FANATISMUS (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

 

FANATISMUS ist Dummheit plus Energie, sagte einmal der bekannte Kölner Dominikanerprediger Rochus Spieker (oder war´s Pater Leppich?)

Und wenn der Fanatismus ein religiöser ist, dann hängt er auch noch mit Arroganz und Pharisäertum zusammen. Fanatiker wissen einfach alles ganz genau und sind unfähig, auf die Argumente anderer einzugehen und eigene Argumente vorzubringen (vermutlich haben sie auch gar keine Argumente), vielleicht meinen sie auch, sie hätten das gar nicht nötig, weil sie alles ganz genau wissen. Im Grunde unterscheiden sie sich kein bisschen von den Hexenjägern und Inquisitoren vergangener Zeiten, die nicht ertragen können, wenn andere Menschen anders denken. Am liebsten würden sie alle Andersdenkenden ausmerzen: "Wenn schon Geldfälscherei mit dem Tode bestraft wird, um wie viel mehr haben dann diejenigen eine solche Strafe verdient, die das wichtigste, was wir haben, nämlich den Glauben, verfälschen? (frei zitiert aus dem "Hexenhammer", siehe Hexenwahn)".

 

Zu den wichtigsten Ursachen für solchen Fanatismus zählen vermutlich: 1. Erziehung über Ängste in der Kindheit zu Idealen, die allerdings nur auf einem über-ich-gesteuerten Gewissen beruhten, 2. Verstöße oder Sünden gegen das, was da anerzogen war, mit den entsprechenden schlechten Erfahrungen und Enttäuschungen und 3. schließlich Rückbesinnung auf die ursprünglichen Ideale (siehe Bekehrung) und Kampf für sie. Es bleibt allerdings der schale Beigeschmack der berühmten Leichen im Keller.

Oder im Klartext: Durch die Erziehung wurde alles Sexuelle grundsätzlich als schlecht und unrein abgestempelt und eine Reinheit für Gott und für Jesus propagiert. Das floß auch in die eigene Überzeugung zur Sexualität ein und des kam zu massiven Sexualängsten, schließlich hatte man ja sowieso Scham- und Ekelgefühle, wußte nichts Besseres und wollte ja zudem auch nach dem Tod in den Himmel und nicht in die Hölle kommen. Doch dann kam das Leben, das etwas anders war als das, auf das man vorbereitet war, und man verstieß gegen die bisherigen Ideale, man fiel sozusagen rein (siehe reinfallen) und kam damit nicht klar. Und jetzt erinnert man sich an das, was man in der Kindheit geglaubt hatte, empfindet das alles oder besser fast alles als richtig - bis auf ein, zwei Dinge, die einem als falsch ins Auge springen - und versucht, alles wieder gut zu machen, indem man genau dafür "fanatisch" kämpft und andere zu begeistern versucht. Dieser ein wenig veränderte Kinderglauben wird jetzt sozusagen zum Sinn des Lebens und diese "ein, zwei Dinge" zum größten Feind, denn die sind ja "Schuld" an allem. Und das kann etwa die bisherige Kirche sein (man landet dann etwa bei einer Sekte) oder auch eine ganz andere Religion, ein anderes Volk, eine andere "Rasse", was auch immer darunter zu verstehen ist. Wichtig ist nur, daß es irgendeine Beziehung zu der "Schuld" gibt - und wenn sie noch so konstruiert ist. Natürlich kann das auch der eigene Vater oder die eigene Mutter sein oder die ganze Sexualität überhaupt. Denn die sind ja schuld, daß man etwas in dem ansonsten "richtigen Konzept" falsch gemacht hatte. Daher sind fanatische Menschen mit irgendjemandem oder irgendetwas, das ihnen in ihrer Vergangenheit viel bedeutete, auch heillos verstritten.

Dabei wäre dieses Konzept, sich für etwas einzusetzen, was man als richtig erkannt hat, und gegen die Fehler dabei einzuschreiten, eigentlich gar nicht verwerflich, doch leider ist man natürlich wieder nicht realistisch, woher soll das Realitätsbewußtsein auch kommen, wenn es schon früher nicht da war? Und so ergeben sich die Dummheit und die Energie, von denen Rochus Spieker sprach. (Wörterbuch von basisreligion)