HOMO-EHE. Die Problematik
wird besonders deutlich in der Frage der Adoption von Kindern. Zwei Beiträge vom
2. 7. 2004 in der WELT bieten sich hier zur "Debatte" an.
1. Adoption in der "Homo-Ehe" - Pro
von Mariam Lau
Eine Frau trennt sich nach, sagen wir, zehn Jahren Ehe von ihrem Mann und
beschließt, Lesbe zu werden. Enttäuschung ist im Spiel, Ärger, Wut, und
schließlich auch noch ein Kind von acht Jahren. Nach einigen chaotischen Wochen
und Monaten zieht die Freundin zu der allein Erziehenden. Alle sehnen sich nach
einer Art "Normalität", vor allem das Kind, gleichzeitig ist ein Zurück zur
alten Konstellation Vater, Mutter, Kind allen unmöglich, auch dem Mann, der
inzwischen ebenfalls eine neue Freundin gefunden hat In der alten Schule wurde
das Kind gehänselt, in der neuen nicht, da gibt es noch ganz andere chaotische
Lebensverhältnisse. Die Sache zwischen den beiden Frauen beginnt Form
anzunehmen. Man will zusammenbleiben, in guten wie in schlechten Tagen, man
will, dass das Ganze Hand und Fuß hat, auch nach dem Tod der einen oder der
anderen, und dass die Familie womöglich sogar mit dem neuen Paar darauf anstößt.
An diesem Fall, der vielleicht - für die winzige Gruppe von Leuten, über die wir
hier reden - recht typisch ist, kann man allerhand unangenehm finden. Das
Aufwachsen ohne Vater (obwohl, wer sagt, dass er gänzl ich aus dem Bild
verschwinden muss?) ist für Kinder ein Unglück, mit dem sie so fertig werden,
wie man mit Unglück nun einmal fertig wird: Ersatzväter suchen, Bauchschmerzen
haben, Kämpfe mit der eingezogenen Lebenspartnerin ausfechten, drüber wegkommen,
nicht drüber wegkommen. Sicher, Vater, Mutter, Kind und die dampfenden Spaghetti
in der Mitte sind das Ideal; aber wer es nicht bekommen kann, weil das Leben ihm
nun einmal nichts dergleichen ausgeteilt hat, soll an den Katzentisch? Sollen
wir dann auch die Scheidung wieder verbieten oder das Alleinerziehen?
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http://www.welt.de/data/2004/07/02/299548.html
2. Adoption in der "Homo-Ehe" - Contra von Guido Heinen
Was muss ein Kind mit sich machen lassen? Sehr viel, denn auf die meisten
Umstände seines Lebens hat es keinen Einfluss. Und der besonders geschützte
Bereich der Familie bedeutet auch für den Staat, dass er sich nur in extremen
Fällen, etwa bei elterlicher Gewalt oder Verwahrlosung, einmischen darf. Aber
muss ein Kind wirklich erdulden, dass dieser Staat es zulässt, dass ihm sein
Recht auf eine gesetzlich geschützte Beziehung zu seinen eigenen Eltern genommen
wird? Kinder haben das Recht auf einen Vater und eine Mutter - beides haben sie
von Natur aus, und sie behalten sie bis zum Tode der Eltern. Dies gilt auch für
die Mehrheit jener kleinen Zahl von Kindern, deren eines homosexuelles
Elternteil in einer neuen Beziehung mit einem anderen lebt.
Die Empirie über die Entwicklung von Kindern aus homosexuellen Partnerschaften
ist dünn. Sie erfolgte bisher zudem oft vor einem sexualrevolutionären
Hintergrund, der die Ehe als Resultat überkommener Rollen missverstand. Sehr
wohl aber gibt es Untersuchungen über Entwicklungsstörungen beim Kind, dem ein
Elternteil fehlt; seit Freud sind sie Legion in der psychoanalytischen und
pädagogischen Literatur. Jeder Mensch braucht für ein seelisch gesundes
Aufwachsen Vater und Mutter. Die Tatsache, dass viele Ehen zu Bruch gehen,
belegt nicht das Gegenteil.
Allerdings wurde dies bisher in der Politik systematisch kaum wahrgenommen,
passte es doch nicht in ein Bild von Partnerschaft, das eine Ehescheidung nicht
als Scheitern, sondern das "Patchwork" als Befreiung, als Selbstverwirklichung
wertete.
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Vollständige Url des Artikels:
http://www.welt.de/data/2004/07/02/299546.html
Kommentar von basisreligion: Die
christlichen Kirchen sind gefragt - aber gewiss nicht, indem sie nach dem
Gesetz
schreien!
Der demokratische Staat hat die
Aufgabe, seinen Bürgern zu helfen, dass sie so leben können, wie sie wollen und
dafür zu sorgen, dass alles in einem geordneten Rahmen geschieht, damit niemand
geschädigt wird, jedenfalls nicht mehr als unbedingt nötig. Ansonsten hat er
sich zurückzuhalten. Schließlich tragen ja die Bürger den Staat, wählen die
Regierung, zahlen Steuern und so haben sie
zumindest in gewisser Weise auch Anspruch darauf, nicht bevormundet zu werden
und schon gar nicht mit Lebenskonzepten, die nicht ihre sind.
Man kann den Aufhänger vom Partnerwechsel, mit dem
Frau Lau ihren Kommentar beginnt, als Selbstverwirklichung einer mündig
gewordenen Frau ansehen, man kann ihn aber auch als Schlussstrich und
Neuanfang einer nicht gelungenen
Beziehung einstufen, was sie sich alles hätte besser
sparen können. Gut, bei der geschilderten Beziehung ist die Lösung der Frau
vielleicht die beste, doch es kann ja sein, dass sie sich eigentlich in ihrem
Leben etwas anderes vorgestellt hatte und jetzt auch für ihr Kind etwas anderes
wünscht.
Und hier ist die
Religion gefragt, denn die hat hier doch ganz andere
Möglichkeiten! Was wäre, wenn die Kirchen endlich einmal hier ihre Aufgabe
sehen, dass junge Menschen von Anfang an ethische Vorstellungen und Konzepte im
Hinblick auf Sexualität und
Partnerschaft mitbekommen und
Lebenskonzepte entwickeln können, und diese in
ihrem Leben auch
anpacken! Dann können wir ja sehen, ob es die ganze Problematik
Homosexualität überhaupt noch gibt und damit die
Problematik der Adoption von Kindern in "Homo-Ehen".
Es müssen ja nicht etwa gleich alle
christlichen Kirchen gleichzeitig mit ihren
fragwürdigen Versuchen aufhören, immer nur Gläubige zu produzieren, und
stattdessen anfangen, die Menschen zur Freiheit und
zur Emanzipation zu führen (wie das vermutlich
der wirkliche Jesus viel eher wollte!), es reicht ja, wenn die eine oder die
andere damit anfängt. Und die Eltern könnten ja nun einmal für ihre Kinder die
Kirche nicht nach der Tradition auswählen, sondern
nach den Gesichtspunkten, wo die Kinder ihrer Meinung nach am besten die
Ergänzung mitbekommen zu ihren eigenen Bemühungen um das Wohl der Kinder, damit
diese auch wirklich so leben können und damit glücklich werden, wie es sich die
Eltern vorstellen und auch die Kinder, wenn sie nur einmal zum Nachdenken
kommen.
(Wörterbuch von
basisreligion und basisdrama)
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