BEZIEHUNGSKISTEN - BEZIEHUNGSPROBLEME(Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

BEZIEHUNGSKISTEN / BEZIEHUNGSPROBLEME scheinen heutzutage der Normalfall zwischen Menschen vor allem beiderlei Geschlechts zu sein. Das jedenfalls ist der Eindruck, wenn man sich die Talkshows etwa der Fernsehsender RTL und SAT 1 ansieht. Bedenken wir auch, daß diese Sender keine Zuschauer hätten, wenn sie nicht irgendwie auch die Situation der Zuschauer wiedergäben!

Wer nicht alles von unseren Beziehungskisten lebt! Ob von daher überhaupt ein Interesse besteht, etwas zu tun, daß Menschen einmal keine Beziehungskisten mehr haben? Und dann hätten ja auch die Spanner keine Ablenkung mehr von ihren eigenen B...!

Basisreligion wurde einmal von Franklin angefragt, ob jemand "von der Organisation" bei einer Sendung über Sex vor der Ehe (siehe vorehelicher Verkehr) teilnehmen würde. Daraufhin habe ich eine Mail mit entsprechenden Thesen, in der die Beziehungskisten, von denen ja in schöner Einträchtigkeit nicht nur die Religionen sondern auch die Sender lebten und die nun einmal mit der Problematik Sex vor der Ehe zusammenhängen (es stimmt doch: Gäb´s nicht das Problem Sex vor der Ehe, gäb´s auch nicht das Problem Beziehungskisten!), das Kernproblem sind, an den Sender geschickt::

Besten Dank für Ihre Anfrage, die mich - offen gesagt - gar nicht so sehr überrascht hat, irgendwie "baggerte" ich mit meinem Engagement ja schon länger in Richtung "Öffentlichkeit"! Doch ich mußte mir erst einmal "so eine Sendung" anschauen...

Nein, ich vertrete keine Organisation, sondern bin schlichter Berufsschulreligionslehrer, bzw. "war", denn mir wurde vor zwei Wochen die Lehrerlaubnis (in der katholischen Kirche heißt die "Missio") von meinem zuständigen Bischof entzogen. Und das, obwohl (oder gerade weil) ich eine strenge Sexualmoral vertrete, die vermutlich sogar funktionieren würde - eigentlich durchaus im Sinn der Kirche, daher auch gegen Sex vor der Ehe! Allerdings muß die "etwas anders" eingefädelt werden...

Ich habe einmal einige "Thesen" für eine eventuelle Sendung zusammengestellt, die ich fairerweise mit gleicher Post auch meinem Bischof übermittle:

- Das Problem "vorehelicher Sex" kann nur im Zusammenhang mit echter Monogamie, also echter Einehe (daß jeder nur Sex mit seinem Lebenspartner hat), gesehen werden in dem Sinn, daß es also etwa nicht diese typischen mißglückten "Beziehungskisten" gibt, von denen zwar auch alle Talk-Shows leben (und nicht nur die, auch die Religionen leben davon und nicht schlecht!), die jedoch für die Betroffenen zumeist gar nicht so lustig sind.
Meine Schüler kennen den Film "Kids", und sie begreifen schon, daß das, was sich da zwischen Telly (also dem Jungfrauenknacker) und der kleinen Darsi läuft, "Mißbrauch" der Sexualität ist - und dagegen bin ich, weil das nun wirklich eine Sauerei ist...

- Da man an diese "Telly-Typen" sowieso nicht herankommt, weil die eine Art Triebtäter sind, muß man eben die "Darsi-Typen" fit machen, d. h. man muß für sie Konzepte entwickeln, damit sie selbst das Problem dieses "Sichvertuns" bei der Wahl ihres Geschlechtspartners lösen können. Das ist
eine schwierige Aufgabe, nicht zuletzt gibt es auch noch andere Einstiege in das "Sichvertun". Jedenfalls ist die voreheliche Enthaltsamkeit nur in diesem Zusammenhang zu sehen 

- Doch damit die Enthaltsamkeit vor der Ehe funktioniert, muß sie natürlich von den jungen Leuten angenommen werden, und Bedingung dafür ist, daß auch die Probleme gelöst werden, die gerade durch eine "naive Enthaltsamkeit" entstehen.

- Dazu gehört, daß die Enthaltsamkeit nicht nur als vernünftig empfunden wird, weil sie etwa bessere Chancen des gegenseitigen Kennenlernens bietet, sondern daß sie vor allem "power" bieten und Spaß machen muß, es müssen sozusagen Endorphine rüberkommen! In diesem Zusammenhang zweifele ich etwa den Sinn der Sexualscham an, weil die nur eine langweilige Scheinmoral ist, Menschenkenntnis verhindert und daher für einen "Jungfrauenknacker" sowieso kein Problem darstellt.

- Natürlich kann man damit den jungen Leuten nicht kommen, wenn sie 17 oder 18 sind und Lebenskonzepte feststehen, sondern man muß viel früher  anfangen - noch längst vor der Pubertät, sie müssen sozusagen da hineinwachsen. Der geeignete Ort hierfür erscheint der religiöse Kinderunterricht, nicht zuletzt erhebt ja unser christliche Glaube den Anspruch, daß es bei ihm um Liebe und um Moral geht. Und genau das wollen die Kinder auch und nicht diese Geschichten mit den Bienchen und Blümchen oder mit der Ausbildung zum Gynäkologen! Nach Anfangsschwierigkeiten hatte ich mit einem entsprechenden Kinderunterricht in diesem Sinn beste Erfahrungen - vor allem die kleinen Mädchen haben sogar freiwillig länger gemacht (und die Eltern fanden das auch gut!).

- Zu einer intelligenten Moral gehört natürlich auch unbedingt höchste Vernunft, doch die wird durch die angeblichen Glaubenswahrheiten, die man den jungen Leuten eintrichtert, sozusagen ausgetrieben oder verdorben. Daher ist es unbedingt erforderlich, die Glaubenswahrheiten zu überdenken und vor allem so richtig zu stellen, daß sie auf alle Fälle nicht mehr eine Beleidigung der Vernunft darstellen.

- Eine funktionierende Moral würde allerdings das ganze "Geschäft mit der Vergebung", die Einkommensquelle aller Religionen schlechthin (vor der Kirchensteuer war das weitgehend der Ablasshandel oder Ähnliches), kaputt machen, daher besteht von Seiten der etablierten Kirchen gar kein Interesse an einer wirkungsvollen Moral. Daher werden auch keine Konzepte entwickelt oder nur welche, die sowieso untauglich sind. Und wenn sich jemand darum bemüht, dann wird dem eben die Lehrerlaubnis entzogen. 

- Gerade junge Frauen (etwa die, die bei Ihnen in der Sendung zu sitzen pflegen) munterten mich auf, bei der Talk-Show zuzusagen, nicht zuletzt ist mein Ansatz, daß sie selbst nie und nimmer für ihre oft schwierigen und leidvollen "Beziehungskisten" verantwortlich sind, weil einfach vernünftige Konzepte von Kind an fehlten - die eigentlich Aufgabe der Religion wären. Insofern sehe ich mich - um die 60 - als Anwalt der jungen Leute. (Anmerkung an Herrn Bischof M.: Insofern muß ich die Passage in Ihrem Schreiben zum Entzug der Missio, daß sie mir nämlich zum Schutz der katholischen Kinder und Jugendlichen entzogen wurde, als Verhöhnung der Moral überhaupt auffassen, es ist doch nun eindeutig, daß die für die Kirche gar nicht wichtig ist!)

- Ich sehe dieselbe Problematik bei allen Religionen, es könnte sein, daß eine Lösung alle jungen Menschen gleich welcher Religion ganz anders verbinden würde. Und soviel ich überblicken kann, war das alles auch Anliegen des wirklichen Jesus - Theologen sprechen vom "historischen Jesus".
Es gibt gute und wissenschaftliche Gründe, daß das meiste, was in der Bibel steht und was gerade Kindern so gern erzählt wird, überhaupt nicht stimmt. Jedoch ist auf alle Fälle wahrscheinlich, daß der wirkliche Jesus sich mit Kindern und Frauen unterhalten hatte und mit ihnen gar befreundet war (darunter auch Prostituierte, über was mag er mit denen wohl geredet haben?), sich auch für sie einsetzte, gegen die Heuchler und gegen die Sünde "predigte" (Enthüllungsreden wie etwa heute gegen pädophile Priester und gegen deren Treiben?) und sich für die Liebe einsetzte. Wenn wir bedenken, daß das damalige Israel so ein Gottesstaat wie Afghanistan heute unter den Taliban war, dann war da sicher nicht viel Liebe, aber viel Heuchelei...

Wenn Sie jetzt noch Lust an meiner Teilnahme haben (!), dann teilen Sie mir bitte Näheres mit. Und überhaupt: Wie stellen Sie sich eigentlich meinen Einsatz vor? Gibt es eine Rechtsschutzversicherung, wenn ich von dem, was ich bei Ihnen gesagt habe, noch mehr Ärger bekomme als bisher? Verbrannt wird man ja zum Glück nicht mehr, das ist doch schon was!

Sie laden doch auch immer einen Diskussionsgegner ein - da bin ich aber gespannt, wen Sie für mich gefunden haben? Und wenn Sie keinen haben, dann könnten Sie doch den Bischof... (Name genannt!) einladen? Er wird vermutlich nicht kommen, doch er soll sich wenigstens nicht übergangen fühlen.

Mit freundlichen Grüßen    M.P.

Darauf habe ich nichts wieder gehört.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)