EUPHEMISMUS. Unter der Überschrift "Wozu wir die Berater brauchen" kommt Konrad Adam in der Welt vom 9. Februar 2004 auf eine immer wieder moderne Methode der Augenwischerei - oder besser der Lüge - zu sprechen, die unter Euphemismus bekannt ist: Man gibt einer mißlichen Sache einfach einen schönen Namen und kann damit im Grunde alles beim Alten lassen. Je unzulänglicher die Wirklichkeit, desto lebhafter das Bedürfnis, sie hinter großen Worten zu verstecken. Vom ursprünglichen
Sinn solcher Namensgebung ist "aber nicht viel übrig
geblieben ist. Den Griechen beispielsweise galt das
Schwarze Meer als stürmisch und gefährlich; die wilden
Stämme, die an seinen Küsten lebten, standen im Ruf, roh
und ungastlich zu sein. Eben deswegen hieß das Schwarze
bei den Griechen das Gastliche Meer: sie wollten das
Unglück durch Aussprechen des fatalen Namens nicht
berufen. Der Euphemismus war ein Mittel, die Wahrheit
kenntlich zu machen, ohne sie auszusprechen. Besonders ärgerlich ist, wenn die Botschaft Jesu auch noch im Hinblick auf unsere Wirklichkeit derart pervertiert wird. Die Begriffe Sittenverfall und menschliche Enttäuschungen werden nicht einmal mehr positiv ausgedrückt, sie interessieren einfach nicht mehr. Und wer meint, daß wir hier etwas tun müssen, dem wird vorgeworfen, daß eine Beschäftigung damit doch nun wirklich nicht das Wesen des Christentums sei, denn das sei doch die Transzendenz. Und wenn Menschen sich nicht mit den Beziehungskisten ihnen nahe stehender Menschen abfinden können, dann wird ihnen vorgeworfen, daß sie das Liebesgebot nicht begriffen hätten und also auch nicht richtige Christen seien. Und wenn die Menschen dem Glauben den Rücken kehren, so ist das dann das Gesundschrumpfen auf eine Kerngemeinde oder eine "kleine Schar der Auserwählten"... Natürlich, dann braucht man sich nicht mehr um die Entfremdung unseres Glaubens hin zu einer typischen Priesterreligion zu kümmern. Jedenfalls ist das alles die bequemste Methode, die Not der Menschen und das Anliegen des (historischen) Jesus zu verdrängen, siehe auch Etikettenschwindel. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |