NEUGIER (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Die NEUGIER gehört zur Intelligenz wie das Wasser zum Kaffee. Sie ist zusammen mit dem Egoismus die wichtigste Antriebsfeder für menschliche Erkenntnis. Ein wirklich intelligenter Mensch ist auf alles neugierig, ob auf andere Denkweisen, ob auf andere Länder, auf anderes Essen, auf andere Menschen. Schließlich sind wir Menschen ja von unserer Natur veranlagt, zu lernen und auch andere Menschen zu erforschen, geht es doch nicht nur darum, daß wir in einer uns zumeist feindlich gesonnenen Umwelt immer wieder neue Phantasie brauchen, um zu überleben, sondern auch darum, daß wir bei unserer Partnerwahl den Geeigneten für uns finden, und dabei natürlich einiges herausfinden müssen? Da gehört dann natürlich auch die Neugier auf den eigenen Körper und den des anderen dazu, wie wir sie etwa bei Kindern von den Doktorspielen her kennen.

 

Leider wird in einer Gesellschaft, in der oberste Prinzipien Sitte und Anstand, die oft genug reine Leibfeindlichkeit beziehungsweise Verklemmtheit sind, aber deswegen noch lange nicht wirkliche Moral, dem Menschen gerade für diese seine Neugier Grenzen mit allen möglichen Tabus gesetzt.

Damit wird beabsichtigt oder unbeabsichtigt verhindert, dass er diejenigen Informationen erhält, wie weit er sich ohne Probleme und ohne nachhaltige negative Folgen für sich selbst von seiner Neugier leiten lassen kann. Denn der junge Mensch ist ja nicht nur neugierig auf das, was da alles mit seinem Körper los ist, sondern auch, wie er es anstellen kann, damit er damit wirklich glücklich wird - ja er hat direkt Spaß an strategischem Denken - siehe auch unter Kybernetik, wie sich da ein praktischer und sehr effektiver Filter der Menschenkenntnis bietet! Doch das alles wird ihm auch vorenthalten, so auch, wie er mit einer Enthaltsamkeit sinnvoll umgehen kann und wann er in seiner Neugier etwas beginnt, was in einer Unvermeidbarkeit genau das nach sich zieht, was auch er selbst eigentlich gar nicht wollte. Siehe auch Sexualität des Kindes!

Und so muss sich zwangsläufig jeder junge Mensch irgendwann einmal selbständig auf den Weg der Neugier in persönlichen Dingen machen, bei dem er dann auch prompt scheitert, was eigentlich zu erwarten war. Und wenn er so mit seiner Neugier erst einmal  reingefallen ist, ist ihm nur zu oft gründlich der Spaß an der Neugier verdorben: So passt er sich von nun an viel leichter dem an, was alle machen, und wird am Ende genau der leibfeindliche Spießer, der er vermutlich nie werden wollte und auch ohne seine Erfahrungen nie geworden wäre. Damit wird dann auch seinem Streben nach mehr Intelligenz auch in anderen Bereichen weitgehend ein Riegel vorgeschoben, vielleicht wird er ab jetzt mehr auf List und Tücke setzen und auf Falschheit und Heuchelei.

 

Vor allem für Mädchen scheint dieses Wechselspiel von Neugier und Enttäuschung mit List und Tücke doch recht häufig zuzutreffen. Das würde die verachtende Haltung vieler Mädchen und Frauen gegenüber Männern wenigstens teilweise erklären.

Doch das alles kann auch anders sein! Denn wenn ein Mädchen erst einmal weiß und erfährt, daß es mit seinem neugierigen Zugehen auf andere Menschen, auch auf Männer, keinesfalls mißverstanden und als Sexualobjekt eingeschätzt wird, wird es diese Neugier weiter praktizieren und damit echte Freude an und mit der Intelligenz entwickeln. Ob das allerdings im Interesse unseres Patriarchats liegt, das sich ja gerade gegenüber dem weiblichen Geschlecht seine Vorherrschaft eben nicht durch die Weitergabe sinnvoller Informationen und Strategien für Lebenskonzepte, sondern lieber durch Ängste und Tabus (die der Feind jeder gesunden Neugier sind) sichern möchte, ist mehr als fraglich.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)