ANPASSUNG Wenn über den Islam und den Machismo in diesem Glauben diskutiert wird, dann kommt im Allgemeinen immer zur Sprache, dass der Islam in einer bestimmten Umwelt entstanden ist und nur von dieser Umwelt her verstanden werden kann. Und klar, das war eine Umwelt des Machismos – doch entschuldigend wird nur argumetiert, dass der Islam nun versucht hat, diesen Machismo zu mildern. Es wird also durchaus akzeptiert, dass der Islam mit der Umwelt zusammen hängt, in der er entstanden ist. Warum sollte diese Bedingung nicht auch für unseren christlichen Glauben gelten? Oder sollten wir solche Bedingungen sehr wohl gegenüber anderen Glaubensrichtungen zulassen, jedoch gegenüber unserem eigenen Glauben hart und klar und deutlich sein und die infrage stellen – nach der Devise des alten christlichen Gebets: „Herr lass mich gütig sein gegen andere – doch hart gegen mich selbst“? Und nicht nur hart gegen mich selbst beziehungsweise gegen die eigene Religion – sondern sachlich und kritisch! Thema soll hier also einmal das Phänomen sein, dass bei einer Missionierung die neue Religion gar nicht so sehr die Missionierten verändert werden, sondern die Missionierten die ihnen übergestülpte Religion viel entscheidender verändern. Der
Ausgangspunkt ist etwa die Machogesellschaft in einer bestimmten
Region mit arrangierten Ehen, mit Minderwertigkeit der Frau, mit
Todesstrafe bei Gotteslästerung oder Glaubensabfall - und ob das
jetzt Juden sind oder Moslems oder Christen (Kopten sind die
altägyptischen Christen), im Prinzip passt sich die Religion sehr oft (oder fast immer?) diesen
uralten Praktiken an - nicht ganz, aber im Wesentlichen. Mir fiel
in Dörfern in Ägypten auf, dass in den koptischen Kirchen die
Frauen genauso hinten in einem abgesperrten Bereich sitzen wie in den
Moscheen, sie sind genauso schwarz verhüllt wie bei den Moslems und
sie werden genauso beschnitten wie bei den Moslems - wie eben in der
Gegend dort schon seit 5000 Jahren... Klar, in Kairo, in einer
großen und eher weltoffenen Stadt, ist es anders... Zwar
war in den ersten Jahrhunderten ganz Nordafrika christianisiert, doch
möglicherweise war die christliche Religion diesem "Macho-Kulturkreis"
irgendwie fremd geblieben - und als dann der doch grundsätzlich
männerrechtlichere Islam kam, schwuppdiwupp, da schwenkten die
Christen dort dann doch wieder zu der Religion über, in der sie sich eher zuhause fühlten. Und noch sichtbarer ist dieses Phänomen in der orthodoxen Kirche: Die Gesänge sollen noch den Gesängen in den alten griechischen Tempeln ähnlich sein, mit den vielen bunten Altären sehen die orthodoxen Kirchen wie heidnische Tempel aus - und nicht zuletzt zelebriert der Priester seine Messe hinter der Ikonostase, also in einem völlig abgesperrten Bereich hinter einer "Bilderwand", in den normale Gläubige keinen Zutritt haben - genau wie bei den Tempeln der alten Griechen. Diese Absperrung des Priesters ist dabei ein völliges Unding im christlichen Glauben - beim Abendmahl, dem Grundmodell für die Messe, sitzt Jesus nämlich mit uns zusammen am Tisch und isst mit uns! Daher ist meine Idee
von dem kriminologischen Ansatz
für viele erst einmal auch so ungewöhnlich, das Anliegen
Jesu, um das es da geht und wie er versuchte, das Denken in dieser
Männergesellschaft umzukrempeln, interessiert gar nicht mehr
beziehungsweise ist sogar vollkommen verloren gegangen! Hierher
passt durchaus auch die Anpassung, die wir zur Zeit, also nach der
Wiedervereinigung von Westdeutschland und Mitteldeutschland, gerade
erleben, wenn es bei der auch nicht um Vergebung und Weiterleben geht:
In vielen Köpfen "Mitteldeutscher" schwingt naturgemäß immer noch das
alte, in diesem Fall eben das marxistische, Erbe mit - und sie finden
die Ideen von Marx in der Bibel und in der Botschaft Jesu wieder (klar, die Bibel
ist ein dickes Buch und dazu noch von vielen Verfassern geschrieben, da
lässt sich also fast für alles etwas finden, wenn man nur lange genug
sucht) : So setzen sie bei der Idee der Änderung des
Sexualverhaltens nicht etwa beim Geist
an - sondern immer noch bei einer Änderung des Wirtschaftssystems, sie
sehen etwa den Ursprung allen Übels im "materialistischen Überbau"
(siehe Marxismus) - jetzt also im Zinseseszinsystem der Marktwirtschaft, und meinen das ändern zu müssen, siehe etwa Zinsen! Allerdings:
Kommt das ganze Kuddelmuddel nicht nur daher, dass immer nur die
(Fehl-)Anpassungen in der frühen Kirche immer wieder weiter angepasst
werden? Es ist gewiss das gute Recht eines Suchenden nach der Wahrheit, die Botschaft Jesu nach bestem Wissen und Gewissen zu interpretieren. Doch wenn wir diese Interpretation nicht mehr hinterfragen sondern immer nur weiter interpretieren, kommt irgendwann echter Unfug dabei heraus. Also sind wir immer wieder dazu aufgerufen, uns zu kümmern "Was war wirklich?" Ja, was wäre, wenn der historische Jesus mit seinem Anliegen "gegen den Machismo" (siehe kriminologischer Ansatz)
in seiner ursprünglichen Form verkündet würde? Also ich meine schon, da
hätten wir gute Chancen, sinnvoll zu "missionieren" - und ohne dass so
schnell immer wieder etwas anderes dabei herauskommt, als das, was dem
Anliegen des ursprünglichen Jesus entspricht! Zwei Beispiele: Ich habe in meinem Unterricht auch moslemische Schüler(innen)
gehabt. Und ich finde, gerade denen konnte ich doch genau das Anliegen
vom historischen Jesus erzählen - und ich konnte durchaus auch die
Probleme in ihrer Kultur damit meinen. Und es gab gerade Mädchen unter
ihnen, die haben durchaus verstanden, was ich meinte! Oder mit meiner buddhistischen Pflegetochter: Auch in den vom Buddhismus
geprägten Kulturen passt doch das Anliegen des historischen Jesus total
- denken wir nur daran, wie in Thailand, einem weitgehend
buddhistischen Land, mit den Frauen umgegangen wird! Hinweis für einen Freund: Wenn Sie einmal etwas zu drucken haben, dann fragen Sie doch einmal ihn nach einem Angebot: http://freenet-homepage.de/lotus/satzservice.htm . |