Eine ENTFREMDUNG bezeichnet den Zustand, in dem ein Mensch nicht mehr er selbst ist. Wir können uns das sehr gut anhand eines Beispiels aus der Tierwelt erklären: So ist etwa ein Löwe von der Natur (oder auch von seiner Veranlagung her) für das Leben in freier Wildbahn geschaffen und nicht für das Leben hinter den Gitterstäben in einem Zoo. Nur in freier Wildbahn ist er wirklich Löwe, nur dort kann er sein Löwesein wirklich leben, nur dort ist er wirklich leiblich und seelisch gesund (sicher können wir auch bei einem Löwen so reden) und kann damit alles sein, was typisch für einen Löwen ist, im Zoo dagegen ist er nicht mehr als eine dahinvegetierende Kreatur, er ist entfremdet. Genau dasselbe ist gemeint, wenn bei anderen Tieren von einer Verhausschweinung die Rede ist. So wie nun der Löwe (oder das Schwein) für das Leben in freier Wildbahn geschaffen ist, ist nach unserem christlichen Glauben der Mensch für die Einheit von Leib und Seele geboren, ja er ist auf diese Einheit angewiesen, ob er sich dessen bewußt ist oder nicht, um wirklich Mensch zu sein. Und selbst wenn er diese Einheit einmal nicht konkret leben kann, so braucht er doch wenigstens eine Hoffnung darauf. Und wenn ihm das alles genommen ist, dann ist er gar nicht mehr wirklich Mensch, dann ist auch er entfremdet. Die Marxisten, deren Hauptanliegen ebenfalls die Befreiung des Menschen von Entfremdung ist, sehen dagegen die Ursache der Entfremdung in entfremdeter Arbeit. Damit meinen sie diejenige Arbeit, die Menschen im Austausch gegen Geld oder gegen andere materielle Dinge für einen ihnen oft unbekannten Unternehmer (der - immer in der Sprache der Marxisten - ja ein Kapitalist ist) verrichten müssen, um ihr Leben mehr oder weniger gut zu fristen (siehe Marxismus). Damit werden die Menschen zur Ware gemacht, sie sind also nicht mehr wirklich Mensch. Diese entwürdigende Entfremdung ist für die Marxisten von besonderer schwerwiegender Tragik, da sie in der Arbeit die wichtigste zwischenmenschliche Beziehung sehen. So wie nun von uns Christen in der Einheit von Leib und Seele, deren Gipfel die Begegnung von zwei Menschen in Liebe und Partnerschaft ist, das wichtigste zwischenmenschliche Bindeglied gesehen wird, so haben wir für die Verstöße gegen diese Einheit auch eine christliche Deutung für Entfremdung: Sie heißt bei uns ganz einfach Sünde. Und da wir von unserer Veranlagung her (oder auch von Gott, wenn wir so wollen) mit einem Verstand ausgestattet sind, damit wir diese Einheit bewußt und zielstrebig anstreben können, müssen alle Ideologien, die uns von diesem Verstand weg erziehen und statt dessen mit Ängsten und Zwängen zu manipulieren versuchen, als Beihilfe zur Entfremdung eingestuft werden (siehe beispielsweise nützliche Idioten, Gehirnwäsche, Kultur, Religion, Tabus, Egoismus, Dekadenz, Realitätsbewußtsein, Information, Emanzipation). Eigentlich sollte ja die Botschaft des wirklichen Jesus uns von allen Entfremdungen weg zu einem vollen Menschsein mit Leib und Seele führen, doch leider leistet sie dies - zumindest weitgehend - nicht mehr, weil auch sie entfremdet ist - und zwar zu einer typischen Priesterreligion. Die Befreiung von Entfremdungen im christlichen Sinn nennen wir Erlösung. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |