vor allem von den Mädchen kam! Und als die Stunde zu Ende war und das Pfarrheim abgeschlossen wurde, saßen einige der Mädchen auch noch mit mir in meinem Auto auf dem Parkplatz vor dem Pfarrheim und wollten mit mir weiter "quatschen" (das war ihr Wort). Auch freuten sie sich offensichtlich auf die nächste Stunde: "Quatschen wir dann wieder?!". Meine Intention dabei war immer die "echte Monogamie" von der Vernunft her (so würde ich das heute sagen) und wie Jesus uns hier helfen will, dass wir alles richtig machen. Hier passte auch der Hinweis auf die Stärkung mit der Kommunion, auch um den Kindern keine Ängste vor der Realität aufkommen zu lassen. Natürlich, man kann diese Stärkung auch als Placeboeffekt abtun, doch wenn er doch hilft? Was soll´s? Ich denke, damit kam ich den jungen Leuten offensichtlich sehr entgegen. Klar, ich war noch nicht so weit wie heute, das Problem "Unschuld und Nacktheit", als Zeichen der Befreiung von der Erbsünde, hatte ich etwa überhaupt nicht angesprochen, es kam dazu auch keine Frage. Doch ich wette, wenn, auch damit wäre ich angekommen! Es gab auch eine Reaktion von zwei Müttern, und zwar von denen der Jungen und einzeln. Die holten also ihre Jungen ab, und ich wollte ihnen erklären, was ich mache und was so meine Intention sei. Doch sie wehrten ab: "Lassen Sie mal, es ist schon gut, wie Sie das machen." Also hatten die Kinder etwas zu Hause erzählt, und die Mütter waren einverstanden und wollten nur einmal sehen, was für ein Typ das war, der versuchte, "so etwas" ihren Sprösslingen beizubringen. Nur der Pfarrer war überhaupt nicht einverstanden, der wollte das Übliche .... Daher kam es leider auch nicht zu einer Firmvorbereitung, die ich auch noch im Sinn hatte. Siehe im Text unter Punkt 6. Doch ich denke, so wie ich das damals machte, lag ich richtig: Das Alter der Kinder stimmte, es war im Gruppenrahmen, es war der richtige Anlass, so dass den Kindern auch gleich eine ethische Wertung und eine Hilfszusage gegeben werden konnte, und es stimmte offensichtlich auch das "Dreiecksverhältnis" Eltern – Lehrer – Kinder. Warum habe ich nur solche Schwierigkeiten, andere zu überzeugen, auch so vorzugehen? Stattdessen lassen wir uns die Butter vom Brot von irgendwelchen völlig unmenschlich-ideologieversessenen Ideologen nehmen ... Und dafür wie gut man mit Kindern über den Unterschied "Gebrauch und Missbrauch der Sexualität reden kann, habe ich auch noch eine andere Erfahrung von einem Gespräch mit einem etwa 11-jährigen Mädchen:. Ich wollte der Mutter, einer Bekannten, die viele meiner „schriftlichen Versuche“ kannte, einfach mal „vorführen“, dass man Kindern nicht immer nur diese üblichen Kinder- oder Wundergeschichten der Bibel erzählen muss (sie also verdummen muss – mit einer Paulusideologie, den Zusammenhang mit „Paulus“ sah ich damals allerdings noch nicht), sondern ihnen auch mit realistischen Begebenheiten kommen kann und wie Kinder hier sehr verständig und intelligent reagieren und dass sie das auch interessiert. Also habe ich dem Kind die Geschichte von der schönen Susanna erzählt, wie die von zwei Männern erpresst wurde nach dem damaligen „Erpressungs-Verfahren“ („entweder du machst Sex mit uns oder wir zeigen dich an, dass wir dich beim Sex mit einem jungen Mann ertappt hätten, dann wirst du hingerichtet“), schließlich wissen Kinder ja auch heute, was Geschlechtsverkehr ist und können also den springenden Punkt solcher Geschichten endlich einmal richtig verstehen. Der Kommentar des Mädchens: „Da habe ich aber Glück, dass ich nicht damals gelebt habe...“ Sehen Sie, lieber Leser, dieses Kind hatte den Ernst der Situation voll erkannt und es konnte sich offensichtlich in die Lage der Frau hineinversetzen. Doch etwa alle (erwachsenen) Kirchen- und Medienleuten, denen ich die Geschichte vorlegte, interessiert das offensichtlich gar nicht. Haben diese denn für Frauen keine Empathie, ist diese heutige angebliche Frauenfreundlichkeit "an allen Ecken und Enden" am Ende nur Heuchelei? Heute würde ich dem Mädchen also auch noch weiter sagen, dass sein Glück auch heute noch niemanden interessiert, denn die Grundeinstellung zu Frauen ist immer noch dieselbe wie zur Zeit der Susanna und zur Zeit Jesu: Nur läuft das heute natürlich etwas anders, ich habe das in dem Text „Der Kriminalfall ...“ beschrieben. Im Endeffekt sind wir heute noch genauso frauenfeindlich wie die Menschen damals, es äußert sich nur anders. Die meisten Menschen, egal ob männlich oder weiblich, haben offensichtlich im Kopf, dass alle Frauen sowieso Prostituierte sind und man braucht daher kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn mal eine noch einen Schubs „in dieser Richtung“ dazu bekommt. Oder wie soll ich die allgemeine Empathielosigkeit hier anders interpretieren als Frauenverachtung? Jedenfalls kann man heute sehr gut mit Kindern über richtige und falsche Moral reden und damit auch über das Engagement des wirklichen Jesus, und weil sie heute wissen, was Geschlechtsverkehr ist, machen sie auch mit, weil sie das schlichtweg interessiert. Und warum wird das nicht gemacht, warum werden jungen Menschen immer noch diese typischen religiösen Märchen und Phrasen erzählt? Die einzig plausible Begründung, die ich hier inzwischen habe, ist die, dass man gar nicht will, dass Mädchen ihre weibliche Moral mit Freude bewusst leben können. Eine für Theologen eher peinliche Begründung für die "schlechte (Sexual-)Moral" ist die These des Kirchenvaters Augustinus, dass der Mensch von Kind an zur "Sünde" angelegt ist und dass er die Gnade des christlichen Glaubens braucht, um wenigstens einigermaßen von dieser Sündhaftigkeit frei zu werden. Denn wenn er von Natur zur "hohen Moral" veranlagt wäre (was ich ja behaupte), dann würde er das doch auch von alleine tun ohne jede weitere "Nachhilfe", etwa durch geeignete Information. Doch offensichtlich praktiziert er die "hohe Moral" ja nicht von alleine, also ist er auch nicht zu ihr "veranlagt". Eine merkwürdige Logik, siehe hierzu Hinweis 7 zum Thema "Veranlagung".
49. "Jesus und die echte Monogamie" (zu Seite 21): Wir haben heute, auch in den Kirchen, das "römische Ehemodell", um es einmal so zu sagen. Danach sind diejenigen miteinander verheiratet, die ihre Ehe vor dem "Zensor" oder heute eben vor dem Standesamt registrieren ließen oder kirchlich geheiratet haben. Bei den Juden zur Zeit Jesu war das etwas anders. Ich zitiere aus "Umwelt des Urchristentums", Johannes Leipoldt und Walter Grundmann, Berlin (Ost), 6/1982, S. 176: "Der Mann erwirbt sich seine Frau. Die Erwerbung steht in Parallele zum Erwerb eines Sklaven: `Die Frau wird erworben durch Geld, Urkunde und Beischlaf ... der heidnische Sklave wird erworben durch Geld, Urkunde und Besitzergreifung (d.h. durch den ersten Dienst, den er seinem Herrn tut)´". Der Beischlaf ist also bei den Juden das Zeichen von Ehe schlechthin, Beischlaf außerhalb der Ehe gilt als Götzendienst. Insofern sind Prostituierte "Ehebrecherinnen", weil sie eben immer wieder neue Ehen anfangen, die sie dann wieder "(ab-)brechen". Daraus ergibt sich, dass auch Jesus diesen Zusammenhang von Ehe und echter Monogamie sah. Nachfolge Jesu heißt also auch, von den Ehevorstellungen Jesu auszugehen. Und ich denke, das ist möglich, sie in unsere Zeit zu übertragen – wenn auch zumindest im Hinblick auf ein Konzept für die Zukunft.
50. "Dass die Mädchen das jeweils andere machen!" oder auch: Scheinmoral und hohe Moral der echten Monogamie (zum Gespräch mit der Schülerinnenmutter auf Seite 12): Für mich war diese Mutter mal realistisch und aufgeschlossen, doch viele Erwachsene und durchaus auch Eltern haben hier fürchterliche Ängste. Ein Vater sagte mir einmal, dass es auch nicht so schlimm wäre, wenn seine Tochter mal eine enttäuschende Erfahrung hätte, doch dass sie "nackt irgendwo auf dem Präsentierteller" stünde, dagegen hätte er schon was. Ich habe ihn später einmal auf seine Meinung mit der "enttäuschenden Erfahrung" angesprochen, dass es ihm also egal sei, wenn seine Tochter einmal von einem Idioten gevögelt würde. Doch daran, dass er diese Auffassung mal hätte, konnte er sich nicht erinnern. Natürlich hatte er so etwas nicht gesagt, wenn man das so deutlich ausdrückt, was Sache ist, und nicht nur immer euphemistisch um den heißen Brei herumredet. Und wieso hat er diese Phantasie in seinem Gehirn "nackt auf dem Präsentierteller"? Ein Mädchen, das erst einmal eine echte Moral in sich hat, weiß doch von alleine, wie es sich zu verhalten hat und kommt doch überhaupt nicht auf so eine Idee, und wenn, dann wird es schon wissen wo und warum. Und wenn es das vernünftig macht, dann kann es später davon sogar noch seinen Kindern erzählen und darüber lachen. Jedenfalls erinnert sich frau an so etwas leichter und lieber als an verkorkste Sexgeschichten. Was sind das nur für Menschen, die ihren Kindern nicht zutrauen, Spaß an Harmlosem zu haben, und sie also lieber in die falsche Richtung schicken, wie es diese Ex-Prostituierte geklagt hat (s. S. 41)? Doch es gibt auch genügend andere Mütter! Die fordern ihre Töchter geradezu zu "Sexgeschichten" oder eben "Erfahrungen" auf und leiten sie dazu an, wie sie es am besten anstellen sollen. Das Problem dieser Mütter ist offensichtlich, dass sie selbst, als sie "in dem Alter" waren, "es" nicht durften und "es" aber dennoch "machten". Doch mehr oder zwangsläufig waren das dann keine schöne Erlebnisse. Und dass es keine schönen Erlebnisse waren, führen sie nun vor allem darauf zurück, dass sie etwas taten, weil es irgendwie verboten war. Und ihre Logik ist nun, wenn es nicht verboten gewesen wäre, dann wäre es auch schön gewesen. Also wollen sie es jetzt mit ihren Töchtern besser machen, als wie sie es selbst einmal erlebt hatten – und leiten ihre Töchter förmlich "dazu" an. Dass sie damit allerdings ihre Töchter anleiten, erst einmal Schlampen oder auch Huren zu sein, bedenken sie nicht. Die Großmutter der Mädchen, die mit mir am Strand waren (Punkt 4, S. 20 oben), kommentierte "solches Verhalten": "Die wollen sich in ihren Töchtern selbst heilen." Auch ich verstehe solches Verhalten nicht, denn eine wirkliche Emanzipation sieht anders aus. Auch von daher versuche ich, eine Alternative anzubieten, die eine andere Qualität und ein anderes Niveau hat. Dazu kommt noch, dass sowohl die "Granddame" des italienischen Journalismus Oriana Fallaci (1929 - 2006) ("Die Wut und der Stolz") wie auch der Deutschtürke Akit Pirincci ("Die große Verschwulung") den deutschen bzw. den europäischen Männern vorwerfen, dass sie sich alles gefallen lassen und keine richtigen Männer sind. Gleichzeitig halten sie es für völlig normal und haben auch nichts daran auszusetzen, wenn Mädchen und Frauen ihre "sexuelle Selbstbestimmung" ausleben. Ja, wie ist das nun, sollen sich das auch die Männer gefallen lassen und das am Ende auch noch gut finden, wenn ihre Frauen, Schwestern, Töchter "rumvögeln" mit wem auch immer – Hauptsache, es geht von ihnen selbst aus? Machen sich die deutschen Ehemänner, Brüder, Väter nicht mit solcher Dulderei zum Spottobjekt? Sie kennen inzwischen meine Lösungsidee: Den "Verkehr" sollen die Schwestern und Töchter nicht tolerieren, weil der nun einmal in die Ehe gehört, daher dann allenfalls Hautkontakt. Und die Ehefrauen haben auch für den hoffentlich den Richtigen gefunden.
51. Zum Besuch des "Naturstrands" (es war einfach nur ein fast leerer Strand, also noch nicht einmal ein FKK-Strand) mit den beiden Mädchen (s. S. 18f): Ich weiß, eine heikle Angelegenheit – wohl schon immer in den angelsächsischen Ländern und inzwischen auch bei uns in Deutschland. Doch wenn man schöne Blüten und schließlich auch einmal schöne Früchte haben will, dann muss man nun mal die Knospen pflegen. Offensichtlich macht sich hier leider eine Hysterie breit, wenn in solcher Natürlichkeit und Offenheit gleich so etwas wie Sittenverderbnis oder zumindest der Anfang von Sittenverderbnis gesehen wird. Wir schütten hier doch das Kind mit dem Bade aus und sehen überhaupt nicht ein berechtigtes Anliegen! Denn es ist doch so, dass gerade die jungen Damen, die "verklemmt" erzogen werden, erfahrungsgemäß die ersten sind, die ein paar Jahre später diese Verklemmtheit ganz offensichtlich nicht mehr aushalten und mit ganz anderen sexuellen Beziehungen anfangen. Wie kommt´s? In der ganzen Erziehung erfahren sie doch, dass Nacktheit etwas Unmoralisches, also etwas Schlechtes ist. Und da sie doch nun einmal nicht unmoralisch und schlecht sein wollen (sie haben ja von Natur aus den Antrieb zu einer hohen Moral in sich!), vermeiden sie natürlich ängstlichst die Nacktheit - und so sehr, dass die Scham im Allgemeinen für eine Naturveranlagung des Menschen gehalten wird. Doch das Leben geht weiter: Ich habe hier zur Genüge beschrieben, dass nun einmal irgendwann das Interesse für das andere Geschlecht und dann auch das Problem der Partnerwahl kommt. Normalerweise würden die jungen Damen nun mit ihren körperlichen "Partien" kokettieren und die präsentieren, um "Eindruck" zu machen nach dem Motto "Sieh mal, an mir ist alles dran, wäre ich nicht die passende Frau für dich?". Doch gerade solches "unverhülltes Präsentieren" geht nicht, da gibt es ja eine Blockierung, weil das ja angeblich so unmoralisch ist und unmoralisch möchte frau ja auf keinen Fall sein. Doch irgendwie muss frau ja herausbekommen, wer der Passende ist, also bietet sich hier der Geschlechtsverkehr an, denn der muss ja eines Tages sowieso sein, also kann der doch nichts Unmoralisches sein. Und also passiert der auch! Es ist schon fast lustig, wer hier für manche Menschen alles am heutigen "Sittenverfall" angeblich schuld ist, die Medien, die fehlende Elternliebe, die fehlende Religiosität - doch auf das Nächstliegende kommen gerade diese typischen Moralapostel nicht, dass sie es selbst sind, weil ihre Moralerziehung zwar gut gemeint, doch (nach dem Motto "gut gemeint ist das Gegenteil von gut getan") in Wirklichkeit für echte Moral im höchsten Maße kontraproduktiv ist! Und jetzt komme ich mit der Idee an "Nie negativ, sondern immer nur positiv" - und biete den Spaß an der Nacktheit als Einstieg in Partnerbeziehungen an, statt ihn zu verteufeln, wie das die üblichen moralischen Menschen tun. Das ist nicht nur ungewohnt, das ist geradezu höchst verdächtig: Da kann doch nix Gutes dahinter stecken! Aber reizt diese "Offenheit" und "Unverklemmtheit", für die ich hier plädiere, denn nicht geradezu auch zum Geschlechtsverkehr, fordert die nicht geradezu dazu heraus? Ich kann hier nur immer wieder darauf hinweisen, dass für Kinder, also "Menschen ohne Erfahrungen", "das alles" nur interessante Hautfalten sind, die zu nichts weiter reizen als zum Angucken. Und für die anderen ist es weitestgehend eine Frage der Einstellung und der Gewohnheit. Es wäre ja schlimm, wenn jeder Frauenarzt bei jedem Anblick eines weiblichen Genitals auch gleich "Anwandlungen" bekäme. Und woran sich ein Frauenarzt gewöhnen kann, daran kann sich nun einmal auch jeder andere Mensch gewöhnen. Und keine Angst vor dem Abstumpfen gegenüber den Reizen des anderen Geschlechts: Wenn eine Erotik nur von den "Körperteilen" ausgeht, dann steckt sie ja doch nur auf dem Niveau der Prostitution - zur echten Liebe zwischen einem Mann und einer Frau gehört nun einmal das Geistig-Seelische unbedingt hinzu! Und das kann durch die Gewöhnung an die Nacktheit nur gewinnen! Ja, was wollen wir denn sonst, als dass nur das Geistig-Seelische gewinnt? Doch macht man gerade Mädchen, wenn man sie zu solcher Offenheit erzieht, denn nicht auch schamlos-leichtsinnig? Genau das ist es ja: Wie dumm halten die typischen Bedenkenträger die jungen Leute eigentlich? Wenn in den jungen Menschen erst einmal ein Gefühl für eine echte Moral drin ist, dann sind solche Bedenken doch völlig überflüssig. Natürlich kennen die jungen Leute die übliche Moral ihrer Umgebung und werden sie auch bei ihrem Handeln bedenken. Doch ist für sie diese Moral jetzt kein unumstößliches absolutes Dogma einer von wem auch immer uns Menschen oktroyierten Moral mehr, sondern sie können erkennen, was sie wirklich ist: nämlich eine Scheinmoral. Und sie können zwischen der echten und der Scheinmoral jonglieren, wie es passt und es für sie am sinnvollsten ist. Und wie ging´s mir bei solchen "Stranderlebnissen, was hatte ich selbst dabei für Gefühle? Ich denke, dass hier überhaupt kein "Problem" war, was vermutlich daran lag, dass ich eine Schwester hatte und habe und meine Mutter sich bemüht hatte, dass zumindest in der Kindheit hier keine Probleme waren. Und so lief das alles völlig "unaufgeregt" ab. Schön ist vielleicht, wie ich es eingefädelt hatte: Die beiden Mädchen wussten also, dass ich nicht mit ihrer Familie zum Strand ging, sondern mit dem Fahrrad an einsamere Standabschnitte fuhr. Und da waren auch Gespräche mit den Großeltern über eine sinnvolle "Moralerziehung" gewesen, so wie ich sie sehe. Die Einstellung war also da: "Wenn die Mädchen es wollen, dürfen sie auch mit dir zum Strand fahren!". Ich denke, dass es sinnvoll ist, hier kurz zu beschreiben, wie das dann konkret "anfing". Ich habe die beiden also eines Tages gefragt, ob sie auch mal mit mir mit den Fahrrädern zum Strand wollten. Also das wollten sie. Und ich: "Ich gehe aber `ohne´" . Die beiden: "Nein, wir aber nicht." Ich darauf: "Dann schäme ich mich aber." Sie nach kurzer Abstimmung untereinander: "Gut, dann machen wir da auch mit." Ich: "Ich habe allerdings noch etwa eine Viertelstunde zu tun, ihr müsst also noch etwas warten." Sie: "O.k.". - Doch nach fünf Minuten quengelten sie schon: "Wann fahren wir denn endlich?" - So sieht es also aus, wenn man Mädchen eine freie Entscheidung lässt .. Und es war dann auch alles absolut harmonisch. Leider habe ich mich allerdings wieder mal etwas falsch verhalten. Jetzt wäre doch genau eine passende Gelegenheit zu Gesprächen gewesen. Denn die Mädchen wären ja offen gewesen zu reden, über die Ambivalenz der Nacktheit, warum ich so gegen die Enge bin, warum diese Verklemmtheitsmoral letztlich doch nicht funktioniert ... Immerhin gibt es noch Kontakt mit dem älteren der beiden Mädchen, ich schicke ihm schon mal meine "Gedanken" oder lasse die an sie weiter geben und schreibe ihr von meinen Vater- oder besser Großvatergefühlen und gebe ihm Tipps für den Umgang mit Jungen. Und ich denke, sie (inzwischen ist sie 21) findet das auch gut. Als wir vor kurzem mit Freunden zusammen saßen, ihre Großeltern waren auch dabei, kam sie kurz in den Raum, um sich zu verabschieden, und stand dabei neben mir, der ich in einem Sessel saß. Chic sah sie aus - und sie drückte kurz und sanft ihre Hand auf meine Schulter, ich denke, niemand sonst hat das bemerkt. Also schien sie meine Ideen gut zu finden. Und noch etwas ganz allgemein: Die offizielle Begründung für die " Naturbewegung" (um sie einmal so zu nennen) lautet: "Ohne Nacktheit keine Moral". Dabei gehen die Naturisten davon aus, dass durch die Praxis der Nacktheit, also das Naturerlebnis, die echte Moral sozusagen von alleine kommt. Das ist jedoch wohl völlig blauäugig, jedenfalls gehört – nach dem Engagement für dieses Konzepts hier – noch die geeignete Information dazu. Ja, was wäre, wenn in einer geeigneten Pädagogik der echten Monogamie die noch dazu käme, was doch eigentlich auch plausibel ist? Siehe Hinweis 8 und besonders im Text Punkt 3 zum Thema "Veranlagung". Übrigens: Wieso FKK ("Freikörperkultur")? Wieso soll das etwas Besonderes sein, und auch noch eine "Kultur"? Das ist doch eigentlich das Natürliche und sollte also das Normalste sein, dass wir, wenn wir mal schwimmen gehen, nichts anhaben, also nackt sind? Und wenn wir Probleme mit der Nacktheit haben, dann kann das doch nur daran liegen, dass wir leibfeindlich sind und dass irgendetwas in uns steckt, dass wir nicht aufgearbeitet haben?
52. "mit einer Erbsünde belastet" (s. S. 22 unten): Was der Kirchenvater Augustinus hier gemacht hat, ist etwa dasselbe, wie wenn wir in einen alten Volkswagen Käfer, der ja mit Benzin läuft, eine Diesel-Einspritzpumpe aus einem modernen Mercedes einbauen. Wir denken vielleicht, damit den alten Volkswagen wertvoller gemacht zu haben, weil wir ja etwas viel Besseres und Teureres eingebaut haben als das, was da ursprünglich drin war, doch was hier passiert ist, ist eben zumindest völlig unsachlich und unwissenschaftlich, jetzt funktioniert das "System Volkswagen" gar nicht mehr. Doch weil wir diesen alten Volkswagen für so wertvoll halten, weil unsere Urgroßmutter einmal gut damit nach Italien gefahren ist und sich zeitlebens gerne an diese Fahrt erinnerte, erhalten wir ihn und nutzen ihn als Erinnerungsstück an unsere Großmutter, also als Kultobjekt, das jetzt in einer Art Museum herumsteht. Nur eben: Das ist nicht der Sinn eines Autos. Und so geht es eben auch mit der Botschaft Jesu – diesem Jesus ging es um etwas völlig anderes als um das, was wir heute daraus gemacht haben. Wie wenig auch wir heute uns um die Ursprünge der Adam-und-Eva-Erzählung kümmern, geht aus dem berühmten Kommentar zur Genesis des Theologen Claus Westermann hervor (hier Teilband 1, Genesis 1 - 11, Neukirchen-Vluyn 1974, S. 325). Westermann sagt hier, dass die Adam-und-Eva-Erzählung eindeutig eine Geschichte gegen eine Gegenreligion Israels ist. Doch er vermisst in seinen Untersuchungen ein menschheitliches Phänomen des Bösen bei den Gegenreligionen Israels: "Dass das Böse.. .seinen Urgrund in der Gegenreligion Israels.. .hat, .. .kann in Genesis 3 aber auf keinen Fall gemeint sein, ebenso wie die Sünde des Menschen, die Übertretung. Adam steht in Genesis 2-3 in gar keiner Weise für Israel, Adam repräsentiert die Menschheit... Das Böse bleibt (dabei) in seiner Herkunft absolut rätselhaft". Westermann kann ganz offensichtlich nicht verstehen, wieso die Ausübung einer Religion "böse" sein kann und er sieht auch nicht das menschheitliche Phänomen, um das es im Originalzusammenhang nun wirklich geht. Er kommt gar nicht auf die Idee, hier weiter zu forschen. Ich frage mich da allerdings: Übersieht Westermann, dass mit der Religion der Nachbarvölker Israels eine bestimmte, sehr konkrete Lebenspraxis verbunden ist, die auch nach dem von Westermann dargelegten Bild vom Menschen in der Bibel zuwiderläuft? Übersieht Westermann, dass diese Lebenspraxis von einer bestimmten Religion eines bestimmten Volkes unabhängig ist, dass diese Lebenspraxis überzeitlich ist? Der Psychologe Ernest Bornemann schreibt in seinem Werk „Das Patriarchat“ (hier Fischer Taschenbuch 3416, S. 264), dass in einer Zeit, in der Fruchtbarkeit und Sexualität gleichgestellt waren, "der Gottesdienst oft zum Geschlechtsverkehr und der Geschlechtsverkehr oft zum Gottesdienst wurde. Es geht also den Verfassern der Bibel gar nicht um einen "Gottesdienst" in unserem heutigen Verständnis, also um einen Gebetsgottesdienst oder um einen Gottesdienst mit einem symbolischen Opfer, sondern mit der Ablehnung dieser "Geschlechtsverkehrgottesverehrung" um eine Front gegen den mit der kultischen Prostitution gegebenen Zusammenbruch der personalsten zwischenmenschlichen Beziehungen? Wir stehen heute gewiss über den Götzen der Antike, über dem Glauben an Ischtar, an Inanna, an Mylitta, an Astarte, an Aphrodite, an Artemis, an Hepat, dieser ganzen Göttergesellschaft, zu deren Verehrung es die geschilderten Bräuche gab. Aber ob wir heute auch über der dazugehörenden Lebenspraxis stehen? Immerhin konnten sich die Menschen der Antike noch auf gottesdienstliche Notwendigkeiten berufen, aber wir heute? Die sogenannte "Vulgärprostitution" also die öffentliche Selbstdarbietung zum Geschlechtsverkehr gegen Entgelt, geht auch heute nach allgemeiner Meinung nur relativ wenige an. Immerhin soll es allerdings in Deutschland 400 000 Prostituierte (davon etwa die Hälfte registriert) geben - rechnet man die "Kundschaft" und die betroffenen Familien dazu, wird die Zahl schon gewichtiger, was schon schlimm genug ist? Bedeutet das, dass sonst alles "in Ordnung" ist? Wenn wir bedenken, dass vom prinzipienstrengen Menschenbild der biblischen Urgeschichte alles an Sexualverkehr verurteilt wird, was nicht im Sinn einer immerwährenden Partnerschaft aus Liebe in der Einheit von Leib und Seele ist, müssen wir auch heute den Begriff der Prostitution wohl erweitern. Leider ist es doch gerade heute so, dass vieles dem Sinn der biblischen Partnerschaftsidee geradezu ins Gesicht schlägt! Ist es etwa im Sinn des biblischen Menschenbildes, wenn Menschen miteinander Geschlechtsverkehr treiben, ohne überhaupt an die Ehe zu denken? Ob das nun in Form einer Vergewaltigung geschieht oder freiwillig, ist für die Beurteilung von biblischer Sicht her ohne Bedeutung. Was ist, wenn junge Menschen "zur Probe" miteinander „verkehren“, oder wenn ein Partner glaubt, durch Bereitschaft zum Geschlechtsverkehr den anderen zur Heirat bewegen zu können? Was ist, wenn sich junge Leute vor der Heirat angeblich die „Hörner abstoßen“ müssen? Was ist mit dem Geschlechtsverkehr, der vollzogen wird, um heute „in“ zu sein, um „mitreden“ zu können, um nicht als rückständig und verklemmt zu gelten? Was ist mit den berühmten „Erfahrungen“, die angeblich jeder machen muss, um zu wissen, dass das spätere Sexualleben auch klappt?
53. Gilgamesch-Epos (s. S. 22 unten): Auch hier wird durch Gebotsübertretung im sexuellen Bereich ein paradiesischer Zustand verloren und ein Schritt ins Gegenwärtige vollzogen. Nachdem das Epos geschildert hat, wie eine Dirne den Urmenschen Enkidu geschlechtlich verführt hat, berichtet es über die Folgen dieses Sündenfalls: Dann
wandte er den Blick nach seinem Tier Nicht nur der ungezwungene Umgang mit den Tieren stimmt mit der Paradieserzählung überein, sondern in unserem Zusammenhang stimmt vor allem das Versprechen der Schlange in Genesis 3,5: "Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet sein wie Götter und erkennt Gut und Böse" mit der letzten zitierten Zeile aus dem Gilgameschepos überein "klug bist du nun, Enkidu, wie ein Gott!" Im Unterschied zum Gilgameschepos weist die Bibel, die ja "Gut und Böse" funktional sieht, also im Sinn von "was gut und böse für den Menschen ist", dazu noch mit feiner Ironie auf das Objekt der Erkenntnis hin, eben "Gut und Böse" – etwa in dem Sinn: Jetzt wo du die "Sache" hinter dir hast, weißt du, was eigentlich gut gewesen wäre und was du nun für einen Mist gebaut hast... (Die Zeilen aus dem Gilgameschepos sind zitiert nach Oswald Loretz, Schöpfung und Mythos, Mensch und Welt nach den Anfangskapiteln der Genesis, Stuttgarter Bibelstudien 32, 1968. S. 114)
54. Albert Schweitzer (S. 26 m): Siehe hierzu (noch besser!) Hinweis 139. Irgendwie ist der Gedankengang, dass Jesus in einer anderen Gesellschaftsschicht war als unsere Theologen, ja auch ohne die Bestätigung durch Albert Schweitzer sehr plausibel. Immerhin habe ich auch noch eine Stelle gefunden, aus der die Quintessenz der Forschungen Albert Schweitzers zumindest im Groben hervorgeht. Er spricht hier vom Stolz der Theologen, und dass sie letztlich doch nicht zum wirklichen Jesus vordringen können (S. 621f): "Und doch muss das Irrewerden kommen. Wir modernen Theologen sind zu stolz auf unsere Geschichtlichkeit, zu stolz auf unseren geschichtlichen Jesus, zu zuversichtlich in unserem Glauben an das, was unsere Geschichtstheologie der Welt geistig bringen kann. Der Gedanke, daß wir mit geschichtlicher Erkenntnis ein neues lebenskräftiges Christentum aufbauen und geistige Kräfte in der Welt entbinden können, beherrscht uns wie eine fixe Idee und läßt uns nicht einsehen, daß wir damit nur eine der großen religiösen Aufgabe vorgelagerte Kulturaufgabe in Angriff genommen haben und sie, so gut es geht, lösen wollen. Wir meinten, wir müßten unsere Zeit den Umweg über den historischen Jesus, wie wir ihn verstanden, machen lassen, damit sie zum Jesus käme, der in der Gegenwart geistige Kraft ist. Der Umweg ist nun durch die wahre Geschichte versperrt. Es war Gefahr, daß wir uns zwischen die Menschen und die Evangelien stellten und den Einzelnen nicht mehr mit den Sprüchen Jesu allein ließen. Es war auch Gefahr, daß wir ihnen einen Jesus boten, der zu klein war, weil wir ihn in Menschenmaß und Menschenpsychologie hineingezwängt hatten. Man lese die Leben-Jesu seit den sechziger Jahren durch und schaue, was sie aus den Imperatorenworten unseres Herrn gemacht haben, wie sie seine gebieterischen, weltverneinenden Forderungen an den Einzelnen heruntergeschraubt haben, damit er nicht wider unsere Kulturideale stritte und mit seiner Weltverneinung in unsere Weltbejahung einginge. Manche der größten Worte findet man in einem Winkel liegend, ein Haufen entladener Sprenggeschosse. Wir ließen Jesus eine andere Sprache mit unserer Zeit reden, als sie ihm über die Lippen kam. Dabei wurden wir selber kraftlos und nahmen unsern eigenen Gedanken die „Energie, indem wir sie in die Geschichte zurücktrugen und aus der Vorzeit reden ließen. Es ist geradezu ein Verhängnis der modernen Theologie, daß sie alles mit Geschichte vermischt vorträgt und zuletzt noch auf die Virtuosität stolz ist, mit der sie ihre eigenen Gedanken in der Vergangenheit wiederfindet. Darum bedeutet es etwas, daß sie in der Leben-Jesu-Forschung, mag sie sich noch so lange sträuben und immer neue Auswege suchen, zuletzt durch die wahre Geschichte an der gemachten, auf die sie unsere Religion gründen will, irre werden muß, und von den Tatsachen, die nach W. Wredes schönem Wort selber manchmal am radikalsten sind, überwältigt werden wird. Was ist uns der geschichtliche Jesus, wenn wir ihn von aller falschen Zurechtlegung der Vergangenheit für die Gegenwart frei halten? Wir haben das unmittelbare Empfinden, daß seine Persönlichkeit, trotz alles Fremdartigen und Rätselhaften, allen Zeiten, so lange die Welt steht, mögen sich die Anschauungen und Erkenntnisse noch so sehr wandeln, etwas Großes zu sagen hat und darum eine weitgehende Bereicherung auch unserer Religion bedeutet. Dieses elementare Gefühl gilt es auf einen klaren Ausdruck zu bringen, damit es sich nicht in dogmatische Behauptungen und Phrasen versteige und die historische Forschung nicht immer aufs neue zu dem aussichtslosen Versuch verleite, Jesum zu modernisieren und das zeitlich Bedingte in seiner Verkündigung abzuschwächen und umzudeuten, als ob er uns dadurch mehr würde. Die ganze Leben-Jesu-Forschung hat zuletzt nur den einen Zweck, die natürliche und unbefangene Auffassung der ältesten Berichte sicher zu stellen. Um Jesus zu kennen und zu erfassen, braucht es keiner gelehrten Bevormundung. Es ist auch nicht erforderlich, daß der Betreffende die Einzelheiten der öffentlichen Wirksamkeit Jesu begreife und sie sich zu einem »Leben-Jesu« zusammenstellen könne..."
55. Der Mensch ein hochmoralisches Wesen (s. S. 9, 3. Absatz): Uns wird hier von unserer christlichen Religion üblicherweise die Stelle aus dem Buch Genesis (1. Mose) 8,21 eingeredet, wo Gott nach der Sintflutgeschichte sagt: "Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch einmal verfluchen; denn das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an..." Dazu zunächst einmal: Wer war denn dabei, als Gott das gesagt hat? Wohl niemand, also wurden Gott diese Worte von einem unbekannten Bibelautor in den Mund gelegt. Diese Aussage Gottes ist also mitnichten ein unumstößliches Dogma, selbst wenn man noch so fromm an die Bibel herangeht. Doch leider hat dieses Dogma bisher viel Unheil angerichtet, denn es wirkte stets als "selbsterfüllende Prophezeiung", das heißt, man hielt das Bösesein des Menschen für naturgegeben und gab sich daher also gar nicht erst Mühe, hier etwas mit vollem Einsatz zu ändern. Die Folge war natürlich, dass der Mensch nur deswegen Fehler machte, weil er nun einmal von vornherein als "böse" galt. Und nehmen wir einmal an, der Mensch ist wirklich böse von Jugend an. Was sind das denn nun für "böse Sachen", die er tut? Der Grund für die sind doch zumindest zunächst einmal entweder Erziehungsfehler von Eltern, Lehrern und Kirchen oder sie sind gar nicht wirklich böse, sondern eher "kleine Nachlässigkeiten des Lebens". Und wenn er sich später dann etwa in der Sexualmoral oder auch in einer "anderen Moral" vertut, dann lag das doch daran, weil er es nicht besser wusste und zwangsläufig nach dem Verfahren "Versuch und Irrtum" vorging, was dann leider bisweilen schlimme Folgen hatte, unter Umständen dann auch mit wirklich schlimmen Taten. Doch war die Ursache für diese schlimmen Folgen eben nicht, weil er von Natur aus böse ist, sondern weil da unglückliche Umstände waren – und die kann man doch ändern und oft auch sehr leicht.
56. Zwangsverhalten (s. Seite 36 m. u. u.): Dieses Zwangsverhalten ihrer Töchter im Hinblick auf den Geschlechtsverkehr ist wohl der Horror aller Eltern. Die einen Eltern fügen sich nun drein und geben ihren Töchtern, wenn´s so weit ist, dass sie einen Freund haben, "Pillen" und Kondome und die anderen Eltern verdrängen das Problem oder ergreifen alle möglichen mehr oder weniger hilflosen Maßnahmen, indem sie etwa versuchen, ihre Töchter ständig zu überwachen. Ein passendes Beispiel dafür beschreibt der kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Márquez in seinem kurzen Roman "Chronik eines angekündigten Todes": Da heiratet also ein junger reicher junge Mann das schönste Mädchen des Städtchens, doch am Abend bringt der Bräutigam die Braut zu ihrer Mutter zurück "weil sie nicht mehr Jungfrau" ist. Und jetzt rätseln alle, wie "das" geschehen konnte, denn das Mädchen war eigentlich ständig von Eltern und Brüdern bewacht, da konnte eigentlich gar nichts "passiert" sein. Das heißt, sie hatte sich den "Entjungferer" möglicherweise selbst gesucht, um aus ihrem goldenen Käfig der Überwachung auszubrechen. Doch lesen Sie einmal selbst den (kurzen) Roman, es ist schon spannend, wie er ausgeht! Die Lehre ist eben, weder mit Moralpredigten noch mit Überwachung kann man ein Mädchen hier beeinflussen – außer eben mit der von mir praktizierten "Atlantiktaufe"! Natürlich funktioniert die auch in jedem anderen Gewässer, Hauptsache, sie macht allen Beteiligten Spaß!
57. "Anstupser" (s. Seite 14 unten): Zur Idee des "Anstupsens" ("Nudging") hat der Amerikaner Richard H. Thaler im Jahr 2017 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Siehe ihr Buch "Nudge - Wie man kluge Entscheidungen anstößt" Ullstein-TB 2011/2017. Der Clou der Idee des Nudging ist, dass Menschen nicht gezwungen werden, etwas zu tun, sondern dass man ihnen etwas für sie Vorteilhafteres sagt und sie dazu "anstupst". Ich denke, das habe ich hier ganz brauchbar für die Sexualmoral getan.
58. "geniale Schöpfung eines neuen Glaubens" (s. S. 21 u.): Im Grunde wissen das auch die meisten heutigen Theologen, nur es sprechen nicht alle so deutlich aus, um keinen Ärger zu bekommen. Und die, die es offen ausgesprochen haben, haben ihre Lehrerlaubnis verloren, etwa Gerd Lüdemann, Eugen Drewermann, Uta Ranke-Heinemann. Allerdings: In dem, was sie ablehnen, mögen sie ja Recht haben, doch was sie stattdessen bringen, ist sehr schwach. Keiner von ihnen sieht etwa eine Beziehung "alter Adam – neuer Adam", von einer Frage nach den Hintergründen der Adam-und-Eva-Erzählung ganz zu schweigen. Sie sind eben doch "nur" Studierstubengelehrte und haben dadurch keinen Zugang zu einem Mann aus einer anderen Gesellschaftsschicht. Siehe Hinweis 54.
59. "Was
ich nicht will, das will ich nicht!"
(s. S. 21 o), aber auch "unverbindliche
Testmöglichkeit mit bloßem Hautkontakt"
(s. S. 11 o.) oder auch "Testverfahren
ohne Eindringen" (s. S. 46 m): Wenn
wir einmal davon ausgehen, dass die Natur
denken kann, dann hat sie sich gewiss etwas
dabei gedacht, dass sie die Vagina zwischen
den stärksten Muskeln einer Frau platziert
hat, wobei die für den Orgasmus zuständigen
Nervenzellen "oben drauf" sind. Das kann
doch nur heißen, dass wir schon das eine
ohne das andere testen können und gewiss
auch sollen! Und im allgemeinen ist das auch
durchaus möglich, wenn die Mädchen das nur
entschieden genug von den Jungen oder
Männern fordern würden. Siehe hierzu auch
Hinweis 72! Klar, in Kriegen geht das
vermutlich weitestgehend nicht, dass Frauen
und Mädchen der Besiegten den Siegern noch
irgendwelche Wünsche äußern können, zumal
auch die entsprechenden
Verständigungsmöglichkeiten zwischen den
Frauen und den feindlichen Männern fehlen.
Und bei den Frauen zur Zeit Jesu ging das
gewiss auch nicht, denn die wurden ja mit
der Androhung der Todesstrafe erpresst, von
Wünschen der Frauen konnte also sicher keine
Rede sein, siehe S. 29 m. Ich denke, aber
bei den genannten modernen "missbrauchenden
Männern" heute hätte das Angebot des
"Testverfahrens ohne Eindringen" durchaus
Chancen, dass es akzeptiert würde. Und was
ist mit der Gefahr einer Vergewaltigung bei
"solchen Spielchen"? Es gibt hierzu eine
Untersuchung, welche Mädchen und Frauen eher
vergewaltigt werden und welche nicht. Man
hat nun herausgefunden, dass weniger die
kessen und munteren Mädchen und Frauen hier
Probleme haben, sondern eher die braven, die
zurückhaltenden. Es sieht so aus, als ob die
kessen und munteren so etwas wie eine
unsichtbare aber umso wirkungsvollere Aura
um sich haben, dass sich also ein möglicher
Vergewaltiger an diese "weiblichen Wesen"
gar nicht erst herantraut. Im Visier von
möglichen Vergewaltigern sind also eher die
braven und zurückhaltenden "weiblichen
Wesen". Und was heißt das für mich als
Pädagoge? Alle Mädchen und Frauen kess und
munter zu machen!
Ja, warum werde ich hier überhaupt konkret, warum nicht nur Warnungen, wie mir bisweilen empfohlen wird? Zunächst weil mir diese ewigen Warnungen zuwider sind, ich kann sie einfach nicht mehr hören. Und sie helfen ja doch nichts! Durch die wird doch gerade das, wovor gewarnt wird, interessant und irgendwann auch faszinierend. Bei einem Vortrag über vernünftige Werbung hörte ich vom Grundprinzip einer guten Werbung: Nie negativ, immer nur positiv! Und Warnungen heißen nun, dass man etwas nicht tun soll, sie sind also etwas Negatives. Und wenn ich den jungen Leuten empfehle, was sie stattdessen tun sollen, also Spaß an der Nacktheit oder schließlich auch am Hautkontakt zu haben, so weise ich auf etwas Positives hin, also auf etwas, was sie tun können. Und ich denke, das hat dann auch eine Chance, dass die jungen Leute da mitmachen.
60. "nur zu gerne wieder den üblichen Geschäftsmodellreligionen angepasst" (s. S. 1 m): Es ist schon merkwürdig: Im alten Ägypten zur Pharaonenzeit wurden die Frauen beschnitten, angeblich weil sie sonst nicht treu sein können. Recht bald nach der Zeit Jesu wurden die Ägypter christlich, doch die Frauen wurden weiter beschnitten. Und irgendwann wurden die Ägyptern moslemisch – und die Frauen (und Mädchen) wurden immer noch weiter beschnitten. Oder: In Israel zur Zeit Jesu wurden Ehebrecherinnen gesteinigt – und in manchen arabischen Ländern, die ja "in der Gegend des alten Israel" liegen, werden hin und wieder immer noch "Ehebrecherinnen" gesteinigt. Es sieht also so aus, dass Religionen in einer bestimmten Gegend kommen und gehen, doch ihre Beeinflussungen sind wie Tünche, also rein äußerlich, die Grundeinstellungen der Menschen, hier etwa die Frauen- und die Leibfeindlichkeit, bleiben immer dieselben. Dabei wäre eine Beeinflussung dieser Grundeinstellungen, also des Inneren der Menschen, doch gerade das Besondere. Und darum geht es also hier!
61. "wichtiger ... als alle Glaubenswahrheiten" (bzw. in manchen Heften noch "Dogmen", s. S. 2 m): Ja, was ist eigentlich christlich? Sind es die eigentlich "unglaublichen Glaubenswahrheiten", die bisweilen eine regelrechte Vergewaltigung unseres Gehirns sind, weil wir also etwas glauben sollen, was schlechterdings unmöglich ist? Theologen haben dafür längst die Worte "sacrificia intellectus", also "Opfer des Verstandes", gefunden, die auch von vielen von ihnen immer mehr als problematisch empfunden werden. Und schließlich kann man auch vieles sagen bzw. daher plappern. Daher gebe ich hier als Kennzeichen einer christlichen Einstellung der "echten Monogamie" den Vorzug, wie sie nur mit Information ("Geist" oder gar "heiligem Geist"!), Freiheit, Ehrlichkeit und Offenheit zu erreichen ist. Da können wir auch die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, leicht beantworten. Er gehört nämlich nicht zu Deutschland, denn zumindest eine Erziehung junger Mennschen mit Information, Freiheit, Ehrlichkeit und Offenheit ist im Islam undenkbar. Siehe auch S. 44f unter Punkt 8 "Weitere Erfahrungen".
62. "abhängig von ihrer entsprechenden Informiertheit" (s. S. 1 m): Ein gutes Beispiel ist hier das Problem der Erkrankung an Magengeschwüren. Bis vor wenigen Jahren galt das Magengeschwür als Paradebeispiel einer psychosomatischen Erkrankung. Heute weiß man, dass die Entstehung eines Geschwürs auf dem Zusammenspiel vielfältiger Mechanismen beruht, die die Schutzfunktion der Magenschleimhaut stark vermindern. Doch letztlich sind für die Krankheit bestimmte Stämme des Bakteriums Helicobacter pylori verantwortlich. Und so ein ähnliches Problem haben wir auch hier, ob ein junger Mensch die echte Monogamie leben möchte oder nicht. Natürlich kann durch ein liebevolle Erziehung, durch Umgang mit ebenso wohlerzogenen und idealistischen anderen jungen Menschen und durch glückliche Umstände eine echte Monogamie auch ohne entsprechende Informiertheit gelingen. Doch wer kann schon solche guten Bedingungen garantieren? Daher wird hier die geeignete Information in den Vordergrund gestellt, die natürlich auch für die Mädchen so überzeugend rüber kommen muss, damit sie auch wirklich „sitzt“. Natürlich, letztlich sind es dann doch wieder Männer und es hängt nun davon ab, ob sie echte Männer sind oder Machismo-Männer, ob sie also diese geeignete Information an Mädchen weiter geben oder auch nicht. Hin und wieder wird mir auch vorgeworfen, dass ich unrecht hätte, dass es bei der Durchsetzung der echten Monogamie so sehr auf die Mädchen ankommt, entscheidend seien vielmehr die Jungen, ob die Verantwortungsgefühl, Zurückhaltung und Ritterlichkeit "in sich" hätten. Also müsse man die Jungen zu diesen Eigenschaften erziehen. Hierzu gibt es einen ganz einfachen mathematischen Gedankengang: Angenommen 95 % aller Jungen wären in diesem Sinn perfekt erzogen, doch 5 % nicht, und es ist gewiss realistisch, dass man nun einmal selbst mit der besten Erziehung letztlich doch nicht alle "erwischt". Und wenn die Mädchen nun nicht das Ziel der echten Monogamie in sich haben, dann halten sie die perfekt erzogenen Jungen alle entweder für liebe Brüder oder auch für langweilige Milchbubis und laufen den 5 % "Nicht-perfekt-Erzogenen" hinterher. Und so kommt es dann doch wieder zu dem "nichtmonogamen Durcheinander". Erzieht man dagegen die Mädchen mit der geeigneten Informiertheit, dann werden sie die Jungen im Sinn der echten Monogamie beeinflussen, weil die ja an die Mädchen "ran kommen" wollen und eben anders nicht an sie "ran kommen".
63. "Und er identifizierte diese Geschichte eindeutig als eine Bestrafungsgeschichte aus der Halbwelt.": Wie das so ist, man unterhält sich nun einmal manchmal auch mit Nachbarn über Gott und die Welt. Und so erzählte mir einer der Nachbarn, ein Bauer, dass er seinen "Abbau" etwa 1,5 km abseits vom Dorf inmitten seiner Felder zu Wohnungen umgebaut hätte. Eines Tages meldete sich ein Interessent, und als er den Preis von 700 DM (damals noch) gehört hatte, bot er ihm gleich das Doppelte. Na klar, hatte er den als Mieter genommen. Und schnell bekam er auch das "Geschäftsmodell" dieses Mieters heraus, also Rotlichtgewerbe und auch Drogen und alles so was. Und da mein Nachbar auch Metzger war und seine Frau einen Imbiss betrieb, lieferten die beiden hin und wieder für die "Feste" dieses Mieters Kaltes-Büfett-Platten. Dabei bekamen sie mit, wer da so alles an Gästen da war, also auch Kriminalisten und natürlich auch die "Mädchen" des Mieters. Und die verschwanden hin und wieder mit diesen Herren in anderen Räumen ... Und ich dazu: Ach so läuft das also, Bestechung der "Bullen" mit umsonstenem Geschlechtsverkehr, damit die bei der Strafverfolgung nicht so genau hinsehen? Daher könnte auch hier in der Gegend keines der Mädchen zur Polizei gehen und das melden, doch was ist, wenn eins von ihnen das mal woanders macht? Ach ja, kann es nicht sein, dass diese "Sünderin" in der Bibel vielleicht auch "so etwas" breit trat und dafür bestraft wurde? Und er darauf: "Mischael, deswegen erzähl´ ich dir dat doch, dat is doch immer datselve..." Klar, nachdem ich in den Vorlesungen von Pater Lay gehört hatte, dass es sich bei der Sünderingeschichte nach Joh. 8 nicht um eine Vergebungsgeschichte handelte, war ich sozusagen vorbereitet und auch offen für diese "Lösung" der Sünderingeschichte, siehe vor allem Hinweis 65 .... Und nun wieder zu diesem Mieter: Etwas später bekam mein Nachbar mit, dass der wegen diverser Straftaten gesucht wurde, doch er bekam das so mit, dass er erst einmal von seinem eine noch ausstehende Miete einfordern und dann auch den Mieter warnen konnte. Und der verschwand auch, wurde allerdings bei einem entfernteren Grenzzollamt gefasst wegen Zuhälterei, Drogendelikten und Menschenhandel, so weit reichten also dessen Beziehungen zur Polizei nicht .... (Anmerkung für mögliche Fahnder: Ich denke, diese Fälle sind längst verjährt! Im Übrigen: In der FAZ vom 27. 2. 1998, S. 14, gab es einen kurzen Bericht über einen etwas anderen Fall im südlichen Sauerland, doch auch hier wurden Polizeibeamte mit kostenlosem Beischlaf belohnt, die Aktionen der Polizei verraten hatten ...) Siehe auch Hinweis 88. Und warum ich gerade von einem Bauern, also von einem "Mann aus dem Volke", und nicht von einem Theologen oder von sonst einem Geisteswissenschaftler den heißen Tipp bekam, mit was der wirkliche Jesus zu tun hatte, siehe unter Hinweis 139!
64. "besser als die übliche Zielsetzung `Scham und Moral´" : Hierzu eine Scherzfrage: "Was haben ein Bikini (oder eine Badehose) und ein Navi gemeinsam?" Ganz einfach: "Man verliert die Orientierung, beim Bikini in der (Sexual-)Moral und beim Navi im Straßengewirr, weil man sich auf diese `künstlichen Hilfsmittel´ verlässt, statt zu lernen, sich an der Realität zu orientieren." Natürlich, diese Orientierung, hier etwa an Landkarten und Straßenplänen und dort etwa an Indizien für die Menschenkenntnis und für den Umgang mit anderen Menschen, kann man kaum oder nur selten von alleine, doch man kann das alles lernen – und man lernt auch gerne. Doch es muss eben auch Menschen geben, die einem das beibringen. Und dann funktioniert die Orientierung "ohne Bikini und ohne Navi" schließlich weit besser als "mit", vor allem weil man eine Selbstsicherheit bekommt, durch die man schließlich gerade in der Sexualmoral auch eine ganz besondere Ausstrahlung hat.
65.
"gegen die Heuchler, gegen die Sünde, für
die Liebe" (s. S. 27 ziemlich unten,
diesen Hinweis habe ich allerdings auch in
"die Jesusideologie", allerdings etwas
geändert, eingebaut): Gerade in den
Gesellschaften, in denen die Prostitution
verboten ist, gibt es sie ja doch, so etwas
wie die Prostitution hat immer auch Ich möchte hier noch einmal auf dieses Gemälde von Lucas Cranach auf S. 35 kommen – und hier auf die beiden Männer, die rechts im Bild stehen. Es ist nicht klar, was das für Männer sind. Könnte es nicht sein, dass Cranach mit diesen Männern, die ja eigentlich sehr bürgerlich-seriös bis hochgeistig aussehen, genau diese typischen "braven wohlanständigen Bürger" gemeint hat, die lieber wegschauen und die also von den genaueren Zusammenhängen von dem, was hier passiert, keine Ahnung haben und die auch gar keine Ahnung haben wollen? Und ohne deren Uninteressiertheit und Weltfremdheit dem wirklichen Leben gegenüber (und auch Frauenfeindlichkeit) dieses ausgesprochen kriminelle Verhalten der Ankläger auch gar nicht funktionieren würde? Ich sollte hier auch einmal darauf kommen, für wen die Zuhälter zur Zeit Jesu die Prostituierten brauchten - und das waren durchaus mehr Frauen, als von der normalen jüdischen Bevölkerung "gebraucht" wurden. Das Problem damals war ja, dass Palästina römisches Besatzungsgebiet war, also waren dort gewiss einige tausend, wenn nicht sogar viele tausend, römische Soldaten stationiert, darunter Gallier, Germanen und Thraker (so jedenfalls unter Herodes d. Gr.). Diese Soldaten durften nun bis zu ihrem 35. (?) Lebensjahr nicht heiraten, brauchten also Prostituierte. Und die wurden nun aus dem jeweiligen besetzten Land beschafft, eben mit Zuhältern auch aus dem jeweiligen Land. Wie das so zumindest sehr oft funktionierte, wissen wir aus der Susanna-Erzählung. Da nun solche Details nicht allgemein bekannt waren (wegen der üblichen Tabuisierung von allem, was mit Sexualität zusammen hängt, wird über Details nicht geredet, wir kennen das ja auch heute noch), konnte man alles den Römern in die Schuhe schieben. Ganz offensichtlich waren die ja auch der Grund für die "Unmoral". Ich denke, auch von daher kam die Unbeliebtheit der Römer - zumindest zu einem sehr großen Teil, weswegen man sie loswerden wollte. Jesus muss sich hier von der übrigen Bevölkerung unterschieden haben, er sah die Ursache der "Sünden" des Volkes nicht bei den Römern, sondern bei den eigenen Leuten. Anders als viele, auch Maccoby und Reza Aslan, kann ich also kein auffälliges Engagement Jesu erkennen, die Römer loszuwerden, die Gegner Jesu waren vielmehr bestimmte Kreise aus dem eigenen Volk. Und es waren nicht nur die römischen Soldaten, die Prostituierte "brauchten", und die damaligen Bewohner Palästinas! Wir wissen, Jerusalem war auch ein bedeutender Wallfahrtsort, zu dem die Pilger von überall her strömten, nicht umsonst gab es jede Menge Geldwechsler. Und, wie es so oft ist, fährt man zu solchen Wallfahrtsorten nicht nur zum beten. Es wird also nicht nur bei einem moderneren religiösen Ereignis wie dem Konzil von Konstanz (1414 - 1418) so gewesen sein, dass viele Prostituierte (auch aus allen möglichen Ländern) die "Gäste" "bedienten", es wird auch in Jerusalem zur Zeit Jesu so gewesen sein. Das heißt, es gab viele Prostituierte, und wo es die gibt, gibt es nicht nur Zuhälter, sondern auch eine Halbweltmafia. Und mit der hatte sich Jesus nun angelegt.
66. Fehlervermeidung (s. S. 38 m): Der Priester betet in der Wandlung der katholischen Messe immer, dass die geschieht "zur Vergebung der Sünden". Das heißt also, dass davon ausgegangen wird, dass "Sünden" (oder auch Fehler) erst einmal gemacht werden. Einmal ganz davon abgesehen, ob das "Urabendmahl" überhaupt stattgefunden hat: Wenn uns dieser Jesus hier nicht mehr gebracht hätte also solche "Vergebung", dann wäre unsere Religion nicht besser als alle anderen Religionen, denen es doch auch nur um diese Fehlervergebung ging. Nein und abermals nein! Diesem Handwerker und Geschäftsmann Jesus ging es um die "Vermeidung"! Alles andere ist doch die pure Dekadenz seines Anliegens!
67. Forschungen über den "historischen oder auch wirklichen Jesus" (s. S. 50 o): Seit Mitte des 18. Jahrhunderts (Hermann Samuel Reimarus, 1694-1768 und David Friedrich Strauß, 1808 - 74) existiert eine Forschung über den historischen oder auch geschichtlichen Jesus, also den Jesus, der wirklich einmal existiert hat. Denn zu offensichtlich war seit Langem, dass der Jesus, von dem das Neue Testament berichtet, so nicht gewesen sein kann. Die wundersamen Geschichten des Neuen Testaments sind nicht nur unglaubwürdig, sondern sie werden genauso oder so ähnlich auch von irgendwelchen Göttern oder Göttersöhnen in anderen Religionen berichtet. Das alles sieht sehr verdächtig nach Plagiat oder eben auch als Synkretismus (also "Glaubensmischmasch") aus. Mehr dazu etwa unter dem Google-Stichwort "Historischer Jesus". Ich denke, die Frage nach dem wirklichen Jesus ist keinesfalls unwichtig. Denn was ist, wenn wir einem falschen Jesus, also einem Phantom "hinterherlaufen", das nur eine mehr oder weniger leere Hülle ist, und dadurch auch am wirklichen Jesus "vorbeilaufen", der wirklich etwas bringen würde? Ich weiß hier nicht, wie andere denken, doch für mich wäre das unerträglich. Und es ist nun einmal so, dass der traditionelle Jesus, also der Jesus, den wir so kennen, weitestgehend abgewirtschaftet hat. Rechnen wir doch nur einmal nach, wie viele Einwohner eine Stadt hat und wie viele davon mehr oder wenig regelmäßig die Gottesdienste besuchen. Oder vor allem. Wie viele junge Menschen halten sich denn an die Ehemoral der Kirchen? Macht da nicht jeder das, was ihm beliebt? Und ist das dann wirklich so gut, sind die Menschen wirklich glücklich damit? Ich denke nun, dass wir wirklich einen anderen Jesus brauchen - und einen, der auch nach bestem Wissen und Gewissen plausibel ist. Und ich denke, den gibt es - und ich bin auch auf den gestoßen. Also kümmere ich mich um den! Ein bedeutender Vertreter der modernen aufgeklärten Jesusforschung war der evangelische Theologe Rudolf Bultmann (1884 - 1976), der besonders bekannt ist für seine Idee der "Entmythologisierung". Damit ist gemeint, dass vor allem das Alte Testament in einer Welt entstanden ist, in der man nicht in unserem heutigen Sinn wissenschaftlich, sondern mythologisch dachte, sich also vieles als Wirken von Geistern und Göttern erklärte. Entmythologisierung bedeutet nun, dass wir dieses damalige Denken in Mythologien in unser heutiges wissenschaftliches Denken übersetzen müssen, um zu verstehen, was "die damals" "wollten". Damit hängt nun auch zusammen, dass es etwa den Verfassern des Neuen Testaments nicht darum ging, die Wirklichkeit des Lebens und Wirkens Jesu darzustellen, sondern dass sie Glauben "erzeugen" wollten, abgestimmt auf das damalige (mythologische) Denken. Daher haben sie von solchen für uns heute im Grunde unverständlichen Geschichten wie Jungfrauengeburt, Wundern und Auferstehung geschrieben, die Menschen brauchten damals einfach so etwas, meinten zumindest die Bibelautoren. Bultmann nannte den Jesus, der dabei herausgekommen ist, den "Jesus der Verkündigung" oder auch den "Jesus des Kerygmas" ("Kerygma" = "Verkündigung" oder auch "Propaganda"). Theologen bezeichnen in auch als "Christus". Dagegen nannte er den wirklichen Jesus den "historischen <oder geschichtlichen> Jesus", oder kurz "Jesus". Das Problem ist nun, dass dieser historische Jesus nicht bekannt ist, sondern nur der "Jesus des Kerygmas", dass wir in unserer heutigen Verkündigung also nur einen Jesus verkündigen können, den es im Grunde so gar nicht gab. Eine sehr schwieriges Thema: Sind wir also bei unserer Verkündigung zur Lüge verdammt? Immerhin konnte man wenigstens einige Begebenheiten des Neuen Testaments dem "historischen Jesus" zuordnen. Doch bleibt dieser Jesus damit eher "farblos", wie Papst Benedikt XVI in seinem Jesusbuch schreibt, also bleibt auch er lieber beim Jesus des Kerygmas und versucht zu belegen, dass dieser Jesus doch geschichtlich ist. Auch Rudolf Bultmann soll auf seinem Sterbebett seine Theorien widerrufen haben, dass unsere Kirchen einen Jesus verkündigen, den es so nie gab. Mir hat nun diese Diskussion um den "Jesus oder auch Christus des Kerygmas" und den "historischen Jesus" keine Ruhe gelassen, und so denke ich, dass ich offen war für einen geschichtlichen Jesus, dessen Anliegen das Mann-Frau-Problem war und der hier auf eklatante Missstände gestoßen war und ein Konzept vorstellte, wie diese Missstände zu seiner Zeit überwunden werden könnten. Farblos ist dieser Jesus jedenfalls nun wirklich nicht. Warum nicht auch Rudolf Bultmann, Albert Schweitzer (s. Hinweise 54 und 139) und Papst Benedikt auf diesen Jesus gekommen sind, könnte sich schlicht und ergreifend dadurch erklären, dass sie eben letztlich doch "Studierstubengelehrte" sind (s. Hinweis 35). Anmerkung:
Inzwischen (Februar 2021) habe ich den Text
"Es ist alles ganz anders ..." geschrieben -
und in diesem Text habe ich von weiteren
Erkenntnissen berichtet. Ich möchte mir nun
die Arbeit sparen und alles überarbeiten und
verweise auf die neueren Hinweise zu dem
Thema, etwa auf den Hinweis 133 und vor
allem auf den Text "Es ist alles ganz anders
..." selbst. Im Übrigen: In der
(evangelischen) Forschung wird zwischen dem
geschichtlichen und dem historischen Jesus
unterschieden. Soweit ich mich an meine
Vorlesungen erinnere, hat der (katholische)
Professor diese Unterscheidung nicht
gemacht, für ihn war der Begriff
"historisch" die Übersetzung des Wortes
"geschichtlich". Auch ich mache die
Unterscheidung hier nicht, zumal diese
Unterscheidung nach Paulusideologie und
Jesusideologie sozusagen überflüssig ist.
Denn bei der Paulusideologie geht es um den
sehr fragwürdigen Christus des Neuen
Testaments oder auch den Phantasiechristus
des Kerygmas, und bei dem historischen oder
geschichtlichen Jesus geht es um den Jesus,
der aller Wahrscheinlichkeit nach wirklich
existiert hat. 68.
"Religionshistorische Methode" (s. S.
50 o): Deutsche protestantische
Theologieprofessoren kamen in den ersten
Jahren des 20. Jahrhunderts auf diese
Theorie. Sie besagt, dass sich im Buch
Genesis der Bibel wichtige Revolutionen der
Menschlichkeit im Mittelmeerraum etwa 2000 -
1000 v. Chr. widerspiegeln, in der Bibel
gibt es hierzu nun Geschichten von konkreten
Menschen. So wurden die Menschenopfer
(zumeist wurde der erste Sohn geopfert)
durch Tieropfer ersetzt. In der Bibel finden
wir dazu die Geschichte, wie Abraham seinen
Sohn Isaak opfern will (oder wohl eher auf
Geheiß von Götzenpriestern opfern muss) und
das Sohnesopfer aber durch ein Tieropfer
ersetzt. Wir kennen die Geschichte. Sie war
sozusagen eine Revolte gegen den bis dahin
gültigen Götzenglauben hin zu einem
menschlichen Gott. S. auch Hinweis 137.
69. "Der Name Eva" von Jan Heller" (s. Seite 23 m): Ich schicke Interessierten gerne eine Kopie dieser Arbeit zu!
70. Monogamie als Naturveranlagung des Menschen (S. 1 o): Die Wiener Psychologin Prof. Gerti Senger ist der Auffassung, dass der Mensch von Natur aus nicht monogam ist und dass die Monogamie eine Kulturleistung ist. Hier wird nun davon ausgegangen, dass es genau umgekehrt ist, dass also der Mensch von Natur aus eigentlich monogam ist. Zwangsläufig sieht nun, je nach der Grundannahme, was der Mensch ist, auch eine Pädagogik völlig unterschiedlich aus! Gehe ich von der These aus, dass der Mensch nicht monogam ist, werde ich Kinder zwangsläufig leibfeindlich erziehen müssen, wenn sie gleich oder später einmal monogam sein sollen, weil ja alles, was mit dem Körper zu tun hat, zur Übertretung des "Monogamiegebots" reizt. Und ich werde auch tunlichst Gespräche über das Thema Sexualität vermeiden, gerade auch gegenüber Kindern. Ist dagegen meine Grundannahme, dass der Mensch von Natur aus monogam ist, dann brauche ich in meiner Pädagogik überhaupt nicht leibfeindlich zu sein und kann auch über alles reden, was der Monogamie dient und was ihr nicht dient, ich weiß ja, er saugt geradezu alles begierig auf, was er für das Gelingen seiner Monogamie braucht. Dabei gibt es auch überhaupt keine Probleme mehr, den jungen Menschen die richtigen Tipps zu geben, wie sie es in ihrem Leben mit der Monogamie richtig machen können. In diesem Sinn ist also mein Engagement!
71. Nacktheit ist doch ekelhaft! (S. 19 o): Für Eltern, die ihre Töchter zur echten Monogamie erziehen wollen, sollte eine solche Einstellung ihrer Töchter ein Warnhinweis sein. Denn was vor der Pubertät mit Ekel und Scham befrachtet ist, wird in der Pubertät und gerade auch in der ersten Verliebtheit gerade interessant und faszinierend. Und wenn es für den Spaß an einer harmlosen Nacktheit eine Blockade gibt, dann heißt das, das die Aussicht auf Geschlechtsverkehr interessant und faszinierend wird und die Umsetzung in die Praxis geradezu gesucht wird.
72. Nervenzellen in der Scheide und Orgasmus (S. 10 ziemlich unten): Ich sehe mich hier als Mann als neutralen Dritten, denn es gibt hier sehr emotionsgelade Ansichten und wohl auch Erfahrungen der Frauen. Ein sehr plausibles Argument für die These, dass in der Scheide keine Nervenzellen sind, zumindest keine, die einen besonderen Einfluss auf den Orgasmus haben, ist die Verwendung von Tampons. Denn wenn in der Scheide Nervenzellen wären, wäre solche Verwendung unmöglich oder zumindest schlecht möglich, weil die immer als Fremdkörper empfunden würden. Doch vielleicht ist das eine bessere und überzeugendere Begründung, auf das Eindringen (die "Penetration") zu verzichten bzw. es zu verweigern: Es gibt Situationen der Verliebtheit, da fühlt man sich "wahn-sinnig" zu einem Menschen hingezogen, der ganze Körper brennt einfach, steht in lodernden Flammen... Man (oder auch frau) ist völlig wehrlos und ist zu allem bereit, was der andere will. Gut, für ein Mädchen (oder eine Frau) steht auch die "Muschi" in Flammen Doch jetzt bitte einmal nachdenken über das "Innendrin"! Da steht nämlich gar nichts in Flammen, da ist alles ruhig. Warum also nicht nur das "löschen", was in Flammen steht - und das unangetastet lassen, wo ja gar nichts ist? Und darüber kann man ja auch mit dem Partner reden, dass er "das" doch bitte in Ruhe lassen möge, wenn es zu dem ersehnten "Hautkontakt" kommt. Ich denke, ein wirklich guter Mensch wird hier auch volles Verständnis haben und sich an die Abmachungen halten - zumal "er" bei dem "Hautkontakt" doch auch zu seiner "Entspannung" kommen wird ... Und wenn "er" dabei unten ist, wird davon auch nichts auf "sie" "fallen", also keine Probleme, und "ihn" trifft ja nur etwas, was "von ihm" stammt ....
73. "Brisante Enthaltsamkeit zu zweit, zu dritt, zu viert ..." (S. 42 ziemlich oben): Ich weiß, ein heikles Thema wegen möglicher Vergewaltigungen. Daher sollte sich jemand auf so etwas nur zusammen mit Menschen einlassen, mit denen man wirklich vernünftig miteinander reden kann - und nie unter Alkoholeinfluss. Es ist für mich sehr schwierig, hier gute Ratschläge zu geben, denn gerade Spontanentscheidungen haben ja auch ihren besonderen Reiz. Und ich denke doch, dass viele Menschen hier auch wieder sehr ehrlich sind und schon sagen, was sie wirklich wollen.
74. Leibfeindlichkeit (Seite 4 oben): Wenn diese Gleichgültigkeit bis hin zur Verachtung gegenüber einem solchen Wert wie der Jungfernschaft nicht eine Leibfeindlichkeit par excellence ist! Denn offensichtlich können die jungen Damen (wie auch alle jungen Leute überhaupt) mit ihrem „Leib“ und dabei eben mit ihrer Sexualität nichts anderes anfangen als „Sex“ – egal was dabei herauskommt! 75.
Rousseau (Seiten 5 - 30):
Interessant ist ja hier, dass Rousseau fünf
Kinder hatte, die er allerdings nicht selbst
erziehen konnte, sondern die im Findelhaus
untergebracht wurden. Theorie und Praxis
klafften also bei Rousseau sehr weit
auseinander! Ich habe schon bei meiner Erwähnung des Anliegens von Rousseau darauf hingewiesen, dass die Autoren der Urgeschichte der Bibel auch wie er zum Ursprung zurückkehren wollten, jeder eben aus der Sicht seiner Kultur. Und der Geschlechtverkehr des Urmenschen mit einer Prostituierten ist ja nicht nur typischer “nichtmonogamer Sex", sondern auch ein Akt zwischen der Unschuld des Naturmenschen und der Verdorbenheit des Zivilisationsmenschen. Im Prinzip haben – so wie ich es erkennen kann – die Urgeschichte der Bibel und Rousseau hier unterschiedliche Ansichten: Die Bibel hält den Menschen von seinem Ursprung her für nackt und monogam, für Rousseau ist der Mensch von seinem Ursprung her eher polygam, dabei interessiert ihn die Kleidung überhaupt nicht. Die Bibel ist, immer soweit ich erkennen kann, hier also aufgeklärter, im Gegensatz zu Rousseau, der üblicherweise als einer der Väter der Aufklärung gesehen wird. Und das ist wohl auch der Haken an dem hier vorgestellten Konzept, dass sich nämlich hinter der Bibel die wirklichere und echtere Aufklärung verbirgt. Das passt einfach nicht in die Köpfe ...
76. Jesus als Ethikpädagoge und Paulus mit der Idee des zweiten Adams: Es gibt ja die Theorie, dass Jesus ein Wanderprediger ohne tragfähiges Konzept war und dass erst Paulus eine "ordentliche Religion" aus den Ideen Jesu gemacht hat. Im Grunde spielten ab Paulus die Ideen Jesu allerdings kaum noch eine Rolle. Das heißt, dass wir heute eigentlich keinesfalls "Jesuisten" (oder "Jesuaner") sind, sondern "Paulisten" oder eben "Christen" in dem Sinn, wie Paulus den "Christus" erfunden hat. Man kann das auch so sehen, dass Paulus aus den Ideen Jesu den Grundstein für eine (spätantike) Mysterienreligion gelegt hat, während sich dieser Häuserbauer Jesus als zweiter Adam oder auch als Prophet gesehen hat in dem Sinn, dass es Prostitution und sexuellen Missbrauch zu überwinden galt und die Harmonie der Partnerschaft von Mann und Frau in der Einheit von Leib und Seele wieder "Mode" würde. Daher ging es ihm keinesfalls um eine Religion im üblichen Sinn, sondern um eine ganz praktische sittliche Erneuerung in Form einer "Bewegung für eine neue Lebenseinstellung" (die dann durch die "Ummodelung" des Paulus weitestgehend aus dem Blickfeld geraten ist). Meine Meinung hierzu ist nun: Möglicherweise war in der damaligen Zeit so etwas wie ein Vakuum im Hinblick auf eine zumindest einigermaßen vernünftige Religion. Und in dieses Vakuum passte die Religion des Paulus offensichtlich hervorragend, und Paulus war auch "ein Mann mit großem Arbeitseinsatz und Organisationstalent", denn nicht umsonst bekehrten sich viele Menschen zu ihr. Doch heute ist das anders, diese Religion des Paulus hat sich irgendwie abgenutzt, zumindest in unserer Wohlstands- und Fortschrittsglaubensgesellschaft. Mit Offenbarungen eines Gottes und mit einer sich daraus ergebenden Mysterienreligion können viele moderne Menschen einfach nichts mehr anfangen. Dagegen sind die Ideen Jesu zeitlos und in gewisser Weise auch "religionsübergreifend" und sogar – je nach der Sichtweise – atheistisch, und ich denke, dass eine "Bewegung nach den Ideen Jesu" - richtig rüber gebracht – gerade heute die Chancen schlechthin hätte. Auf Paulus wird wegen der mit ihm verbundenen Mysterien (man kann das Wort sogar wörtlich nehmen im Sinn von "Geheimniskrämereien") hier nicht eingegangen. Schließlich entstanden daraus bedenkliche Entwicklungen. Deutlich beschreibt auch der Talmudphilologe Hyam Maccoby die verhängnisvolle Rolle des Paulus in seinem Buch "Der Mythenschmied". Und selbst wenn die seher negative Sicht zu Paulus hier nicht stimmen sollte, so bleibt doch, dass er die Botschaft und das Anliegen Jesu entscheidend verändert hat. Doch hier Zitate aus Maccobys Buch "Der Mythenschmied": S. 188: "IN DEN VORANGEHENDEN KAPITELN haben wir alleine auf der Grundlage des NT ein Bild von Paulus rekonstruieren können, das sich von dem althergebrachten sehr unterscheidet. Wir haben gesehen, daß Paulus, wenn er sich selbst als profunde ausgebildeten Pharisäer hinstellt, nicht die Wahrheit sagt. Im Gegenteil, wir haben Gründe zu der Vermutung, daß Paulus seinen Mißerfolg beim Streben nach dem anerkannten Pharisäerrang dadurch verarbeitete, daß er eine synthetische Religion aus jüdischen und heidnischen Elementen kreierte, und daß das in seinem Jesuskonzept tief verwurzelte Heidentum mehr für eine außerjüdische denn eine jüdische Herkunft desselben spricht. Weiterhin ist uns aufgefallen, daß der Eindruck von Einmütigkeit zwischen Paulus und den Führern der Jerusalemer Jesusbewegung, der so eifrig vom Verfasser der Apostelgeschichte kultiviert wird, eine Fiktion ist und daß es sowohl in den Paulusbriefen wie in der Apostelgeschichte selbst viele Belege dafür gibt, daß ein heftiger Konflikt zwischen der paulinischen und der Jerusalemer Auffassung der Sendung Jesu bestand. Nachdem dieser Konflikt jahrelang geschwelt hatte, führte er am Schluß zu einem vollständigen Bruch, an dessen Ende die Gründung der durch und durch paulinistischen christlichen Kirche stand, der organisatorischen Hülle einer im Gehalt neuen Religion, die vom Judentum getrennt war, wohingegen die Jerusalemer Nazarener ihre Verbindungen zu jenem keineswegs kappten, sondern sich ihrem Wesen nach für gläubige Juden hielten, die zusätzlich noch an die Auferweckung Jesu, d.h. einer ihrer Natur nach menschlichen Messiasgestalt, glaubten." (Anmerkung: Ich möchte es hier offen lassen, wie die Gemeinde in Jerusalem zu dem Auferweckungsglauben kam, ich kann mir nur vorstellen, dass sich die Gemeinde nicht mit dem Tod Jesu abfinden konnte und ihn daher noch also "lebendig, wenn auch in anderer Form" betrachtete. Möglicherweise hatte Paulus davon gehört und nahm diesen Glauben zum Anlass, dann auf dem Weg nach Damaskus eine Erscheinung draus zu machen.) S. 194: In diesem Zitat spricht Maccoby auch die Ursache des Antisemitismus an – und ich denke, wie Maccoby etwa die Rolle des Paulus sieht, ist das sehr plausibel. Allerdings sieht Maccoby alles Weitere politisch, ich sehe das dagegen nur indirekt politisch, das Problem sind m.E. viel mehr die zwischenmenschlichen Beziehungen: "Der Glaube an ein tausendjähriges Reich auf Erden mit Jesus als König am Ende der Zeiten inspirierte zahlreiche politische Aufstandsbewegungen innerhalb des Christentums und bedrohte die Machtstellung von Papst und Kaiser: denn zu diesen Vorstellungen gehört, daß Gerechtigkeit auf Erden erreichbar sein muß und daß Gottes Reich ein verwirklichtes Utopia auf Erden sein soll, nicht die Seligkeit in einer anderen Welt. Die Rolle des Antichrist, der weltlichen Macht, die sich dem dann auftretenden Jesus redivivus (Anm.: "wiedererstanden") entgegenstellt, wurde gewöhnlich den Juden zugewiesen, was dazu führte, daß populistische Endzeitbewegungen oft bösartig antisemitisch waren … ; dann und wann aber wurden die tatsächlichen Unterdrücker der Armen mit dem Antichrist identifiziert, und bei solchen Gelegenheiten drohten die politischen Ziele, die aus dem Judentum und dem Judenchristentum stammten, das Christentum zur »Befreiungsreligion« zu machen, ganz im Gegensatz zu der Theologie des Paulus, die ihre Blicke auf die Welt, die da kommen soll, richtete und immer im Sinne der Herrschenden und der Fortsetzung der bestehenden Zustände funktionierte." S. 226 ff: "Paulus war der größte Fantasy-Autor von allen. Er schuf den christlichen Mythos, indem er Jesus vergottete, eine jüdische Messiasfigur, dessen wirkliche Pläne sich in der Bandbreite des jüdischen politischen Utopismus bewegt hatten. Paulus schmiedete Jesu Tod in ein kosmisches Opfer um, in welchem die Kräfte der Finsternis die Macht der guten zu überwältigen suchten, aber gegen ihren Willen nur ein Heilsgeschehen zustande brachten. Dies verwandelt auch die Juden, wie die Paulusschriften ausführen, in Werkzeuge der Erlösung, die von ihrer Funktion nichts wissen; ihre Bosheit, mit der sie Jesu Tod bewirkten, schlägt zum allgemeinen Heil aus, weil dieser Tod genau das war, was die Menschheit zu ihrer Rettung benötigte. Die Kombination von Bosheit und Blindheit, die hier beschrieben wird, ist die genaue Analogie zum Baldurmythos der nordischen Mythologie, in der die Bosheit durch den bösen Gott Loki personifiziert wird, die Blindheit durch den blinden Gott Hödur, die beide zusammen den heilbringenden Tod Baldurs bewirken, der alleine eine gute Ernte bewirken kann, welche vor dem allgemeinen Hungertod errettet. Paulus übernahm das kosmische Drama vom Kampf zwischen Gut und Böse von der Gnosis, und daher übernahm er auch die Juden als Dramenbestandteil, also als die Vertreter des kosmischen Bösen. Aber indem er den Mythos der Gnosis mit dem Mythos der Mysterienreligionen kombinierte (die selbst nicht judenfeindlich waren), verschärfte und intensivierte er den in der Gnosis schon präsenten Antisemitismus. Die Juden blieben nicht einfach die Gegner jener vom Himmel herabgestiegenen Lichtgestalt, sondern wurden die Vollzieher des kosmischen Opfers, durch welches allein der Besucher aus der Lichtwelt die Erlösung bringen kann. Damit verschmolzen die Juden mit den düsteren Figuren, die in Mythen jenen Tod von Göttern bewirken, welcher alleine die Rettung bewirken kann - mit Seth, Mot und Loki; und die Bühne steht offen für die lange imaginäre Laufbahn der Juden in der christlichen Einbildungskraft als das Volk des Teufels. Was immer Paulus vom Judentum übernahm, um seinen Mythos weiter aufzuputzen – das historisierend-religiöse Element, das Jesu Tod in ein welthistorisches Panorama versetzte —, verstärkte nur den dabei herauskommenden Antisemitismus, denn jetzt gab es einen Zug von Usurpation im paulinischen Mythos, eine Tendenz, das jüdische Zeugnis zwecks Rechtfertigung der christlichen Selbstüberschreibung der »Abrahamsverheißung« anzuschwärzen. Was immer den Juden in der bisherigen Geschichte begegnet war, wurde jetzt als Vorprägung ihrer zentralen Rolle ausgemünzt, nämlich der Ermordung des Gotteslammes, eine Rolle, die ich in meinem >Heiligen Henker< näher beleuchtet habe; sie wurden – in der christlichen Ideologie – von ihren Propheten abgeschnitten, die jetzt als Vorläufer der Christen galten und, ganz wie Jesus, von den Juden zu Tode gehetzt worden waren. Der von Paulus vorgefertigte Mythos entfaltete später ein bilderreiches Leben in den Evangelien, die unter dem Einfluß seiner Ideen zum Einsatz in seiner Kirche geschrieben wurden. Eine abgerundete, romanhafte Erzählung von mythologischem Tiefgang wird dort auf der Grundlage historischer Materialfragmente ausgestaltet, wenn diese sich dafür eignen, ein Melodrama von Gut und Böse abrollen zu lassen. Es entsteht das wirkmächtige Bild des Judas Ischariot: eine Person, vom Schicksal oder sogar seinem Opfer Jesus dazu ausersehen, die böse Tat zu vollbringen, besessen von Satan und unter innerem Zwang seine üble Rolle erfüllend - eine perfekte Verkörperung der Rolle des Heiligen Henkers, designiert für den Vollzug seiner Bluttat und dennoch für deren Ausführung verflucht. Dabei füllt Judas seine Rolle auf der persönlichen Ebene aus, das jüdische Volk – im Evangelienmythos – auf der kollektiven: indem es abwechselnd von Blindheit oder Bosheit befallen wird und auf dem Höhepunkt der Erzählung in der Barabbas-Szene Jesu Kreuzigung fordert und zugleich für dieses Opfer die Verantwortung durch den Sprechchor übernimmt: »Sein Blut komme über uns und über unsre Kinder!« (Mt. 27,25). Was in den Paulusbriefen nur ein Umriß eines Mythos gewesen war, wurde jetzt ausgeformt und mit erzählerischer Qualität versehen, ein Instrument kultureller Indoktrination und ein Vehikel unzerstörbarer Kindheitseindrücke, wenn Kinder die Geschichte zu hören bekommen. So wurde der von Paulus geschaffene Mythos auf sein Gleis gesetzt und begann die Welt zu durchqueren: eine Erzählung, die der Menschheit mancherlei Trost in Verzweiflung brachte, aber auch jede Menge Übel hervorrief. Aus seiner eigenen Qual und Verzweiflung erschuf Paulus seinen Mythos. Sein Glaube daran, er habe ihn vom inzwischen im Himmel befindlichen Jesus persönlich erhalten, hat seine eigene Schöpferrolle verdunkelt. Die Mißverständnisse, die er über seine eigene Herkunft förderte und nährte, hielten die Leser des Neuen Testaments davon ab, den paulinischen Mythos von den historischen Tatsachen über Jesus abzupräparieren, über die Jerusalemer Kirche, über die Abenteuer Zusammenstöße des Paulus persönlich mit dessen Zeitgenossen. Sein Charakter war viel farbiger, als christliche Frömmigkeit es wahrhaben will; sein wirkliches Leben entspricht mehr einem Picaroroman als einer gewohnten Heiligenvita. Aber aus den Religionseinflüssen, deren Niederschläge in seinem Hirn spukten, schmiedete er ein bilderreiches Amalgam, das, ob zu ihrem Nutzen oder Schaden, die zentrale Phantasiegrundlage der abendländischen Kultur wurde." Die
Frage stellt sich natürlich, warum Paulus
schließlich den Märtyrertod gestorben ist,
wenn er doch nur ein Agent einer
jesusfeindlichen Clique war und im Grunde
überhaupt nicht hinter dem Engagement Jesu
stand. Allerdings
ist Hyam Maccoby der Auffassung, dass Paulus
gar nicht den Märtyertod gestorben ist, dass
das alles nur eine fromme Legende ist. Mehr
darüber und über die Zwistigkeiten zwischen
Paulus und den Judenchristen und den
"Schlägern und Raufbolden des
Hohenpriesters" siehe unter "Paulus" im
Onlinelexikon, Teil 2. "Während er die Jesusanhänger verfolgte, dürfte Saulus Jesus immer mehr als eine Figur wahrgenommen haben, die ihm seltsam vertraut vorkam, da sie auf ein seelisches Bedürfnis Antwort gab, das er unter dem Druck der jüdischen Ratio-nalität und des jüdischen Sinnes für Bewusstmachung und Wahrhaftigkeit ohne doppelte Böden niedergehalten hatte. Vor allem dürfte das Bild des langsam am Kreuz sterbenden Jesus seine leistungsfähige Vorstellungskraft entflammt haben. Denn dieses Bild muß ihn unwiderstehlich an die Ikonographie des Gottes Attis in dessen vielfältigen Erscheinungsformen erinnert haben, der er in Kilikien auf Schritt und Tritt begegnet war - der erhängte Gott, dessen blutender, mißhandelter Körper die Felder fruchtbar werden ließ und dessen Mysterien den Seelen seiner Gläubigen, die sich in einen heiligen Wahn hineingesteigert hatten, eine wundersame Erneuerung bescherten. Es ist bezeichnend, dass später die Phantasie des Paulus immer wieder um jene oben diskutierte Deuteronomiumstelle kreiste, in der es, wie Paulus sie verstand, um den Fluch ging, welcher dem Körper eines Gehängten anhaften sollte. Damals freilich waren derlei Gedanken noch nicht ins volle Licht seines Bewußtseins getreten. Saulus hatte versucht, ein geistlich höchst anspruchsloses Polizistenleben zu führen, da sich seine Hoffnung, einen geachteten Rang als geistlicher Pharisäerführer zu erlangen, zerschlagen hatte. Aber damit konnte er seine innere Unruhe nicht dauerhaft zum Schweigen bringen; und als seine Seelenpein schließlich einen visionären Anfall auf dem Weg nach Damaskus auslöste, nahm eine Gestalt das Zentrum seiner inneren Verstörung ein, die schon lange in seinem Unbewussten rumorte: der Gehängte Gott, der Brennpunkt von Schuld und Hoffnung zugleich. Indem er diese Gestalt mit Jesus identifizierte, dessen Anhänger er bis zu dieser Sekunde verfolgt hatte, gab Saulus der Bedeutungslosigkeit einen Sinn, in welche sein Leben zuvor versunken gewesen war. Statt nur der Mietling eines mit Besatzern kollaborierenden Hohenpriesters zu sein, der gegen Bezahlung Menschen quälte, sah er sich jetzt auf einmal als Person von historischer Bedeutung, die er schließlich ja auch erlangen sollte - er, der den sterbenden und wieder auf erstandenen Gott verfolgt hatte, konnte durch genau diese Schuld jetzt in die Rolle von dessen Hauptverkünder überwechseln, vom Saulus zum Paulus eben. Dieser plötzliche Wechsel von tiefster Verworfenheit zu äußerster geistlicher Befreiung und Entsühnung wurde das Hauptmotiv der neuen Religion, die Paulus ausgehend von jener Vision zu entwickeln begann, welche ihn aus der gesamten Menschheit herausgegriffen und berufen hatte. -" Auf alle Fälle war Paulus offensichtlich nicht nur sehr idealistisch, sondern auch sehr ehrgeizig und ganz schön selbstverliebt, doch alles das ist keine Sünde. Doch auf alle Fälle ist eines richtig: Ob böswillig oder gutwillig, Paulus hat etwas völlig anderes aus dem Engagement Jesu gemacht als das, was der wirkliche Jesus wollte. Anmerkung: Die Geschichte, wie sich ein Agent einschleust und dann sehr hoch emporsteigt, was vielleicht ursprünglich gar nicht beabsichtigt war, kommt uns Deutschen, die schon etwas älter sind, doch sehr bekannt vor. Sie erinnern sich an den Kanzleramtsspion Günter Guillaume, der auch "durch seinen großen Arbeitseinsatz und sein Organisationstalent" aufgefallen war (ich zitiere hier aus dem Stichwort "Günter Guillaume" in Wikipedia, dem berühmten Kanzleramtsspion, der sich bei der SPD eingeschlichen hatte)? Es gibt hier also durchaus starke Parallelen zu Paulus! Und zu den angeblichen Zeugen beim Damaskuserlebnis? Die waren doch auch von dem Hohenpriester mitgeschickt und waren also nicht neutral, also ist deren Zeugenaussage wertlos.
77. von
ihren Gefühlen überrumpelt: Ich kenne
mehrere dieser Fälle, die mir sehr nahe
gehen, weil es sich immer um Menschen
handelt, die im Grunde moralisch sehr
hochstehend sind. Wie konnte das passieren,
dass gerade sie (und ich denke hier vor
allem an Mädchen) mit "Sexgeschichten"
anfingen, mit denen sie nie gerechnet hatten
und die man ihnen auch nie zugetraut hätte
und die ihnen hinterher sehr leid taten? Die
Erklärung ist ganz einfach: Sie hielten sich
davor aufgrund ihrer Schammoral, an die sie
felsenfest glaubten und die sie also
sozusagen für einen perfekten Schutz hielten
und die aber dennoch nur eine Scheinmoral
war, immer für moralisch so integer (und das
wurde ihnen auch von ihrer Umgebung so
eingeredet, insbesondere von ihren Eltern),
dass sie sich nie auf "den Fall X"
vorbereitet hatten, also auf den Fall, dass
es auch einmal anders laufen könnte. Also
hatten sie alles, was mit Liebe und
Sexualität zusammen hängt, aus ihrem Denken
verdrängt und verbannt, weil das angeblich
etwas Unanständiges oder sogar Unmoralisches
war. Doch auch sie waren nun einmal
lebendige Menschen und gerade gegen eine
Verliebtheit nicht gefeit. Also kommt sie
eines Tages – zu wem auch immer. Und wenn
der "Betreffende" nicht alles "falsch"
macht, überwindet er diese Schammoral (die
ja nur eine Scheinmoral ist, denn eine echte
Moral funktioniert völlig anders) und er
bekommt, was er will. Zum Thema, wie starke Gefühlserregungen die Vernunft regelrecht austricksen können, was dann eben bei Gelegenheit zu dem Problem mit der Pädagogik im Fall einer Verliebtheit dazu kommt, erzählte uns im Studium ein Professor eine kleine Geschichte: Da kommt also in eine Klasse oder in eine Familie unversehens ein Polizeikommando und befiehlt, einer Person mitzukommen. Diese Person wird unter irgendwelchen Begründungen in ein Gefängnis gebracht mit der Aufforderung zu warten. Unsere Person ist sich keiner Schuld bewusst, vertraut darauf, dass sich alles klären wird und ergibt sich ansonsten in das Schicksal. Am Abend ist dann Essensausgabe und ein Wärter stellt unserer Person einen Teller Suppe hin - und flüstert allerdings dazu, dass diese Suppe vergiftet sei. Unsere Person glaubt dies und rührt die Suppe also nicht an. Am nächsten Tag dasselbe, wieder sonst nichts außer der angeblich vergifteten Suppe, und auch wieder am dritten Tag. Der Hunger unserer Person wird immer stärker und sie fängt an zu überlegen, ob das alles nur ein Test ist, etwas zu glauben, und dass die Suppe in Wirklichkeit gar nicht vergiftet ist. Die Gedanken kreisen also immer mehr darum, dass die Suppe in Ordnung ist und man sie also essen kann - und unsere Person ist schließlich voll und ganz überzeugt, dass die Suppe nicht vergiftet ist und isst sie. Das (Hunger-)Gefühl hat also den Verstand nicht nur so gerade beeinflusst, sondern sozusagen überrumpelt, also komplett umgekrempelt. In diesem Sinn können wir nun auch eine Verliebtheit sehen: Das Gefühl hebelt den Verstand aus - und (nicht nur) der junge Mensch wirft seine Moral, die bisher galt, über Bord und macht etwas, was für ihn ohne diese Gefühlserregung unvorstellbar war und was er immer als unverschämte Zumutung empfunden hätte, wenn ihm jemand unterstellt hätte, dass es dazu einmal kommen könnte. Die Idee dieses Konzept hier ist nun, dass dem jungen Menschen keine Leibfeindlichkeit anerzogen wird, sondern Spaß an harmlosen paradiesischen Erlebnissen – und dass er also die zunächst einmal erleben will und dass er misstrauisch wird (dass er also kritisch nachdenkt), wenn ein Partner die nicht will und er auch noch nicht einmal über die mit ihm reden kann. Denn wenn er "in Ordnung" wäre, müsste er solche Erlebnisse doch auch gerne machen und auch darüber reden wollen. Siehe dazu etwa den Spaß eines Vaters mit seiner Tochter mit der Natürlichkeit und mit harmlosen Paradieserlebnissen (s. Hinweis 42) und dann auch mit den "natürlichen Drogen" (siehe im Heft Seite 53).
78. typisch katholische Monogamie: Ich nenne einmal die Monogamie so, die keine echte ist, weil sie die diversen vorehelichen Sexualbeziehungen nicht als monogamieschädlich ansieht. Vielleicht mögen hier manche protestieren, weil doch gerade die katholische Kirche diese Beziehungen als Sünde ansieht und also auch verurteilt. Hierzu kann ich sagen, dass das reine Theorie ist, in der Praxis interessieren diese vorehelichen Erfahrungen die Kirche nicht. Ich weise auf das nachsynodale apostolische Schreiben "Amoris laetitia" hin. Doch vor allem bin ich mit meinem Engagement für die echte Monogamie gerade auch bei meinen katholischen Glaubensbrüdern bisher immer auf Beton geprallt, die wussten überhaupt nicht, wovon ich rede. Wenn nun auch andere christliche Glaubensgemeinschaften diese "typisch katholische Monogamie" praktizieren (und auch Nichtchristen), so meine ich doch, dass ich sie katholisch nennen kann, weil gerade die katholische Kirche, die doch Vorbild sein sollte, mit schlechtem Beispiel voran geht. Im Übrigen: Zur Zeit Jesu galt der Geschlechtsverkehr als Zeichen einer Ehe, er war also auch ehebegründend neben dem Versprechen der gegenseitigen Partnerschaft. Daher waren Prostituierte "Ehebrecherinnen", weil sie immer wieder neue Ehen anfingen und diese dann wieder "abbrachen". Wir können also davon ausgehen, dass Jesus in demselben Sinn dachte, den ich hier vertrete, wenn er von Ehe redete: Geschlechtsverkehr und Ehe sind dasselbe. Dagegen haben wir und auch die katholische Kirche das römische Eheverständnis, dort galt nicht mehr der Geschlechtsverkehr als Zeichen der Ehe, sondern das Dokument des Zensors. Wenn wir Jesusanhänger sein wollen, müssen wir allerdings wieder zur Einstellung der Bibel und des Jesus zurück kehren. Gut, wir selbst können an der eigenen Ehe nichts mehr machen, doch wir sollten uns zumindest für die Ehemoral derer einsetzen, die die Ehe noch vor sich haben, also der jungen Menschen.
79. Jesus und Sexualmoral: Theologen bezweifeln im Allgemeinen, dass sich Jesus um Sexualmoral gekümmert hat. Sie meinen, dass mit bestem Willen bei Jesus nichts zu finden ist. Dazu kann ich nur sagen, dass hier das Problem ist, was diese Theologen unter Sexualmoral verstehen. Sie verstehen eigentlich immer etwas mit "Scham" – und natürlich hat Jesus nicht darüber geredet und also auch keine Kleidungsvorschriften gemacht, denn die Scham ist ja nur eine Scheinmoral und damit in gewisser Weise auch eine Heuchelei. Und bekanntermaßen hatte er etwas gegen die Heuchler. Die wirkliche Moral hat dagegen etwas mit der Einstellung von Männern gegenüber Frauen zu tun, wie diese hier nicht nur bisweilen, sondern sogar sehr oft zu seiner Zeit nicht nur verachtend sondern sogar ausgesprochen kriminell war. Das war dann auch Thema seines Engagements. Jesus hat sich also sehr wohl um die Sexualmoral gekümmert, allerdings um eine echte und nicht um eine Scheinmoral.
80. Eindringen ohne Ehe oder auch ohne Trauschein = Schlampe oder auch Hure? Wenn ich hier so krass bin, so liegt das nicht daran, dass ich diejenigen kränken oder gar beleidigen will, die sich "vor langer Zeit " einmal aus irgendeiner Unwissenheit und Naivität oder gar Dummheit auf Sex ohne Ehe eingelassen hatten - und jetzt damit weiter machen, weil es einfach keinen plausiblen Grund gibt, das zu ändern. Ich kann mich nur wiederholen: Wenn es hier irgendeine Schuld gibt, dann betrifft die doch diejenigen, die nichts an der Unwissenheit und Naivität der betreffenden Menschen getan hatten, als noch die Möglichkeit da war. Der Grund für die harten Worte ist vor allem, dass ich diejenigen motivieren möchte, die noch keinen Sex hatten, vor der Ehe erst einmal ausschließlich ihre Haut (das größte Organ des Menschen!) und ihren Körper zu erleben und zu genießen. Das scheint nun leider zumindest zur Zeit nur zu funktionieren, wenn der nicht-eheliche Sex als sehr negativ hingestellt wird. Und dann gibt es auch erfahrungsgemäß viele Mädchen "mit Sexerfahrungen", die diejenigen Mädchen, die noch keine solchen "Erfahrungen" hatten, als unemanzipierte und frigide Mauerblümchen, die niemand will, verlachen und verspotten – und ihnen damit Komplexe einreden. Denen möchte ich mit diesem sehr negativen Vergleich nun wirklich mal kräftig vors Schienbein treten, denn "so etwas" macht man einfach nicht ... Von
Schülerinnen wurde bisweilen auch
eingewendet, dass ich mit einem Vergleich
mit einer Hure falsch läge, denn das
Kennzeichen einer Hure sei doch, dass diese
Geld "dafür" nimmt, während eine normale
emanzipierte Frau oder ein Mädchen dafür
kein Geld nimmt (oder so ich: es also gratis
macht). Ich pflege dann immer zu kontern,
dass sie mal überlegen sollten, warum ihnen
so ein Scheiß (das Wort passt hier
wirklich!) eingeredet wird. Ja warum? Der
Grund ist doch der, dass ihnen so etwas
Männer erzählen, um in den Genuss von
Gratissex gerade auch mit jungen Mädchen zu
kommen. Ja, wie schön und günstig, dass die
Mädchen das dann auch noch glauben und also
sozusagen freiwillig und ohne Bezahlung
"einvernehmlich" (wie es so schön im
Amtsdeutsch heißt) mitmachen!
81.
hohes moralisches Potential und
Scheinmoral der Scham – und dazu etwas,
damit die echte Moral nicht falsch
verstanden wird: Eine sehr
anschauliche Parallele sehe ich hier im
Problem um die Magengeschwüre: Bis vor nicht
langer Zeit galt es als ausgemacht, dass die
Ursache für diese Geschwüre eine
Übersäuerung des Magens sowie psychische
Faktoren wie Stress sind. Bakterien galten
als ausgeschlossen, weil man meinte, dass
sich in der Umgebung einer derart
aggressiven Säure wie der Magensäure einfach
keine Bakterien halten können. 1983 haben
dann zwei australische Ärzte (Barry Marshall
und John Warren) herausgefunden, dass die
Ursache für Magengeschwüre letztlich doch
Bakterien sind, die schließlich "Heliobacter
pylori" genannt wurden. Es dauerte dann noch
weitere sechs Jahre, bis sich die beiden
Ärzte mit ihrer Erkenntnis durchsetzten,
schließlich brechen nicht bei allen
Menschen, die diese Bakterien in sich haben,
Magengeschwüre aus. Denn durch glückliche
Umstände und etwa durch Vermeidung von
Risikofaktoren können die Bakterien nicht
wirksam werden. Und die Parallelen zu
unserem Problem der echten Monogamie? Wie
ich immer wieder betone, sehe ich die
Ursache darin, dass gerade Mädchen mit
sexuellen Beziehungen anfangen, die sich
später als wenig glücklich herausstellen,
dass sie ihr hohes moralisches Potential in
die Scheinmoral der Scham stecken statt in
eine echte Moral. Damit ist dann verbunden,
den Geschlechtspartner zu wechseln, wodurch
also die echte Monogamie hinfällig ist.
Tiefster Grund dafür ist, dass ihnen in
unserer Kultur genau diese Scheinmoral
anerzogen wird, es ist also eine Frage der
Pädagogik. Dieser Zusammenhang ist nun –
genau wie bei den Magengeschwüren – nicht
leicht zu erkennen, weil durch glückliche
Umstände wie etwa eine liebevolle Fürsorge
der Eltern, eine starke religiöse
Einstellung (mit der dazu gehörenden Mystik
und dem entsprechenden Kult, doch auch mit
den damit verbundenen Ängsten) und auch
Mangel an Gelegenheit etwa dank einer hohen
ethischen Umgebung (also auch kein Zugang zu
"schlechten Filmen" und nur Kontakt mit
"anständigen Leuten") und schnelles Finden
des richtigen Partners es einfach zu keinem
"Ausbruch" der "wenig glücklichen sexuellen
Beziehungen" kommt. Doch sie passieren eben
dennoch oft genug. Der Vergleich mit den
Magengeschwüren stimmt sogar bis in
Einzelheiten: Bisweilen dachte man früher,
dass davon eher Arme und Unterprivilegierte
betroffen sind, also immer nur "die anderen
in anderen Gesellschaftsschichten", doch ist
offensichtlich, wenn man nur einmal genauer
hinsieht, dass die "Krankheit" in allen
gesellschaftlichen Schichten vorkommt. Daher
hier: Der Grund ist die Scheinmoral der
Scham! Würden die jungen Menschen statt zu
dieser von vornherein zu einer echten Moral
der Monogamie erzogen werden, wäre alles
viel sicherer, unkomplizierter, risikoärmer
und gewiss auch harmonischer und einem
bewussten Leben dienlicher.
82. Doppelt gemoppelt: Bei Atomkraftwerken mag doppelte Sicherheit sinnvoll sein, ja nicht nur doppelte Sicherheit, sondern sogar achtfache Sicherheit! Wir haben das beim Atomkraftwerk Fukushima in Japan gesehen, dass nämlich "doppelte Sicherheit" nicht ausreicht und wie sinnvoll unsere deutschen Sicherheitsstandards hier sind. Doch "doppelte Sicherheit" kann auch heißen, dass wir einer einzigen Sicherheit doch nicht trauen und also eine weitere und vor allem eine alte, die sich zwar letztlich als untauglich erwiesen hat, wenn es wirklich drauf angekommen wäre, dann doch lieber "zur Sicherheit" noch beibehalten wollen. Doch eine Anhäufung von keinen richtigen Sicherheiten gibt letztendlich doch keine richtige Sicherheit: Null mal Null bleibt eben Null, wie es so schön in dem Kölner Karnevalsschlager heißt. Und zudem: Bisweilen behindern sich Sicherheiten auch gegenseitig oder schließen sich gar aus (was denn nun: Vergnügen an der Nacktheit und dann doch wieder Badehose und Bikini?) und so können mehrere Sicherheiten die Wirksamkeit einer wirklich guten Sicherheit verhindern. In diesem Sinn wird also hier nicht mehr auf die Badehose und den Bikini als Sicherheit vertraut, sondern auf eine sinnvolle geistige Einstellung. Dass (gerade junge) Menschen dann doch bisweilen diese "Accessoires" einer untauglichen Moral benutzen, ist eine andere Sachen. Denn es hängt ja nicht nur von der eigenen Einstellung ab, was man macht, sondern die Mitmenschen müssen die auch verstehen, damit sie die nicht falsch verstehen. Von daher können auch Badehose und Bikini oder sogar Burka und Kaftan sehr sinnvoll sein. Dem Benutzer muss allerdings klar sein, dass diese Accessoires nur unvollkommen schützen und also nur vorübergehender Natur sein können.
83. Ulrich Becker und die Erzählung "Jesus und die Sünderin" (auch "Susannageschichte" oder "Geschichte von der Sünderin") und wie sie "entschärft" wurde: Auch der Autor U. B. kommt zu dem Ergebnis, dass diese Erzählung tatsächlich geschehen ist (S. 3): "Mochte die äußere Bezeugung noch so fragwürdig erscheinen, mochte man immer wieder neu versuchen, diesen Abschnitt, auch innerer Gründe wegen, aus dem NT zu verbannen: Letztlich überzeugte die Perikope von ihrem Inhalt her, und so blieb sie im NT. Denn hier fand man Geist vom Geiste Jesu, ja, vielleicht noch mehr, hier fand man solchen Geist besonders rein bewahrt. Kein Wunder, dass sich Kunst und Literatur ihrer mit besonderer Liebe annahmen, dass sie auch außerhalb des Christentums häufig zum Inbegriff der Verkündigung Jesu wurde und dass selbst kritische Theologen sich ihrem Eindrucke nicht entziehen konnten." Allerdings ist auch Becker ein typischer Studierstubentheologe und so kann er nicht den Wandel der Interpretation dieser Erzählung (oder auch Perikope) und damit ihre Entschärfung erkennen: Von einer Erzählung aus dem "Milieu", bei der es um die Befreiung einer Frau aus einer kriminellen Situation ging, hin zu einer theologischen Vergebungsgeschichte, die ja auch sehr schön ist, der jedoch die Brisanz des höchstwahrscheinlich ursprünglichen Zusammenhangs völlig fehlt.
84. Marc Gibbs: "Die Jungfrau und der Priester". Dieses Buch habe ich in meiner Arbeit nicht verwendet, es gehört jedoch zum Hintergrund, der Autor sieht Jesus eher wie Johannes d. T. als Prophet. Er hat auch eine realistische Erklärung, wer der leibliche Vater Jesu war. Wie dem auch sei, konnte dieser “Tatbestand” natürlich nicht in die "Verkündigung von Jesus" einfließen. Da passte die Geschichte, wie der Erzengel der Jungfrau Maria erschienen war, viel besser.
85. Jan Heller ("Der Name Eva", Archiv orientalni, Prag 26, 1958) war allerdings kein “Anti-Theologe”, so viel ich weiß. Doch denke ich, dass in der Arbeit über den Namen “Eva” schon ein sehr kritischer Ansatz ist, den Heller allerdings, wieder so viel ich weiß, nicht weiter verfolgt hat – aus welchen Gründen auch immer. Im Prinzip hat Heller mit seiner Arbeit doch die ganze Erbsündenlehre der Kirchen entzaubert. 86. confirmatio: Ich verwende hier einen Ansatz, auf den ich in meiner Diplomarbeit im Fach Dogmatik zum Sinn des Firmsakraments gekommen war. Ich habe versucht, die Bedeutung der Worte im Urtext in unsere heutige Sprache zu übertragen. Siehe dazu die Abhandlung von Dr. Karl Schlütz: „Isaias 11,2 (die sieben Gaben des hl. Geistes) in den ersten vier christlichen Jahrhunderten“ in: Alttestamentliche Abhandlungen Breslau/Münster, XI. Band, 4. Heft, 1932). Die Arbeit wurde mit „gut“ bewertet, damit habe ich also eine Bestätigung, dass ich zumindest nicht völlig falsch liege. Wenn ich den Text näher betrachte und über ihn nachdenke und bedenke, dass es in der frühen Kirche vermutlich sowohl eine Jesus- als auch eine Paulustradition gab, dann gehörte dieser Text eindeutig zu einer Jesustradititon!
87. Zuhälter: Dazu einmal etwas über die Prostitution in Gesellschaften, in denen sie verboten ist. Es gibt sie ja doch, so etwas wie die Prostitution hat etwas mit einer inneren Einstellung von Menschen zu tun, und ist nun einmal mit Gesetzen nicht oder nur sehr schwer in den Griff zu bekommen. Und weil die Prostitution nun einmal gerade in solchen Gesellschaften für Frauen so (lebens-) gefährlich ist, brauchen sie „Beschützer“, also Zuhälter. Und die passen sozusagen die harten Gesetze „realitätsnah-menschlich“ dem jeweiligen Leben an, indem sie dafür sorgen, dass die Gesetzeshüter nicht so genau hinschauen und also ihre „Schützlinge“ in Ruhe lassen – indem sie diese etwa mit Geld bestechen. Doch das hat natürlich für die Frauen seinen Preis, indem etwa diese „Beschützer“ etwas von dem Geld abbekommen, was die Frauen durch ihren „Beruf“ verdienen. Je nachdem müssen die Frauen auch für „umsonstenen Beischlaf“ für die dafür Empfänglichen unter den „Gesetzeshütern“ zu Verfügung stehen (wie das heute bisweilen auch läuft, siehe unter Hinweis 63), wie natürlich auch für die Zuhälter selbst. Und wenn eine Frau hier mal „zickig“ sein sollte und nicht macht, was und wie die Männer es wollen, dann wird ihr eben schon mal gezeigt, was passiert, wenn der „Schutz“ nicht mehr funktioniert, auch zur Warnung für die anderen Frauen. So stellte man damals also etwa einer Frau eine Falle und richtete es so ein, dass sie „auf frischer Tat“ ertappt wurde, wie es das damalige Gesetz vorschrieb, damit sie also vor den „Kadi“ kam und für ihre „Zickigkeit“ mit dem Leben bezahlen musste. Ob die Gesetzeshüter nun wussten oder zumindest ahnten, was hier lief, ist letztlich gleichgültig. Niemand traute sich jedenfalls diesen Sumpf aufzudecken, schließlich war das ja auch für die „Aufdecker“ gefährlich, hier ging es nun einmal auch um Leben und Tod (siehe Hinweis 34), und wie sollte diese „Aufdeckerei“ auch geschehen? Hier war ja sozusagen ein – wenn auch vermutlich unausgesprochenes – Komplott von Tätern und Wegschauern am Werk, in dem auf teuflische Weise alle Beteiligten zusammenhielte!
88. Die Geschichte von der Sünderin nach Johannes 8 und warum diese Geschichte vermutlich wahrer ist als das ganze sonstige Johannesevangelium und überhaupt als das Neue Testament: Zwar ist die Erzählung, wie Jesus die Sünderin vor der Steinigung rettet, nachträglich in das Johannesevangelium eingefügt worden, doch – so der Jesuit Professor Rupert Lay – gerade deswegen ist sie wohl wahrer als das ganze übrige Johannesevangelium. Ich kann mich nicht mehr an seine Begründung im Einzelnen erinnern, doch ich gebe hier meine wieder mit dem Hintergrund der „Enttarnung“ des Neuen Testaments in dem Text "Der Kriminalfall Jesus": Diese Erzählung erinnerte bei der Konstruktion der Evangelien in dem Sinn, den ich für den ursprünglichen halte, einfach zu sehr an das Anliegen des wirklichen Jesus. Daher wurde sie weggelassen, denn genau die Erinnerung an den wirklichen Jesus sollte ja durch die paulinische Ideologie unterdrückt werden. Auch als dann um 100 n. Chr. das Johannesevangelium von wem auch immer verfasst wurde, war sie in diesem Evangelium zunächst einmal nicht enthalten. Doch weil nun Jesus in dieser Erzählung so brisant war, weil er einmal ein Mann war, der die große Ausnahme unter allen sonstigen Männern war, der sich wirklich für Frauen einsetzte, war sie im Volk noch in Erinnerung. Sie war eben immer wieder von den Müttern auf die Töchter und von denen dann auf ihre Töchter usw. weitergegeben worden nach der Devise: "Da war einmal ein Mann, der sich wirklich für uns Frauen eingesetzt hatte, doch wir wissen, wie es ihm ergangen ist." Als dann das Johannesevangelium auftauchte, wurde „vom Volk“ sein Wahrheitsgehalt daran gemessen, ob also auch diese Erzählung in ihm enthalten war. Und weil sie nicht enthalten war, wurde sie nachträglich eilends in es eingefügt – darauf spekulierend, dass der ursprüngliche Sinn vergessen war – jetzt also mit einem anderen Sinn, nämlich dem der Barmherzigkeit und Vergebung Jesu und dass wir uns daran ein Beispiel nehmen sollen. So wurde auch hier wieder der wirkliche Jesus entschärft – und dabei ist es bis heute geblieben, wenigstens vorerst. Jedenfalls
ist diese Geschichte ein wunderbares
Beispiel, wie es Jesus um eine lebendige
Moral ging, die zutiefst menschlich ist und
die sich gegen die erstarrte Moral seiner
Zeit richtete. Doch wichtiger als diese
Einstellung Jesu ist m. E. der ursprüngliche
Sinn, dass Jesus ganz offensichtlich die
kriminellen Machenschaften im Zusammenhang
mit Frauen durchschaute und sich für die
Frauen einsetzte. Das wäre also meine
Begründung, warum sie eher stimmen dürfte
als das ganze sonstige Johannesevangelium. Natürlich: Vor allem mit dieser Geschichte begründe ich meinen Ansatz – und alle diejenigen, denen dieser Ansatz nicht passt, die versuchen es zumindest, den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte oder auch ihre Identifizierung als Bestrafungsgeschichte aus der Halbwelt in Zweifel zu ziehen oder auch als belanglos hinzustellen. Ich meine allerdings, dass sich diese Kritiker mal fragen sollten, ob hinter ihre kritischen Haltung wirklich ein wissenschaftliches Interesse an der Person Jesu steht oder ob ihnen diese Identifizierung als Engagement für eine Aufwertung der Frauen einfach nicht passt, weil sie letztlich viel eher auf der Seite der Verbrecher stehen, die Jesus ans Kreuz gebracht und ihn hinterher verfälscht haben? Ich weise auch hier darauf hin, dass die Einstellung zu Frauen "nur" der Gipfel der Frauenverachtung ist, die zur Zeit Jesu offensichtlich üblich ist, siehe unter "Zeitgeschichte". 89.
"über die kriminellen Strukturen damals":
Die klassische Geschichte, wie eine Frau
wegen Ehebruchs mit dem Tod bestraft werden
soll, was auch beinahe gelingt, ist die
Geschichte von der schönen Susanna im
Anhang des Buchs Daniel des Alten
Testaments – und da wird auch dargelegt,
dass der Hintergrund ein krimineller ist. Da
wollen also zwei „Älteste“, nach außen hin
ehrenwerte „Obere“ der jüdischen
Gesellschaft, Sex mit der schönen Susanna,
einer keuschen und gottesfürchtigen
Ehefrau haben und stellen sie vor die
Alternative, entweder ihnen „zu Willen zu
sein“, also mit ihnen Sex zu machen, oder
falls sie sich weigert, dass man sie
anzeigen und verklagen werde, dass man sie
beobachtet hätte, wie sie Sex mit einem
jungen Mann hatte (der allerdings
„leider“ entwischt sei). Ich denke, es ist
eine spannende Kriminalgeschichte, in der
es auch ein getrenntes Verhör gibt, um die
Wahrheit herauszufinden, und auch noch zwei
Todesstrafen. Es ist jedenfalls lohnend,
diese Geschichte einmal genau zu lesen
(sie ist in katholischen Bibeln und im
Internet zu finden), um das Denken in
der damaligen Zeit besser zu verstehen. Aber wann kam es denn zu Anklagen und Verurteilungen? Vermutlich passierte das nur dann, wenn es gar nicht um eine Bestrafung aus moralischen Gründen ging, sondern wenn die Gesetze bewusst missbraucht wurden zur Erpressung von Frauen oder zur Bestrafung von Frauen, die bei solchen Erpressungen nicht mitgemacht hatten – genau wie in der Susannageschichte. So wird es also hier bei der Verurteilung und geplanten Steinigung dieser Sünderin in Johannes 8 gewesen sein. Anders als Susanna hatte die Frau gewiss Sex, vermutlich war sie eine Prostituierte, doch man hatte ihr wohl eine Falle gestellt, um einen Grund zu haben, sie zu bestrafen – um ihren „“Kolleginnen“ und überhaupt alle anderen Frauen zu warnen, wie es ihnen ergeht, wenn sie nicht mitmachen, was die Männer oder besser Zuhälter im damaligen Sexgewerbe wollen. Für Jesus war diese Frau also nur ein Opfer, daher ging er so milde mit ihr um. Ihm ging es vielmehr um die Täter im Hintergrund, also um den Sumpf, der dahinter steckte, um diejenigen, die die Ursache waren, dass es solche Prostituierten überhaupt gab. Und zu diesen Tätern gehörten für ihn nun nicht nur die verbrecherischen Ankläger, sondern vor allem auch alle diejenigen, die immer nur wegschauen und dazu noch gerade den jungen Menschen nur eine falsche Moral (oder besser eine Scheinmoral) beibringen, so dass sie in 81 diese „kaputten Systeme“ immer wieder neu hineinschlitterten. Und dabei musste er schließlich selber sterben bei seinem Engagement „gegen die Heuchler, gegen die Sünde, für die Liebe“. Jedenfalls kann man von dieser Geschichte her und ähnlichen Fällen aus Kulturen, in denen Ehebrecherinnen gesteinigt werden, nun den wirklichen Jesus sehr gut rekonstruieren, so denke ich doch! Die Geschichte ist zwar im Fall Jesus etwas anders als bei der Susannageschichte, doch so viel schält sich heraus, wenn wir über diese Geschichte näher nachdenken: Die Frau wurde nicht zur Steinigung verurteilt, weil sie gesündigt hatte, sondern wohl eher, weil sie NICHT bei dem, was kriminelle Männer von ihr wollten, mitgemacht hatte. Und da es
sich hier vermutlich nicht um einen
Einzelfall in einer ansonsten sittlich
hochstehenden Gesellschaft handelte,
engagierte sich Jesus für eine Änderung.
Und eine solche Änderung hätte zu einer
wirklichen Revolution geführt. Doch die
wollte niemand wirklich, also musste Jesus
„aus dem Weg geräumt werden“. 90. "Kniffe der Natur": Beim Besuch eines befreundeten Bauern in Ostpreußen (im heute polnischen Teil), der Schweine züchtet, fielen mir die zahlreichen Rattenlöcher um den Stall herum auf und ich sprach meinen Freund darauf an. “Ja”, meinte er, “mit diesen Tierchen müssen wir leider wohl leben. Wir haben zwar Hunde und brauchen die auch, die ab und zu einmal eine Ratte erwischen, doch im Allgemeinen sind Hunde nicht für die Rattenjagd geeignet. Geeignet wären eher Katzen. Doch leider kommen unsere Hunde nicht mit Katzen klar, wir haben es ja versucht, Katzen her zu holen, es ist auch schon einmal eine von alleine gekommen, doch die Hunde jagen immer die Katzen und beißen sie tot. Es hat einfach keinen Zweck.” Ich habe nun diese Geschichte hier im Westen Deutschlands Freunden erzählt und eine – offensichtlich sehr lebenskluge – Freundin meinte, dass ich meinem Freund doch den Tipp geben sollte, der besonders scharfen Hündin einfach mal kleine Kätzchen “unterzuschieben”, die sie dann erfahrungsgemäß als Mutter annehmen und großziehen würde – und mit diesen Katzen kämen die Hunde dann auch aus. Zuerst war mein Freund ja skeptisch, ob das so funktionieren würde und er machte es einfach nicht, vermutlich hatte er auch niemanden, der Kätzchen loswerden wollte, also sprach ich ihn bei einem weiteren Besuch erneut darauf an. Und als ich ihn dann wieder einmal besuchte, fielen mir sich friedlich sonnende Hunde und Katzen vor seinem Haus auf – ja, er hatte es so gemacht, wie meine Freundin es gesagt hatte. Und es hatte funktioniert. Auch war sein Bauernhof jetzt weitgehend frei von Ratten. Oder eine andere Geschichte: Ich hatte mir vor ca 20 Jahren günstig ein Grundstück in Südfrankreich am Atlantik mit einem alten Supermarkt gekauft, den ich mit Freunden gut für Ferienwohnzwecke umbauen konnte. Und da das recht große Grundstück recht wild aussah, dachte ich, Bäume und Büsche anzupflanzen, damit es ein wenig wie ein Park wird. Bei den einen jungen Pflänzchen, den “Arbousiers”, wie Nachbarn sie nannten, die quasi als Unkraut an den Waldfändern wuchsen, klappte das sehr gut, Doch bei den anderen, den kleinen Pinien, klappte das gar nicht. Da gingen von 25 Bäumchen, die ich gepflanzt hatte, nur zwei an. Zufällig kam ich mit einem Nachbarn darüber ins Gespräch und er erzähle mir den “Trick” bei den Pinien. Und von den 3 Pinien, die ich daraufhinn unter Berücksichtigung dieses “Tricks” gepflanzt habe, gingen alle an – und sind heute große, stattliche Bäume. Wer den Trick, der eigentlich ganz einfach ist, wissen will, möge mir bitte schreiben. Ich gebe ihn gerne weiter! Und noch so eine “Geschichte”: Wenn man einen entflogenen Bienenschwarm eingefangen und einen idealen Bienenstock für ihn vorbereitet hat, darf man den Bienenschwarm keinesfalls in diesen Stock hineinlegen, die Bienen würden ihn nicht annehmen. Doch so geht´s: Man legt vor die Einflugöffnung ein weißes Brett und an das untere Ende des Bretts legt man den Bienenschwarm. Wenn man Glück hat, marschieren ein paar Kundschafterbienen das Brett hinauf zu der Öffnung und sie untersuchen das Innere des Stocks und sie marschieren zurück zu ihren Kameraden und holen sie nach. Man kann auch einigen Bienen mit einem Löffel nachhelfen, den Stock zu "finden". Warum ich das alles erzähle? Ganz einfach: Beim Umgang mit der Natur darf man nie aufgeben, man muss eben nur die passenden “Tricks” (das Wort klingt etwas salopp, doch es ist hier genau das passende Wort) kennen. Und wenn man die kennt und entsprechend anwendet, dann sind sogar Dinge möglich, die ansonsten für einfach unmöglich gehalten werden. Ich denke, so ist das auch mit unserer menschlichen Sexualität und vor allem mit der Sexualerziehung im Hinblick auf eine hohe Moral, also auf eine Moral der echten Monogamie!
91. Ausblick: Immer wieder: Barry Bennell, Harvey Weinstein, Rothenham, Oxfam, Ärzte ohne Grenzen, Odenwaldschule, katholische Priester, Kölner Domplatte ... Allerdings ist dann auch wieder bisweilen oft in eher lächerlicher Weise von Sexismus die Rede, wenn ich etwa an den Vorwurf wegen dieses Gedichts “Avenidas” an der Berliner Alice-Salomon-Hochschule denke. Auf alle Fälle ist das alles doch nur die Spitze eines Eisbergs. Für mich ist die “Mutter von allem Sexismus”, dass in unserer ganzen Gesellschaft, und keinesfalls nur in den Religionen, Mädchen im Hinblick auf echte Monogamie dumm und unwissend gelassen werden, und sie dadurch im Endeffekt geradezu zu fragwürdigen “Beziehungen” manipuliert werden. Das funktioniert ganz einfach und sieht auch noch sehr moralisch aus, indem die jungen Menschen mit ihrem hochmoralischen Potential in Richtung einer Scheinmoral der Scham und des Nichtredens geschickt werden. Da ist es schon bald kaum noch erwähnenswert, wenn ihnen schließlich “diese fragwürdigen Beziehungen” auch noch als Zeichen ihres Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung dargestellt werden, die dann auch noch angeblich zur besonders gelungenen Emanzipation gehören. Ich sehe die tiefste Ursache von allem, dass wir nach wie vor immer noch eine Macho-Gesellschaft mit allen möglichen und unmöglichen Rationalisierungen sind. Ein wirkliches Fitmachen junger Menschen, dass sie ihre Moral in ihre eigenen Hände nehmen können, mit dem Ziel einer echten Moral, und das ist eine Moral der echten Monogamie, die will ja niemand wirklich. Natürlich: Auch mit dieser weitgehend üblichen Beschützereimentalität kann bisweilen eine hohe Moral gelingen, doch nur, wenn einige glückliche Umstände zusammenkommen. Doch wo kann man mit denen heute schon rechnen? Ein schönes Bild, wie man junge Menschen wirklich fit macht, vor dem Verderblichen bewahrt zu werden, ist für mich etwa die Pockenschutzimpfung. Die funktioniert, indem der junge Mensch nicht vor allen Krankheitserregern abgekapselt wird, sondern indem er durchaus mit Krankheitserregern infiziert wird, jetzt allerdings kontrolliert mit abgeschwächten Krankheitserregern, so dass er selbst Antikörper bildet. Und diese Antikörper machen ihn gegen die echten Pocken, wenn sie irgendwann einmal kommen sollten, immun (“aktive Immunisierung”). Auf diese Weise wurden übrigens die Pocken, früher eine gefürchtete Seuche mit weltweit vielen Todesopfern, ausgerottet. Wo gibt es nun etwa in unserer Gesellschaft Initiativen, wie eine solche aktive Immunisierung in der Sexualmoral aussehen könnte, die auch zur Diskussion gestellt werden? Hier könnte es gewiss unterschiedliche Wege geben. Jedenfalls muss es in unserer christlichen Religion einmal anders gewesen sein. Denn wenn ich mir die alten Texte gerade von Taufe und Firmung ansehe, dann geht es in denen offensichtlich nicht darum, den Glauben zu bewahren, wie das heute gesehen wird, sondern dass die jungen Menschen, denen diese Sakramente vorwiegend gespendet wurden, fit (und vor allem intelligent) gegen das Böse werden. Diese Texte lassen auf eine vorhergehende “Schulung” schließen, in der den jungen Menschen also die geeigneten Informaitonen beigebracht wurden, wie sie die echte Monogamie selbst in einer glaubens- und moralfeindlichen Welt leben können. Also gab es damals wohl so etwas wie eine Immunisierung.
92. "schöne brave Religion": Hyan Maccoby beschreibt Paulus als "Erfinder der christlichen Mysterienkults" bis hin zum Abendmahl ("Der Mythenschmied" S. 128): "In der Zusammenschau aller Belege läßt sich an dieser Stelle festhalten, daß Paulus und kein anderer der Schöpfer des Abendmahlsritus war. Er verlieh dieser Neuerung, die er in Wirklichkeit aus den Mysterienkulten abgeleitet hatte, Ansehen durch eine Vision, in der er Jesus beim Letzten Abendmahl dabei gesehen hatte, wie er seinen Jüngern Anweisungen über den Vollzug dieses Ritus gegeben hatte. Diese paulinische Vision wurde später als historische Tatsache in die Evangelien eingefügt, nämlich in deren Erzählungen vom Letzten Abendmahl, und wurde so als solche von der großen Mehrzahl der NT-Forscher (Anmerkung des Autors der Website: bis heute!) übernommen. Die Anhänger Jesu in Jerusalem, die als fromme Juden die Vorstellung, Jesu Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, als widerwärtig empfunden hätten, praktizierten diesen Ritus nie, sondern trafen sich schlicht zu gemeinschaftlichen Mahlzeiten, bei denen zuvor das Brot gebrochen wurde, ganz so, wie es die jüdische Überlieferung einzelnen Gemeinden innerhalb der gesamtjüdischen Gemeinschaft empfiehlt."
93. Wissenschaft: Ja, was
ist überhaupt Wissenschaft? Günter Dueck,
Mathematiker, Jahrg. 1951, kommt in seiner
Trilogie "Omnisophie - Supramanie -
Topothesie" auch auf das Thema
"Wissenschaft" zu sprechen. Er sagt etwa:
Wenn jemandem auf einer Gebirgswanderung
bestimmte Bäume und Pflanzen auffallen, er
bestimmte Verfärbungen des Bodens erkennt
und welche Merkwürdigkeiten auch immer (was
alles sonst niemandem auffällt) - und er
daraus den Schluss zieht, dass hier etwa
Gold im Boden sein muss und dass dies
schließlich auch wirklich der Fall ist, so
ist das ein Zeichen von Wissenschaftlichkeit
dieser Person. Das Herausholen des Goldes
aus dem Boden ist dagegen "nur"
Kunsthandwerk.
94. Pharisäer: Maccoby versucht, das negative Bild der Pharisäer, das wir Christen auch aufgrund der negativen Sicht der Pharisäer im Neuen Testament haben, zu korrigieren. Es waren also nicht die Pharisäer, die etwas gegen Jesus und seine Anhänger hatten, sondern vielmehr der Hohepriester und seine "Mannschaft", die mit den Römern zusammen arbeiteten. Allerdings kann ich nicht glauben, dass die Pharisäer bei dem, um was es Jesus ging, ganz unschuldig waren, sie werden hier genauso weggesehen haben wie das sonstige Establishment zur Zeit Jesu. Ich zitiere dazu zwei Passagen aus dem Buch von Maccoby über die Pharisäer und über die Priester und den Hohenpriester: S. 19: "WENN WIR die Frage beantworten wollen, ob Paulus ein Pharisäer war oder nicht - oder auch die Bedeutung seines Anspruchs verstehen wollen, einmal einer gewesen zu sein -, dann ist es nötig, uns genauer als gewohnt damit vertraut zu machen, wer die Pharisäer waren und wofür sie standen. Hierbei dürfen wir nicht dem Pharisäerbild der Evangelien vertrauen, welches durch massive Feindseligkeit verzerrt ist. Die Evangelien zeichnen die Pharisäer als die Hauptwidersacher Jesu, die ihn dafür kritisierten, daß er am Sabbat Kranke heilte, und sogar planten, ihn wegen dieser Krankenbehandlungen zu töten. Ebenso stellen die Evangelien Jesus als jemanden hin, der die Pharisäer massiv kritisierte und als Heuchler und Volksbedrücker bezeichnete. Aufgrund dieses Evangelienbildes ist das Wort »Pharisäer« für den abendländischen Geist ein Synonym für »Heuchler« geworden, und die den Pharisäern zugeschriebenen Charaktermängel - Selbstgerechtigkeit, Schäbigkeit, autoritäre Rigidität und Ausschließlichkeitsanspruch - haben manches zu den Stereotypen des Antisemitismus beigetragen und wurden schließlich den Juden allgemein zugeschrieben. In neuerer Zeit sind auch viele christliche Gelehrte dahintergekommen, daß dieses Pharisäerbild der Evangelien Propaganda ist und nicht Tatsache.2 Unsere Hauptquelle authentischer Information über die Pharisäer ist deren eigenes umfangreiches Schrifttum, das Gebete einschließt, Preislieder, Weisheitsbücher, Gesetzbücher, Predigten, Bibelkommentare, mystische Abhandlungen, Geschichtswerke und vielerlei mehr. Weit davon entfernt, öde und trockene Ritualisten zu sein, waren sie vielmehr eine der schöpferischsten Menschengruppen der Geschichte. Des weiteren aber waren die Pharisäer - alles andere als starre und mechanische Gesetzesanwender und religiöse Vorschriftenverpasser - für die Milde ihrer Gesetzesentscheidungen bekannt (wie der im ersten nachchristlichen Jahrhundert schreibende Historiker Josephus ausführt [Ant. XIII 294] und wie dies die pharisäischen Gesetzesausführungen in aller Breite bestätigen), ebenso wie für die Menschlichkeit und Elastizität, mit welcher sie das »Gesetz« der Bibel in den sich wandelnden Bedingungen und höher entwickelten Moralkonzepten ihrer Zeit anzupassen suchten. ..." S. 27: "Unter den Priestern waren es hauptsächlich ein paar Familien von erheblichem Reichtum und politischem Einfluß bei den (fremden und kollaborierenden) Herrschaftsträgern, die Sadduzäer waren. Die Sadduzäer bildeten in der Tat nur eine kleine Minderheit im jüdischen Volk, meist reiche Grundbesitzer oder ähnlich reiche Priester. Solche Leute waren die natürlichen Verbündeten aller gerade regierenden Machtträger, seien das ptolemäische Griechen, seleukidische Griechen, Hasmonäer, Herodianer oder Römer. Von der Unruhe im Volk waren sie demgemäß isoliert. Den Tempel als das sichtbare Zentrum des Judentums konnte jede beliebige herrschende Macht übernehmen und seine Funktionärsstellen mit Kollaborateuren besetzen. Aber mit den wahren Zentren der jüdischen Religion, die diese Funktion durch ihr Ansehen erworben hatten, nämlich den Synagogen, in denen die Pharisäer dominierten, ließ sich das nicht machen, da sie zu unscheinbar und zu verstreut waren; sie wären nicht »pluralistisch« durch eingeschleuste Einflußagenten umzufunktionieren gewesen, auch wenn die Römer dies als besten Weg zur Aushöhlung des jüdischen Widerstands erkannt hätten. Zu Zeiten Jesu und Pauli waren die Römer die Besatzungsmacht, welche für die Einsetzung eines ihnen genehmen Hohenpriesters sorgten, genau wie vor ihnen Herodes. Sie dachten, durch die Einsetzung eines dienstfertigen Quislings als Hohenpriester schon Kontrolle über die jüdische Religion gewonnen zu haben, kaum bemerkend, daß in dieser Religion das äußerlich sichtbare Haupt, der Hohepriester, in Wirklichkeit wenig zählte, da ihn die Mehrheit der Juden verachtete und ihm sogar im Bereich seiner offiziellen Zuständigkeiten wenig echte Autorität zuschrieb."
95."splitternackt": Hier gibt es doch offensichtlich einen Widerspruch in der Überlieferung des Neuen Testaments. Auf der einen Seite sind die Täuflinge bei der Taufe nackt, auf der anderen Seite kennen wir die Passagen am Anfang des 1. Korintherbriefs 11, dass die Frau beim Gebet ihr Haupt verhüllen soll usw. Und die Taufe ist ja auch so eine Art Gebet, wieso bei dem also nackt? Wie passt das zusammen? Die Lösung ist vermutlich ganz einfach: Es gibt nun einmal zwei "Sprösslinge" unseres Glaubens. Der eine ("splitternackt") ist der "Sprössling Jesus", und der steht für Offenheit, Lebensklugheit, Mut, Rationalität, Progressivität, echte Moral, gegen Spießigkeit und gegen Aberglauben, und der anderen steht für den "Sprössling Paulus", und der steht für genau das Gegenteil von allem, also für Mystizismus, Geheimniskrämerei, Glaube an Irrationales, mehr oder weniger blinder Gehorsam an alles, was "von oben" kommt, ja auch Frauen- und Judenfeindlichkeit. Leider hat nun der "Sprössling Paulus" die Botschaft Jesus bisher weitestgehend verfremdet - die Frage ist, wie lange noch? Denn wenn ein Problem erst einmal erkannt ist, dann kann es auch zu einer Lösung kommen. 96. "griechische und römische Kultur": Ja, was im Christentum ist griechisch-römisch, was jüdisch? War Jesus nun derjenige, dem es um die echte Monogamie der Menschen ging, also um eine echtes jüdisches Anliegen, um die es nach allem, was wir wissen, zu seiner Zeit auch nicht so gut bestellt war? Nicht zuletzt zitiert in diesem Sinn auch Papst Benedikt in seiner Regensburger Rede den evangelischen Theologen Adolph von Harnack (1851-1930): “Als Kerngedanke erscheint bei Harnack die Rückkehr zum einfachen Menschen Jesus und zu seiner einfachen Botschaft, die allen Theologisierungen und eben auch Hellenisierungen voraus liege: Diese einfache Botschaft stelle die wirkliche Höhe der religiösen Entwicklung der Menschheit dar. Jesus habe den Kult zugunsten der Moral verabschiedet. Er wird im letzten als Vater einer menschenfreundlichen moralischen Botschaft dargestellt. Dabei geht es Harnack im Grunde darum, das Christentum wieder mit der modernen Vernunft in Einklang zu bringen, eben indem man es von scheinbar philosophischen und theologischen Elementen wie etwa dem Glauben an die Gottheit Christi und die Dreieinheit Gottes befreie.“ 97. "die Rolle des Paulus .... nicht unwidersprochen": Maccoby kommt hier auf die frühe judenchristliche Sekte der "Ebioniten" zu sprechen, die in der Tradition der Jerusalemer Urgemeinde standen und die Ideen esu besonders beachtet hätten. Ich zitiere hier ab Seite 197: "Dennoch ist das, was von ihrem Zeugnis über die Ursprünge des Christentums überliefert ist, von einzigartiger Bedeutung, denn im Unterschied zur katholischen Kirche standen sie in direkter Kontinuität zur »Kirche von Jerusalem« und dementsprechend zu Jesus selbst. Was sie über Paulus und die Umstände schreiben, unter denen er mit der »Kirche von Jerusalem« brach, verdient Beachtung und Respekt, nicht, wie üblich, Häme und Ablehnung. Das Zeugnis der Ebioniten ist uns in zweierlei Gestalt überliefert. Zunächst finden sich in den Schriften der Kirchenväter Justinus Martyr (2. Jhd.), Irenäus, Hippolyt und Tertullian (Ende 2. Jhd./i- Hälfte 3. Jhd.), Origenes (Mitte 3. Jhd.), sowie Epiphanius und Hieronymus (4. Jhd.), wie schon erwähnt, Zusammenfassungen ihrer Anschauungen. All diese Autoren bestätigen, daß die Ebioniten sich gegen Paulus wandten, den sie als falschen Propheten ablehnten. Der zweite Zweig der Überlieferung ist eher indirekter Art, Ergebnis der Detektivarbeit neuzeitlicher Gelehrter, nichtsdestoweniger aber sehr überzeugend. Bestimmte Texte, die uns aus der Antike und dem Mittelalter überliefert sind, stammen nach außen hin nicht von den Ebioniten, sondern von anderen religiösen Gruppierungen; doch aufwendige Analysen von Spezialisten konnten zeigen, daß alle diese Schriften eine Textebene enthalten, die von einem ebionitischen Autor stammt und später von einem nicht-ebionitischen Verfasser übernommen und überarbeitet wurde. Folgende zwei Schriften sind für unser Thema am aussagekräftigsten: Die pseudoclementinischen Schriften. Diese Schriften blieben als anerkannte Schriften der Kirchenväter erhalten, da man fälschlicherweise annahm, sie stammten von dem ziemlich legendären Papst Clemens L, von dem man seinerseits gemeinhin annahm, er sei Schüler von Petrus selbst gewesen. In Wirklichkeit - das hat F. C. Baur im 19. Jahrhundert schon nachgewiesen, und nachdem eine Zeitlang gestritten und Baurs Arbeit verleumdet wurde, wird es mittlerweile vom größten Teil der Fachwelt akzeptiert - ist das Kernstück dieser Schriften judenchristlicher oder ebionitischer Provenienz; es kommt aus dem Syrien des 2. Jahrhunderts. Es zeugt von einer standhaften Treue zur Thora und enthält einen leidenschaftlichen Angriff gegenüber Leuten, die Petrus gegen die Thora gerichtete Ansichten unterstellen. Paulus wird nicht namentlich erwähnt, aber es gibt überdeutliche Hinweise auf ihn als den schlimmsten Feind unter der Maske des »Simon Magus«, gegen den Petrus im Text polemisiert. Petrus greift den nur oberflächlich verkleideten Paulus mit der Begründung an, er sei ein falscher Prophet, er habe Lügen über ihn, Petrus, verbreitet und, was das Wichtigste ist, er wisse nichts über die wahren Lehren Jesu, da er ihn nie von Angesicht getroffen habe und seine Vorstellungen über Jesus nur auf trügerische Visionen baue. Daß es sich bei diesem »Simon Magus« wirklich um Paulus handelt, wird mittlerweile von der Fachwelt akzeptiert, nachdem zahlreiche Religionswissenschaftler Baurs Ergebnisse in dem verzweifelten Versuch angegriffen hatten, eben diese Schlußfolgerung nicht nachvollziehen zu müssen, da ihnen durchaus klar war, zu welch weitreichenden Folgerungen ein solches Zugeständnis führen würde. Denn damit ist bewiesen, daß Paulus keineswegs eine einmütig akzeptierte Stütze der Kirche war wie Petrus, sondern eine umstrittene Figur, über deren Rolle bei der Gründung des Christentums erbittert gestritten wurde. Die arabische Handschrift, die Shlomo Pines entdeckte. Der israelische Wissenschaftler Shlomo Pines entdeckte ein interessantes Zeugnis der Ansichten einer judenchristlichen Gemeinde zu einem späteren Zeitpunkt, vermutlich im Syrien des 5. Jahrhunderts. Er untersuchte in Istanbul ein arabisches Werk aus dem 10. Jahrhundert, verfaßt von einem Abd al-Jabbar, und konnte dabei zeigen, daß ein Abschnitt dieses Werkes in Wirklichkeit aus judenchristlicher Quelle stammt und in das arabische Manuskript eingearbeitet worden war. Der Text verrät eine ebionitische Grundhaltung: Glaube an die fortdauernde Gültigkeit der Thora, Bestehen darauf, daß Jesus ein Mensch und Prophet war, und entschlossene Gegnerschaft zu Paulus als dem Fälscher der Lehren Jesu. Folgen wir diesem Text, dann hat Paulus vor allem deswegen die Befolgung der Thora aufgegeben, um dadurch die Rückendeckung Roms sowie Macht und Einfluß für sich selbst zu erreichen. Der Text gibt Paulus sogar Schuld an der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer: seine antijüdische Propaganda habe die Römer gegen die Juden aufgehetzt. Sein Christentum, so unsere Quelle, war in Wirklichkeit »Römertum«; anstatt die Römer zu Christen zu machen, machte er aus den Christen Römer. Diese judenchristliche Quelle enthält gleichzeitig einige Äußerungen heftiger Kritik an den Evangelien, von denen es heißt, sie seien nicht vertrauenswürdig und widersprächen sich selbst. Zuverlässig sei einzig und allein das ursprüngliche, hebräisch geschriebene Evangelium; ob jedoch die Gemeinde, die unsere Quelle hervorgebracht hat, immer noch über ein Exemplar dieses Evangeliums verfügte, bleibt unsicher. ... Insgesamt ergibt sich aus dem Text das Bild einer judenchristlichen Gemeinde aus dem 5. Jahrhundert, die in vielerlei Hinsicht die Verbindung zu den eigenen Quellen verloren hat und es gerade eben schafft, im Untergrund zu überleben, aber immer noch an Glaubenselementen festhält, die aus einigen Jahrhunderten vor ihrer Zeit stammen, einer Gemeinde, die an bestimmten Punkten immer noch die Verbindung zu den allerfrühesten Judenchristen überhaupt bewahrt hat, der Nazarener-Gemeinde von Jerusalem unter der Führung von Jakobus und Petrus. Die
Ebioniten konnten nicht überleben - aus dem
einfachen Grund, weil sie erbarmungslos von
der katholischen Kirche verfolgt wurden.
Wurde jedoch diese Unterdrückung aus
irgendeinem Grund unwirksam (z.B. dadurch,
daß ein Landstrich aus christlicher unter
moslemische Herrschaft geriet), kamen sie
gelegentlich aus ihren Verstecken und
konnten sich offen zu ihrem Glauben
bekennen. Es gibt sogar Anzeichen dafür, daß
dies noch im 10. Jahrhundert vorkam, und
zwar im Werk des jüdischen Philosophen
Saadia. In den allermeisten Fällen
jedoch waren die Ebioniten gezwungen, sich
hinter der Maske der Rechtgläubigkeit zu
verbergen, und nach und nach führte dies zu
vollständiger Assimilation. Während der Zeit
allerdings, als sie an ihrem heimlichen
Glauben noch festhielten, hatten sie oft
einen tiefgehenden Einfluß auf das gesamte
Christentum; es gibt Gründe für die Annahme,
daß zahlreiche »juda'isierende« Ketzereien
in der Geschichte des Christentums
einschließlich des Arianismus auf im
Untergrund aktive ebionitische Gemeinden
zurückzuführen sind. Ihr Einfluß ging in
Richtung Humanisierung und Sorge für das
Diesseits, richtete sich gegen die schlaffe
Anpassung an Sklaverei und Unterdrückung und
war bemüht, den Antisemitismus der Christen
in Schranken zu halten. Die Ebioniten
standen für eine alternative Tradition im
Christentum, die nie vollständig ausstarb. Beschäftigen wir uns also genauer mit der ältesten noch nachweisbaren Formulierung der ebionitischen Einschätzung des Paulus, die sich in den Schriften des hl. Epiphanius (4. Jhd.) findet! »Sie sagen, er sei Grieche gewesen [...] Er ging hinauf nach Jerusalem, und als er dort eine Weile gelebt hatte, ergriff ihn eine große Leidenschaft für die Tochter des Priesters, und er wollte sie heiraten. Aus diesem Grunde trat er zum Judenrum über und ließ sich beschneiden. Als er das Mädchen schließlich doch nicht bekam, packte ihn rasende Wut, und er verfaßte Schriften gegen die Beschneidung, gegen den Sabbat und gegen das Gesetz« (Epiphanius, Panarion XXX 16,6-9). Dieser Bericht entspricht natürlich nicht der geschichtlichen Wahrheit. Er entspricht dem, was Epiphanius als Aussagen der Ebioniten im 4. Jahrhundert wiedergibt, und trägt den Stempel sowohl der Feindseligkeit des Epiphanius gegenüber den Ebioniten als auch der Feindseligkeit der Ebioniten gegenüber Paulus. Dennoch findet sich ein Kern in diesen Aussagen, der durchaus der Wahrheit entsprechen könnte. Vor allem zwei Elemente der Geschichte haben sich schon in unseren vorherigen Erwägungen als wichtig herausgestellt: die Tatsache, daß Paulus »Grieche« war (d.h. ein Nicht-Jude aus dem hellenistischen Umfeld) und daß er mit dem Hohenpriester (hier einfach »Priester« betitelt) zu tun hatte. Als drittes Element, das historische Wahrheit beanspruchen kann, findet sich darin, daß Paulus mit seinem Ehrgeiz gescheitert sei, unter den Juden etwas zu gelten, und daß er daraufhin aus den Diensten des Hohenpriesters desertierte und sich in der Jesusbewegung engagierte. Daß Paulus hier als enttäuschter Liebhaber dargestellt wird, ist ein typisches Produkt volkstümlicher Einbildungskraft, geht aber doch nicht ganz am Kern der Sache vorbei. Paulus war tatsächlich verliebt, wenn auch nicht in die Tochter des Hohenpriesters, so doch in das Judentum, dessen Symbol (wenn auch nicht gültiger Repräsentant) der Hohepriester war. Es war die enttäuschte Liebe zum Judentum, die Paulus zur Erfindung des Christentums trieb. Auf einer weniger emotionalen, realistischeren Ebene war der Hohepriester ja wirklich die Schlüsselfigur im Leben des Paulus: er war sein Dienstherr, als er die Nazarener verfolgte, er war sein unerbittlicher Feind, als er durch seinen Abfall von dessen Kollaborateursregime in Damaskus aus seinen Diensten desertierte, und er stand ihm wieder als Todfeind gegenüber, als er, der feindseligen nazarenischen Volksmenge entkommen, sich unter den Schutz der römischen Polizei geflüchtet hatte. Der Bericht des Epiphanius ist eindeutig unvollständig, denn er enthält keinerlei Hinweis auf die Beziehungen zwischen Paulus und den Nazarenern von Jerusalem. Die Ebioniten zu Epiphanius' Zeiten hatten sicherlich eine eigene Einschätzung des Verhältnisses zwischen Paulus auf der einen und Jakobus und Petrus auf der anderen Seite. Dennoch: so unvollständig und romantisierend der von Epiphanius überlieferte Bericht sein mag, so ist er doch in mehreren Aspekten genauer als der Bericht über Paulus, den die Kirche weitergibt, oder gar die Angaben, die Paulus über seine Person in seinen Briefen macht. Anstelle des respektablen Pharisäers makellos jüdischer Abstammung, anstelle des Freundes von Jakobus und Petrus und mit ihnen ranggleichen Führers entdecken wir hinter den verstümmelten und verzerrten Aussagen im Bericht des Epiphanius über die Ansichten zeitgenössischer Ebioniten doch noch Spuren des realen, historischen Paulus - Spuren eines innerlich zerquälten Abenteurers, der mit List und Verstellung seinen Weg findet, sich immer wieder knapp aus gefährlichen Situationen windet und schließlich eine Religion stiftet, die ganz und gar seine individuelle Schöpfung ist." Die Frage stellt sich natürlich, warum bei Maccoby, der doch offensichtlich sehr gut recherchiert hat, bei Jesus (und natürlich auch bei Paulus) nichts von dem auftaucht, was ich hier als Kern des Engagements Jesu ausgemacht habe. Ich denke, dafür gibt es mehrere Gründe: 1. Auch
Maccoby ist typischer Studierstubengelehrter
und findet daher nach der These Albert
Schweitzers nur das, was seinem "Hobby"
entspricht (siehe Hinweis 139), und das ist
bei Maccoby nun einmal das Problem des
Antisemitismus. Dagegen taucht das Problem
der Frauenfeindlichkeit in seinem Buch
überhaupt nicht auf. Hier noch einige Worte zu Maccoby: Es ist gewiss ein hervorragendes Buch. Aber: Er schreibt lang und breit über die Steinigung des Stephanus und dass die ganze Geschichte etwas wirr klingt. Dabei ist doch ganz einfach: Ich habe zwar nicht viel Griechisch gelernt und war dann auch noch ein sehr schlechter Schüler. Doch so viel habe ich mitbekommen: "Stephanos" ist ein griechisches Wort und bedeutet so viel wie "Siegeskranz" (oder auch im kirchlichen Gebrauch "Märtyrerkranz"). Und dass einer gleich so heißt wie das, was ihm später widerfahren ist, ist doch absolut unwahrscheinlich. Das heißt also, dieses Ereignis von der "Steinigung des Stephanus" hat es nie gegeben, es ist also frei erfunden, die Geschichte wurde geschrieben zur Erbauung der Gläubigen. So ähnlich ist das auch mit der Geschichte von der Veronika, die Jesus während seines Kreuzwegs das "Schweißtuch" reicht und mit ihm das Gesicht Jesu abtrocknet – und hinterher auf dem Schweißtuch das Bild Jesu vorfindet, also das "wahre Bild". Und sie heißt also auch gleich so, "Veronia" ist lateinisch-griechisch und bedeutet "wahres Bild". Zur Ehre der Verfasser der Evanglien muss allerdings gesagt werden, dass diese Episode in ihren Schriften gar nicht enthalten ist, das ist spätere von der Kirche initiierte Volksfrömmigkeit. Und das
andere ist der Grund der Kreuzigung Jesu.
Maccoby rätselt herum: "....Zu vermuten ist
daher, daß der Galiläer Jesus aus dem
gleichen Grunde am Kreuz starb wie viele
andere Galiläer: weil er für die römische
Besatzungmacht eine Bedrohung oder
Herausforderung darstellte..." (S. 49f).
Oder auch: "Es bleibt also nur noch eine
Anklage der politischen Rebellion übrig..."
(S. 51 u.). Auch Maccoby fehlt also jede
Phantasie, dass es noch etwas anderes gibt
als eine Rebellion aus politischen Gründen
.... Wie ich immer sage: "typisch
Studierstubengelehrter", also auch Hyam
Maccoby, schade ... 98.
Auftragstaktik: Die funktioniert aber
auch nicht immer. Möglicherweise ging der
erste Weltkrieg für Deutschland verloren,
weil das eigenmächtige Vorgehen des
Generalobersten Alexander von Kluck den
sorgfältig vorbereiteten Schlieffenplan
durchkreuzte, der Anfang September 1914 zur
Einnahme von Paris und zum schnellen
Kriegsende führen sollte.
99. Literatur siehe unter Literatur 100. Halbweltmafia. Siehe unter "Jesusanhänger". *** Ein Hauptanliegen wissenschaftlicher Untersuchungen ist die Elimination möglicher Fehlerquellen und das Ausschließen alternativer Erklärungen der zu erklärenden Phänomene. Ich kann
diesen Punkt hier nicht weiter theoretisch
entfalten, möchte ihn aber doch durch ein
Beispiel veranschaulichen. „1844 starben nicht weniger als 260 von 3157 Müttern der Ersten Abteilung (8,2 Prozent) an dem Leiden; 1845 betrug die Todesrate 6,8 und 1846 waren es 11,4 Prozent. Diese Zahlen waren um so alarmierender, als in der benachbarten Zweiten Geburtshilflichen Abteilung des gleichen Krankenhauses, die fast genauso viele Frauen versorgte, die Todesrate durch Kindbettfieber in denselben Jahren viel niedriger lag: 2,3 2,0 und 2,7 Prozent.“ (Hempel 1974, 11) Einer der Ärzte, denen diese Entwicklung große Sorgen bereitete, war Ignaz Semmelweis, der zunächst verschiedene Erklärungen untersuchte, die zu jener Zeit gängig waren. „[E]inige davon wies er sofort als unvereinbar mit außer Frage stehenden Tatsachen zurück; andere unterwarf er spezifischen Tests.“ (Ebd.) Eine Vermutung lautete: Das Kindbettfieber gehe auf epidemische Einflüsse zurück, „die vage beschrieben wurden als ‚atmosphärisch-kosmischtellurische Änderungen‘“ (ebd). „Aber wie, so überlegte Semmelweis, hätten solche Einflüsse die Erste Abteilung jahrelang befallen können und die Zweite dabei verschont? Und wie konnte diese Ansicht mit der Tatsache in Einklang gebracht werden, daß, während das Fieber im Krankenhaus wütete, kaum ein Fall sich in der Stadt Wien und seiner Umgebung ereignete: eine echte Epidemie, wie z. B. Cholera, würde nicht so selektiv sein. Endlich fiel Semmelweis noch auf: einige Frauen, die für die Erste Abteilung aufgenommen waren, aber weit entfernt vom Krankenhaus wohnten, wurden auf ihrem Weg von Wehen befallen und entbanden auf der Straße; trotz dieser widrigen Umstände war die Todesrate durch Kindbettfieber bei diesen Fällen von ‚Straßen-Geburt‘ niedriger als der Durchschnitt in der Ersten Abteilung.“ (Ebd., 11 f.) Eine zweite Vermutung war: Die höhere Ansteckungs- und Sterberate in der Ersten Geburtshilflichen Abteilung gehe auf die Überbelegung dieser Abteilung zurück. Doch Semmelweis fiel auf, dass die Belegung in der Zweiten Abteilung sogar noch höher war. Außerdem gab es zwischen den beiden Abteilungen auch keinen Unterschied im Hinblick auf die Verpflegung und allgemeine Behandlung der Patientinnen. 1846 äußerte eine Kommission eine dritte Vermutung: Die höhere Zahl der Fälle von Kindbettfieber auf der Ersten Abteilung liege an den Verwundungen, die durch die zu grobe Untersuchung durch die Medizinstudenten entstanden sein sollten, die alle in dieser Abteilung ihre Ausbildung erhielten. „Um diese Ansicht zurückzuweisen, führte Semmelweis an, daß a. die Verletzungen, die natürlicherweise beim Geburtsverlauf entstehen, viel schwerer sind als die durch grobe Untersuchung eventuell hervorgerufenen; daß b. die Hebammen, die auf der Zweiten Abteilung ausgebildet wurden, ihre Patientinnen fast auf die gleiche Art untersuchten, jedoch ohne die gleichen verderblichen Folgen; daß c., als in Reaktion auf den Bericht der Kommission die Anzahl der Medizinstudenten halbiert und ihre Untersuchungen der Frauen auf ein Minimum reduziert wurden, die Sterblichkeit nach kurzem Abfall auf ein höheres Niveau stieg als je zuvor.“ (Ebd., 12) Eine vierte Hypothese lautete: Die höhere Zahl der Fälle von Kindbettfieber in der Ersten Abteilung gehe darauf zurück, „daß der Priester, der den sterbenden Frauen die Kommunion bringe, erst fünf Stationen passieren müsse, um den dahinterliegenden Krankensaal zu erreichen: das Erscheinen des Priesters, begleitet vom Meßdiener mit einer Klingel habe auf die Patientinnen der Stationen angeblich eine so erschreckende und entkräftende Wirkung, daß es sie zu leichteren Opfern des Kindbettfiebers mache. In der Zweiten Abteilung fehlte dieser widrige Faktor, da der Priester zum Krankenzimmer direkten Zugang hatte.“ (Ebd., 13) „Semmelweis entschloß sich, diese Vermutung zu überprüfen. Er überredete den Priester, auf einem Umweg und ohne Klingel zu kommen, um das Krankenzimmer leise und unbeobachtet zu erreichen. Die Sterblichkeit in der Ersten Abteilung sank jedoch nicht.“ (Ebd.) Schließlich beobachtete Semmelweis, dass in der Ersten Abteilung die Frauen auf dem Rücken liegend entbunden wurden, in der Zweiten dagegen auf der Seite liegend. Konnte dies der entscheidende Faktor sein? Semmelweis „führte auf der Ersten Station die laterale Stellung ein, aber wiederum blieb die Sterblichkeit unverändert“ (ebd.). Schließlich führte Anfang 1847 ein Unglücksfall Semmelweis auf die richtige Spur. „Einer seiner Kollegen, Kolletschka, erhielt von dem Skalpell eines Studenten, mit dem er eine Autopsie durchführte, eine punktförmige Verletzung am Finger und starb nach einer quälenden Krankheit, in deren Verlauf er die gleichen Symptome erkennen ließ, die Semmelweis bei den Opfern des Kindbettfiebers beobachtet hatte. Obwohl die Rolle der Mikroorganismen bei solchen Infektionen zu jener Zeit noch nicht bekannt war, begriff Semmelweis, daß ‚Leichensubstanz‘, vom Skalpell des Studenten in Kolletschkas Blutstrom geraten, die tödliche Krankheit des Kollegen verursacht hatte. Die Ähnlichkeiten im Krankheitsverlauf bei Kolletschka und bei den Frauen in seiner Klinik führten Semmelweis zu dem Schluß, daß seine Patientinnen an der gleichen Art von Blutvergiftung gestorben waren: er, seine Kollegen und die Medizinstudenten waren die Träger des infektiösen Materials, denn sie kamen gewöhnlich direkt in die Stationen, nachdem sie im Autopsie-Saal Sektionen durchgeführt hatten, und untersuchten die in Wehen liegenden Frauen, nachdem sie sich nur oberflächlich die Hände gewaschen hatten, denen auch oft noch ein charakteristischer Verwesungsgeruch anhaftete.“ (Ebd., 13 f.) Semmelweis testete diese letzte Hypothese. Da Chlorkalk auch bisher schon zur Reinigung und Desinfektion der Präparierbestecke eingesetzt wurde, ordnete er an, dass alle Studenten, die von einer Sektion kamen, die Hände mit Chlorkalk-Lösung waschen mussten, bevor sie auf die Wöchnerinnenstation gingen. „Die Sterblichkeit an Kindbettfieber begann prompt zu sinken; sie fiel 1848 auf 1,27 Prozent in der Ersten Abteilung, gegenüber 1,33 Prozent in der Zweiten.“ (Ebd., 14) „Seine Idee, oder – wie wir auch sagen werden – seine Hypothese, wurde wie Semmelweis bemerkte, auch durch die Tatsache gestützt, daß die Sterblichkeit in der Zweiten Abteilung durchweg so viel niedriger lag: dort wurden die Patientinnen von Hebammen gepflegt, deren Ausbildung keinen Anatomie-Unterricht mit Leichensektion umfaßte. Die Hypothese erklärte auch die niedrigere Sterblichkeit bei ‚Straßen-Geburten‘: Frauen, die mit ihrem Kind auf dem Arm ankamen, wurden nach der Aufnahme kaum noch untersucht und hatten somit eine größere Chance, der Infektion zu entkommen.“ (Ebd.) Weitere Beobachtungen brachten Semmelweis schließlich dazu, seine Hypothese zu erweitern. „Zum Beispiel untersuchten er und seine Kollegen, nachdem sie sich sorgfältig ihre Hände desinfiziert hatten, bei einer Gelegenheit eine in Wehen liegende Frau, die an einem eitrigen Gebärmutterkrebs litt; daraufhin setzen sie ihre Untersuchungen an zwölf weiteren Frauen in diesem Raum fort, nachdem sie sich nur routinemäßig ohne erneute Desinfektion gewaschen hatten. Elf der zwölf Patientinnen starben an Puerperalfieber. Semmelweis folgerte daraus, daß Kindbettfieber nicht nur durch Leichensubstanz, sondern auch durch ‚verfaulende Materie aus lebendigen Organismen‘ verursacht werden kann.“ (Ebd.) Semmelweis’
Vorgehensweise illustriert das systematische
Vorgehen bei wissenschaftlichen Untersuchungen
in besonders eindrucksvoller Weise. Wenn man
herausfinden will, was für ein Phänomen A
verantwortlich ist, muss man erstens Fälle, in
denen A auftritt, sorgfältig mit Fällen
vergleichen, in denen A nicht auftritt. Wenn
man einen Faktor B gefunden hat, in dem sich
Fälle der ersten Art von Fällen der zweiten
Art unterscheiden, ist man aber noch nicht am
Ziel. Denn dann muss man zweitens überprüfen,
ob hier nicht nur ein zufälliger Zusammenhang
besteht. Dies lässt sich zum Beispiel
feststellen, indem man untersucht, ob man A
erzeugen kann, indem man die Bedingung B
selbst schafft, und ob man A verhindern kann,
indem man dafür sorgt, dass B nicht der Fall
ist. Experimente dienen genau diesem Zweck:
Mit ihnen versucht man, wirklich relevante von
nur scheinbar relevanten Faktoren zu
unterscheiden. Natürlich lassen sich nicht in
allen Fällen Experimente durchführen; dann
muss Um es auf den Punkt zu bringen, meine These lautet: Es gibt nicht so etwas wie eine einzige oder die wissenschaftliche Methode. Was es gibt, ist eine Vielzahl von Methoden, die allerdings ein gemeinsames Merkmal haben – alle sind Teil eines besonders methodischen oder systematischen Vorgehens bei dem Versuch, Belege zu finden und zu bewerten. Aber dieses Vorgehen ist immer geboten, wenn man herausfinden will, wie die Welt wirklich beschaffen oder was für ein Phänomen tatsächlich verantwortlich ist. Und: Dieses Vorgehen schließt nichts aus; es gibt nichts, was sich auf diese Weise nicht untersuchen ließe. *** Ja, das ist
doch noch echte Wissenschaftlichkeit, und
völlig anders als etwa diese moderne
Sexualwissenschaft, deren Basis
"naturalistische Fehlschlüsse" sind, siehe
Frage und Antwort 29 unter
https://basisreli.lima-city.de/fragen.htm! 103. Vorsatz und Gebet um ein intelligentes ethisches Leben: Es fällt auf, dass es in diesem Text 86 offensichtlich um etwas völlig anderes geht, als um das, das wir heute in dem Sakrament der Firmung sehen, zu dem dieses Segensgebet gehört. Das hier frei übersetzte Gebet um die sieben Geistesgaben war nach dem Kirchenvater Justin (um 100-165) in der frühen Kirche üblich. Es handelt sich also offensichtlich um einen frühchristlichen Segen, der eigentlich von allen heutigen Konfessionen anerkannt werden sollte. Aus dem Zusammenhang (Justin dial. 87,5 <Mg PG 6 683/684 A>) geht ganz deutlich hervor, dass es damals nicht um eine Glaubensbeteuerung an wen oder an was auch immer (so etwas wie ein Glaubensbekenntnis gab es ja auch noch gar nicht) ging, sondern um eine moralische Einstellung und um eine kreative und intelligente Treue zu dieser Einstellung. Auch ist von einem Gelöbnis des Gesegneten dabei nicht die Rede. Damit scheint dieses Segensgebet noch zur Jesusideologie zu gehören und nicht zur Paulusideologie – und somit kann es hier nicht nur akzeptiert werden, sondern es ist so etwas wie eine zentrale Orientierung! Wenn wir nun bedenken, dass ein Gebet um Geistesgaben, die offensichtlich das Wichtigste in diesem Gebet sind, vor allem junge Menschen betrifft, die ja in ihrem persönlichen Leben vor nicht gerade einfachen moralischen Entscheidungen stehen, und dass andererseits ganz offensichtlich die Scham damals nicht als Grundlage der Sexualmoral galt (bei der Taufe waren die Täuflinge sogar splitternackt), sondern der Geist oder eben die „Information“, dann dürfte das Gebet damals genau in der Weise eingesetzt worden sein, für die ich auch heute plädiere. Denn „diese zwischenmenschlichen Probleme“ gab und gibt es doch zu allen Zeiten – und doch auch „im alten Rom“. Der Hintergrund der christlichen Pädagogik kann also damals nicht diese Frühsexualisierungshysterie gewesen sein, wie sie heute immer noch manche Pädagogen beherrscht, die sich oft genug auch noch für sehr christlich halten. Sie muss vielmehr so konkret gewesen sein, dass die jungen Menschen begriffen hatten, um was es ging, damit sie in ein Konzept einer echten Monogamie früh- und rechtzeitig hineinwachsen konnten. Nur so konnte ja vermieden werden, dass sie erst einmal „falsch“ anfingen, denn dann wäre ja das Ziel der echten Monogamie schon in der Jugend verpasst worden. (Wie man es besser machen könnte, siehe unter Hinweis 48.) Jedenfalls würde der Text durchaus als krönender Abschluss einer solchen realistischen Pädagogik (auch heute noch!) passen (lateinisch unter 40): „Heiliger Geist (oder auch bestmögliche Intelligenz) komme über Euch und die Kraft des Allerhöchsten bewahre Euch vor Sünden (also vor Fehlern in Euren menschlichen Beziehungen)! Höchster ewiger Gott! Der Du diesen Deinen Kindern die Wiedergeburt aus dem Wasser und aus heiligem Geist gewährt hast, Dich bitten wir: Gieße auf sie Deinen siebenfältigen Geist aus:
Und jetzt für jeden Gesegneten einzeln: „Ich bezeichne dich mit dem Zeichen des Kreuzes, also dem Zeichen desjenigen, der sich bis zu und mit seinem Tod für die Verwirklichung der Liebe eingesetzt hat und dem du dich hiermit verpflichtet sehen solltest.“ Zum Ursprung der confirmatio s. unter Hinweis 86. Die Folge dieser offensichtlich realistischen Pädagogik war, dass schon die jungen Christen damals so sehr Christen waren, dass sie sogar lieber für ihren Glauben starben als gegen ihn zu handeln. Ja, wer will schon auf die wirkliche Liebe im Leben verzichten, wenn er erst einmal weiß, um was es dabei geht? In der frühen Kirche gab es dazu dann eben noch eine Ganzkörpersalbung (also des nackten Körpers – durch den Bischof) mit geweihtem Öl. Das Öl wurde hier von seiner heilenden Kraft her gesehen, das auch für die Dinge der Seele und des Geistes wirksam ist. Wir denken hier nun heute etwas anders und wollen gewiss nicht einem fremden Mann, der der Bischof ja ist, eine Ganzkörpersalbung unserer Kinder zumuten. Doch könnte es ja auch hier so etwas wie ein „Dreiecksverhältnis Eltern-Kirche-Kinder“ geben: Eltern und Kirche sind sich also beim Erziehungsziel der echten Monogamie einig, also informiert die Kirche im Gruppenrahmen die jungen Leute über die Idee der echten Moral und begeistert sie auch davon und die Eltern übernehmen die „Praxis“. Das wäre doch mal etwas, wenn der Vater also die Ganzkörpersalbung vornimmt! Doch sollte nicht alles, was mit Sexualerziehung zu tun hat, Aufgabe der Eltern sein? Ich habe hier meine Bedenken. Denn das Problem einer solchen Elternerziehung ist doch, dass auf diese Weise in der Praxis doch immer nur einzelne junge Menschen angesprochen würden. Um auch hier wieder ein Bild zu gebrauchen: Was hätten einzelne Kinder davon, wenn ihnen Eltern, die alle aus anderen Ländern stammen, ihre speziellen Herkunftssprachen beibringen, die eben bei ihnen zu Hause gesprochen wurden? Die Folge wäre doch ein Turmbau-von-Babel-Chaos, keiner versteht die anderen – oder immer nur falsch! So also auch in der Moral: Es funktioniert einfach nicht, es den Eltern zu überlassen, ihre Moral ihren jungen Leuten beizubringen. Also kann eine Moralerziehung immer nur eine Gemeinschaftssache sein!
104. Oder ist alles ganz anders? Ich habe einmal das Buch „Himmlische Lust“ von Ruth Westheimer und Jonathan Mark (Bertelsmann 1996) näher angesehen, um etwas über die Praxis in der jüdischen Religion, hier über die des zwischenmenschlichen Lebens, zu erfahren. Die amerikanisch-deutsch-jüdische Sexualtherapeutin Ruth Westheimer schreibt etwa: „Deshalb trägt die Braut weiß … Wie promiskuös die Braut vor der Ehe auch gewesen sein mag, die Hochzeit reinigt sie, sie trägt weiß als die Farbe der Reinheit, so frisch wie neugefallener Schnee. Eine Hochzeit kann das alles wieder festfügen, was zerbrochen schien, wie etwa eine anrüchige Vergangenheit, sie kann alte Wunden heilen... „ (S. 125f) Natürlich, eine tolle Einstellung gegenüber denen, die – aus welchen Gründen auch immer – die Gebote einer hohen Sexualmoral nicht immer gehalten und sich aber schließlich zum „richtigen Weg“ „bekehrt“ haben! Doch ich denke, diese tolle Einstellung macht die Theologen auch empathielos und faul! Sie kümmern sich gar nicht mehr um das ursprüngliche Grundanliegen einer Moral der echten Monogamie, es wird ja eh alles vergeben, es ist eh alles egal... So auch die Stelle auf S. 48 aus der Praxiserfahrung von Ruth Westheimer: „Wenn ein orthodoxes Mädchen in meiner Praxis sitzt und erzählt, dass ihr etwas Schlimmes passiert sei, erzähle ich ihr aus der Tiefe meiner jüdischen Tradition heraus: `Was geschehen ist, ist furchtbar, einfach schrecklich, es sollte jemandem wie dir überhaupt nie passieren. Wie traurig, dass du diese schlechte Erfahrung machen musstest. Aber du mußt weiter leben. Wir wollen dafür sorgen, daß du, wenn die Erinnerung oder der Gedanke daran auftaucht, sie mit guten Gedanken erlöst. Denke an Miriam, die nach der Durchquerung des Roten Meeres ...´ Mir drängt sich hier eine Einstellung auf: „Du bist nichts, die große Idee ist alles.“ Und da kommt gerade bei mir als Deutschem sehr schnell eine Assoziation aus unserer unsäglichen jüngeren Geschichte auf: "Du bist nichts, deine Nation oder auch die Partei ist alles .." Na ja, bei den Juden ist es nicht die Partei, sondern die Gemeinschaft, die Religion. Doch es ist in jedem Fall nicht das Individuum. Daher: Ist diese Einstellung, die Frau Westheimer hat und die irgendwie überhaupt die jüdische zu sein scheint, nicht irgendwie faschistoid? Allerdings: Wenn ich mir so die anderen Religionen ansehe, dann ist es ja bei denen nicht viel anders. In ähnlicher Weise werden die „Sünden“ ja auch in der katholischen Beichte „weggewischt“: Der Therapeut oder der Beichtvater erfährt also von den „Pannen des Lebens“ (und ich denke, dass es sich hier um dasselbe dreht, dass frau sich hier im Liebespartner vertan hatte), doch weder bei den Juden noch bei den Katholiken kommt jemand auf die Idee, dass hier ein pädagogisches Problem vorliegt, dass also die jungen Menschen nicht angemessen auf die „Fallgruben des Lebens“ vorbereitet werden und dass sie diese von daher auch nicht wirklich vermeiden können. Und statt dass die Kirche bzw. die Synagoge endlich mal beginnt, eine vernünftige Sexualmoral für die jungen Menschen zu entwickeln, damit solche „Pannen“ nicht passieren, lässt sie diese ein kommerzielles Unternehmen (bei uns das Jugendmagazin „BRAVO“ bzw. die dazu gehörige Website) und inzwischen auch glaubensferne Soziologen und Pädagogen machen, die natürlich ihre areligiöse Einstellung an die jungen Menschen entsprechend rüber bringen. Das führt dann auch schließlich dazu, dass sich die jungen Leute fragen, wozu überhaupt noch Religion, und dass sie sich zumindest von den Grundsätzen der Religion weitestgehend lösen. Übrig bleiben vielleicht nur noch äußere Formen und ein Glaube, den man eher als Aberglaube bezeichnen kann. Und die Theologen und Rabbiner zucken mit den Schultern und fühlen sich nicht zuständig und sind untätig („man kann eben nichts machen“) und versprechen das Heil nach dem Tod. Wie finden Sie das, lieber Leser? Unter dem Gesichtspunkt "faschistoid" kann man sich ja auch einmal die Beschneidung der männlichen Babys ansehen. Ich zitiere hier - auch aus dem Buch "Himmlische Lust" (S. 27): "Rabbi Nachman von Breslau ... lehrte ..., die Beschneidung bestehe aus zwei unterschiedlichen Akten. Im ersten wird die orla, das Fleisch, das die "Krone" des Penis bedeckt, entfernt. Danach wird die krum, die Membrane unterhalb der Haut abgeschält, bis das Fleisch der Krone sichtbar wird. Rabbi Nachman erläutert, daß die orla das Böse symbosiert, das vollständig entfernt werden muß. Die krum wird als Bindeglied zwischen orla und Fleisch betrachtet und verweist darauf, dass das Gute zuweilen mit dem Bösen vermischt ist. Das Abschälen der krum symbolisiert, dass das Gute vom Bösen getrennt werden muss. Der Geschlechtstrieb und -akt ist zur höchsten Würde fähig - der Erschaffung von Leben. Doch derselbe Penis und derselbe Akt können eine Kettenreaktion von Schmerz auslösen und zum Tod führen. Es ist diese Dialektik, die der Geschichte der jüdischen Haltung zum Sex zugrundeliegt." Meine Meinung dazu: Man kann natürlich auch alles positiv begründen! Doch unter dem Strich bleibt die Beschneidung ein grausamer und grauslicher und im wahrsten Sinne des Worte ein un-menschlicher Akt - und dann noch an unschuldigen kleinen Jungen! Wir können also sagen: Bei den Jungen die Zwangsrekrutierung durch die Beschneidung und bei den Mädchen Dummheit und Unwissenheit, damit sie solches „Vertun in der Liebe“ schließlich auch noch wollen und so in eine "un-menschliche" Ideologie hineinrutschen, hier in die der jüdischen Religion... Kann man das alles denn auch anders sehen als "äußerst faschistoid"? Und unter diesem Gesichtspunkt noch einmal zur Befreiung der Sklaven und der Sklavinnen: War das überhaupt je beabsichtigt, dass Mädchen vor der Ehe nicht mehr Sex-Sklavinnen oder eben Prostituierte waren? Hat sich das auch nach dem Ende der Sklaverei bei den Ägyptern oder bei wem auch immer je wirklich geändert? Und sind die befreiten Sklaven wirklich emanzipierte und souveräne Menschen geworden? War Emanzipation und Souveränität je beabsichtigt? Das war vielleicht einmal die Grundidee und das Ziel der "jüdischen Ur-Religion", doch das ist lange her. Jedenfalls stelle ich mir wirklich emanzipierte und souveräne Mädchen eher wie das Mädchen auf Seite 29 ff vor! Und da kann man doch hinkommen! War das am Ende nicht das Anliegen des wirklichen Jesus? Also "Jesus also gegen den Faschismus", hier allerdings nicht als politisches System, sondern als menschenfeindliche Philosophie? Wenn eine Änderung hier nicht eine gemeinsame Aufgabe von Juden und Christen wäre! Und die Beschneidung der Jungen kann dann gleich auch noch mit überwunden werden! Sie ist zwar mit der Strafe der Exkommunikation belegt, wie ich bei Westheimer gelesen habe, doch sollte man sie endlich einmal eben nicht als göttliches Gebot, sondern als überholten Steinzeitbrauch sehen, der nicht zum "Grundinventar" der jüdischen Religion gehört, und für die Änderung eines solchen Brauchs gibt es nun einmal auch keine Bestrafung von wem auch immer! Hierzu etwas über einen amerikanischen Versuch: Da haben Forscher einmal ein Experiment durchgeführt, wie man verfeindete Gruppierungen zusammen bringen kann („verfeindet“ sind Juden und Christen nicht gerade, doch es könnte ja besser sein): Dazu haben sie Zeltlager von zwei solchen verfeindeten Jungengruppen organisiert, natürlich in gehörigem Abstand – mit jeweiligen „Unvollkommenheiten“ in beiden Lagern, beispielsweise eine nicht funktionierende Wasserleitung. Doch die „Unvollkommenheiten“ konnten gelöst werden, allerdings nur wenn die verfeindeten Jungengruppen zusammen arbeiteten. Und siehe, das hat funktioniert und die Gruppen kamen sich auch sonst näher! Haben wir hier nicht irgendwie „auch so ein Problem“, das Juden und Christen zwar auch jeder für sich, doch viel besser beide gemeinsam lösen könnten? Ich habe also in dem Text „Der Kriminalfall Jesus“ ein Konzept hierfür entworfen – für die Jugend – und die Jugend ist doch die Zukunft! Hier gibt es doch dasselbe Anliegen, eine gemeinsame Aufgabe: Von den Juden die Schönheit des Erlebnisses der Sexualität und von der Reform durch Jesus die Überwindung des Missbrauchs, also wäre eine Zusammenarbeit doch das Ideale – gegen die Manipulation durch kommerzielle Unternehmen usw.! „Christsein“ geht gewiss nicht für alle, doch „Jesusanhänger“ könnten doch alle sein! Das würde auch eine Befreiung von jeglicher Ideologie sein, die auch nur entfernt mit „faschistoid“ zu tun hat und die Rückkehr zu dem ursprünglichen jüdischen Grundanliegen. Also die jesuanische Vision in ihrem jüdischen Kontext? Vielleicht geht es gar nicht anders, zumindest nicht auf Dauer? 105. Mafia: Darauf, dass
es auch damals schon so
etwas wie eine Mafia gab, bin ich durch einen
Artikel vom 28.5.2018 in der Zeitung DIE WELT
Datei 2 "Russische Mafia ist im
Westen allgegenwärtig" über ein Buch von Mark
Galeotti, Leiter des Zentrums für Europäische
Sicherheit in Prag gekommen. Und wenn ich
überlege, was ich bisher von diversen
Mafia-Organisationen gehört habe, die es heute
so gibt, also von der süditalienischen und
sizilianischen Mafia in Italien, von der
italienischen in den USA, von der Mafia in
Japan und in Indien – und um was es da alles
geht, also um Prostitution, Drogen,
Glücksspiel, Subventionsbetrug, Geldwäsche,
Schutzgelderpressung, Vergabe von
(öffentlichen) Aufträgen und Stellen, dann
heißt das für mich, dass es Mafias wohl
zumindest in allen anonymen Gesellschaften
gibt. Bedingung ist, dass etwas in einer
Gesellschaft verboten ist, was es aber
trotzdem gibt, und/oder dass es relativ leicht
mit irgendetwas (viel und einfach) Geld zu
verdienen gibt und vor allem wonach Bedarf bis
zur Sucht besteht und die Menschen bereit
sind, dafür (viel) Geld auszugeben. Und wenn
es solche Mafias heute gibt, warum soll es die
nicht auch vor zweitausend Jahren schon
gegeben haben, wo es doch dieselben oder
vergleichbare Bedingungen gab wie heute, also
"anonyme Gesellschaft" und "Verbot von etwas,
das es trotzdem gab, und wonach großer Bedarf
besteht"? Natürlich, es ist nie leicht, zu
erkennen, wo es eine Mafia gibt und wie sie
arbeitet und wie sie geführt wird, und es ist
so nur eine Vermutung, dass es auch damals in
Israel eine Mafia gab, doch eine mit sehr
guten Gründen. Und dann ist es auch nahe
liegend, dass nicht alle Menschen einer Zeit
"dabei" einfach mitmachen, sondern dass es
bisweilen intelligente und beherzte Menschen
gibt, die etwas gegen solche Mafias
unternehmen – und hier könnte Jesus so jemand
gewesen sein. Ich bin jedenfalls der festen
Überzeugung, dass es so war. In dieser
Überzeugung sehe ich mich bestätigt, weil
dieses Thema nirgendwo angesprochen und noch
nicht einmal im Entferntesten angedacht ist,
dabei ist das alles´doch sehr nahe liegend.
Hier fehlt einfach nur die Wahrnehmung.
106. Paulus und das Neue
Testament: Ich habe Anfang September
2019 zu dem dänischen Sanskritspezialisten
Christiam Lindtner Kontakt aufgenommen. Und er
schrieb mir, dass eindeutig auch Paulus eine
Erfindung der Autoren des Neuen Testaments
ist, auch Paulus gehört also zum Plagiat aus
den buddhistischen Texten. Die Lösung dafür
kann sein, dass die Halbweltmafia den mit
einer Neuinterpretation beauftragten
buddhistischen Spezialisten freie Hand
gelassen hat, wie sie diese Neuinterpretation
des Neuen Testaments anstellen, ob sie nur
ihren Buddhismus einbauen oder Teile aus
anderen Religionen und auch aus dem, was über
Jesus noch in Erinnerung war. Hauptsache der
echte Jesus wird radikal ausgelöscht. Und
Lindtner zu Paulus: "You can trace Paulos back
to Pûrnas in The Lotus sitra – the most
eloquent of all disciples", na ja, auch die
Eloquenz würde ja passen.
107. Missbrauch der Sexualität: Ja, was ist alles Missbrauch der Sexualität? Ganz klar, der natürliche Zweck des Geschlechtsverkehrs ist zunächst einmal die Fruchtbarkeit, denn er dient nun einmal dazu, dass sich ein "Spermateilchen" mit einer Eizelle der Frau verbindet, so dass es zu neuem Leben kommt. Lange Zeit galt nun in der Kirche als Missbrauch, wenn dieser erste Zweck vor allem bewusst durch Verhütungsmittel ausgeschlossen wurde. Doch inzwischen denkt man auch in der Kirche anders. Denn damit neues Leben entsteht, reicht es ja nicht gerade, dass ein Kind gezeugt, ausgetragen und geboren wird, es muss ja auch aufgezogen werden, bis es selbst lebensfähig ist - und selbst wieder Nachwuchs zeugen und versorgen kann. Und wir müssen ja bedenken, dass der Mensch nicht in einem die Bürger gut versorgenden Sozialstaat entstanden ist, sondern in einer oft sehr lebensfeindlichen Umgebung. Und da war es schon sinnvoll, wenn die Frau mit ihrem Kind einen "Versorger" hatte, der ihr also Nahrung brachte und die beiden (und auch zumeist noch weitere Kinder) auch beschützte. Und um einen Versorger und Beschützer nun zu motivieren, bei der Frau zu bleiben, und dass er dieses Versorgen und Beschützen auch noch gern zu tun, hat die Frau ihn also mit der Gewährung von Geschlechtsverkehr belohnt, denn es wäre zumindest auf Dauer für einen Mann doch recht umständlich und aufwendig, immer neue Frauen für die Triebabreaktion zu finden. Also war es schon von Vorteil für ihn, wenn er "eine bestimmte feste Frau" dafür hatte. Und so kam es dann durchaus auch durch den "Kitt" des häufigen Geschlechtsverkehr zu einer besonders innigen Gemeinschaft - und das mit dem "Kitt" klappte natürlich am besten, wenn die Frau auch ihr Vergnügen dabei hatte, eben den Orgasmus. Wir können also davon ausgehen, dass die Fähigkeit der Frau zum Orgasmus die Familie und vielleicht sogar die Monogamie "erschaffen" hat. Und um zum Missbrauch der Sexualität zu kommen: Ein Geschlechtsverkehr ohne den Zweck der Fruchtbarkeit ist also keinesfalls unbedingt "Missbrauch", denn auch die Förderung der Gemeinschaft von Mann und Frau ist ein völlig legitimer Zweck! Die Religion sollte sich also hier auch gar nicht einmischen, wie Eheleute diesen "legitimen Zweck" der "Förderung der Gemeinschaft" gestalten. Doch problematisch wird es, wenn dieser "legitime Zweck" gar nicht da ist, wenn es also lediglich um Triebbefriedigung oder um Zeitvertreib oder um Selbstbestätigung oder auch um Partnersuche geht, also darum, verschiedene Partner "auszuprobieren", bis man (oder natürlich auch frau) den richtigen oder die richtige gefunden hat. Und hier kommt dann nicht nur der Begriff "Missbrauch", sondern auch der Begriff "Sünde" ins Spiel. In den Beichtspiegeln der katholischen Kirche (solange es die noch gab) ging es nun um alle möglichen und unmöglichen Sünden im Zusammenhang mit der Sexualität. Manches kann durchaus Unsinn sein wie zumindest einige Verstöße gegen die Sexualscham, manches hat aber durchaus Sinn und ist dann auch durchaus "Sünde" und sogar "schwere Sünde". Das ist dann vor allem alles, was mit dem Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe zu tun hat, ohne dass er irgendetwas mit Partnerschaft zu tun hat. Dazu gehört vor allem auch die Pädophilie, also Geschlechtsverkehr oder sonst irgendeine sexuelle Handlung mit Kindern, denn mit Partnerschaft hat so etwas ja eindeutig nichts zu tun. Ein schwieriger Fall ist dabei der Geschlechtsverkehr vor der Ehe, denn es kann sich hier auch um eine "vorgezogene Ehe" handeln, das heißt, beide Partner leben schon eine Ehe und die ist auch voll beabsichtigt, doch aus irgendwelchen Gründen ist es noch nicht zu einer Eheschließung gekommen. Das Problem bei einer solchen "vorgezogenen Ehe" ist allerdings, dass einer der Partner ja sehr gutwillig sein kann, dass er auch ausdrücklich eine Ehe will, doch weiß er sicher, ob der andere auch so gutwillig ist oder ob hinter dem schönen Schein nicht doch ein mehr oder weniger raffinierter Betrug steckt? Ja, wie kann man sich sicher sein, dass es dem anderen nicht doch nur um ein Abenteuer und/oder um einen Zeitvertreib geht und/oder um "sie" als "Übungsmatratze" und/oder als "Protzobjekt" zu missbrauchen ("die habe ich auch schon vernascht")? Woher weiß man, dass es "dem anderen" (oder auch "der anderen") letztlich doch nur um unverbindlichen Geschlechtsverkehr geht? Ich denke, dass diese Möglichkeit ein guter Grund auch für die Gutwilligen ist, die geschützt werden sollen und auch geschützt werden wollen, bis zur Ehe zu warten. Immerhin ist bis dahin ja nicht alles ausgeschlossen und wenn gerade die Frau bei einem harmonischen Hautkontakt den Orgasmus erlebt, dann dürfte sie auch mehr als voll zufrieden sein – und der Junge oder Mann, der ein Mädchen wirklich liebt, auch! Denn was ist es denn am Körper, was eigentlich so brennt, wenn man so richtig verliebt ist? Mit dem "Unterleib" werden wir doch wohl noch fertig – ist es nicht vielmehr die Brust, in der das Herz schlägt, und vielleicht auch noch der Bauch? Na also, löschen wir doch das Feuer der Brust und des Bauchs – und überlassen wir "das darunter" sich selbst ohne das Eindringen ... (Zum Orgasmus siehe besonders unter Hinweis 124.)
108. Vorsatz eines intelligenten ethischen Lebens: Wie das mit der Sexualerziehung bei uns heute läuft, ist eigentlich unglaublich: Die macht nämlich ein kommerzielles Unternehmen (die Website der Jugendzeitschrift "Bravo" wird im Monat über 2 Millionen mal besucht!). Die Grundlage dafür ist ein "naturalistischer Fehlschluss" (also eine Pseudowissenschaft nach der Masche: "Was alle machen, muss doch richtig sein!", mehr dazu unter Fragen und Antworten Nr. 29) und diese Grundlage ist inzwischen auch die der schulischen Sexualerziehung. Und unsere Kirchen? Die machen einen leeren Kult mit dem Sinn, einer mehr oder weniger lebensfernen Ideologie treu zu bleiben, nämlich der, die sie verkünden – dabei wäre eine Sexualerziehung oder besser eine sinnvolle Moralerziehung doch genau deren Aufgabe – wenigstens wenn sie in der Nachfolge des wirklichen Jesus wären.
109. Jesus und das Menschsein: Ich gebe zu, dass ich hier etwas "aus dem Bauchgefühl" urteile, was "echt-Jesus" ist und was nicht. Doch ich meine, dass es im Neuen Testament durchgängig zu erkennen ist (und daran konnten auch die Autoren des Neuen Testaments nichts ändern), dass Jesus zwar Jude war, doch dass er eine aufgeklärte Einstellung zum jüdischen Glauben hatte, um es einmal so auszudrücken. Deutlich wird diese aufgeklärte Einstellung etwa im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk. 10, 25ff). Der Priester und der Tempeldiener gingen an dem Verletzten vorbei, nicht, weil sie zu faul oder zu geizig waren, ihm zu helfen, sondern weil er blutete und weil sie durch die Berührung mit Blut unrein geworden wären – und um wieder rein zu werden, hätte es komplizierter Reinigungsriten bedurft. Jesus verurteilt hier also solchen Kult – und stellt den (im Sinne der frommen Juden) ungläubigen Samariter, der frei von solchen religiösen Behinderungen ist, als leuchtendes Beispiel hin. Das heißt doch, dass für Jesus das Menschsein wichtiger war als die (jüdische) Religion.
110. Manipulation: Eine Manipulation ist immer eine Beeinflussung zum Nachteil eines Menschen. Dabei ist das Kennzeichen einer Manipulation, dass sie so geschickt geschieht, dass der Manipulierte selbst gar nicht merkt, wie mit ihm verfahren wird, und am besten noch meint, dass alles, wozu er in Wirklichkeit manipuliert wird, von ihm selbst ausgeht. In unserem Fall, bei dem es um die Sexualität geht, wird also das eigentlich Harmlose und sogar Paradiesische (nämlich die Freude an der Nacktheit, die doch zutiefst menschlich ist) so mies gemacht und oft sogar ausdrücklich verboten, dass es geradezu zu einer Blockierung kommt: Die Nacktheit gilt also fortan als unmoralisch. Wie die Manipulation dann geschieht, siehe in dem Kasten, wie der Oberteufel dem Halbweltobermafioso Ratschläge gibt.
111. Ideal des Judentums. Ich zitiere dazu einmal, was Maccoby schreibt ("Mythenschmied", S. 148): "Andererseits war der Messias
auf indirekte Weise auch für Nichtjuden von
Bedeutung, denn die Ankunft des Messias würde
ja das Ende imperialistischer Militärmächte
auf der ganzen Welt bedeuten, insbesondere das
des Römischen Weltreiches. Obwohl der Messias
kein Weltherrscher sein würde, würde er Führer
eines Priestervolkes sein, das messianischen
Zeitalter die ihm zukommende Rolle als
geistiger Führer der Welt einnehmen würde: die
Lehren des Monotheismus, Friede und
Nächstenliebe, für die die Juden als erste
eingetreten waren, würden von allen Völkern
zur Richtschnur erhoben, und dem auserwählten
Volk würden besondere Ehren für seinen
jahrhundertelangen Kampf für diese Ideale
gezollt. Wir können uns vorstellen, dass
Jesus bei seinem Engagement ganz und gar Jude
war. Allerdings darf ich anmerken, dass es ihm
offensichtlich nicht nur um die Nächstenliebe
ging, die ja auch in anderen Religionen ein
Ideal ist, sondern um die Liebe schlechthin,
also um die Liebe, die mit der Sexualität zu
tun hat und dann auch mit unserem ganzen
Menschsein. Und eine allgemeine Sehnsucht nach
dem Gelingen dieser Liebe im Hinblick auf eine
realistische Chance – beginnend bei jungen
Menschen – hätte dann vermutlich auch eine
weltverändernde Wirkung, wie sie Ortega y
Gasset sah (s. S.19f bzw. 21f u.) – und eben
auch Jesus. Also setzte er sich dafür ein. (Anmerkung zum Ritus der Bar Mizwa: Bei Google findet man heute ja (fast) alles. Wenn ich also nach der Geschichte dieses jüdischen Initiationsritus google, stelle ich fest, dass sie bis zum ersten nachchristlichen Jahrhunderts zurück reicht, also bis zu der Zeit, in der auch die christliche confirmatio entstanden ist. Mir drängt sich hier die Vermutung auf, dass beide Riten einen gemeinsamen Ursprung haben, und zwar im Jüdischen! Nicht zuletzt stammt ja der Text des Segensgebets der confirmatio aus dem (jüdischen) Alten Testament, nämlich aus dem Buch Jesaia (Is 11,2). Könnte es nicht sein, dass es hier also zunächst einen jüdischen Ritus für Jungen gab, möglicherweise angeregt durch den Juden Jesus, der natürlich auch von den Jesusanhängern praktiziert wurde? Doch dass dieser Ritus dann bei den Juden in dieser Form dann in Vergessenheit geraten und er wurde im Laufe der Zeit durch einen Ritus der Treue zur jüdischen Religion ersetzt, dagegen hat er bei den Christen jedoch überlebt, wenn allerdings auch nur "äußerlich", das heißt, dass das Ziel des Segensgebets nach Jesaia auch hier vergessen oder auch verdrängt wurde? Nicht zuletzt ging und geht es bisweilen auch hier um einen Ritus der Treue – je nachdem – zum katholischen oder zum evangelischen Glauben – und eben auch nicht um einen Segen für ein gelingendes Menschsein.) 112. Gespräche mit Prostituierten: Die Frage stellt sich, wie Jesus dazu kam, sich mit Prostituierten zu unterhalten, warum er sich also mit Prostituierten unterhielt, vor allem auch, wenn er doch ein moralisch hochstehender Mensch war und also höchstwahrscheinlich kein typischer "Prostituiertenkunde". Johannes Lehmann (L. "studierte Theologie, Psychologie, Publizistik und und Philosophie" und "unternahm viele Reisen in den Vorderen Orient, nach Israel und in den Sinai") vertritt in seinem Buch "Das Geheimnis des Rabbi J." (Knaur 1990 – mit "Rabbi J. ist Jesus gemeint) die These, dass Jesus ein Mitglied der Sekte von Qumran war, also ein Essener. Doch, so Lehmann, lebten durchaus nicht alle Essener streng abgeschlossen von der Öffentlichkeit, sondern "konnten offensichtlich außerhalb des Klosters einem Beruf nachgehen" (S. 86). Dabei durften sie natürlich auch ihre essenische Grundsätze in die Welt übertragen: "Und dies sind die Wege in der Welt: zu erleuchten das Herz des Menschen und zu ebnen vor ihm alle Wege des Rechts ..."(S. 85). Wir können uns also auch von daher sicher sein, dass er sich für die Hintergründe der Prostitution interessiert hat und also dazu mit Prostituierten geredet hat. Und wie das dann bei Jesus war, so ist es auch heute immer noch. In der Biografie "Venusdienst" (a.a.O.) gibt es eine Stelle, wo die Prostituierte schreibt, wie Männer sie fragen, wie sie zu ihrem "Beruf" gekommen ist. Sie behandelt das Thema nur kurz (S. 242): "`Weshalb machst du das, wie bist du zu deinem Beruf gekommen?´ Das war die am öftesten gestellte Doppelfrage während meiner elf Jahre, und sie hing mir schon nach wenigen Monaten aus dem Hals heraus. Ich denke, die wenigsten Klienten werden ihren Rechtsanwalt fragen, weshalb er mit der Juristerei seine Brötchen verdient." Die Frau mag die Frage hier eher schnippisch abhandeln, doch ganz so leicht mag sie das Thema wohl nicht wegstecken, denn wozu sonst hat sie dieses Buch geschrieben, es sind zumindest längere Passagen drin, wie "alles" angefangen hat? – Und um hier wieder auf die möglichen Gespräche von Jesus mit Prostituierten zu kommen: Ich halte es nicht nur für wahrscheinlich, sondern auch für absolut normal, dass sich Jesus mit ihnen auch über dieses Thema unterhalten hat. Und ich denke, gerade wenn diese Frauen zu ihrem Beruf erpresst wurden, möchten sie diese Geschichten doch einmal an einen Mann loswerden, den sie als vertrauenswürdig empfinden. Es ist für mich unverständlich, dass es hier für viele meiner Zeitgenossen schwierig oder gar unmöglich ist, die Zusammenhänge zu sehen. Die Seiten, wo die Autorin von "Venusdienst" mich zitiert und kommentiert, siehe unter Venusdienst-Text.
113. Zur Dauer einer Lüge: Dem Reichspropagandaminister Joseph Goebbels (1897 - 1945) wird der Ausspruch nachgesagt: "Eine Lüge muss man nur lange genug behaupten, dann wird sie irgendwann zur Wahrheit." Es ist nun nicht belegt, dass er das wirklich gesagt hat, es ist auch unwahrscheinlich, doch an diesem Satz ist schon etwas dran! Je länger eine Lüge als Wahrheit hingestellt wird, desto schwieriger wird es, sie zu überwinden, selbst wenn es immer weniger sachliche Argumente für ihre Glaubwürdigkeit gibt und sich auch noch viele darüber geradezu lustig machen. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Hexenwahn und was man sich also alles über angebliche Hexen erzählte und vermutlich auch glaubte. Gegen Ende dieser "Plage" waren schon längst alle möglichen sachlichen Gründe bekannt, dass das mit den Hexen Un-Sinn ist, dass es also keine Frauen gibt, die mit dem Teufel im Bunde stehen usw. Doch Frauen wurden immer noch angeklagt und hingerichtet allein aus dem Grund, dass doch nicht falsch sein kann, was schon immer so war. Denn wenn etwas länger läuft, dann erscheint das für viele als "schon immer". Und es war eben doch falsch! – Und so sehe ich das auch mit der Paulusideologie, sie wird nun noch etwas länger behauptet und gilt für viele immer noch als wahr, obwohl sie schon längst selbst von theologischen Koryphäen angezweifelt wird: Sie ist eben wirklich nicht wahr und muss endlich einmal überwunden und "entsorgt" werden! Ich denke, am ehesten hat eine Chance, dass diese Überwindung gelingt, wenn ein plausibler und gut belegbarer wirklicher Jesus mit einem Engagement, das auch für uns heute noch der "Knüller" schlechthin ist, in den Mittelpunkt gerückt werden kann.
114. Zur Mitfühlsamkeit der
Juden: In dem Buch des Dalai Lamas "Das
Herz der Religionen - Gemeinsamkeiten
entdecken und verstehen" (Herder 2012) fand
ich auf Seite 150 folgendes Zitat: "Das Wort Chassid
ist vom hebräischen chesed abgeleitet,
das im biblischen Sprachgebrauch "liebevolle
Güte", "Erbarmen" und "Liebe" bedeutet und die
Wechselseitigkeit der mitfühlenden Beziehungen
zwischen Mensch und Gott und der Menschen
untereinander impliziert. So sagt ein
berühmter Weise, der "Maharal" Judah Löw von
Prag (1525-1609):
115. "von Natur aus gutwillig und hochmoralisch": Der bedeutende jüdische Theologe Leo Baeck (1872 - 1956) sieht im Christentum zwei Hauptströmungen der Tradition: 1. Paulus-Augustinus-Martin Luther und 2. Jesus-Pelagius-Calvin. Ich denke, es ist sinnvoll, hier den Rabbiner und Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs an der Universität Potsdam zu zitieren (aus seinem Buch "Jesus von Nazareth im Spiegel jüdischer Forschung" (2010, S. 80): „Baecks Beschäftigung mit dem
historischen Jesus ist exemplarisch für
zahlreiche jüdische Versuche, die Lehre Jesu
als integralen Bestandteil der jüdischen
Tradition und Geschichte zu begreifen. Baecks
Kritik am Christentum entfaltet sich dabei in
einem Modell der »Polarität«: dem Gegensatz
von »klassischer« und »romantischer« Religion
und dem Spannungsverhältnis von »Geheimnis«
und »Gebot« in jeder Religion. Aus dieser
Polarität lassen sich dann die
Bewertungskriterien für eine tiefergehende
Analyse von Judentum und Christentum ableiten.
Für das Christentum identifiziert und
unterscheidet Baeck zwei Hauptströmungen der
Tradition: Paulus, Augustinus und Martin
Luther repräsentieren das Element des
»Geheimnisses«, die Domäne der romantischen
Religion, – Jesus, Pelagius und Calvin das
Element des »Gebots«, die Domäne der
»klassischen Religion«. Während nun aber in
den »klassischen« Religionen, denen das
Judentum zuzurechnen sei, ein vollkommenes
Gleichgewicht zwischen »Geheimnis« und »Gebot«
herrsche, sei das Christentum überwiegend von
Paulus und Luther geprägt und verkörpere daher
die »romantische« Religion, die dem Menschen
ethische Gestaltungskraft letztlich abspreche.
Es lohnt sich, hier ein paar
Worte zu Pelagius zu sagen: Pelagius (350/360
– 418/420) war ein Zeitgenosse und Gegner des
Kirchenvaters Augustinus (354-430). Pelagius
lehnte die Erbsündenlehre des Augustinus ab
und unterstellte ihm Manichäismus, also eine
Lehre, dass es überall ein gutes und ein
schlechtes Prinzip gäbe und dass der Mensch
von Natur aus eine Neigung zum schlechten
Prinzip hätte und dass er daher
erlösungsbedürftig ist. Pelagius vertrat
dagegen eine positive Anthropologie, dass also
der Mensch wesenhaft gut ist und dass der
menschliche Wille folglich imstande ist, nur
aufgrund seines natürlichen Vermögens Gottes
Geboten zu gehorchen.
116. Warum Paulus etwas
anderes geschrieben hat als das, was das
Anliegen Jesu war? Die Theologen
scheinen hier hilflos zu sein, beziehungsweise
die Frage wird gar nicht gestellt. Der
amerikanische Theologe James M. Robinson
versucht wenigstens, sie in seinem Buch "Jesus
und die Suche nach dem ursprünglichen
Evangelium" (2005/2007) zu beantworten (S.
75): "Die Evangelisten schrieben mehr als ein
halbes Jahrhundert nach Jesu öffentliche
Wirksamkeit - in einer Zeit, als die ersten
Jünger, hauptsächlich Bauern und Fischer, von
Christen der zweiten Generation abgelöst
waren, von denen einige gebildet genug waren,
um Evangelien auf griechisch zu schreiben. Sie
dürften unbewusst Jesus anders verstanden
haben als er sich selber verstand. Sie gehören
in die Reihe der vielen, die sich ein
Jesusbild nach ihrem eigenen Bild von Jesus
gemacht haben. So entstand ein schriftkundiger
Jesus." 117. Sexualwissenschaft eine
Scheinwissenschaft? und "Naturalistischer
Fehlschluss": Dass die heutige
Sexualwissenschaft weitgehend keine besonders
seriöse Wissenschaft ist, wird an zwei
Indizien deutlich: 2. Durchaus auch von den
Forschungen an den naturnahen
Einwohnern der Südseeinseln wie Samoa der
"nicht unumstrittenen" amerikanischen
Anthropologin Margret Mead schließen moderne
Pädagogen oder Sexualpädagogen darauf, dass es
in der menschlichen Natur liegt, dass schon
Kinder damit beginnen, die Sexualität bis hin
zum Geschlechtsverkehr „spielerisch zu lernen“
- wenn sie nicht daran gehindert werden. Und
wenn schon Kinder solche kindliche Sexualität
ungezwungen und spielerisch praktizieren
können, dann werden sie angeblich später
ausgeglichene Erwachsene ohne übertriebenes
Macht- und Besitzstreben usw.. Es ist von
daher also Aufgabe einer menschengerechten
Sexualerziehung, auch und gerade Kinder so zu
informieren bzw. zu lassen, dass sie dieses
spielerische Erlernen der Sexualität auch
gefahrlos praktizieren können, also ohne dass
sich die Kinder mit Geschlechtskrankheiten
anstecken und ohne dass Mädchen schwanger
werden. Es sieht also alles danach aus, dass die Moral der hohen Monogamie doch die typisch menschliche ist. Doch die mehr oder weniger kritiklose Übernahme der angeblichen Erkenntnisse "aus der Anthropologie Margret Meads" hat schließlich dazu geführt, dass die Sexualmoral der jungen Menschen bei uns vor allem von einem kommerziellen Unternehmen gemacht wird, das dabei natürlich die entsprechenden eigenen Interessen des Unternehmens vertritt. (Die Webseiten von „Bravo“ haben im Monat über zwei Millionen Zugriffe – und die Pseudowissenschaft, die deren Hintergrund ist, hat längst auch in die schulische Sexualerziehung Einzug gehalten.) Nach der Logik des naturalistischen Fehlschlusses wäre es auch nicht falsch, junge Menschen zum Alkohol-Trinken und zum Rauchen und zum Drogenkonsum zu erziehen, wenn das alle machen. Und es wäre auch nicht falsch gewesen, Hexen und Juden zu ermorden, weil das ja alle taten bzw. gut hießen, zumindest aus der Sicht der Wachmannschaften. Und es war eben doch falsch und sogar verbrecherisch. Sinnvoll und positiv wissenschaftlich wäre also nicht, die jungen Menschen zu dem zu erziehen, was alle machen, egal wie gut oder schlecht das ist, sondern Ideale als Maßstab zu nehmen und Wege zu entwickeln, die jungen Menschen zu diesen Idealen zu erziehen. So wie ich sehe, käme für solch ein "Verfahren" unsere christliche Religion infrage – zumindest wenn sie sich am echten Jesus orientiert. Denn der Maßstab unserer Religion ist nun wirklich ein anderer als der der profanen Sexualwissenschaften oder sollte es doch sein! Hier sollte es um die Erziehung zu echten Werten der Liebe, der Treue, der Partnerschaft, der (echten) Monogamie gehen. Und weil das sehr oft nicht so recht gelingt, wurde und wird auch hier bisher immer nur an Symptomen herumgedoktert, wodurch sich im Endeffekt gar nichts geändert hat bzw. ändert. Eine Sexualerziehung, die eine wirkliche ist, muss sich einfach an echten Werten orientieren. Und wenn sich die Religion hier nicht einsetzt, dann wäre es vielleicht die Aufgabe anspruchsvoller Medien, hier aktiv zu werden und etwa den Kirchen „auf die Füße zu treten“. Aber auch die wollen nach meinen Erfahrungen erst recht nicht … 118. "moralischer Nährwert
der Scham": Es gibt keine
wissenschaftlichen Untersuchungen (ich kenne
jedenfalls keine, und ich habe doch intensiv
danach gesucht), ob die Pädagogik der
Sexualscham überhaupt einen „moralischen
Nährwert“ hat, dass sie also zu einer höheren
Moral führt, und eine höhere Moral kann doch
nur eine Moral der echten Monogamie sein? Dazu
erst einmal ein wenig Ursachenforschung: Der
spanische Philosoph Ortega y Gasset hat in
seinem Büchlein "Über die Liebe" von seiner
Beobachtung berichtet, dass es nicht die
Männer sind, die eine Frau „verführen“,
sondern dass die Frauen damit anfangen – die
Männer nehmen sich also nur, was sich bietet.
Y Gasset meint das grundsätzlich, das gilt
also auch für das „erste Mal“ von Mädchen
(ohne allerdings diesen „Fall“ direkt
anzusprechen). Darauf bin ich einmal die Fälle
vom „ersten Mal“ durchgegangen, von denen mir
berichtet wurde, entweder von den Frauen
selbst, wie es bei ihnen angefangen hat, oder
auch von Jungen bzw. Männern, mit welchen
Begründungen Mädchen mit ihnen ihren ersten
Sex hatten oder haben wollten, bei dem keine
Ehe zustande kam bzw. von vornherein gar nicht
beabsichtigt war. Es ist verblüffend,
aber Verliebtheit kam da gar nicht vor,
auch nicht Gier (oder auch "Geilheit"), dass
ein Mädchen es nicht ohne Sex aushalten
konnte, und erst recht nicht Spaß an einem
Nacktstrand, aus dem dann "mehr" wurde. Auch
Erpressung zum Liebesbeweis gab es nicht,
allerdings kann es sein, dass diese Fälle zur
Ehe geführt haben, und dass ich daher nichts
davon erfahren habe. 119. „die Mädchen dumm und uninformiert lassen“: Zur Zeit, da ich dies schreibe, ist das Thema der Feministen, und nicht nur der, die Metoo-Debatte. Dabei geht es immer nur um Vergewaltigung, „Anbaggerei“ und anderes „unziemliches Verhalten“. Damit sich nun Männer trauen, das zu praktizieren und gegebenenfalls auch dabei „erfolgreich“ sind, gehört auch eine Empfänglichkeit und eventuell auch eine Bereitschaft der Mädchen und Frauen dazu mitzumachen. Eine Anbaggerei kann nun einmal sowohl als lästige sexistische Annäherung empfunden werden aber auch als durchsichtige unreife und unbeholfene Annäherung und mehr oder weniger humorvoll abgewehrt werden. Und je nachdem, wie gut informiert frau ist, könnte sie die Anbaggerei ja auch humorvoll „zurückgeben“. Es gibt auch Untersuchungen zu Vergewaltigungen. Opfer sind hier interessanterweise nicht die kessen, die mutigen, die selbstbewussten Frauen und Mädchen, sondern eher die braven, die zrückhaltenden, die naiven. Es sieht so aus, als ob die kessen und selbstbewussten Frauen und Mädchen eine unsichtbare aber dennoch sehr wirksame Aura um sich haben, so dass sie die Vergewaltiger und sonstigen Hallodris gar nicht an die herantrauen. Aufgabe einer sinnvollen Pädagogik wäre also, die jungen Menschen weniger auf "brav und zurückhaltend" zu erziehen, sondern auf "kess und selbstbewusst". Und wer hierzu die Möglichkeit hat und das aber nicht tut, ist der nicht mindestens genauso schuldig wie die Harvey-Weinstein- und Placido-Domingo-Typen? Ja, wie heißt das in dem ergreifenden Kriegslied von Matthias Claudius so passend: "Und ich begehre nicht schuld daran zu sein!" Daher versuche ich, diese Zurückhaltung und Bravheit durch das vorliegende Konzept zu ändern. Das Problem bei dem "die Frauen und Mädchen uninformiert lassen" war damals ja nicht nur diese Erpresserei "mal einer Frau hier, mal einer Frau dort", sondern die Unsicherheit und die Ängste bei allen Mädchen und Frauen, die damit verbunden waren. Da die wirklichen Hintergründe bei den normalen gutwilligen Menschen nicht bekannt waren und sie ihnen ja auch nicht erzählt wurden, hatte man also den Mädchen und Frauen gesagt, wie das immer so ist, dass sie selbst an allem schuld seien, weil sie durch ihr „Verhalten“ die Männer reizen. Und „Verhalten“ konnte und kann ja alles Mögliche und Unmögliche sein, „nicht züchtige Kleidung“, „Lachen in der Öffentlichkeit“, „mit fremden Männern reden“ usw. Und ist das im Prinzip nicht auch bei uns heute immer noch so – nur wird das, was dann eventuell an Sex passiert, als normal und als Zeichen von Emanzipation hingestellt – selbst wenn es im Grunde nur Dummheit ist? Gelöst ist das Problem jedenfalls nicht!
120. echte Monogamie: Ob
schon in der Bibel das Ideal der echten
Monogamie bestand, ist ein schwieriges Thema.
Nicht zuletzt sieht ja die Praxis der
namentlich bekannten Personen der Bibel sehr
oft ganz anders aus, von einer Monogamie
hielten da manche nicht viel. Doch werden die
Eskapaden der Betreffenden in der Bibel nicht
schön geredet, sondern eindeutig verurteilt,
etwa die Liason des Königs David mit der Frau
des Urias oder auch die vielen Frauen des
Königs Salomo. 2. das Ideal der Nacktheit, das
in der Paradiesgeschichte ausdrücklich erwähnt
wird, kann nur oder zumindest am einfachsten
gelebt werden bei echter Monogamie Da bleibt doch nach der ursprünglichen jüdischen Tradition nur das Gebot der echten Monogamie übrig, selbst wenn es für uns heute nicht so deutlich ausgesprochen wird. Die Frage stellt sich natürlich, ob dieses Gebot auch unter den Aspekten der modernen Sexualwissenschaft haltbar ist, oder ob der Mensch hier nicht zu einer Lebensweise vergewaltigt wird, die nicht die seine ist. Immer wieder äußern sich ja Sexualwissenschaftler, dass die echte Monogamie nicht menschengemäß ist, nicht nur Männer, sondern auch Frauen sind von der Natur nicht nur für einen einzigen Sexualpartner geschaffen. Ich denke allerdings, dass die monogame Lebensweise doch die typisch menschliche ist, und wenn die nicht funktioniert, dann liegt das daran, dass die Pädagogik dieser Lebensweise nicht professionell bzw. nicht genügend professionell ist: 1. die Auffassung ist weitestgehend, dass die (Sexual-)Scham die Bedingung für eine ordentliche (Sexual-)Moral, also auch für die echte Monogamie ist, dafür gibt es weder wissenschaftliche Untersuchungen, noch irgendeinen Beweis. Allenfalls gibt es ein wissenschaftliches Tierexperiment, siehe Hinweis 145. 2. die katholische Kirche sagt,
dass die Sexualerziehung der Kinder Aufgabe
der Eltern ist. Die Frage stellt sich, was
ist, wenn einige Eltern diese Aufgabe
vernünftig wahr nehmen und andere aber nicht.
Die jungen Menschen sind ja bei einer
Partnerwahl nach den Grundsätzen der echten
Monogamie darauf angewiesen, dass die anderen
jungen Menschen genauso denken wie sie. Wenn
nun alle Eltern ihren Kindern unterschiedliche
Einstellungen beibringen, ist die echte
Monogamie nicht mehr gewährleistet. Die
Umsetzung der echten Monogamie in die Praxis
ist also eine Gemeinschaftsaufgabe! Und da es
sich um eine spezielles ethisches Problem
handelt und nicht alle Menschen auf dieses
spezielle ethische Problem festgelegt werden
können, wäre sie eine Aufgabe der oder einer
Religion. Die Religion kann man schließlich
wählen. Es ist eigentlich unglaublich, wie Pädagogen überhaupt auf die Idee kommen können, dass bei allen diesen offensichtlichen kapitalen Fehlern eine Monogamie durchgängig erreicht werden kann. Erklären lassen die sich eigentlich nur durch eine Kulturbedingtheit, "es war eben immer so" - oder dass gar kein wirkliches Interesse besteht. Doch das heißt auch, dass diese Fehler irgendwann geändert werden können oder gar geändert werden müssen. Bei vielen Menschen mag nun die echte Monogamie trotz der Fehler funktionieren, herzlichen Glückwunsch! Doch wird es oft auch so sein, dass irgendwann die gegenseitige Anziehung, die es ja gewiss zunächst vor allem aufgrund von Äußerlichkeiten gab (man fand den anderen einfach wunderschön und interessant und auch sehr nett und da war auch die Aussicht auf eine gepflegte Triebbefriedigung...), vorbei ist. Und dann setzt sich die Wirklichkeit durch, dass man also feststellt, dass man gar nicht wirklich zusammen passt. Auch war es nicht einmal zum Orgasmus der Frau gekommen – also sucht sie sich einen anderen Partner – auch einen anderen Sexualpartner, der ihr mehr Erfüllung verspricht. Die Sexualwissenschaftler sagen dann, dass das normal ist, die Frau ist eben nicht für die Monogamie geschaffen, der Mann sowieso nicht. Doch würde die Sexualmoral nicht auf dem Verstecken von Körperteilen und auf Unwissenheit und auf mangelhafter Kenntnis des anderen beruhen, würden die wichtigen zwischenmenschlichen Beziehungen also anders und vernünftiger zustande kommen – würden die Menschen auch monogamer sein. Es ist mir unverständlich, warum die Sexualwissenschaftler (und auch die Religionen) nicht auf diese doch sehr offensichtlichen Zusammenhänge kommen. Es sieht so aus, als ob die These von der Polygamie – bei uns heute eher Polyamorie genannt – von vornherein als eine Art Dogma fest steht und sich kaum jemand oder auch niemand mehr die Mühe macht, dieses Dogma zu hinterfragen und schließlich auch als völlig unstimmig "über Bord zu werfen".. Und wer meint, dass der Mensch
nicht zur Monogamie veranlagt ist, der soll
nicht verlangen, dass sich eine Religion, die
auf die Monogamie "setzt", dazu hinbiegt,
sondern der soll seine Freiheit nutzen und
sich eine andere Religion suchen, die seinen
Vorstellungen eher entspricht. 121. "wie Frauen keine
Chancen hatten ... das hatte Jesus nun
mitbekommen": Die Frage kommt immer
wieder auf, wie die Beziehung Jesu zu Frauen
war. War er verheiratet, wie stand er zu
Prostituierten, mit denen er ja offensichtlich
befreundet war, hatte er mit solchen Frauen
Intimitäten, gehörten zu seinem Kreis auch
Jüngerinnen, und auch solche, mit denen er
auch Intimitäten hatte? Meine Meinung hierzu:
Wir wissen es nicht und was wir wissen, ist
vermutlich alles frei erfunden. Doch wird bei
den Forschungen über die (sexuellen)
Beziehungen Jesu zu Frauen immer etwas
übersehen (so auch im Buch "Jesus und die
Frauen" von Hubertus Mynarek, in dem es um ein
angeblich reges Liebesleben Jesu geht): Es
gibt gerade im Bereich der Sexualität auch so
eine Art "Placebo-Effekt". Placebo-Effekt
heißt ja, dass das Wissen um die Wirksamkeit
eines Medikaments seine Wirksamkeit
beeinflusst. Wenn ich also über die
Wirksamkeit eines Medikaments gut belogen und
betrogen werde, dass es also sehr gut gegen
eine Krankheit wirkt, dann wirkt es auch –
zumindest bisweilen! Umgekehrt heißt das dann
auch, dass ein Medikament nicht hilft, wenn
ich fest glaube, dass es gar kein richtiges
Medikament ist, selbst wenn es in Wirklichkeit
doch eins ist. Bei der Beziehung zu Frauen
läuft das nun ähnlich, und nicht nur wenn es
sich um verheiratete Frauen oder Frauen in
einer festen Beziehung handelt, diese Frauen
sind ja zumindest für die meisten Männer
ohnehin "tabu": Wenn mir klar ist, dass mich
eine Frau nur wegen meines Geldes liebt oder
auch wenn ich weiß, dass eine Frau eine
gefährliche Geschlechtskrankheit hat, dann
kann einem durchaus "die Lust vergehen", dann
kann also auch bei denen der Sexualtrieb auf
Null herabsinken.
122. "... auf der heißen Spur des wirklichen Jesus": Zu dem Jesus, auf den ich gestoßen bin, würde die Bibelstelle bei Matthäus 11,19 voll passen: "Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagten sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, recht bekommen." Es ging dem wirklichen Jesus eben nicht um irgendeinen atemberaubenden tiefen Gottesglauben und um weltferne Askese und um eine Verachtung aller irdischen Freuden, sondern er wollte einen einzigen Missstand ändern, und das wäre der schäbige und sogar kriminelle Umgang mit den Frauen. Und um den zu ändern, muss man kein trister Moralapostel sein und sich nicht selbst kasteien und anderen solche Kasteiung predigen, sondern man muss vor allem ein wirklicher Mensch sein und Mitgefühl haben und sachlich denken können!
123. "... in erster Linie um eine Gemeinschaft ...": So viel ich sehe, ist "das Besondere" der Paulusideologie gar nichts so Besonderes, sondern typisch für alle bekannten Religionen! Wenn ich etwa das Buch des Dalai Lama "Das Herz der Religionen" lese, dann geht es immer nur um den Gottesglauben und die Fragen nach den letzten Wahrheiten, um das Mitgefühl, um Vergebung und Versöhnung, um den Schutz der Umwelt, um Frieden, um gegenseitige religiöse Verständigung ... Das alles mag ja schön und gut sein, doch ich denke, das sind alles typische Ziele in patriarchalischen Systemen (man kann auch sagen in "Macho-Systemen"). Ganz krass fällt der Machismo der Religionen auf, wenn sie wie die Juden und die Moslems neue Mitglieder schon als Babys oder als willenlose Kinder per Beschneidung "zwangsrekrutieren", ohne dass diese jungen Menschen eine echte Chance haben, sich dagegen zu wehren und anders zu entscheiden. Um die idealistischen Ziele betr. der zwischenmenschlichen Beziehungen, wie ich sie gleich am Anfang des "Kriminalfalls" als "Knüller" des ursprünglichen Glaubens beschrieben habe und wie sie aller Wahrscheinlichkeit auch Jesus sah, geht es jedenfalls nirgends. Diese Ziele werden auch im Buch des Dalai Lamas noch nicht einmal erwähnt. Dabei dürfte die Erfüllung dieser Ziele doch die Basis sein, dass sich alles andere sozusagen automatisch von alleine ergibt. Daher engagiere ich mich für diese (ursprünglichen jüdischen) Ziele!
124. "... das Erlebnis des
Orgasmus ..." (der Frau) und ... (diese
Religion) "wird gewinnen...": Irgendwann
bin ich dazu auf eine hübsche und sehr
interessante "Geschichte" aus dem Orient bzw.
aus Tunesien gestoßen – und zwar im Buch "Der
duftende Garten" (Scheik Nefzaui, frühes 15.
Jahrhundert). Es geht hier darum, wie ein
"kümmerlicher" Mann sich bei einem Weisen
beklagt, dass seine Frau nichts von ihm wissen
will und er daher auch nicht an ihr Vermögen
herankommt. Der Weise erklärt dem
bedauernswerten Mann, dass er wissen muss:
"Die Religion der Frau liegt in ihrer Ritze"
und so gibt er ihm ein Rezept für ein
Heilmittel seines entsprechenden Körperteils –
und ab der Anwendung dieses Heilmittels
funktioniert die Beziehung zu der Frau
blendend, auch stellt sie alles, was sie ist
und hat, ihm zu Verfügung. – Ich denke nun,
dass mit diesem "Heilmittel" nichts anderes
erreicht wird, als das, was auch Wilhelm Reich
meint und mit ihm die ganze moderne
Sexualwissenschaft, also ein "technisch"
besserer Geschlechtsverkehr. Doch in
Wirklichkeit geht es nicht oder zumindest
weniger darum, mit welcher Perfektion der Mann
sein Glied in die Scheide der Frau
hineinstößt, sondern ob sie einen echten
Orgasmus erlebt. Und dazu gehören nun einmal
vor allem "die besonderen persönlichen
Gefühle". Die Aufgabe eines Mädchens ist nun,
den Partner zu finden, bei dem es "diese
besonderen persönlichen Gefühle" gibt – und
der natürlich auch sonst seine Verantwortung
für es spüren lässt. Und ich denke, dass die
Religion oder auch Weltanschauung, die den
jungen Menschen hier brauchbare Konzepte
vermittelt, wie Frauen (oder auch Mädchen)
"dies" in ihrem Leben erreichen können,
"gewinnen" wird. Das heißt auch, dass alle
Religionen, die das nicht schaffen,
verschwinden werden und nur die Religion
bleiben wird (bzw. die Religionen bleiben
werden), die den Menschen hilft bzw. helfen,
ihre menschlichen Aufgaben zu lösen.
125. "...was andere über Paulus denken ...", Paulusideologie: Unter Theologen ist die zweifelhafte Rolle des Paulus längst bekannt, doch viele halten dennoch an ihm fest und halten das, was Maccoby schreibt und was ich hier zitiere und auf dem ich aufbaue, für Spinnerei oder auch für Verschwörungstheorie. Daher möchte ich zwei Quellen zitieren, auf die ich gestoßen bin und die im Prinzip über Paulus dasselbe sagen wie ich. Der Unterschied ist allerdings, dass die Verfasser dieser Quellen dem Paulus noch etwas Gutes oder auf alle Fälle etwas Verständliches und Entschuldbares unterstellen, während er für mich ein bewusster Betrüger ist, dessen Hauptanliegen war, den wirklichen Jesus aus der Welt zu schaffen. Zum Zitat von Augstein: "Was ihn angestoßen hat, wissen wir nicht" – und wir wissen es jedoch doch! Und hier die Zitate: Johannes Lehmann „Das Geheimnis des Rabbi J.“ (mit "Rabbi J." ist Jesus gemeint), Knaur 1990 S. 287ff: "Zwar stützen sich solche
Aussagen, wie »der Heilstod Jesu« ist die
»zentrale christliche Heilstat« oder »will der
Mensch gerettet werden, so wird er allein auf
Jesus Christus verwiesen, der am Kreuz für
alle Menschen starb und den Gott von den Toten
auferweckt hat«, alle auf die im christlichen
Abendland als selbstverständlich empfundene
»Theologie des Kreuzes«, wie sie Paulus
formuliert hat: »Ist aber Christus nicht
auferweckt worden, so ist damit auch unsere
Predigt nichtig, und nichtig ist euer Glaube .
. . dann ist euer Glaube unsinnig, dann seid
ihr noch in euren Sünden.« Aber auf Paulus
trifft ja doch Verdacht zu, daß er an der
Wahrheit des Rabbi J. gar nicht interessiert
war, sondern daß er aus »intrapsychischen
Prozessen« heraus die Tatsache des Todes Jesu
umdeutete, um seine Glaubensschwierigkeiten zu
beseitigen. »Die Tragik des Paulus liegt..
darin«, J schreibt der jüdische
Religionswissenschaftler Schalom Ben-Chorin,
»daß dieser vertikale Christus auch Jesus von
Nazareth ausgelöscht hat, so daß eigentlich
nur noch eine theologische Abstraktion
übrigblieb, die etwas Gespenstisches an sich
hat: Der Schatten einer Vision.« Denn sowenig
Paulus aus der Realität die Erlösung fand (er
fand sie statt dessen in einer Vision),
sowenig hat er sich um die Realität gekümmert.
Er paßte die Welt seiner Vision an, nicht
seinen Glauben der historischen Wirklichkeit.
Paulus, der erste Theologe, war auch der erste
Ideologe der Kirche. und Rudolf Augstein, „Jesus Menschensohn“, Bertelsmann 1972, S. 107 ff: "Dieser mediale Theologe
(Paulus) war selbst die Botschaft. Das
paulinische Christentum mit seiner
Leibfeindlichkeit und seinem Sündenbewußtsein,
seiner Prädestination und seinem
Sendungswillen ist so sehr von ihm geprägt,
daß wir uns ein nicht-paulinisches Christentum
gar nicht vorstellen können. So wenig wir
Jesus fassen können, so plastisch wird uns,
auch wenn wir nur die unzweifelhaft von ihm
stammenden Sendschreiben zugrunde legen, der
Mann aus Kilikien im Süden der heutigen
Türkei. Einen Rechtfertigungstornado, wie ihn
Paulus im 11. und 12. Kapitel seines zweiten
Sendschreibens an die Korinther losläßt, wird
man in der antiken Literatur vor ihm nicht
finden. Wenn Paulus beteuert, er habe in
seiner Missionarsarbeit mehr geleistet als die
anderen Apostel (alle zusammen? – 1. Korinther
15,10), darf man das für bare Münze nehmen.
Laut Freud war er »ein im eigentlichsten Sinn
religiös veranlagter Mensch; die dunklen
Spuren der Vergangenheit lauerten in seiner
Seele, bereit zum Durchbruch in bewußtere
Regionen«.
126. "... unter Missbrauch der damaligen Gesetze": Es stellt sich sowieso die Frage, inwieweit in ethischen Dingen Gesetze wirklich zu einer Verbesserung oder gar Veränderung führen können. Ethisches Verhalten ist nun einmal Einstellungssache, und Einstellungen lassen sich nicht oder nur sehr schwer durch Gesetze beeinflussen, meistens finden sich doch immer irgendwelche Schlupflöcher, so dass die Bösen dann doch ihre Bosheit weiter tun können oder zumindest glauben, tun zu können. Ja es kommt bisweilen noch viel schlimmer: Ein befreundeter amerikanischer Rechtsanwalt (+ Henry Cohn, Albany N.Y.) erzählte mir einmal, dass diejenigen, die die Gesetze machen, von vornherein einplanen und also auch wissen, wie sie ihre Bosheiten gerade durch diese Gesetze noch schlimmer treiben können. Und so ein perverses Gesetz, das alles nur noch schlimmer gemacht hatte, war also das, dass Frauen, die beim Sex mit einem Mann erwischt werden, der nicht der ihre ist, mit dem Tod bestraft werden müssen. Wurde mit diesem Gesetz irgendetwas besser? Im Gegenteil!
127. Echte Moral und Scheinmoral oder Ersatzmoral: Nach meiner Erfahrung hinterfragen selbst gestandene Psychologen nicht die Sexualscham (also den kulturbedingten "Bedeckungszwang") nach ihrer Wirkung (und nach ihrem Wert) für eine wirkliche Moral und kommen so gar nicht auf die Idee, dass sie nicht nur keine natürliche Moral ist, sondern sogar jede natürliche Moral durcheinander bringen oder gar zerstören kann und das üblicherweise auch tut. Wir sind doch heute so für "Natur", doch ausgerechnet hier nicht! Natürlich, man kann diese "unnatürliche Ersatzmoral" nicht einfach weglassen, sondern man muss sie durch eine echte Moral ersetzen - und das kann nur eine Moral "vom Geist her" sein – und der Geist muss gebildet werden!
128. Zur "Wahrheit" der Frühgeschichten der Bibel: Immer wieder kommt der Einwand, dass gerade die Frühgeschichten der Bibel doch alles Märchen seien – und dann wird auf die Erschaffung von Adam und Eva hingewiesen und auf die Erschaffung der Welt in sieben beziehungsweise in sechs Tagen. – Über Adam und Eva habe ich inzwischen genug geredet, doch das Problem der Schöpfung und des Schöpfergottes ist noch viel einfacher: Wir müssen uns zunächst einmal klar machen, dass die Bibel kein naturwissenschaftliches Lehrbuch ist, sondern ein Buch, in dem es um Ethik geht, und der Sinn des Schöpfungsglaubens in der Bibel ist nicht der Glaube an einen Schöpfergott, sondern die Überwindung von menschenverachtenden Götzenkulten wie Menschenopfer und Sex zu Ehren aller möglichen Götter, in der Fachsprache der Theologen "kultische Prostitution". Doch so einfach lassen sich diese "Bräuche" nun einmal nicht abschaffen, denn dahinter stecken auch immer handfeste Ängste und Zwänge: "Wie mögen die Götter uns bestrafen, wenn wir sie nicht mehr richtig verehren und ihnen nicht mehr richtig opfern?" Wir müssen uns dazu bewusst machen, dass im typischen heidnischen Glauben hinter Sonne und Mond die Götter Sonnengott und Mondgöttin stecken und auch hinter den sonstigen Gestirnen und den Pflanzen und Tieren und Naturphänomenen wie Erde, Wind, Wasser und Feuer irgendwelche weitere Götter. Daher ließen sich Menschenopfer und (kultische) Prostitution nicht so einfach überwinden. Das Effektivste und Sinnvollste war daher, irgendwie die Götter abzuschaffen, und das ging am einfachsten, indem sie zu Sachen degradiert wurden und so die Vergöttlichung dieser Naturphänomene überflüssig gemacht werden konnte - und die "Verehrung" damit dann auch abgestellt werden konnte. Dazu haben die Autoren der Urgeschichte der Bibel einen Schöpfergott konstruiert, der diese Naturphänomene, um sie einmal so zu nennen, erschaffen hatte. In diesem Sinn ist nun die Schöpfungserzählung „Gott schuf ...“ eine geniale frühe Entgöttlichung von diesen Naturphänomenen und damit auch eine Aufklärung nach der Devise: „Die dummen Heiden glauben, dass diese Naturphänomene alles Götter sind und opfern denen ihre Erstgeborenen und stellen den Götzenpriestern und anderen Männern ihre Frauen und Töchter zum Sex zu Verfügung, und bezahlen auch schuften sich auch noch kaputt auf den tempeleigenen Feldern, und die Priestercliquen legen sich auf die faule Haut und leben davon in Saus und Braus. Dabei wissen doch alle modernen aufgeklärten Menschen, dass Sonne und Mond nur Lampen am Himmel (also Sachen) sind, die die Jahreszeiten und die Festtage usw. anzeigen ...“ Auch hier: Es geht vor allem auch um die Überwindung der Promiskuität aus welchen Gründen! Und da die Promiskuität bei uns heute nicht mehr aus irgendeinem Götterglauben heraus läuft, sondern aus anderen Gründen, und da uns ein Gott, der gegen diese "Kulte" konstruiert wurde, auch nichts mehr sagt, versuche ich eben, diese „anderen Gründe“ wirkungsvoll aufzuarbeiten, und sie also vor allem ohne Leibfeindlichkeit zu überwinden. Es ist also wirklich alles ganz einfach, umso befremdlicher ist, dass Kindern weitestgehend immer noch alles so erzählt wird, als ob es Märchen sind – und manche Sekten und andere auch noch fanatisch daran festhalten, dass alles so war, "wie es da in der Bibel geschrieben steht". Und dabei sind auch Sekten, die ansonsten durchaus für eine hohe Moral ihrer Gläubigen sind.
129. "damnatio memoriae"
("Vernichtung der Erinnerung"): Wir
müssen uns eine solche "Vernichtung der
Erinnerung" vorstellen wie die Löschung einer
Datei etwa auf der Festplatte eines Computers.
Wenn die nur einfach gelöscht wird, dann ist
die ja noch vorhanden, es wird nur nicht
angezeigt, dass es sie noch gibt, also kann
sie normalerweise nicht gefunden werden.
Wirklich gelöscht ist die Datei nur, wenn sie
etwa mit einem neuen Text überschrieben wurde,
dann ist sie wirklich "weg". Und so müssen wir
uns das mit dem Engagement Jesu vorstellen:
Seine Person und sein Anliegen wurden mit
einem "neuen Jesus" und einem "neuen
Engagement" so perfekt "überschrieben", dass
heute nur noch dieses "Neue" im Bewusstsein
ist. An den wirklichen Jesus und an sein
Engagement ist nur sehr schwer heranzukommen.
Jedenfalls sind dabei die Texte, mit denen der
wirkliche Jesus "überschrieben" wurde, mit
äußerster Vorsicht zu verwenden, denn ihnen
wurde höchstwahrscheinlich ein anderer Sinn
untergeschoben als der ursprüngliche Sinn, den
sie bei Jesus hatten. So wurde aus der
Sünderingeschichte nach Johannes 8 eine
Vergebungsgeschichte oder zumindest eine
Frauenfreundlichkeitsgeschichte. Dass es
ursprünglich eine Geschichte war, wie Jesus
die Methoden der Halbweltmafia durchschaute,
wie sie in krimineller Weise mit Frauen
umging, ist zumindest im allgemeinen
Bewusstsein, gerade auch in dem der Theologen,
völlig "gelöscht" worden. Auf den
ursprünglichen Sinn kann man nur kommen, wenn
man auf ihn durch "Fachleute", hier eben
Leute, die sich in der Halbweltbranche
zumindest ein wenig auskennen, aufmerksam
gemacht wird - und wenn man dazu auch noch
offen ist. Hier könnte man auch mal überlegen, wie das war, dass die Evangelien ja vermutlich nicht in dem Gebiet geschrieben wurden, in dem Jesus lebte und wirkte, sondern weit weg davon in griechischem Gebiet und wieso das auch hier mit den Prostituierten und der Halbweltmafia interessierte. Wir müssen dazu zunächst bedenken, dass auch heute noch der weltweite Frauenhandel eines der größten Geschäftsfelder ist, und um wie viel mehr wird das in der Antike gewesen sein – so waren in Pompeji in jeder Straße zwei Bordelle, d. h. dass das, was in dem Gebiet Jesu "auf diesem Gebiet" passierte, auch überall sonst in der damaligen Welt passierte und dass viele Frauen gebraucht wurden. Und die Frauen müssen ja irgendwo her gekommen sein. Auf der einen Seite waren das sicher Kriegssklavinnen (die Römer führten ja bisweilen Kriege allein aus dem Grund, um an Sklaven und Sklavinnen zu kommen, siehe Hinweis 7) und auf der anderen Seite Frauen, die man weltweit aufkaufte. Wie sie zum Kaufobjekt gekommen waren, war ganz gewiss nicht nur nie schön, sondern oft sogar ausgesprochen kriminell. Und die Frauen hatten natürlich auch "je nach Qualität" unterschiedliche Preise. Es wird vermutlich so gewesen sein wie bei den Gladiatoren. Im Allgemeinen waren das Sklaven woher auch immer, die auch unterschiedlichen Werte hatten je nach ihrem Aussehen und nach ihrer Fähigkeit zu kämpfen. Es waren auch Freie darunter, die besonders "gut" waren und für die der Gladiatorenkampf ein Geschäft war. So wird das also bei den "Kämpferinnen in den Betten" - also den Frauen auch gewesen sein. Ich denke, wir müssen das bei einer Frau wie der schönen Susanna auch so sehen, dass sie "nach weit weg" verkauft worden wäre, wenn ihre "Eroberung für die Prostitution" denn gelungen wäre. Sie wäre gewiss nicht in einem billigen Dorfbordell in ihrer alten Umgebung verschlissen worden, wo ja immer die Gefahr bestand, dass sie jemand kannte und dass sie daher auch gehemmt gewesen wäre, sondern eben weit weg, vielleicht sogar in einem Luxusbordell in Korinth oder sogar in Rom oder in einem Privatharem. (Vielleicht hier noch etwas zu den Preisen damals: Ein einfacher Legionär verdiente etwa 1000 Sesterzen pro Jahr, Luxussklaven und natürlich auch -sklavinnen kosteten bis zu 100 000 Sesterzen. Und das war für alle Beteiligten immer auch ein lohnendes Geschäft, selbst wenn selbst jüdische Spitzenfrauen vielleicht nicht ganz so viel brachten. Doch weiß man´s? Vielleicht galten ja gerade jüdische Frauen als besonders rassig und waren daher sehr gefragt und hatten einen besonders hohen Marktwert, so dass sich der Verkauf von ihnen lohnte, gerade auch weil beim "Zwischenhandel" immer noch einiges hängen blieb? Dann man sich schon vorstellen, dass gewissenlose Älteste beim Anblick der schönen Susanna nicht nur an den Sex mit ihr, sondern auch an ein irres Geschäft dachten und sich etwas einfallen ließen, damit es auch zu diesem Geschäft kam, selbst wenn das mit einem gewissen Risiko verbunden war. – Dazu zwei Anmerkungen: Mir ist klar, dass die Susannageschichte etwa 200 Jahre vor der Zeit Jesu passiert war, doch es wird zur Zeit Jesu nicht viel anders gewesen sein und: Die Preise nach Prof. Hartwin Brandt/Universität Bamberg in der Zeitung DIE WELT vom 3. Nov. 2020, S. 26.)
130. "erfolgreich vor den Karren gespannt" / "... dass es um mehr ging, als nur gerade mal Sex mit der Frau zu haben ..." / "auch noch sehr viel Geld im Spiel": Es kann also durchaus sein, dass Paulus und Konsorten (oder vielleicht auch besser "Mitarbeiter") im Auftrag einer internationalen (Halbwelt-)Mafia das Neue Testament geschrieben haben und dabei erpresst wurden nach dem Verfahren "Entweder Ihr arbeitet für uns oder Ihr lebt nicht mehr lange und wir finden euch, wo auch immer Ihr euch in der Welt befindet, oder auch eure Familienangehörigen". Und Paulus und andere haben dann das Beste draus gemacht und kamen damit auch klar. Hierzu muss auch noch etwas gesagt werden: Es geht ja nicht nur darum, dass ab und zu einmal eine Frau auf diese Weise zur Prostitution gebracht wird, sondern um ein allgemeines Klima der Angst. Denn irgendwie sprechen sich "solche Verfahren", an Prostituierte zu kommen, natürlich herum – jedoch ohne dass Näheres bekannt wird. Übrig bleibt also ein diffuses Klima der Angst, das heißt, dass Frauen sich grundsätzlich nicht mehr trauen, offen zu Männern zu sein, dass sie sich verstecken mit dem, wie sie aussehen und was sie denken, dass sie - kurz gesagt - unnahbar sind. Natürlich: Ganz ist das nicht praktikabel und die Ängste können schließlich auch überwunden werden, indem es eine Einstellung bei Frauen und Mädchen gibt, dass eh alles egal ist und dass Sex mit wem auch immer keine Frage der Moral ist. Und dass die Mädchen und Frauen "locker" werden und von sich aus "sexuelle Begegnungen" ohne Ehe suchen. Doch ich denke nicht, dass das eine gute Lösung ist, zumal schließlich bei Frauen und Mädchen der Eindruck entsteht, dass alle Männer sowieso Schweine sind (und wenn sie es nicht sind, dann sind sie Langweiler) und dass man die Männer nun einmal nehmen müsste, wie sie sind. Ich denke, hier sollte auch etwas zur mehr oder weniger intensiven Verschleierung der Frauen und Mädchen in manchen Kulturen gesagt werden. Der Grund für diese Verschleierung ist m.E. weniger die Sorge, dass die Frauen und Mädchen durch ihre "Offenheit" Männer zur Vergewaltigung reizen könnten, sondern dass vor allem in patriarchalischen Gesellschaften, in denen es Herrschende gibt, die sich nach Belieben die schönsten Mädchen und Frauen als Konkubinen "aus dem Volk" suchen oder zuführen lassen, sich diese vor solcher "Sucherei" schützen wollten. Und das gelang nun einmal am besten, indem sie versuchten, sich möglichst unattraktiv, also hässlich, zu machen. Dafür trieben sie also die Verschleierei bis hin zur Hässlichkeit von Vogelscheuchen. Und da die Verschleppung einer Frau in einen Harem o. ä. schon irgendwie als unmoralisch galt (die Frauen waren hier die Unmoralischen und nicht die Verschlepper!), wurde die Verschleierung zum Zeichen für eine hohe Moral. Das heißt, wer moralisch sein und sich nicht verschleppen lassen wollte, musste sich eben hässlich machen und verschleiern. Und die Einstellung daraus, was hohe Moral ist, nämlich sich hässlich zu machen, ist eben in manchen Gesellschaften bis heute so geblieben. (Ich habe mal gehört, dass zumindest manche moslemische Prostituierte beim Sex ihr Kopftuch anlassen – zum Zeichen, dass sie moralisch sind. Verrückter kann es ja nicht mehr werden, wenn Menschen ihre Moral demonstrieren wollen, die sie eindeutig gar nicht mehr haben ...) Ich denke also, dass die Ängste, wie immer sie sich äußern, am ehesten in einer Moral der hohen und echten allgemeinen Monogamie verschwinden. Daher wäre diese Moral unvergleichlich besser als alles, was wir in dieser Hinsicht kennen. Also setze ich mich für eine solche bessere Moral ein!
131. "Insofern haben die traditionellen Religionen immer auch ein "leichtes Spiel": Das ist es ja, wir Menschen wollen geradezu eine solche Religion! Von diesem "Willen" leben nicht nur die Sekten, auch die großen Religionen leben davon und oft nicht schlecht: Von dem Gemeinschaftsgefühl von Menschen, die eigentlich "Opfer" sind, und sogar ihre Opfer sind, von den schönen Gottesdiensten, von den alten Traditionen, von den Wallfahrten und nicht zuletzt auch von den Totenzeremonien. Dass mit solchen Religionen leider vergessen wird, die jungen Menschen fit zu machen, dass sie ihr eigenes Leben ganz anders in die Hand nehmen, damit sich bei ihr das Schicksal der Generationen vor ihnen nicht wiederholt, sehen sie nicht. So ist es wie in einem Teufelskreis, es geht immer so weiter ... Wie es auch anders sein und wie schön das sein könnte, können wir bei anderen Bereichen des menschlichen Lebens sehen: Ja, warum pflanzen wir eigentlich junge Bäume, was doch viel Geld kostet, wenn wir die alten Bäume "geerntet" haben, wir haben doch gar nichts mehr davon? Das heißt doch, dass wir durchaus nicht so eigennützig und spießig sind, wir können doch durchaus an die uns nachfolgenden Menschen denken! Und warum nicht also auch hier, wenn es um eine hohe Moral geht? Und wie bei der Freude bei einem Spaziergang oder gar einer Wanderung durch einen jungen Wald können wir uns doch auch an glücklichen und lebensfrohen jungen Menschen erfreuen? Die haben doch auch einen Wert, selbst wenn wir unmittelbar nichts mehr von ihnen haben? (Und zudem: viele Feste usw. können ja auch bleiben!)
132. Sinnlose Ängste: Zu den sinnlosen (oder auch irrationalen) Ängsten gehören natürlich auch die Ängste vor einer "göttlichen Bestrafung" wegen nicht moralischen Verhaltens, sei es hier und jetzt durch irgendein Unglück oder erst nach dem Tod durch ein Schmoren im Feuer der Hölle. Solche Ängste sind (natürlich) sinnlos und führen im Allgemeinen auch nicht zu wirklicher Moral, sondern allenfalls zu einer Scheinmoral und damit auch zum Gegenteil, nicht zuletzt wirft man dann sehr oft gleich die ganze Religion über Bord. Und da das nach Meinung der Theologen ja nicht geschehen soll, weil dann Kirchensteuerzahler verloren gehen, pflegen sie die These, dass einem "guten Christen" durch das Sühneopfer Christi ja sowieso alles vergeben wird, wenn er nur den richtigen Glauben hat. Oder er kann sich ja - je nach Konfession - auch von einer Bestrafung frei kaufen - früher etwa mit den Ablassbriefen und heute mit guten Werken (was auch immer die sind). Ich bin zu dem Thema "Was nicht zusammen passt" in dem Buch "Was man für Geld nicht kaufen kann" (von Michael J. Sandel, New York und Berlin) auf einen interessanten Gedankengang gestoßen, dass sich bisweilen die Aussicht auf eine Belohnung mit Geld auf eine idealistische Einstellung eher negativ auswirkt. Der Harvard-Professor Michael J. Sandel bringt hier als Beispiel die Befragung der Einwohner des Dorfes Wolfenschiessen (2100 Einwohner/Zentralschweiz). Es ging darum, eine Endlagerstätte für radioaktive Abfälle einzurichten, und der Untergrund des Dorfs wäre hierfür ideal gewesen. Als man an den Gemeinsinn der Einwohner appellierte, denn die Abfälle müssen ja irgendwo gelagert werden und die Lagerung sei auch absolut ungefährlich für die Einwohner, erklärten sich 51 % der Einwohner einverstanden. "Offenkundig überwog ihr Gefühl für Bürgerpflicht ihre Bedenken wegen der Risiken. Anschließend versüßten die Ökonomen die Zumutung: Angenommen, das Parlament schlüge vor, das atomare Endlager in ihrer Gemeinde zu errichten, und böte an, alle Einwohner mit einer jährlichen Ausgleichszahlung zu entschädigen - würden Sie dann zustimmen? Ergebnis: Die Unterstützung wurde schwächer, nicht stärker. Der finanzielle Ansporn halbierte die Zustimmungsquote von 51 auf 25 Prozent. Das angebotene Geld minderte die Bereitschaft der Bürger, das Endlager anzunehmen. Mehr noch: Als die Ökonomen den Betrag erhöhten, blieb die Quote unverändert. Die Einwohner blieben sogar standhaft, als ihnen jährlich umgerechnet 8700 Dollar geboten wurden - mehr als das durchschnittliche Monatseinkommen. Ähnliche, wenngleich weniger dramatische Reaktionen auf finanzielle Angebote haben sich auch in anderen Orten ergeben, wo die ansässige Bevölkerung sich atomaren Endlagern widersetzte." (S.143f) Fazit: Das Gefühl für Gemeinwohl und eine finanzielle Belohnung passen einfach nicht zueinander, das Angebot einer finanziellen Belohnung macht einfach das Gefühl für das Allgemeinwohl kaputt. Und ich denke, bei "unserem Thema" ist es dasselbe: Angst vor Strafe und echtes moralisches Verhalten passen einfach auch nicht zueinander, moralisches Verhalten kann man nicht mit Ängsten erreichen, und gerade auch nicht mit irrationalen Ängsten. Das funktioniert vielleicht zunächst bei einigen Menschen, vor allem bei jungen, die einen sehr festen Glauben haben und die (noch) alles, was ihnen so an frommen Geschichten erzählt wird, für bare Münze nehmen. Doch ist auf eine solche Einstellung zumindest kein Verlass, weil im Fall einer starken "Versuchung" dann doch immer der Zweifel auftaucht, ob diese frommen Geschichten nicht nur Märchen sind, die man nicht ernst zu nehmen braucht. Zudem soll es ja auch sowieso die Vergebung Gottes geben, allerdings kommt es nach der "Tat" dann zu neuen Ängsten, weil man deswegen ein schlechtes Gewissen hat. Also haben solche Ängste und gutes moralisches Handeln im Grunde nicht viel oder auch gar nichts miteinander zu tun. Eine Verknüpfung von Moral (und gerade auch Sexualmoral) mit Angst vor Strafen bringt nun einmal kein zuverlässiges festes Fundament für ethisches Handeln. Zudem ist eine solche Verknüpfung sogar eher kontraproduktiv und also auch tödlich für jede echte Moral, weil die Werte, die hinter einer Moral stehen sollten, damit nicht kultiviert werden. Moral hat viel mehr etwas mit einer ethischen Einstellung, mit einem Gefühl für Ehre und Würde, mit dem Gefühl für Ästhetik und Schönheit und Niveau, mit Information und Intelligenz und Lebensklugheit und Lebensfreude zu tun, kurz mit einer echten Humanität – und das alles wird mit Angst vor Strafe nur kaputt gemacht und keineswegs gefördert (wie vielleicht manche Kleingeister meinen). Ich gehe nun davon aus, dass je besser und fester und einsichtiger die Spielregeln einer Moral sind, desto mehr ist möglich, desto freier und menschlicher wird der Mensch. Da werden auf einmal Dinge möglich, die heute üblicherweise als unmöglich gelten. Anmerkung zu unserer heutigen Zeit: Eine Angst vor Strafe wird den jungen Menschen im Allgemeinen nicht mehr gelehrt. Doch "nichts" ist auch "nichts", denn damit überlässt man das Feld anderen, die dann den jungen Menschen eine Moral in ihrem Sinn lehren. Es muss nun einmal auch noch etwas Positives hinzu kommen. Ich hoffe, in meiner Arbeit dargelegt zu haben, dass eine Moral nicht nur über Ängste, sondern auch über "Freude an der Moral" gelehrt werden kann. Und das ist doch gerade heute sehr gut möglich, wo man endlich einmal wirklich "über alles" reden kann und gerade auch schon zu Kindern. D. h., auch schon denen muss man nicht erst einmal etwas Falsches erzählen! Ich zitiere hier aus dem Buch von Homolka: "Baecks Beschäftigung mit dem historischen Jesus ist exemplarisch für zahlreiche jüdische Versuche, die Lehre Jesu als integralen Bestandteil der jüdischen Tradition und Geschichte zu begreifen. Baecks Kritik am Christentum entfaltet sich dabei in einem Modell der »Polarität«: dem Gegensatz von »klassischer« und »romantischer« Religion und dem Spannungsverhältnis von »Geheimnis« und »Gebot« in jeder Religion. Aus dieser Polarität lassen sich dann die Bewertungskriterien für eine tiefer gehende Analyse von Judentum und Christentum ableiten. Für das Christentum identifiziert und unterscheidet Baeck zwei Hauptströmungen der Tradition: Paulus, Augustinus und Martin Luther repräsentieren das Element des »Geheimnisses«, die Domäne der romantischen Religion, Jesus, Pelagius und Calvin das Element des »Gebots«, die Domäne der »klassischen Religion«. Während nun aber in den »klassischen« Religionen, denen das Judentum zuzurechnen sei, ein vollkommenes Gleichgewicht zwischen »Geheimnis« und »Gebot« herrsche, sei das Christentum überwiegend von Paulus und Luther geprägt und verkörpere daher die »romantische« Religion, die dem Menschen ethische Gestaltungskraft letztlich abspreche. (Anm. des Verf.: Zu der Linie Paulus-Augustinus-Luther gehört auch die Theologie der katholischen Kirche.) Baecks Typologie entreißt dem Christentum ganze Stützpfeiler, weist aber auch in eine wichtige Richtung zum Verständnis seines Anliegens: die Lehre vom Menschen. Denn nicht in der Person Jesu sei der Unterschied zwischen Judentum und Christentum zu sehen: »Der grundsätzliche Unterschied zwischen Judentum und Christentum, wie er von der paulinischen Theologie herkommt, hat seinen entscheidenden Ausgangspunkt in der Lehre vom Menschen. Es ist die alte biblische Auffassung, |...] dass der Mensch im Gleichnis Gottes geschaffen ist, dass damit eine schöpferische Kraft ihm innewohnt und die Fähigkeit der Entscheidung, die Freiheit ihm gegeben ist, so dass das Gottesgebot als sittliche Aufgabe vor ihn hintreten kann«. Der Mensch kann in seinem Leben frei zwischen Gut und Böse entscheiden. Irrt er, so kann er umkehren. Und weil er es kann, soll er es. Dieser Anschauung steht die Gnadenlehre des paulinischen Christentums mit ihrer Erlösungsbedürftigkeit des Menschen klar entgegen. Und hier, im Bereich des Sittlichen und der Ethik, sei die eigentliche Kluft zwischen Judentum und Christentum zu sehen. Im Mittelpunkt des Streites stand aber die Frage nach der Messianität Jesu. Immer wieder wurde in diesem Zusammenhang Harnacks Wendung, das Evangelium Jesu sei »nichts Neues« gewesen, zitiert. In Anknüpfung an diese Aussage betonten jüdische Theologen und Wissenschaftler, die Elemente, die Juden- und Christentum voneinander schieden, seien erst durch Paulus in das Christentum hineingetragen worden." “Das Gesamtgefälle des jüdischen Denkens in nachalttestamentlicher Zeit zeigt...eine durchgängige Herabsetzung und Minderachtung der Frau, auch im Unterschied zu ihrer Stellung im alten Israel”....”In der Zusammenstellung `Frauen, Sklaven, Kinder´ kommt die geringe Achtung zum Ausdruck, die man der Frau entgegen bringt. Für Josephus (Anm.: römisch-jüdischer Geschichtsschreiber 37/38 – nach 100 n.Chr.) ist sie dem Manne `in allem unterlegen´. Rabbi Jud ben Elai sagt: `Drei Lobpreisungen muß man jeden Tag sprechen: Gepriesen sei, der mich nicht zum Heiden machte! Gepriesen sei, der mich nicht zur Frau machte! Gepriesen sei, der mich nicht zum Unwissenden machte! Gepriesen, der mich nicht zum Heiden machte: alle Heiden sind wie nichts vor ihm. Gepriesen, der mich nicht zur Frau machte: denn die Frau ist nicht zu Geboten verpflichtet. Gepriesen, der mich nicht zum Ungebildeten machte: denn der Ungebildete fürchtet die Sünde nicht´....Damit ist die Stellung der Frau zum Gesetz berührt. Von Rabbi Eliezer wird der Satz überliefert: `Wer seine Tochter Thora lehrt, lehrt sie Albernheit´”... “Schon Sir. 9,9 heißt es: `Mit einer verheirateten Frau pflege nicht viel Unterhaltung und führe nicht lange Gespräche mit ihr, damit sich nicht dein Herz ablenken lasse und du mit schuldigem Blute in die Unterwelt hinabsteigest.´ Jose ben Jochanan sagt: `Rede nicht viel mit der Frau´ (Abot 1,5); `wegen eines unnötigen Gesprächs, das zwischen dem Manne und seiner Frau vorfällt, wird der Mann in der Stunde des Todes zur Rede gestellt.´ Das alles enthüllt: Die Frau wird wesentlich als Geschlechtswesen gesehen, die auf den Mann verführerisch wirkt....In gesetzesstrengen Kreisen werden Frauen und Töchter in die Frauengemächer eingeschlossen und dürfen sich nur verschleiert in der Öffentlichkeit zeigen. Von den heranwachsenden Töchtern heißt es bei Sirach (42,9ff): `Eine Tochter ist für den Vater ein Schatz (Anm.: aber wohl nicht im ideellen Sinne – s.o.), der ihm Unruhe macht, und die Sorge um sie stört ihm den Schlaf....Wo sie weilt, sei kein Fenster, und wo sie übernachtet, kein Zugang ringsherum. Vor keinem Manne lasse sie sich sehen, und unter Frauen soll sie nicht vertraulich verkehren´... Die Erwerbung (Anm.: der Frau) steht in Parallele zur Erwerb eines Sklaven: `Die Frau wird erworben durch Geld, Urkunde und Beischlaf... der heidnische Sklave wird erworben durch Geld, Urkunde und Besitzergreifung (d.h. durch den ersten Dienst, den er seinem Herrn tut)´....Die junge Frau geht aus dem Besitz des Vaters in den des Mannes über... Läßt sich die Braut (Anm.: also vor der Hochzeit, nach der rechtsgültigen Verlobung) mit einem anderen Manne ein, gilt sie als Ehebrecherin, die mit Steinigung bestraft werden kann, während die verheiratete Frau durch Erdrosseln bestraft wird. Da in beiden Fällen zwei Zeugen den Ehebruch bezeugen müssen, ist allerdings die Todesstrafe verhältnismäßig selten vollstreckbar. (Anm.: Vermutlich also geschah die nur, wenn von Seiten der Zeugen ein falsches Spiel getrieben wurde, siehe Jesus und die Sünderin.)... Es gibt kaum Zeugnisse, aus denen erkennbar ist, dass zwischen Mann und Frau eine Gemeinschaft des Verstehens und Lebens besteht...(Anmerkung: dass es also so etwas wie Partnerschaft gab). Da nur der Mann, nicht aber die Frau die Ehe scheiden konnte, war sie der Willkür des Mannes ausgeliefert." Wie diese Halbweltmfia mit den Frauen zur Zeit Jesu umging, war also offensichtlich etwas völlig Normales damals, es war allenfalls etwas extremer, eben der Gipfel - und es ist mehr als bemerkenswert, dass diesem Jesus auffiel, dass hier etwas nicht in Ordnung war und dass er offensichtlich versuchte, etwas dagegen zu unternehmen ... Das Problem unseres christlichen Glaubens ist leider immer noch die alte Frauenverachtung und der Antisemitismus, die bzw. der nun einmal auch in ihm steckt. Durch die Unterscheidung Jesus – Paulus können wir ganz klar sagen, dass die Frauenverachtung (und auch der Antisemitismus) mit der Pauluslehre zusammen hängen, Paulus war offensichtlich in der alten Einstellung zu Frauen stecken geblieben, und ich denke voll bewusst. Was ich zum Punkt „Frauenverachtung“ schon merkwürdig finde: Seit langem gibt es Theologinnen und in nichtkatholischen Kirchen auch Pfarrerinnen und sogar Bischöfinnen. Doch einen grundlegenden Wandel in unserer Theologie, was die Frauen betrifft, hat das auch nicht gebracht, nämlich die Ursache der Frauenverachtung (oder sogar der Frauenfeindlichkeit) herauszufinden und dabei also die verheerende Wirkung der Pauluslehre zu erkennen. Da muss dann doch wieder ein Mann mit einer krassen These und einem daraus entwickelten Konzept kommen, das die Pauluslehre endlich überwinden könnte. Ob damit auch der Antisemitismus überwunden werden kann, der seine Ursache ja auch in der Pauluslehre und damit in unserem traditionellen christlichen Glauben hat, wäre schön. Ich bin jedenfalls optimistisch! 137. Zur
Konstruktion Gottes: Ist Gott also nur
eine Konstruktion? Wir müssen uns hierzu in
die Menschen vor vielleicht 3000 Jahren
hineinversetzen – und statt von der Ehemoral
rede ich vielleicht besser einmal von den
Menschenopfern, die vor allem Opfer der
erstgeborenen Söhne waren. Man glaubte damals
also felsenfest daran, dass Krankheiten,
Schicksalsschläge, Seuchen, Hungersnöte usw.
das Werk von Göttern waren – und dieser Glaube
wurde dann auch von Priesterkasten geschürt,
wo immer es möglich war. Denn dieser Glaube
bedeutete Ängste und Ängste waren (und sind es
immer noch) nicht nur das perfekte
Geschäftsmodell von Religionen – und das heißt
Opferungen und Plackerei für die Götter! Was
kann man den Menschen nicht alles erzählen,
wichtig ist nur, dass sie es glauben! Und es
geht nicht nur ums Geschäft, Ängste bedeuten
auch Macht für diejenigen, die "am Hebel
sitzen". Doch irgendwann wurden die Zweifel bei vielen Menschen doch zu groß, irgendwann kam so etwas wie ein kritischer Punkt. Und dieser
kritische Punkt war erreicht, als mal ein
"Oberer", eine "Herrscherperson", auch seinen
Sohn opfern sollte. Und derjenige beschloss
nun, das selbst zu machen – vermutlich sogar
von Anfang an mit entsprechenden
Hintergedanken. Also schickte er auf dem Weg
zum Opferplatz auf einem bestimmten Berg die
beiden Knechte fort – er wollte nur noch
alleine mit seinem zur Opferung bestimmten
Sohn sein und mochte für das, was er wollte,
keine Zeugen haben. Und so wurde der Sohn nun
in die Geschichte eingeweiht, wie wir sie aus
der Abrahamerzählung der Bibel kennen. Also:
"Lieber Isaak, eigentlich musst du jetzt
sterben, weil du für die Götter geopfert
werden musst. Doch ich kann mir vorstellen,
dass Du nicht sterben willst, dass du lieber
leben möchtest. Dafür gibt es nur die
Möglichkeit, dass uns beiden auf dem Berg ein
neuer, ein besserer, ein höherer Gott
erschienen ist, der mir den Befehl gegeben
hat, dass wir ab sofort allein ihm gehorsam
sein müssen - und der uns dann noch den Befehl
gegeben hat, dich nicht zu opfern, sondern
einen Schafbock, der sich mit seinen Hörnern
zufällig im Gestrüpp verfangen hatte. Und das
alles müssen wir dann, wenn wir beide gesund
und munter zu unserer Familie und zu unseren
Mitmenschen zurück kommen, die natürlich sehr
erstaunt sind, dich wieder lebend zu sehen,
stock und steif erzählen! Und du musst hier
absolut dicht halten, denn wenn Du hier die
Wahrheit ausplauderst, dann sind wir beiden
dran!" Das also ist der Beginn des Gottesglaubens, wie wir ihn heute kennen. Allerdings hat sich dieser Gottesglaube verselbständigt, er hat sich völlig von dem Anlass der Opferung eines Sohnes oder einer Tochter gelöst und ist jetzt nur noch Selbstzweck. Und Menschenopfer würden heute als Morde gelten und von staatlichen Instanzen geahndet und bestraft werden. Und die Lösung des Problems des Sexes ohne Ehe, also das Problem der strengen Monogamie (d.h. nur einen einzigen Sexualpartner zu haben), klappt heute auch nicht mehr mit Gottesglauben, dass muss heute anders funktionieren. Daher setze ich mich hier für andere Wege ein. Und was ist mit dem Gottesglauben? Den überlasse ich Ihnen, liebe Leser! Ich möchte mich hier nicht in Ihre Privatsphäre einmischen .... S. auch Hinweis 68. Und man kann ja auch einmal so fragen: Was waren das für Menschen damals, die ein "Neues Testament" geschrieben und in die Welt gesetzt haben mit solchen erfundenen "Glaubenswahrheiten", um gutgläubige und gutwillige Menschen von den wirklichen Problemen und vor allem auch vom Anliegen des Urhebers (Jesus) abzulenken und in die Irre zu schicken? Waren die nicht wirklich brutal und sogar kriminell? Seriös waren die jedenfalls nicht. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass die sich kaputt gelacht haben, wie sie die Jesusanhänger in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Jesus herumgekriegt haben, an den Unsinn zu glauben, den sie fabriziert und in das Denken der Menschen der Urkirche und schließlich auch in die heiligen Schriften erfolgreich lanciert haben, und dass schließlich auch noch Dogmen draus wurden und immer mehr Gläubige in diesem Sinn hinzukamen – und auch in ferner Zukunft immer wieder hinzukommen. Ist es also nicht an der Zeit, hier endlich einmal etwas richtig zu stellen – auch und gerade im Namen des wirklichen Jesus? 139. „als ein Leben-Jesu zu schreiben“ bzw. "es hat mit dem wirklichen Jesus nichts zu tun": Zunächst ein Lob dem deutschen Protestantismus, dem wir die Leben-Jesu-Forschung zu verdanken haben, aus der Feder von Albert Schweitzer („Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, Siebenstern-Taschenbuch 77/78, 1966, S. 42): „Zum Wesen des Protestantismus gehört, dass er eine Kirche ist, die nicht kirchgläubig, sondern christgläubig ist. Dadurch ist ihm verliehen und aufgegeben, durchaus wahrhaftig zu sein. Hört er auf, unerschrockenes Wahrhaftigkeitsbedürfnis zu besitzen, ist er nur noch ein Schatten seiner selbst und damit untauglich, der christlichen Religion und der Welt das zu sein, wozu er berufen ist. Die Leben-Jesu-Forschung ist eine Wahrhaftigkeitstat des protestantischen Christentums. In der Darstellung ihres Verlaufes lasse ich eine Epoche wissenschaftlicher protestantischer Theologie vor den späteren Generationen wieder aufleben. Mögen sie den Willen zur Wahrhaftigkeit, der jene Generationen beseelte, miterleben und dadurch in der Erkenntnis gefestigt werden, dass unbeirrbare Wahrhaftigkeit zum Wesen echter Religiosität gehört. In allen Schwierigkeiten, die die geschichtliche Erkenntnis dem Glauben schafft, dürfen wir uns des Wortes Pauli »Wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern nur für die Wahrheit« (2 Kor 13,8) getrösten. Lambarene, den 19. August 1950“ (Anm. zum Zitat aus dem Werk des Paulus: Ob das, was einer unter Wahrheit versteht, auch die Wahrheit ist, ist eine andere Frage. Hieß die kommunistische Parteizeitung nicht auch „Wahrheit“ ( = Prawda), und was in ihr nur zu oft stand, war alles andere als „Wahrheit“? Wer es nötig hat, so viel von Wahrheit zu reden, der ist doch von vornherein verdächtig - und das gilt gerade auch für Paulus! Und dann weiter auf S. 45: „Das Problem: Wenn einst unsere Kultur als etwas Abgeschlossenes vor der Zukunft liegt, steht die deutsche Theologie als ein größtes und einzigartiges Ereignis in dem Geistesleben unserer Zeit da. Das lebendige Nebeneinander und Ineinander von philosophischem Denken, kritischem Empfinden, historischer Anschauung und religiösem Fühlen, ohne welches keine tiefe Theologie möglich ist, findet sich so nur in dem deutschen Gemüt. Und die größte Tat der deutschen Theologie ist die Erforschung des Lebens Jesu. Was sie hier geschaffen, ist für das religiöse Denken der Zukunft grundlegend und verbindlich. In der Dogmengeschichte legt sie den negativen Grund des religiösen Denkens. Indem sie die Besitzergreifung der Ideen Jesu durch den griechischen Geist beschreibt, verfolgt sie den Aufbau von etwas, das uns fremd werden mußte und fremd geworden ist. Ihre Bestrebungen, ein neues Dogma zu schaffen, erleben wir als solche, die sich selber Geschichte sind. Wohl ist es interessant zu verfolgen, wie die modernen Gedanken in das alte Dogma hereinfluten, um sich dort mit ewigen Ideen zu neuen Gebilden zu verbinden, in das Wesen der Denker einzudringen, in denen sich dieser Prozeß vollzieht: aber die wahre Wirklichkeit dessen, was uns da als Geschichte entgegentritt, erleben wir an uns selbst.“ Doch dazu eine Bemerkung vom Autor der Website: Alles schön und gut mit der Leistung des deutschen Protestantismus! Doch ist der Jesus, auf den der deutsche Protestantismus gekommen ist, eigentlich farblos (wie Papst Benedikt in seinem Jesusbuch schreibt) und für eine wirkliche Erneuerung wenig tauglich. Vermutlich deswegen ist das Anliegen von Albert Schweitzer, nämlich den richtigen Jesus zu finden, heute (2021) kaum noch bekannt, auch nicht bei deutschen Protestanten. Da muss erst wieder ein Katholik kommen, der die Lösung bringt, dass es sich beim "Jesusproblem" nämlich um einen Kriminalfall handelt. Und von daher kann man dann auf das Engagement des echten Jesus schließen und es in die heutige Zeit umsetzen! Und hier
nun zum Zitat über den historischen Jesus
(S. 47 f): Und nicht nur die Epochen fanden sich in ihm wieder: jeder einzelne schuf ihn nach seiner eigenen Persönlichkeit. Es gibt kein persönlicheres historisches Unternehmen, als ein Leben-Jesu zu schreiben. Kein Leben kommt in die Gestalt, es sei denn, daß man ihr den ganzen Haß oder die ganze Liebe, deren man fähig ist, einhaucht. Je stärker die Liebe, je stärker der Haß, desto lebendiger die Gestalt, die ersteht. Denn auch mit Haß kann man Leben-Jesu schreiben – und die großartigsten sind mit Haß geschrieben: das des Reimarus, des Wolfenbüttler Fragmentisten, und das von David Friedrich Strauß. Es war nicht so sehr ein Haß gegen die Person als gegen den übernatürlichen Nimbus, mit dem sie sich umgeben ließ und mit dem sie umgeben wurde. Sie wollten ihn darstellen als einen einfachen Menschen, ihm die Prachtgewänder, mit denen er angetan war, herunterreißen und ihm die Lumpen wieder umwerfen, in denen er in Galiläa gewandelt hatte. Weil sie haßten, sahen sie am klarsten in der Geschichte. Sie haben die Forschung mehr vorwärtsgebracht als alle ändern zusammen. Ohne das Ärgernis, das sie gaben, wäre die Wissenschaft heute nicht, wo sie ist. »Es muß ja Ärgernis kommen: aber wehe dem Menschen, durch welchen das Ärgernis kommt.« Reimarus entging dem Wehe, indem er das Ärgernis zeitlebens für sich behielt und schwieg. Seine Schrift »Vom Zwecke Jesu und seiner Jünger« wurde erst nach seinem Tode durch Lessing veröffentlicht. Aber an Strauß, der als Siebenundzwanzigjähriger das Ärgernis der Welt preisgab, erfüllte sich der Fluch. Er ging zugrunde an seinem Leben-Jesu; aber er hörte nicht auf, stolz darauf zu sein, obwohl ihm alles Unglück von dorther kam, »Ich könnte meinem Buche grollen«, schreibt er 25 Jahre später in der Vorrede zu den Gesprächen von Ulrich von Hutten (1), »denn es hat mir (von Rechts wegen! rufen die Frommen) viel Böses getan. Es hat mich von der öffentlichen Lehrtätigkeit ausgeschlossen, zu der ich Lust, vielleicht auch Talent besaß; es hat mich aus natürlichen Verhältnissen herausgerissen und in unnatürliche hineingetrieben; es hat meinen Lebensgang einsam gemacht. Und doch, bedenke ich, was aus mir geworden wäre, wenn ich das Wort, das mir auf die Seele gelegt war, verschwiegen, wenn ich die Zweifel, die in mir arbeiteten, unterdrückt hätte - dann segne ich das Buch, das mich zwar äußerlich schwer geschädigt, aber die innere Gesundheit des Geistes und Gemüts mir, und ich darf mich dessen getrösten, auch manchem anderen noch, erhalten hat.« Siehe auch Hinweis 54. Ich möchte hier anmerken, dass in nicht denke, dass der Dreifaltigkeitsglaube bewusst-böswillig in den Glauben der frühen Kirche lanciert wurde (um den wirklichen Jesus auszulöschen), wie das mit der Jungfrauengeburt und den Wundern und der Auferstehung bis zur Himmelfahrt der Fall war. Ich denke viel eher, dass sich hier schlicht und einfach eine Glaubensentwicklung verselbständigt hatte: Wenn man schon mal dabei war, einige Anleihen aus anderen Religionen, die nichts mit einem "gesunden Menschenverstand" zu tun hatten, zu übernehmen, dann kam es dann auch sonst nicht mehr auf den "gesunden Menschenverstand" an und man blieb in dem einmal eingeschlagenen Fahrwasser. Warum also nicht auch noch weitere Anleihen aus anderen Religionen? Genau in diesem Sinn mag es dann auch zur Gottesmutterverehrung gekommen sein. Siehe Hinweis 142. Dreifaltige Lingams (Phallen) im Nationalmuseum in Pnom Penh in Kambodscha. Unten viereckig (Brahma), in der Mitte achteckig (Vishnu), oben "Kuppe" oder auch "Eichel" (Shiva). Zwischen den beiden vorderen Lingams ein Lingam in einer Yoni (Symbol für das weibliche Geschlechtsteil).
S, 226: „Paulus war der größte Fantasy-Autor von allen. Er schuf den christlichen Mythos, indem er Jesus vergottete, eine jüdische Messiasfigur, dessen wirkliche Pläne sich in der Bandbreite des jüdischen politischen Utopismus bewegt hatten. Paulus schmiedete Jesu Tod in ein kosmisches Opfer um, in welchem die Kräfte der Finsternis die Macht der guten zu überwältigen suchten, aber gegen ihren Willen nur ein Heilsgeschehen zustande brachten. Dies verwandelt auch die Juden, wie die Paulusschriften ausführen, in Werkzeuge der Erlösung, die von ihrer Funktion nichts wissen; ihre Bosheit, mit der sie Jesu Tod bewirkten, schlägt zum allgemeinen Heil aus, weil dieser Tod genau das war, was die Menschheit zu ihrer Rettung benötigte. Die Kombination von Bosheit und Blindheit, die hier beschrieben wird, ist die genaue Analogie zum Baldurmythos der nordischen Mythologie, in der die Bosheit durch den bösen Gott Loki personifiziert wird, die Blindheit durch den blinden Gott Hödur, die beide zusammen den heilbringenden Tod Baldurs bewirken, der alleine eine gute Ernte bewirken kann, welche vor dem allgemeinen Hungertod errettet.“ Und dann
noch aus "Das Ur-Evangelium" von Herbert
Ziegler und Elmar R Gruber (zwar sind
beide keine akademischen Theologen, doch
sind ihre Erkenntnisse m. E. gut
recherchiert und sie belegen ihre
Erkenntnisse durchaus mit "akademischen
Theologen") S. 43 f: "Schon 1903 wies
William Wrede (1859-1906 – Anm. durch MP: ab
1893 ev. Theologe in Breslau, schon er sah
in Paulus den Begründer einer zweiten
christlichen Religion!) in seiner wichtigen
Schrift »Das Messiasgeheimnis in den
Evangelien« darauf hin, daß der Glaube an
Jesus als Messias erst lange nach der
Kreuzigung unter den Anhängern der
Jesus-Bewegung entstanden ist. Mit
ungeschichtlichen literarischen Mitteln
wurde in den Schriften der Bewegung
versucht, diese Tatsache zu verdecken. Meine Meinung dazu: Es könnte mit diesem Jesus durchaus einmal dieselbe Kreuzigung wie in anderen Religionen tatsächlich geschehen sein. Und warum also nicht so eine Kreuzigungsgeschichte, die immerhin realistisch ist und die dann mit Sicherheit auch noch über Jahrzehnte im Bewusstsein vieler Menschen lebendig war? Denn es handelte sich doch um einen offensichtlichen Justizmord an einem beliebten Menschen, der auch noch als besonders gerecht und fürsorglich insbesondere für Frauen empfunden wurde? Für Gegner des echten Jesus, die die Erinnerung an das Anliegen des wirklichen Jesus auslöschen wollten, lag es also nun nahe, aus dieser Kreuzigungsgeschichte eine Opfertodgeschichte zu machen, wie sie in der damaligen Zeit von den üblichen Göttermythen her bekannt war, und somit ihren Sinn ins Nebulöse zu verlegen. Und dann war es kein weiter Weg, auch noch all diese wundersamen Geschichten, die man sonst noch aus den diversen Mythologien kannte (und auch noch weitere realistisch klingende Geschichten, etwa auch solche aus der Buddhamythologie) um diese Opfertodgeschichte herum zu konstruieren. Anders als etwa bei Dionysos (und anderen) dürfte die Kreuzigung also bei Jesus wahr sein, nur alle diese wundersamen Geschichten und manche andere Geschichten sind es eben nicht. Doch falls
ich hier falsch liege und die Kreuzigung
also auch bei Jesus nicht geschehen ist, so
ist das m.E. nicht unbedingt der Untergang
unserer Religion. Denn das Engagement Jesu
zur Befreiung und Aufwertung der Frau und
für die echte Monogamie hat auch seinen
Sinn, wenn er dafür nicht am Kreuz gestorben
wäre. Und einen solchen Einsatz für die
Frauen bei gleichzeitigem Durchblick über
die oft sogar ausgesprochen hinterhältigen
kriminellen Machenschaften gegen Frauen in
einer Gesellschaft wie bei Jesus habe ich
sonst nirgends gefunden (auch nicht bei
anderen Religionsstiftern wie Moses, Buddha
und Mohammed), und ich denke, dieser Einsatz
stimmt auf alle Fälle.
Vergleichsweise hat auch das Engagement
gegen die Sklaverei des Quäkers William
Wilberforce (1759-1833) einen Sinn und gilt
auch heute noch als großartig human – ohne
dass Wilberforce wegen seines Engagements
einen Martyrertod starb. Damit ein Mensch
bedeutend von der Humanität her ist, braucht
es nun wirklich keinen Märtyrertod. Noch bemerkenswerter sind die Übereinstimmungen zwischen der Heraklesreligion und dem Johannesevangelium. Während in
den drei älteren Evangelien der
Lieblingsjünger unterm Kreuz fehlt – ebenso
die Mutter Jesu; schauen doch hier die
Frauen »von ferne« zu: Lukas schreibt sogar:
»Alle [!] seine Bekannten aber standen von
ferne« – (Mk 14, 40 f; Mt 27, 55f; Lk
23,49), stehen im Widerspruch hierzu im
Johannesevangelium Jesu Mutter und der
Lieblingsjünger beim Kreuz: wie bei
Herakles' Tod dessen Mutter und
Lieblingsjünger anwesend waren! Wie der
erhöhte Herakles ruft: »... klage nicht,
Mutter ... ich gehe nunmehr in den Himmel
ein«, so sagt dann der auferstandene
johanneische Christus: »Frau, warum weinst
du? ... Ich fahre auf zu meinem Vater.«
(Joh. 20, 15 ff). Wie Herakles mit dem Wort
stirbt: »Es ist vollbracht«, so der
johanneische Christus. (Joh 19,30 usw.). Wie
Herakles ja auch den Namen »Logos« schon vor
dem johanneischen Christus führte. Und hieß
es in der Heraklesreligion: »Denn nicht um
zu schaden oder zu strafen, sondern um zu
retten, ist der Logos da«, heißt es im
Johannesevangelium: »Denn nicht hat Gott
seinen Sohn in die Welt gesandt, um die Welt
zu richten, sondern damit die Welt durch ihn
gerettet werde.« (C. Schneider 1954 Bd. 1,
142) Und wie der am Tod des Herakles
Schuldige sich vor Reue und Entsetzen
erhängt, so erhängt sich schließlich Judas,
den die ältesten christlichen Schriften
freilich gleich dreimal umkommen lassen,
wobei jede Variante die andere ausschließt.
(vgl. Deschner <1962> 120 ff) Ich kann
hierzu von einer interessanten Erfahrung mit
jungen Affen berichten. Und zwar ergab es
sich völlig ungeplant, dass ich bei meiner
letzten Südamerikareise (November/Dezember
2019) eine Woche "Volunteer" auf einer
"Affeninsel" im Amazonas bei Iquitos in Peru
war. Auf dieser Insel werden also junge
Wollaffen aufgezogen, die bei der Jagd auf
die Mütter "übrig geblieben" waren. Die
Äffchen waren sozusagen alle von den Brüsten
ihrer toten Mütter weggerissen worden und
sind also eigentlich alle irgendwie
traumatisiert. Doch scheinen sie sich auf
der Insel sehr wohl zu fühlen, zumal es dort
viele Äffchen in ihrer Situation gibt - und
die meisten scheinen sich auch sehr gut
miteinander zu verstehen. Interessant für
mich war auch, wie diese Äffchen bisweilen
in Bäumen mit offensichtlich sehr
elastischen Ästen herumturnten, mit
unwahrscheinlicher Ausdauer und ohne
irgendein Anzeichen von Ermüdung. Und
irgendwann habe ich überlegt, ob ich hier
nicht etwas zu "meiner Thematik" erkennen
kann. Mir fiel
also auf, dass die Geschlechtsteile der
Äffchen, wie
das nun einmal bei Tieren so
ist, durchaus
voll sichtbar waren. Doch sie waren für die
Tierchen offensichtlich völlig
uninteressant. Das bestätigten mir auch
andere "Ranger", die ich dazu fragte. Und da
wir nun heute dazu neigen, Beobachtungen des
Verhaltens von Tieren auf Menschen zu
übertragen, stellte sich mir die Frage: "Wie
kommt es, dass sich
schon menschliche Kinder spielerisch mit
ihren eigenen Geschlechtsteilen beschäftigen
und vor allem mit denen des anderen
Geschlechts - bis hin zum Geschlechtsverkehr
- was die
(umstrittene) Anthropologin
Margret Mead hat bei ihren
Forschungen in der Südsee
angeblich beobachtet hatte
(siehe Hinweis 117)
- und diese Tierchen
offensichtlich
nicht?" Das Problem
ist ja, dass Margret
Mead und in ihrer
Tradition unsere
Sexualforscher solches
Verhalten von Kindern für
natürlich-typisch-menschlich-gesund halten
und dass dieses Verhalten von Kindern also
zu ihrer Gesundheit gefördert werden muss.
Kann es nicht sein - ausgehend von meinen
Beobachtungen an den Äffchen, dass dieses
Interesse menschlicher Kinder an den
Genitalien nur daher kommt, weil diese auch
schon bei ihnen üblicherweise "versteckt"
werden müssen und dass sie nur dadurch
interessant werden - und dass sich das
Problem lösen würde, wenn diese genauso
natürlich-nackt und unbefangen sein könnten
wie die Affenkinder? Doch darauf gehen
unsere superklugen Sexualforscher nicht ein!
Und warum nicht? Sie wissen es oder sie
ahnen es zumindest, dass diese Überlegungen
die "bedeutenden Ergebnisse" ihrer
Forschungen infrage stellen könnten! Es stellt sich hier auch die Frage, warum es bei uns Menschen erst ab der Pubertät eine Schambehaarung gibt. Bei den Jungen bzw. Männern wirkt sie sich ja auf die Sichtbarkeit der Geschlechtsteile nicht aus, jedoch bei den Mädchen und Frauen. So viel ich weiß, gibt es hier keine Untersuchungen, was für einen Sinn das hat, dass es die Schambehaarung erst ab der Pubertät gibt. Und wieder unter dem Gesichtspunkt, dass wir Menschen im heißen Afrika entstanden sind, wo also immer ansonsten "alles" sichtbar war, weil der Mensch ja nackt war: Kann es nicht sein, dass durch die "freie Sicht" auf die Körperteile von jungen Mädchen alles Geheimnisvolle und Spannende bei ihnen fehlte – und es daher in diesen frühen "natürlichen" Kulturen auch keine Pädophilie gab? Und dass die sexuelle Attraktivität der Mädchen und Frauen erst kam, als die speziellen Körperteile unter der Schambehaarung versteckt waren? Für uns heute würde das heißen, dass es bei einem natürlichen Umgang unter uns Menschen gar keine Pädophilie mehr geben würde. (Ich würde mich freuen, wenn ich hier auf wissenschaftliche Untersuchungen aufmerksam gemacht würde, wenn es denn solche gibt!)
146.
Erlöserfunktion Jesu: Die Frage stellt
sich natürlich, von was Jesus uns eigentlich
erlöst hat. Von der Erbsünde? Doch was
verstehen wir darunter? Dass Adam und Eva
verbotenerweise einen Apfel gegessen hatten,
den sie nicht essen durften? Oder eine
Erlösung von der ewigen Verdammnis in der
Hölle?
147. "Zusammenhänge erkennen" und "indem das Potenzial an hoher Moral ins falsche Objekt investiert wird": Manchmal habe ich den Eindruck, dass manche Menschen das Problem Scheinmoral und echte Moral einfach nicht erkennen wollen. Da ich mir dieses "Nichtwollen" aber nicht vorstellen kann, habe ich hier - wie ich denke - zwei passende Beispiele zur Hand, die diesen "Nichtwollenden" das Problem vielleicht für sie plausibel erklären können:
So kommt es also, wenn man Kindern etwas als etwas Böses hinstellt, das doch überhaupt nicht böse ist! Möglicherweise hatte ja niemand diesen Kindern das so ausdrücklich eingeredet, dass unter allen Umständen den Po oder das Gesicht vor Fremden versteckt werden müssten, doch die Kinder hatten in ihrer natürlichen Veranlagung zu einer hohen Moral das nun einmal so verstanden. Auf jeden Fall hatten die beiden Mädchen daher absoluten Horror, dass Fremde etwas von ihnen sehen könnten, was doch ihrer Meinung etwas ganz Schlimmes gewesen wäre und was vielleicht so etwas wie ein göttliches Zorngericht ausgelöst hätte. Denn über so ein Gericht hatte man ihnen vermutlich auch erzählt. Doch das eigentliche Problematische, um das es doch gehen sollte, das wurde ihnen überhaupt nicht bewusst. Und die Ängste gegenüber dem einen erzeugen nun einmal nicht auch automatisch Ängste gegenüber dem anderen, wo sie vielleicht eher sinnvoll wären. Wir meinen jetzt vielleicht hochnäsig, na gut, das waren kleine Mädchen in noch recht wenig zivilisierten Kameltreiberkulturen, bei uns ist das natürlich alles gaaaaanz anders! Na, wirklich? Was machen wir denn? Ich habe immer wieder erlebt, dass gerade Mädchen ängstlich ihre Brustwarzen und Schamteile verstecken, doch den Sex, sogar mit verschiedenen Partnern, die oft sogar ohne jedes akzeptable Niveau sind und die sie noch nicht einmal lieben, eine Ehe können sie sich schon gar nicht vorstellen, den machen sie. Sie machen also genau das Gegenteil von dem, was eigentlich sinnvoll und auch moralisch wäre. Wie kommt´s? Ganz einfach: Das eigentliche Natürliche und Normale, dass sich etwa die jungen Leute "so richtig" sehen und zeigen können (schließlich auch im Zusammenhang mit der Partnersuche), wird ihnen ja in unseren Kulturen sehr erfolgreich aberzogen. Also machen sie mit "Personen des anderen Geschlechts" das, was irgendwann sowieso sein muss, was aber eigentlich erst passieren sollte, wenn sie den Richtigen oder die Richtige gefunden haben und eine feste Verbindung eingegangen sind, eben den Geschlechtsverkehr. Sie wollen "es" einfach hinter sich haben wie eine unliebsame Operation, die nun einmal sein muss. Natürlich: Unsere so tollen und oft auch so frommen Pädagogen trifft hier natürlich absolut keine Schuld, schuld sind immer nur die anderen, die Kameraden, die Medien, die Familie, die Veranlagung, der schulische Sexualkundeunterricht, die unmoralische Zeit heute .. Dass diese Moralpädagogen es aber sind, die das natürliche hohe moralische Potenzial gerade junger Menschen immer nur auf Nebensächliches oder auch auf völlig Belangloses fokussieren (oder auch nichts Sachdienliches dagegen unternehmen, wenn es solche Fokussierungen gibt), und ihnen auf diese Weise nur eine Scheinmoral beibringen, die dann die Ursache für Fehlentscheidungen mit der echten Moral ist, auf den Gedanken kommen sie nicht. Ich hoffe doch, dass ich das Problem in dem "Heft" gut und plausibel dargelegt habe, wie man als Pädagoge die Dinge um die Sexualität besser den jungen Menschen anerziehen kann – und warum eine Erziehung zur "Offenheit", also durchaus auch zur Freude an der Nacktheit, einen sehr hohen moralischen Wert haben kann, wenn sie nur richtig gemacht wird.
148. "Segen der Kirche": Es soll hier eigentlich um den möglichen Ausspruch Jesu nach Matthäus 19,6 gehen: "Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen." Üblicherweise wird diese Bibelstelle immer so gedeutet, dass zwei Menschen, die sich vor einem Priester ihr Ja-Wort gegeben haben (oder wenn sie nicht katholisch sind, auch anderweitig), sich nicht mehr trennen dürfen, dass also ihr gegenseitiges Versprechen „ewig“ halten muss, also „bis dass der Tod sie scheidet“: Die Frage stellt sich allerdings, ob so eine Beziehung wirklich Gott verbunden hat. Waren das nicht viel mehr zwei Menschen – und war Gott allenfalls so eine Art Zeuge (weil das Versprechen eben in einer Kirche und vor einem Priester statt fand)? Na, und wenn Gott wirklich etwas verbunden hat, woran erkennt man das, dass es wirklich Gott war? Ich denke,
dass wir diesen Ausspruch Jesu (falls er ihn
überhaupt je getan hatte) möglicherweise
völlig falsch interpretieren. Wir müssen
dazu einmal bedenken, wie zu seiner Zeit
Ehen geschlossen wurden. Das waren doch wohl
in den seltensten Fällen die Brautleute
selbst, die hier etwas veranlassten, sondern
das waren die Eltern, die die jungen
Menschen zusammen brachten – und eine echte
Wahlfreiheit bestand doch für die jungen
Menschen nie oder nur sehr eingeschränkt.
Und dieses Zusammenbringen funktionierte
doch nur, weil die jungen Menschen sehr
beschützt und prüde gehalten wurden – und
wenn man eben sehr beschützt und prüde
gehalten wird, dann wird man eher leicht auf
Menschen des anderen Geschlechts so scharf,
dass man schon fast jeden nimmt – Hauptsache
ist „man hat einen“ und ist von zu Hause
raus. Die Folge ist, dass in solchen
Beziehungen die Menschen sehr oft nicht
wirklich zusammen passen und dass die Frauen
schließlich dann auch nur bessere
„Triebbefriedigungs- und Gebärmaschinen“
(und dann natürlich auch Arbeitstiere) sind,
von echter Liebe und Partnerschaft kann da
oft also keine Rede sein. Wohl nicht umsonst
gibt es in solchen Gesellschaften auch immer
eine ausgiebige Prostitutionskultur, denn
bei den Prostituierten hat man wenigstens
die Wahl. Aber natürlich muss das nicht so
sein, zumal sich wohl die meisten Eltern
schon alle Mühe geben, die passenden Partner
für ihre Kinder zu finden. Jesus war
also bei dem Ausspruch „Was Gott verbunden
hat, soll der Mensch nicht trennen“, voll
und ganz „alter Jude“.
149. "ein bewusstes raffiniertes Machwerk der Desinformation über Jesus": Natürlich habe ich Bedenken, das komplette Neue Testament als Machwerk gegen den echten Jesus einzustufen und somit abzuwerten. Denn ganz so krass kann der echte Jesus, von dem ja noch immer etwas in den Köpfen war, doch nicht ausgelöscht werden. Auf jeden Fall würde ich die drei synoptischen Evangelien, also Matthäus, Markus und Lukas und natürlich auch die Paulusbriefe, egal ob sie nun echt sind oder nicht, als weitestgehend problematisch sehen. Dagegen kann ich mich mit dem Johannesevangelium und mit den Johannesbriefen, die ja alle noch viel später als diese drei Evangelien verfasst wurden und im Allgemeinen als noch unhistorischer angesehen, was den wirklichen Jesus angeht, schon eher "anfreunden". Siehe dazu Hinweis 159.
150. "Paulus und seine `Mannschaft´ (oder auch seine Komplizen)": Ich möchte mich hier nicht festlegen, wie die "Paulusideologie" damals entstanden ist, ich denke, es ist auch nicht so wichtig. Es kann sein, dass es hier einen einzigen Ansprechpartner der "Halbweltmafia" gab, doch es kann auch sein, dass es mehrere Ansprechpartner gab, die noch nicht einmal von einander wussten, und die sich dann gegenseitig mit wundersamen und abstrusen und hochgeistig und fromm klingenden Geschichten über Jesus zu übertrumpfen suchten. Da würden dann nicht nur die Geschichten über Jungfrauengeburt, Wunder und Himmelfahrt Jesu hinein passen (s. S. 18 in "Es war alles ganz anders ..."), sondern auch die Plagiate aus dem Buddhismus.
151. „Durcheinander in der frühen Kirche“: In ihrem Buch „Adam und Eva und die Schlange“ beschreibt die amerikanische Religionswissenschaftlerin (a. d. Princeton Universität) Elaine Pagels (1988/1991, dt. bei Rowohlt), wie sie zu ihrer Beschäftigung mit dem frühen Christentum kam. Sie war ursprünglich davon ausgegangen, dass sie das wahre Christentum „im Rückgang auf die Ur- und Frühgeschichte der Kirche finden würde“. Doch sie stieß bei ihrer Suche auf das Gegenteil von dem, was sie erwartet hatte. Ein „goldenes Zeitalter“ reineren und einfacheren Christentums konnte sie jedenfalls nicht finden, sondern sie fand nur „eine Vielfalt bis zur Gegensätzlichkeit divergierender Stimmen und Standpunkte“ (S. 306f). Das würde die These des Konzepts "Jesusideologie" unterstützen, dass es gerade in der frühen Kirche Kreise gab, die als Gegner des echten Jesus sich in die Gemeinschaften der frühen Jesusanhänger eingeschleust haben, um den wirklichen Jesus ganz bewusst zu verfälschen - vor allem auch mit all diesen Geschichten aus den heidnischen Mythologien und auch aus dem Buddhismus. Dies durften sie natürlich nicht zugeben, sondern sie haben ihre wahren Absichten geschickt verschleiert (siehe Hinweis 149). Möglicherweise gab es sogar verschiedene "Influencer", die unabhängig voneinander geradezu wetteiferten, wer die besten Geschichten in die Köpfe der frühen Jesusanhänger bringt – einzig mit dem Ziel, die Erinnerung an das Engagement des echten Jesus zu zerstören. So mag es dann zu diesen „divergierenden Stimmen und Standpunkten“ gekommen sein. Ich werde
schon mal gefragt, was denn nun von diesem
Jesus übrig bleibt, wenn denn alles oder das
meiste Plagiate aus heidnischen Mythologien
oder aus dem Buddhismus sind. Ja, es gibt
wirklich einiges! Sicherlich gibt es noch mehr Stellen im Neuen Testament, die auf den wirklichen Jesus hinweisen. Ich denke, sie kann man daran erkennen, dass sie vor allem sehr lebenspraktisch und vielleicht auch irgendwie rebellisch sind. Und vor allem das bleibt: Es geht diesem Jesus nicht um irgendeinen Kult und um einen Gottesglauben, sondern um das volle Menschsein! Und wenn ein Gottesglauben oder/und ein Kult dieses Menschsein fördert, warum nicht? Ich habe etwa von verfallenen oder verfallenden Dorfkirchen in den neuen Bundesländern gehört, die auch mit Hilfe von nicht gläubigen Dorfbewohnern restauriert werden, einfach weil diese Kirchen zum Dorf gehören und weil die Menschen einen Dorfmittelpunkt haben wollen und auch einen Ort, wo sie sich für Gemeinschaftserlebnisse treffen können, etwa um schöne Konzerte zu erleben. Und wenn diese Konzerte dann sogar Messen von Bach und Mozart und Haydn sind – so haben sie auch einen Wert ohne ausdrücklichen Gottesglauben!
152.
"ursprüngliche jüdische Religion": Wie
mag es überhaupt zur „ursprünglichen
jüdischen Religion“ gekommen sein? Ja, wie
ist es überhaupt zum Volk der Juden
gekommen? Zunächst: Die Geschichten der
Bibel (also des Alten Testaments) darüber,
etwa die von Noah, Abraham bis hin zu Jakob
und seinen Söhnen Josef, Benjamin und den
anderen, sind wohl alles Geschichten, die
sich fromme Autoren der Juden ausgedacht
haben, um ihrem Volk eine Geschichte zu
geben.Leider ist auch die Geschichte von der
Sklaverei in Ägypten und von der Befreiung
daraus mit dem Zug durch die Wüste und also
auch von Moses nach neueren Erkenntnissen
weitestgehend Legende. Am ehesten ist
vielleicht wahr, dass sich in der Gegend des
heutigen Israels Nomaden mit
freigelassenen oder auch entlaufenen
Sklaven woher auch immer und mit aus anderer
Unterdrückung Überlebenden zusammen
gefunden haben. Und das waren Menschen, die
vernünftig miteinander reden konnten und
sich also auch gemeinsam um eine
Lebenseinstellung kümmerten, nach welchen
Regeln sie miteinander fortan leben
könnten. Es ist nun durchaus vorstellbar,
dass dabei diese Regeln einmal nicht nur
von alten Männern aufgestellt und ihren
Mitmenschen aufgezwungen wurden, sondern
dass zunächst einmal alle über die
diskutierten, also auch die Frauen, und
auch junge, die ja einmal Sklavinnen
gewesen waren. Das heißt, dass es auch um
die Überwindung der verachtenden und
entwürdigenden „unordentlichen
Liebesbeziehungen“ der Frauen ging, wie
sie in der Sklaverei nun einmal üblich
waren. Denn Frauen und Mädchen waren in der
Sklaverei ja auch immer Sexsklavinnen ihrer
Besitzer mit allen ihren mehr oder weniger
perversen Wünschen und/oder auch
Geschäftsinteressen. Solche Frauen konnte
man ja auch nach Belieben „vermieten“,
schließlich wollte man das Geld, das man in
sie hineingesteckt hatte, ja wieder
„erwirtschaften“. Dabei ging es ja immer nur
um die Gier und das Geschäftsinteresse der
Männer, die Gefühle der Frauen und deren
moralische Einstellung waren völlig
gleichgültig. Und so ging es bei der „neuen
Lebenseinstellung“ um die volle
Emanzipation der Frau, über die gewiss
auch diskutiert wurde: Ist die Fortführung
der „unordentlichen Liebesbeziehungen“,
wie sie in der Sklaverei üblich waren, jetzt
aber unter anderen Vorzeichen, die wahre
Emanzipation oder ist es das Konzept einer
„ordentlichen Liebesbeziehung“ in
Partnerschaft und Liebe von Mann und Frau?
Dabei muss wohl ein herausragender Kopf, der
in der weiteren Geschichte zum „Anführer
Moses“ wurde, mit einem Machtwort einen
Schlussstrich gesetzt haben mit der Idee
der „ordentlichen Liebesbeziehung“ – und die
durch die Gebote, die er vom Gott des
Berges Sinai (angeblich) erhalten hatte,
als unumstößliche Regel festgelegt haben.
Und so kam es dann auch, dass die
ursprüngliche jüdische Religion die
einzige ist, in der auch die Frau das Recht
auf sexuelle Erfüllung, also auf den
Orgasmus, hat – bei gleichzeitiger
Bedingung der echten Monogamie. Und die
Idee der Nacktheit des Paradieses möchte
ich hier noch hinzufügen, denn die ist nur
umsetzbar, wenn alles, was mit der
Monogamie zusammen hängt, aus einer
inneren Einstellung heraus gelebt wird – und
auch gerne und aus tiefster Überzeugung.
Eine Datierung für das alles ist unmöglich,
ich setze hier einmal die Zeit um 1000 v.
Chr. an, also vor etwa 3000 Jahren.
153. "islamische Religion" und "Ideologie": Zum Vorteil des Konzepts, auf das ich gekommen bin, gehört, dass eine ethische Lebenspraxis nicht mehr wie in der traditionellen Theologie ein Anhängsel an diese Theologie ist („aus Dankbarkeit für die Erlösung durch Jesus sollen wir jetzt moralisch sein und uns an die göttlichen Gebote halten“), sondern dass diese Ethik Kern des Anliegens Jesu ist. Ich denke, dass ein solcher Praxisbezug ein Indiz ist, dass wir auf der Spur des echten Jesus sind, denn der echte Jesus war Handwerker und kein Theologe – und das Indiz für einen Handwerker ist nun einmal, dass er immer auch einen Praxisbezug hat. Und wenn dieser Praxisbezug, auf den ich gekommen bin, funktionieren sollte, was nach meinen Erfahrungen als Berufsschulreligionslehrer durchaus größte Chancen hat, dann dürfte das auch ausstrahlen auf Nichtchristen und sogar Atheisten, denn gerade die jungen Menschen „aus allen diesen Kreisen“ haben doch auch dieselben Probleme und Fragen – und befinden sich allerdings auch in einer weltfremden Ideologie. Ja, ich sehe hier durchaus gerade die islamischen Mädchen, aber auch die Jungen: Da gibt es doch auch sehr intelligente unter ihnen, die etwa durchaus sehen, was in der typischen islamischen Ehe auf sie zukommt und dass das gar nicht so erstrebenswert ist. Doch unser traditionelles christliches Moralmodell, um es einmal so zu nennen, ist für sie auch keine Option. Jedenfalls könnte ein anderes Moralmodell, und ich meine das, das (endlich einmal!) im Sinn des echten Jesus ist, durchaus den ganzen Islam für sie in Frage stellen dürfte. Ja, für mich ist keine Religion „unkaputtbar“ bis in alle Ewigkeit, es muss nur der richtige „Anstoß“ und das geeignete Konzept fürs Leben kommen. Und ein solcher Anstoß wird nie von alten Leuten kommen, insbesondere nicht von alten Männern, die ja unsere Religionen bestimmen, der kann nur von jungen Menschen kommen. Unabhängige Medien hätten hier ihre Aufgabe! Und nicht zuletzt entsprach das, was zur Zeit Jesu in der jüdischen Gesellschaft lief und wogegen sich Jesus engagierte, in vielem genau dem, was heute im Islam läuft.
154. "eine brutale Bande": Ein Personenkreis, der keine Hemmungen hat, seinen Gegenspieler ans Kreuz zu bringen, dem ist auch zuzutrauen, dass er sich etwas durchtriebenes Geistreiches einfallen lässt, um die Erinnerung an ihn und an sein Engagement gründlichst auszulöschen (siehe auch "damnatio memoriae", Hinweis 129), und sich das auch etwas kosten lässt, um es in die Praxis umzusetzen. Und zur Akzeptanz des Konzepts s. Hinweis 135.
155.„Spaß an der Moral und am Triebverzicht“: Das Problem des Konzepts dürfte sein, dass es auf eine sehr rigide Sexualmoral hinaus läuft, doch immerhin eine ohne Ängste und die auch noch so attraktiv und lebensklug ist und Lebensfreude bereitet, dass sie auch gerade von jungen Menschen gern gelebt werden kann. Erfahrungsgemäß kommt es für junge Menschen doch nicht darauf an, ob etwas nicht rigide und also leicht zu leben ist, sondern dass es attraktiv und intelligent und vor allem spannend ist. Ich wäre jedenfalls mit dem Konzept gerne wieder Lehrer! Ich verweise hier noch mal auf das Zitat aus der Biografie einer Prostituierten auf Seite 30. Die Frau stimmte mir zu, dass wir doch in unserer Moralerziehung in die falsche Richtung einer Scheinmoral geschickt werden – und dass eine Erziehung zu einer echten Moral doch leicht anders gestaltet werden könnte. Für heutige Erwachsene mag das alles, was ich bringe, nun keinen Vorteil bedeuten, doch wir engagieren uns ja auch sonst für Veränderungen, die für die heute lebende Generation eher keinen Vorteil bedeuten, wenn ich etwa an manches zum Schutz der Umwelt denke. Hier denken wir doch auch an künftige Generationen. Wir sind also doch gar nicht so kleinkariert egoistisch, dass wir bei dem, für das wir uns einsetzen, immer nur danach gehen, ob wir auch selbst einen ganz großen unmittelbaren Vorteil dabei habe!
156. "Es gibt heute keine
Totenerweckungen", bzw. zum
"Jenseitsglauben": Hierzu habe ich von einer
guten Bekannten erheblichen Protest
bekommen. Ich gebe einmal die Mail wieder
– und meine Antwort: Hierzu
möchte ich sagen: Bei den Berichten im Neuen
Testament, etwa von Auferstehung und
Himmelfahrt, drehte es sich gewiss nicht um
solche zutiefst menschlichen Erfahrungen,
sondern sie waren von vornherein als
Ablenkungsmanöver vom wirklichen Anliegen
Jesu gedacht. Der Sinn des Anliegen Jesu war
ja, dass Menschen die Fülle des jetzigen
Lebens erleben. Und damit das nicht
vernünftig geschieht, sollten sie von wem
auch immer von Jugend an verwirrt und mit
einem Glauben an ein Leben nach dem Tod
davon abgelenkt werden, wie sie das jetzige
Leben und dabei vor allem den Umgang mit der
Sexualität bewusst gestalten können. Sie
sollten also regelrecht weiter wie immer
manipuliert werden, wie es zu seiner Zeit
üblich war, weil es auch den Gegnern Jesu
nur so passte. Aber es
muss nicht gleich um eine großartige
Kraxelei auf einen berühmten Gipfel gehen,
eine schöne Wanderung irgendwo tut´s auch!
In einem Artikel über das Wandern
"Hauptsache draußen!" in der Zeitung DIE
WELT vom 24.4.2021 fand ich den schönen
Absatz: "Letztlich ist das Ziel zweitrangig,
es geht der Mehrheit um den Genuss. Auch
Christian Hlade, Autor des neuen Ratgebers
`Wandern kompakt´, Inhaber des
Reiseveranstalters Weltweitwandern, sagt:
`Wandern wirkt wie ein Heilmittel. Man
erhält neue Perspektiven, atmet frische Luft
ein, lüftet so sein Gehirn aus, kann
abschalten und gewinnt Abstand zu Problemen.
Auch sehr viele junge Menschen entdecken nun
das Wandern für sich - das ist super!´"
157.
"der macht schließlich alles":
Zunächst verweise ich hier auf den Hinweis 21
(Ganzkörpermassage), ob solches
Verhalten junger Menschen miteinander von
der Anspannung her überhaupt möglich ist.
158. "Die Evangelien sind keine Biografie Jesu.": Ich denke, es ist am einfachsten, wenn ich hier einmal aus dem Buch "Der Jesus-Mythos" des Autors Peter de Rosa (S. 29) zitiere, damit meine Leser auch mal eine andere Stimme erfahren: "Die
meisten Christen in den Kirchenbänken halten
die Evangelien für bewegende, den Tatsachen
entsprechende Geschichten von Jesus. Sie
haben keine Ahnung, dass sie die
wahrscheinlich komplexesten,
widersprüchlichsten literarischen
Konstruktionen aller Zeiten sind. Deshalb
haben sie auch keine Ahnung, wie sie sie
lesen sollen. Sie beharren leidenschaftlich
darauf, die Evangelien seien das eine, was
sie nicht sein können: unterschiedliche und
komplementäre Biographien Jesu. Wir müssen bestimmte liebgewordene Vorstellungen aufgeben. Erstens, dass das vierte Evangelium von Johannes, einem der zwölf Apostel, stamme. Er wurde höchstwahrscheinlich vierzig Jahre bevor es geschrieben wurde, zusammen mit seinem Bruder Jakob, getötet. Zweitens, dass das vierte Evangelium verlässliche Geschichte sei. Es ist vielmehr eine lange theologische Meditation. Jesus hat jene herrliche Rede beim Letzten Abendmahl nicht gehalten. Er sprach nicht in der Nacht mit Nikodemus und auch nicht mit der Samariterin in der Mittagshitze am Brunnen. Auch vertraute er seine Mutter nicht am Kreuz dem Lieblingsjünger an. Er verwandelte nicht einmal in Kana auf wunderbare Weise Wasser in Wein. Vielleicht tut Christus diese Dinge jetzt; Jesus hat sie nicht getan. Sie gehören in die Entwicklung des Mythos, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes, war. Wenn wir sie als Geschichte der Ereignisse aufgeben, können wir sie noch immer als Mythologie dessen annehmen, was unaufhörlich mit uns geschieht. Im Neuen Testament steht keine einzige Zeile über Jesus. Jede Zeile ist über den Jesus, der Herr und Christus wurde. Kurz, die Evangelien sind verschiedene Glaubensbilder Jesu, von dem geglaubt wird, dass er der Herr und Messias ist. Zum Christus wurde er erst bei seinem Tod und seiner Auferstehung. Dort enden die christlichen Evangelien nicht – dort beginnen sie. Deshalb
stören sich die Evangelisten nicht an
gegenseitigen Widersprüchen und
gelegentlichen Selbstwidersprüchen. Bei
Tatsachen sind Widersprüche unannehmbar; bei
Mythen, Legenden und Bildern können sie
interessant sein und zu Gedanken anregen.
Die Evangelien sind nicht geschichtlich im
modernen Sinn, sondern mythische
Erzählungen. Die Evangelisten lassen die
Geschichte fast gänzlich außer acht. Oft
erfinden sie »Geschichte« wie im Fall von
Jesu Geburt und Auferstehung. Manchmal
verzerren sie die Geschichte absichtlich aus
theologischen Gründen, wie wenn sie von
ihren eigenen, bitteren Auseinandersetzungen
mit Juden schreiben, als wären es
Kontroversen Jesu zu seinen Lebzeiten. Anmerkung von MP: Ich sehe das mit dem vierten Evangelium (also dem Johannesevangelium) etwas anders als PdR: Es ist gewiss das am wenigsten historische Evangelium, doch muss der Verfasser auf Überlieferungen gestoßen sein, die vor allem etwas vom Anliegen Jesu aussagten, das die Evangelisten vor ihm übersehen haben oder einfach nicht sehen wollten. Siehe Hinweis 149.
159. "es ist ein viel intensiveres und erfüllteres Leben möglich" oder "da werden auf einmal Dinge möglich" oder "Vision einer Harmonie der Menschen ohne Ängste": Im Allgemeinen wird das Johannesevangelium mehr in der Richtung gesehen, das beginnende Christentum im griechischen Denken zu verwurzeln – und daher wird es gerade auch von kritischen Theologen sehr skeptisch gesehen, weil es nichts mehr mit der jüdischen Welt, in der Jesus ja lebte und wirkte, zu tun hat. Doch kann es nicht auch sein, dass der Verfasser des Johannesevangeliums (er hat nichts mit dem Lieblingsjünger "Johannes" zu tun und der Täufer "Johannes" war ja eh schon lange tot) doch noch auf Überlieferungen gestoßen war, die in ihm eine zutreffende Ahnung vom Anliegen des wirklichen Jesus aufkommen ließen und mit denen er dann sozusagen einen Bogen über die synoptischen Evangelien hinweg in seine griechische Welt schlagen wollte? Im Johannesevangelium und in den Johannesbriefen (die nach allgemeiner theologischer Auffassung von demselben Verfasser sind) sind die Geschichten von einer Jungfrauengeburt und von einer Himmelfahrt gar nicht enthalten, möglicherweise weil diese schon der damalige Verfasser als Plagiat aus anderen Mythologien erkannt hatte und daher als völlig unzutreffend auf Jesus empfand und also weggelassen hat, und beim Abendmahl geht es nur ums Brotbrechen, von irgendwelchen Einsetzungsworten, dass es sich hier also um Fleisch und Blut Jesu handelt, keine Spur. Allerdings gibt es schon lange vor dem Abschiedsmahl und also auch vor der Kreuzigung eine Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit von Kanaa und eine wunderbare Brotvermehrung – mit einer Philosophie über ein himmlisches Brot, das uns zu unserem Heil geschenkt wird. Aber es ist eben nicht vom Fleisch und Blut die Rede. Und dann ist von den „größeren Dingen“ (die berühmten "meizona erga"), die wir erreichen werden, wenn wir im rechten Glauben leben <Joh. 14,12>, und sehr eindringlich ist dabei vom „Gebote halten“ die Rede. Vermutlich ist mit den "größeren Dingen" ein "intensiveres und erfüllteres Leben" gemeint . Vielleicht geht es um das Feuer, von dem Jesus in Lukas 12,49 redet ("ich bin gekommen, Feuer zu bringen, und was will ich anderes, als dass es brenne") – es könnte ein ganz anderes Feuer sein als das, was Prometheus gebracht hatte! Nicht zuletzt ist Prometheus eine mythologische Gestalt und das Feuer wäre auch ohne ihn gekommen – doch zu dem Feuer der echten Liebe braucht es schon einen "Überbringer" und entsprechende Gebote ... Und die sind gar nicht einmal schwer, man muss sie nur wissen <Johannesbriefe 5,3>. Ja, dass wir die Gebote halten, ist im Johannesevangelium sozusagen das Indiz dafür, dass wir Gott erkannt haben. Ich sehe hier und auch sonst jedenfalls deutliche Parallelen zu dem Glaubenskonzept, auf das ich gekommen bin und für das ich mich engagiere. Hier geht es ja auch um Größeres oder - mit anderen Worten – um intensiveres Leben. In gewisser Weise kann auch "Auferstehung" als Erwachen zu einem humanen Leben gesehen werden – sobald die "Sünde" überwunden wird. Nur eben, so wie die Auferstehung Jesu im Johannesevangelium dargestellt wird, hat sie mit einer "Überwindung der Sünde" nichts zu tun, sondern es wird hier ausdrücklich eine "Auferstehung von den Toten" geschildert. Und nicht zuletzt ist auch die Sünderingeschichte (siehe Hinweis 88) nur im Johnnesevangelium enthalten, wenn auch in einem anderen Sinn als in dem von mir vermuteten, aber immerhin, sie ist enthalten. Auch das ist für mich ein Hinweis, dass der Autor irgendwoher noch Informationen über den echten Jesus hatte, die die Synoptiker möglicherweise bewusst unterdrückt hatten. Vielleicht hatte es bei dem Verfasser des Johannesevangeliums auch so einen Wissensdrang nach dem "Ursprünglichen" gegeben so wie bei den Gebrüdern Grimm viele Jahrhunderte später, die sich ja auch bei Menschen herum gehört hatten, die noch alte Geschichten kannten? Und so hatte sich dieser Verfasser eben auch bei "altgläubigen" Jesusanhängern herum gehört - und dann auch etwas über den echten Jesus erfahren?
160. "viele neue Möglichkeiten der Selbstverwirklichung ohne faden Beigeschmack" und "eine ganz große Rolle spielt dabei eine hohe Sexualmoral": Ich weise hier auf die Seite mit den Radlerinnen hin, doch da gibt es natürlich noch viel mehr! Ich erinnere mich an ein Kurzvideo (also ein Clip), das ich vor vielen Jahren einmal erhielt. Da kam also ein hübsches Mädchen oder besser eine junge Frau, ich schätze das Alter lag bei Anfang bis Mitte 20, mit "nichts" als mit einer Geige und mit einem Geigenbogen auf die Bühne und klemmte sich den Geigenbogen in den Schritt und spielte mit der Geige darauf das bekannte angelsächsische Weihnachtslied "Jingle Bells" – also mal nicht wie normal mit dem Geigenbogen auf der Geige, sondern umgekehrt mit der Geige auf dem Geigenbogen! Beabsichtigt oder unbeabsichtigt bewegte sich das Mädchen dabei auch ihren Körper vor und zurück, was aber überhaupt nicht anstößig wirkte, irgendwie passte das zu der Mühe des Mädchens, das Lied "vernünftig" zu spielen. Irgendwie sah das sogar wie eine Persiflage auf typische Pornofilme aus – irgendwie gelungen. Es war nicht zu erkennen, was das für eine Veranstaltung war (wohl in den U.S.A.?), nach meiner Erinnerung bestand das Publikum aus jungen Männern in Anzug und Krawatte. Jedenfalls strahlte das Mädchen ein unschuldiges Vergnügen an der Vorführung aus. - Ich kenne nun die Einstllung des Mädchens leider nicht, eigentlich hätte ich die gerne gewusst, doch für mich wäre solche Offenheit und Natürlichkeit das Ziel einer Jesusideologie!
161. "die mit dem Engagement des wirklichen Jesus nichts zu tun hat": Üblicherweise wird gesagt, dass diese Andichterei vor allem von dem "Hinzukömmling" Paulus (aber auch von anderen) aus lauter Frömmigkeit gemacht wurde. Doch da gibt´s ein ganz großes Problem: Einem geliebten und verehrten verstorbenen Menschen dichtet man doch nicht mit gutem Gewissen irgendeinen offensichtlichen Unfug aus Frömmigkeit an. Und mit einem guten Gewissen dürfen wir doch wohl bei Menschen, die einen Verstorbenen lieben, rechnen. Wer also und warum macht jemand also so etwas? Wie kann man herausbekommen, was wirklich war? Ich erinnere mich hier an den Bericht aus einem Dumont-Reiseführer über Kreta, wie die Archäologen G. und E. Sakellaraktis 1979 die Ausgrabungen um das Heiligtum Anemospilia am Berge Jouchtas deuteten. Der kleine aus drei Kammern bestehende Tempel war offensichtlich bei einem besonders heftigen Erdbeben zerstört worden. In der einen Kammer war ein Altar und auf dem lag noch das Skelett eines offensichtlich mit einem Prunkschwert getöteten jungen Mannes, das Prunkschwert lag noch neben ihm. Und in einem anderen Raum lagen die Skelette von offensichtlich vom herabfallenden Tempelgebälk erschlagenen älteren Männern. Und daneben oder dazwischen lagen die Scherben einer Opferschale. Die Archäologen deuteten die Fundsachen so: "Die Erde bebt, das Beben wird immer schlimmer. Was tun? Die Priester kommen zu der Vermutung, dass die Götter zornig sind und nur durch ein Menschenopfer besänftigt werden können, eine Maßnahme, die lange nicht mehr praktiziert wurde. Doch jetzt geht es offensichtlich nicht anders. Und alles muss sehr schnell geschehen: Ein junger Priester wird auf den Altar gelegt (oder er legt sich sogar selbst drauf?) und mit dem prunkvollen Opferschwert umgebracht. Das aus dem Toten quellende Blut wird in einer Opferschale aufgefangen und in den Nachbarraum gebracht, um es dem Götterbild darzubringen. Doch dabei stürzt der Tempel ein, die Priester werden erschlagen, die Schale fällt zu Boden und zerschellt." Das war also damals. Das Götterbild ist inzwischen vermodert und nicht mehr vorhanden, so auch das Tempelgebälk, denn das alles war aus nicht haltbarem Material – doch anderes ist erhalten und daraus also kann diese Geschichte gut rekonstruiert werden. Und sie ist heute in der archäologischen Forschung auch so anerkannt. Man kann also etwas durchaus rekonstruieren – und vermutlich auch sehr korrekt. Und so dürfte das auch bei Jesus funktionieren, hier allerdings aus den schriftlichen Überlieferungen. Nur man muss die "Fundsachen" entsprechend kritisch deuten: Also warum liegt etwas an dieser Stelle und nicht an einer anderen? Warum ist einiges erhalten und anderes offensichtlich nicht? Warum passiert etwas so und so und nicht anders, obwohl das andere doch eigentlich das eher Normale wäre? Warum wird die Erzählung von der Sünderin (Jo 8) immer nur im Hinblick auf die Sünderin gedeutet und nicht im Hinblick auf die Möchtegernsteiniger? Und vor allem sollten wir endlich einmal aus diesen "Geschichten" in der Bibel, die üblicherweise von heidnischen Göttern erzählt werden, nicht auf die Gutwilligkeit der Verfasser schließen – sondern auf eine Böswilligkeit. Es ging offensichtlich nicht darum, den wirklichen Jesus aufzuwerten, sondern das Anliegen der Verfasser war, ihn zu verfälschen und sein Anliegen zu entschärfen. Alles Weitere in dieser Arbeit.
162. Auftragswerk: In einem Buch, bei dem ich mich weder an den Autor noch an den Titel erinnern kann, ich war im Internet darauf gestoßen, vertrat der Autor die These, dass das Neue Testament ein Auftragswerk aus dem Julianischen Kaiserhaus war, um entweder eine neue Universalreligion zu schaffen oder um diesen "allgemeingefährlichen Jesus" zu entschärfen. Auch den Zweck dieser Jesuskonstruktion weiß ich nicht mehr. Irgendwie schien mir die Thesen des Autors absurd. Doch brachte mich das Buch auf die Idee des "Auftragswerks", um einen unproblematischen Jesus zu konstruieren, der keinem weh tut und der allerdings mit dem wirklichen Jesus nichts oder fast nichts zu tun hat.
163. Zweizeugenverfahren: Zum „Zweizeugenverfahren“ ein kleines Erlebnis von meiner letzten Ostasientour, bei der ich auch auf Bali war. In einem Straßenrestaurant, in dem viele Leute waren (das ist für mich ein Indiz, dass das Restaurant gut ist), setzte ich mich an einen der langen Tische einem Gast gegenüber, der europäisch aussah, in der Hoffnung, dass ich mich mit ihm ein wenig zumindest auf Englisch unterhalten könnte. Wie es sich herausstellte, war er ein ägyptischer Geschäftsmann, der mit „handcraft“ (so sagte er) handelte und der mir auch offensichtlich gerne von den miesen Bedingungen heute in Ägypten und von seinen Geschäften und auch von seiner Einstellung zur islamischen Religion (s. Hinweis 153) erzählte. So würde er diese „handcraft“ in Indonesien containerweise günstig einkaufen und sie dann in Europa als „Made in Thailand“ ganz gut weiter verkaufen. Als er
irgendwann davon genug erzählt hatte, dachte
ich, dass ich auch mal etwas erzählen
sollte, und so kam ich auf meine Konzeption
des wirklichen Jesus und dabei also auch
auf das „Zweizeugenverfahren“ (oder besser
„Zweizeugenmasche“) zu sprechen. Und da
lachte er und meinte: „Genau wie heute im
Islam, nur müssen es da vier Zeugen sein.
Doch wann passiert das schon, dass eine Frau
beim Sex mit einem Mann, der nicht der ihre
ist, mit vier Zeugen auf frischer Tat
erwischt wird? Das passiert doch nie – und
wenn das angeblich mal passiert, dann
steckt doch immer etwas anderes dahinter,
etwa dass man die Frau loswerden möchte oder
sonst was Kriminelles!“ “Ja“, so ich,
„genauso hätte ich das meinen Schülern auch
immer erzählt, doch ein wenig unsicher war
ich schon, ob ich auch wirklich richtig
lag. Doch jetzt sei mir klar, dass ich auf
der richtigen Spur sei, was es damals mit
Jesus auf sich hatte…“
164.
"mit einzigartigen Beerdigungsriten":
Die Verstorbenen werden dort nämlich nicht
bald nach ihrem Tod "aus dem Bereich der
Lebenden entfernt", sondern sie werden erst
einmal irgendwie "aufbewahrt", bis das Geld
für eine vernünftige Totenfeier beisammen
ist und vielleicht auch der Schmerz der
Trauer weitgehend vorbei ist. Und das kann
ein Jahr oder sogar zwei Jahre dauern. Und
dann werden auf dem Anwesen des Verstorbenen
oder in der Nähe aus armdicken
Bambusstangen, die dort überall wachsen,
Aufenthaltsräume oder besser Pavillons für
die Trauergäste gebaut – auch für die
Touristen, die allein zu dem "Festort"
finden oder von Fremdenführern hingebracht
werden. Denn der Tote nimmt Abschied von
seiner Familie, von der Nachbarschaft und
von der Welt, die eben durch die Touristen
repräsentiert wird. Und alle bringen etwas
mit – vorzugsweise Büffel und Schweine, die
dann in der Nähe des wunderschön verzierten
Sarges auf dem "Festplatz" rituell durch
Schächtung geschlachtet werden. Und je
reicher und je einflussreicher der Tote war,
desto schöner und wertvoller sind die Tiere,
ein Führer hatte mich einmal zu einem Markt
gebracht, wo besonders schöne weiße Büffel
bis zu 70 000 US$ kosteten (also arm sind
die Menschen dort wirklich nicht). Bei
diesen "Beerdigungsfeiern" (ich nenne sie
mal so) ist vieles sehr eingespielt: Es gibt
einen "Organisator", der auch seinen
besonderen erhöhten Platz hat, wo er den
Überblick hat, und die nächsten Angehörigen
haben einen anderen erhöhten Platz, sie
mischen sich also nicht unter die
Trauergäste, alle sind festlich gekleidet.
Am Eingang des "Festplatzes" ist eine
kleinere Bambusbude, in der ein
Finanzbeamter sitzt, denn die Tiere müssen
versteuert werden und bekommen auch eine
Steuermarke (die nachher auch kontrolliert
wird). Und dann kommen die Gäste in
"Prozessionen" und werden am Eingang des
Festplatzes von phantastisch gekleideten
Mädchen mit tollen Frisuren in Empfang
genommen und am Sarg vorbei zu ihrem
"Bambuspavillon" geleitet. Natürlich gibt es
auch einen Totentanz von einer Gruppe und
Essen für die Gäste. Die toten Tiere werden
sofort nach der Schlachtung ruckzuck
auseinander genommen und in dunklen
Plastiktüten verstaut, die am Ende der
Zeremonie an die Trauergäste verteilt werden
– wohl die Eiweißversorgung der Bevölkerung
(die Fleischempfänger versorgen dann
ihrerseits wieder die Bevölkerung, wenn sie
mal mit einer Totenfeier dran sind). Es ist jedenfalls ein irres Schauspiel aus einer anderen Welt.
165. "Vision eines Mädchens" und "tiefere Spuren eingraben als der Stahl des Kriegsgottes": Es mag verrückt und unlogisch erscheinen, wenn ich hier vor allem bei den Mädchen anfange, denn normalerweise würde man doch bei den "alten Männern" anfangen, um in einer Gesellschaft etwas zu ändern, denn die "alten Männer" sind doch die, die etwas zu sagen haben und die also auch bestimmen, "wo es entlang geht". Doch es gibt hierzu einen interessanten Versuch aus Japan. Da war also eine kleine Insel, auf der wilde Makaken lebten, eine Affenart. Und denen warf man schmutzige Kartoffeln hin, die sie auch gleich begierig fraßen – mit allem Dreck, der dran war. Doch irgendwann entdeckte einer der Makaken, es war ein junges Weibchen, dass man die Kartoffeln in einem vorbei fließenden Bach waschen konnte – und dann schmeckten sie offensichtlich viel besser. Und nach und nach übernahmen alle anderen Makaken dieses Verfahren, die Kartoffeln vor dem Essen erst einmal zu waschen. Nur die alten Männchen, die machten hier nicht mit, die fraßen immer noch die schmutzigen Kartoffeln. Eines Tages entdeckte einer der Affen, es war wieder ein junges Weibchen, dass man die Kartoffeln auch im nahen Meer, also im Salzwasser, waschen konnte, denn dann schmeckten sie offensichtlich noch besser. Und nach und nach übernahmen die anderen Makaken auch dieses Verfahren – nur nicht die alten Männchen, die fraßen immer noch "dreckig" ... Und was sagt uns das? Es gibt also Verhaltensweisen, die können noch so vernünftig und vorteilhaft sein, doch braucht man gar nicht erst versuchen, die "alten Männchen" für sie zu begeistern, die machen das sowieso nie - aus welchen Gründen auch immer. Wenn es um eine Verhaltensänderung geht, also bei den jungen Weibchen anfangen!
166.
"nach der Masche `verdeckter Ermittler´
einschleusen": Dazu
zunächst: Theologen rätseln immer, warum
dieser Judas von Iskariot Jesus verraten
hatte. War der Grund, dass Judas gehofft
hatte, dass Jesus einen Aufstand gegen die
Römer organisieren und beginnen würde, und
er enttäuscht war, als er merkte, dass Jesus
nur etwas von der Liebe daher redete und
auch noch dafür war, seine Feinde zu lieben,
oder war der Grund, dass Judas eine Rolle im
Heilsplan des Sühneopfers Jesu spielen
musste und eben als Verräter "dran" war? Ich
kann hier nur sagen, dass diese Vermutungen
vermutlich alle völliger Unfug sind. Denn
aus dem Konzept der "Jesusideologie" hatte
sich Judas genauso wie später Paulus als
"verdeckter Ermittler" in die Jesusbewegung
eingeschleust und musste dabei die Befehle
der Auftraggeber ausführen. Und schließlich
lautete der Befehl, Jesus an den
Polizeitrupp, der Jesus gefangen nehmen
sollte und von dem vermutlich niemand Jesus
kannte, zu verraten bzw. ihm zu zeigen, wer
dieser Jesus ist, der verhaftet werden
sollte. Mit einem persönlichen Grund des
Judas hatte dieser Verrat also
höchstwahrscheinlich überhaupt nichts zu
tun. 171.
eine geniale und raffinierte
Plagiatereligion: Mit
"Plagiatereligion" versuche ich das Fachwort
"Synkretismus" für den heutigen Leser zu
umschreiben. Interessanterweise werden die
Parallelen zu den antiken "heidnischen"
Religionen und auch zum Buddhismus von den
etablierten Theologen im Allgemeinen
totgeschwiegen. Dabei sind sie doch
offensichtlich und sie sind auch durchaus
bekannt. Und schon gar nicht gibt es eine
Zusammenschau, wieso es also so viele
Parallelen zu heidnischen Religionen gibt
und was man daraus schließen kann. Vor allem
wäre aus einer Zusammenschau auch vieles
viel einfacher zu erklären, ich denke etwa
an das Problem der Auferstehung Jesu. Da
mühen sich viele Theologen und andere ab,
die irgendwie sinnvoll zu erklären, also ob
sie wirklich stattgefunden hat oder ob die
Jünger eine Halluzination hatten oder ob
Jesus gar nur scheintot war und nach der
Kreuzigung wieder putzmunter herum lief und
auch noch mehrfach den Jüngern erschienen
ist. Ich halte jedenfalls diese
Spekulationen alle für überflüssig, wenn man
akzeptieren würde, dass die
Auferstehungsgeschichte ein Plagiat aus
heidnischen Religionen ist und bei Jesus
also "nichts dran" ist. Und warum
braucht in dem Konzept "Jesusideologie" die
"Totschweigerei" nicht mehr nötig zu sein?
Ganz einfach: Weil es hier eine plausible
Alternative gibt! Statt von
Plagiat zu reden, wenn es Religionen
betrifft, wird bisher eher abfällig von
"Synkretismus" (oder auch
"Glaubensmischmasch") geredet, also wenn
eine Religion mehrere oder sogar viele Teile
aus anderen Religionen übernommen hat - und
sie daher nicht ernst zu nehmen ist. Diese
Abfälligkeit mag der Grund sein, warum das
Phänomen "Plagiat aus anderen
Religionen" im christlichen Glauben
totgeschwiegen oder zumindest ungern
zugegeben wird. 172.
Freiheit. Ich zitiere hier aus einem
Beitrag des britisch-indischen
Schriftstellers Salman Rushdie ("Satanische
Verse") in der WELT vom 26. Juni 2021: "Und
doch ist Freiheit ein mächtiges Wort. Gibt
es in unserem Erbgut so etwas wie ein
Bedürfnis nach Freiheit, ein Verlangen
danach, Fesseln und Zwänge abzustreifen?
Sind wir von Natur aus zur Suche nach
Freiheit veranlagt? ... Dafür gibt es
überwältigende Anhaltspunkte. Wo immer die
Freiheit unterdrückt wird, wollen Menschen
sie zurück...."
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