LEISTUNGSSTRESS. Zu dem nun wirklich schädlichen Streß gehört nun einmal der Leistungsstreß, das heißt, man muß etwas tun, einfach weil das alles tun, weil das "in" ist, weil man dazu gezwungen wird - obwohl man im Grunde gar nicht will und auch gar nichts davon hat - erst recht nicht bei näherem Hinsehen.
Besonders katastrophal ist der Leistungsstress, wenn es um das Schönste geht, was es in dieser Welt für uns Menschen gibt, nämlich die Liebe und wenn daraus dann auch noch ein Sexualsport gemacht wird! Es dreht sich hier um den Geschlechtsverkehr junger Leute - siehe das erste Mal und Entjungferung. Eigentlich will man ja gar nicht, doch man fühlt sich oder wird sogar direkt getrieben, weil es angeblich alle machen und man nicht als langweilige Liesl Biedermann gelten möchte, und sieht keinen anderen Ausweg. Die Liebe ist dabei völlig gleichgültig, allenfalls kommt es zu oft krampfhaften Zärtlichkeiten, wie man die Herumfummelei auch nennen kann, um sich oder eben den anderen zumindest ein wenig willig und bereit zu machen. Und an wen soll man sich wenden, wenn man eigentlich keine Lust hat und alles als krampfig empfindet? Die einen stehen auf der einen Seite und mit den anderen kann man ja sowieso nicht reden. Im Grunde rächt es sich jetzt, daß man nicht rechtzeitig ein Selbstbewußtsein aufgebaut hatte, daß man keine Alternativen kennt, daß man sich nie um richtige Begründungen gekümmert hatte. Ja, wie schön wäre es, wenn man ein positives Erlebnis mit der Phase der Ästhetik hätte, wenn man längst daran seinen Spaß hätte! Und wenn man den Mut hätte, das vorzuschlagen (weil man darauf "Bock hat") und zu den vollendeten Tatsachen "Nein" zu sagen.
Wieso kann man nicht zugeben, daß man nicht will, daß man andere Konzepte hat (siehe Lebenskonzept), in die so etwas nicht hinein paßt? Und dann in der Situation: Warum meint man denn, daß immer nur der tolle Hengst gefragt ist, der mit dem dicksten Penis (wie ihn uns die Apotheker des Internets immer wieder verkaufen wollen)? Warum lassen wir es nicht drauf ankommen und freuen uns, wenn vielleicht sogar überhaupt keine Erektion aufkommt? Warum sollte das denn unbedingt auf eine schmachvolle Impotenz hinweisen, warum denn nicht darauf, daß die Natur sich eine andere Form des Umgangs miteinander gedacht hat, daß sie also den anderen für uns als Bruder oder Schwester vorgesehen hat? Freuen wir uns doch darüber, daß wir hier eine andere Beziehung erleben, die der gesunde Mensch nämlich auch braucht!
Beispielsweise der Streß eines Internetfreundes. Er berichtete mir, daß er, als er 16 war, von einem gleichaltrigen Mädchen ('"sie sah ja gar nicht einmal schlecht aus") in die Oper "La Traviata" eingeladen wurde. Doch sie erzählte ihm gleich, daß sie zusammen mit einer Freundin und einem anderen Jungen immer nur bis zur Pause in die Oper und danach in ein Café gehen würden (die Karten also vermutlich vom Papa)... O Gott, auf was würde das hinauslaufen..? Was für ein Leistungsstreß? Denn der Internetfreund hatte ganz und gar keinen Appetit, mit dem Mädel etwas anzufangen und erst recht nicht, sich irgendwie beweisen zu müssen. Wie schön wäre es gewesen, wenn klar gewesen wäre, daß beide wirklich monogam sind und bleiben wollen und alles ausgesprochen Sexuelle beiseite bleibt! Es gibt ja so viel von netter Kameradschaft bis hin zur Gandhi-Methode und zu den Praktiken à la Gespräch 9 und damit hängt zusammen, daß man sich vertraut und etwas gemeinsam unternehmen kann, etwa Kultur- oder Naturerlebnisse. Das bereichert und baut auf und ist allenfalls ein positiver Streß! Eine Schülerin kam einmal an und fragte, was das zu bedeuten habe. Sie wäre bei einem Kameraden gewesen und der hätte ihr Tee in einer Tasse eingeschenkt, an der an einer Seite ein Penisgebilde war, doch das hätte sie erst hinterher gesehen. "Und was hast du gemacht?", habe ich sie gefragt. "Na gelacht!" Und ich darauf: "Das war schon gut, denn der wollte dich nur testen, ob du arrogant und moralisch tust. Doch du hast dich richtig verhalten - und jetzt fährst du am besten dennoch eine Retourkutsche: Du siehst dich um, wo es in deinem Wohnort oder sonst wo eine gemischte Sauna oder einen FKK gibt und lädst ihn unter irgendwelchen Begründungen ein, mit dir dorthin zu gehen. Schließlich seien wir ja noch nicht so weit, daß ein Mädchen dort alleine hingehen könnte, ohne doof angeguckt zu werden, sie könnte das ja wenigstens so erzählen. Und so könnte sie ja mal sehen, wie er sich verhält, ob er Probleme hat, ob er reden kann... Oder vielleicht motiviert sie auch andere Kameraden und Kameradinnen mitzukommen? So etwas hat der sicher noch nicht erlebt - doch das wäre wirkliche Emanzipation und Freiheit und Aufklärung (oder auf "neudeutsch": echt cool)! Und genau solche Beziehungen und schließlich eine Liebe ohne Leistungsstreß ist das Anliegen von basisreligion! Erleben wir zunächst einmal die Phase der Ästhetik und sehen wir dann weiter! Und wir müssen ja nicht immer gleich alles erleben, es reicht erst einmal, wenn wir eine geeignete Menschenkenntnis entwickeln und darüber reden. Dann wissen wir wenigstens, auf was alles schlimmstenfalls hinausläuft und wir können wirklich frei und offen sein - und das alles streßfrei!
Manchmal sind es sogar Menschen, die einem sehr nahe stehen, die den sexuellen Leistungsstreß verursachen...
Ich erfahre das schon mal sogar von weiblichen Internetbesuchern... "Frau" fühlte sich regelrecht gedrängt, weil sie schon so alt war (in einem Fall 18!) und noch keinen Mann hatte...
Mir geht es schlicht und einfach um Streßfreiheit in jeglicher Richtung. Und so bin ich ganz klar für die Enthaltsamkeit vor der Ehe, weil das die einzige Methode ist, daß es nicht zu diesem ganzen Kuddelmuddel kommt mit den entsprechenden Enttäuschungen, Ausbeutungen, Verarschungen und eben dem ganzen Streß... Und ich habe doch genügend Sollbruchstellen - und vor allem die Idee der Phase der Ästhetik - eingebaut, da kann man doch wirklich nicht von Leibfeindlichkeit und Verklemmtheit und Langweiligkeit reden! Dies Art Zwänge müssen nun doch wirklich nicht sein! Es ist schon eine vertrackte Situation: Wenn "man" oder "frau" gleich oder irgendwann aufs Ganze gehen, sind sie "Schweine" oder "Schlampen", wenn sie es nicht tun, und dann auch noch ganz grundsätzlich, um sich von allen Verdächtigungen in dieser Richtung frei zu halten, dann sind sie impotent oder verklemmt oder frigide... Wirklich: Welch dummer Leistungsstreß - wie schön sind da die Gebote Gottes und die Idee von der Einheit von Leib und Seele!
Irgendwie haben wir ja immer noch mit unseren tierischen Verwandten viel gemeinsam, bisweilen ist zwar alles etwas anders, doch immerhin gibt es Anregungen zum Nachdenken! Vor kurzem (Herbst 2003) war ich also bei einem Bauern zu Besuch, dem wohl letzten deutschen Bauern im Heimatkreis meines Vaters in Ostpreußen - der sich heute der Schweinezucht widmet. Und wie das so ist, war ich auch dabei, als die Ferkel kastriert und eine der Sauen von einem Eber gedeckt wurden (der Sohn hielt dabei seine Hand dazwischen und stimulierte das Genitalorgan der Sau, damit sie auch gern mitmachte und so alles erfolgreich verlief). Und hinterher kamen wir u. a. darauf, wie oft ein Eber so etwas schafft. Oh, meinte der Bauer, allenfalls wohl zweimal am Tag, er machte das dann jeweils morgens und abends, in den Büchern stehe sogar nur von einem Mal. Er habe das am Anfang nicht gewußt und den Eber gleich ein paar Mal hintereinander zur Deckung herangezogen, doch darauf mochte der Eber nie mehr, er hatte einfach keine Lust mehr, er war offensichtlich "verdorben". Und er konnte ihn nur noch schlachten - und habe dabei viel Geld verloren, denn so ein Zuchteber kostet nun einmal einiges Geld... So ist das eben: Wenn man etwas wider die Natur macht, dann ist die Folge Leistungsstreß und es besteht höchste Gefahr, daß man alles verpfuscht! Ob das nicht auch bei uns Menschen ein wesentlicher Grund für Fehlentwicklungen ist - auch und gerade im sexuellen Bereich? Es gibt da ja die Problematik von Gebrauch und Mißbrauch! Und siehe auch unter Verhausschweinung. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |