DENKMUSTER (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

DENKMUSTER  -  DENKHORIZONT  -  VORSTELLUNGSWELT. Westliche Anthropologen (Margret Mead (1901-1978), und Bronislaw Malinowski (1884-1942) erforschten die "Eingeborenen" der Südsee und kamen zu erstaunlichen Erkenntnissen über deren freien und unkomplizierten Umgang mit der Sexualität (siehe Promiskuität) und verbreiteten das als das neue Ideal in ihrer Literatur. Die Wirklichkeit ist, dass die "Eingeborenen" in Wirklichkeit völlig anders dachten, jedoch sich so verhielten, wie es die westlichen Anthropologen sehen wollten, weil sie schlicht und einfach auf diese Weise die meisten Vorteile hatten (denn die "Forscher" bezahlten natürlich, wenn sie die "Eingeborenen" an ihrem Leben teilnehmen ließen und wenn sie also interessante "Forschungsergebnisse" erfuhren). Bis schließlich etwa Malinowski merkte, dass das mit der Teilnahme am Leben der Eingeborenen eine reine Illusion war.

Das alte Lied: Jeder sieht die Welt so, wie er sie sehen will und nicht, wie sie wirklich ist - und das Vertrackte ist, dass dabei die Welt auch noch mitzumachen scheint! Die einmal gefassten Vorurteile werden also nach dem Muster einer Selffulfilling Prophecy nur zu gern bestätigt!

Wir leben alle in bestimmten Denkhorizonten und es ist einerseits sehr schwer, sich über die eigenen (und auch der eigenen Gesellschaftsschicht) klar zu werden, und andererseits diejenigen anderer Menschen (und eben anderer Gesellschaftsschichten) zu erkennen. Wir neigen dazu, irgendwelche eigenen verdrängten Vorstellungen in andere hineinzuinterpretieren. Vielleicht illustriert folgender Schriftwechsel das Problem bei uns?

Mail eines Besuchers der Website:

Hallo,

ich habe versucht, mir in ein paar Minuten einen Überblick zu verschaffen, was Sie eigentlich sagen wollen - ist mir nicht so recht gelungen. Ich finde Ihre Seiten ehrlich gesagt ziemlich verwirrend.

Na ja, aber vielleicht interessiert Sie meine Seite über das Grabtuch von Turin?  www.revolution-im-christentum.de . Bietet auch eine Alternative zur traditionellen Religion.

Mit freundlichen Grüssen

(Dr.) H. F.

Und hier die etwas längere Antwort von basisreligion:

Hallo Herr Dr. F.!

Zunächst einmal besten Dank, dass Sie Ihr Konzept so ins Internet gestellt haben, daß ich es mir gleich einmal ansehen konnte - was ich natürlich getan habe! Denn man muss natürlich wissen, von welcher Position her jemand kommt, um ihn zu verstehen! (Und bevor ich mir den Steckbrief eines Menschen ansehe, überlege ich üblicherweise kurz, wo er eingeordnet werden könnte. Das sah also nach freikirchlich aus, allerdings wen außer Katholiken interessiert schon das Grabtuch von Turin...? Und dann las ich Ihren Steckbrief - und auch, dass Sie kein Theologe sind, ja das ist auch wichtig, denn Theologen lassen von solch einer Thematik üblicherweise die Finger, da passten also beide meiner Vermutungen...)

Klar, wenn Sie bei meiner Seite nicht auf die Schnelle den Überblick bekommen, zumal wenn Sie nicht das richtige Stichwort erwischen. Doch es gibt Leute, die mich sofort verstehen, offenbar weil sie in einer anderen Gesellschaftsschicht als in unserer bürgerlich-etablierten leben (zu der Sie schon allein wegen Ihres akademischen Grades und Berufs gehören - und auch ich, immerhin lernte ich jedoch bei meinem Bundeswehrdienst auch ein wenig anderes Denken kennen, ohne dabei allerdings "mitzumachen" abgesehen von den üblichen Sprüchen, jedenfalls wenn sie gut waren...). Meine vietnamesische Patentochter (Adoption ist etwas schwierig) erzählte mir, daß ihr Vater im 8000 km entfernten Saigon, ein Gelegenheits-Kfz-Mechaniker, mich jedenfalls sofort verstanden hätte (sonst hätte er mir seine Tochter wohl nicht anvertraut). Schließlich habe ich mein Konzept ja auch entwickelt mit Leuten aus eher der "Unterschicht" (um es einmal so zu sagen, bitte stören Sie sich nicht an der Bezeichnung, es ist nur eine Ortsbestimmung oder besser Blickwinkelbestimmung und sagt beileibe nichts über die menschliche Qualität und Intelligenz!). Ich erinnere mich an einen Nachbarn, einen Bauern, der mir die richtigen Insidertips gab und mich auf den Hintergrund der Geschichte von Jesus und die Sünderin brachte, als wir über alles diskutierten. Und es sieht alles danach aus, dass auch Jesus seine Informationen aus der Unterschicht erhielt, wenn er nicht auch weitgehend einer von ihnen war? (Berühmt ist hier die Bibelstelle aus Amos, ein so genannter kleiner Prophet (Amos, 7, 14): "Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehzüchter und ich ziehe Maulbeerfeigen." Hier legt jemand also ausdrücklich Wert darauf, nicht zu der Theologenschicht zu gehören - vermutlich um zu sagen, dass er noch einen gesunden Menschenverstand hat!)

Und wenn sich dann Leute aus einer bürgerlichen Geisteswissenschaftlerschicht über das hermachen, wovon sie keine Ahnung haben, dann kommt dabei natürlich zwangsläufig Blödsinn heraus...

Eine ganz schwierige Situation, ich weiß auch nicht, wie man die lösen soll. Vor allem haben die meisten "Bürgerlichen" zu allem auch noch eine Arroganz, die alles an ihnen abprallen lässt - wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie erst einmal mit Blindheit...

Jedenfalls habe ich das Stichwort basisreligion auf Ihre Mail hin noch einmal überarbeitet, vielleicht wird Ihnen jetzt klarer, um was es geht? Und ich rolle eben die ganze christliche Religion von "daher" auf, ich sehe, wie mir ein Pfarrer sagt, in Jesus ganz konsequent den Menschen und den Juden und nicht den Sohn Gottes und Christus, ich gehe also den Weg der Erkenntnisse im Zusammenhang mit Kerygma ganz konsequent weiter und halte das auch durch (wie mir ein anderer Theologe von sich aus bestätigte)! Und dabei bin ich recht bald auf den kriminologischen Ansatz gekommen: Jesus gegen die Mafia aus Halbwelt und Establishment!

Vielleicht noch etwas: Ich habe in so vielen Göttertempeln gestanden und nicht nur in Ruinen, sondern auch noch in noch funktionierenden bis hin nach Japan, und habe mich schließlich nur noch gewundert, auf was Menschen so alles kommen, um andere Menschen zu beherrschen und von ihnen zu leben... Natürlich überträgt "man" solche Verwunderungen schließlich auf jede Religion, auch auf die eigene. Nein, das kann es also nicht sein... Und sollte Jesus nicht ähnlich skeptisch gewesen sein, als er einerseits das ganze religiöse Brimborium und andererseits die Wirklichkeit in seiner Gesellschaftsschicht (und nicht nur in der) sah? Steckte also hinter der Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel gar noch mehr?

Sie kommen in Ihrer Website auf die These zu sprechen, ob Jesus Buddhist war, weil da einiges nach Aussagen Buddhas klingt. Nach meinen Recherchen war es vielmehr so, dass schon recht bald die bürgerlichen Theologen (und Theologen sind nun einmal immer bürgerlich!) den Jesus nicht verstanden hatten (s.o.) und aus diesem Unverständnis heraus ihm dann buddhistische Sachen unterschoben, ja so stellten sie sich eben eine richtige Religion vor - und manches, was Jesus sagte, klang ja auch so...

Ein anderes Problem, ob wir andere verstehen, betrifft natürlich auch das Problem, ob wir Männer überhaupt Frauen verstehen können.

Neigen wir Männer nicht oft dazu, Frauen für zickig oder einfach für dumm oder auch für raffiniert oder gar hinterhältig zu halten? Ob der Grund für ihr Verhalten nicht einfach der ist, dass wir sie von Anfang an nicht richtig einschätzen, was sie wollen, sie daher in die falsche Richtung schicken und sie schließlich nicht verstehen, wenn sie dann anfangen zu spinnen und zickig werden. Basisreligion geht jedenfalls davon aus, dass Frauen - wenigstens zunächst einmal - durch und durch moralisch sind '(im Sinn von wirklicher Moral) und Bedarf hätten nach einer Erziehung wie im Gespräch 40 von dem jungen Mädchen gefordert. Doch die wird ihnen eben verweigert mit allen entsprechenden Folgen.

Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut, als das Gespräch 5 ("Zwei Südamerikanerinnen und deren Probleme mit Männern"), das ich aus wenigen Bruchstücken, die mir erzählt worden waren, rekonstruiert hatte, auf die Resonanz stieß: "Woher weißt Du, genauso war´s!"

Anmerkung: Das Vertrackte ist natürlich, dass durch die Umfrisierung des Anliegens Jesu in einer ihm fremden bürgerlichen Schicht schließlich ihn auch nicht mehr diejenigen "aus seiner Schicht", für die er gesprochen hatte, verstehen - und sie die verfälschte Interpretation (und dann auch noch in Richtung Volksreligion) sogar noch zu ihrem Sinn des LEbens machen und diese - wenigstens zunächst einmal - auch noch bis aufs Blut verteidigen... (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)

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