Wie diese
Verwirklichung in dieser Welt aussieht, mag ein Beispiel
belegen. Ich zitiere aus dem Buch "Opus Dei" von John L.
Allien (Deutsche Übersetzung, Weltbild 2006, S.101), wie
es der Besitzer einer kleinen Wäscherei in Lima/Peru
sieht und praktiziert: "Bevor ich dem Opus Dei beitrat,
ließ ich öfter beim Reinigen von Hemden in der Wäscherei
meines Vaters kleine Flecken durchgehen, vor allem, wenn
sie unter dem Kragen oder an sonstigen schwer
erreichbaren Stellen waren. Das war eine zu mühsame
Arbeit, und ich sagte mir immer, falls sich jemals
jemand darüber beschweren sollte, hätte ich immer die
Ausrede, dass ich den Flecken übersehen hätte. Aber nach
meinem Beitritt zum Opus Dei nehme ich das viel ernster,
Ich versuche, alle Flecken herauszubringen, auch wenn
sie noch so klein und schwer zu erkennen sind. Mir ist
jetzt klar, dass ich das Hemd nicht nur für den Kunden
reinige, sondenr auch für Gott." Diese Einstellung
ist mir eigentlich sympathisch, wenn sie vielleicht auch
etwas übertrieben ist. (Siehe dazu die Verfluchung der
Pharisäer und Schriftgelehrten bei Math. 23,23: "Ihr
gebt den Zehnten von Dill, Minze und Kümmel...., doch
das Wichtigste im Gesetz...lasst Ihr außer acht..."):
Und so versuche ich, sie auf das Gebiet des Glaubens und
der (Sexual-) Moral zu übertragen, ein m. E. für unsere
Religion wichtigeres Gebiet als die Fleckenreinigung in
einer Wäscherei. Dürfen wir also einen Glauben
verkünden, von dem wir genau wissen, dass er im Prinzip
eine spätantike Mysterienreligion
ist und nichts oder allenfalls kaum etwas mit dem
wirklichen Jesus zu tun hat? John L. Allen schreibt (auf
S. 468), dass die entscheidende Testfrage (an einen
Beitrittswilligen) lautet: " `Kann das, was die Kirche
lehrt, gelegentlich falsch sein?´ Und wenn ein Katholik
mit `Ja´antwortet, dürfte er oder sie sich im Opus Dei
fehl am Platz fühlen..". Ja, was ist nun richtig, wie
soll sich hier jemand verhalten, der sich
ansonsten den Zielen von Opus Dei verbunden fühlt? Oder
auch: Dürfen wir eine (Sexual-)Moral
lehren, von der wir zumindest aus Erfahrung wissen, dass
sie im Endeffekt nur eine dilettantische und
psychopathische Scheinmoral ist und nur unter
glücklichen Bedingungen oder mit viel Aufwand
funktioniert und die den meisten heutigen Menschen
unzugänglich ist? Müssen wir hier nicht sogar etwas
machen? Hier wäre doch eine Aufgabe einer religiösen
Gemeinschaft, in der Laien gleichberechtigt mit
Klerikern sind, die von daher sich für eine Entmönchung unseres Glaubens
einsetzen könnte – oder sollte. Ja, wenn eine hohe
Sexualmoral, die auch funktioniert, nicht ein
Grundanliegen unseres katholischen/christlichen Glaubens
ist, für die eine Entmönchung nun wirklich dringend
nötig wäre! Opus Dei ist nun "gegen Abtreibung" und
"gegen Empfängnisverhütung", das wird auch immer wieder
betont. So weit, so gut. Wenn ich mich jedoch an meinen
Kinder- oder Jugendkatechismusunterricht erinnere, gilt
gerade auch vorehelicher und außerehelicher Geschlechtsverkehr als
Sünde, je nachdem auch als schwere Sünde. Der tiefere
Sinn dieser "Gebote" ist doch die echte Monogamie, dass also
Geschlechtsverkehr nur mit einem einzigen Partner
stattfindet (ausgenommen bei Verwitwung). Es sieht nun
so aus, als ob Opus Dei zwar gegen Abtreibung und Empfängnisverhütung,
jedoch nicht wirklich für eine konseqente und allgemein
akzeptierbare Sexualmoral ist, bei der auch Ehe und
Geschlechtsverkehr tatsächlich als Einheit gesehen wird.
Jedenfalls gibt es kein Konzept, das auch wirklich
funktioniert, dass also auch Opus Dei hier die typischen
"halben Sachen" macht. Ich
habe nicht nur einmal gehört, dass es in Spanien selbst
in gutbürgerlichen Kreisen üblich ist, dass ein Vater
seinem herangewachsenen Sohn 50 € (oder was es gerade
kostet) in die Hand drückt, womit er in ein Bordell
gehen soll, um sich dort von einer Prostituierten "aufklären"
und "in die Liebe einweisen" zu lassen, damit er weiß,
"wie es geht". Es sieht alles danach aus, als ob auch
Opus Dei hier eine typische spanische Institution ist,
von der dieses "spanische Verfahren" mehr oder weniger
stillschweigend akzeptiert wird. Im Sinne einer wirklich
katholischen Sexualmoral ist das jedoch völlig
unakzeptabel, so geht es einfach nicht. Zudem wird Sexualität
zwangsläufig fortan als etwas gesehen, was mit
Prostitution zu tun hat. Damit verkorksen
solche Praktiken auch nachhaltig einen unbefangenen
Umgang mit der Sexualität und mit dem eigenen und erst
recht mit dem anderen Geschlecht. Ja, wenn die
Opus-Dei-Anhänger nun diese "halben Sachen" wirklich
überwinden wollten, würden sie gewiss recht bald merken,
dass sie mit unserem derzeitigen Mysterienreligionjesus
nicht weit kommen und dass sie zu einem anderen Jesus finden müssten. Dabei würden sie
wohl durchaus auf den Jesus
kommen, wie er in dieser Website herausgearbeitet ist. Auf diese
Weise stehe ich vermutlich mit guten und auch noch
sehr katholischen Gründen dann doch sehr im
Gegensatz zu den Ideen des Opus Dei. Allerdings verweist
John L. Allien in seinem Opus-Dei-Buch auch wieder auf
ein Zitat des englischen Kardinals John Henry Newman,
dass es eine Dogmenentwicklung geben müsse, weil Leben
nun einmal auch sich ändern heißt und weil vollkommen
also heißt, sich oft geändert zu haben: "Wenn man die
kirchliche Lehre ab einem bestimmten Punkt ihrer
Entwicklung `einfriere´, laufe man Gefahr, aus der
Formulierung einer Lehre, die auch nach vielen
Veränderungen immer noch nicht den Zustand einer
Vollkommenheit erreicht habe, ein Idol zu machen." (S.
350) Die Umsetzung in
die Praxis ist immer das Problem! Sie soll ja einerseits
den Menschen nachhaltig verbessern und andererseit auch
ein leuchtendes Zeichen sein für Außenstehende. Opus Dei
hat sich etwa engagiert, Studenten, die in Köln
studieren, ein Heim zu geben, nach Geschlechtern
getrennt, also in zwei Häusern an ganz verschiedenen
Orten im Westen Kölns. So weit so gut – nur ist das
alles sehr normal und brav und nicht weiter auffällig,
eine echte und bewusste Sexualmoral steckt da ja wohl
nicht dahinter und ein leuchtendes Zeichen für andere
Studenten ist es schon gar nicht. Ja, was wäre denn ein
"leuchtendes Zeichen" für andere Studenten und überhaupt
für andere Menschen? Ich erinnere mich
hier an eine Bekannte, die als Studentin in einem
gemischtgeschlechtlichen katholischen Studentenheim
gewohnt hatte. Hier hatte sie dann auch ihre ersten
sexuellen Erfahrungen mit einem Mitbewohner des Hauses,
und es waren traumatische Erfahrungen, die sich auf ihr
weiteres Leben sehr negativ auswirkten. Ich habe nun ein
wenig nachgefragt, nein, ein Konzept, wie die Liebe
sinnvoll anzufangen wäre, hatte sie nun wirklich nicht,
da waren nur einige Kenntnisse der "Biologie der
Vermehrung" und ansonsten Tabus und Halbwissen. Ja, was
wäre, wenn sie ein Konzept a la "Habt zuerst einmal
schöne Paradieserlebnisse" gehabt hätte? Ja was wäre
gewesen, wenn alle Studenten in dem Haus ein solches Konzept gehabt hätten? Ja wenn
die Studenten nur mit der Kenntnis eines solchen
Konzepts und mit dem Versprechen, sich auch daran zu
halten, in das Studentenheim aufgenommen worden wären?
Ich denke, ein solches Verfahren nach dem Motto "Wir
sind ja nicht eng und verklemmt und leibfeindlich, doch
irgendwie müssen wir in einem christlichen Haus schon
ein christliches Leben führen..." wäre doch wirklich
angemessen und zulässig. Erwartet man etwas in dieser
Richtung nicht auch von einem katholischen
Studentenheim? Das wäre doch den
jungen Leuten zumutbar und würde gewiss auch von ihnen
voll akzeptiert werden. Ich wiederhole: Sie müssen
natürlich wissen, worum es geht, doch das ließe sich ja
machen. Und das würde sich
auch mit Sicherheit herumsprechen – und würde so etwas wie ein
leuchtenes katholisches Markenzeichen werden. Wäre so etwas nicht
für Opus-Dei-Studentenheime statt die platte Trennung
nach Geschlechtern, die ja nicht unbedingt etwas hilft? Da ist auch noch
etwas: Mitgleder des Opus Dei müssen – je nach Rang – ein gewisses Pensum an religiösen
Riten erfüllen. Dazu gehört vor allem der tägliche
Besuch der hl. Mssse und das tägliche Rosenkranzgebet.
Alles schön und gut, doch ob solche "Übungen" wirklich
nötig sind? Nehmen wir einmal an, es ginge einem
Kaufmann, der in einer Vielgötterreliigion lebt, um
einen geschäftlichen Erfolg mit einer bestimmten
Erfindung. Würden wir uns nicht amüsieren, wenn er
irgendwelche Frömmigkeitsübungen machte, mit denen er
seinen Gott des Handels sich für seinen geschäftlichen
Erfolg ihm wohlgefällig machen wollte? Würde sein Erfolg
nicht viel mehr davon abhängen, wie gut und nützlich
seine Erfindung für andere und wie er von seiner
Erfindung überzeugt wäre und wie er sich für diese
Erfindung engagiert? Natürlich kann eine Gebet nie schaden, günstige
Möglichkeiten zu sehen und kreativ zu sein, doch
irgendwelche Frömmigkeitsübungen ohne diesen
"Hintergedanken", also "einfach so", wäre das nicht eher
irrationaler unsinniger Aberglaube? Würden solche
Frömmigkeitsübungen schließlich nicht heißen, dass unser
Kaufmann seinen Gott zwingen möchte, ihm den erwünschten
Dienst zu leisten und zum geschäftlichen Erfolg zu
helfen? Und jetzt wieder zu uns in unserem christlichen
Glauben: Wo bliebe hier nach unserer christlichen
Glauben etwa unser Umgang mit Gott gemäß der Vaterunserbitte "Dein Wille
geschehe"? Diese Bitte hat ja nun wirklich nichts damit
zu tun, Gott zwingen zu wollen, sondern demütig zu
erforschen, ob das, was wir wollen, auch Gottes Wille
sein könnte. Und darum sollten wir uns kümmern - und es
dabei bleiben lassen. Ich denke, eine
Gewissenserforschung in dieser Richung reicht völlig aus
–
um sich je nachdem zu korrigieren oder um weiter zu
machen. Die Website von Opus Dei ist www.opusdei.org. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |