Die SCHÜCHTERNHEIT wird gerade von sehr vielen jungen Menschen als lästiges und überflüssiges Hemmnis gesehen, wenn es um die Kontaktaufnahme mit anderen Menschen geht. Und da sie befürchten, daß andere bei dem Wettrennen um einen interessanten Menschen schneller sind, wird sie schließlich mehr krampfig als elegant durchbrochen. Dabei ist die Schüchternheit wahrscheinlich eine von der Natur gegebene Hemmschwelle (siehe Angst, Furcht und vor allem auch Zehn Gebote), die verhindern soll, daß es zu engeren Beziehungen und vor allem auch zum Geschlechtsverkehr zwischen Menschen kommt, die doch nicht so recht zueinander passen. So kann es einem schüchternen Menschen nicht so leicht geschehen, daß er an einen falschen Partner gerät, weil er in einen verwirrenden Augenkontakt mit einem ansonsten wildfremden Menschen zuviel hineininterpretiert. Wenn trotzdem schüchterne Menschen die Hemmschwelle der Schüchternheit schließlich einmal durchbrechen, weil sie in intensiven Gefühlen entbrannt sind, dann kann es sich eigentlich immer nur um das Strohfeuer einer typischen Verliebtheit und keinesfalls um eine tatsächliche Liebe handeln. Und dieses Strohfeuer nutzen dann vor allem die entsprechenden Don-Juan-Typen beiderlei Geschlechts - angeblich, um uns zu befreien, in Wirklichkeit aber für ihre Geilheit oder besser Notgeilheit. Wenn es solche Typen also nicht gäbe, hätten wir mit dem Erlebnis der Phase der Ästhetik und der damit verbundenen Enthaltsamkeit vermutlich kaum größere Schwierigkeiten! Und bedenken wir, wie vor allem in manchen Ländern des Mittelmeerraums junge Männer ihre Schüchternheit gegenüber Frauen durchbrechen: Sie gehen ins Bordell, weil sie für den "Einstieg" eine Prostituierte brauchen, was für ein Krampf! Das wäre fast schon ein Beweis, daß die Spielregeln der Zehn Gebote durchaus menschengemäß sind, sie fordern nichts aus der Luft Gegriffenes, sondern bestätigen wie auch beim 5. Gebot (nämlich nicht zu töten) nur etwas, was wir eigentlich schon immer viel lieber wollten und was vor allem auch in unserem Interesse ist! Bei typischer Liebe kommt es beiden Partnern wenigstens im Nachhinein immer so vor, daß sie eigentlich von Anfang an beide mit großer Selbstverständlichkeit aufeinander zugegangen waren und sie kaum je die Hemmschwelle einer Schüchternheit zu durchbrechen brauchten. Sie hatten vielleicht Probleme mit den üblichen, jedoch im Grunde unnützen Tabus, doch wurde die Befreiung hier eher als spannende Aufgabe empfunden. Nutzen wir also die Phase der Schüchternheit, freuen wir uns, daß es sie gibt - und lassen wir uns sie nicht kaputt machen! Kultivieren wir sie und lassen wir sie einmünden in eine Phase der Ästhetik, bei der niemand mißbraucht und zerstört wird! Um ohne Schüchternheitsproblematik mit anderen Menschen ganz allgemein in Kontakt zu kommen, ist es beispielsweise sinnvoller, etwas zu organisieren, was einem selbst vernünftig erscheint und Freude macht - und es darauf ankommen läßt, daß davon auch andere angesprochen werden. Wer Kontakt aufnehmen will, wird nur zu bereitwillig auf ein solches Angebot eingehen, und es kommt auch unkompliziert zu einem Gespräch, und keiner hat Probleme mit der Schüchternheit. Nehmen andere das Angebot nicht an, hat man wenigstens selbst seine eigene Freude an der Organisation und an der Durchführung gehabt. Siehe auch Initiative.
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