33.  Religion + Tradition = Mafia

 

Martina: Und warum sagt das alles keiner sonst so?

Beatrix: Wer soll es denn sagen? Die einen wissen´s nicht und die anderen haben kein Interesse daran!

Martina: Woher soll man das auch alles wissen?

Beatrix: Und mit der Erziehung zur Scham wird einem dazu noch das Nachdenken über das alles ja geradezu ausgetrieben, es ist für jeden, der sich schämt, schon fast automatisch klar, daß Scham und Moral irgendwie automatisch zusammen gehören. Doch in Wirklichkeit wirst du damit vielleicht verklemmt, du hast Ängste, aber das alles hilft dir gar nichts, eines Tages fällst du doch herein.

Martina: Ich bin aber nicht verklemmt.

Beatrix: Das sagt jeder von sich, es kommt wohl ganz darauf an, was man unter Verklemmtheit versteht. Wer rumfickt und schweinische Witze erzählt, ist damit noch lange nicht unverklemmt. Denn genauso verhalten sich ja auch die verklemmtesten Typen – die gehen vielleicht als Spanner an Nacktstrände und am liebsten noch mit Fotoapparaten und Videokameras, würden aber selbst dort nie nackt sein und ziehen sich sogar noch hinter Handtüchern um. Ein Zeichen von wirklicher Unverklemmtheit ist vielmehr, ob man Zusammenhänge begreift und mit der Nacktheit eben keine Probleme hat wenn´s wirklich unproblematisch ist.

Martina: Und welche Zusammenhänge bitte?

Beatrix: Na gut. Sieh einmal, gerade wir Mädchen sind doch nicht so blöd und so verkommen, daß wir unbedingt immer mit anderen Typen Sex haben möchten. Warum gibt es also eigentlich daher nicht die passende Erziehung für uns, daß wir auch das leben können, was für uns gut und vernünftig ist? Warum wird uns immer etwas von einer Verbindung von Scham und Moral erzählt, obwohl die Zusammenhänge da überhaupt nicht nachgewiesen sind?

Martina: Die wissen´s nicht besser, die das erzählen.

Beatrix: Bist du aber naiv. Ich glaube viel eher, daß da System dahinter steckt - die wollen das nicht wissen! Du mußt dir einmal vor Augen halten, daß jemand nur dann an einer Sache etwas ändert, wenn er auch einen Vorteil davon hat! Dabei muß der Vorteil nicht nur finanzieller Natur sein, es geht auch durchaus um Macht oder bisweilen sogar um Sex. Und haben nicht gerade die Religionen ja viel mehr Vorteile davon, wenn Menschen nicht so „vollkommen“ leben – und nachher „bereuen“ und für die ewigen Ziele, die die Religionen anbieten und von denen sie gar nicht einmal schlecht leben, offen werden...

Martina: Ich denke, die Religionen sind doch immer für die Moral?

Beatrix: Also, wenn sie´s wären, dann würden die Zuständigen in diesen Religionen doch ganz gewiß etwas dran tun, um wirklich etwas Wirkungsvolles zu finden. Wenn immer auf´s neue etwas nicht so läuft, wie man sich das vorstellt, dann müßten die doch mal ihre Phantasie spielen lassen. So hätten die sich zumindest einmal überlegen können, ob die ganze Moralerziehung, wie sie letztlich heute immer noch stattfindet oder eben nicht stattfindet, nicht vielleicht sogar kontraproduktiv ist.

Martina: Und wenn das Ganze letztlich doch an der Natur der Menschen, insbesondere auch der jungen Menschen liegt, daß sie einfach nicht anders können wegen der uns angeborenen Schwäche?

Beatrix: Es war schon immer sehr vorteilhaft, wenn man alles, was da läuft, auf die Unvollkommenheit und Schwäche von uns Menschen schieben kann. Da braucht man sich nämlich nicht anzustrengen und auch zu rechtfertigen, warum man es nicht schafft, die Menschen zum Besseren zu motivieren. Man braucht sich auch noch nicht einmal so recht für die eigenen Fehler entschuldigen.

Martina: Aber ob denen das alles bewußt ist, warum sie nichts tun?

Beatrix: Manchmal kann man das schon meinen. Denn wenn jemand etwas Schlechtes sieht und dagegen nichts unternimmt, obwohl er es könnte und es auch relativ ungefährlich für ihn wäre, dann läßt das doch auf Boshaftigkeit schließen. Ich glaube allerdings auch, daß das alles oft gar nicht ausgesprochen böser Wille ist, das ist einfach so „eingerissen“, viele religiöse Leute sehen hier gar nicht mehr ihre Aufgabe. Vielleicht sind sie auch irgendwie gelähmt und wagen sich nicht vor, weil sie schon wegen irgendwelcher Lappalien ein schlechtes Gewissen haben. Einem braven aber engen Menschen braucht man ja bloß einzureden, daß die Sehnsucht nach sexueller Zweisamkeit ohne Scham und Hemmungen – und sei das alles noch so normal und menschlich, was der sich da ausmalt – schon etwas Verwerfliches ist, und schon hat er ein schlechtes Gewissen und wird nicht mehr gegen Mißstände aufmucken, um sich nicht als Heuchler vorzukommen.

Martina: Und was könnten „die“ denn überhaupt machen?

Beatrix: Vielleicht Forschungsprojekte zu den Motivationen von uns jungen Menschen, warum wir uns so und so verhalten, und wie die Moral attraktiver werden könnte. Solche Projekte gibt es aber nicht!

Martina: Das wird für die nicht wichtig genug sein.

Beatrix: Du sagst es: Wir sind nicht wichtig genug für die!

Martina: Und wie könnte so eine Forschung aussehen?

Beatrix: Es ist ja bekannt, daß – wenn man jemandem alles verbietet oder sonstwie mies macht – der dann irgendwann holterdipolter gleich immer alles macht. Wir sind doch junge Menschen, die zwar nicht blöd aber auch lebendig sind und die man nicht einsperren kann. Da könnte man ja beispielsweise Wege für Konzepte suchen, die Lebendigkeit mit Denken verbinden und den Grundfehler vermeiden, gleich immer alles zu verbieten oder mies zu machen.

Martina: Aber unser Geld, das wollen sie.

Beatrix: Wenn´s nur das wäre! Was ist, wenn es da sogar ein geheimes unausgesprochenes Bündnis zwischen den Religionen und den kaputten Typen gibt, wie diesem Alexander in unserer ersten Unterhaltung, von dem beide profitieren, die einen, weil sie ihre kaputten Triebe an uns ausleben können, und die anderen, weil ihnen von der Liebe enttäuschte „Kunden“ zulaufen, die dann von einer besseren Welt nach dem Tod träumen (früher klappte das ja zumindest so)?

Martina: Da denkt man einfach zu wenig darüber nach.

Beatrix: Ach ja, das „niedrige Ausleben“ des Sexualtriebs wäre vielleicht sogar verzeihlich, doch dahinter steckt ja auch die Problematik von Macht und Unterwerfung, und da sind vor allem wir Frauen und Mädchen die Angeschmierten, nicht umsonst ist ja der Phallus, das erigierte männliche Glied das Zeichen der Macht – und da treffen sich „böse Buben“ und Religionen. Beide haben da doch ihre Vorteile, wenn wir Frauen nicht unsere Fähigkeiten für eine bessere Welt richtig entfalten können!

Martina: Aber wir Frauen wehren uns doch!

Beatrix: Es kommt leider auch hier auf das „Wie“ an! Wenn wir das nämlich in der falschen Richtung machen, dann unterstützen wir im Endeffekt nur noch die männliche Kaputtheit. Und alles bleibt beim Alten.

Martina: Das verstehe ich nicht.

Beatrix: Dann laß dir doch einmal durch den Kopf gehen, was die Konsequenz davon ist, daß auch Frauen uns Mädchen etwas von Scham und Anstand einreden – statt uns zu informieren, was wirklich los ist. Vermutlich haben wir es hier mit der gleichzeitig raffiniertesten und am besten getarnten und tiefgründigsten Form von Haß zu tun - nämlich der der Informationsverweigerung in wichtigen Dingen. Doch das darf natürlich nicht auffallen.

Martina: Und so labert man von Rücksichtnahme auf unsere zarten Mädchenherzen und um uns unsere kindliche Unschuld nicht zu verpfuschen. Affenliebe. Dafür riskiert man ja erst recht, daß wir eines Tages reinfallen, und erreicht es damit indirekt auch weitgehend, daß Menschen ihr ganzes Leben nicht die Ideale erreichen, zu denen sie von der Natur veranlagt sind.

Beatrix: Und genau diese verpaßten eigenen Chancen stehen da auch noch dahinter. Es ist ja offensichtlich, daß nicht nur Männer Frauen hassen, sondern auch Frauen Frauen. So sagen die „alten" Frauen ihren jungen „Schwestern" das von dem Jungfernhäutchen etwa nicht und was man alles damit machen kann...

Martina: ...weil sie's selbst sinnlos und überflüssigerweise verjubelt haben und sich jetzt blamiert fühlen.

Beatrix: Vermutlich, einen anderen Grund gibt es wohl kaum. Auch von Frauen werden Fehler am einfachsten vertuscht, wenn man sie als „normal" hinstellt und alle diejenigen Leute, die diese Fehler nicht gemacht haben und auch nicht machen wollen, als anomal und sogar krankhaft einstuft. Wenn das nicht Haß ist.

Martina: Und von den Männern wollen viele ja vielleicht auch gar nicht, daß wir Mädchen uns pfiffig verhalten? Je blöder und je oberflächlicher wir sind, desto weniger haben sie doch von der Pfiffigkeit von uns Mädchen einen Vorteil. Vielleicht wollen sie in Wirklichkeit sogar, daß wir reinfallen, weil wir dann auch in den übrigen Dingen des Lebens gefügiger sind?

Beatrix: Vielleicht sind diejenigen, die uns das für uns Wichtige nicht erzählen und die, die uns so skrupellos ausnutzen, oft sogar dieselben? Denn so dumm können die ja gar nicht sein, daß sie nicht merkten, wie alles wirklich läuft. Und wenn sie gutwillig wären, erzählten sie jedenfalls etwas anderes und machten uns nicht Angst, wo es gar nichts bringt.

Martina: Meinst du damit die, die das von der Scham erzählen?

Beatrix: Ja, und auch die, die das zwar nicht erzählen, aber in dem Glauben lassen, daß so eine Scheinmoral etwas bringt. Überlege doch einmal, wer alles einen Vorteil hat, daß die Leute so etwas glauben und prompt damit reinfallen, daß es also zuerst Dumme und dann Sichschuldigfühlende gibt.

Martina: Ja, manchmal habe ich auch den Eindruck, daß wir Mädchen und Frauen dabei am schlechtesten dastehen. Von der Intelligenz von Mädchen und Frauen wird zwar viel gelabert, doch wirklich intelligente scheinen gar nicht erwünscht zu sein.

Martina: Doch ist nicht die Intelligenz der Frauen auch davon abhängig, daß sie emanzipiert sind, und gehört es nicht zur Emanzipation der Frauen und Mädchen, daß sie genauso Spaß an der Sexualität haben dürfen wie die Jungen? Und daß sie dabei genauso aktiv werden dürfen, wenn's ums „Herumprobieren" mit dem Sex geht?

Beatrix: Es wird immer wieder gesagt, daß das zur Emanzipation gehört. Und Mädchen und Frauen versuchen auch immer wieder, diese These in die Praxis umzusetzen. Doch es sieht so aus, als ob die Kombination von sexueller Freiheit und schöpferischer Intelligenz bei Frauen immer nur ein Wunschbild ist und nie unserer menschlichen Realität entspricht.

Sieh' einmal: Sehr oft sind Mädchen doch unheimlich gut in der Schule, viel besser als Jungen, aufgeweckter, interessierter, fleißiger, schärfer denkend. Und dann plötzlich kommt da ein Einbruch - und sie sind schließlich noch schlechter als das Mittelmaß und bleiben das auch dann ihr ganzes Leben.

Wie das kommt? Die haben sich da eigentlich immer in ein sexuelles Abenteuer, das letztlich für sie eine enttäuschende Liebe mit all ihren seelischen Problemen ist, hineingesteigert und kommen nicht mehr davon los. Jungen können in solchen Situationen eher erfolgreich verdrängen, ja, die werden oft geradezu besser, wenn sie solche Erlebnisse hatten, und stürzen sich gerade deswegen dann etwa in ihre Arbeit oder in ihre Hobbys.

Dagegen werden Mädchen eher besser, wenn ihr Privatleben in Ordnung ist. Je mehr Harmonie, je mehr Glück, je gelungenere Beziehungen, je besser für sie. Und wenn Mädchen ihre Vernunft einsetzen, daß das alles gelingt, das wäre wirkliche Emanzipation für sie.

Außerdem: Warum meinen Mädchen und Frauen, daß sie sich an der Herumbumserei mancher Männer orientieren müßten, wenn es um ihre eigene Emanzipation geht? Warum sollen sich die Männer nicht am weiblichen Emanzipationsideal orientieren?

Martina: Und du meinst, daß der unschuldige und unbefangene Umgang mit der Nacktheit da viel eher auch ein Kennzeichen weiblicher Emanzipation ist?

Beatrix: Klar, irgend etwas ist schon dran an der Verbindung von bewußter Sexualität mit Emanzipation - wozu ist schließlich mehr Einsatz von Intelligenz nötig? Und wenn jemand auf einem wichtigen menschlichen Gebiet intelligent handelt, dann kann das doch zumindest nicht nachteilig sein für die anderen Gebiete?

Martina: Doch an solchem intelligenten Einsatz der weiblichen Sexualität hat die Männergesellschaft vermutlich kein wirkliches Interesse. Sauerei. Daher wird einem auch nicht einmal gesagt, wozu das Jungfernhäutchen gut ist und daß es eben doch einen Sinn hat. Wie eine Mafia - die haben nur ein Interesse, daß man so wird wie die.

Beatrix: Es könnte sogar sein, daß die Ursache, daß Frauen und Mädchen sehr oft verrückt zu spielen scheinen und unleidlich sind, daß sie die Männer oft genug auf ihre Weise ausnutzen und betrügen, daß sie geldgierig und herrschsüchtig sind, daß sie zu Neid und Haß fähig sind sogar bis zum Selbstuntergang, eine Art Rache an der gesamten Männerwelt ist. Diese Unstimmigkeit zwischen den in uns angelegten Möglichkeiten wirklicher Emanzipation und der Realität fehlender oder scheinbarer Emanzipation können Frauen auf Dauer eben doch sehr oft nicht richtig verkraften.

Martina: Und die Männer auf ihre Weise auch nicht. Menschen, die selbst mit sich nicht im Reinen sind, haben da auch kein Verständnis für andere.

Beatrix: Woher soll das Verständnis der Männer auch kommen? Wer lernt schon, über alles so rechtzeitig nachzudenken, daß er sein Leben danach einrichten kann? Dabei hätten die Männer ebenfalls unheimliche Vorteile von einer Änderung von Einstellung und Verhalten von Mann und Frau - dann hätten sie die Frauen, die richtige Gefährtinnen und dazu auch noch spannend im Bett sind.

Martina: Aber es sind doch nicht alle bewußt so schlecht, so meinen es doch die Eltern sicher gut, selbst wenn sie uns etwas erzählen, was falsch ist.

Beatrix: Wahrscheinlich passiert hier oft so eine Art Gedankenlosigkeit, vielleicht wollen viele Erwachsene auch selbst nicht alles so genau wissen und über das alles nachdenken, weil sie da selbst in ihrer Jugend etwas falsch gemacht und daher heute noch so ihre Ängste haben. Kannst du dir vorstellen, wie es in solchen Menschen aussieht, wenn sie erfahren, daß sie alles auch anders hätten machen können? Da gibt's dann richtige Mauern in den Köpfen bei denen.

Oder sie haben selbst nicht den richtigen Überblick, denn in ihrer Jugend wurde ja noch viel weniger über all das geredet als heute. Wenn du also so etwas merkst, nimm Rücksicht und halte deinen Mund und bemüh dich, wirklich lieb und nett zu sein.

Wenn es zum Beispiel deine Eltern sind, die dich diese homepage lesen lassen, dann sind die ganz großartig. Denn das zeigt in jedem Fall, daß sie nicht bloß so herum reden, sondern wirklich möchten, daß du Fehler vermeidest, vielleicht sogar die, die sie selbst einmal gemacht haben. Die wollen wirklich, daß es nicht zu einer Wiederholung des Schicksals kommt.

Martina: Also, bisher kann ich bei meinen Eltern da kein pädagogisches Konzept erkennen.

Beatrix: Du solltest bedenken, daß es keiner gern hat, wenn man in seinen Fehlern auch noch herum rührt, an denen man auch im Grunde noch nicht einmal Schuld hatte, denn wer hatte auch den Eltern zu ihrer Zeit, als sie jung waren, schon so richtig gesagt, was eigentlich los ist. Da wurde doch genauso gemauert.

Martina: Und noch etwas. Du bist da ja sehr darauf festgelegt, daß man sich in seiner Liebe gar nicht erst vertut. Was ist, wenn man aber nun doch einmal an den Falschen gerät, wenn man mal reinfällt, kann man da doch noch glücklich werden?

Beatrix: Ich glaube schon. Es sieht leider Gottes aus, als ob manche sogar so einen Schock für ihr Glück brauchen! Ich denke hier an ganz bestimmte schöne und unnahbare junge Menschen, die so hochmütig sind, daß sie sich sozusagen selbst im Weg stehen. Die können dann vielleicht durch eine richtige Enttäuschung endlich einmal aufwachen und werden vielleicht auch normaler? Doch warum soll man sich erst einmal Probleme machen, wenn's auch anders geht? Und dazu ist's doch viel schöner! Die Energie, die man braucht, so etwas aufzuarbeiten, kann man doch viel sinnvoller für etwas anderes einsetzen. Und damit vermeidet man auch das Risiko, daß man doch schließlich aus seinen Irrwegen gar nicht mehr herauskommt. Denn bei vielen ist die erste Enttäuschung ja der Anfang von vielen.

Martina: Wenn man bedenkt, daß bei alledem Ideale und Werte von Menschen zerstört werden, die dann woanders fehlen....

 

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