BORDELL (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Ein BORDELL, auch Freudenhaus oder umgangssprachlich Puff, ist ein Haus, in dem sich zumeist Mädchen und Frauen als Prostituierte gegen Bezahlung zum Geschlechtsverkehr hergeben. Die Prostituierten, die da in einer Art Hotel ihrer Arbeit nachgehen, werden nur zu oft von Zuhältern beschützt, in Wirklichkeit handelt es sich oft genug um schamlose Ausbeutung. Den Mädchen und Frauen bleibt nämlich bisweilen nur ein Bruchteil von dem Geld zur eigenen Verfügung übrig, das sie verdienen.

Um die inzwischen allgemein anrüchig gewordenen Bezeichnungen wie Bordell und Puff zu umgehen, bieten heute statt dessen Eroscenter und Massagesalons die gleichen Dienstleistungen an.

Bordellkultur in anderen Kulturen:

Und zur Prostitution in islamischen Ländern? Nie davon gehört, sagte mir ein Freund, er konnte sich die gar nicht vorstellen, sind die Moslems denn nicht so sittenstreng?

Ja das ist es ja, dass dort viel eher eine Bordellkultur gibt als bei uns, irgendwie scheinen dort Prostitution und Bordelle ganz anders zur Kultur zu gehören als bei uns, irgendwie scheint das alles auch viel mehr gesellschaftlich akzeptiert zu sein.

Ob das die Kehrseite der strengen Moral ist, die ja doch nicht so sehr auf Freiwilligkeit beruht? Und ob die arrangierten Ehen wirklich der Weisheit letzter Schluss sind? Denn durch die geschieht es ja oft, dass Partner zusammen kommen, die sich gar nicht wirklich lieben und die dann auch noch gute Ausreden finden, fremd zu gehen bzw. Dienste von Prostituierten in Anspruch zu nehmen?

Ich möchte also einmal erzählen, was ich so erlebt habe:

Als ich Anfang der 70er Jahre durch die Türkei mit Linienbussen in den Iran gefahren war, war etwa in Erzurum abends Endstation - der nächste Bus ging am nächsten Morgen weiter. Also eine Nacht in irgendeinem Billighotel in Erzurum um den Busbahnhof herum. Und im Bus waren natürlich auch Gastarbeiter, die auf Ferientrip aus Deutschland in ihre Heimatorte waren und auch wie ich den Abend irgendwie verbringen mussten. Und wir freundeten uns an, zumal sie auch deutsch reden konnten - und nachdem wir unsere Zimmer belegt und das Gepäck verstaut hatten, ging´s per Einspänner ins "Puffhaus" (so sagten sie) - sie nahmen mich mit (ich erinnere mich, der und noch einer saßen auf der Bank und ich saß vor ihnen auf dem Boden), ich wollte mir das doch mal ansehen. Ach, das war ein ganzes Viertel (wie groß, weiß ich nicht). Jedenfalls ein abgesperrter Bezirk (wie ein Ghetto?), und am Eingang in den Bezirk wurden alle auf Waffen ( ?) abgetastet, zwei mal, einmal von der Polizei und einmal von der Militärpolizei. Und als "mein Freund" mich auf deutsch ansprach, ließ der Polizist von mir ab.

Ja und dann das Viertel: Ich erinnere mich an einen wunderschönen Platz mit Bäumen und Lampen, richtig idyllisch, und um dem Platz herum einstöckige Häuschen mit großen Schildern drüber mit dem Text "Patron .....", also dann noch eine Telefonnummer, und mit großen Fenstern bzw. großen Türöffnungen (so wie bei uns Hebeschiebelanlagen, doch alles offen). Und vor jeder "Öffnung" eine Traube voller Männer und dann in den Räumen Frauen auf einem Sofa - und alles sehr türkisch - irgendwie wie 1001 Nacht. Ach was soll´s dachte ich, mich kennt ja eh niemand, ich gehe mal durch so einen Kordon durch und sehe mir den Aushang (Preisliste) mit Dienstsiegel an. Und da ich das nicht verstand, winkte ich meinem Freund, dass er kommen sollte, um mir zu erklären, was da stand. Also: „Einmal“ für umgerechnet 2, 80 Mark, „eine Stunde“ 6 Mark und „eine Nacht“ 28 Mark. Fand ich interessant, man konnte sich also das Hotel sparen und da konnte sich wenigstens ein wenig Gefühl entwickeln, also nicht nur zackzack....

Klar, ich habe das Angebot nicht genutzt, sonst könnte ich das wohl nicht so erzählen...

Und so etwas Ähnliches habe ich später noch mal in Kayseri in der Zentraltürkei mitbekommen. Da waren die Autoschlosser und die Teppichhändler, mit denen ich dort zu tun hatte, ganz jeck - denn es sollte dort eine "Neue" geben - also hin... Doch zu ihrem Bedauern hatte die gerade Kundschaft...

Heute ist das sicher noch genauso. Als ich das mal einer türkischen Schülerin, die sich von meinem Unterricht abgemeldet hatte und mir vorhielt, dass die Türken viel moralischer als die Deutschen seien und dass sie sich von mir nichts sagen ließe, erzählte, wies sie das wütend ab, das seien doch alles Russinnen... Ach so...

Und im heutigen Iran, in diesem Gottesstaat, in dem es angeblich wieder die strengsten Moralgesetze gibt?

Auch dort gibt es natürlich Prostitution und Bordelle. Da es im Islam die Ehe auf Zeit gibt, ist dort ist jedem Bordell eben ein Standesamt angegliedert (oder irgendetwas in dieser Richtung), in dem man zuerst heiratet und sich dann wieder scheiden lässt. Wo ein Wille ist, ist ein Weg - und moralisches Verhalten kann man eben nie über Gesetze erzwingen (siehe Verbote), so etwas geht nur freiwillig oder gar nicht. Und es ist doch die Aufgabe, Menschen dazu zu motivieren. Doch was ist, wenn die Relgion selbst verdorben ist, wenn - wie Jesus sagte - das Salz seine Kraft verloren hat?

Und auch sonst: Eine iranische Studentin erzählte einmal einem Journalisten, dass es bei ihnen im Iran wohl die schärfsten Parties auf der Welt gäbe: "Alles haben sie uns verboten, wir dürfen nichts. Das einzige, was sie uns nicht verbieten können, ist das Ficken. Also tun wir das!"

Das Problem ist allerdings, dass dieselben Frauen, die jetzt so reden, später das alles als "Sünden ihrer Jugend" beklagen - und sich daher auch schämen, dazu zu stehen - und dann genauso verklemmt wie die jetzigen Religionsbehörden werden - und daher mit die Ursache werden, dass die späteren jungen Menschen wieder so werden wie sie jetzt. Ein Teufelskreislauf...

Und wie mag das vor 2000 Jahren ausgesehen haben - im Orient, zur Zeit Jesu?

Es gab ja auch damals eigentlich nur arrangierte Ehen, vor allem natürlich bei den "Bürgerlichen". Und wo es die gibt, da gibt es auf alle Fälle Prostitution - und die dürfte so ähnlich ausgesehen haben wie in heutigen Ländern, in denen die arrangierten Ehen üblich sind. "Opfer" waren dann wohl vor allem die Töchter und Frauen der einfachen Leute, der Armen. Und da hatte Jesus eben Partei ergriffen - für die Armen.


(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)