SELBSTBEHERRSCHUNG (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

SELBSTBEHERRSCHUNG ist ganz allgemein die Fähigkeit, sich gelassen, harmonisch und ausgeglichen zu verhalten. Sie ist nicht immer leicht zu erreichen, schließlich ist sie in gewisser Weise ja auch wieder einer erwünschten Offenheit der Gefühle entgegengesetzt: Warum soll ein Ehemann, der seine innig geliebte Frau nach langer Zeit wiedersieht, nicht alle Selbstbeherrschung in der Liebe verlieren, solange er "ihr" damit gefällt?

Die Frage, ob fehlende Selbstbeherrschung gut oder schlecht ist, sollte mit Sicherheit weniger eine Frage von Sitte und Anstand und vielleicht auch nicht von Ästhetik sein, sondern, ob man mit dem Ausleben seiner Triebe und Gefühlsregungen jemand anderem oder auch sich selbst schadet.

So ist in der Liebe gewiß schädlich, wenn man sich einer sexuellen Leidenschaft ohne Rücksicht auf den Gesamtzusammenhang von der Einheit von Leib und Seele im Leben hingibt.

Selbstbeherrschung darf nicht mit Verklemmtheit und Leibfeindlichkeit verwechselt werden. Denn im Gegensatz dazu ist Selbstbeherrschung eine bewußte Haltung. Vor allem ein verstandesmäßiger Hintergrund erleichtert ihre Umsetzung ins Leben:

Wissenskraft statt Willenskraft!

1. Gute Menschenkenntnis. Wer eine sinnvolle Vorstellung von Partnerschaft hat und bewußt nach einem Gefährten sucht, der da hinein paßt, ist sozusagen immun gegen oberflächliche Gefühle.

2. Natürliches Verhalten. Wer im Einklang mit den sogenannten natürlichen Mechanismen mit Menschen des anderen Geschlechts aufgewachsen ist und mit ihnen umgeht, dem wird die Faszination für jemanden, allein aus dem Grund, weil dieser andersgeschlechtlich ist, fehlen. Und wer darauf eingespielt ist, von Kind an nicht Ekel und (Sexual-)Scham für den eigenen oder für den andersgeschlechtlichen Körper zu empfinden, der wird im Fall einer Verliebtheit weniger stark dem Druck der Umkehrung ausgesetzt sein.

3. Positive Einstellung zu sinnvoller Enthaltsamkeit.

4. Und wer sich nicht mit Zärtlichkeiten und anderen ausgesprochenen sexuellen Spielereien, die weniger etwas mit Lebensfreude, sondern eher mit dem Drang nach Befriedigung zu tun haben, aus lauter Übermut oder aus Dummheit verrückt macht, der braucht keine Entzugserscheinungen auszuhalten, wenn er keine Gelegenheiten dafür mehr hat. (Wer vergleichsweise nie geraucht hat, hat auch keine Probleme mit dem Aufhören, siehe auch Wiederholungszwang.)

Die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung ist immer ein Gewinn. Und wenn sie auch im Hinblick auf die Selbstbefriedigung gelingt, so ist das wohl die beste Voraussetzung dafür, daß bei einem späteren Zusammensein mit einem Partner nicht mehr die geschlechtliche Befriedigung mit vollendeten Tatsachen im Vordergrund steht, sondern die menschliche Begeisterung füreinander. Auch wenn es dabei wie bei der aktiven und bewußten Enthaltsamkeit schließlich durchaus auch um ein besonderes Gefühl der Selbsterfahrung eigener Männlichkeit oder Weiblichkeit geht, so ist das auch nicht weiter problematisch, weil dank der Selbstbeherrschung weder einem selbst noch einem anderen etwas weggenommen oder leiblich oder seelisch geschadet wird (siehe Gebrauch und Mißbrauch). Man ist ja sozusagen im Aushalten von Spannungen trainiert und kann sich unbefangener einer Steigerung hingeben, wie sie nur im Zusammensein mit einem anregenden anderen Menschen möglich ist. Und durch gelingende Selbstbeherrschung werden wir schließlich auch fähig, manche Praktiken zu verstehen, wie sie im indischen Tantrismus und in frühchristlichen Gruppierungen üblich waren, und können diese dann sogar nachvollziehen.

Und wer gute Erfahrungen mit der Selbstbeherrschung auf einem wichtigen Gebiet des Lebens hat, der wird sie schon von allein auch sonst praktizieren, der wird also kaum Schwierigkeiten haben, den Genuß von Drogen zu unterlassen. Im Hinblick auf Philosophie und Theologie werden wir dann schließlich auch ermessen können, was wir Christen durch die Ideologie von der Erbsünde mit ihrer grundsätzlichen Verteufelung von allem, was mit Sexualität überhaupt zu tun hat, verloren haben. Und uns wird niemand und nichts mehr hindern, aus einem gesunden Anarchismus heraus neue Konzepte zu entwickeln oder zu entdecken und in die Wirklichkeit umzusetzen (siehe Anarchie).

Menschen mit einer Sklavenmoral, die das alles nicht erkennen und erleben wollen, brauchen natürlich keine Selbstbeherrschung - zumindest nicht in den wesentlichen Dingen des Lebens. Denn sie gehen bei ihren Handlungen ja nicht von einem Lebensgesamtkonzept (siehe Lebenskonzept) aus, sondern nur von dem, was sich ihnen in einem jeweiligen Moment als brauchbar vorkommt, gleichgültig wohin das führt.

 

Und hier eine Mail von O. W. vom August 2004:

Sehr geehrter verfasser,
mit entsetzen muss ich feststellen , welcher unsicheren basis sie entsprungen sind. dieser böse satz mag nicht bedeuten,dass (vorweg genannt) ihr elterhaus oder ihre erzieherische hand von wenig betuchter materieller basis ist sondern: ihnen fehlt ein gewisser reichtum an akzeptanz und insbesondere der reichtum an der freude des unbeherrschbaren und im besonderen des unbeherrschbaren an der menschlichen natur. Das menschliche geschlechtsorgan ist nicht unser feind. dadurch dass es an jedem angewachsen ist müssen.,oder sollten wir sehr speziell und genau und ohne umwege darauf eingehen und keineswegs gedanken suchen die uns davon wegführen. Nicht die vorsorge ist hier die religion sondern die begleitung sollte es sein. Ich für meine person bin niemals in religion und sexualität eingeschränkt worden und habe dadurch die möglichkeit gefunden zu meinem gott zu finden. ich bin nie zu ihm hingetragen worden. das ist das, was gott will :gefunden werden. gott will seine schäfchen nicht gefesselt vor die füsse geworfen bekommen. Gruss von O. Ein hoch auf alle freien schönen glücklichen menschen bussi

Antwort von basisreligion:

Ich schlage Ihnen vor, zu Ihren Ansichten eine Website zu machen, auf die ich gerne in dieser Website hinweisen will. Denn meine Leser sollen natürlich nicht manipuliert werden, sondern Alternativen kennen lernen, wenn sie die Sexualität in ein fundiertes Lebenskonzept einbauen können und nicht damit Menschen ausgeliefert sein wollen, die im Hinblick auf die Sexualität sozusagen von der Hand in den Mund leben. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)