<head> <meta http-equiv="Content-Language" content="de"> <meta name="GENERATOR" content="Microsoft FrontPage 6.0"> <meta name="ProgId" content="FrontPage.Editor.Document"> <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=windows-1252"> <title>AIDS vor allem in Afrika. Uralte christl. Strategien gegen "so etwas"</title>

AIDS (besonders in Afrika). Inzwischen (Dezember 2002) leben weltweit 36 Millionen Menschen mit dem Virus. Davon allein 28 Millionen in Afrika (Dezember 2003). Fast 22 Millionen Menschen sind seit dem Ausbruch der Seuche daran gestorben. Allein in Afrika beträgt die Zahl der Neuinfizierten im Jahr 2001 3,5 Millionen.

Zur Information: AIDS ist eine chronische, lebensbedrohliche Erkrankung, die durch das human immunodeficiency virus (HIV) verursacht wird. Das HI-Virus schädigt oder zerstört bestimmte Zellen der Immunabwehr. Dadurch kann der Körper nicht mehr effektiv Bakterien, Viren oder Pilze, die Krankheiten auslösen, bekämpfen. Deshalb wird man empfänglicher für Infektionen, die der Körper normalerweise problemlos bekämpfen würde und für bestimmte Krebsarten

Das Virus und die Infektion werden HIV genannt. Der Begriff AIDS (acquired immunodeficiency syndrome = Krankheitsbild der erworbenen Abwehrschwäche) wird für ein spätes Stadium der HIV-Infektion benutzt.
(Zitat aus dem "unabhängigen Gesundheitsweb für Deutschland": http://www.netdoktor.de/krankheiten/fakta/hiv_aids.htm )

Das HI-Virus stammt aller Wahrscheinlichkeit aus dem Tierreich. Über den Weg, wie es aus dem Tierreich auf den Menschen übersprang, berichtet die WELT am 27. 08. 2005 in dem Beitrag: Affenfleisch bringt gefährliche Viren unter die Menschen - Neue HIV-ähnliche Retroviren entdeckt - Keine unmittelbare Gefahr - Forscher warnen jedoch vor dem brisanten Erreger-Pool.

Und hier die letzten beiden Abschnitte des Beitrags, in dem davon ausgegangen wird, daß die Erreger durch den nahen Kontakt zwischen Menschen und Affen auf den Menschen übergesprungen sind:

Wenn sich im tropischen Regenwald seit Urzeiten Menschen mit gefährlichen Affenviren angesteckt haben, wieso haben die durch HIV und HTLV-1/2 verursachten Epidemien dann erst vor relativ kurzer Zeit ihren Ursprung genommen? Die Erklärung: Solange Menschen in kleinen Weilern abgeschieden vom Rest der Welt lebten, blieb die Erkrankung auf die Familie oder die Dorfgemeinschaft beschränkt und wurde auch Ärzten nicht bekannt. Erst mit dem Bau von Straßen, etwa um Rohstoffe abzutransportieren, konnte sich eine Infektionskette bilden, die den Erreger in andere Regionen verbreitete. Nach Schätzungen von Experten sind derzeit höchstens ein Prozent aller Viren bekannt, die Affen befallen und eine Gesundheitsbedrohung für Menschen darstellen. Weitere besorgniserregende Entdeckungen sind also zu erwarten.

Ein Schutz vor neuen Seuchen à la Aids setzt eine Änderung im Umgang mit freilebenden Affen und den Schutz des Ökosystems Regenwald voraus. "Das Eindringen von immer mehr Menschen in den Regenwald und die Jagd auf Affen, um die Kochtöpfe zu füllen", sagt Philipp Mortimer von der Gesundheitsschutzagentur in London, "ist immer mit dem Risiko verbunden, daß sich neue T-Zell-Viren in der Spezies Mensch bilden, deren Krankheitspotential erst offensichtlich wird, wenn es bereits zu spät ist."
Vollständige Url des Artikels:
http://www.welt.de/data/2005/08/27/766103.html.

 

Es sieht so aus, als ob AIDS bzw. HIV im wesentlichen ein afrikanisches Problem ist.

Über die Gründe finden wir im Heft 3/2002 "Franziskaner-Mission" (Postfach 1342, 59443 Werl) zwei aufschlussreiche Beiträge:

Tabu Sexualität von Wilhelm Otte

Die Ausmaße der AIDS-Seuche in Schwarz-Afrika sind außerordentlich besorgniserregend.

Unter dem Titel "Die neue Plage Afrikas" schreibt Mark Schoofs im "Überblick", September 2000, 36. Jahrgang: Ganze 17 Jahre sind vergangen, seit AIDS erstmals in Afrika, an den Ufern des Viktoriasees, entdeckt wurde, und in dieser kurzen Zeit hat das Virus laut dem AIDS-Programm der Vereinten Nationen (Joint United Nations Programme on HIV/AIDS, UNAIDS) bereits 11 Millionen Afrikanern südlich der Sahara den Tod gebracht und mehr als 22 Millionen weiter infiziert.

Nur zehn Prozent der Weltbevölkerung leben südlich der Sahara. Aber zwei Drittel aller HIV-Infizierten auf der Erde sind hier zu Hause, und mehr als achtzig Prozent aller durch AIDS bedingten Todesfälle ereignen sich in dieser Region. 1998 haben alle Kriege auf dem afrikanischen Kontinent zusammen 200.000 Todesopfer gefordert. Die Zahl der AIDS-Opfer ist zehnmal höher. Im selben Jahr starben in Afrika mehr Menschen an AIDS als an jeder andern Krankheit einschließlich Malaria. Dabei hat das große Sterben erst begonnen...

Afrika steht vor einer existentiellen Katastrophe. Sind die Afrikaner nur Opfer einer unvorhersehbaren, nicht beeinflussbaren Gefahr? Oder haben sie selber dazu beigetragen? Welche Rolle spielen bei diesem Phänomen Kultur und Weltanschauung? Stimmt vielleicht die Meinung, die "Schwarzen" seien sexuell besonders "potenziert" und deswegen sei die Entwicklung nicht zu verwundern? Es gibt solche und schlimmere Vorurteile. Was aber hat es wirklich mit dieser Krankheit auf sich?

Es stimmt, daß die Sexualität einen sehr hohen Stellenwert in den Kulturen Schwarz-Afrikas hat. Dabei geht es um eine große Wertvorstellung, die ursprünglich nichts mit Zügellosigkeit und wildem Ausleben zu tun hat. Von der Tradition her war in allen Kulturen die Sexualität eingebunden in ein Menschenbild, das eine Verselbständigung und damit eine Verflachung oder gar Kommerzialisierung nicht zuließ. Das galt allerdings für die eigene Kultur und das eigene Volk. Das Verhältnis zu fremden anderen Völkern war immer problematisch! Die Kolonialzeit, das unvorbereitete "Vermischtwerden" der Völker durch die Kolonialherren und deren wirtschaftliche Interessen - man denke an die großen Industriezentren, die entstanden und in die Millionen Arbeiter aus vielen Völkern strömten -, oder das Entstehen der Kolonialheere mit ihren Aufgaben und kriegerischen Aktivitäten; das Entstehen der großen Städte mit der scheinbar europäischen Situation, die eine immer stärkere Auflösung der traditionellen Werte mit sich bringen musste; die schrecklichen Kriege und Bürgerkriege der letzten Jahrzehnte mit den unübersehbaren Flüchtlingsströmen haben eine neue Situation gebracht, die der Verbreitung der AIDS-Seuche Vorschub leistete. Hier spielte vor allem die unkontrollierbare "Soldateska" in allen vom Krieg überzogenen Ländern eine verhängnisvolle Rolle. Hinzu kamen eine Reihe schlimmer Auffassungen, die die Seuche verbreiteten, wie z.B. die irrige Meinung vertreten wurde, der Beischlaf mit gesunden Frauen würde eine Art Reinigung von AIDS mit sich bringen! Eines ist jedenfalls sicher: Man kann den afrikanischen Menschen nicht helfen, wenn man der Katastrophe der AIDS-Seuche nur medizinisch beizukommen versucht.

Sexualität ist Tabu

Dabei geht es einmal um die verständliche Erklärung des Problems. Für viele afrikanische Kulturen sind die Sexualzonen des Körpers tabu. Darüber spricht man nicht. Und eine freizügige Behandlung ist noch schwieriger. Hinzu kommt, dass man die notwendigen Erklärungen nicht deutlich genug vorbringen kann. Es kommt zu eigenartigen Missverständnissen etwas im Gebrauch der Kondome. Ganz davon abgesehen, dass eine solche, sagen wir "medizinisch-technische" Anwendung eines Kondoms völlig unbekannt war und immer noch heftig abgelehnt wird, kommt es zu einer Art Zaubersymbolik. Man hatte z.B. zur Demonstration das Kondom auf das Ende eines Besenstils gezogen. Dort wurde es dann auch während des Geschlechtsverkehrs belassen. Das alles zeigt, dass für viele Afrikaner ein Eingriff in die Zusammenhänge und Abläufe des Geschlechtsverkehrs absolut zuwider ist. Hier zeigt sich aber auch das Hauptproblem. "In der Mitte unserer Kultur steht der Mensch" (Kaunda). Damit ist eine Grundaussage der afrikanischen Kultur formuliert.

Weitergabe des Lebens der zentrale Akt.

Die weitere Ausdeutung dieser Tatsache bringt ein Menschenbild und eine Bedeutung des Menschen zu Tage, die außerordentlich eindrucksvoll sind. Hier zeigt sich eine Eingebundenheit der Sexualität in das traditionelle Menschenbild, die einfach fundamental ist: Die Weitergabe des Lebens ist der zentrale Akt im Leben der Afrikaner. Das Leben kommt von Gott über die Ahnen an die Lebenden. Das geschieht im Geschlechtsakt. So sind die Tabus und die traditionellen Auffassungen der Bedeutung der Sexualität im letzten zu verstehen. Nun soll in diesem unabdingbar wichtigen Zusammenhang der Tod lauern! Das ist eine ungeheure Vorstellung. Es ist eine derartige Absage an den bisherigen Lebenszusammenhang, dass eine ganze Weltanschauung bedroht ist, je, zerstört wird. Das kann und darf nicht sein.

Ein guter afrikanischer Freund, Absolvent der Sorbonne, Professor der Biologie, ausgezeichneter Kenner und Bekenner seiner EWE-Kultur, lehnt das Phänomen der AIDS-Bedrohung als eine "weiße" Erfindung ab. Mit ihm sind es wichtige afrikanische Persönlichkeiten, die eine ähnliche Stellung beziehen. So der bekannte nigerianische Musiker Fela Anikulapo-Kuti. Er bestritt, daß es AIDS gibt und starb selber an dieser Krankheit. Politiker in den Ämtern erlagen der gleichen Versuchung, die AIDS-Gefahr zu verdrängen. Viel Zeit wurde so vergeudet. Aber die Schwierigkeit der Frage nach der Gültigkeit der Tradition und ihrer Grundüberzeugung bleibt. Eine geistige Herausforderung ist mit der AIDS-Seuche aufgetaucht, die angenommen werden muss. Darum wissen europäische Ärzte nicht und die afrikanischen schweigen, weil sie keine Antwort haben. Diese Antwort lässt sich auch aus afrikanischer Tradition und Kultur nicht finden. Hier sind nach meiner Meinung die Kirche und die Mission gefragt. Nur ein neues Menschenbild, eben das christliche, und eine neue Deutung des Menschen und der Weitergabe des Lebens, des Todes und des Leids sind gefragt. Die christliche Mission beginnt erst.

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Immunschwäche AIDS zerstört Familien vor allem in Afrika

Wenn Schwester Raphaela Händler, Tutziger Missionsbenediktinerin, über AIDS in Afrika redet, dann kann sie nur noch mit scharfer Zunge reden. "Es wäre an der Zeit, dass die Kirchen in Afrika den Ausnahmezustand für den Schwarzen Kontinent ausrufen", meint die Ordensfrau und Ärztin, die in Namibia für das Gesundheitswesen der katholischen Kirche verantwortlich ist. In diesem Jahr wurden in dem Land, das einst "Deutsch-Südwest" hieß und derzeit rund 1,8 Millionen Einwohner zählt, schon 75.000 AIDS-Waisen registriert. Tendenz steigend.

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25 Millionen Waisenkinder von Christian Frevel

Als Folge der AIDS-Krise erwarten die Vereinten Nationen einen dramatischen Anstieg der Zahl der Waisenkinder. In einem UNICEF-Report, der zur Welt-AIDS-Konferenz in Barcelona in diesem Jahr vorgestellt wurde, heißt es, die Zahl der Jungen und Mädchen, die durch die Immunschwächekrankheit einen oder beide Elternteile verlieren, werde sich bis zum Ende des Jahrzehnts verdoppeln. Katastrophale Auswirkungen erwartet man vor allem für das südliche Afrika.

Nach dieser Studie des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen zählen derzeit rund 13,4 Millionen Kinder unter 15 Jahren zu den AIDS-Waisen. Diese Zahl, so die Schätzungen, werde sich bis zum Jahr 2010 auf 25 Millionen erhöhen. Darin ist schon die hohe Todesrate unter AIDS-Waisen, die oft durch die Mutter schon vor ihrer Geburt selbst mit dem HI-Virus infiziert wurden, einkalkuliert. Nach den Untersuchungen hat Afrika den höchsten Anteil an AIDS-Waisen, während sich in Asien die meisten von AIDS infizierten Kindern befinden.

Hauptursache für die AIDS-Katastrophe in Afrika ist laut den Ergebnissen der UNICEF-Studie "Junge Menschen und AIDS" die sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen und ihre alltägliche Diskriminierung. Mehr als zwei Drittel der 15-24jährigen Mädchen und Frauen im südlichen Afrika wissen bis heute nicht, wie sie sich vor AIDS schützen können und stecken sich deshalb häufiger und früher an als gleichaltrige Jungen und Männer. In den Ländern südlich der Sahara sind heute rund 5,7 Millionen Mädchen und Frauen zwischen 15 und 24 Jahren HIV-positiv - gegenüber 2,8 Millionen jungen Männern in dieser Altersgruppe. In Äthiopien, Malawi, Tansania, Sambia und Simbabwe ist der Anteil der neu infizierten Mädchen und jungen Frauen sogar fünf bis sechsmal so hoch wie bei ihren männlichen Altersgenossen.

"Die AIDS-Epidemie beruht auf der Unterdrückung von Frauen. AIDS wird sich weiter ausbreiten, solange es nicht gelingt, die soziale und kulturelle Diskriminierung von afrikanischen Frauen zu beenden", sagte der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für AIDS in Afrika, Stephen Lewis. Mädchen und junge Frauen hätten eine Schlüsselrolle im Kampf gegen AIDS. Nur wenn sie über ihre Sexualität selbst bestimmen könnten, gebe es eine Chance, die Epidemie zu stoppen. In den großen Metropolen im südlichen Afrika, so die UNICEF-Studie, sind heute bereits 17 bis 22 Prozent aller Mädchen und Frauen HIV-positiv. Ihre niedrige soziale Stellung macht es Mädchen und Frauen schwer, in Fragen der Sexualität über sich selbst zu bestimmen. Befragungen in Südafrika zum beispielsweise zeigten, daß dort jedes dritte Mädchen gegen ihren Willen zum ersten Geschlechtsverkehr "überredet" oder gezwungen wurde. Jedes zehnte Mädchen macht ihre erste sexuelle Erfahrung als Opfer einer Vergewaltigung.

Am größten ist das AIDS-Risiko für Mädchen aus armen Familien, die nicht oder nur kurz zur Schule gegangen sind. Häufig sind die Täter ältere Männer, die ihnen als sogenannte "Sugar Daddys" gegen "Vergünstigungen" und "Belohnungen" sexuelle Gefügigkeit abnötigen. Die Männer suchen gezielt nach jungen Mädchen, weil sie glauben, dass das Ansteckungsrisiko bei ihnen geringer ist (Anm.: Siehe Recht der ersten Nacht). Vielerorts hält sich auch bis heute hartnäckig der Glaube, dass Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau AIDS "heilen" könnte. Viele der ausgebeuteten Mädchen landen später in der Prostitution. Auch eine Heirat bedeutet keinen Schutz gegen AIDS. Denn viele Ehemänner gehen zu Prostituierten und stecken dann ihre Frauen an.

Trotz verstärkter Aufklärungsprogramme ist das Wissen über AIDS und den möglichen Schutz davor insbesondere bei afrikanischen Mädchen gering. In den Ländern südlich der Sahara beispielsweise haben mehr als zwei Drittel aller Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren völlig falsche Vorstellungen über AIDS. So glauben im Tschad und in Nigeria mehr als 80 Prozent  der Mädchen, daß ein gesund aussehender Mensch nicht HIV-infiziert sein kann. 95 % der nigerianischen Mädchen glauben, daß das Ansteckungsrisiko für sie minimal oder nicht vorhanden ist - bei einer Infektionsrate der Gesamtbevölkerung von rund 20 Prozent. In Somalia weiß kaum ein Mädchen, wie man sich vor AIDS schützen kann, fast drei Viertel haben noch nie von der Krankheit gehört. Ursache dieses Informationsdefizits bei Mädchen ist ihre massive Benachteiligung beim Schulbesuch und beim Zugang zu Informationen. Schwester Raphaela Händler in Namibia kann kaum mit bessren Zahlen aufwarten. Jeder vierte Erwachsene im Land gilt als HIV-positiv. Die Hälfte der heute im Land lebenden Teenager wird an den Folgen der Immunschwäche sterben. Zwar wendet die Regierung Namibias für Aufklärungs- und Pflegeprogramme derzeit bereits 25 Millionen Euro pro Jahr auf, doch wird allein für die Ausbildung von genügend Gesundheitspersonal die doppelte Summe benötigt.

Ein großer Teil der staatlichen Mittel fließt in die Verteilung von Kondomen. Doch wissen vor allem junge Mädchen nicht, wie diese benutzt werden. Auf  Ursachenbekämpfung hingegen setzen vor allem die christlichen Kirchen - allem voran die "Catholic AIDS Action" (CAA) der katholischen Kirche. CAA betreut mehr als 8000 AIDS-Waisen, da die traditionelle Lösung, die Waisen in der Großfamilie "unterzubringen", nicht mehr funktioniere, sagt Schwester Raphaela Händler.

In einem Brief an ihre Freund in Deutschland schrieb die Benediktinerin vor kurzen: "Gestern Vormittag besuchte ich eine Versammlung der Regierung zur Bekämpfung von HIV/AIDS. Mein Zorn wuchs ständig.

So viele Worte - wo bleiben die Taten?

Wo sieht, erfährt man, dass es wirklich um leidende, junge Menschen geht? Frustriert ging ich ins Büro zurück. Wenigstens mit der Genugtuung, dass Catholic AIDS Action viel tut auf der untersten Ebene. 800 ehrenamtliche Mitarbeiter sind voll ausgebildet und aktiv. Mehr als 2000 Kranke werden jede Woche beisucht, gepflegt, getröstet, aufgerichtet. Die Familien werden aufgeklärt, bekommen Hilfestellung, auch Beistand beim Sterben der Kranken. Die Arbeit in der Prävention hat mit als Hauptzielgruppe unsere Jugend. Ein Schweizer und ein Namibier leiten die Programme. Und die verschiedenen Ausbildungskurse laufen im ganzen Land."

Es sind gut drei Jahre seit der Gründung von Catholic AIDS Action. Wie ist es möglich, dass so viel so schnell aufgebaut wurde? Zwei weitere AIDS-Zentren sind nun im Bau: im Norden Oshakati, im Süden Keetmanshoop. So viele motivierte Mitarbeiter konnten wir finden, fast alle Namibier. Und deswegen haben wir trotz all des Leidens immer große Hoffnung.

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Kommentar von basisreligion:

Einmal ganz deutlich. Die Begründungen für die Ausbreitung von AIDS in Afrika klingen immer noch sehr nach Schönrednerei und das Konzept gegen die Ausbreitung von AIDS scheint im Wesentlichen in der  Verteilung von Kondomen zu bestehen.

Die wirkliche Ursache ist im Grunde banaler Sittenverfall oder noch deutlicher "die zügellose Herumbumserei" oder im Fachjargon die ausgeprägte Promiskuität in vielen schwarzafrikanischen Ländern.

Und in diesem Sinn platzte auch (im Oktober 2001) dem südafrikanischen Präsidenten Mbeki bei einer Universitätsrede der Kragen (zitiert nach dem Beitrag in der WELT vom 12.10.2004 "Amoklauf der Friedensnobelpreisträgerin"): "Wir Schwarzafrikaner sind eben promiske Keimträger, menschliche Wesen einer niederen Ordnung, die ihre Leidenschaften keinerlei Vernunft unterwerfen können...unweigerlich Tod und Verderb ausgeliefert wegen unserer unbesiegbaren Hingabe zur Sünde und Lust." Ja, so wie wir uns hier auf Parties bisweilen knutschen, treiben die dort miteinander Geschlechtsverkehr. Doch warum sagt das sonst niemand so? Dann müßte man nämlich einen Schuldigen nennen und natürlich würde man sich dann auch fragen, wie man das ändern kann. Und beides will man oder kann man nicht...

Doch wenn wir diesen Fragen einmal nachgehen, dann müssen wir einräumen:

-          Es ist keinesfalls nur die "Soldateska", die "alles durcheinander bringt". Als ich in Kamerun war (siehe meinen Reisebericht), war dort keine Soldateska weit und breit und trotzdem waren die Mädchen unwahrscheinlich "aktiv".

-          Freundschaft eines Mannes mit einem Mädchen ohne Sex ist in Afrika sozusagen unvorstellbar (ist das bei uns denn soviel besser?). Beim Besuch der Weltausstellung in Hannover erfuhr ich das bei dem Pavillon einer laizistischen Organisation, die in Afrika tätig ist. Doch es wurde auch dargelegt, daß man so etwas den Jungen und Mädchen beibringen kann, ein Junge war sehr erstaunt, daß das geht, man muß allerdings entsprechende Konzepte haben und darüber reden. Das wäre doch eine Aufgabe vor allem der christlichen Kirchen?

-          Wenn in Äthiopien, Malawi, Tansania, Sambia und Simbabwe der Anteil der neu infizierten Mädchen und jungen Frauen sogar fünf bis sechsmal so hoch ist wie bei ihren männlichen Altersgenossen, so weist das nicht unbedingt auf eine gesteigerte Potenz der Schwarzen hin (es sei denn, daß Mädchen und Frauen durchweg sexuell aktiver sind als Jungen und Männer, was jedoch unwahrscheinlich ist), sondern eher auf ein gewaltiges "Don-Juan-Problem", um es einmal so zu sagen. Die Mädchen stehen einfach konzeptlos einer machoistischen Männerkultur (siehe Macho) gegenüber. Abgesehen davon, daß Mädchen oft gegen ihren Willen zu ihrem ersten Geschlechtsverkehr gezwungen werden, weisen auf die machoistische Männerkultur auch die Tabus (siehe Tabu) hin, die mit dem Thema Sexualität verbunden sind. Junge Menschen werden vor allem durch solche Tabus diskriminiert, zu denen auch fehlende Information und Ängste gehören. Frauen und Mädchen haben besonders unter solchen Strategien eines negativen Patriarchats (siehe Patriarchat) zu leiden.

-          Und das alles sind Indizien, daß eine moralische Erziehung der jungen Menschen vor der Pubertät vollkommen im Argen liegt, wenn etwas den jungen Menschen etwas an Moral beigebracht wird, dann ist das Moral im Sinn von Sittsamkeit aber nicht von Sittlichkeit (Moralerziehung beschränkt sich vermutlich weitgehend auf die Einführung der (Sexual-)Scham auch dort, wo sie gar nicht notwendig ist).

-     Sehen Sie sich einmal den Beitrag in der WELT vom 3. September 2005 an "Königliche Brautschau in Swasiland": Der König sucht seine 13. Ehefrau und Tausende von jungen Frauen ziehen mit selbstgeschnittenem Riedgras an ihm vorbei, um von ihm erwählt zu werden. Nicht Partnerschaft und Liebe ist haben also diese jungen Frauen im Kopf, sondern die Aussicht auf ein goldenes Drohnenleben. Natürlich ist so etwas als Ausweg aus einem Teufelskreis aus Armut, Hunger und Chancenungleichheit verständlich - aber gibt es wirklich keine anderen Auswege? Jedenfalls ist solche Oberflächlichkeit auch der Nährboden für AIDS, denn oberflächliche Frauen laufen ja auch anderen Männern hinterher, die von Partnerschaft und Liebe ganz offensichtlich keine Ahnung haben! Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/09/03/769482.html

-          Wenn der Sinn der Sexualität in der Weitergabe des Lebens gesehen wird, ist das dieselbe Einstellung wie in götzendienerischen Religionen (siehe Religion und Vielgötterei), und das heißt auch, daß eine Ambivalenz der Sexualität, also eine Unterscheidung nach Gebrauch und Mißbrauch, nicht gesehen wird, was jedoch die Basis jeder wirklichen Moral ist.

-          Die Beschneidung der Mädchen in weiten Teilen vor allem Ostafrikas weist darauf hin, daß ein Bedarf nach Moral besteht, wenn auch vor allem wegen der Geschlechtskrankheiten, die sporadisch auftauchen, doch daß jede Tradition fehlt, die vernünftig zu erreichen, wozu vor allem gehört, daß man mit den jungen Leuten redet.

-          Wir haben vermutlich einigermaßen funktionierende moralische Strukturen in Afrika (damit ist keine Wertung verbunden!) bei der Kolonialisierung und Missionierung zerstört, doch dem nichts entgegengesetzt und vor allem nicht, daß Sexualität und Partnerschaft und wirkliche Liebe und Verantwortung zusammen gehören. Und die Traditionen der Europäer, auch mit der Jugend-Promiskuität, mit Enttäuschungen und  Abenteuern, mit  Seitensprüngen und, was es sonst noch an Beziehungskisten gibt, wenigstens so einigermaßen fertig zu werden, haben eben andere Völker nicht so gut.

-          Und so ist das Problem "Moral  von einem über-ich-gesteuertes Gewissen" her (solches Gewissen ist auch eine Strategie eines negativen Patriarchats vermutlich noch katastrophaler als bei uns. Und leider haben zudem unsere Missionare (siehe Mission) der Neigung zu Aberglauben in Afrika keinesfalls Aufklärung entgegengesetzt (wir müssen uns immer vergegenwärtigen, daß die Aufklärung ist eine typische mitteleuropäische Angelegenheit ist und in anderen Teilen unserer Erde nie stattgefunden hat - und auch hier bei uns nicht bei allen Menschen!), nein, sie sind im Gegenteil froh, daß die "Schwarzen" ihre Lehre vom  Glauben kritikloser für bare Münze nehmen als die Europäer.

-          Wenn ich mich mit afrikanischen Theologiestudenten - etwa über deren Promotionen - unterhalten habe, dann ging es stets um die Verbindung von afrikanischer und christlicher bzw. europäischer Kultur, und da um die irrationale Seite (also um irgendwelche Glaubensvorstellungen) und nie um die Übernahme von rationalem Denken.

Ich würde sagen, in Afrika wäre schlicht und einfach eine Hinwendung zur Monogamie nötig, daß wir wieder Monotheismus und  Monogamie als zusammengehörig sehen - und was käme dafür anders in Frage, daß wir uns endlich wieder zu einer ethischen Interpretation unseres christlichen Glauben hinwenden, von der bekommt man nämlich kein AIDS.

Und das wäre wirkliche christliche Mission und nicht das, was bisher im Großen und Ganzen geschah, in dem dem Gottesbild der Afrikaner ein weiteres hinzufügen. Wie sagte der Verfasser des ersten Berichts Wilhelm Otte: "Die christliche Mission beginnt erst."

Und so ganz nebenbei bekommt die Nacktheit wieder wenigstens einigermaßen den Stellenwert, den sie bei den Afrikanern vor der Kolonialisierung und Missionierung einmal hatte (bei vielen Naturvölkern liefen die Mädchen bis zu ihrer Heirat komplett nackt herum, und "man" kam damit klar, heute ist solche Nacktheit total verpönt). Was könnte ein Religionsunterricht im Sinn von wirklichem christlichen Glauben alles anschieben! Und man sage nicht, daß damit die sozialen Ursachen usw. nicht beseitigt werden könnten: Es gibt genug junge Leute, die mit der Promiskuität anfangen, obwohl ihre sozialen Umstände keinesfalls schlimm sind. Sie beginnen einfach, weil sie es nicht besser wissen. Und wenn wir die schon einmal erreichen würden, wäre das doch schon ein Anfang?

Zur Situation in Afrika ganz allgemein siehe auch den Artikel in der WELT vom 18. April 2005:

Der afrikanische Patient von Ulli Kulke unter http://www.welt.de/data/2005/04/18/706051.html.

Unter anderem wird hier die Ursache der Misere in dem mangelnden sinnvollen Profitstreben der Afrikaner gesehen: "Ausgerechnet einer der wenigen Lichtblicke unter Afrikas Staatschefs, Ugandas Museweni, schiebt hier die Schuld nicht auf die schwarzen Schafe seiner Kaste. Er sieht als Ursache für den kontinentalen Unterschied die "Disziplin der Asiaten", die fleißiger seien, während die Afrikaner dazu neigten "das Leben als gegeben hinzunehmen". Afrikaexperten führen hier ein gebrochenes Verhältnis zum persönlichen Profit an. Ein Hemmschuh für den Fortschritt, der Entwicklungshelfer an ihrer Arbeit verzweifeln läßt: Wer in Schwarzafrika mehr verdient als der Durchschnitt seiner Großfamilie, kommt nicht umhin, daraus die Verwandtschaft zu alimentieren - bis zur vollständigen Egalität. Dieses Finanzsystem kommunizierender Röhren, das im Gegensatz zu vielem anderen bestens funktioniert, hält den Anreiz zu zusätzlichem Profit auf Null. "Das soziale Ideal ist nicht das persönliche Vorwärtskommen, weshalb sich auch Mythen und Hexerei gegen Menschen richten, die aus der Reihe tanzen", klagt der Entwicklungsforscher Rainer Tetzlaff."

Anmerkung: Ansatzpunkt für ein Aufbrechen des afrikanischen Klandenkens könnte durchaus die bei basisreligion vertretene Interpretation unseres christlichen Glaubens sein, nämlich weg von aller Irrationalität (und damit auch von Mythen und Hexerei) und hin zu einem Glauben der Liebe und der Partnerschaft (und damit auch zu echter Monogamie). Eine Verantwortlichkeit für andere scheint im Menschen grundgelegt, warum nicht also hin zu einer Kleinfamilie und damit automatisch weg von der Großfamilie, die ja erfahrungsgemäß am Ende doch nur allen dieselbe Armut bringt?

Siehe auch die fünf Irrtümer zum Thema Afrika (ebenfalls 18. 4. 2005):

1. Irrtum: Mit dem Sklavenhandel haben die Kolonialmächte ein Trauma geschaffen, das bis heute Afrika seine Zukunft raubt.
    Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/04/18/706050.html

2. Irrtum: Die europäischen Mächte stellten die Wirtschaft ihrer Kolonien einseitig auf Export um, so daß ihre Landwirtschaft heute die eigene Bevölkerung nicht mehr ernähren kann. Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/04/18/706049.html

3. Irrtum: Die willkürliche Grenzziehung mit dem Lineal auf der Berliner Kongo-Konferenz 1884 ist die eigentliche Ursache für Spannungen auf dem Kontinent. Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/04/18/706048.html

4. Irrtum: Alles liegt daran, daß die reichen Länder die Preise für Afrikas Exportgüter niedrig halten. Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/04/18/706047.html

5. Irrtum: Die Kolonialzeit hat Afrikas eigenen Entwicklungsweg unterbrochen und bis heute versperrt. Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/04/18/706046.html

Eine hervorragende Situationsschilderung, was in Afrika so los ist, ist auch der Beitrag in der WELT vom 17. Oktober 2005 über die Inkontinenz vieler Frauen vor allem in Afrika:

Stigmatisiert wegen Inkontinenz

Komplikationen durch schlechte medizinische Versorgung bei der Geburt - Weltweit zwei Millionen Frauen ausgestoßen -  Für viele afrikanische Frauen ist die Geburt ihr größtes Gesundheitsrisiko von Marina Küchen:

"Das rot-weiße Arsenal-London-Trikot, das sie heute zu Ehren der Besucher des Kofan-Gayan-Krankenhauses trägt, kann nur einen ganz kurzen Moment täuschen: Mit gerade einmal 17 Jahren hat Murja Saidu schon mehr erlebt als manch andere Frau in ihrem ganzen Leben. Vor zwei Jahren wurde sie von ihren Eltern verheiratet. Ihr Mann Wole arbeitet bei der Armee als Hausdiener, hält die Zimmer der Offiziere in Ordnung. Dann wurde Murja schwanger, zur großen Freude ihres Mannes und der ganzen Familie. In Nigeria gelten Kinder bei Christen und Moslems gleichermaßen als ein Segen Gottes und Erfüllung allen irdischen Glücks. Die Schwangerschaft verlief gut. Dann wurde Murja von den einsetzenden Wehen überrascht. Wie bei fast allen Frauen in den ländlichen Regionen des 130-Millionen-Staats stand außer Frage: Murja würde zu Hause gebären.

Die Geburt dauerte zu lang. Drei Tage und drei Nächte versuchte Murja unter unsäglichen Schmerzen, ihr erstes Kind zur Welt zu bringen - vergeblich. Schließlich entschloß sich ihre Mutter, Murja in das kleine örtliche Krankenhaus zu bringen. Aber auch dort mußte sie noch zwei Tage warten, bis sie - mehr unter ärztlicher Aufsicht als mit ärztlicher Hilfe - ihr Baby zur Welt brachte. Der kleine Junge war tot. Murjas Stimme klingt brüchig, wenn sie davon erzählt. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Drei Wochen nach der Geburt wurde sie inkontinent. Ihr Mann schickte sie weg - er konnte den Geruch nicht mehr ertragen..."

Den vollständigen Artikels finden Sie unter der Url.:
http://www.welt.de/data/2005/10/18/790391.html



Anmerkung: Ich verweise auf den Bericht von der Tagung "AIDS-Vorsorge in den 90er Jahren" und vor allem auch auf meinen Reisebericht Afrika 1978Sommerferienfahrt mit einem alten Paketwagen durch die Sahara nach Kamerun.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter English !