UNTERRICHTSMODELL.
Unterrichtsmodelle sind erfahrungsgemäß eher Geschmacksache und vor allem auch
von der jeweiligen "pädagogischen Mode" abhängig.
Daher sollen hier nur Hintergründe
und Zusammenhänge aufgezeigt und Informationen
gegeben werden, die üblicherweise im Unterricht gut ankommen. Ich (also der
Verfasser) bin nämlich "lediglich" Diplomtheologe und war damit "nur" im
Angestelltenverhältnis, das heißt, ich habe nicht diese übliche
Referendarausbildung mit den ganzen pädagogischen Torturen hinter mir. Das heißt
also auch, daß ich weniger mit pädagogischen Finessen arbeiten konnte und mehr
auf Sachinformationen und Sachzusammenhänge angewiesen war, die die Schüler auf
diese Weise zum Mitmachen motivierten. Ich finde, das ist in meinem
Religionsunterricht nicht unbedingt von
Nachteil gewesen. Damit sind die Texte hier alle sozusagen in der Praxis
getestet und haben sich bewährt, oft auch ganz einfach beim "klassischen
Unterricht", wenn etwa eine "Geschichte" erst einmal vom Lehrer vorgelesen wird.
Allerdings ist erforderlich, daß sie auch den Lehrenden etwas angeht und ihn
betroffen macht.
Beispiel für einen konkreten Unterricht: Frauenemanzipation in aller Welt!
Was eine Kollegin so macht, gebe ich
am besten in einem Schriftwechsel wieder (alle Namen geändert):
Lieber M,
das bin ich dir schuldig, das muss ich dir erzählen. Ich habe doch in meiner
8ten Klasse das Thema "die Stellung der Frau im internationalen Vergleich"
bearbeitet. Als Grundlage hatte ich einen Film genutzt, der die Stellung der
Frau in Indien bearbeitete. Dann haben die Schüler Texte bekommen, die die
Stellung der Frau in unterschiedlichen Ländern darstellten. Meistens Texte, in
denen es um Gewalt, Prostitution und Billigarbeitskraft und eben ganz allgemein
um die Stellung der Frau ging. Klar erschreckende Ergebnisse. Wir sammelten
diese an der Tafel. Ich habe dann meinen Schülern folgende Hausaufgabe geben:
Sie sollten sich ein Land raussuchen, indem sie selber als Frau leben, ihre
Rolle kurz beschreiben und überlegen, wie sie aus ihrer Misere wieder rauskommen
könnten.
Am Montag dann sprach ich die Hausaufgabe an. Einige wollten, dass Viktor sein
Ergebnis vorlesen solle. Ich stimmte zu. Er las folgendes (der Wortlaut ist
jetzt von mir) vor: "Ich bin eine junge Frau und lebe in Thailand. Ich arbeite
hier als Prostituierte im Sextourismus. Mein Job macht mir viel Spaß. Mir
geht es gut in meiner Arbeit."
Ich musste grinsen - blöd nicht, sozialkritische Themen und dann so etwas! Ich
ließ andere noch vorlesen. Viele Veränderungsvorschläge kamen nicht. Nur
schwerfällig ließen sich die Ursachen für die Stellung der Frau wiederholend
herausarbeiten. Aber irgendwie haben wir das dann auch noch hin gekriegt.
Meine Abschlussfrage war dann so eine Art Rollenspiel:
Ich forderte die Schüler auf, sich in einer Gerichtsverhandlung zu fühlen. Die
Männer - die Mädels sagten dann gleich, wo sind hier denn Männer - und ich sagte
die Jungs hier - klar wieder ein Lachen, sind die Angeklagten. Ihr Frauen habt
nun die Möglichkeit zu entscheiden, was mit den Männern geschehen soll. Die
Mädels fanden eigentlich nur vernichtende Lösungen, so wie:
Todesstrafe,
Aufhängen,
Schwanz ab,
in kleinste Teile zerhacken
Viktor meldete sich daraufhin wieder und sagte dann, Frau Meier (Anm.: Name
geändert), dass was die Frauen mit uns Männern da machen würden, ist ja auch
nicht besser, als das, was die Männer mit den Frauen machen.
Ich stimmte zu und ließ dann die Misere offen, sozusagen als Denkanstoß im Raum
stehen und wechselte langsam auf das neue Thema.
Vielleicht könnte dieses Thema ein neues Stichwort hervorbringen, welches
explizit nach Ursachen, Wirkungen und vor allen Dingen konkrete, anfassbare
Lösungen sucht. Was meinst du dazu?
Könnte insofern auch interessant sein, vielleicht die Schüler mit einbinden -
Lösungen finden - M. den "junggeselligen Theologen"
kennen lernen?
So, jetzt mache ich mich mal für die Schule fertig.
Liebe Grüße Dora
Und hier die Antwort von basisreligion:
Hi,
danke für diese ausführliche Information. Da hat Du (natürlich) wieder mal gute
Ideen gehabt! So ist das eben, wenn man sich in der Praxis traut, kommt immer
etwas Überraschendes und Interessantes raus. Das mit Thailand war natürlich ein Junge, ob
das ein Mädchen auch so geschrieben hätte? Immerhin waren unter denen, die
wollten, daß der Junge sein Ergebnis vorliest, ja auch Mädchen. Ich nehme an,
der Grund für solche Absurdität (sorry) ist eben genau das Problem dieser
Website: Es fehlt eine Erziehung "Sexualität und
Partnerschaft"
in Verbindung mit
Menschenkenntnis zu unterscheiden, wem es um was geht, die längst vor "unserer" Altersstufe fällig ist - so wie ich mir
das etwa in Kindererziehung vorstelle. In dem
Alter Deines Söhnchens N. (also um 7 - 8) bilden sich solche Einstellungen, am
besten in der Gruppe, also unter Nutzung des
Gruppeneffekts. Allenfalls hat vielleicht meine (Adoptiv-)Tochter die
Fähigkeit, mit ihm auch im Zweiergespräch zu reden, weil sie von ihm vielleicht
am ehesten als ältere Schwester akzeptiert wird, die er auch mal ganz gut finden
würde... Jedenfalls: Wenn den jungen Leuten grundsätzlich die
Menschenkenntnis vermittelt würde, zu unterscheiden, wäre das auch eine ganz
starke Motivation für jeden einzelnen, anders zu sein, eben Kamerad und Partner! Ich meine mich
zu erinnern, wie gerne ich eine schöne Kameradschaft,
die ja eine Vorstufe zur Partnerschaft ist,
gerade
mit Mädchen gehabt hätte, doch das gab es einfach nicht und man ist als Kind zu
schwach, sich gegen diese Trennerei aufzulehnen, und wüßte ja auch gar nicht,
wie das anzustellen wäre, und so bleiben nur meine
geheimen Sehnsüchte als Kind...
Auch in der Gerichtsverhaltung kam m. E. nur heraus (zwar im Scherz, doch wie
sagte meine Urgroßmutter immer: "Scherz macht er, Ernst meint er"), dass man im anderen
keinen Partner sieht, ob meine Tochter das auch so sehen würde, kann ich mir
nicht vorstellen, sie kann mit den Männern angemessen umgehen und sieht in ihnen
nicht nur den "Sexgespielen". Sie hat eben eine andere Einstellung - und wie´s
in den Wald eben hereinschallt, so schallt es auch heraus. Ich werde sie fragen
und ihr dieses Stichwort vorlegen.
Das ist eben die Wirklichkeit von der
ganzen schönen Pseudo-Emanzipation mit der
sexuellen Freizügigkeit (siehe freie Liebe) auch schon für junge Menschen - keiner findet das, was
dabei herausgekommen ist, im Grunde gut und sinnvoll! "Kindermund tut Wahrheit
kund!"
(Wörterbuch von
basisreligion und basisdrama)
|