Eine EHE AUF PROBE, auch "Ehe ohne Trauschein", scheint für viele junge Menschen heute eine akzeptierbare Möglichkeit zu sein festzustellen, ob sie auch für eine tatsächliche Ehe, eine "Ehe mit Trauschein", füreinander geeignet sind. Früher wurde ein solches Zusammenleben als "wilde Ehe" bezeichnet, schließlich handelt es sich dabei ja auch um ein nicht grundsätzlich festgelegtes Zusammenleben mit Geschlechtsverkehr wie in einer Ehe. Die Idee eines solchen Zusammenlebens zur Probe hat tatsächlich etwas für sich: Die Partner wollen eine lebenslange Gemeinschaft nicht nur von einer mehr oder weniger oberflächlichen Verliebtheit abhängig machen und sich erst einmal richtig kennen lernen. Sie wollen wissen, wie der jeweils andere wirklich ist, wie er sich im Alltag verhält, wie zuverlässig er ist, wie treu er ist, welche Macken er hat, wie er auf eigene Macken reagiert und wie man selbst auf die Macken des anderen reagiert, bevor sie die Ehe endgültig fest eingehen, kurz, wie es hinter der Fassade aussieht. Leider haben sind solche Probeehen in der Wirklichkeit doch nicht die Patentlösungen erwiesen, nach der sie nach oberflächlichem Eindruck aussehen. Einerseits sind sie in jedem Fall ein Verstoß gegen das Gebot der Heiligkeit der Ehe (also gegen das sechste der Zehn Gebote), denn danach darf der Geschlechtsverkehr auf keinen Fall Probiergegenstand sein, sondern muß der endgültigen Ehe vorbehalten bleiben, andererseits ist die vermutete Gewißheit, ob derart erprobte Ehen besser gelingen, weitgehend ein Phantom: Nach schwedischen Untersuchungen ist sogar der Prozentsatz der Scheidungen bei denjenigen Ehen höher, denen eine Ehe zur Probe vorausging, gegenüber denen ohne solche Probiererei! Die Probleme dabei und vor allem die Vorgeschichten werden immer verschwiegen oder gehen ansonsten unter. Woran mag dieses Scheitern der "Probeehen" liegen? Sehen wir uns doch einmal an, wie solche Probeehen im allgemeinen zustande kommen! Zunächst einmal träumen doch auch heute noch die meisten Mädchen und die meisten Jungen in ihrer Kindheit und auch noch später von der großen und wahren Liebe fürs ganze Leben. Leider gelingt es ihnen nicht so recht, ein Lebenskonzept zu entwickeln, um ihre Träume auch in die Praxis umzusetzen. Die Wirklichkeit sieht nämlich immer noch so aus, daß sie im Umgang mit dem anderen Geschlecht erst einmal ihre unschönen Erfahrungen machen (das heißt, auf den Falschen treffen und reinfallen). In einer typischen Verliebtheit, die zwar aufwühlend und berauschend sein mag, die ganz einmalig und nicht mit einem anderen wiederholbar erscheint, aber die sich hinterher doch nicht als das Wahre entpuppt, kommt es zu den immer noch als normal angesehenen vollendeten Tatsachen (also zum "vollzogenem Geschlechtsverkehr"). Und damit ist dann der ganz große Schwung für eine wirkliche, einmalige große Liebe im allgemeinen dahin. Jetzt hat die Andersartigkeit des anderen Geschlechts seine Faszination verloren, jetzt wird man nüchterner, skeptischer, jetzt beginnt man, genauer hinzusehen. Man wird gegenüber anderen in einer eher kleinlichen Weise berechnend, und man muß sich auch gefallen lassen, daß andere Partner einen selbst nicht mehr unbefangen akzeptiert, wieso auch? Und auch der Geschlechtsverkehr ist nichts Besonderes mehr, er gehört mit einem neuen Partner sozusagen automatisch dazu, zumal man ihn ja schon praktiziert hat. Schließlich kann und will man ihn ja einem guten Freund auf die Dauer nicht verweigern, nachdem man ihn mit einem anderen schon hatte, der es vielleicht viel weniger wert war. Und zudem steht man ja auch unter einem gewissen inneren Wiederholungszwang. Irgendwann zieht man dann mit einem Partner, mit dem man noch am besten auszukommen meint, zusammen, einfach, weil es so bequemer ist, man gewöhnt sich aneinander, man wird älter und lahmer und verdrängt immer mehr die Sehnsucht der Kindheit nach höchsten Idealen. Die Traumliebe sieht man sich vielleicht noch ab und zu im Kino oder im Fernsehen an, doch für einen selbst hat man alle Hoffnung darauf beiseite geschoben, man nimmt halt, was man bekommt. Das haben wir nun also nun einmal eine typische Vorgeschichte einer "Ehe auf Probe"! Eigentlich schade, wie wir unsere Lebensträume, die vielleicht doch nicht so unrealistisch gewesen wären, wenn wir nur gewußt hätten, es richtig anzustellen, aufgegeben haben! Man wußte es einfach nicht besser, weil es einem ja nie jemand so richtig gesagt hatte... Zu solcher Realität können nun viele Menschen im allgemeinen nichts, es ist ihnen nicht schuldhaft anzurechnen, weil sie es einfach nicht besser wußten, sie sind ja sozusagen hineingeschlittert. Dagegen offenbart die Planung einer Ehe auf Probe eine geradezu menschenverachtende Einstellung: Im Grunde will man sich gar nicht so recht den Kopf zerbrechen, eine einmalige und endgültige Gemeinschaft mit einem anderen Menschen anzustreben, denn wenn es mit demjenigen, dem man seine große erste Liebe geschenkt hat, nicht klappt, wird sich schon ein anderer finden: "Der wird dann gut genug für einen da sein auch ohne diese große Liebe". Und mit einer solchen Einstellung will man dann das ganze Leben meistern, Kinder aufziehen, alt werden! Es ist nicht verwunderlich, wenn sich die Planung von Probeehen sehr schnell als Milchmädchenrechnung erweist, die im Hinblick auf ein glückliches Leben ganz und gar nicht aufgeht. Dabei gibt es durchaus auch vernünftige Möglichkeiten, Partnerbeziehungen ohne vollendete Tatsachen zu überprüfen (siehe etwa Enthaltsamkeit, Reihenfolge, Adam und Eva). Warum leben wir nicht erst einmal die Phase der Ästhetik? Siehe auch das Gespräch 9 zwischen Beatrix und Martina! Es braucht noch gar nicht die so genannten vorgezogenen Ehen zu geben! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |