SHINTOISMUS (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

SHINTOISMUS (oder auch SCHINTOISMUS) - am besten ist es, wenn Sie sich erst einmal woanders informieren und dann die "Ergänzungen" aus der Sicht von basisreligion lesen.

Wenn Sie sonst nichts haben, dann können Sie in die Microsoft® Encarta® Enzyklopädie Professional 2003 schauen <allerdings ohne die Bilder>: HIER -

oder in das Buch "Religionen - Wesen und Geschichte" von Hans-Joachim Schoeps, Gütersloh, ohne Jahr, was da über Shintoismus steht, halte ich für sehr informativ, Sie können die entsprechenden Passagen erhalten, wenn Sie sie bei mir anfordern unter KONTAKT!

Im Wikipedia-Wörterbuch steht zwar nicht viel, doch wenigstens ein Überblick über die Religionen in Japan.

KOMMENTAR UND ERGÄNZUNGEN aus der Sicht von basisreligion: AUDI ET ALTERA PARS (zu deutsch: Höre auch die andere Seite!)

Was in den Büchern über eine Religion steht, ist üblicherweise immer schön und gut und klingt wunderbar nach den Spielregeln der Political Correctness. Doch das ist selten die ganze Wirklichkeit, wirklichen Aufschluß, was mit einer Religion los ist, gibt eigentlich erst der Volksglauben. Obwohl sich inzwischen nur knapp ein Fünftel der Bevölkerung in Japan zum Shintoismus bekennt, scheint der Hintergrund des Shintoismus, nämlich ein "gezähmter" Glauben an Naturgottheiten und -geister, immer noch weitgehend der Hintergrund der Glaubensvorstellungen aller Japaner zu sein. Wir haben hier eine typische Vielgötterei vor uns, die in etwa unseren vorchristlichen Religionen, also denen der alten Babylonier, Ägypter, Griechen, Römer, Germanen, entspricht. Ist es nicht eine phantastische Sache, daß also unsere alten Religionen vermutlich in Japan noch lebendig sind? Was es alles für Parallelen gibt, merken wir erst, wenn wir einmal selbst durch Japan fahren und uns auf japanische Frömmigkeit einlassen oder uns sonst wie mit dem Alltag der Japaner beschäftigen und vor allem "genau hinschauen". Ziehen Sie Ihre Schlüsse selbst!

Nach dem Glauben der Shintoanhänger ist der japanischer Kaiser - oder genauer „Tenno“ - direkter Nachfahre der Sonnengöttin Amaterasu; eine vergleichbare „Verwandtschaftsbeziehung“ nahmen ja auch die alten Ägypter von ihren Pharaonen an (siehe Sohn Gottes und Jungfrauengeburt).

Wie die bei besonderen Anlässen stattfindende „kultische Vereinigung“ des Tennos mit seiner Urahne genau geschieht, wissen wir nicht, es gibt da allerhand Gerüchte, doch dürfte diese Vereinigung zumindest eine geistige Variante der „heiligen Hochzeit“ sein, die der Priesterkönig im alten Babylon (und in anderen Städten im damaligen Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris) auf der Spitze der Stufenpyramide mit der Oberpriesterin „vollzog“, siehe Turmbau von Babel. (Aus der Sicht der alten Juden war dieser „Gottesdienst zur Segnung von Stadt und Land“ schlichte „Unmoral“ oder „Sünde“, weil hier Geschlechtsverkehr von Menschen stattfand, die nicht  miteinander auch im sonstigen Leben Partner waren - es war eben Tempelprostitution. Daher die Verurteilung der Menschen, die da den Turm von Babel bauten, sie wirkten ja durch ihre Arbeit mit beim „unmoralischen Götzendienst“ und sie haben schließlich ja auch in ihren entsprechenden Gottesdiensten „eifrig“ nachgemacht, was da die „Oberen“ machten.)

Und inwieweit Priester Nachkommen einer Gottheit sein sollen oder können, siehe im Zusammenhang mit dem Aso-Schrein im Reisebericht über Japan.

Auffällig sind massive Parallelen im Volksglauben zum Volksglauben unserer abendländischen Antike:

1. Das interessante jährliche Jibeta-Matsuri-Fest der Metall-Phallus-Gottheiten Kaanamara-sama

ist eines der Hauptattraktionen in Kawasaki. Ursprung ist die Legende eines Mädchens (schön und reich, natürlich), die ein ungewöhnliches und schreckliches Leiden hatte. In ihr wohnte nämlich ein scharfzahniger Teufel, der schon zwei aufeinander folgenden Bräutigamen den Penis abgebissen hatte, die ihre Hochzeitsnachtpflicht erfüllen wollten. Doch schließlich nahm ein göttlich inspirierter Schmied das Mädchen mit einem eisernen Phallus, an dem sich der Teufel die Zähne ausbiß, und so konnte er das Mädchen entjungfern. Und jedermann konnte seitdem befreit von dem bösen Teufel glücklich leben, besonders die Geschäftsleute von Kawasaki, die das Fest wieder belebt haben, das auch die Götter der Geschäftsleute ehrt, Wachstum, Wohlstand und Fortpflanzung, alles verschiedene Formen von Fruchtbarkeit. - Was auch immer die Motivation ist, jeder hat seinen Spaß bei dem Fest, wenn die Phallusse in einer Prozession getragen werden, die örtlichen Schmiede die alte Geschichte vom Schmieden des Phallus wieder aufleben lassen, und die ganze Sache ist vor allem eine humorvolle Feierlichkeit. Das Fest findet jährlich am 15. April in der Nähe dem Taishi-Bahnof in Kawasaki statt, es beginnt am frühen Nachmittag mit Musik und dann findet die Parade der heiligen Sänfte und der verkleideten Leute statt, die die phallischen Opfergaben tragen, dann folgt das Schmieden und schließlich ein Freiluftbankett. - Im Tempel konnte ich nichts entdecken, was auf den Kult hinweist, doch gab es in den Geschäften auf der Straße vor dem Tempel jede Menge gräßliche Pappmaché-Köpfe in verschiedenen Größen - offensichtlich dieses Teufels. In dem Schrankaltar im Wohnzimmeraltar einer Frau, die auf der Südinsel Kyushu eine Pension hatte, fand ich genau einen solchen Kopf, offenbar also ein verbreiteter Kult. (Die Informationen über das Fest in Kawasaki habe ich aus dem Japan-Reiseführer "a travel survival kit" von Ian L McQueen, lonely planet, 1989, Seite 207 entnommen, ja bisweilen sind Reiseführer die besten Quellen, ganz einfach, weil hier eine Konkurrenzsituation vorliegt!)

Und die Parallele in unserer westlichen Antike mit den Erklärungen von Ernest Borneman ("Das Patriarchat", Fischer Taschenbuch 1979-1981, Seite 202: "Theodor Hopfner sagt in seinem vorzüglich recherchierten, aber soziologisch mangelhaften Werk "Das Sexualleben der Griechen und Römer" (Prag 1938): Im Allgemeinen erscheint so das Weib als minderwertig, und sowohl in körperlicher als auch in seelisch-moralischer Beziehung, woraus sich auch die Zurückdrängung der Frau im öffentlichen Leben, ja auch im geistig-gesellschaftlichen Leben ergab, obwohl auch wieder diese Zurückdrängung unleugbare Minderwertigkeit beim weiblichen Geschlechte erzeugen mußte.´ Das Argument ist nicht gerade falsch, aber es setzt zu spät ein: Es beginnt mit dem zweiten Glied der logischen Kette. Denn wieso drängte der Grieche die Frau zurück? Nicht weil sie wirklich minderwertig war und auch nicht, weil er sie als minderwertig betrachtete, sondern genau im Gegenteil: Weil er ihre Überlegenheit fürchtete und weil sie Jahrhunderte der Unterdrückung, zu der man sie verurteilt hatte, sein schlechtes Gewissen und damit seine Angst vor ihrer Rache verstärken mußte.

Man denke nur an die Panik, die er vor den Genitalien der Frau empfand. Überall in der griechischen Folklore tritt uns das Schreckbild der `gezahnten Vagina´, `der kastrierenden Scheide entgegen. Ein wichtiger Teil der griechischen Analerotik....entsprang der Furcht vor der Vulva und der Substitution des Analverkehrs für den Koitus, Geschlechtsverkehr mit einer Frau galt als schwächend, mit einem Knaben als stärkend..." 

2. Oder der Kult um die Fruchtbarkeitsschreine in der Nähe von Nagoya auf der Hauptinsel Honshu:

Es gibt zahlreiche Schreine dieser Art in ganz Japan, doch die in der Nähe von Nagoya sind die bekanntesten und die am einfachsten zu erreichenden. Beim Oagata-jinja-Schrein finden sich mehrere Naturerscheinungen, wie ein Felsbrocken mit einer Spalte, der einem weiblichen Genital ähnelt. Der Pilgerort ist populär besonders für Frauen, bei denen es sich um Heirat dreht oder die sich ein Kind wünschen. Im Tagata-jinja-Schrein in der Nähe gibt es das männliche Pendant. In einem Nebengebäude befindet sich jede Menge von geschnitzten Phallen in der Größe von ein paar Zentimetern bis zu zwei Metern, die alle von dankbaren Eltern gestiftet wurden. Das interessante Fest ist jährlich am 15. März. Ein etwa drei Meter langer hölzerner Phallus wird in einer Prozession von einem etwa einem km entfernten weiteren Tempel hergebracht, begleitet von Tengu, einer Shintogottheit mit einer sehr langen Nase (auch ein phallisches Zeichen) und mehreren Frauen, die kleinere hölzerne Phallen tragen, die dem großen ähneln. Die Prozession beginnt am frühen Nachmittag. Schon am Morgen werden Reisweinfässer aufgebrochen und der Inhalt - Sake - wird verteilt (Sake, auch Reiswein genannt – obwohl es sich nicht um einen Wein handelt –, vergorenes alkoholisches Getränk, das aus Reis gewonnen wird, in Japan sehr beliebt ist und meist heiß oder warm getrunken wird. Sake spielt in der japanischen Religion und bei gesellschaftlichen Ereignissen eine wichtige Rolle. Der Brauvorgang, der auf eine mehrere Jahrhunderte alte Tradition zurückgeht, dauert etwa sechs Wochen. Dabei wird zuerst geschälter und gedämpfter Reis, koji genannt, mit einem kultivierten Schimmelpilz und Wasser gemischt und durchgeknetet. Diese Mischung wird erhitzt und danach in großen Fässern, manchmal unter Beimischung von Hefe, vergoren. Ein Keimbefall dieses Sudes wird durch die Zugabe von Milchsäure verhindert. Anschließend filtert man den nun trinkfertigen Sake ab. Sake schmeckt ähnlich wie Sherry und hat einen Alkoholgehalt von ungefähr 12 bis 17 Volumenprozent). Die Leute, die den Mikoshi tragen (also den tragbaren Schrein), machen häufige Halte, um an dem Sake teilzuhaben, und die Besitzer aller Felder, an denen die Prozession vorbeikommt, geben auch ihre Weinopfer, so daß die Träger schließlich ziemlich "blau" sind und in die richtige Richtung geführt werden müssen. Üblicherweise wird am Schrein die Route angezeigt, die eigentlich auf der Hauptstraße entlang geht, doch wird sie jetzt aus Sicherheitsgründen in Nebenstraßen verlegt, so kann sie ungestört verlaufen bis die "verklemmten" Polizisten einschreiten. Interessant ist, was es sonst noch alles in Penisform gibt: die Gebetsglocke, die Souvenirs für die Kinder... Beim Oagata-jinja-Schrein findet das Fest am Wochenende nach dem 15. März statt. Zahlreiche hübsche Mädchen (vielleicht Bräute?) fahren auf geschmückten Prozessionswagen wie auch der Mikoshi-Schrein, eine diskret verdeckte Baumwurzel, die als weibliches Symbol dient (ebenfalls nach dem "lonely planet"-Reiseführer: Seite 383f).

Und unser antikes Pendant: Wir kennen den griechischen Gott Dionysos immer nur als Weingott. Doch Borneman weiß noch mehr: "Bezeichnend für die Verbreitung der Päderastie unter den Göttern ist die Tatsache, daß Dionysos während seines Idylls mit dem Knaben (Ampelos) nur eine Sorge hat: daß Zeus, der Vater der Götter und der eigene Vater des Dionysos, ihm den Knaben stehlen könnte, da er schöner sei als Ganymed, den Zeus bereits in den Olymp eingeführt hatte....Andere Knaben des Dionysos waren Achilles, Adonis, Hermaphroditos, Hymenaios und Laonis. Ein interessantes Abenteuer hatte er mit Prosymnos, der ihm versprach, ihm die Geheimnisse der Unterwelt zu zeigen, wenn er sich ihm später anal zu Verfügung stellte. Dionysos stimmte zu. Als er aber aus der Unterwelt zurückkam, fand er Prosymnos tot. Darauf schmitzte er sich ein künstliches Glied aus Holz und führte es in seinen After ein, um auch dem Toten gegenüber nicht vertragsbrüchig zu werden. Die Griechen meinten, daß der Brauch, hölzerne Phallen an allen Dionysosfesten herumzutragen, auf dieses Geschehnis zurückzuführen sei (s.o. Seite 285). 

Also zumindest in unserer (griechischen) Antike auch die Verbindung von Phallusprozession und Alkohol!

Und Carola Meier-Seethaler ("Ursprünge und Befreiungen - Die sexistischen Wurzeln der Kultur", online im Internet) schreibt über altägyptische Mythologie: "Im Alten Reich Ägyptens hat man den König nach seinem Tod mit Osiris identifiziert, mit jenem Sohngeliebten der Isis, den wir als Totenrichter der Unterwelt kennen, der aber ursprünglich vor allem ein Vegetations- und Fruchtbarkeitsgott war. Er ist der Mondgott und Spender der Feuchtigkeit, der Gott der Äcker und Saaten und der große Samenspender, dessen Phallus in riesiger Nachbildung auf Kultprozessionen herumgetragen wurde." Von Alkoholkonsum wird hier nicht berichtet, es erschien der Verfasserin vermutlich nicht wichtig, jedoch können wir erkennen, wie üblich solcher Phalluskult in Vielgöttereien ist und wie sehr Fruchtbarkeit mit anderen Zuständigkeiten, die wir heute eher als typisch für eine Religion empfinden, zusammenhängt.

3. Massiv ist auch, was sich beim Staatskultort Ise (dort "wohnt" die Sonnengöttin Amaterasu) abspielt.

Ich zitiere aus meinem Reisebericht „Japan 1991“!:

Die Tempel selbst wirken zunächst eher enttäuschend, eher so wie die Häuser, die wir aus unserer Steinzeit kennen, also im Grunde Häuser von ganz schlichter Bauweise völlig aus Holz und mit einer Art Reetdach, allerdings etwas feudaler. Diese Bauweise läßt darauf schließen, daß wir es mit einem uralten Kult zu tun haben, der wahrscheinlich ursprünglicher ist als alles das, was ich bei meinen Reisen bisher gesehen habe und was ich etwa auch von Indien kenne. Denn wenn sich die Bauten nicht verändert haben, dann hat sich eben wahrscheinlich der Kult auch nicht verändert. Somit dürfte auch das, was wir in den Tempeln am Tag zuvor (und auch sonst) gesehen haben, auch zu den Kennzeichen wirklich alter und ursprünglicher Religionen gehören.

Und noch etwas ist typisch für die alten Religionen: In dem o.a. erwähnten Buch "Religionen" v. H.-J. Schoeps las ich, daß gleich neben den Tempeln überall die "öffentlichen Häuser" stehen, "bei denen die Feiernden ohne Scham ein- und ausgehen. Selbst von den Tempeln von Ise sagt man im Sprichwort: 'Nach Ise nimmt man die Frau nicht mit.' Daß dieses wilde Treiben den Fremden dennoch gebändigt erscheint, liegt an der Zucht des Benehmens, die alle Äußerungen der Leidenschaft in Japan niederhält." Wir haben davon nichts bemerkt, allerdings haben wir darauf auch nicht geachtet. Doch ich glaube sicher, daß es stimmt. Vielleicht sollte der Theologe Drewermann, der ja zur Zeit mit seinen tiefenpsychologischen Deutungen so aneckt, doch einmal zur Information über wirkliche alte Mythen nach Japan fahren!

Interessant in Ise ist auch, daß das Amt des Oberpriesters von der Schwester des jetzigen Tenno ausgeübt wird, ansonsten gibt es noch hundert ausschließlich männliche Priester. Wenn ich mir das alles mit dem zusammenreime, was ich sonst so weiß, etwa über die chinesischen Kaiser (siehe unter Tempelprostitution). These dieser Website ist ja unter anderem, daß die Adam-und-Eva-Geschichte genau gegen solche Kulte konzipiert wurde!

 

4. Merkwürdig ist auch das Ritual der Thronbesteigung des Tenno (also des japanischen Kaisers).

Lesen Sie einmal selbst den Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 23.09.1990:

Der Tenno vollzog ein Ritual, das von Geheimwissen umwittert ist

FRED de LA TROBE, Tokio

In schneeweiße Seidengewänder gehüllt, zelebrierte am Abend der japanische Kaiser Akihito die letzte Zeremonie seiner Thronbesteigung, das Daijosai (großes Speiseopfer). Das Ritual, das bis Donnerstag morgen um drei Uhr dauerte, fand in den im Ostgarten des Palastes neu errichteten Zwillingshallen Yukiden und Sukiden statt. Im Zusammensein mit der Sonnengöttin Amaterasu kostete der Tenno den seit vergangenem Jahr gezogenen und zubereiteten heiligen Reis und Sake (Reiswein). Der Vollzug der Zeremonie ist teilweise geheim, laut dem kaiserlichen Hofamt beginnt sie aber mit einem rituellen Bad und dem anschließenden Gang zur Yukiden‑Halle, in der der Kaiser der Gottheit die heilige Speise und den Sake opfert, t., selbst davon kostet. darauf Amaterasu für die Ernte dankt und für Frieden und Wohlergehen des Volkes betet. Der ganze Ablauf wiederholt sich nach Mitternacht in der Sukiden‑Halle.

Nach alten Berichten über das Ritual, das zum ersten Mal im 7. Jahrhundert zelebriert wurde, sollen sich die Göttin Amaterasu und der Kaiser auf ein in beiden Hallen aufgestelltes Lager niederlassen, auf dem sie Beischlaf pflegen. Dabei soll die göttliche Seele auf den Tenno übergehen. Das Hofamt bestreitet diesen Vorgang zwar und behauptet, daß der Kaiser zu keiner Zeit mit der Lagerstätte in Berührung kommt. Es bleibt aber die Erklärung schuldig, weshalb die bettähnlichen Raststätten an prominenter Stelle in den beiden Hallen aufgestellt sind. Vor ihnen liegen jeweils ein Paar Hausschuhe, ein Kamm, ein Fächer und eine Bettdecke. Nach den alten Berichten soll sich der Kaiserin die Decke wickeln und in dem Augenblick, in dem er unter ihr hervorkommt, mit der göttlichen Seele neu geboren sein. Auch japanische Wissenschaftler sind sich nicht einig darüber, inwieweit diese Deutung der Zeremonie der Überlieferung entspricht.

Etwa 400 japanische Prominente, aber keine Ausländer waren eingeladen, den Gang des Kaisers zu den beiden Hallen von einem in einer Entfernung von 35 Metern aufgeschlagenem Zelt aus zu beobachten. Unter den Gästen waren Ministerpräsident Kaifu, andere Regierungsmitglieder und hohe Staatsbeamte. Die Anwesenheit dieses Personenkreises sowie die Finanzierung des Rituals mit öffentlichen Geldern haben in Japan eine heftige Debatte darüber ausgelöst, ob die Daijosai‑Zeremonie im Einklang mit der Verfassung steht und eine Aufwertung des Tenno im Sinne einer neuen „Vergöttlichung“ beabsichtigt ist. Nach Japans Niederlage im Krieg hatte der verstorbene Vater Akihitos erklärt, daß niemand dem falschen Glauben anhängen solle, er sei ein lebender Gott. Sprecher des japanischen Hofamts sehen gottesdienstliche Handlungen des Kaisers innerhalb seines Palastes als private Funktionen des Hofes an.

Der nationale Christenrat Japans hat 126 000 Unterschriften gegen das Daijosai gesammelt und eine Erklärung veröffentlicht, in der es heißt, die Regierung beabsichtige durch die Zeremonie erneut eine Staatsreligion zu schaffen, unter der der Tenno als Gott verehrt werden solle. Gestern begannen 47 Artgehörige verschiedener christlicher Konfessionen einen 100stündigen Hungerstreik. Der japanische Historiker Norio Akasaka erklärt, der geheime Teil des Daijosai sei nicht mit der verfassungsmäßigen Symbolik des Kaisers zu vereinbaren, denn ein Sinnbild könne nicht geheim sein. Unter dem japanischen Grundgesetz der Nachkriegszeit ist der Tenno ein Symbol der Nation und der Einheit des Volkes.

Wie schon bei den Krönungsfeierlichkeiten vor zehn Tagen hatten die japanischen Behörden wieder in Tokio 37 000 Polizisten aufgeboten, die vor allem die Innenstadt um den Kaiserpalast gegen befürchtete Anschlage terroristischer Gruppen gegen das Daijosai abriegelten. Eine gestern bekannt gewordene Drohung der radikalen Studentengruppe „Chukakuhö“, sie werde die Zeremonie mit Raketenbeschuß des Palastes stören, versetzte die Polizei in höchste Alarmbereitschaft. In den letzten Tagen wurden aber nur Brandstiftungen gegen zwei schintoistische Schreine außerhalb Tokios gemeldet.

Und unser antikes Pendant: Auch die Priesterkönige im alten Mesopotamien (also auch in Babylon) kannte einer Ritus, bei dem ein Bett gebraucht wurde. Dort erschien allerdings in Vertretung der Gottheit die Oberpriesterin zur "heiligen Hochzeit", also zum "heiligen Sex".

5. Und wenn Sie einmal wissen wollen, wie japanische „Traditionen“ heute mit unserem Weihnachtsfest verknüpft werden, dann klicken Sie bitte HIER! Es geht eben immer um "dasselbe"!

Natürlich, wissenschaftliche Beweise sind das alles nicht für eine innere Beziehung der vorderasiatischen Religionen zu der japanischen Religion. Doch wenn es so viele massive Parallelen gibt, ob das nicht so eine Art Indizienbeweis ist?

Interessant ist auch, wie die japanische Religion mit ihrer negativen Einstellung zur Frau (und die trifft im Übrigen nicht nur auf Japan zu und auf die japanische Religion sondern auch auf ganz Ostasien und auf die anderen dort üblichen Religionen, siehe etwa Buddhismus und Hinduismus) den geistigen Überbau bildet für die sonstigen Lebensvollzüge im Zusammenhang mit "diesem Thema", siehe etwa die Passagen zu der Ausstellung "Images du monde flottant" in dem Bericht von der Fahrt nach Paris im Herbst 2004.

Siehe auch die Einführung in das Shôbôgenzô von Gudô Wafu Nishijima Rôsho, es handelt sich zwar um ein Werk des japanischen Buddhismus, doch erfahren wir immerhin ganz allgemein etwas über japanische Gedankenwelt.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)
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