Der KREATIONISMUS (creationism, creation science) war und ist
Teil des protestantischen Fundamentalismus
in den USA, der sich am Anfang des 20. Jahrhunderts herausbildete. Er
war die „fundamentalistische“ Antwort auf die Zumutungen des damals in
den USA und in Europa Kultur prägenden Wissenschaftsglaubens. In dem
angeblich von der Wissenschaft fertig gedachten Weltbild gab es keinen
Platz mehr für Gott und für die Religion. Wissenschaftliche
Erkenntnisse galten als einziger Prüfstein der Realität, und den
Eckstein dieses Weltbilds lieferte die Evolutionstheorie nach Charles
Darwin. Dass die protestantische Erweckung in den USA darin einen
Angriff auf ihre „fundamentals“ sehen musste, insbesondere auf die
buchstäbliche Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift, leuchtet ein. Sie
reagierte jedoch nicht mit Erkenntnis- oder Ideologiekritik, sondern
sie übernahm - wie es für den Fundamentalismus insgesamt kennzeichnend
ist - in einer Reaktionsbildung teilweise die Plausibilitäten des
wissenschaftlichen Weltbilds und behauptete, die bessere Wissenschaft
sei auf ihrer Seite. Dadurch wurde es zu einem Grundsatz der
fundamentalistischen Bibelauslegung, dass die Bibel, vor allem in der
Urgeschichte, auch die eigentlich wahre Grundlage der Wissenschaft
liefert. (Zitat von Hansjörg Hemminger aus
http://www.gemeindedienst.de/weltanschauung/texte/inmatkreationismus.htm
).
Kreationisten gehen davon aus, dass eine bessere Ethik (oder auch
Moral) nur erzielt werden kann, wenn Menschen beim Lesen der Bibel ihr
Gehirn ausschalten und alles wörtlich nehmen. Bei der Illusion, dass
alles besser wird, wenn Menschen ihr Gehirn ausschalten, drängt sich
die Erinnerung an ein Gedicht auf, das nach dem Bau der Mauer in den
sechziger Jahren in der "DDR" kursierte und das in diesem Zwangsstaat
einem 40-jährigen Arbeiter sechs Jahre Zuchthaus einbrachte:
Lieber Gott mach mich
blind,
dass ich nicht die
Mauer find.
Lieber Gott mach mich
taub,
dass ich nicht dem
RIAS glaub.
Lieber Gott mach mich
stumm,
dass ich nicht ins
Zuchthaus kumm.
Bin ich dann stumm,
taub und blind,
bin ich Ulbrichts
liebstes Kind.
(Anmerkung: RIAS meint "Rundfunk im amerikanischen Sektor", wo also die
Wahrheit gesagt wurde anders als in den "DDR"-Medien. Und Walter
Ulbricht war der erste - von den Sowjets eingesetzte -
Staatsratsvorsitzende, also Regierungschef der "DDR", die ja ein
totalitäres System war.)
Als ob durch blindes Glauben irgendwo etwas besser werden
könnte! Solch eine Vorstellung können doch nur totalitäre Systeme haben
oder Menschen, die nur in solchen Systemen denken können!
Und vor allem: Dass durch den Glauben an einen
Schöpfergott irgendetwas sittenstrenger werden könnte, ist ein Märchen.
Denn in den typischen heidnischen Religionen hat der Glaube an einen
Schöpfergott sehr oft überhaupt nichts mit unserer Vorstellung von
echter Sittenstrenge zu tun, also mit Monogamie,
sondern es gibt zur Verehrung des Schöpfergottes sogar die kultische Prostitution. Siehe hierzu einen
Brief an die Zeugen Jehovas.
Leider haben wir in den 2000 Jahren Kirchengeschichte die
Botschaft Jesu den Bedürfnissen totalitärer Herrschaftsstrukturen
angepasst und eine
Machismo-Ideologie daraus gemacht. Damit
haben wir dem
authentischen Jesus nur Unrecht getan!
Das hat er nun wirklich nicht verdient! Das Konzept basisreligion
ist ein Gegenentwurf.
Der eher altmodische Kreationismus wird heute
fast nur noch im «Bibelgürtel» (Bible Belt) der USA, einem knappen
Dutzend Bundesstaaten von Texas bis Virginia, verfochten. Aus ihm
entstand in den 90er Jahren die Theorie vom «Intelligenten
Design». Ihre Anhänger sind als «Neo-Kreationisten» oder
«Neo-Kreos» bekannt und vereinzelt in Forscherkreisen zu finden. Allerdings letztlich: "Unter
neuer Firmentafel immer noch der alte Schwafel"!
Die «Neo-Kreos» streiten nicht ab, dass die
Erde Milliarden Jahre alt sein kann und dass evolutionäre Prozesse
stattgefunden haben könnten. Doch ihrer Überzeugung nach ist das Leben
auf der Erde zu komplex, um ohne einen «intelligenten Designer»
entstanden zu sein. Das Wort «Gott» nehmen die neuen Kreationisten
selten oder nie in den Mund.
Die Schwierigkeit, mit einem Glauben an einen
Schöpfergott zu dem christlichen Erlösergott zu kommen, hat in der
Spätantike dazu geführt, dass die Verbindung
Schöpfungsgott-Erlösungsgott fallen gelassen wurde und ein spezieller
Schöpfungsgott angenommen wurde, siehe Demiurg.
Siehe auch den Bericht über das Museum in Petersburg in
Kentucky:
http://www.welt.de/wissenschaft/article902903/.html#reqNL
Und wie ein Vater mit seiner Tochter in Russland gegen
die Evolutionstheorie kämpft:
http://www.welt.de/welt_print/article890067/Die_Evolutionstheorie_war_eine_PR-Kampagne.html
Kreationismus überzeugt immer mehr Menschen, Photos aus dem Museum in
Petersburg: http://www.welt.de/wissenschaft/article1428222/.html#reqNL
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