SPONTANEITÄT (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

SPONTANEITÄT ist die unmittelbare Bereitschaft, sich auf Unbekanntes, Neues, Ungewohntes und Verlockendes einzulassen, die eigentlich typisch für junge Menschen ist oder wenigstens sein sollte. Alten Menschen schreibt man Spontaneität schon weniger zu, da sie eher als berechnend, bequem und ängstlich gelten. Daher gelten alte Menschen auch als langweilig. Allerdings sieht die Wirklichkeit durchaus auch wieder anders auch. Der schottische Satiriker Bernard Shaw hat einmal gesagt: "Schade, daß die Jugend an die langweiligen Zwanzigjährigen verschwendet wird!"

Gewiß ist gerade die Spontaneität junger Menschen stark eingeschränkt durch die mangelnden finanziellen Möglichkeiten und durch das oft nur zu berechtigte Mißtrauen der Erzieher.

Doch gibt es nicht auch ein weites offenes Feld für uneingeschränkte Spontaneität, etwa neue Freundschaften zu schließen, neue Ideen aufzugreifen oder in Buchhandlungen und öffentlichen Bibliotheken herumzustöbern? Oft gibt es genau dort in Büchern die Anregungen, auf die wir gewartet haben, und die Antworten, die wir suchen! Entscheidender als die praktischen Hemmnisse für die Spontaneität sind im allgemeinen die irrationalen Behinderungen, die wir uns im Grunde immer selbst verdanken:

  1. Wir warten auf die Initiativen anderer, statt selbst anzufangen.

  2. Wir lassen alles auf uns zukommen.

  3. Uns fehlt der Überblick, was es alles gibt.

  4. Wir kümmern uns zu sehr darum, was die anderen sagen könnten, ja wir machen im Grunde nur das, was auch die anderen machen (siehe Gruppenzwang). Dabei ersetzen wir unser eigenes Denken nur zu oft durch den Grundsatz: Was alle machen, kann ja nicht schlecht sein! Dabei handeln wir uns oft genug doch nur dieselben Probleme ein, die die anderen schon haben.

  5. Wir machen unsere Spontaneität gegenüber den Anregungen eines anderen Menschen in erster Linie davon abhängig, ob uns dieser Mensch sympathisch ist oder ob er wenigstens bei anderen anerkannt ist. Wir verzichten oft auf Interessantestes, wenn wir uns dabei irgendwie zu blamieren meinen.

  6. Da wir keine praktische Erfahrung haben, womit einerseits wirkliche Probleme beginnen und wobei es andererseits eigentlich nie Probleme gibt (z.B. mit echten Kameraden mal etwas unternehmen) und weil wir darüber auch nicht nachdenken, probieren oft erst einmal genau das Falsche, weil wir nach Gefühlen entscheiden. Und wenn wir dann damit hereingefallen sind, vergeht uns endgültig alle Lust nach Spontaneität.

  7. Wir richten uns in unserem Denken und Handeln zu sehr nach dem, was uns von unserer Kultur als gut und böse eingetrichtert wurde, unabhängig davon ob dies auch den tatsächlichen menschlichen natürlichen Mechanismen entspricht oder ob wir diese dadurch sogar gerade zerstören. So könnten Eltern mit ihren Kindern in Wirklichkeit sehr spontan miteinander umgehen bis hin zur Nacktheit und zur Freiheit von Berührungsängsten, sind sie doch durch das Inzesttabu geschützt.

Im Umgang zwischen den Geschlechtern meinen wir vielleicht, daß die Verwendung von Verhütungsmitteln zu größerer Spontaneität führt.

Doch stimmt das in der Wirklichkeit unseres Umgangs mit anderen Menschen nur rein theoretisch, denn gerade eine größere Spontaneität im Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern kommt nur für ziemlich abgebrühte Typen infrage, die bald niemand mehr haben will, weil sie entweder als Casanova oder als Schlampe eingestuft werden. Die angebliche Benachteiligung der Mädchen hier, die ohne Schädigung ihres Ansehens noch weniger als Jungen herumhuren können (können die es tatsächlich?), hängt wohl mit dem Bewußtsein zusammen, daß Mädchen letztlich immer diejenigen sind, die dabei draufzahlen (siehe Gebrauch oder Mißbrauch).

Größere Spontaneität im Umgang der Geschlechter miteinander ergibt sich bei genauerem Hinsehen eigentlich nur bei absolut prinzipientreuer Haltung!

Wenn wirklich sicher ist, daß die Spielregeln der Zehen Gebote auch im näheren Zusammensein unter allen Umständen eingehalten werden, daß also allenfalls das geschieht, was hier unter Enthaltsamkeit und Tantrismus beschrieben ist (oder siehe auch Gespräch 9 zwischen Beatrix und Martina), dann ist auch tatsächlich Raum für Spontaneität. Denn nur dabei haben selbst Mädchen auf Dauer die reelle Chance, mit vielen gut Freund zu sein und beispielsweise mit demjenigen etwas zu unternehmen, der interessant genug dafür ist, etwa ihn schließlich sogar zu besuchen oder eine Reise mit ihm zu machen (siehe auch Äquidistanz). Und ist erst einmal in einer Beziehung (selbst in einer kurzen) wirklich klar, daß die Zehn Gebote als Spielregeln anerkannt werden, hat das für die Spontaneität einen weiteren Vorteil: Besonders ein Mädchen muß nicht immer überlegen, ob ihr diese oder jene Lebenslustigkeit schließlich doch noch falsch ausgelegt werden könnte (siehe konkludentes Handeln). Im übrigen zerstört selbst das an und für sich harmlose Knutschen, wenn man es erst einmal angefangen hat, schon viel von der Spontaneität (siehe Küsse).

Ganz sicher würde bei einer allgemeinen Verhaltenssicherheit nach den Regeln der Zehn Gebote die Spontaneität unter uns Menschen ganz gewaltig zunehmen. Dadurch würden sich dann auch viel mehr Menschen menschlich viel besser kennen lernen - wodurch sich dann auch eher Menschen finden würden, die wirklich lebenslang zusammenpassen. Überprüfen wir also, wie unsere Ängste und Zwänge in rationale Furcht umgewandelt werden können, an der sich dann unser Handeln orientiert. Wenn unsere Eltern (und andere Erzieher) zur Überzeugung kämen, daß wir hier zu absolut zuverlässigen Normen gekommen sind, würden sie sicher ganz anderen Freiheiten in unseren Spontaneitäten zustimmen!