Unter KOMPLEXEN verstehen wir im hier interessierenden Zusammenhang gefühlsbetonte und ins Unterbewußtsein verdrängte Erfahrungen und Phantasien, weitgehend gepaart mit irrationalen Ängsten uns Zwängen. Komplexe führen bei uns dazu, daß wir uns nur zu oft minderwertig vorkommen, weil wir meinen, den Erfordernissen dessen, was angeblich normal ist, nicht zu entsprechen, und wir uns daher nicht ausreichend anerkannt fühlen. Und vielleicht fühlen wir uns auch tatsächlich einsam und denken, daß es anderen besser geht, weil sie irgendwelche Vorzüge haben. Das Gefährliche an den Komplexen ist, daß wir durch sie leicht mutlos und für die Manipulation durch falsche Freunde oder auch durch fremde Menschen bis hin zu unpersönlicher Propaganda empfänglich werden. Wir neigen dann dazu, krampfhaft normal werden zu wollen, und so ist auch ein Reinfallen bei passender Gelegenheit schon fast vorprogrammiert: Es bedarf nur noch irgendeiner geeigneten konkreten Situation in unserem Leben, die uns fasziniert und in der wir uns Befreiung von unseren Komplexen versprechen, und schon machen wir, was angeblich alle machen. Doch fühlen wir uns dann wirklich besser oder haben wir dann im Grunde nicht noch mehr Komplexe? Gerade Menschen, die über sich und ihr Leben wirklich nachdenken und sich ernsthaft fragen, ob sie alles richtig machen, sind selten frei von irgendwelchen Zweifeln, die dann als Komplexe, Minderwertigkeitsgefühle oder auch als seelische Macken empfunden werden. Diese Menschen sollten allerdings bedenken, daß gerade Minderwertigkeitsgefühle am Beginn jeder Manipulation stehen und daher nur zu oft in unserem Leben bewußt gefördert werden von Menschen oder Institutionen, die uns nichts Gutes wollen. Und so sind auch Komplexe wie Zwänge und Ängste die Machtmittel einer mißgünstigen Umwelt und jeweiliger Establishments, damit gerade junge Menschen irgendwann einmal ihre Ideale aufgeben und sich anpassen. Und nicht zuletzt die persönlichen Ideale eines Menschen nach gelungener Einheit von Leib und Seele stehen doch stets einer Anpassung zuerst einmal im Wege! Vieles, was daher offiziell als Komplex zu gelten scheint, hat daher überhaupt nichts damit zu tun. Oftmals ist nämlich gerade das das eigentlich Vernünftige. Den Vorwurf, daß nämlich jemand Komplexe hat, kann man so auch ganz gut zum Abwürgen guter Ideen und Haltungen verwenden, die eben einfach nur nicht etwa in das übliche Wechselspiel von Macht und Unterdrückung passen. Der Vorwurf von Komplexen hat dann dieselbe Wirkung, wie wenn ein Mensch lächerlich gemacht wird. Doch es muß ja auch wieder nicht alles richtig sein, was man sich da ausdenkt und auf was man beharrt! Wie kann man nun selbst erkennen, ob man nicht vielleicht doch eine Macke hat? Eine Unterscheidung hier ist für den einzelnen oft sehr schwierig, denn einerseits kann ein überspanntes Selbstbewußtsein die notwendige kritische Einstellung eines Menschen zu sich selbst blockieren, andererseits kann ein wenig ausgeprägtes Selbstbewußtsein eine kritische Einstellung abwürgen, die wirklich angebracht wäre. Denn ein selbstbewußter Mensch beispielsweise fühlt sich subjektiv nur zu oft auf der richtigen Seite, selbst wenn er den größten Unsinn vertritt. Und auf das Urteil der meisten anderen Menschen kann man ohnehin nicht viel geben, denn 29 von 30 Menschen laufen sowieso alle den gängigsten Meinungen hinterher, die gerade in sind. Und die sind ja gewiß nicht immer richtig gewesen, wie sich nur zu oft hinterher herausgestellt hat. Irgendwann werden diese Menschen dann ihre Gedankenlosigkeit ohnehin ausbaden müssen. Ein Nachdenken lohnt sich also auch hier. Zur Unterscheidung von überflüssigen Komplexen und von sinnvollen Hemmungen Anliegen stellen wir uns am besten einige Fragen:
Und irgendwann würden auch alle die Machos und Casanovas und die sonstigen Abenteurer nicht mehr richtig zum Zuge kommen. Hier gilt es also, alle möglichen und unmöglichen Rationalisierungen zu durchschauen. Leider müssen wir auch bei unseren Religionen vorsichtig sein. Haben sie nicht auch Vorteile, wenn wir so unsere Probleme haben und sie uns ihre irrationalen Ersatzerfüllungen versprechen können (siehe Irrationales und Vergebung)? Geben sie uns daher die richtigen Informationen, was unnützer Komplex ist und was sinnvolle Vorsichtsmaßnahme?
Oft gelten solche Menschen heute etwas und ihnen werden sogar Denkmäler errichtet und sie werden im Schulunterricht besprochen, allerdings will nun auch wieder keiner so genau wahrhaben, was nun ihr eigentliches Anliegen war. So werden zum Beispiel die genauen Inhalte der Opern, die Mozart durchaus auch für junge Leute geschrieben hat, also Don Giovanni, Figaros Hochzeit und Cosi fan tutte, gerade ihnen gegenüber nur zu oft völlig vorenthalten oder zumindest als belanglos abgetan (siehe Kulturproduktion). Das gilt natürlich erst recht für das Anliegen Jesu.
Also lassen wir uns durch angebliche Komplexe nicht ins Bockshorn jagen, vieles ist da nur Bluff! Von ganz großem Vorteil ist es, wenn wir ein festes Lebenskonzept haben und uns in der Situation eines Kämpfers sehen, der mit einer geschickten Strategie dieses Lebenskonzept auch zu einem glücklichen Ende führen will. (Fast) jeder Nachteil kann auch zum Vorteil werden, wenn wir nur geschickt damit umgehen! Naturgemäß geht das nicht immer ohne Schwierigkeiten ab. Wir können uns da durchaus einen Schachspieler vor seinem Schachbrett oder einen Generalstab vor seinem Schlachtplan zum Vorbild nehmen! Komplexe helfen dabei gar nichts! Suchen wir die besseren Informationen über unseren Kampf und besinnen wir uns auf die eigenen Vorzüge und versuchen wir in den Nachteilen, die wir zu haben meinen, Vorteile zu erkennen! Denken wir an den biblischen Kampf zwischen dem schwächeren David und dem offensichtlich stärkeren Goliath - es war gar nicht einmal unfair, daß David zu der Waffe griff, mit der er sich auskannte, also zu seiner Schleuder, und damit den Kampf aufnahm. Er hat nur seine spezielle Fähigkeit gut genutzt. So kann sogar die Schwäche eines Lehrlings nicht nur ein Nachteil sein, wenn er bedenkt, wie sehr sich sein Lehrherr um sein Vermögen und um seine gesellschaftliche Stellung sorgen muß, Schwache können da viel freier und wendiger sein. Auch können wir versuchen, die Fassade anderer Menschen für uns zu entlarven, die angeblich glücklicher und moderner leben, was haben diese Menschen doch nicht alles zur nur zu oft krampfigen Aufrechterhaltung ihres Selbstbewußtseins nötig? Verbergen sich hinter deren Fassade nicht auch Komplexe? Wofür gibt jemand sein Geld aus, was sieht er sich für Filme an, was liest er für Romane, welche Süchte hat er, weist das alles nicht auf etwas hin? Haben andere da nicht gerade die Komplexe selbst, die sie uns selbst anhängen wollen? Und wie sind doch oft die Werke der Literatur (und auch der Oper) von Menschen mit großer Menschenkenntnis verfaßt, geben sie nicht uns auch Einblicke, was sich hinter der Fassade eines Menschen alles an Elend verbergen kann? Vielleicht gesteht uns in einem persönlichen Gespräch auch einmal jemand seine Probleme, vielleicht erkennt einer bei uns etwas an, bei dem wir so etwas gar nicht vermutet hätten? Hören wir nur genau hin und beobachten wir genau, wer was über sich erzählt! So toll sind jedenfalls die Positionen vieler Menschen nicht, obwohl sie nach außen hin oft so großartig und selbstverständlich tun! Und dann sollten wir auch bewußt Schritte in Richtung Selbstbewußtsein gehen und unsere irrationalen Ängste und Zwänge auch in der Praxis durchbrechen. Vielleicht sollten wir damit anfangen, unsere Komplexe einmal mutig gegenüber anderen Menschen zuzugeben, bei denen wir ähnliche Komplexe vermuten, um so Verbündete zu finden? Es gehört zu jeder Fähigkeit zur Menschenkenntnis, auch einmal etwas zu wagen, um so die Einstellung eines anderen herauszulocken. Möglicherweise ergibt sich nach solchen Gesprächen auch einmal eine Gelegenheit zu harmloser gemeinschaftlicher Durchbrechung von Tabus wie der Sexualscham und zu ungezwungener Nacktheit zusammen mit anderen Menschen? Es ist ein Kennzeichen von Menschen mit wirklichen Komplexen, daß gerade so etwas für sie nur schwer möglich ist. Finden sie nicht laufend neue Rationalisierungen, um irgendeine Ersatzmoral aufrecht zu erhalten? Offenbar ist wirklich nicht alles Gold, was glänzt! Bauen wir an einer Gemeinschaft, die anders ist und andere Ziele hat! Frei werden wir nur, wenn wir irgendwann auch in der Praxis ändern, was wir schon in Gedanken als falsch und nachteilig erkannt haben! Und wie heißt der alte strategische Grundsatz: "Angriff ist die beste Verteidigung!" Im Grunde ist ein wirkungsvolles Erkennen und Bekämpfen überflüssiger und unser Leben hemmender Komplexe immer eine Frage der Gnade und bedarf des Gebets im Sinn unseres christlichen Glaubens! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |