OPUS DEI (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)


OPUS DEI
ist eine Art Orden (genauer "Personalprälatur") in der katholischen Kirche, der 1928 von Josemaria Escrivá de Balaguer y Albás, einem spanischen Priester, gegründet wurde und inzwischen rund 85 000 Mitglieder aus allen sozialen Schichten in mehr als 80 Ländern zählt. Opus-Dei-Leute haben es sich zur Aufgabe gemacht, durch eine ganz besondere  Verwirklichung des katholischen Glaubens im Alltag dieser Welt auch dem Glauben selbst wieder mehr Geltung zu verschaffen. Dabei geht es immer um den traditionellen Glauben, weil  nach Meinung der Anhänger alle Neuerungen nur eine Verwässerung bedeuten und wirklichem katholischen Glauben schaden. Moderne Bibelauslegung (siehe etwa Entmythologisierung) ist für Opus-Dei-Leute ein Greuel.

Wie diese Verwirklichung in dieser Welt aussieht, mag ein Beispiel belegen. Ich zitiere aus dem Buch "Opus Dei" von John L. Allien (Deutsche Übersetzung, Weltbild 2006, S.101), wie es der Besitzer einer kleinen Wäscherei in Lima/Peru sieht und praktiziert: "Bevor ich dem Opus Dei beitrat, ließ ich öfter beim Reinigen von Hemden in der Wäscherei meines Vaters kleine Flecken durchgehen, vor allem, wenn sie unter dem Kragen oder an sonstigen schwer erreichbaren Stellen waren. Das war eine zu mühsame Arbeit, und ich sagte mir immer, falls sich jemals jemand darüber beschweren sollte, hätte ich immer die Ausrede, dass ich den Flecken übersehen hätte. Aber nach meinem Beitritt zum Opus Dei nehme ich das viel ernster, Ich versuche, alle Flecken herauszubringen, auch wenn sie noch so klein und schwer zu erkennen sind. Mir ist jetzt klar, dass ich das Hemd nicht nur für den Kunden reinige, sondenr auch für Gott."

Diese Einstellung ist mir eigentlich sympathisch, wenn sie vielleicht auch etwas übertrieben ist. (Siehe dazu die Verfluchung der Pharisäer und Schriftgelehrten bei Math. 23,23: "Ihr gebt den Zehnten von Dill, Minze und Kümmel...., doch das Wichtigste im Gesetz...lasst Ihr außer acht..."): Und so versuche ich, sie auf das Gebiet des Glaubens und der (Sexual-) Moral zu übertragen, ein m. E. für unsere Religion wichtigeres Gebiet als die Fleckenreinigung in einer Wäscherei. Dürfen wir also einen Glauben verkünden, von dem wir genau wissen, dass er im Prinzip eine spätantike Mysterienreligion ist und nichts oder allenfalls kaum etwas mit dem wirklichen Jesus zu tun hat? John L. Allen schreibt (auf S. 468), dass die entscheidende Testfrage (an einen Beitrittswilligen) lautet: " `Kann das, was die Kirche lehrt, gelegentlich falsch sein?´ Und wenn ein Katholik mit `Ja´antwortet, dürfte er oder sie sich im Opus Dei fehl am Platz fühlen..". Ja, was ist nun richtig, wie soll  sich hier jemand verhalten, der sich ansonsten den Zielen von Opus Dei verbunden fühlt? Oder auch: Dürfen wir eine (Sexual-)Moral lehren, von der wir zumindest aus Erfahrung wissen, dass sie im Endeffekt nur eine dilettantische und psychopathische Scheinmoral ist und nur unter glücklichen Bedingungen oder mit viel Aufwand funktioniert und die den meisten heutigen Menschen unzugänglich ist? Müssen wir hier nicht sogar etwas machen? Hier wäre doch eine Aufgabe einer religiösen Gemeinschaft, in der Laien gleichberechtigt mit Klerikern sind, die von daher sich für eine Entmönchung unseres Glaubens einsetzen könnte oder sollte.

Ja, wenn eine hohe Sexualmoral, die auch funktioniert, nicht ein Grundanliegen unseres katholischen/christlichen Glaubens ist, für die eine Entmönchung nun wirklich dringend nötig wäre! Opus Dei ist nun "gegen Abtreibung" und "gegen Empfängnisverhütung", das wird auch immer wieder betont. So weit, so gut. Wenn ich mich jedoch an meinen Kinder- oder Jugendkatechismusunterricht erinnere, gilt gerade auch vorehelicher und außerehelicher Geschlechtsverkehr als Sünde, je nachdem auch als schwere Sünde. Der tiefere Sinn dieser "Gebote" ist doch die echte Monogamie, dass also Geschlechtsverkehr nur mit einem einzigen Partner stattfindet (ausgenommen bei Verwitwung). Es sieht nun so aus, als ob Opus Dei zwar gegen Abtreibung und Empfängnisverhütung, jedoch nicht wirklich für eine konseqente und allgemein akzeptierbare Sexualmoral ist, bei der auch Ehe und Geschlechtsverkehr tatsächlich als Einheit gesehen wird. Jedenfalls gibt es kein Konzept, das auch wirklich funktioniert, dass also auch Opus Dei hier die typischen "halben Sachen" macht. Ich habe nicht nur einmal gehört, dass es in Spanien selbst in gutbürgerlichen Kreisen üblich ist, dass ein Vater seinem herangewachsenen Sohn 50 € (oder was es gerade kostet) in die Hand drückt, womit er in ein Bordell gehen soll, um sich dort von einer Prostituierten "aufklären" und "in die Liebe einweisen" zu lassen, damit er weiß, "wie es geht". Es sieht alles danach aus, als ob auch Opus Dei hier eine typische spanische Institution ist, von der dieses "spanische Verfahren" mehr oder weniger stillschweigend akzeptiert wird. Im Sinne einer wirklich katholischen Sexualmoral ist das jedoch völlig unakzeptabel, so geht es einfach nicht. Zudem wird Sexualität zwangsläufig fortan als etwas gesehen, was mit Prostitution zu tun hat. Damit verkorksen solche Praktiken auch nachhaltig einen unbefangenen Umgang mit der Sexualität und mit dem eigenen und erst recht mit dem anderen Geschlecht. Ja, wenn die Opus-Dei-Anhänger nun diese "halben Sachen" wirklich überwinden wollten, würden sie gewiss recht bald merken, dass sie mit unserem derzeitigen Mysterienreligionjesus nicht weit kommen und dass sie zu einem anderen Jesus finden müssten. Dabei würden sie wohl durchaus auf den Jesus kommen, wie er in dieser Website herausgearbeitet ist.

Auf diese Weise stehe ich vermutlich mit guten und auch noch sehr katholischen Gründen dann doch sehr im Gegensatz zu den Ideen des Opus Dei.

Allerdings verweist John L. Allien in seinem Opus-Dei-Buch auch wieder auf ein Zitat des englischen Kardinals John Henry Newman, dass es eine Dogmenentwicklung geben müsse, weil Leben nun einmal auch sich ändern heißt und weil vollkommen also heißt, sich oft geändert zu haben: "Wenn man die kirchliche Lehre ab einem bestimmten Punkt ihrer Entwicklung `einfriere´, laufe man Gefahr, aus der Formulierung einer Lehre, die auch nach vielen Veränderungen immer noch nicht den Zustand einer Vollkommenheit erreicht habe, ein Idol zu machen." (S. 350)

Die Umsetzung in die Praxis ist immer das Problem! Sie soll ja einerseits den Menschen nachhaltig verbessern und andererseit auch ein leuchtendes Zeichen sein für Außenstehende. Opus Dei hat sich etwa engagiert, Studenten, die in Köln studieren, ein Heim zu geben, nach Geschlechtern getrennt, also in zwei Häusern an ganz verschiedenen Orten im Westen Kölns. So weit so gut nur ist das alles sehr normal und brav und nicht weiter auffällig, eine echte und bewusste Sexualmoral steckt da ja wohl nicht dahinter und ein leuchtendes Zeichen für andere Studenten ist es schon gar nicht. Ja, was wäre denn ein "leuchtendes Zeichen" für andere Studenten und überhaupt für andere Menschen?

Ich erinnere mich hier an eine Bekannte, die als Studentin in einem gemischtgeschlechtlichen katholischen Studentenheim gewohnt hatte. Hier hatte sie dann auch ihre ersten sexuellen Erfahrungen mit einem Mitbewohner des Hauses, und es waren traumatische Erfahrungen, die sich auf ihr weiteres Leben sehr negativ auswirkten. Ich habe nun ein wenig nachgefragt, nein, ein Konzept, wie die Liebe sinnvoll anzufangen wäre, hatte sie nun wirklich nicht, da waren nur einige Kenntnisse der "Biologie der Vermehrung" und ansonsten Tabus und Halbwissen. Ja, was wäre, wenn sie ein Konzept a la "Habt zuerst einmal schöne Paradieserlebnisse" gehabt hätte? Ja was wäre gewesen, wenn alle Studenten in dem Haus ein solches Konzept gehabt hätten? Ja wenn die Studenten nur mit der Kenntnis eines solchen Konzepts und mit dem Versprechen, sich auch daran zu halten, in das Studentenheim aufgenommen worden wären? Ich denke, ein solches Verfahren nach dem Motto "Wir sind ja nicht eng und verklemmt und leibfeindlich, doch irgendwie müssen wir in einem christlichen Haus schon ein christliches Leben führen..." wäre doch wirklich angemessen und zulässig. Erwartet man etwas in dieser Richtung nicht auch von einem katholischen Studentenheim?

Das wäre doch den jungen Leuten zumutbar und würde gewiss auch von ihnen voll akzeptiert werden. Ich wiederhole: Sie müssen natürlich wissen, worum es geht, doch das ließe sich ja machen.

Und das würde sich auch mit Sicherheit herumsprechen und würde so etwas wie ein leuchtenes katholisches Markenzeichen werden.

Wäre so etwas nicht für Opus-Dei-Studentenheime statt die platte Trennung nach Geschlechtern, die ja nicht unbedingt etwas hilft?

Da ist auch noch etwas: Mitgleder des Opus Dei müssen je nach Rang ein gewisses Pensum an religiösen Riten erfüllen. Dazu gehört vor allem der tägliche Besuch der hl. Mssse und das tägliche Rosenkranzgebet. Alles schön und gut, doch ob solche "Übungen" wirklich nötig sind? Nehmen wir einmal an, es ginge einem Kaufmann, der in einer Vielgötterreliigion lebt, um einen geschäftlichen Erfolg mit einer bestimmten Erfindung. Würden wir uns nicht amüsieren, wenn er irgendwelche Frömmigkeitsübungen machte, mit denen er seinen Gott des Handels sich für seinen geschäftlichen Erfolg ihm wohlgefällig machen wollte? Würde sein Erfolg nicht viel mehr davon abhängen, wie gut und nützlich seine Erfindung für andere und wie er von seiner Erfindung überzeugt wäre und wie er sich für diese Erfindung engagiert? Natürlich kann eine Gebet nie schaden, günstige Möglichkeiten zu sehen und kreativ zu sein, doch irgendwelche Frömmigkeitsübungen ohne diesen "Hintergedanken", also "einfach so", wäre das nicht eher irrationaler unsinniger Aberglaube? Würden solche Frömmigkeitsübungen schließlich nicht heißen, dass unser Kaufmann seinen Gott zwingen möchte, ihm den erwünschten Dienst zu leisten und zum geschäftlichen Erfolg zu helfen? Und jetzt wieder zu uns in unserem christlichen Glauben: Wo bliebe hier nach unserer christlichen Glauben etwa unser Umgang mit Gott gemäß der Vaterunserbitte "Dein Wille geschehe"? Diese Bitte hat ja nun wirklich nichts damit zu tun, Gott zwingen zu wollen, sondern demütig zu erforschen, ob das, was wir wollen, auch Gottes Wille sein könnte. Und darum sollten wir uns kümmern - und es dabei bleiben lassen.

Ich denke, eine Gewissenserforschung in dieser Richung reicht völlig aus um sich je nachdem zu korrigieren oder um weiter zu machen.

Die Website von Opus Dei ist www.opusdei.org.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)