UNVERMEIDBARKEIT (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Das Gefühl der UNVERMEIDBARKEIT, also des hilflosen Ausgeliefertseins, im Zusammenhang mit der Sexualität wird einerseits ersehnt, da es mit unserer menschlichen Veranlagung nach Grenzerfahrungen zusammenhängt, andererseits gefürchtet, da wir bei einem Vertun das wahre Erlebnis von Grenzerfahrungen möglicherweise zeitlebens verpassen.

Das einzige wirkliche Problem dürfte für uns sein, daß wir in einem Zustand des Gefühls der Unvermeidbarkeit nicht beim Falschen landen und dann bei ihm die Kontrolle über uns selbst verlieren und dann betrogen und ausgebeutet werden.

Im wesentlichen kann es zum Gefühl der Unvermeidbarkeit auf zweifache Weise kommen:

  1. Eher im Zustand intensiver Verliebtheit als wirklicher Liebe ersehnt man sich die Nähe des anderen und Berührungen mit ihm. Je nach bisherigen sexuellen Erfahrungen scheinen dann auch Berührungen der Sexualorgane bis hin zum Geschlechtsverkehr unausweichlich.

  2. Und nicht nur bei den Berührungen der Sexualorgane, sondern auch schon bei den Berührungen der erogenen Zonen der Haut (also der Körperzonen, die besonders auf Zärtlichkeiten ansprechen) kann es geschehen, daß man sich nicht mehr unter Kontrolle hat und mit sich alles willenlos geschehen läßt, selbst wenn weder Verliebtheit und erst recht nicht Liebe dabei im Spiel sind, ja, wenn derjenige, der einen da berührt, einem vielleicht sogar völlig unsympathisch ist und sich daran macht, einen zu vergewaltigen.

Bei einer Verführung spielen sowohl die Sehnsucht nach der Nähe des anderen und die Berührungen der Sexualorgane vor allem eine Rolle, bei einer Vergewaltigung natürlich nur die Berührungen.

Soweit es in eigener Macht steht, ist bester Schutz vor einem nicht gewollten Außer-Kontrolle-Sein das Einhalten einer festen Reihenfolge in Sachen Liebe.

Und wer - etwa wegen einer noch intakten Jungfräulichkeit - auf keinen Fall einen Geschlechtsverkehr will, sollte unbedingt die (gezielt erotische) Manipulation seiner Sexualorgane durch andere verhindern (und auch durch sich selbst, siehe Selbstbefriedigung). Vor allen Praktiken der "praktizierten Enthaltsamkeit" und des Tantrismus muß man aus der Position guter Menschenkenntnis heraus mit dem Partner darüber reden und sich über seine Einstellung genauestens vergewissern, damit das Zusammensein auch wirklich ungezwungen sein kann. Zu bedenken ist, daß es auch für die Enthaltsamkeit das Gefühl der Unvermeidbarkeit geben kann: Das Angebot und die Aussicht, eine Nacht nackt neben einem sympathischen Menschen des anderen Geschlechts zu verbringen und mit ihm über alles reden zu können (siehe Gespräch 9), kann einen auch schon ganz schön wahnsinnig machen - gerade, wenn man (oder vor allem frau) sich sicher ist, daß es auch dabei bleibt. Doch hat das wenigstens den Vorteil, daß man/frau seiner Sexualität ein Ziel setzt und dieses bewußt anstrebt, denn wer sich hier kein solches Ziel setzt, dem passiert in einem Zustand des Gefühls der Unvermeidbarkeit dann eher immer gleich alles (siehe Überrumplung)! Im übrigen sprechen sowohl Verliebtheit wie auch Berührungen (auch erotische Küsse) das Gefühl der Unvermeidbarkeit unvergleichlich stärker an als etwa der Verzicht auf die (Sexual-)Scham. Von Vorteil ist auf alle Fälle, wenn hier eine gewisse Gewöhnung an die Nacktheit erst einmal längst vorhanden ist und wenn es besonders beim Mann keinen Wiederholungszwang gibt, der von früheren sexuellen Handlungen herrührt - denn von der Einstellung des Mannes hängt es ja in erster Linie ab, ob es nicht doch noch zu einer Überrumpelung kommt.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)