ANTHROPOLOGIE. Je nach Fachbereich (Biologie, Philosophie, Theologie) und Kulturbereich (mitteleuropäisch, angloamerikanisch) gibt es unterschiedliche Definitionen. Hier soll nur das Teilgebiet behandelt werden, in dem es mit der Konzeption vom basisreligion zu Berührungen kommt. Die alte These der Anthropologie: Unsere Zivilisation engt den Menschen von Kindheit an ein, bevormundet und vergewaltigt ihn gerade im Hinblick auf seine Sexualität, die er nicht angemessen ausleben darf, entfremdet dadurch den Menschen sozusagen sich selbst (siehe Entfremdung) und macht ihn überhaupt unfrei und letztlich un-menschlich. Die Folge davon ist alles Böse in dieser Welt, angefangen von banalen Zänkereien über Ehekrachs und Ehescheidungen bis hin zu Mord und Totschlag und schließlich auch Krieg und Völkermord. Zitiert werden in diesem Zusammenhang eigentlich immer die Forschungen von Margaret Mead (1901-1978), und Bronislaw Malinowski (1884-1942), die von der Moral von so genannten Naturvölkern auf eine menschliche Urmoral überhaupt schließen. Mead (etwa in Kindheit und Jugend in Samoa, aus der Reihe Jugend und Sexualität in primitiven Gesellschaften, Band i, München dtv, 1981, S. 23): "Wir sind gewohnt, alle Handlungen in unserer eigenen Kultur und die Normen, denen wir automatisch folgen, als für die ganze Menschheit verbindlich anzusehen. Unser eigenes Verhalten ist uns so tief eingefleischt, dass wir uns gar nicht anders vorstellen können, als dass es überall gültig sein muss", und Malinowski (in Das Geschlechtsleben der Wilden in Nordwest-Melanesien - Liebe, Ehe, Familienleben bei den Eingeborenen der Trobriand-Inseln, aus dem Englischen von Eva Schumann, hg. von Fritz Kramer, Frankfurt/M.: Taschenbücher Syndikat/EVA Band 12, 1983, S. 53): "Die Freiheit und Unabhängigkeit des Kindes erstreckt sich auch auf das sexuelle Gebiet. Zunächst einmal hören und sehen die Kinder vieles vom Geschlechtsleben der Älteren. Das das Haus den Eltern nicht die Möglichkeit bietet, sich abzuschließen, hat das Kind Gelegenheit, aus eigner Anschauung sich über den Geschlechtsakt zu informieren. Es wurde mir mitgeteilt, dass Kinder durch keinerlei Vorkehrungen daran gehindert werden, den geschlechtlichen Vergnügungen der Eltern zuzuschauen. Das Kind wird nur ausgezankt und angewiesen, den Kopf unter die Matte zustecken. Manchmal wurde ein kleiner Junge oder ein kleines Mädchen mir gegenüber folgendermaßen gelobt: `Gutes Kind, es erzählt nie, was zwischen seinen Eltern vorgeht.´ Kleine Kinder dürfen unverhüllt geschlechtliche Gespräche mit anhören, und sie verstehen sehr wohl, um was es geht." Doch jetzt zu den geschlechtlichen Praktiken der Kinder (S. 54 in derselben Arbeit): "Knaben und Mädchen haben reichlich Gelegenheit, sich von ihren Gefährten in erotischen Dingen unterweisen zu lassen. Die Kinder weihen sich gegenseitig in die Geheimnisse des Geschlechtslebens ein auf durchaus praktische Art und Weise und in sehr frühem Alter. Lange ehe sie imstande sind, den Geschlechtsakt wirklich auszuführen, beginnt ihr frühzeitiges Liebesleben. In ihren Spielen und Zeitvertreiben befriedigen sie ihre Neugier nach Aussehen und Funktion der Geschlechtsorgane und erleben dabei, wie es den Anschein hat, ein gewisses Lustgefühl. Abtasten der Geschlechtsorgane und leichte Perversionen, wie etwa orale Reizung der Organe (gemeint ist Oralverkehr; d. Autor), sind typische Arten dieser Vergnügungen. Es heißt, dass kleine Mädchen und Knaben häufig von ihren etwas älteren Gefährten eingeweiht werden, die sie bei ihren eigenen Liebeständeleien zuschauen lassen. Allein von dem Grad ihrer Neugier, ihrer Reife und ihres >Temperaments< hängt es ab, wie sehr oder wie wenig sie sich geschlechtlichem Zeitvertreib hingeben, denn sie sind durch keinerlei elterliche Autorität gezügelt und durch keinen Sittenkodex gebunden, abgesehen von dem besonderen Stammes-Tabu. Die Erwachsenen, ja sogar die Eltern verhalten sich gegenüber solch kindlicher Hemmungslosigkeit entweder völlig gleichgültig oder durchaus wohlwollend - sie finden es natürlich und sehen nicht ein, warum sie einschreiten sollten. Meistens bekunden sie eine Art nachsichtiges, belustigtes Interesse und erörtern die Liebesaffären ihrer Kinder im leichten Scherzton. Oft habe ich im wohlwollenden Geplauder Aussprüche wie etwa den folgenden gehört: >Die und die (ein kleines Mädchen) hat schon Verkehr gehabt mit dem und dem (einem kleinen Jungen)<, und wenn es gerade so trifft, wird etwa hinzugefügt, es sei ihre erste Erfahrung. Wird der Liebhaber gewechselt oder spielt sich sonst ein kleines Liebesdrama in der Welt der Kleinen ab, so erörtert man es halb ernst, halb scherzend. Der kindliche Geschlechtsakt oder was ihn ersetzen muss, wird als unschuldiges Vergnügen betrachtet. >Sie spielen eben kayta (Geschlechtsverkehr haben). Sie schenken sich gegenseitig eine Kokosnuss, ein kleines Stück Betelnuss, ein paar Perlen und einige Früchte, und dann verstecken sie sich und kayta.< Doch gilt als ungehörig, wenn die Kinder ihre Liebesgeschichten im Hause betreiben, es hat vielmehr stets im Busch zu geschehen. Der Zeitpunkt, da ein Mädchen sich solcherart zu vergnügen beginnt, fällt nach meinen Informationen mit dem Anlegen des ersten Bastrockes zusammen - das wäre im Alter von vier oder fünf Jahren." Die unvollkommenen Versuche werden dann von den Kindern innerhalb weniger Jahre durch den wirklichen Akt mit Penetration ersetzt. Nach Angaben von Malinowskis Gewährsleuten (Eingeborene, von denen der Forscher seine Informationen bezieht und die überdurchschnittlich intelligent oder kundig sind) haben immer nur Kinder derselben Altersgruppe miteinander Verkehr (Anm.: bzw. wegen der früheren Reife der Mädchen sind die entsprechenden Jungen immer etwas älter), niemals aber ältere Heranwachsende mit Kindern. Beginn des wirklichen Geschlechtslebens wird von Malinowski mit dem Alter von sechs bis acht beim Mädchen und beim Jungen von zehn bis zwölf angegeben. Von diesem Zeitpunkt an nimmt die Bedeutung der Geschlechtlichkeit mehr und mehr zu, bis sie im Laufe des Lebens wieder an Wichtigkeit verliert, wie es im Wesen der Sexualität liegt. Geschlechtliche oder zum mindesten sinnliche Lust ist eines der Elemente, wenn nicht gar die Grundlage vieler kindlicher Zeitvertreibe...." So weit so gut oder auch nicht. Denn Audi et altera pars (Höre auch die andere Seite)! Inzwischen haben andere Forscher diese etwas unglaublichen und angeblich paradiesischen Zustände etwas näher unter die Lupe genommen. Und so erfuhren wir zu den Forschungen von Frau Mead, dass die "Eingeborenen" sehr schnell merkten, was diese Forscherin sehen wollte und wofür sie die meisten Belohnungen erhielten, wenn sie sich entsprechend verhielten. Diese Leute sind ja nicht dumm, sondern vielleicht eher noch ein wenig schlitzohrig, wenn es nun mal so sein muss. Und so haben sie den "dummen" Forschern eben etwas vorgemacht.... Und so finden wir auch in der Brockhaus Encarata Enzyklopädie unter "Margaret Mead" den Hinweis: "Meads These einer antiautoritären Erziehung auf Samoa gilt allerdings inzwischen als überholt." Besonders interessant sind hier die Ausführungen von Sarah Dening: Die Engländerin hat in ihrem Buch “The Mythology of Sex” (London, 1996, S. 44f) etwas genauer hingesehen. Und da ist wohl einiges anders. Zwar ist es etwa auf den Samoainseln, einer Inselgruppe in der Südsee, tatsächlich ein Statussymbol für die Jungen, wenn sie so viele Abenteuer mit Mädchen haben wie möglich, und es gibt auch genügend Mädchen, die da mitmachen. Doch die Mädchen werden dabei wenigstens zunächst einmal immer ausgetrickst, wenn nicht gar vergewaltigt - so wie das auch auf der ganzen Welt geschieht. "Gewisse Bräuche, die Norm sind auf Samoa, würden einen Aufschrei in westlichen Gesellschaften veranlassen", schreibt Dening, etwa wie ein Junge ein Mädchen zu seinem ersten Sex bringt: "Vergewaltigung ist in der Tat stillschweigend akzeptiert in der Weise einer Aktivität, die `Schlaf-Kriechen´ (`sleep-crawling´) genannt wird. Dazu gehört, dass sich ein junger Mann bei Nacht in das Haus des Mädchens einschleicht und mir ihr Sex hat, und das Ziel ist, an es heranzukommen und mit ihm zu reden mit glatten Worten und mit sanfter Überzeugungskraft. Dabei geht es allerdings nicht um eine Ehrerbietung gegenüber den Gefühlen des Mädchens oder um irgendeine Rücksichtnahme. Es ist ganz einfach ein praktischer Trick, es am Schreien zu hindern und damit die ganze Familie aufzuwecken. Für einen Jungen, der dermaßen Erfolg bei seiner Suche hat, bringt das ganze Prestige, weil es ihm gelang, Sex zu "stehlen" mit einem unverheirateten Mädchen. Ob er ansonsten an dem Mädchen interessiert ist oder nicht, ist irrelevant. Was zählt, gemäß der Samoanischen Werteskala, ist, dass er es schaffte, seine Sexualität zu stehlen von den Männern, deren Familieneigentum es ist. Die Jugend hat so ihre Stärke bewiesen und dadurch soziale Glaubwürdigkeit gewonnen." Eine echte
Freiwilligkeit der Mädchen ist wohl nie oder nur höchst
selten mit im Spiel. Denn eigentlich wird auch dort
überall erwartet, dass unverheiratete Mädchen
jungfräulich in die Ehe gehen. Und insbesondere auf die
Töchter der höheren samoanischen Familien wird deswegen
sehr aufgepasst. (Zitat aus diesem Buch: "This ist not,
however, the whole picture... Even today, very different
rules apply to men and women and there is a high
incidence of rape." usw.) Siehe auch auf deutsch den
Beitrag des Erfurter Ethnologen Wolf Wagner im Internet:
http://www.erato.fh-erfurt.de/so/homepages/wagner/Zuindex/Lehre/Multikulti/1eufsitz03trobriander.html
und das Stichwort Pornografie
im Internet. Ich erlaube mir, aus dieser Seite etwas zu zitieren, da ich schon erlebt habe, dass sich die Website der FH Erfurt geändert hat: "Die Trobriander
spielten in der Geschichte des Fortschritts-Gedankens
eine zentrale Rolle. Der große Ethnologe Bronislaw
Malinowski, der die Feldforschung als Methode der
Ethnologie erfunden hatte (das bedeutet, dass man
längere Zeit unter den Menschen lebt, die man studieren
will) hatte sich vor allem mit den Trobriandern
beschäftigt. Seine Beschreibungen wurden von Wilhelm
Reich aufgenommen. Reich wies in "Der
Zusammenbruch der sexuellen Zwangsmoral - die
Trobriander" - anhand der Arbeiten des
Anthropologen Malinowski die kausale Verquickung
von der Entwicklung privaten Eigentums in Zusammenhang
mit dem Übergang von der mutterrechtlichen Gemeinschaft
(Matriarchat) zur vaterrechtlichen Gesellschaft
(Patriarchat) und der damit einsetzenden Reglementierung
des bis dahin freien Sexualverhaltens nach. Oder von Margret Mead: "Die Grundlage des Lebens auf Samoa, die das Aufwachsen so leicht, so einfach gestaltet, ist die allgemeine Gleichgültigkeit der ganzen Gesellschaft. Denn auf Samoa spielt niemand mit hohem Einsatz, niemand zahlt einen hohen Preis, niemand leidet für seine Überzeugungen oder kämpft bis zur Ermattung für ein besonderes Ziel. Die Menschen sind weder von Armut, noch von großen Unglücksfällen bedroht. Kein unversöhnlicher Gott, der schnell erzürnt ist und streng bestraft, stört den gleichmäßigen Ablauf ihrer Tage. Niemand wird im Leben vorwärts getrieben oder wegen langsamer Entwicklung bestraft." In der Tat hören sich derlei Schilderungen verdächtig nach "guter heiler Inselwelt" an, verborgen irgendwo hinter den großen Weltmeeren, außer Sicht- und Reichweite all der zivilisatorischen Entfremdungsmechanismen, verursacht durch Ideologie und Kapitalismus. Zu den stimmungsvollsten Anmachern der ethnologischen Literatur überhaupt gehört das berühmte erste Kapitel "Ein Tag in Samoa": "Sobald der Tag
zwischen den sanften braunen Dächern dämmert und die
schlanken Palmen sich vom farblosen, glitzernden Meer
abheben, schlüpfen Liebende vom Stelldichein unter
Palmen oder auf dem Strand im Schatten von Kanus nach
Hause, damit das Licht jeden Schläfer am richtigen Ort
findet. ..... Umso mehr Staub wirbelte Derek Freeman 55 Jahre nach der Niederschrift von Meads "Coming of Age in Samoa" auf. Von Liebe, Freiheit und Südsee war in Freemans "Margaret Mead and Samoa" - zu deutsch: "Liebe ohne Aggression - plötzlich nichts mehr zu lesen. Statt dessen berichtet Freeman von tagelangen Schlägereien zwischen Großfamilien, häufigen Vergewaltigungen, grausamen Bestrafungen, steigender Kriminalität sowie vom äußerst restriktiven Charakter des samoanischen Sexualkodex’. Der übertriebene Jungfräulichkeitskult, so Freeman, führe immer wieder zu Missverständnissen und Familientragödien. Ehebruch endete nicht selten im Krankenhaus oder im Gefängnis, Brüder verprügelten die allzu heftigen Verehrer ihrer Schwestern, Ehefrauen strangulierten die Geliebten ihrer Männer. Überschattet werde alles von ständigen Rangstreitigkeiten, an denen die Samoaner ein geradezu "obsessives Interesse" hätten. Nach Kythera klingt das mitnichten. Eher nach dem Platzen einer Seifenblase. "Alle genannten Zahlen weisen darauf hin, dass samoanische Mädchen nach Beginn der Pubertät wegen der in ihrer Gesellschaft gültigen Sexualmoral schwersten Belastungen ausgesetzt sind. Innerhalb ihrer Familien werden sie argwöhnisch bewacht und zur Disziplin angehalten. Gleichzeitig leben sie jedoch ständig in der Gefahr, heimlich im Schlaf oder mit brutaler Gewalt missbraucht zu werden." Freeman selbst charakterisiert sich im Vorwort seines Buches als ehemaligen "bedingungslosen Anhänger von Margaret Meads Schriften", der jedoch nach mehreren Aufenthalten in Samoa allmählich erkennen musste, dass er "eines Tages nicht um den Versuch herumkommen würde. Meads Buch über Samoa zu widerlegen": "Die Widerlegung von Margaret Meads Thesen aus den zwanziger Jahren brachte es notwendigerweise mit sich, dass ich mich näher mit den dunkleren Seiten des samoanischen Lebens befassen musste. Ich glaube inzwischen nachgewiesen zu haben, dass das Leben der Samoaner in der Tat eine Schattenseite hat. Wie aber ist es zu erklären, dass die junge Margaret Mead das Ethos und die Ethnographie Samoas derart verzerren konnte? Gewiss, ihre innere Bereitschaft, die Inseln der Südsee als eine Art Paradies auf Erden anzusehen, haben ihren Teil dazu beigetragen." Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Es ist wohl dieselbe Brutalität, wie wir sie etwa bei uns im Gespräch 2 kennen oder gar noch derber. Das wird uns natürlich üblicherweise genauso wenig gesagt, wie solche Praktiken bei uns. Es sieht also so aus, dass wir sozusagen durch Unterlassung und Einseitigkeit manipuliert werden sollen (siehe Manipulation). Irgendwelche Leute scheinen ein Interesse zu haben, dass wir naiv und arglos im Zusammenhang mit der Sexualität bleiben oder gar werden, damit wir unsere Widerstandskraft verlieren, uns selbst oder unsere Kinder sexuell missbrauchen zu lassen (siehe Gebrauch und Missbrauch). So einfach ist das. Was früher mit dem Dienst für angebliche Götter erklärt wurde, was "niedrigere Menschen" wegen der Sklaverei erdulden mussten, was zur Zeit Jesu mit krimineller Energie angeleiert wurde, läuft heute in unserer wissenschaftshörigen Zeit über wissenschaftliche Begründungen. Dabei gibt es gewiss berechtigte Anliegen! Das sagt allerdings nicht, dass alles bei der ganzen Anthropologie falsch ist und man nichts von den Erkenntnissen auf uns hier und heute übertragen kann, allerdings auf keinen Fall so, wie das in unserer heutigen Sexualkunde geschieht. Es gibt gewiss ein berechtigtes Anliegen, dass auch schon junge Leute nicht alles im Zusammenhang mit der Sexualität verdrängen müssen und durchaus auch Spaß haben dürfen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sie an der Nacktheit und der damit verbundenen Zeige- und Schaufreude schon ihren unschuldigen Spaß hätten und vermutlich auch noch an Spiel und Sport "in diesem Auftritt" (siehe meinen Reisebericht "mit Frankfurter Kindern..."). Doch von erfahrenen Jugendlichen oder überhaupt von Erwachsenen werden diese harmlosen Dinge und die problematischeren "Befriedigungs-Spielchen" immer durcheinander gebracht... Und damit unterstellt man den jungen Menschen etwas wie dem "andorranischen Juden" bei Max Fritsch - und das erfüllt sich dann auch wie bei einer Selffulfilling Prophecy. Dass der sinnvolle Mittelweg "Nicht alles - nicht nichts" immer so schwer ist! Siehe auch Anmerkungen zum Problem der Wissenschaftlichkeit unter Wissenschaft! Und zur Strategie, etwas Objektives herauszubekommen, siehe unter Beweise und FKK. Weiteres Material im Internet Von einer Besucherin meiner Website wurde ich auf die Forschungen über Gewalttätigkeit im Zusammenhang mit unterdrückter Sexualität von James W. Prescott aufmerksam gemacht (Url.: http://www.scireview.de/prescott/article-d.html). Es ist leider das alte Lied: Es wird nicht nach Nacktheit, nach unverfänglicher Berührung und Geschlechtsverkehr unterschieden, es ist alles dasselbe. Und wenn man in der Arbeit einmal mit einem Suchprogramm nach den Worten Macho, Machismo, Selbstmord oder Suizid sucht, erfährt man immer "Fehlanzeige" - obwohl Prescott etwa an anderer Stelle durchaus das Problem des Selbstmords Jugendlicher sieht. Die nicht beachtete Wirklichkeit wird also auch hier immer die sein, die Sarah Dening auf Samoa beobachtet hat. In dieser Website hier wird auch gegen die Leibfeindlichkeit vorgegangen - aber nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit einer sinnvollen Menschenkenntnis und einer auf Liebe und Partnerschaft ausgerichteten Sexualmoral. *** Und
noch ein "Kapitel" aus dem Bildband von Reni
Riefenstahl über die Nuba (Frechen 1973), einem
Volk im Süden des Sudan, die zum großen Teil
völlig nackt sind: Mak und Kudjur Jede der Hügelgemeinschaften der Masakin-Nuba hat einen Mak und einen Kudjur. Der Mak ist der Führer, der für die Gerichtsbarkeit und die sozialen Probleme der Nuba zuständig ist. Zugleich ist er die auch von den Sudanesen anerkannte Autorität, der die Interessen der Nuba und die der Araber vertreten soll. Seine Stellung ist erblich, ebenso wie die des Kudjur, der nur für die religiösen und kultischen Dinge als Priester und Medizinmann tätig, aber für die Nuba die weit angesehenere Persönlichkeit ist. An jedem Freitag gibt es vor dem Hause des Mak die wöchentliche Gerichtsverhandlung, An dieser nehmen auch die Maks anderer Hügelgemeinschaften teil. Schon am frühen Morgen versammeln sich die Häuptlinge unter dem Schatten alter, großer Affenbrotbäume (Baobab-Bäume). Zu ihnen gesellen sich die »baredas«, die angesehensten Männer der verschiedenen Gemeinden (eine Art Ältestenrat) und dann erscheinen die sogenannten »Sünder«, über die nach langen Beratungen ein Urteil gefällt wird. Erstaunlich ist, daß die Beklagten freiwillig, ohne jeden Zwang vor diesem Gericht erscheinen. Mit ihnen kommen auch nahe Verwandte, die sich etwas entfernt von dem Kreis halten, in den die Beklagten nach Namenaufrufung hineingehen. Manchmal ist es nur eine Person, aber es können auch zwei und mehrere zugleich sein. Die Angeklagten setzen sich auf die Erde, die Beine vor sich ausgestreckt und haben die Augen wie schuldbewußt niedergeschlagen. Dann befragt der Mak in ruhiger Art die Angeschuldigten. Es gibt fast immer die gleichen Anklagen und die Beschuldigten kennen meist das Urteil schon im voraus. Es handelt sich in der Mehrzahl um drei Delikte. Erstens Ehebruch und das „Stehlen" einer sirre (junges Mädchen), zweitens urn den traditionellen Ziegenraub und drittens um Erbschaftsangelegenheiten. Ehebruch wird sehr schwer bestraft. Ist es ein Mann, dann muß er noch am selben Tag dem betrogenen Ehemann dessen Brautpreis zurückgeben (ein oder zwei Rinder), und er muß, je nach der Schwere des Falles, wenigstens drei Monate - aber es können auch sechs Monate sein - ins Gefängnis. Dieselbe Strafe erhalten die jungen »kaduma« für den Ziegenraub. Dieser Raub von Ziegen wird fast nur von den sehr jungen Ringkämpfern, während sie im Hirtenlager leben, ausgeübt. Sie veranstalten dann ein heimliches Ziegenessen, zu dem sie auch ihre älteren Kameraden einladen. Selbst die jungen Männer, die sich nur an der Mahlzeit des Ziegenbratens beteiligen, erhalten dieselbe Gefängnisstrafe wie die Täter selbst. Dem Mak stehen zwei bis drei Nubapolizisten zur Verfügung, unter deren Führung die »Sünder« ihren 55 km langen Fußmarsch nach Kadugli antreten, wo sie im Gefängnis der sudanesischen Polizei abgeliefert werden. Es ist sehr aufschlußreich für den Charakter der Kuba, daß diese Nuba-Polizisten noch niemals von den Verurteilten angegriffen wurden, obgleich die bestraften Nuba meist in der Mehrzahl gegenüber ihren Bewachern sind. Nur ein einziges Mal erlebte ich, daß ein beschuldigter Nuba-Ringkämpfer nicht zur Verhandlung erschien und bis nach Khartoum flüchtete. Er tat es deshalb, weil er sich unschuldig fühlte. Er war verspätet zu dem Ziegenschmaus gekommen und soll nur noch einen abgeknabberten Knochen erhalten haben. Hierfür erschienen ihm 3 Monate Gefängnis als eine zu hohe Strafe, und so verschwand er über die Berge. Es war Tukami, einer der besten Ringkämpfer von Tadoro und ein guter Bekannter von mir, der nach einem Jahr Abwesenheit nach Tadoro zurückkehrte und seine Strafe mit dem Geld abzahlen konnte, das er sich mit schwerer Arbeit in Khartoum verdient hatte. Er war froh, wieder in sein gewohntes Leben zurückzukehren. In der Gefangenschaft werden die Nuba für Straßenbau und Landarbeiten eingesetzt. Kommen sie nach Verbüßung der Strafe zurück, werden sie daheim wie Helden gefeiert. Erwähnen möchte ich noch, was es mit dem »Stehlen eines Mädchens« auf sich hat. Freie Liebe ist bei den Nuba bekanntlich erlaubt. Junge Mädchen und Männer können sich lieben, ohne daß ihnen Vorurteile entgegengebracht werden. Doch gibt es auch hier Gesetze. Ein junges Mädchen gilt als verlobt, wenn für sie der Brautpreis bezahlt wurde - war sie also einem Mann versprochen, sei es auf eigenen Wunsch oder den ihrer Eltern, dann darf kein anderer Mann mit ihr schlafen. Geschieht dies und wird es dem Mak gemeldet, dann wird der Mann mit Gefängnis bestraft. Liegt die Untreue eindeutig bei dem Mädchen, dann erhält das Mädchen dieselbe Strafe, auch sie muß ins Gefängnis. Die freie Liebe ist also nur dort ungestraft erlaubt, wo beide Partner frei sind und niemandem etwas weggenommen wird. Es gibt noch andere Tabus bei den Masakin, die aber nicht mit Gefängnis, sondern nur mit Verachtung bestraft werden, was für die Nuba eine viel härtere Strafe ist. Eines dieser sehr strengen Tabus ist, daß kein Masakin-Nuba Geschlechtsverkehr mit seiner Frau während ihrer Schwangerschaft haben darf. Darum wird die Frau, die ein Kind erwartet, in das Haus ihrer Eltern ziehen. Kommt es einmal vor, daß der Ehemann während dieser Zeit seine Frau nachts heimlich besucht und wird das entdeckt, dann kann er sich in seinem Dorf nicht mehr sehen lassen. Selbst die Kinder würden mit Fingern auf ihn zeigen und ihn verhöhnen. Es bleibt dem Mann nichts anderes übrig, als sich in einem anderen Nubadorf niederzulassen. Auch bis zu zwei Jahren nach der Geburt soll die Frau keinen Intimverkehr haben, da bis zu dieser Zeit die Mädchen und Frauen ihre Babies stillen. Nach den religiösen Vorstellungen der Nuba bedeutet eine geschlechtliche Vereinigung in diesen Perioden des entstehenden menschlichen Lebens eine Verunreinigung für das Kind. Sie glauben, daß die Eltern durch eine später auftretende Krankheit des Kindes dafür bestraft werden. Aus Furcht vor solchen Folgen leben die Masakin immer noch nach diesen uralten überlieferten Gesetzen. Jedes Mädchen möchte ein Kind haben. Kindesabtreibungen gibt es nur, wenn der ganz seltene Fall von Inzucht eintritt. Dann wird der Kudjur zu Hilfe gerufen. Unter seiner Beihilfe wird die Mutter des Mädchens den Leib desselben so lange kneten, bis das Mädchen das Kind verliert. Auf keinen Fall darf ein Kind geboren werden, das aus der Vereinigung von zu nahe verwandten Menschen, entsteht. Die Liebe der Nuba zu ihren Kindern ist sehr groß. Leider ist die Sterblichkeit der Kinder bis zum 3. Lebensjahr ihr hoch - sie beträgt ungefähr 50%. Die sudanesische Regierung hat bis in die entferntesten Täler der Nubaberge kleine Hospitäler eingerichtet, die von einem Hilfsarzt betraut werden, dem auch Verbandszeug und die wichtigsten Medikamente kostenlos zur Verfügung stehen. Aber wie schon der berühmte Urwaldarzt Albert Schweitzer jahrelang UM das Vertrauen der Eingeborenen warb, um ihnen helfen zu können, so schwierig stellt sich das Problem auch bei den Masakin. Die Familie will sich von ihren kranken Mitgliedern nicht trennen. Sie vertrauen auf die Kraft ihres Kudjurs. In der Vergangenheit muß die Stellung des Kudjurs von noch größerer Bedeutung gewesen sein. Er war der Regenmacher, von ihm hing es ab, ob die Ernte gut oder schlecht Wurde, er hatte sogar über Tod und Leben zu entscheiden Und mußte selbst sein Leben lassen, wenn er versagte. Haute ist die Bedeutung des Kudjurs viel geringer geworden. Noch ist er Priester und Arzt und sein Rat wird von vielen eingeholt. Aber seine wichtigste Rolle hat er nur mich, wenn die Nuba mit den Seelen ihrer Verstorbenen In Verbindung treten wollen. Ich habe einer solchen spiritistischen Sitzung in Tadoro beigewohnt. Der Kudjur, der in i Irin 11 aus des Verstorbenen eingeschlossen wird und der als Medium ein Huhn benutzt, stellt mit Hilfe des Mediums den Kontakt zwischen der Seele des Toten und den Angehörigen her. Gelingt der Kontakt, was nicht immer der Fall ist, dann richten die vor dem verschlossenen Haus sitzenden Angehörigen an den Verstorbenen ihre Fragen und erhalten, wie sie fest glauben, aus dem Haus die Antworten, nach denen sie dann handeln." Kommentar des Autors der Website: Mir scheint, dass Frau Riefenstahl beeinflusst ist von der Ideologie nach Margret Mead, dass die Naturvölker in aller Unschuld leben, keinen Besitz und keinen Neid kennen und alles Unglück erst mit der Zivilisation und also auch mit dem Geld kommt. Das was Riefenstahl schreibt, ist ihr Eindruck durchaus auch von dieser Ideologie her und also mit Vorsicht zu "genießen". Perfekt scheint die Gesellschaft der Nuba jedenfalls nicht zu sein, es gibt Ehebruch und merkwürdige Vorstellungen, was Sexualmoral ist und was nicht. Dass ein Mann nicht mit seiner Frau während der Schwangerschaft und die ersten beiden Jahren danach intim verkehren darf, ist so eine merkwürdige Moral, die nur in den Köpfen der Nuba existiert. Ja, warum gibt es Ehebruch? Weil eben die Beziehungen zwischen den Geschlechtern doch nicht so ideal sind. Auch kommt Sex von Mädchen mit nahen Verwandten vor, was darauf hinweist, dass die Mädchen nicht vernünftig informiert werden und sich daher nicht zu wehren wissen. Und dann: Warum verdecken einige Nubas ihre Geschlechtsteile, was offensichtlich von den anderen akzeptiert wird? Heißt das, dass sie die übliche Moral, die dort "herrscht", doch nicht als so typisch menschlich empfinden? Schauen wir uns einmal das Foto von einem Mädchen an, das während eines Tanzes aufgenommen wurde: Also ich kann mir das nicht so recht vorstellen: Diese Offenheit dieses zugegebenermaßen sehr hübschen Mädchens - und dann soll es da unter jungen Menschen die "freie Liebe" geben? Ich denke, das funktioniert einfach nicht: Entweder das eine (also die freie Liebe) oder das andere (also die Offenheit). Oder die Mädchen stehen unter einem Zwang, das kann also auch sein. Jedenfalls: Bevor ich nicht mit diesen Menschen selbst gesprochen habe - mit einem guten Übersetzer - glaube ich hier gar nichts, denn so, wie dieses Mädchen gibt, kann es einfach nicht sein, dass die zuschauenden Männer darauf lauern, mit ihm Sex zu haben, weil sie wissen, dass es für die freie Liebe offen ist. Das würde jeder menschlichen Moral widersprechen, die überall auf der Welt gilt. Allerdings: Auf einen gewissen Zwang könnte der Gesichtsausdruck hinweisen, der immerhin sehr ernst ist, er könnte aber auch ein Zeichen von Konzentration sein. (Man beachte die Hände des Mädchens: Ich finde, sie zeugen von harter körperlicher Arbeit.) Wie Mädchen aussehen, die offensichtlich nicht unter Zwang stehen, siehe unter Radlerinnen! Ich finde, da sind zumindest einige drunter, die eine echte Individualität ausstrahlen, das heißt, die machen das also nicht, weil es alle machen und sie daher mitmachen "müssen", sondern die nutzen die Gelegenheit, mal wirklich sie selbst sein zu können, "weil es alle machen". Ich denke, da ist ein Unterschied! Weitere Merkwürdigkeiten zu den Ausführungen über die Nuba: Und warum werden auch gerade in Ostafrika Mädchen und Frauen beschnitten und teilweise auch noch "zugenäht", damit sie keinen Spaß am Geschlechtsverkehr haben und also die freie Liebe quasi unmöglich gemacht wird? Vieles scheint hier einfach nur deswegen akezptiert zu werden, weil es der Wunsch eines jeden Mädchens ist, ein Kind zu haben - und die Ursache dieses Wunsches kann durchaus sein, weil ein Kind zu haben, einfach eine Mode ist und weil es vielleicht auch bequem ist, weil die Mädchen dann weniger zu arbeiten brauchen und von anderen mitversorgt werden. Meine Schlussfolgerung: Nackt ist ja ganz oder sehr schön, doch automatisch ist mit der Nacktheit natürlich kein Paradies gegegeben. Nicht zuletzt hat der Mensch ja auch ein besonderes Gehirn bekommen, was heißt, dass ein vernünftiges ethisches Konzept für junge Leute auch hier nichts schaden würde - vielleicht könnte mit einem rechten Gebrauch des Gehirns alles wirklich "paradiesisch" werden? Auf eine entsprechende Erziehung ist Leni Riefenstahl jedenfalls nicht eingegangen. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter ! |