FRONLEICHNAM bedeutet "Herrenleib" (vom
Mittelhochdeutschen "fron" = "Herr" und
"Leichnam" = Leib, wir finden die alten Bedeutungen
heute noch im deutschen Wort "Frondienst" = "Dienst
für den Herrn" und in den niederländischen
Wandlungsworten "denn het is mein lichnam" für "denn
das ist mein <allerdings hier lebendiger> Leib"
wieder). Das Fest dafür ist das
Fronleichnamsfest, das im Prinzip ein nachgeholtes Gründonnerstagsfest
ist und zehn Tage nach Pfingsten
gefeiert wird - oft mit prächtigen Prozessionen. Typisch katholisch: Den Glauben wissenschaftlich beweisen Der Hintergrund des Fronleichnamsfestes war das Bedürfnis, Glaubensdinge (hier die Verwandlung des Brotes und des Weins in der Messe in das Fleisch und das Blut Christi) wissenschaftlich oder gar naturwissenschaftlich zu erklären und vor allem zu beweisen. Und da das Fronleichnamsfest aus dem Mittelalter stammt, entspricht die Beweisführung eben auch mittelalterlichem Denken oder eben mittelalterlicher Vorstellung von Wissenschaft oder gar Naturwissenschaft. Wir müssen also ein wenig in das Denken des Mittelalters einsteigen. Sinn und Zweck der mittelalterlichen Naturwissenschaft war die Herstellung von Gold. Wie immer in der Naturwissenschaft, ging es auch in der damaligen einerseits um Neugier, wie etwas funktioniert oder zusammenhängt, doch andererseits auch um handfeste materielle Interessen. Während wir heute in dieser Hinsicht nun eher nüchtern sind und etwa einfach Dinge entwickeln und herstellen (wollen), die uns das Leben einfacher und lebenswerter machen, und damit unser Geld verdienen (also etwa sparsamere und sicherere Autos, billigere Energie, bessere Medikamente, praktischere Hausgeräte usw.), war Ziel und Zweck mittelalterlicher Naturwissenschaft vor allem, Gold herzustellen, um sich durch den damit verbundenen Reichtum das Leben besser gestalten zu können. Wie nun das mit dem Herstellen von Gold funktionieren sollte, entsprach natürlich auch mittelalterlichem Denken. Und zwar stellte man sich damals vor, daß alles beseelt sei, selbst die für uns heute tote Materie, und daß allerdings jedes Material oder besser jeder "Stoff" je nach seinen Eigenschaften eine andere Seele habe, je nachdem etwa wie das Eisen, das rostet, eine unedle Seele, oder wie das Silber, das nicht rostet, eine edle Seele, oder wie das Quecksilber eine "quicklebendige" Seele. Und die Überführung von einer Materie in die andere dachte man sich so, daß die Seele vor allem wohl durch allerlei Magie oder auch Feuer ausgetauscht werden könne. Gewisse Anzeichen, daß dies so funktionierte, gab es ja, wenn man etwa Feuer einem Gemisch von Kohlenstoff, Schwefel und Salpeter "zufügte", dann entstand ja etwas "Neues" mit "brisanter Seele" (so das Schwarzpulver, das explodierte, also eine sehr feurige Seele hatte) oder bei einer anderen Mischung (ebenfalls "mit Feuer") aus Eisenfeilspänen und Schwefel das Schwefeleisen, das jedenfalls ganz andere Eigenschaften als das Eisen hatte, also eine "andere Seele". Jedenfalls war man fest überzeugt, daß man auf der richtigen Spur war und daß es nur noch eine Frage der Zeit war, bis man auf diese Weise auch tatsächlich Gold herstellen könnte. (Seien wir heute nicht zu überheblich über diese damalige Denkart: Wenn wir heute Medikamente, Pflanzengifte, supraleitende Werkstoffe herstellen wollen, dann müssen wir schließlich auch "probieren" - etwa bei Medikamenten mit Tierversuchen.) Das damalige naturwissenschaftliche Denken wurde auf andere Fachgebiete übertragen Die Kunst, das dies gelänge, nennen wir heute Alchemie, und das war die damals zuständige "Natur-Wissenschaft" oder "Physik" (vom griech. "Natur"). In einer Vorstellung der Einheit von Naturwissenschaft und Philosophie (und schließlich Theologie), die im Zusammenhang mit den Kreuzzügen auf dem Umweg über die Araber von den alten Griechen übernommen wurde, wurden die Grundvorstellungen der "Naturwissenschaften" auch auf Probleme des christlichen Glaubens übertragen, vor allem eben auf das Problem der Verwandlung von Brot und Wein. Und so kam es auf dem Laterankonzil 1215 zu einem Dogma (siehe Dogmatik), daß das Brot oder die Hostie und der Wein in der Wandlung der katholischen Messe tatsächlich eine Verwandlung (lat. "Transsubstantiation") erfahre und zum Leib und Blut Jesu würde. (Dieses Laterankonzil war übrigens dasselbe, auf dem auch die (Ohren-)Beichte als Teil des Bußsakraments allen Katholiken zur Pflicht gemacht wurde.) Vor diesem Hintergrund muß nun gesehen werden, wenn im Jahre 1246 auf Anregung einer Nonne, der später heiliggesprochenen Juliana von Lüttich (sie hatte angeblich in einer Vision im Jahr 1209 eine entsprechende Aufforderung erhalten), in Lüttich das Fronleichnamsfest zu Ehren des in Jesu Fleisch und Blut verwandelten Brotes und Weines eingeführt wurde und dieses Fest dann auf das Blutwunder von Bolsena am 18. 06. 1263 hin im Jahre 1264 von Papst Urban IV. für die ganze lateinische Kirche vorgeschrieben wurde. Eine Prozession wird erstmals 1277 in Köln erwähnt, seit Mitte des 14. Jahrhunderts wird bei den Prozessionen eine Monstranz mit der verwandelten Hostie mitgeführt. Näheres siehe unter http://presse.kirche.at/wochenthemainfo.php?link=16062003083140. Bedenken wir: Wenn es den antik-mittelalterlichen "naturwissenschaftlichen" Hintergrund von der Wesensverwandlung nicht gegeben hätte, hätte die Nonne Juliana alles Mögliche träumen und es hätte auch ein Wunder in Bolsena geben können, es wäre einfach nie zu diesem Fest gekommen. Aus den Folgerungen wurde schließlich ein Dogma. Bis heute noch gehört die "Wissenschaft", die den Hintergrund für die Wesensverwandlung von Brot und Wein darstellt, zum Lehrgebäude der katholischen Kirche, ja die Theologie der katholischen Kirche basiert geradezu auf dieser "Wissenschaft". Dabei müßte eigentlich klar sein: Wenn diese Wissenschaft schon bei den praktischen Problemen, also bei der Suche nach einer Möglichkeit, Gold herzustellen, nicht funktioniert hat, wieso sollte sie dann bei den philosophisch-theologischen Problemen richtig sein? (Anmerkung: Die Auswirkung des antik-mittelelalterlichen Denkens von der Wesensverwandlung auf das Problem der Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Jesu mag man ja noch hinnehmen, bei einem anderen Problem hatte die Vorstellung von der Wesensverwandlung verheerende Auswirkungen: Gegen Ende des 13. Jahrhunderts fing man an, Hexen zu verbrennen, also Menschen, denen man vorwarf, daß sie ihre göttliche Seele gegen eine teuflische Seele ausgetauscht hätten...) Und wie können wir heute mit dem hier dargelegten Wissen mit dem Fronleichnamsfest umgehen? Hier kann eigentlich nur eine Rückkehr zu den wahrscheinlichen Ideen des historischen Jesus zu diesem Thema empfohlen werden ohne diese ganzen Verwandlungsvorstellungen - siehe unter Abendmahl! Nichtkatholiken sollten nicht zu schnell frohlocken, daß sie mit solchem dogmatischen Denken nichts zu tun haben. Natürlich hatten die Reformatoren, wie Martin Luther, das Fronleichnamsfest und die ganze Ideologie, die damit zusammenhängt, abgeschafft. Davon steht eben nichts in der Bibel! Doch dürfte hinter der Einstellung der Reformatoren nur ein quantitativer Unterschied stecken und keinesfalls ein qualitativer. Auch die Reformatoren verlangen doch von den Gläubigen immer noch Opfer des Verstandes (siehe Sacrificium Intellectus) wie den Glauben an Dogmen, und das wahrscheinliche Anliegen des wirklichen Jesus haben auch sie verdrängt. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter ! |