ANONYME INDUSTRIEGESELLSCHAFT. Hierzu ein kurzer Schriftwechsel mit einer Besucherin der Website basisreligion:
DORA: Kennst du das Buch "Lassen Sie der
Seele Flügel" wachsen von Peter Lauster? Hier kannst du eintauchen in unsere
verkorkste, voll instruierte Gesellschaft, wirst wachgerüttelt - ich bin
wachgerüttelt worden-, wirst darauf hin gestoßen, dass du aus der Gesellschaft
aussteigen musst, also die Angepasstheit verlassen musst, wenn du deine
Individualität leben willst.
MICHAEL (basisreligion):
Nein, wir sind nicht krank, wir sind Sklaven. Doch die "oben" sind auch Sklaven,
sie stehen immer in dem Stress, die anderen Sklaven beschäftigen zu müssen, weil
die sonst rebellieren usw. Ich meine allerdings anders als Peter Lauster, dass
es nicht die Industriegesellschaft ist, die die
Sklaverei bewirkt. Es ist die fehlende Autonomie des Menschen in den
persönlichsten Dingen. Wenn ich an das Gespräch 2
denke, da passiert überflüssiges "Sachewerden" des Menschen! Und wenn sich ein
Mädchen mal überlegt, nicht Sache zu werden, dann kümmert das keinen Pädagogen -
siehe Gespräch 40! Und dieses Wegsehen ist für
mich schofel und sogar kriminell. Mein Ziel ist, das zu ändern, daß der Mensch
zur Freiheit und zu (wirklicher)
Emanzipation geführt wird - und sehen wir
dann weiter! (Ich habe das Problem unter Sklavenmoral
beschrieben...) Und ich könnte mir vorstellen, dass innerlich freie und emanzipierte Menschen auch schließlich zu einem völlig neuen Umgang miteinander in der angeblich so anonymen Industriegesellschaft kommen - frei von jedem oberflächlichen Hedonismus und von jeder Ausbeutung des Menschen durch den Menschen! Hier sind Menschen mit einem christlichen Glauben in der Nachfolge Jesu (allerdings in wirklicher!) gefragt!
DORA: Sicherlich hast du
mit deiner Aussage bezüglich der Industriegesellschaft teilweise recht - aber
eben nur teilweise - und wenn ich deinen Text zur Sklavenmoral lese , meine ich
fast schon, ich lese Lausters Buch noch einmal. "...Die Lebenslügen sind Denkhaltungen, Einstellungen, Lebensphilosophien, die helfen sollen, das Leben in Verbindung mit den Abwehrmechanismen erfolgreich zu bestehen und Misserfolge möglichst zu vermeiden. Die Abwehrmechanismen helfen, die Lebenslügen zu stützen, aufrechtzuerhalten und gegen Angriffe zu verteidigen. Die einzelnen Lebenslügen ergänzen und verfilzen sich zu einem Lügensystem. Ich bezeichnete die Lebenslügen nach der für die charakteristischen Lügenaussage. Die erste Lebenslüge lautet: "Charakter ist wichtiger als Individualität". Aus dem Abwehrmechanismus "Identifizierung mit den Normen der Erziehung und Gesellschaft" entwickelt sich eine Normenlust und der so genannte Charakterpanzer auf Kosten der Individualität. Eigener und fremder individueller Ausdruck wird verurteilt und bekämpft. Die zweite Lebenslüge "Der Mensch braucht Vorbilder und Ideale" ist die Folge der ersten Lüge, führt zur verstärkten Selbstmanipulation und zur weiteren Selbstentfremdung. Die dritte Lebenslüge "Sicherheit geht vor, Freiheit führt zum Chaos" (von mir: - sicherlich auch ein Aspekt, den ganz besonders Mädels spezifisch, auch sexuell reagieren lassen und u. a. die meisten Ehen entstehen lassen. Man spricht nicht umsonst bei Frauen von Torschlusspanik) wurde bereits angedeutet, als die Angst beschrieben wurde, "draußen zu stehen". Das Anpassungsstreben wird weiter ausgebaut und verbindet sich mit der Normenlust zum Anpassungszwang (von mir: Sklaverei). Sicherheit und Geborgenheit werden nur in der Anpassung gefunden, wogegen Freiheit Angstgefühle wecken. Die vierte Lebenslüge "Jeder ist sich selbst der Nächste" entspringt der Erkenntnis, die Individualität und Selbstentfaltung bisher nicht gefunden zu haben. In einer sozialen Umwelt von charaktergepanzerten Menschen, die selbstentfremdet in Konkurrenz aufeinander bezogen sind, erscheint das Ego-Zentrierung als der einzige Ausweg, das Leben erfolgreich zu bewältigen - und so treibt die vierte Lebenslüge den Menschen weiter in die Isolation. Sie wird gestützt und ergänzt durch die fünfte Lüge: "Die Menschen sind nicht gleich, es gibt Rang- und Wertunterschiede" (Frage von mir: Steht nicht irgendwo in der Bibel, vor Gott sind alle gleich?). Hieraus folgt das Geltungs- und Statusstreben, das die Isolation des fremd- und selbstmanipulierten Charakterpanzers weiter verschärft. Neben der Isolation versteckt sich das Konkurrenzdenken und das Angstgefühl vor den Mitmenschen. Weiter vervollständigt wird das bisherige Lügensystem durch die sechste Lüge: "Intelligenz ist wichtiger als Gefühl." zum allgemeinen Charakterpanzer kommt die Gefühlsunterdrückung und Gefühlspanzerung hinzu. Gefühle sind beim Konkurrenzstreben nur hinderlich, wogegen die Entwicklung der Intelligenz und Rationalität förderlich erscheint, um sich durchzusetzen und gegenüber den Mitmenschen zu behaupten. Gefühle werden abgewertet (von mir: hier glaube ich werden Frauen unterschätzt, weil sie zumeist doch viel Gefühl besitzen, Männer aber meistens nicht wirklich Empathie entwickeln können und die Gefühlswelt der Frauen radikal untergraben. Männer haben mehr Angst vor Gefühlen als Frauen, warum eigentlich? Weil sie mit einem Fußball im Bett groß geworden sind oder weil sie die Frauenliebe nach einer ergötzenden Mutterliebe nicht mehr ertragen können oder????) und geradezu hasserfüllt bei anderen verurteilt (Projektion). Sie gelten als Krankheit - obwohl sie unter psychologischem Aspekt ein Zeichen von Lebenswille und Gesundheit sind. Die siebte Lebenslüge "Wer liebt möchte besitzen" ist als Ergänzung zum bisherigen Lügensystem psycho-"logisch". Der Besitzwille des eifersüchtig Isolierten und konkurrenzbezogenen Angepassten, der vor Gefühlen und Individualität Angst hat, macht sich natürlich auch gegenüber dem Sexual- und Liebespartner in egoistischer Weise bemerkbar. Der Besitz des geliebten Partners soll die Isolation ein bisschen erleichtern helfen und wird eifersüchtig gehütet als "meine Liebe, mein Partner" (Von mir: auch diese Erfahrung ist mir nicht erspart geblieben, merke aber gerade, dass ich auf neuen Wegen bin und sich plötzlich gefühlsmäßig etwas ändert, zu mindest wünsche ich mir das von mir selbst.)
Die achte Lebenslüge schließlich "Der Körper ist Mittel
zum Zweck", beruht auf dem Besitzdenken und dem Erfolgsstreben des Isolierten,
der seine Emotion unterdrückt und die Intelligenz überbewertet. Was zählt ist
die vordergründig erfolgreiche Funktion; so wird der Körper missbraucht und die
seelisch-körperliche Einheit missachtet. Die Signale des Körpers werden
überhört, da eine immer stärkere Entfremdung vom Körper eintritt, so dass die
Meinung entsteht, dass Körper und Seele zwei getrennte Dinge sind. Schließlich
zählt nur noch eine Funktion als wichtig: die Intelligenz und die aus ihr
fließende Rationalität. Reaktionen aus dem emotionalen und körperlichen Bereich
werden der Intelligenz untergeordnet." MICHAEL: Ich bleibe dabei, der Mensch ist vordergründigem Besitzdenken und oberflächlichem Hedonismus ausgeliefert mit all dem Rattenschwanz, den das alles mit sich bringt, weil er in dem entscheidenden Alter nie zur Freiheit und zur Emanzipation geführt wird (siehe Kairos, Kindererziehung und Erstkommunion). Schau Dir doch einmal an, was in diesem Alter dem jungen Menschen beigebracht wird, irgendwelche Opfer des Verstandes (siehe sacrificium intellectus) und gerade im Hinblick auf die Sexualmoral ein über-ich-gesteuertes Gewissen, und gerade das alles hängt ja auch mit seiner Beziehung von Körper und Seele und damit mit seiner ganzen Gefühlswelt zusammen. Von einem unschuldigen Spaß am eigenen Körper, also von dem Erlebnis einer Phase der Ästhetik, keine Spur, gerade Mädchen wird der Cinderella-Komplex sozusagen eingebrannt! Was wird hier nicht alles falsch gemacht und verpasst - wir können von Glück reden, dass der Lebenswille der Menschen trotzdem so stark ist, dass solche Katastrophen wie die Wahl eines Hitlers nur echt selten vorkommen. Doch wirklich gesund ist der Mensch noch lange nicht, er badet es nur anders aus - und produziert wieder neue "Krüppel"... Meine stereotype Forderung: Machen wir das alles erst einmal anders und vernünftig, und sehen wir dann weiter! DORA: Ich habe über das Stichwort Sklavenmoral mal mit Freunden geredet. Sie meinten, dass der Artikel gut ist. Doch wird leider trotz der klugen Worte mehr gefragt als geantwortet. Die Sprache sei suggestiv, weil sie menschliche Regeln in die Nähe von Sklaverei rückt. Außerdem steht Jesus für "Selbstlosigkeit" und er erwartet also keinen Gewinn. Und dann scheint meinen Freunden enorm schwierig, diese Idee in menschlichen Gesellschaften durchzusetzen, weil der Mensch eben auch die andere Seite hat, die ihn sehr an das "Es" bindet.
MICHAEL: Ja klar, fehlt in dem
Stichwort einiges. Denn das Stichwort gehört ja auch in den größeren
Zusammenhang der ganzen Website - nicht umsonst ist da so viel draus geworden!
Sind nicht viele menschliche Regeln auch die Regeln von Sklaven, freie Menschen
würden das nie so machen, u. a. ein freier Mensch würde am Strand nie eine
Badehose anziehen (wirklich nicht, denn der braucht nichts von sich zu
verstecken, der kann zu dem stehen, was er nun einmal hat, siehe
Scham)! Wer natürlich das Konzept der
Erziehung zur Freiheit
(siehe Kindererziehung und
Erstkommunion) nicht anerkennt und will, dem
kann ich auch nicht helfen. Der soll sich aber nicht beschweren, dass der Mensch
zu sehr an das "Es" gebunden ist. Mit einem "über-ich-gesteuerten"
Gewissen kriegt der Mensch sein "Es" nie in den
Griff, das ist wahr, was aber mit einem "ich-gesteuerten"? Mit dem
suggestiv sehe ich das so: Wenn jemand gute Argumente hat, gegen die man nun
wirklich nichts mehr sagen kann, dann ist er eben suggestiv... Und ob Jesus keinen
Gewinn erwartet (meint das, daß er keine Forderungen stellt?), wage ich auch zu
bezweifeln, es gibt ja auch die Gleichnisse von den klugen Jungfrauen und dem
ungetreuen Verwalter... |