KONFIRMATION. Die evangelische Konfirmation ist aus der Ablehnung der Reformatoren (siehe Reformation) des katholischen Sakraments der Firmung entstanden. Vermutlich waren sie mit dem eher magischen Touch, den die Firmung im Laufe der Kirchengeschichte angenommen hatte, nicht einverstanden. Gegen eine Segens- und Fürbittehandlung im Zusammenhang mit der Katechese hatten die Reformatoren jedoch durchaus nichts einzuwenden. Der Verfall dieser kirchlichen Handlung, die vor allem für junge Leute infrage kommt, ist inzwischen allerdings genauso offensichtlich wie die der katholischen Firmung: Je nach Einstellung des Katecheten (zumeist des Pfarrers) ist sie der Abschluß einer Glaubensunterweisung bis hin zu einer lebenskundlichen Information. Beides scheint jedoch auf das weitere Leben der jungen Menschen kaum einen prägenden Einfluß zu haben, so leben japanische Jugendliche in vergleichbaren Situationen (um einmal ein Beispiel für nichtchristliche Jugendliche zu wählen) kaum anders als unsere getauften und gefirmten oder konfirmierten Jugendlichen. Nach meinen Erfahrungen als katholischer Religionslehrer (der ab und zu auch evangelische Schüler im Religionsunterricht hat) bedarf die evangelische Konfirmation genauso wie die katholische Firmung eine Revision. Die jungen Leute haben zwar jahrelang Konfirmandenunterricht, doch wirklich mündige Christen scheinen dadurch kaum zu entstehen, wenn man einmal von einigen Freikirchlern absieht. (Doch auch bei denen habe ich meine Probleme, so richtig christliche Lebenskonzepte haben die zumeist doch auch nicht!) Wie sagte mir eine Küsterin nach einer Konfirmationsfeier: "Von denen sieht man nachher niemanden mehr..." Doch, ob sich jemand in der Kirche sehen läßt, ist ja nicht alleiniges Kriterium für wirkliches Christsein. (Da gibt es den hübschen Witz von der Unterhaltung der Pfarrer, wie sie die störenden Fledermäuse unter ihren Kirchendächern loswerden. Zwei fangen sie und bringen sie weit weg, doch sie kommen immer wieder. Der dritte sagt, daß er sie fängt und konfirmiert, denn dann lassen sie sich nie wieder sehen...) Ein Einsatz im Sinn der Nachfolge Jesu kann nur innerhalb eines ethisch-rationalen Lebenskonzepts sein. Was mir in dieser Konfirmationsfeier auffiel, die ich noch gut in Erinnerung habe: Das war alles sehr schön und würdig gemacht - wie das so ist, mit allen Vor- und Nachteilen (siehe Feste und Gedenktage). Auch die Predigt vor allem für die Konfirmanden war unkompliziert und lebensnah. Der Pfarrer stellte sich als Feuerwehrseelsorger vor und brachte diverse Feuerwehrutensilien mit auf die Kanzel und nahm sie zum Anlaß für Bezugspunkte der jungen Menschen zum Glauben. Unter anderem demonstrierte er an einem Rettungsring, daß die jungen Menschen in einer aussichtslosen Situation in Jesus ihren Rettungsring sehen sollten. Nun denn, waren meine Gedanken, das ist sicher schön und gut, doch wollen die jungen Leute nicht lieber Informationen haben, wie sie erfolgreich und ohne Schaden Rennboot fahren könnten? Wenn ich an den Sinn der Taufe denke, wäre dieser mögliche Bedarf der jungen Leute doch zumindest bedenkenswert. Es erscheint jedenfalls so: Wenn es uns wirklich um das Wohl den jungen Menschen geht, wenn wir ihnen wirklich dienen und wenn wir dabei in der Nachfolge Jesu stehen wollen, dann müßten wir bei einer Konzeption auf alle Fälle alle konfessionell bedingten Vorstellungen aufgeben und uns am vermutlichen Anliegen des historischen Jesus orientieren. Befremdlich fand ich bei der Feier im übrigen, daß es beim Abendmahl statt des Weins Traubensaft gab, wie mir die Konfirmandin erzählte, angeblich wegen der möglichen Alkoholiker, eine m. E. weit hergeholte Rationalisierung, denn schließlich gab es das Abendmahl nur für die jungen Leute, und da waren doch gewiß noch keine Alkoholiker darunter. Abgesehen davon, daß in den Mittelmeerländern schon Kinder Wein beim Essen bekommen, natürlich mehr oder weniger stark verdünnten, und es dort im allgemeinen viel weniger Alkoholiker gibt als in den eher puritanischen Ländern, wäre das doch mit dem Wein eine Gelegenheit, den jungen Leuten auch hier das Problem von Gebrauch und Mißbrauch beizubringen! Und die jungen Leute würden vielleicht auch darauf kommen, daß das ganze schon vom Äußerlichen her nicht nur eine Kinderveranstaltung ist. Doch das alles war wohl ganz allgemein nicht das Thema... (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |