INTELLIGENT DESIGN ist keine wissenschaftliche Theorie. Sie speist sich aus Denkfaulheit und Arroganz: »Ich bin ein kluger Kerl, und ich kann nicht verstehen, wie das alles durch Evolution entstehen konnte. Also konnte es nicht durch Evolution entstehen.« Jeder Beweis, dass die Evolution an einer Stelle am Werk ist, wird sofort gekontert: Die nächste Ebene von Komplexität in einem biologischen System sei aber nur durch Design zu erklären. Wird den Kreationisten auch das widerlegt, gehen sie wiederum einen Schritt weiter (zum "Neo-Kreationismus") und deuten Intelligenz als Ausdruck des Schöpferplans. Es ist ein endloses Spiel – und wie so viele Spiele reine Zeitverschwendung. Wissenschaftler interessieren solche Spiele nicht, ihre Zunft arbeitet an Hypothesen, die getestet werden können. Solche Hypothesen hat ID nicht zu bieten, nur leere Worte. (Siehe hierzu den Artikel " Gott pfuscht auch" von Steve Jones in der ZEIT vom 8. 11. 2005. Den vollständigen Artikel finden Sie unter der Url: http://www.zeit.de/2005/33/Kreationismus?page=1). Grundanliegen des Glaubens an ein Intelligent Design ist die vor allem in den U.S.A. weit verbreitete fundamentalistische Meinung, dass eine bessere, eine moralischere Welt nur den Glauben an einen Gott herbeigeführt werden kann, der auf welche Weise auch immer als wahr und wirklich bewiesen werden muss. Und da bietet sich nun einmal ein Schöpfergott an, der nun mit Hauen und Stechen gegen die, die an eine Evolution glauben, durchgepeitscht werden soll. Dabei bewirkt der Glaube an einen Schöpfergott alles andere als eine bessere Moral - und gerade auch als eine bessere Sexualmoral:.
Gerade die Religionen mit einem Schöpfungsglauben sind doch die typischen Machismo-Religionen! Die Schwierigkeit, mit einem Glauben an einen Schöpfergott zu dem christlichen Erlösergott zu kommen, hat in der Spätantike dazu geführt, dass die Verbindung Schöpfungsgott-Erlösungsgott fallen gelassen wurde und ein spezieller Schöpfungsgott angenommen wurde, siehe Demiurg. Demgegenüber besteht bei einer religionshistorischen Interpretation der Adam-und-Eva-Erzählung und überhaupt der Schöpfungsgeschichte ein direkter Zusammenhang mit einer höchstmöglichen Partnerschaftsmoral! Gerade in der Abkehr von dem Schöpfungsglauben in den heidnischen Religionen sahen doch die Verfasser der biblischen Erzählung die Chance, dass der Mensch nun endlich frei und ohne Ängste und Zwänge die ihm gemäße Moral leben kann! Ach ja, warum die in den U.S.A. so fanatisch an ihren Meilen und Gallonen festhalten? Hintergrund ist auch hier so ein irrationaler Gottesglaube, der zu einem guten Menschen gehört. Denn die Meter und Liter wurden ja von den Franzosen zur Zeit der französischen Revolution eingeführt, also in einer Zeit des Atheismus. Es sind also atheistische Maße. Demgegenüber sind Meilen und Gallonen eben natürliche - oder eben göttliche - Maße. Irgendeine Argumentation findet sich immer... Siehe auch amerikanische (und überhaupt angelsächsische) Bibelwissenschaft und Theologie. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Thema "Intelligent Design" finden Sie unter: http://www.gwup.org/skeptiker/archiv/2003/4/intellegentdesigngwup.html
Anmerkung (nach dem Mailwechsel siehe unten): Wenn ich hier so vehement gegen die Idee eines "intelligenten Designs" bin, dann nicht, weil ich ein fanatischer Evolutionsverfechter bin, mir ist nämlich im Grunde völlig gleichgültig, wie die Welt usw. erschaffen wurde, sondern weil ich hinter der Idee eines "Intelligenten Designs" immer einen Zusammenhang mit einer Schöpfungsreligion sehe und die hat immer etwas mit Fruchtbarkeitskulten zu tun, die dann religionsgeschichtlich gesehen immer irgendwann durchaus auch auf kultische Prostitution hinauslaufen... Zu einer wirklichen Ehemoral kommen wir also mit einem solchen Glauben nie - und genau um eine solche Moral geht es in diesem Konzept hier! Und hier der Mailwechsel: Dass ID keine
Wissenschaft - im Sinne von Naturwissenschaft - ist, stimmt. Auf der anderen
Seite will ich mir kein Denkverbot erteilen lassen, so nach dem Motto: Entweder
etwas ist darwinistisch - oder eben falsch. Und noch eine Mail: Also Du schreibst ... Antwort von basisreligion: Mir geht immer die Entschuldigung einer katholischen Nonne in einem Institut an der Spitze Südindiens im Kopf, die die kultische Prostitution der Hindus zu Ehren ihres Gottes Shiwa verteidigte: "So ehren die eben ihren Schöpfer!" Der Glaube an einen Schöpfer bringt also für eine vernünftige Ehemoral überhaupt nichts, bisweilen führt er auch noch davon weg, und Du gehst auch gar nicht auf sie ein. Doch genau die ist doch eigentlich unser gemeinsames Anliegen? Abgesehen davon, ist es wirklich notwendig, hinter allem, was ist, ein übergeordnetes "intelligentes Design" zu sehen? Ob es nicht einfach Phänomene gibt, die einfach so sind und bei denen sich jegliche Hinterfragung erübrigt? Ein Beispiel: Wenn wir eine Münze tausend Mal hochwerfen und dabei alles tun, damit die Seiten, die nach dem Fallen nach oben liegen, wirklich zufällig sind, dann stellen wir fest, dass das Verhältnis der Zahl- und der Wappenseiten etwa 1 zu 1 ist, dass also beide Seiten etwa gleich oft oben liegen. Steckt dahinter nun ein "intelligentes Design", das die Münze beim Fallen lenkt? Ich bezweifle das, für mich liegt dieses Phänomen einfach in der Sache, und so ist für mich jedes weitere Nachdenken hier müßig, jedenfalls bringt irgendeine Theologisierung, also dass ein Gott oder eine andere höhere Kraft die Münze beim Fallen lenkt, hier einfach nichts. Für mich ist wichtig, mit diesem Phänomen richtig umzugehen, also etwa mich in meiner Lebenspraxis nicht dagegen zu stellen. Und so sehe ich das auch mit dem "intelligenten Design". Die Natur würfelt bisweilen schon - doch es überlebt nur das, was sinnvoll ist. Und so ist das auch, wenn ich an die Ehemoral denke: In der Natur hat es sich durch Jahrmillionen laufende Praxis nun einmal so ergeben, dass Fruchtbarkeit und Spaß bei der Sexualität zusammen gehören, sie will das also, das Menschen das in diesem Sinn praktizieren, sie will also die Familie. Und wenn wir Menschen nun hingehen und diese Kombination durch Verhütungsmittel zu entkoppeln versuchen, dann ist das ein Verstoß gegen die Regeln der Natur - und sie wird sich rächen. Und wenn die Rache darin besteht, dass wir Schaden an unserer Seele leiden, ja vermutlich haben wir ihn bereits, dass wir ihn gar nicht merken. Doch dann kommen wir eben mit einer solchen Praxis nicht zu dem höchstmöglichen Glück, das die Natur für uns vorgesehen hat. Auch hier ist also keine Theologisierung nötig! Und was bleibt uns übrig? Ganz einfach: Hinzuhorchen, was die Natur will - und sich danach zu verhalten. Ja, man kann es auch so sehen, da ist eine Intelligenz in der Evolution. Und man darf die Natur auch nicht ungestraft manipulieren - doch diese Intelligenz liegt in der Sache so wie bei dem Münzwerfen. Und ich möchte diese Phänomene auf keinen Fall theologisch überfrachten oder auch nur färben, weil ich genau in einer solchen theologischen Überfrachtung oder Färbung Ansätze für Herrschaftssysteme sehe, die dann ja schließlich auch wieder übersteigerte wirtschaftliche Interessen mit sich bringen. Wir streiten uns hier vermutlich um des Kaisers Bart. Du siehst die Gefahr von unkontrollierbaren Herrschaftssystemen in einer religiösen Untersteuerung und ich in einer religiösen Übersteuerung. Die Frage ist, wie machen wir es nun richtig? Und ich versuche, hier einfach realistisch, meine Möglichkeiten und Chancen zu sehen: Gegen die wirtschaftlichen Interessen bestimmter Cliquen, nenne es meinetwegen auch "spontane unkontrollierte Einfälle zum Herumpfuschen in der Natur" (aber spontane unkontrollierte Einfälle zum Herumpfuschen in der Natur" passen doch gar nicht zu wirtschaftlichen Interessen!) kann ich nichts machen, alle Hoffnungen, mich da einmischen zu können, sind traumtänzerische blanke Illusion. Doch gegen die religiöse Übersteuerung und für einen sachlichen Umgang mit der Ehemoral? Da haben wir sehr wohl Chancen, wenn wir uns nur einig sind! Und noch eine weitere Mail von basisreligion dazu: Mir geht es einfach nur darum, nicht mit einer Suche in der falschen Richtung für die Ehemoral Zeit und Energie zu verschwenden. So etwa wie bei den Aktionen "Kein Sex vor der Ehe". Mir kam das von Anfang an nicht sinnvoll vor, irgend so ein uneffektiver und m. E. auch im Endeffekt kontraproduktiver Aktionismus, also hielt ich mich da zurück. Und ich hatte auch mal Unterlagen - Hochglanz usw. - mit Beiträgen u. a. von Christa Mewes - bestellt und gelesen, also in meinen Augen ist das wirklich nur moralinsaurer Aktionismus mit viel Trara. Ich meine, denen auch eine Mail geschickt zu haben im Sinn, was ich davon halte, und wie besserer Pfiff in die Sache rein käme, denn von einer Überwindung von Leib- und Geistfeindlichkeit, also vom Ansatz an der Wurzel des Übels, war bei denen keine Spur zu merken. Doch ich habe natürlich keine Antwort erhalten. Sie waren eben typische Moralapostel, und solche Menschen meinen ja von vornherein, mit ihrer Verklemmtheit immer alles besser zu wissen.
Und diese Sache mit dem Intelligent Design ist
auch wieder nur der alte Wein im neuen Schlauch, hier im Sinn einer
wissenschaftlich unzulässigen Wörtlichnahme
der Schöpfungsgeschichte der Bibel,
also das alte untaugliche Gelaber in neuem Design. Und so geht es eben
nicht. Entschuldige, wenn ich so herablassend argumentiere, aber für unsere
Sache bringt das wirklich nichts, und auf die kommt es doch an! Und wir
haben doch eine gute Sache anzubieten, warum die mit einer Sache verquicken,
die uns von vornherein in ein schiefes Licht der Ewiggestrigen rückt?
Und wir müssen ja auch bedenken, dass der
Schöpfergott der Bibel ein konstruierter Gott
ist, konstruiert gegen die Fruchtbarkeitskulte.
Also hat der überhaupt keinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit, es geht vielmehr
um ein ethisches Anliegen, das ist der springende Punkt. Und wenn das
ethische Ziel mit dem Schöpfergott oder was auch immer in dieser Richtung
nicht erreicht wird, dann eben weg damit.
Ich mache also lieber einen grundsätzlichen
Schlussstrich unter die ganze Theologie. Na,
vielleicht ist da noch Platz für einen "untheologischen Gott". Also etwa,
dass wir hoffen, dass es - wenn es Gott gibt - er ein humaner Gott ist und
es diesem recht ist, was wir machen und er uns unterstützt, indem er uns
gute Gedanken gibt.
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