Offensive Sexualmoral mit einem Konzept nach dem historischen Jesus Auseinandersetzung mit dem Interview „Generation Porno" in der WELT vom 2. 7. 2010 mit dem Sexualwissenschaftler Klaus Beier: Ich zitiere zunächst einmal aus diesem Interview in der WELT vom 2. 7. 2020 (das vollständige Interview siehe unten): „Sexualität war in der Kulturgeschichte bisher immer ein Erlebensbereich, der gerade nicht durch Anschauen gelernt wurde. Erfahrungen wurden gemacht durch konkrete Erlebnisse mit dem eigenen Körper und im langsam herantastenden Kontakt mit begehrten Partnern. Learning by Doing. Diese Reihenfolge hat sich jetzt umgekehrt: erst sehen, dann machen. Das ist ein Paradigmenwechsel, der kulturhistorisch noch gar nicht richtig erfasst ist. Zumal in den verfügbaren pornografischen Materialien annähernd ausschließlich ein realitätsfernes Bild von Sexualität gezeichnet wird, in denen die Frauen zu Objekten sexueller Interaktion werden, die begierig jeder nächsten Penetration entgegensehen und möglichst viel Sperma schlucken wollen - am besten von mehreren Männern gleichzeitig. Das ist nun nicht gerade das Kernmerkmal von sexueller Beziehungszufriedenheit, die man den Heranwachsenden perspektivisch ja wünschen würde.“ Dazu sollte wohl einmal klargestellt werden: Es gibt Menschen, die finden alles, was früher war, einfach besser, egal wie es war! Doch gerade im Bereich der Sexualität war früher doch sehr vieles nun wirklich nicht gut, was da so lief! Wie war das denn? Gestern noch „von nix ne Ahnung“ und vielleicht voller Flausen im Kopf von irgendeiner Prinzesschenverliebtheit, und heute schon vor den Scherben des jungen Lebens, der Liebe, mit Enttäuschung, oft mit Schwangerschaft, manchmal auch mit einer Krankheit, mit massiven Traumata – und manche waren sogar in der Prostitution gelandet... Dieser Missstand war doch nun der Anlass für diese ganze sexuelle Aufklärung, vergessen wir das nicht! (Allerdings ging diese Aufklärung dann in eine völlig verquerte Richtung, nämlich nicht in die, wie junge Menschen nicht mehr reinfallen, sondern wie sie die Reinfallerei locker nehmen!) Und ist es denn nicht das Normalste von der Welt, dass man erst einmal „sehen“ sollte, was passiert, was los ist, bevor man handelt, auf was man sich also einlässt? Doch die „Reihenfolge“, die zu einem vernünftigen Handeln dazugehört, ist mit dem „Vorhersehen“ nicht komplett. Sie sollte doch so sein:
Und die Punkte 2 und 3 fehlen nun einmal beim Kontakt der jungen Menschen mit den Dingen der Sexualität auch heute noch oder beziehen sich allenfalls auf Körperliches – das ist alles! Daher ist auch das „Sinnvoll-Handeln“ ein Problem! Dabei sind diese Punkte doch gerade heute ziemlich einfach in die Tat umzusetzen – wenn man nur will! Nein, das ist mit Sicherheit der falsche Weg, wenn man den jungen Menschen sagt, „Das sind Darstellungen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben“ (wie der Sexualwissenschaftler Klaus Beier in dem Interview sagt). So ein Unfug: Es gibt doch für die jungen Menschen gerade durch die Bilder eindeutige Belege, dass es das alles auch in der Wirklichkeit gibt! Und empfehlt das nicht auch die "Jugendzeitschrift" Bravo - siehe http://www.bravo.de/online/render.php?render=9284,
und
reden
nicht auch die Kameraden davon? Wir machen uns durch
solches Abwehrgeplänkel nur unglaubwürdig bei den jungen Menschen
und würgen jedes weitere Gespräch mit ihnen ab nach dem Motto:
„Meine Eltern haben da doch keine Ahnung und sie sind auch noch
verklemmt, am besten ist es, wenn
ich die in diesen Dingen gar nicht mehr frage...“. Warum also nicht
akzeptieren, dass es das alles sehr wohl in der Wirklichkeit gibt?
Aber wie damit umgehen? Als ich meine (vietnamesische) Pflegetochter ins Haus bekam, kam es zu Beginn (sie war 16, doch sie wirkte viel jünger) schon einmal vor, dass sie so etwas beim Zippen durch die Fernsehsender einen Pornofilm fand und sich den dann auch ansah – während ich mit dem Rücken zum Fernseher an meinem PC saß, bei meiner Arbeit. Das Untauglichste wäre nun für mich die Abwehr gewesen, dass ich mich also aufrege, den Fernseher ausschalte und die genannten Behauptungen (von wegen dass das alles nicht die Wirklichkeit ist) vorbringe. Also bloß keine Panik! Ja, was passiert denn hier? Das Mädchen hatte vielleicht so etwas noch nie gesehen und war doch nur einfach neugierig. Also eine reine intellektuelle Information, und die ist doch nie schlecht, schlecht ist allenfalls, wie man mit der umgeht. Und man kann sie auch sehr wohl aufarbeiten! Jedenfalls war da für mich der Spruch Kants vom „bestirnten Himmel über mir und dem moralischen Gesetz in mir“ angebracht – und der galt doch auch für das Mädchen. Ich konnte also vertrauen, dass das Mädchen das, was es da sah, an seinem inneren moralischen Gesetz durchscheckte und dass es das alles auch nicht unbedingt gut fand. Na, und was heißt hier schon „Bindungen kultivieren, Den Kindern Liebe entgegenbringen“, wie Beier sagt? Das sind doch schöne Allerweltsweisheiten, unter denen man alles und nichts verstehen kann. Nein, Liebe heißt für mich Hilfestellung, und eine Hilfestellung meinerseits war hier angesagt! Und die sah schlicht und einfach so aus, indem ich meine Pflegetochter nach etwa 20 Minuten vorsichtig fragte, ob sie nicht selbst meine, dass sie jetzt genug informiert ist. Und ob sie sich das für ihr eigens Leben so vorstellte, na ja, solche Sachen vielleicht schon, da möchte ich ihr nicht reinreden, aber dann doch wohl mit einem Partner, auf den sie sich verlassen könnte? Oder wirklich wie in dem Film mit wechselnden Partnern, wenn sie erst einmal mit einem reingefallen ist, der ihr zwar schön nach dem Mund geredet hat, dem es jedoch schließlich doch nur darum ging? Und wenn es ihr dann gefällt und sie gierig nach mehr werden könnte, und es ihr schließlich egal ist, wen sie hat, Hauptsache sie hat einen? Ob sie sich das wünscht? Das Problem ist doch hier nicht der Sex an sich, sondern dass gerade die sexuellen Handlungen völlig ambivalent sind, je nachdem mit wem, je nachdem, ob nur aus primitiver Gier mit irgendwem, oder weil ein Partner da ist, wo eine Liebe auf Gegenseitigkeit besteht, mit dem man auch sonst durch Dick und Dünn gehen kann. Einen für „so etwas“ findet doch auch das „blödeste Hühnchen“, doch einen für die Liebe, für die Partnerschaft, dazu braucht es nun einmal Intelligenz.. Gut, ob hier nicht der Ansatz der Religion ist, gerade unserer christlichen, aus dem Geist heraus zu leben? Ist die denn nicht die Religion der Liebe und des Geistes? Ich verweise einmal auf Texte eines Sakraments (nämlich der Firmung), das vorzugsweise jungen Menschen gespendet wird. Ob es hier nicht genau um die Pfiffigkeit geht, die man nun einmal braucht, dass die Liebe gelingt? Man muss nur einmal richtig hinsehen! Bischof: Widersagt ihr dem Satan? Firmlinge: Wir widersagen. Bischof: Und all seinen Werken? Firmlinge: Wir widersagen. Bischof: Und all seinem Gepränge? Firmlinge: Wir widersagen. Bischof: Glaubt ihr an Gott, den Allmächtiger, ewiger Gott, Du hast diese Deine Diener wiedergeboren aus dem Wasser und dem Heiligen Geist und ihnen alle Schuld vergeben. Sende vom Himmel her auf sie Deinen Heiligen Geist, den Beistand mit seinen sieben Gaben. + Amen. Den Geist der Weisheit und des Verstandes. + Amen. Den Geist des Rates und der Stärke. + Amen. Den Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit. + Amen. Erfülle
sie mit dem Geiste der Gottesfurcht und in Deinem Erbarmen besiegle
sie mit dem Zeichen des Kreuzes a Christi zum ewigen Leben. Durch
unseren
Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir lebt und herrscht in
der Einheit des Heiligen Geistes, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. + Amen. Ich
habe in einer theologischen Arbeit einmal die Bedeutungsfelder und
den ursprünglichen Sinn der in dem Sakrament für den Firmling
erbetenen Gnadengaben untersucht – und es sieht ganz danach aus,
dass sie genau dem Konzept einer vernünftigen Ethik entsprechen, das
man sich für junge Menschen so wünscht: Es ist also genau das, was für ein vernünftiges Handeln nötig ist! In dem Sakrament kommt dann noch dazu die Bitte um Gottes Hilfe, und die kann hier wirklich nichts schaden – und wenn es gar keinen Gott geben sollte, wäre da immerhin noch der Placebo-Effekt! Und das alles ist doch heute möglich! Und gerade in einer Gemeinschaft von jungen Menschen, wie sie in einem kirchlichen Sakramentenunterricht möglich ist! Jammern wir doch nicht immer nur herum, wie schlecht heute alles ist, sondern sehen wir doch einmal die Vorteile unserer heutigen Zeit! Endlich einmal wissen die junge Leute, worum es geht – und könnten also entsprechende Konzepte für sich entwickeln! Und Beier sagt ja auch, dass gerade die Mädchen bei dem, was die Jungen wollen, nur mitmachen, weil sie es nicht besser wissen. Geben wir ihnen also die entsprechenden Informationen und Konzepte, wie sie es anstellen können, dass sie mal etwas „anbieten“ und dass sich die Jungen ihren Wünschen und Konzepten anpassen! Zu meinem Ansatz bei Kindern: Als Helmut Schmidt noch Bundeskanzler war und er von den Kirchen gedrängt wurde, Einfluss auf die Gesetzgebung im Hinblick auf den Schwangerschaftsabbruch zu nehmen, da lehnte er das ab: Die Kirchen hätten noch nicht gemerkt, dass wir in einer Demokratie leben und dass der Staat sich in vielem eben danach richten muss, was die Mehrheit will. Doch hätten die Kirchen ja die jungen Menschen zuerst vor sich, also könnten sie sie doch da beeinflussen. Und wenn sie dazu unfähig sind, dann sollen sie doch bitte nicht nach dem Staat rufen. Das wäre also die Aufgabe der Kirchen! Denn sie haben ja die Gebote – doch es ist nun einmal das Vertrackte mit solchen Geboten: Niemand kann schon deswegen Auto fahren, weil es die Vorschriften gibt, sondern man muss auch lernen, wie sie zu halten sind. Und auch an die ethischen Gebote kann man sich nicht so einfach halten, bloß weil sie da stehen, sie müssen auch entsprechend vermittelt werden, so dass gerade die jungen Menschen den Sinn einsehen und sie richtig interpretieren. Das Problem: Die Ethik junger Menschen ist heutzutage allerdings nicht das Anliegen der Kirchen. Gerade in der letzten Zeit erfuhren wir es schmerzlich: Die Kirchen sind hier nicht nur nicht mehr „Gärtner“, Menschen in ihnen sind oft genug auch noch „Böcke“. Aber das kann doch auch anders sein, wir kennen den Spruch Jesu vom Salz der Erde! Doch dazu gehört natürlich eine klare Linie, also was wo seinen Platz hat! Offenheit, Nacktheit ist etwas Schönes und immer möglich, wo es passt (in der frühen Kirche gehörte die sogar zur Spendung der Taufe!), Sex gehört in die Ehe. Doch genau daran hapert es, diese klare Linie will niemand, die Sexualwissenschaft schon gar nicht (die orientiert sich ja immer noch an den „Forschungsergebnissen“ von Margret Mead über die Südseeinsulaner, obwohl die schon längst weitestgehend als Unfug entlarvt sind) und auch nicht die Kirchen! Es gab da einmal eine Gesprächsrunde mit der Maischberger, der Fürstin Gloria v. Thurn und Taxis und dem Kölner Kardinal Meisner. Und als die beiden Frauen von der Selbstverständlichkeit des Schnackselns vor der Ehe erzählten, saß der Kardinal schweigend daneben... Ich habe ihn schriftlich darauf hingewiesen, dass ihm hier etwas unterlaufen ist, dass die beiden Frauen ihn ausgetrickst haben, also eine Panne. Doch nein, so entnahm ich aus seiner Antwort, es war keine Panne, das interessierte ihn einfach nicht. Wie wir wissen, sind sein Thema die Kondome und der Schwangerschaftsabbruch, aber nicht die Liebe. Ach ja, ich hatte ihn auch noch darauf hingewisen, dass informierte junge Menschen der beste Schutz auch für Priester sind, auch hier - kein Interesse. Um die Ethik ging es in den ersten vier Jahrhunderten, aber nicht mehr heute. Und das ist der Verfall, dass daran niemand so recht ein Interesse hat, die Ethik – und gerade die in dem uralten Menschheitsthema „Liebe“ – fällt unter den Tisch, nicht mehr der bewusste Mensch, sondern der Glaube und auch die Kindersakramente sind zu Herrschaftsinstrumenten verkommen – entweder für eine bestimmte Kirche (also für ein System), irgendeine irrationale Vergebung (die man glauben kann, doch man kann es auch bleiben lassen) – oder in Hinblick auf ein nicht nachprüfbares Leben nach dem Tod... ein mehr oder weniger magischer Ritus. Und so steht heute und schon lange in dem Sakrament im Vordergrund: „Glaubst Du an den Heiligen Geist, an die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, den Nachlass der Sünden, die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben?“ Wenn das nicht Dekadenz ist! Und das ist die Crux heute! Und wenn, wie in unserer Zeit politische Probleme hartnäckig ungelöst bleiben, könnte sich die Lösung im Präpolitischen befinden – und die Religion, und insbesondere eine Religion, die auf eine Ethik der Liebe ausgerichtet ist, fällt ganz eindeutig in dieses Sphäre (nach Gary North – aus dem Internet). Jedenfalls sehe auch ich in der Religion mehr Chancen, etwas zu ändern (wenn man nur will) als die Soziologie mit ihrer Sexualwissenschaft, der es doch nie darum ging, wirklichen Schaden zu verhindern, sondern nur immer darum, Schäden schön zu reden. Und der es nie um eine wirkliche Moral, nämlich die der Monogamie, geht und die daher zum Ausgleich die moralischen Verwerflichkeiten woanders suchen muss, wo man genausogut auch drüber wegsehen könnte. Es findet sich immer etwas angeblich Schädliches, was auch gut begründet werden kann, wenn ich allein an das Gedöns vor 50 Jahren denke, ob nackte Brüste jugendgefährdend sind und überklebt werden müssten oder nicht. Folglich bin ich auch lieber Theologe als Sexualwissenschaftler, allerdings in der Tradition des historischen Jesus und der frühen Kirche, hier kann man doch wirklich zur Sache kommen! Anmerkung: In dem Stichwort „weibliche Sexualität“ (es müsse vielleicht auch eher heißen „jungfräuliche Sexualität“) habe ich geschrieben, wie eine Sexualität aussehen könnte, bei der mal die Mädchen das Sagen haben und die Linie vorgeben! Jedenfalls kommt dadurch niemand zu Schaden – und viel unnötiger Schaden (vor allem Traumata) kann verhindert werden.Bisher habe ich erst eine (männliche) Zuschrift auf dieses Stichwort erhalten, der Verfasser schrieb mir, die vielen neuen Informationen müsste er erst mal verarbeiten...
Und noch eine Anmerkung zur Grundlage der Sexualwissenschaft: Grundlage sind vor allem die Forschungen von Margret Mead auf den Samoainseln. Danach leben die Kinder schon in einer paradiesischen „Bums- und Vögelwelt“, niemand mischt sich ein, niemand verbietet "es" ihnen, und später im Leben sind die Menschen immer noch glücklich und zufrieden, überall nur eitel Freude und Sonnenschein, keine sexuellen Rivalitäten, weil Mann und Frau und Kind in Eintracht, ohne Hierarchie und Feindschaft, so wie die Natur es will...: Das Problem ist nur, dass das alles ein Märchen ist, Träumereien einer spleenigen Spätpubertierenden, die etwas sah, weil sie es sehen wollte! Ich zitiere hier aus dem Lexikon der „populären Irrtümer“ von Walter Krämer u. a. aus dem Piper-Verlag (1998/2000): „An dieser These ich nach neueren Erkenntnissen fast alles falsch: Es gibt auf Samoa wie überall auf Erden Gewalt auch in der Ehe, es gibt strikte Hierarchien, es gibt Arme und Reiche, und vor allem gibt es keinen Spaß mit sexuellen Themen. Sex ist eines der größten Tabus auf der ganzen Insel, er ist auf Samoa weniger freizügig, noch vor der Ehe leicht zu haben, und wie in vielen anderen Kulturen ist auch auf Samoa ein Mädchen nur als Jungfrau auf dem Heiratsmarkt zu präsentieren. Verschiedenen Gastgeber von Frau Mead, die nach deren Besuch Englisch gelernt hatten, glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als sie den Text ihres Gastes zu lesen bekamen: Ihr wahre Einstellung zu Ehe und Familie, zu Geld und Freundschaft, zu Gewalt und Macht entsprach in vielen Teilen nicht den Thesen aus Frau Meads berichten. Wie der neuseeländische Anthropologe Derek Freeman nachweist, der 15 Jahre nach Mead und sehr viel länger als diese mit den Eingeborenen zusammenlebte und anders als Mead auch deren Sprache beherrschte, haben die Eingeborenen die lästige Fragerin von jenseits des großen Wassers einfach angeschwindelt; sie wollten Ruhe haben und erzählten deshalb, was Frau Mead am liebsten hören wollte. Und da diese Lügen so gut in das vorgefertigte Gedankengebäude der Fragerin hineinpassten (Frau Mead wollte die Umwelt und die Erziehung, nicht die Erbanlagen, als wichtigsten Determinanten unseres Verhaltens nachweisen), gab sie sich mit den Lügen der Befragten gern zufrieden....“ Doch diese Wirklichkeit haben unsere Sexualwissenschaftler einfach nicht wirklich zur Kenntnis genommen, denn woher sonst kommt die These von Herrn Klaus Beier, dass das “Learning by Doing“ besser ist als sich vorher zu informieren und ein vernünftiges Konzept zu haben? Siehe auch Anthropologie.
Und hier das Interview aus der WELT vom 2. 7. 2010, auf das sich dieser Kommentar bezieht: Generation Porno Mit den Möglichkeiten des Internets können Kinder und Jugendliche immer leichter auf Hardcore-Inhalte zugreifen. Ein Gespräch mit dem Sexualwissenschaftler Klaus Beier über die Folgen von Claudia Becker Die Welt: Klavierunterricht, Tennisverein, Hausaufgaben - Erziehungsexperten behaupten immer wieder, Kinder und Jugendliche wären in unserer Gesellschaft eher übermäßig betreut. Wie viele Kinder haben da überhaupt noch Gelegenheit, pornografische Seiten im Netz zu sehen? Klaus Beier: Es sind sehr viele. 30 Prozent der Acht- bis 13-Jährigen haben sich pornografische Filme im Internet bereits angesehen. Bis zum 18. Lebensjahr sind dann die meisten längst in Kontakt gekommen mit den Bild- und Filmmaterialien, wie sie auf New Porn oder Youporn zu Tausenden präsentiert werden. Und meine Prognose ist, dass der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter den Konsumenten steigt, weil die Technologien immer mehr perfektioniert werden, zum Beispiel durch den Versand von Filmen per Handy. Die Welt: Für die Filme im Internet muss man volljährig sein. . . Beier: . . . ja, aber ein Klick auf den Knopf "Ich bin 18" reicht, um freien Zugang zu der breiten Palette an Filmen zu bekommen. Das kann auch ein Zehnjähriger tun. Eine Kontrolle im Netz gibt es nicht. Die Welt: Haben Jugendliche sich nicht immer schon heimlich pornografische Bilder angeschaut? Beier: Das stimmt. Aber die Bilder standen noch nie in einem solchen Umfang zur Verfügung wie heute. Früher sahen Jungen mal eine nackte Brust. Aber dass Kinder und Jugendliche Paare bei sexuellen Handlungen beobachtet haben, war schon die große Ausnahme. Sexualität war in der Kulturgeschichte bisher immer ein Erlebensbereich, der gerade nicht durch Anschauen gelernt wurde. Erfahrungen wurden gemacht durch konkrete Erlebnisse mit dem eigenen Körper und im langsam herantastenden Kontakt mit begehrten Partnern. Learning by Doing. Diese Reihenfolge hat sich jetzt umgekehrt: erst sehen, dann machen. Das ist ein Paradigmenwechsel, der kulturhistorisch noch gar nicht richtig erfasst ist. Zumal in den verfügbaren pornografischen Materialien annähernd ausschließlich ein realitätsfernes Bild von Sexualität gezeichnet wird, in denen die Frauen zu Objekten sexueller Interaktion werden, die begierig jeder nächsten Penetration entgegensehen und möglichst viel Sperma schlucken wollen - am besten von mehreren Männern gleichzeitig. Das ist nun nicht gerade das Kernmerkmal von sexueller Beziehungszufriedenheit, die man den Heranwachsenden perspektivisch ja wünschen würde. Darüber hinaus gibt es leicht zugänglich auch eine Vielzahl von sexuell abweichenden, teilweise strafbewehrten Bildinhalten, etwa Darstellungen von Sex mit Tieren, dem Zufügen von Verletzungen und Schmerzen oder sogar Missbrauchsabbildungen, in die Kinder und Jugendliche involviert sind. Die Welt: Was passiert bei Jugendlichen, wenn sie so etwas sehen? Beier: Wenn man als Kind Erwachsene beobachtet, ist das wie Lernen am Modell. Die neurobiologische Grundlage dafür sind die sogenannten Spiegelneuronen im Gehirn. Sie bewirken, dass allein das Betrachten eines Vorgangs im Gehirn des Betrachters die gleichen Neuronen aktiviert, als hätte er die Handlung selbst durchgeführt. Wir müssen davon ausgehen, dass sich über die Spiegelneuronen auch sexuelle Handlungen im Gehirn abbilden und damit also das, was in den pornografischen Filmen von den Kindern und Jugendlichen gesehen wird. Die Welt: Welche Folgen hat das für die Vorstellung von der eigenen Persönlichkeit? Beier: Es wäre naiv zu glauben, dass sich diese Darstellungen nicht auf das sexuelle Selbstbild der Jugendlichen auswirken. In der Pubertät, wenn die Sexualhormone einschießen, sind Jugendliche besonders empfänglich für sexuelle Signale. Dann bilden sich bei den Mädchen und Jungen, deren Gehirne noch in der Entwicklung sind, die sexuellen Präferenzstrukturen aus. Das sind irreversible Vorgänge, und bis zum Beleg des Gegenteils ist davon auszugehen, dass Bildinhalte, die im Internet gesehen und mit sexueller Erregung verknüpft werden, sich in dieser sensiblen Phase in die Präferenzstruktur einschleusen könnten. Die Welt: Bestätigt das auch Ihre therapeutische Arbeit? Beier: Ja, wenn zum Beispiel ein junger Mann in unsere Ambulanz wegen masochistischer Neigungen kommt, dann können wir feststellen, dass masochistische Bilder schon in seiner Jugend zu seinen Masturbationsfantasien gehörten. Das bleibt bis zum Lebensende ins Gehirn eingraviert. Zu mir kommen 13-, 14-jährige Jungen mit sexuellen Verhaltensstörungen, die sich darin äußern, dass sie sich zu Kindern hingezogen fühlen oder gleichaltrige Mädchen bedrängen. Wenn man sie nach Bildern fragt, die sie sexuell erregen, dann berichten sie immer häufig von Bildern aus dem Internet, die sie gesehen haben. Die Welt: Betrifft das auch Mädchen? Beier: Es gibt schon eindeutige Geschlechtsunterschiede im Konsum von Internetpornografie. Jungs glauben, etwas lernen zu können, und nutzen es zum sexuellen Erregungsaufbau. Mädchen sind eher abgestoßen. Aber unter dem Druck, dazugehören zu wollen, steigt die Gefahr, dass viele doch mitmachen, sich in die aufgezeigte Rolle hineinbegeben und sie als übliche Sexualpraxis auffassen. Es ist ja auch immer wieder erstaunlich, dass sie bei Rap-Musik mit absolut frauenverachtenden Texten mitgehen. Die Welt: Wie kann so etwas passieren? Beier: Bindung hat in unserer Gesellschaft nicht den Wert, wie es eigentlich erforderlich wäre. Selbstverwirklichung steht im Vordergrund, die Vorstellung: Ich ziehe aus dem anderen das heraus, was mir nützt. Und die Bindungslosigkeit zeigt sich auch in den Familien. Wo in der frühen Kindheit schon nicht das Gefühl des Angenommenseins entstehen konnte, da suchen die Jugendlichen umso mehr die Anerkennung in der Gruppe und unterwerfen sich auch dem Konformitätsdruck vermeintlich "angesagter" sexueller Begegnungsweisen. Man macht dann möglicherweise mit, obwohl es einem nicht gefällt. Eben aus Angst vor Ablehnung. Das ist übrigens immer wieder auch eine tragische Dynamik bei sexuellem Missbrauch: Es sind häufig Kinder und Jugendliche, die nicht in der Sicherheit einer gesunden familiären Bindung aufgewachsen sind. Sie docken dann bei Tätern an, die ihnen das Gefühl geben, wichtig zu sein. Die Welt: Was können die Eltern tun? Beier: Bindungen kultivieren. Den Kindern Liebe entgegenbringen. Echte zwischenmenschliche Beziehungen müssen eine höhere Priorität bekommen als eine Mallorca-Reise oder irgendein anderes Konsumgut. Ein Kind muss merken, dass es mit allem zu seiner Mutter oder seinem Vater kommen kann. Und die Eltern dürfen die Existenz der pornografischen Angebote nicht einfach übergehen. Sie müssen eine Haltung dazu aufbauen, eine eigene Sicht auf die Dinge, die klarmacht: Das sind Darstellungen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben. Das strahlt auf die Kinder ab. Die Welt: Brauchen wir eine neue Sexualmoral? Beier: Wir brauchen erst mal eine öffentliche Diskussion, ein Bewusstsein für das Ausmaß der pornografischen Angebote im Internet und die Folgen für die Sexualentwicklung Heranwachsender. Und wir müssen nach technischen Lösungen suchen, um die Erreichbarkeit pornografischer Seiten einzudämmen. Dabei setze ich zukünftig auch auf die Hilfe der Informatik, mit der die Sexualmedizin eine engere Zusammenarbeit anstrebt. Die Welt: Was könnte uns helfen, wieder umzudenken? Beier: Das Rad der Geschichte
können
wir nicht zurückdrehen. Aber das bereits vorhandene Wissen sinnvoll
nutzen. Und da kann ich auf Wilhelm von Humboldt als einen wichtigen
Vordenker verweisen. Das Institut für Sexualwissenschaft und
Sexualmedizin der Charité fühlt sich seinem Vermächtnis besonders
verpflichtet. In Kooperation mit unserem Institut und der
Mendelssohn-Gesellschaft hat die Wilhelm-von-Humboldt-Gesellschaft
gerade ihren Stiftungspreis verliehen. Für den preußischen
Staatsmann und Mitbegründer der Berliner Universität beruht die
menschliche Natur auf dem Eros, das heißt auf der Liebe zum anderen,
die die spannungsreiche Differenz zwischen den Geschlechtern in einem
Dialog der Gleichwertigkeit überwindet. In diesem Sinne bedeutet
Eros nicht nur körperliche, sondern auch geistige Anziehung. Das
humboldtsche Grundkonzept besagt, dass man in Beziehungen wächst,
vor allem dann, wenn man die freie Entfaltung des anderen anstrebt,
wenn man Interesse daran hat, dass der andere mit wächst und wenn
man ihn deshalb vor Schaden bewahrt. Das hat schon eher mit sexueller
Beziehungszufriedenheit zu tun und ist auch im Internetzeitalter
erreichbar. Konkret:
Mailwechsel mit einem Vater, dessen Tochter von einem Exhibitionisten
belästigt wurde. Das alles passt auch zu diesem Stichwort!
Siehe im Anschluss an das Stichwort Exhibitionismus. Die Antwort von basisreligion fasst die ganze Website im Hinblick auf (Moral-)Pädagogik zusammen.
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